Neuseeland: Mehrere starke Erdbeben südlich der Inseln

Südlich von Neuseeland manifestierten sich 2 Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,8 und Mw 6,2

Datum: 29.04.2025 | Zeit: 14:53:38 UTC | Koordinaten: -54.241 ; 155.457 | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Entlang der neuseeländischen Störungszonen war heute einiges los: Von den nördlichen Kermadec-Inseln ausgehend ereigneten sich entlang des Archipels bis zu den südlich gelegenen Macquarie-Inseln mehrere starke und mittelstarke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 6,8 und ein in 10 Kilometern fixiertes Hypozentrum. Das Epizentrum dieses Bebens lag in der Region des Macquarie-Archipels. Weiter nördlich, aber immer noch vor der Südküste Neuseelands manifestierte sich das zweitstärkste Beben mit einer Magnitude von 6,2, dessen Herdtiefe ebenfalls mit 10 Kilometern angegeben wird. Entlang der beiden Hauptinseln ereigneten sich 5 Beben mit Magnituden im Dreierbereich. In der Region der nördlich von Neuseeland liegenden Kermadec-Inseln gab es dann noch zwei Beben mit den Magnituden 5,4 und 5,1.

Es sieht so aus, als wäre ein Ruck durch die neuseeländische Hauptstörungszone gegangen, die in ihrem Verlauf mehrfach ihren Charakter ändert, aber im Prinzip die Plattengrenze zwischen der indoaustralischen Platte und der pazifischen Platte markiert. Diese Störungen sind Teil des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen. So ist es auch in den Regionen, die heute von den Erdbeben heimgesucht wurden, allerdings rechne ich nicht wirklich damit, dass einer der Vulkane durch die Beben aktiviert wird.

Einer der zur Zeit aktivsten Vulkane auf Neuseeland – Whakaari auf White Island – steht nach wie vor auf Alarmstufe „3“, was von erhöhter Aktivität zeugte. Im letzten GeoNet-Bericht von vor 2 Wochen war die Rede von verstärkten Ascheemissionen und man fürchtete, dass sich die Tätigkeit weiter steigern könnte. White Island liegt vor der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty, die von den Erdbeben ausgespart wurde. Dafür gab es dort gestern eine Erschütterung M 3,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 217 Kilometern.

Bulusan fördert Vulkanasche auf 5500 m Höhe

Vulkanasche vom Bulusan in 5500 m Höhe detektiert – Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet

Im Süden der philippinischen Insel Luzon ist der Vulkan Bulusan weiterhin explosiv aktiv. Heute um 19:43 Uhr Ortszeit eruptierte er Vulkanasche, die bis in eine Höhe von 5.500 m aufstieg und in westlicher Richtung abdriftete. Der philippinische Zivilschutz veröffentlichte ein Video, das starken Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet zeigt. Besonders betroffen sind die Orte Tinampo, Irosin und Sorsogon. Interessanterweise wurde auch diese Eruption als phreatisch eingestuft; der Alarmstatus verbleibt dennoch auf Stufe „1“.

Phreatische Eruptionen erzeugen allerdings üblicherweise weder derart große Aschewolken noch pyroklastische Ströme – Letztere traten jedoch gestern auf. Es könnte sich daher eher um phreatomagmatische Eruptionen handeln, bei denen Grundwasser in direkten Kontakt mit Magma gerät und dabei besonders heftige Explosionen auslöst. Das einzige Indiz, das für eine rein phreatische Eruption ohne frisches Magma spricht, ist der niedrige Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern bei nur 30 Tonnen pro Tag lag. Allerdings könnte das Fördersystem auch noch blockiert sein.

Die Vulkanologen von PHIVOLCS registrierten gestern nicht nur die initiale Eruption, die ganze 24 Minuten andauerte – ein für phreatische Eruptionen ebenfalls untypisches Merkmal – sondern auch 87 vulkanotektonische Erdbeben. Die meisten davon konzentrierten sich im Gipfelbereich, doch auch in größerem Umkreis wurden vergleichsweise viele Beben registriert. Zudem traten zwei Tremorphasen auf, die auf Magmabewegungen im Untergrund hindeuten.

Bereits in den vergangenen Monaten wurde unter dem Bulusan aufsteigendes Magma festgestellt, der Vulkan gilt derzeit als aufgebläht. Angaben über das Ausmaß der damit verbundenen Bodendeformationen wurden bisher nicht veröffentlicht.




Die gestrige Eruption war offenbar so heftig, dass die Kommunalverwaltung der Region Bicol Unterstützung durch die Luftwaffe anforderte, um Aufklärungsflüge durchzuführen und sich einen Überblick über das Ausmaß des Ascheniederschlags zu verschaffen. 61 Personen, die sich im Sperrgebiet aufhielten, wurden evakuiert. Laut ersten Schätzungen sind mehr als 74.000 Menschen vom Ascheniederschlag betroffen.

Das Ministerium für Soziales und Entwicklung hat bereits 2.000 Lebensmittelpakete für die Betroffenen bereitgestellt und weitere Hilfsgüter wie Atemschutzmasken angefordert.

Karymsky mit Vulkanasche in 3000 m Höhe

Vulkanasche vom Karymsky in 3000 m Höhe detektiert – Vulkanausbruch möglich

Über dem Karymsky auf Kamtschatka (Russland) liegen heute 2 VONA-Warnungen vom VAAC Tokio vor, nach denen sich Vulkanasche in 3000 m Höhe in südöstlicher Richtung bewegt. Das deutet erst einmal auf eruptive Aktivität am entlegenen Vulkan hin, doch es bleibt ein wenig Unsicherheit, ob es tatsächlich zu einem Vulkanausbruch gekommen ist, oder ob starke Winde bereits abgelagerte Vulkanasche aufgewirbelt haben. Zur Unsicherheit trägt eine dichte Wolkenschicht bei, die visuelle Beobachtung vereitelt.

Eine weitere Meldung vom Vulkan Akhtang – der mir bis dato unbekannt war – warnt ebenfalls vor Vulkanasche in der Luft, doch hier gibt es den Zusatz, dass es sich um Re-Suspended-Ash handelt. Der Akhtang ist ein 1956 m hoher Stratovulkan in Zentralkamtschatka und war in den letzten 10.000 Jahren inaktiv. Damit gilt es eigentlich als erloschen. Die letzte stärkere Explosion des Vulkans manifestierte sich vor 12000 Jahren und hatte einen VEI 4.

Die Vulkanologen von KVERT haben sich noch nicht zur aktuellen Situation geäußert. Im Update von gestern heißt es, dass der Karymsky mäßig aktiv ist und dass via Satellit schwache Wärmestrahlung registriert wurde. Diese hatte eine Leistung im einstelligen Megawattbereich. Darüber hinaus gab es Entgasungen, aber keine Explosionen, obgleich man vor der Möglichkeit warnt, dass es zu starken Explosionen kommen könnte, die Vulkanasche bis auf 10000 m Höhe fördern. Es gibt einen gelben Alarm.

Ausführlicher gehen die Vulkanologen in ihren Berichten auf die anhaltende Tätigkeit am Bezymianny ein, der aber einige Hundert Kilometer vom Karymsky entfernt liegt. Der Bezymianny ist weiterhin effusiv aktiv und fördert Lava, die den Dom wachsen lässt. Es kommt immer wieder zu Ascheemissionen und Abgängen von heißen Schuttlawinen. In den vergangenen Tagen ereigneten sich auch Explosionen, die Aschewolken bis auf 11 000 m Höhe aufsteigen ließen. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.

Der Nachbarvulkan Klyuchevskoy scheint ebenfalls noch strombolianisch aktiv zu sein. Glühende Tephra wird bis zu 200 m hoch über den Krater ausgeworfen. Auch hier warnt man vor einer möglichen Aktivitätssteigerung und stärkeren Explosionen.

Türkei: Erdbebenschwarm im Westen hält an

Zahlreiche Erdbeben im Westen der Türkei – Simav-Graben als Ursprung

Schaut man sich die Erdbebenlisten beim EMSC an, dann fallen die zahlreichen Erdbeben im Westen der Türkei sofort ins Auge. Seit der letzten Woche bebt es dort an zwei Lokationen besonders häufig: Ein Erdbebengebiet befindet sich im Marmarameer nahe Istanbul. Die Erschütterungen gehen auf das starke Beben der Magnitude 6,2 vom 23. April zurück, das sich an der Nordanatolischen Störung ereignete, und sind als Nachbeben einzuordnen. Experten befürchten jedoch, dass es zu einem noch stärkeren Erdbeben kommen könnte. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen allerdings nachgelassen.

Das zweite Erdbebengebiet befindet sich in der Region Simav. Die Seismizität ist hier nach wie vor sehr hoch. Es handelt sich überwiegend um schwache Erdbeben mit Magnituden im 2er- und 3er-Bereich. Das stärkste Beben ereignete sich am 25. April und hatte eine Magnitude von 4,6. Dennoch würde ich die Erdbebentätigkeit an dieser Stelle eher als Schwarmbeben bezeichnen denn als Nachbeben, wie es in der Region des Marmarameeres der Fall ist. Anders als an der Nordanatolischen Verwerfung, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, an der die Erdplatten seitlich aneinander vorbeigleiten, ist die Ursache der Beben bei Simav im gleichnamigen Grabensystem (Rift) zu suchen. Der Simav-Graben ist Teil des größeren westanatolischen Dehnungssystems, das sich von der Ägäis bis ins westliche Zentralanatolien erstreckt. Der tektonisch bedingte Graben ist von Verwerfungen begrenzt, die durch die Nord-Süd-Dehnung der Erdkruste in der Region verursacht werden. Entlang dieser Verwerfungen sinkt der Grabenboden weiter ab – es handelt sich also um Abschiebungen an Normalverwerfungen.

Ähnlich wie im Ostafrikanischen Graben bildeten sich entlang des Simav-Grabens Vulkane, die derzeit jedoch nicht als aktiv eingestuft werden. Die Vulkane förderten insbesondere rhyolithische und andesitische Laven, zudem gibt es Lavadome. Heiße Quellen und Geothermalfelder zeugen noch heute von tief sitzender magmatischer Aktivität im Untergrund. Die heißen Quellen von Simav erreichen Temperaturen von bis zu 90 Grad Celsius. Auch wenn das aktuelle Schwarmbeben wahrscheinlich tektonischen Ursprungs ist, könnten Fluidbewegungen dennoch einen Einfluss auf die Seismizität haben.

Uturuncu: Studie erklärt Ursprung der Bodenhebung

Studie enthüllt Quelle der Bodenhebung am Uturuncu in Bolivien

Der bolivianische Vulkan Uturuncu gehört zum Altiplano-Puna-Vulkankomplex, einem riesigen Vulkansystem, unter dem in der Erdkruste einer der größten bekannten Magmakörper der Welt steckt. Dieser Magmenkörper befindet sich in einer Tiefe von 15 bis 20 Kilometern. Obwohl der Uturuncu zum letzten Mal vor mehr als 250.000 Jahren eruptierte und deswegen eigentlich als erloschen gilt, entdeckten Geoforscher in den 1990er-Jahren, dass sich der Boden im Zentralbereich des Vulkans mit einer Rate von 1 bis 2 Zentimetern pro Jahr hebt, während es im Randbereich des Vulkankomplexes zu einer Absenkung des Bodens kommt. Zudem wurden Erdbeben detektiert und festgestellt, dass es fumarolische Aktivität gibt – sehr ungewöhnliche Vorkommnisse für einen eigentlich als erloschen eingestuften Vulkan. Diese Vorgänge schürten natürlich Sorge vor einem Vulkanausbruch.

Der Uturuncu ist über 6000 Meter hoch und erhebt sich aus einem System sich überlappender Calderen, die sich im Neogen bildeten. Diese Tatsache, gepaart mit dem Wissen um den gigantischen Magmenkörper im Untergrund, schürte Ängste vor einem sich möglicherweise zusammenbrauenden Supervulkanausbruch.

Seismische Tomografie generiert Bild des Fördersystems und gibt Entwarnung

Ein internationales Forscherteam aus China, Großbritannien und den USA hat nun neue Erkenntnisse über die Bodenhebung am Uturuncu gewonnen. Die neue Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift PNAS, kombiniert seismologische Daten, physikalische Modellierung und die Analyse der Gesteinszusammensetzung. Mithilfe von Signalen aus über 1.700 Erdbebenereignissen erstellte das Forschungsteam ein hochauflösendes, dreidimensionales Bild des Fördersystems unter dem Vulkan.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Unruhe durch das Aufsteigen von hydrothermalen Flüssigkeiten und Gasen verursacht wird, die sich in Reservoirs unter dem Krater sammeln und von dem tief liegenden Magmenkörper ausgehen. Magma in geringer Tiefe wurde nicht entdeckt, und somit gilt ein bevorstehender Ausbruch als unwahrscheinlich – eine Entwarnung für die lokale Bevölkerung, für die ein Ausbruch schwerwiegende Folgen hätte.