Santorin: Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Schwarmbeben bei Santorin geht etwas abgeschwächt weiter – Möglicherweise Bodenhebung festgestellt

Der Erdbebenschwarm nordöstlich der griechischen Insel Santorin geht weiter, allerdings werden nicht mehr die Spitzenmagnituden von gestern erreicht, die Beben sind alle kleiner als M 5,0. Das sind allerdings normale Variationen eines Erdbebenschwarms und bedeutet nicht, dass die Gefahr, dass stärkere Erdbeben entstehen könnten, vorbei ist. Nach wie vor ist es ungewiss, was für den Erdbebenschwarm verantwortlich ist, und man diskutiert, ob es tektonische Erdbeben sind oder ob sie durch unterirdische magmatische Aktivität ausgelöst werden. Sollte letzteres der Fall sein, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Starkbebens gering, doch dafür könnte ein submariner Vulkanausbruch drohen.

Von Wissenschaftlern bislang unbestätigt sind Berichte in den sozialen Medien, nach denen sich der Meeresspiegel in der Region scheinbar absenkte. Scheinbar, weil sich der Meeresspiegel außerhalb der normalen Gezeiten und bei bestimmten Wetterlagen nicht einfach so absenkt. Im Umkehrschluss kann es also zu einer Hebung der Küstenlinien gekommen sein, die vor allem entlang der Küste der kleinen Insel Anydros sichtbar geworden ist. Gestern Abend lag Anydros im Zentrum des Erdbebenclusters. Auf Fotos ist zu sehen, dass die üblichen Wasserstandsmarkierungen 30 bis 40 Zentimeter über der aktuellen Wasserlinie liegen. In dem zugehörigen Bericht von „Meteo Hellas“, der in unserer FB-Gruppe geteilt wurde, heißt es dann, dass sich seit August letzten Jahres der Boden um 3 Zentimeter hob, während sich die Distanz zwischen Santorin und Anydros um 4 Zentimeter vergrößerte. Demnach gibt es offenbar eine messbare Bodendeformation, die nun mit dem Schwarmbeben in Verbindung gebracht wird.  Bodenhebungen können ihren Ursprung freilich auch in tektonischen Bewegungen finden, doch meistens kommt so etwas in vulkanisch aktiven Gebieten infolge einer Magmenakkumulation zustande. Aber wie gesagt, diese Informationen stammen aus sozialen Medien und sind noch nicht von offizieller Seite bestätigt.

Bestätigt ist hingegen, dass inzwischen gut 2/3 der Bewohner von Santorin geflüchtet sind und ihre Insel verlassen haben. Zudem kam es durch die stärkeren Erdbeben gestern zu Steinschlägen, von denen auch der bekannte „Rote Strand“ betroffen war. Auch wenn man verhältnismäßig schnell von offizieller Seite reagierte, gab es im Vorfeld offenbar keine vernünftig ausgearbeiteten Notfallpläne für so einen Fall wie jetzt. Anwohner und Touristen waren ebenfalls nicht hinreichend darüber aufgeklärt, was auf einer Insel wie Santorin passieren könnte.

Last but not least, scheinen die griechischen Forscher nicht vorbereitet gewesen zu sein und man wurde quasi kalt erwischt, obwohl man in einem seismisch und vulkanisch aktiven Gebiet lebt. Ich denke, die hochgepokerten Immobilienpreise dürften hier in nächster Zeit fallen.

Campi Flegrei: Stärkster Erdbebenschwarm des Jahres

Neuer Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,1

Datum 05.02.25 | Zeit: 07:52:02 UTC | Koordinaten: 40.8293 ; 14.1517 | Tiefe: 2,7 km | Mb 3,1

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei verteidigt seinen Titel des mächtigsten Vulkans Europas gegenüber den griechischen Mitbewerbern Santorin und Kolumbos, indem er heute Morgen mit dem stärksten Erdbebenschwarm in diesem Jahr anfing. Die Epizentren konzentrieren sich auf den zu Pozzuoli gehörenden Stadtteil Pisciarelli, der östlich des Solfatarakraters liegt und für seine stark tätige Fumarole gleichen Namens bekannt ist. Bis jetzt besteht der Schwarm aus mehr als 90 Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 2,7 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben brachte es auf Mb 2,6. Die Beben konzentrieren sich auf ein Areal in der Nähe der Pisciarelli-Fumarole und dürften mit Gesteinsbruch infolge von Fluidaufstieg entlang des Risssystems in Verbindung stehen, auf dem auch die Fumarole liegt. Schwächere Erschütterungen streuen über einen weiteren Bereich im Golf von Pozzuoli und bis an die Stadtgrenze zu Neapel.

Die beiden stärksten Beben konnten von den Anwohnern gespürt werden. Eine Bebenzeugin schreibt in der FB-Gruppe zur Roten Zone der Campi Flegrei, dass sie auf der Via Pisciarelli ein beständiges Zittern spüren würde.

Mir sieht es nicht danach aus, als würde die Caldera ruhiger werden, so wie es der eine oder andere italienische Wissenschaftler außer Dienst gegenüber den Medien noch Anfang des Jahres gesagt hatte.

Gestern wurde vom INGV das Wochenbulletin für den 27. Januar bis 2. Februar 2025 veröffentlicht. In diesem Zeitraum wurden 44 Erdbeben registriert. Das stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die Bodenhebung lag weiterhin bei ca. 10 mm im Monat. Seit Januar 2024 hat sich der Boden um bis zu 200 mm angehoben. Der Gasausstoß lag auf dem Niveau der letzten Wochen, ebenso die Fumarolentemperatur von Pisciareli, die im Durchschnitt 96 Grad betrug. Der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung geht weiter.

Gestern erreichte mich Post von besorgten Vnet-Lesern, die fragten, ob sich die seismische Aktivität bei Santorin auch auf die Vulkane Neapels auswirken würde, was ich verneinte. Wie um mich Lügen zu strafen, dann heute der Erdbebenschwarm bei den Phlegräischen Feldern. Trotzdem wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Zufall handeln. Natürlich könnten sich Erschütterungen der Beben im Fünferbereich bei Santorin bis nach Italien fortgepflanzt haben und dort den letzten Anstoß zum Fluidaufstieg gegeben haben, aber dieser stand eh in den Startlöchern und wäre auch ohne Anregungen früher oder später aufgestiegen. Außerdem gab es in der Nähe des Großraums Neapel gestern ein Beben Mb 4,2, das trotz seiner großen Tiefe von mehr als 300 Kilometern ebenfalls als Trigger gedient haben könnte.

Dennoch, wie ich bereits vor einigen Wochen schrieb, zeigte sich die große übergeordnete Struktur des Mittelmeerraums in den letzten Wochen ungewöhnlich aktiv. Gemeint ist die Erdkrustenplattenkollisionszone (tolles Wort fürs Galgenmännchen spielen) zwischen Afrika und Europa. Dieser langsam fortschreitende Prozess beeinflusst im Endeffekt die meisten seismischen und vulkanischen Ereignisse der Region.

Darüber hinaus sollte man die immer noch anhaltende Große Planetenkonstellation nicht vergessen, die vielleicht das letzte Quäntchen gravitative Kraft liefert, um Prozesse anzuschubsen, die sowieso kurz vor dem Start standen. Wissenschaftlich belegt sind solche Theorien allerdings nicht. Auch hierzu erreichte mich Post. Danke dafür!

Fuego stellte Eruptionen ein

Fuego beendete Eruptionen – Nur noch Entgasungen

Eine schlechte Nachricht für all jene, die hofften, einen strombolianisch tätigen Vulkan aus nächster Nähe beobachten zu können und dafür nach Guatemala reisen wollten: Der Fuego hat seine explosive Tätigkeit eingestellt und schweigt seit mehr als 2 Wochen. Zuvor hatte der Fuego eine fulminante Feuershow geboten, denn zum Jahresanfang war er ungewöhnlich aktiv und erzeugte Explosionsserien, die stärker als üblich waren und kurz vor der Schwelle zu paroxysmaler Tätigkeit standen. Offenbar waren diese Episoden das letzte Aufbäumen des Vulkans, bei dem eine gasreiche Restschmelze des Magmenkörpers gefördert wurde. Natürlich stellt man sich vor Ort die Frage, ob es das war oder ob bald wieder mit einer Aufnahme der Tätigkeit zu rechnen ist. Sollte das Fördersystem nur blockiert sein und staut sich der Druck im Fördersystem an, um sich letztendlich den Weg frei zu sprengen, was in einer starken Explosion gipfeln würde, oder bereitet sich der Vulkan auf eine große Eruption vor? Fragen, auf die die Wissenschaftler von INSIVUMEH bislang keine Antworten liefern konnten.

In den täglichen Updates werden in erster Linie Zustandsbeschreibungen des Vulkans geliefert, ohne auf Messdaten wie Bodenhebung, Tremor und Gasausstoß einzugehen. Dort heißt es, dass der Fuego noch entgast und Dampfwolken bis zu 150 m über Kraterhöhe aufsteigen. Ansonsten ist der Vulkan ruhig und es gibt weder rotglühende Tephra noch Aschewolken zu sehen. Schlecht für die Region Antigua, für die der Vulkantourismus eine wichtige Einnahmequelle darstellt, denn der Fuego ist einer der wenigen Vulkane der Welt, an dem es noch gestattet ist, sich den Lavagaben zu nähern. Offiziell darf man die Eruptionen vom benachbarten Vulkan Acatenango aus beobachten, inoffiziell geduldet ist aber auch die Kraterannäherung an den Fuego über einen Sattel, der die beiden Vulkane verbindet. Dass das nicht ungefährlich ist, versteht sich von selbst.

Die letzte längere Eruptionspause gab es am Fuego nach der verheerenden Eruption im Jahr 2018, als bei einem starken Paroxysmus pyroklastische Ströme entstanden, die umliegende Gemeinden erreichten und Menschen töteten. Erst im Folgejahr der Eruption nahm der Fuego seine Aktivität wieder auf und steigerte sich langsam.

In Guatemala gibt es aber noch den Santiaguito, der weiterhin aktiv ist. Explosionen erzeugen Aschewolken, die bis zu 900 m über Kraterhöhe aufsteigen. Der Dom erhält Magma-Nachschub und es gehen glühende Schuttlawinen ab, die sich zu pyroklastischen Strömen steigern könnten.

Ätna: Tremor steigt am 05.02.25

Der Tremor am Ätna stieg schnell an – Erdbeben im Norden

Mein letztes Update zu Ätna ist schon ein paar Tage her. Zuletzt schrieb ich am 27. Januar über einen kleinen Erdbebenschwarm, der von Ascheemissionen begleitet wurde. Seitdem haben sich weitere schwache Erdbeben manifestiert, die vor allem im Bereich des Monte Rosso auftraten. Dieser Schlackenkegel liegt nordöstlich der Station Etna Nord. Die Beben hatten überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung brachte es auf m 2,0. Einige Beben ereigneten sich auch im Bereich des Valle del Bove und im Süden des Vulkans. Interessant ist auch eine Erschütterung M 1,3 zwischen dem neuen Südostkrater und dem Zentralkrater, die negative Höhenangaben hatte und sich in 1,5 Kilometern Höhe über dem Meeresspiegel ereignete, also in etwa dort, wo man einen Aufstiegskanal für das Magma vermutet. Doch all diese Beben sind nicht der Auslöser für dieses Update gewesen. Dieser ist in dem rasant steigenden Tremor zu finden, der gestern Abend rasant zu steigen begann und in den frühen Morgenstunden einen Peak erzeugte, der bis an die Obergrenze des gelben Bereichs reichte. Aktuell fällt der Tremor wieder, aber eine Zeit lang sah es so aus, als wolle der Vulkan auf einen Paroxysmus zusteuern. Tremor wird von sich bewegenden magmatischen Fluiden erzeugt und tritt an Vulkanen oft kurz vor einem Ausbruch auf. Am Vortag war der Tremor bis in den grünen Bereich abgefallen, ein Verhalten, das man auch vor den letzten Paroxysmen beobachten konnte. Auch wenn es gerade nicht danach aussieht, dass Ätna sofort durchstartet, könnte sich das in den nächsten Stunden oder Tagen ändern.

Auf den letzten wolkenfreien Sentinel-Bildern vom Januar präsentierten sich die Förderschlote der Gipfelkrater ungewöhnlich kalt. Sieht man von der im Dezember leicht gestiegenen Seismizität ab, könnte man meinen, die alte Dame zeigt uns die kalte Schulter. Doch überlässt sie die ganze mediale Aufmerksamkeit dem Geschehen bei den griechischen Nachbarn Santorin und Kolumbos? Kaum vorstellbar!

Stromboli und Vulcano

Darüber hinaus gab es im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien in den letzten Tagen ebenfalls einige Erschütterungen. Einige manifestierten sich im Bereich von Vulcano und sogar östlich vom Stromboli bebte es gestern mit einer Magnitude von 2,5. Doch dieses Beben lag in 186 Kilometern Tiefe und hängt nicht direkt mit der Aktivität des Inselvulkans zusammen. Dieser zeigte in den letzten Tagen seine normale strombolianische Aktivität.