Riftvalley: Studie liefert Indizien für Superplume-Theorie

Lavasee im Nyiragongo-Krater im Riftvalley. © Marc Szeglat

Ein Kontinent zerreißt – Das Ostafrikanische Rift und die Superplume-Theorie

Der Osten des afrikanischen Kontinents wird von einem tiefen Graben durchzogen, der von Mosambik bis zum Roten Meer reicht und seine Finger sogar bis in den Libanon ausstreckt. An diesem über 6.000 Kilometer langen Graben droht Afrika zu zerbrechen – und er könnte die Geburtsstätte eines neuen Ozeans sein, dessen Verlauf von einer Reihe von Sodaseen an seinem Boden markiert wird. Entlang des Ostafrikanischen Grabenbruchs, der kurz Riftvalley genannt wird, erstrecken sich nicht nur Seen, sondern auch Vulkane. Diese einzigartige Landschaft ist sichtbarer Ausdruck eines Prozesses, der tief im Erdinneren beginnt: der Plattentektonik.

Riftvalley- Karte. © WIKIPEDIA CC

Geografisch besteht das Rift aus zwei Hauptästen. Der östliche Riftarm verläuft durch Äthiopien, Kenia und Tansania, während der westliche Arm entlang der großen Seen Ostafrikas – wie dem Tanganjikasee oder dem Malawisee – verläuft. Gemeinsam bilden die beiden Arme eine Zone, in der sich die Afrikanische Kontinentalplatte langsam, aber unaufhaltsam in zwei Teile aufspaltet: die Nubische und die Somalische Platte. In einigen Millionen Jahren könnten sich die beiden Platten so weit voneinander entfernt haben, dass sich zwischen ihnen ein Ozean befindet und die Somalische Platte eine große Insel bildet.

Die Bewegung dieser Platten ist langsam und beträgt nur wenige Millimeter pro Jahr. Wo sich die Erdkruste dehnt und auseinanderzieht, entstehen tiefe Störungen und der Boden senkt sich ab. Magma steigt auf und formt Vulkane wie den Nyiragongo, den Erta Ale und den exotischen Ol Doinyo Lengai.

Plattentektonik oder Superplume als Motor der Erddynamik unter dem Riftvalley?

Brodelnde Lava. © Marc Szeglat

Doch was treibt diesen gewaltigen Prozess an? Neben den bekannten Spannungen durch Plattenbewegungen gerät seit Jahren eine andere Erklärung in den Fokus: die Superplume-Theorie. Diese besagt, dass unter Ostafrika ein riesiger, heißer Aufstrom von Magma aus dem tiefen Erdmantel – eine sogenannte Mantelplume – die Lithosphäre von unten aufwölbt, erwärmt und schwächt. In der Folge wird das Auseinanderbrechen der Kontinentalplatte erleichtert. Hinweise auf die Existenz eines Superplumes lieferten Modelle des Untergrunds, die mithilfe der seismischen Tomografie erstellt wurden. Die Modelle deuten auf ungewöhnlich hohe Temperaturen und eine geringere Dichte im unteren Mantel unter Ostafrika hin. Diese thermische Anomalie könnte erklären, warum genau hier ein vom Vulkanismus begleiteter Rifting-Prozess stattfindet.

Untersuchungen von Proben vulkanischer Gesteine, die von den Vulkanen des Rifts stammen, zeigten jedoch eine ungewöhnliche Heterogenität der Vulkanite, weswegen einige Forscher der Meinung sind, dass man es mit zwei einzelnen Mantelplumes zu tun hat, die nur an der Basis im tiefen Erdmantel miteinander verbunden sind. Einer dieser Plumes soll sein Zentrum unter Äthiopien haben, der andere unter Kenia und Tansania liegen.

Kritiker der Theorie sehen in der Superplume eine überflüssige Erklärung. Sie argumentieren, dass die beobachteten Phänomene auch durch oberflächennahe tektonische Prozesse erklärbar sind – etwa durch Spannungen im Zusammenhang mit der Bewegung der Afrikanischen Platte und benachbarten Mikroplatten.




Edelgas-Isotopen-Analyse belegt eine gemeinsam Quelle im tiefen Erdmantel

Nun hat eine neue Studie Indizien gefunden, dass doch etwas an der Superplume-Theorie dran sein könnte: Die Forscher um Fin Stuart und Biying Chen von der University of Glasgow untersuchten magmatische Gase des neu erschlossenen Menengai-Geothermalfelds in Kenia. Sie konzentrierten sich in ihren Analysen auf Spuren der Edelgase Helium und Neon und schlossen auch Kohlendioxid-Analysen mit ein. Die Gase und Fluide aus den Bohrungen des Geothermalfelds sind bei ihrer Entnahme noch nicht der Atmosphäre ausgesetzt gewesen, weswegen sie reiner sind als etwa Gasproben, die man an Fumarolen gewonnen hat. Ihre Analyse zeigte, dass die Isotope der Edelgase aus dem tiefen Erdmantel stammen. Darüber hinaus wurden sie mit den Neon- und Helium-Isotopen verglichen, die aus Fluideinschlüssen in Vulkaniten unterschiedlicher Riftvulkane stammten. Die Analyse bestätigte, dass die Isotopen-Signaturen identisch sind – was als Beweis angesehen werden kann, dass sie von einer gemeinsamen Quelle stammen. Bei dieser Quelle könnte es sich um den Superplume handeln.

(Quelle: Forschungsarbeit „Neon Isotopes in Geothermal Gases From the Kenya Rift Reveal a Common Deep Mantle Source Beneath East Africa“ | AGU)

Indonesien: Erdbeben nahe Anak Krakatau

Erdbeben Mb 4,0 erschüttert Sunda-Strait bei Anak Krakatau – Vulkan noch ruhig

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 10:18:51 UTC | Koordinaten: -6.230 ; 105.350 | Tiefe: 74 km | Mb 4,0

Jakarta, 27.05.2025Heute Vormittag ereignete sich im indonesischen Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 4,0, dessen Erdbebenherd in 74 Kilometern Tiefe lag. Das Epizentrum wurde vom EMSC 56 km westlich von Labuan verortet.

Erdbeben nahe Krakatau. © EMSC

Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche kaum aus und hätte auch nicht Einzug in die News bei Vnet gehalten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sich der Erdstoß nur 15 Kilometer südwestlich des Vulkans Anak Krakatau ereignet hat. Der Vulkan selbst ist bislang ruhig und zeigt seit gut 3 Monaten nur eine geringe Seismizität und auch sonst keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktivitätsphase. In der Vergangenheit gab es aber Korrelationen zwischen der Seismizität im Sunda-Strait, die oft einhergingen mit einer Verstärkung der Vulkantätigkeit. Allerdings gab es dann in einem kurzen Zeitraum mehrere mittelstarke Erdbeben hintereinander.

Es gibt 2 mögliche Ursachen für das Erdbeben: Die wahrscheinlichste ist, dass ein Stück subduzierte Platte Australiens, die entlang des Sunda-Grabens bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist, unter Spannungen geraten ist und das Erdbeben verursachte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Erdstoß durch Prozesse ausgelöst wurde, die Magma entstehen lassen. In diesem Fall könnte das Erdbeben durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein, das sich seinen Weg von seinem Entstehungsort Richtung Erdkruste bahnt.

Ähnliche tiefe Erdbeben unter dem Meeresboden kennen wir noch von einer anderen Lokation: dem Stromboli. Wenn es östlich des Inselvulkans vermehrt zu tiefen Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer kommt, so wie es in den letzten Tagen wieder der Fall ist, steigert der Vulkan mit einigen Wochen Verzögerung meistens seine Tätigkeit.

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Seismizität im Sunda-Strait weiter steigert. Wenn ja, ist es sehr gut möglich, dass es in einigen Wochen Anak Krakatau dem gleichtun wird.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,0 bei Patras

Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Region um Patras in Griechenland – Menschen aus dem Schlaf gerissen

Datum: 27.05.2025 | Zeit: 00:06:32 UTC | Koordinaten: 38.290 ; 22.490 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0

Patras, 27.05.25In Griechenland ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km südlich von Itéa verortet, einem Ort mit rund 4700 Einwohnern. Das größere Patras liegt 66 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe.

Das Erdbeben manifestierte sich nachts um 00:06:32 UTC (03:06:32 Uhr Lokalzeit) und riss zahlreiche Bewohner der Gegend am Golf von Korinth aus dem Schlaf. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, dennoch meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger bei den Erdbebendiensten und schilderten ihre Erfahrungen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass Möbel wackelten und Fenster und Türen schlugen. Ein Zeuge zeigte sich wegen Tiefenbohrungen auf Kreta und Zypern besorgt und fürchtet, dass diese Starkbeben im Mittelmeerraum auslösen könnten – eine eher unbegründete Angst.

Das Beben war in einem Umkreis von fast 500 Kilometern zu spüren gewesen, u.a. auch in der Landeshauptstadt Athen.




Tektonische Einordnung des Erdbebens bei Patras

Der Erdstoß ereignete sich im Golf von Korinth, jener Meerenge, die das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. Der Golf liegt in einem marinen Becken, das durch Divergenz entstand. Genaugenommen handelt es sich beim Golf von Korinth um ein Rift. Der Graben begann sich im späten Miozän zu öffnen und ist etwa 105 km lang und 30 km breit. Seine tiefste Stelle liegt 3 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Die Öffnung des Grabens ist bis heute nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Das Rift öffnet sich mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 mm pro Jahr.

Der Graben bildete sich durch Dehnungstektonik im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone und den damit einhergehenden vulkanischen Inselbogen, zu dem auch Santorin gehört. Entlang der Längsterstreckung des Rifts verlaufen im Norden und Süden des Grabens Störungszonen, die als Abschiebungen angelegt sind. An einer dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Entlang des Golfes von Korinth können auch durchaus starke Erdbeben auftreten. Einer der stärksten Erdstöße hier ereignete sich im Jahr 1981 und brachte es auf eine Magnitude von 6,7. Das Beben war Teil eines Starkbebenschwarms, in dessen Folge ca. 8000 Gebäude zerstört wurden. Über 20 Menschen starben infolge der Bebentätigkeit.

El Salvador: Gefährliche Brandung verletzte 50 Personen

Extrem starker Wellengang an El Salvadors Küste – Strand El Majahual vorübergehend geschlossen

El Majahual, 27. Mai 2025Am Sonntag kam es im lateinamerikanischen Staat El Salvador zu einem Naturereignis, bei dem fast 50 Personen verletzt wurden, weswegen der Vorfall in die Kategorie Naturkatastrophen passt: Am Strand El Majahual im Departement La Libertad brandeten ungewöhnlich starke Wellen gegen die Küste und drangen über Strand und Promenade hinaus in bewohntes Gebiet vor und sorgten für Überflutungen.

Gefährliche Brandung in El Salvador

Menschen, Möbel und Unrat wurden von den Wellen und der starken Rückströmung um- und mitgerissen, was zu zahlreichen Verletzungen führte. Fast 50 Menschen mussten medizinisch behandelt werden. Unter den Verletzten befanden sich auch mehrere Kinder, die zum Baden an den beliebten Strand gekommen waren. Die Polizei sperrte daraufhin den Zugang zur Küste, um weitere Vorfälle zu verhindern.

Das Ereignis reiht sich in eine Serie vergleichbarer Naturphänomene ein, die in den vergangenen Jahren immer wieder Teile der pazifischen Küste El Salvadors heimsuchten. Bereits im Mai 2023 war der nahegelegene Strand El Tunco von einem ähnlichen Ereignis betroffen. Auch damals kam es zu Überschwemmungen und Schäden an der lokalen Infrastruktur. Ein Jahr zuvor mussten in mehreren Gemeinden entlang der Küste wegen gefährlicher Rückströmungen temporäre Zugangssperren verhängt werden. Insbesondere die Strände von El Obispo und Conchalío meldeten wiederholt Vorfälle dieser Art.

Verantwortlich für die aktuellen Flutwellen sind außertropische Sturmsysteme auf der Südhalbkugel, deren Energie sich in Form großräumiger Dünungen über tausende Kilometer hinweg aufbaut und schließlich mit hoher Wucht auf die Küste Mittelamerikas trifft. Diese sogenannten Mar-de-Fondo-Ereignisse führen zu einem plötzlichen Anstieg des Meeresspiegels, verstärkten Rückströmungen sowie Überschwemmungen bis in die oberen Strandzonen. Hinzu kommt der Umstand, dass die Wellen zusammen mit einem starken Tidenhub von 160 Zentimetern auftraten, was zu einer Springflut führte.

Natürlich habe ich auch kontrolliert, ob es vielleicht einen kleinen Tsunami gegeben haben könnte: Am Sonntag ereignete sich bei Tonga ein Erdbeben M 6,0, doch da das Hypozentrum in 50 Kilometern Tiefe lag, ist ein Zusammenhang mit den Wellen in El Salvador ausgeschlossen.

Wie das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen prognostiziert, werden die Springfluten voraussichtlich bis zum 27. Mai anhalten. Besonders in den frühen Morgenstunden und am späten Nachmittag ist mit erhöhtem Flutrisiko zu rechnen. Die Behörden warnen vor gefährlichen Strömungen und raten, Strandbereiche bei Flut zu meiden.