Island: Bodenhebung bei Svartsengi setzt sich fort

Bodenhebung bei Svartsengi auf Island geht weiter – Vulkanausbruch im Sommer wahrscheinlich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hebt sich der Boden weiterhin mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit: Aktuell beträgt sie 4-5 mm pro Tag und zeigt keine nachhaltige Tendenz zur Verlangsamung. Im Gegenteil: Nachdem die Hebung Mitte April zunächst etwas zurückging, nahm die Geschwindigkeit gegen Ende des Monats wieder zu.

Seit dem Ende der letzten Eruption bzw. Intrusion Anfang April hat sich der Boden um etwa 180 mm gehoben – gemessen an der Station SKSH östlich von Svartsengi. Der Schwerpunkt des Magmenaufstiegs scheint sich dorthin verlagert zu haben. An der Station SENG beim Geothermalkraftwerk beträgt die Hebung knapp 170 mm. Sollte die aktuelle Geschwindigkeit anhalten, wird das voreruptionelle Hebungsniveau voraussichtlich in der zweiten Juniwoche erreicht. Ab diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch deutlich. Bei den meisten bisherigen Eruptionen musste das frühere Hebungsniveau um etwa ein Drittel überschritten werden, bevor es zu einer Eruption kam – eine erneute Aktivität in der zweiten Julihälfte erscheint daher möglich, vorausgesetzt, der Magmazustrom in das Magmenreservoir unter Svartsengi verlangsamt sich nicht signifikant.




Die isländischen Vulkanologen scheinen allerdings eine andere Einschätzung zu vertreten. Laut einem Bericht von MBL äußerte sich das isländische Wetteramt (IMO) gestern dahingehend, dass sich der nächste Ausbruch bis in den Herbst verschieben könnte. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson sagte Ende April, dass eine Eruption im August möglich sei, rechnet jedoch eher damit, dass die Aktivität ganz zum Erliegen kommt. Es scheint, als würden hier weniger aktuelle Messdaten interpretiert als vielmehr Parallelen zur Eruptionsserie am Krafla-Vulkan gezogen. Solche Erfahrungen lassen sich allerdings nicht 1:1 auf andere Vulkansysteme übertragen – dafür sind die beteiligten Variablen zu vielfältig.

Mögliche Aktivierung weiterer Spaltensysteme auf Reykjanes

Es mehren sich auch Hinweise darauf, dass in den kommenden Monaten oder Jahren weitere Spaltensysteme auf der Reykjanes-Halbinsel aktiv werden könnten. Betrachtet man die akkumulierte seismische Energie in verschiedenen Regionen, zeigen sich in den benachbarten Systemen inzwischen steigende Tendenzen. Zudem dokumentierten neue Aufnahmen einer Unterwasserdrohne im Kleifarvatn (Krysúvik-System) eindrucksvolle Entgasungen. Sie deuten darauf hin, dass sich auch dort ein aktiver Magmenkörper befinden könnte, der magmatische Fluide bis zur Oberfläche aufsteigen lässt.

Rumänien: Starker Hagelsturm verursachte Schäden

Hagelsturm richtete starke Schäden im rumänischen Mehedinți an – ungewöhnliche Serie weltweiter Hagelstürme

Am Nachmittag des 6. Mai zog ein starker Hagelsturm über den Kreis Mehedinți hinweg und hinterließ massive Schäden. Besonders betroffen war das Dorf Burila Mare, wo Hagelkörner von Hühnereigröße hunderte Häuser und Fahrzeuge beschädigten. Nahezu 220 der rund 270 Häuser im Ortszentrum wurden stark beschädigt: Dachziegel und Fenster wurden zerschlagen, Decken stürzten ein und Fahrzeuge wurden durch Hagelschlag demoliert. Zudem wurde das Unwetter von starken Winden und möglicherweise sogar von einem Tornado begleitet, die auch Dächer abdeckten, die allerdings in keinem guten Zustand gewesen waren. Es entstanden auch große landwirtschaftliche Schäden, da Pflanzen auf den Feldern vernichtet wurden.

Während einige Dörfer der Gemeinde Mehedinți von der Unwetterkatastrophe verschont blieben, traf es das Zentrum umso härter. Grund dafür sei laut Gemeindeverwaltung der Umstand, dass die Nachbardörfer durch ein funktionierendes serbisches Hagelschutzsystem geschützt wurden. In Burila Mare hingegen habe die lokale Schutzstation in Jiana nicht funktioniert. Diese sei nach Protesten von Landwirten gegen Hagelschutzmaßnahmen außer Betrieb genommen worden, da man ihnen vorwarf, den natürlichen Niederschlag zu verhindern. Die Hagelschutzsysteme nutzen Raketen und automatisierte Werfer, um Silberjodid in Gewitterwolken zu schießen. Das Silberjodid dient als Kondensationskeime, so dass sich viele kleine Regentropfen bzw. Hagelkörner bilden, anstatt zu großer Größe heranzuwachsen. Außerdem funktionierte in Burila Mare das Unwetterwarnsystem nicht, so dass man Fahrzeuge nicht in Sicherheit hat bringen können.

Auch Evakuierungen waren notwendig: Einige Familien mussten in der Nacht vor Ort in Sicherheit gebracht werden, um nicht durch einstürzende Decken gefährdet zu werden. Die Betroffenen wurden in öffentlichen Einrichtungen wie dem Rathaus oder einer Tierklinik untergebracht.

Neben der Sorge um ihre Häuser kämpfen viele Dorfbewohner nun auch mit massiven landwirtschaftlichen Verlusten. Nach hohen Investitionen in die Frühjahrskulturen ist die Ernte vielerorts vollständig zerstört.

Serie ungewöhnlicher Hagelstürme in Südeuropa und anderswo

Aber nicht nur in Rumänien kam es in den letzten Tagen zu starken Unwettern nebst ungewöhnlich starken Hagelstürmen. In den sozialen Medien gibt es zahlreiche Meldungen aus Südeuropa, aber auch aus anderen Erdteilen, dass es zu bemerkenswerten Hagelereignissen kam. So liegen Meldungen aus Bulgarien, Italien und Spanien vor. Dort wurde gestern die Stadt Madrigueras von einem schweren Hagelsturm heimgesucht: In der Stadt schoben Bulldozer meterhohe Hagelberge auf. Selbst in Saudi-Arabien und China kam es in den letzten Tagen zu schweren Hagelstürmen.

Hagelstürme und Gewitter sind im Frühsommer zwar nichts Ungewöhnliches, doch die Häufung von Meldungen besonders starker Ereignisse, die Zerstörungen hervorrufen, ist bemerkenswert und weist auf Instabilitäten in der Atmosphäre hin.

Tansania: Erdbeben M 4,5 nahe Ol Doinyo Lengai


Datum: 07.05.2025 | Zeit: 07:35:59 UTC | Koordinaten: -2.574 ; 35.983 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Erdbeben am Südufer des Lake Natron in Tansania erschütterte auch Ol Doinyo Lengai

Entlang des Ostafrikanischen Riftvalleys kommen Erdbeben vergleichsweise selten vor, sieht man einmal von den starken Schwarmbeben ab, die sich Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres am äthiopischen Ende des Grabenbruchs ereigneten und mit der Intrusion magmatischer Gänge zusammenhingen. Umso bemerkenswerter ist ein Erdbeben der Magnitude 4,5, das sich gestern Morgen in Tansania ereignete. Das Epizentrum lag am Südufer des Lake Natron und nur 20 Kilometer vom Vulkan Ol Doinyo Lengai entfernt. Der Erdbebenherd wurde in 10 Kilometern Tiefe fixiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe aber nicht genau festgestellt werden konnte. Es ist nicht auszuschließen, dass der Erdstoß die Aktivität des Vulkans beeinflussen wird.

Das Satellitenfoto visualisiert nicht nur die Lage des Erdbebens, sondern zeigt auch die Störungszonen, die den Verlauf der Grabenschultern des Ostafrikansichen Riftvalleys markieren. Zudem erkennt man die zahlreichen Vulkane und Krater (bei denen es sich um Calderen und Maare handelt) der Gegend, in der sich ein Teil Ostafrikas vom Rest des Kontinents abspaltet. Links unten sind die Krater-Highlands zu sehen, zu denen bedeutende Calderen wie Empakai und Ngorongoro gehören. Am rechten Bildrand liegt der mächtige Kilimandscharo. Um den Ol Doinyo Lengai zu erkennen, muss man einen daumenbreit unterhalb der Erdbebenmarkierung blicken. Er schaut wie ein Pickel auf einer Störungslinie aus.  Obwohl es einer der kleineren Vulkane der Gegend ist, ist er der aktivste.

Aktuelle Sentinel-Aufnahmen zeigen eine schwache thermische Anomalie im Krater, die davon zeugt, dass weiterhin natriumkarbonatitische Lava in einem Hornito brodelt. Die Aktivität hat sich in den letzten Wochen vom zentralen Hornitokomplex etwas in Richtung Nordosten verlagert. Einen stärkeren Lavaüberlauf konnte ich auf den Satellitenbildern der letzten Wochen nicht ausmachen. Allerdings hüllt sich der Vulkan auch oft in Wolken, so dass man da Geschehen nicht lückenlos verfolgen kann.




Auf den Satellitenbildern ist auch zu erkennen, dass die Gegend ungewöhnlich grün ist und im Norden des Lake Natrons strömen schlammige Fluten in den See, der früher oft Niedrigwasser hatte und sich dann aufgrund einer Algenblüte rot färbte. Im Mai sollte die kleine Regenzeit eigentlich langsam enden, so dass die Pisten, die in das Areal führen, abtrocknen und wieder besser passierbar sind. Vielleicht bekommen wir dann wieder Aufnahmen vom Ol Doinyo Lengai geliefert.