Sakurajima bleibt am 23 Mai hochaktiv

Sakurajima eruptiert in kurzer Frequenz – Vulkanasche in 4900 m Höhe

Kagoshima, 23.05.2025Der Sakurajima liegt ganz im Süden der japanischen Hauptinsel Kyushu und zählt zu den aktivsten Vulkanen der Welt. Während er seit 2015 etwas an eruptivem Schwung verloren hatte, zeigt er seit fast zwei Wochen wieder verstärkte Aktivität und produziert explosive Ascheeruptionen am laufenden Band. Diese Eruptionen förderten heute mehrere Aschewolken bis auf 3.700 Meter Höhe, wobei der stärkste Ausbruch laut VAAC Tokio um 03:35 UTC Asche sogar bis auf 4.900 Meter aufsteigen ließ.

Ascheeruption des Sakurajima. © Zaiho

Dass eine so große Höhe erreicht wurde, lag jedoch nicht nur an der Stärke der Explosion, sondern auch an dem Umstand, dass es nahezu windstill war. Die Asche konnte senkrecht aufsteigen, ohne vom Wind verdriftet zu werden. Das Problem dabei besteht darin, dass die Asche in Vulkannähe wieder zu Boden geht und sich nicht über eine größere Fläche verteilt – was für die Anwohner des Sakurajima sehr unangenehm ist. So erkennt man auf den Livecam-Aufnahmen, dass es sehr diesig ist und sich viel Staub in der Atmosphäre befindet. Den Anwohnern der Region wird empfohlen, im Freien Atemschutzmasken zu tragen und beim Autofahren besonders vorsichtig zu sein, da die Straßen rutschig sein können.

Auch in den Phasen zwischen den Explosionen ist der Sakurajima exhalativ tätig und fördert eine gasreiche Aschefahne. Zu den austretenden Gasen zählt Schwefeldioxid, dessen Konzentration zuletzt sprunghaft angestiegen ist. Im heute veröffentlichten JMA-Update heißt es, dass die SO₂-Tagesrate gestern bei 4.300 Tonnen lag. Am 20. Mai waren es sogar 11.200 Tonnen. Das steht in starkem Kontrast zu den zuvor veröffentlichten Messwerten: Vor Beginn der Eruptionsserie am 12. Mai betrug der SO₂-Ausstoß nur 300 Tonnen pro Tag, während sonst normalerweise zwischen 1.500 und 2.000 Tonnen Schwefeldioxid täglich emittiert wurden.

Aus dem Bericht geht auch hervor, dass zwischen dem 19. und dem 23. Mai (15:00 Uhr) am Minami-dake-Gipfelkrater insgesamt 82 Eruptionen registriert wurden, darunter 38 Explosionen. Die stärkste Eruption vom 23. Mai ließ Asche bis zu 3.000 Meter über dem Gipfel aufsteigen, was sich weitgehend mit den oben genannten Daten des VAAC Tokio deckt. Grobe Tephra und größere Lavabrocken flogen auf ballistischen Bahnen und gingen im Bereich der 5. Messstation nieder. Diese befindet sich 1.200 Meter vom Krater entfernt.

Geophysikalische Messungen weisen auf ein fortgesetztes Anschwellen des Vulkankörpers hin – ein deutliches Anzeichen für anhaltenden Magmazufluss aus der Tiefe. In der Aira-Caldera, unter der sich das Magmareservoir des Sakurajima befindet, wird seit Jahren eine allmähliche Hebung des Bodens beobachtet. Seit dem 12. Mai kommt es zudem zu einer beschleunigten Ausdehnung des Vulkans selbst.




Zivilschutz mahnt zur Vorsicht – Gefahr durch pyroklastische Ströme

Innerhalb eines 2-Kilometer-Radius um die Krater Minami-dake und Showa-dake besteht akute Gefahr durch herabfallende Vulkanbomben. Zudem könnten pyroklastische Ströme entstehen. Hierbei handelt es sich um glühend heiße Gas- und Aschewolken, die mit hoher Geschwindigkeit hangabwärts rasen können. Das JMA warnt zudem vor Aschefall und leichten Schlacken, die je nach Windrichtung weit ins Umland getragen werden können.

Behörden und Zivilschutz appellieren an die Bevölkerung, die Gefahrenlage ernst zu nehmen. Neben herabfallendem Gestein drohen Luftdruckwellen, die Fensterscheiben bersten lassen können. Bei starkem Regen sind außerdem Schlammströme (Murgänge) in aschebelasteten Gebieten möglich.

Die Alarmstufe bleibt auf Stufe 3 (von 5), was Zugangsbeschränkungen zum Vulkan zur Folge hat.

Vesuv: Schwarmbeben detektiert

Der Gran Cono des Vesuvs. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm im Vesuv-Kraterbereich – 19 Einzelbeben detektiert

Neapel, 22.05.2025Am neapolitanischen Vulkan Vesuv (Italien) kam es gestern zu einem Erdbebenschwarm, der aus 19 Einzelbeben bestand. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Stärkste brachte es auf Md 1,4. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 100 m ausgemacht, wobei man normalerweise den Meeresspiegel als Referenz heranzieht und nicht das Gipfelniveau des Berges. Das Epizentrum lag auf dem Ostrand des Kraters. Auch die restlichen Beben verteilten sich unter dem Bereich des Gran Cono. 

Scharmbeben am Vesuv. © INGV

Solche Schwarmbeben gibt es am Vesuv immer wieder, wobei ihre Häufigkeit im letzten Jahr zunahm, als 1124 Erdbeben am Vesuv registriert wurden. In den Jahren davor waren es weniger als 700 Erschütterungen.

Die Vulkanologen vom INGV sind der Meinung, dass die Erdbeben überwiegend Setzungserdbeben sind, da es eine leichte Subsidenz im Bereich des Gran Cono gibt. Demnach werden sie nicht von den Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst, was auf einen Magmaaufstieg hindeuten würde.

Während die Subsidenz im Gipfelbereich des Vesuvs anhält, hat sie im Küstenbereich an der Ostflanke des Vulkans deutlich abgenommen und ist fast zum Erliegen gekommen. Das Bodensenkungsniveau ist geringer als es vor 2006 der Fall war, als sich die Subsidenz am Vesuv beschleunigte. Ob das allerdings eine Trendwende einleitet, die auch auf den Gipfelbereich übergreifen wird, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen. Kurz- und mittelfristig betrachtet sieht es am Vesuv aber nicht so aus, als ob sich eine neue Eruptionsphase anbahnt. Auch mit stärkeren vulkanisch bedingten Erdbeben muss man nicht rechnen.




Anders sieht es in den benachbarten Campi Flegrei aus. Zwar ist die Erdbebentätigkeit dort nach dem stärkeren Erdbeben vom 13. Mai auf vergleichsweise niedrigem Niveau angekommen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Ruhe nicht lange währen: Hier geht die Bodenhebung weiter, wodurch sich Spannungen im Untergrund aufbauen, die sich unweigerlich in Erdbeben entladen werden. Aber auch hier ist es ungewiss, wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es dort früher oder später einen geben wird.

Obgleich die Caldera Campi Flegrei ungleich gefährlicher ist als der Vesuv, wenigstens wenn es zu einer der stärkst möglichen Eruptionen kommen sollte, ist der Vesuv der bekanntere der beiden Vulkane, die in Sichtweite zueinander liegen. Der Vesuv ist für den Untergang der Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verantwortlich, die zu Zeiten der Römer vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Besonders in Pompeji werden bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder neue Entdeckungen gemacht, die nicht selten vom Überlebenskampf der Menschen während der Eruption des Vesuvs zeugen.