Sulawesi: Erdbebenserie richtete Schäden an

Sulawesi von mehreren Erdbeben getroffen – Leichte bis moderate Schäden

Datum: 23.07.2025 | Zeit: 20:50:45 UTC | Koordinaten: 0.400 ; 122.012 | Tiefe: 150 km | Mw 6,3

Seit gestern Abend gab es auf der indonesischen Insel Sulawesi drei starke Erdbeben mit den Magnituden 6,3, und zwei Mal 5,5. Die Beben standen aber nicht in einem direkten Zusammenhang und die Epizentren wurden an unterschiedlichen Orten im Norden der Insel festgestellt.

Erdbeben Sulawesi. © EMSC

Das stärkere Beben manifestierte sich gestern Abend in einer Tiefe von 150 Kilometern. Das Epizentrum lag 118 km westlich von Gorontalo. Dort verläuft eine lokale Störungszone die aber wahrscheinlich nicht das Beben auslöste. Dieses dürfte der Subduktion nördlich Sulawesis geschuldet sein.

Die beiden anderen Erschütterungen, die noch von einer Serie schwächerer Beben begleitet wurden, manifestierten sich heute Nachmittag gegen 13:08 UTC und hatten Hypozentren in 25 Kilometern Tiefe. Die Epizentren lagen 49 km südöstlich von Poso. In den sozialen Medien wurden Fotos von Schäden an Häusern und Hütten geteilt, die sich in Poso zutrugen.

Schäden in Poso

Die tektonische Situation von Sulawesi ist sehr komplex, denn hier stoßen gleich drei tektonische Kleinplatten zusammen, die im Kontext der Kollision der Platten von Indo-Australien, Eurasien und dem Pazifik stehen. Bei den Kleinplatten handelt es sich um die Sundaplatte, die Philippinische Platte und die Molukkensee-Mikroplatte. Diese Platten sind von den großen Platten wie in einem dreiseitigen Schraubstock eingespannt – entsprechend groß ist der Druck, der auf sie einwirkt. Die verschiedenen Plattengrenzen bedingen einige große und mehrere kleinere Störungszonen, die allesamt für ihre hohe Seismizität bekannt sind. Die Beben heute Nachmittag ereigneten sich am Kreuzungspunkt der Palu-Koro-Verwerfung mit der Sula-Sorong-Fault.

Im Norden von Sulawesi liegen mehrere Vulkane. Zu ihnen gehören Lokon und Sopotan. Nördlich von Sulawesi befindet sich der Inselvulkan Karangetang. Die Vulkane könnten auch auf die Erschütterungen reagieren. Besonders der Karangetang zeigte in den letzten Tagen schwache thermische Signale, die darauf hindeuten, das Magma im Fördersystem steht.

Äthiopien: Massive Erdbewegungen in der Danakil nahe Erta Alé

Rissbildungen nach Erdbebenserie am Afdera-Salzsee in der äthiopischen Wüste Danakil

Afdera, 24.07.2025Im äthiopischen Afar-Dreieck und speziell in der dortigen Wüste Danakil scheint aktuell ein größerer Riftingprozess im Gange zu sein, der weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit abläuft. Wie Geotourismus-Experte Enku Muguleta berichtet, gab es in den letzten Tagen eine Erdbebenserie in der Umgebung des Afdera Salzsees, in deren Folge sich mehrere Senklöcher und längere Erdspalten auftaten. Die Erdbeben wurden nicht von den bekannten Erdbebendiensten registriert, weil es in der Gegend kein seismisches Netzwerk gibt.

Neuer Riss. © EM

Laut Enku traten die Ereignisse am 22. Juli 2025 gegen 16:00 Uhr auf. Fotos von ortsansässigen Afar zeigen schmale, teils tiefreichende Öffnungen im trockenen, sandigen Gelände. Sie entsprechen in ihrer Morphologie typischen Spannungsrissen oder kleineren Einsturzstrukturen, wie sie nach stärkeren Erschütterungen in instabilen geologischen Zonen auftreten können. Die im Bild erkennbare Tiefe weist auf eine erhebliche Öffnung hin, die Teil eines langen Risses sein kann.

Der Afdera-Salzsee liegt am südöstlichen Ende der Erta-Alé-Vulkankette, die aus einer Reihe flacher Schildvulkane besteht, in deren Zentrum sich die Caldera des Vulkans befindet, dem die Vulkankette ihren Namen verdankt. Erst in der letzten Woche kam es am Erta Alé zu einem bedeutenden Ereignis, bei dem sich infolge einer Spalteneruption an der Südostflanke des Vulkans zwei Pitkrater bildeten. Sie entstanden überwiegend durch Kollaps der Füllung früherer Krater, als der Magmenspiegel im Reservoir unter dem Vulkan durch die Eruption abfiel. Südlich der Eruptionsspalte mit ihrem Lavastrom gab es Hinweise darauf, dass Lava in einer bereits existierenden Lavatube in Richtung des Nachbarvulkans Hayli Gubbi floss.

Magmatische Intrusion und Bildung eines 40 Kilometer langen Gangs möglich

Rifting inklusive Dykebildung

Ich spekulierte bereits zu diesem Zeitpunkt darüber, dass sich auch ein Rift gebildet haben könnte, in dem die Lava abfloss. Die Vulkane der Vulkankette liegen alle auf einer Linie, die am gut 40 Kilometer entfernten Lake Afdera mündet, also dort, wo sich vor 2 Tagen die neuen Risse auftaten. Meiner Meinung nach könnten wir hier Zeugen einer größeren Riftingepisode sein, die mit einer Magmenintrusion einhergeht. Sie geht vom Erta Alé aus und könnte sich durch den gesamten Komplex bis hin nach Afdera erstrecken. Das Satellitenfoto zeigt, dass sich südlich vom Hayli Gubbi ein großes Lavafeld befindet. Damals stoppte die Lava einige Kilometer vor dem Salzsee. Nicht auszuschließen, dass sich eine ähnliche Eruption in naher Zukunft wiederholen wird.

Das Henne-Ei-Problem

Ähnlich wie bei den größeren Ereignissen auf Island steht man hier vor dem Problem, was das Ereignis auslöste: War es das Magma, das sich seinen Weg entlang von Schwächezonen bahnte und so den Graben erschuf, oder lösten tektonische Prozesse eine Riftingepisode aus, in deren Graben dann das Magma floss? Immer, wenn sich so lange Gänge bilden, vermute ich tektonische Kräfte als treibende Kraft hinter den Prozessen. Allerdings gilt zu beachte, dass es noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, die tatsächlich bestätigen, dass Magma soweit in den Süden vordrang. Bis jetzt wurden direkte Zeugnisse von Magma im Untergrund nur bis nördlich des Hayli Gubbi entdeckt.



Zusammenhang mit Intrusionen bei Awash?

Unklar bleibt, ob es einen direkten Zusammenhang zu dem starken Schwarmbeben vom Frühjahr gibt, das sich in der Awash-Region zutrug. Damals wurden die Erdbeben von einer magmatischen Intrusion nebst einer Riftingepisode hervorgerufen. Zwischen den beiden Gebieten liegt eine Strecke von 500 Kilometern. Zudem ändert sich die Richtung, in der die Störungszonen verlaufen. Der Kreuzungspunkt der Störungssysteme liegt im Bereich des Abee-Sees. Von daher glaube ich nicht, dass es sich hier um eine Riftbildung entlang einer Störungszone handelt. Doch die Ereignisse der letzten Monate legen nahe, dass die gesamte Region in eine Phase außerordentlicher tektonischer Aktivität eingetreten ist und dass zeitnah weitere besondere (und auch gefährliche) Ereignisse stattfinden könnten.

Planchón-Peteroa: Erhöhte Seismizität

Alarmstufe Gelb am Vulkan Planchón-Peteroa: Erhöhte Ausbruchsgefahr in der Grenzregion zwischen Chile und Argentinien

Malargüe, 24.07.2025 – Der Vulkan Planchón-Peteroa liegt in der argentinisch-chilenischen Grenzregion und wurde nach verstärkten seismischen Aktivitäten unter erhöhte Beobachtung der zuständigen Observatorien beider Länder gestellt. Die Behörden in Argentinien (SEGEMAR) und Chile (SERNAGEOMIN) haben gemeinsam die Alarmstufe auf „Gelb“ gesetzt – ein Hinweis auf anomale vulkanische Prozesse, die zwar keinen unmittelbaren Ausbruch bedeuten, aber eine erhöhte Wachsamkeit erfordern.

Histogram der Seismik am Planchón-Peteroa

Seit dem 10. Juli registrierten seismologische Netzwerke eine signifikante Zunahme langperiodischer Beben (LP) und kontinuierlichen Tremors, was typische Anzeichen für Fluidbewegungen im Inneren des Vulkansystems sind. Tatsächlich wurde eine sehr hohe Anzahl von LP-Beben registriert: Seit Einsetzen der seismischen Krise waren es mehr als 5000 dieser Bebenart. Ein Rekord von 678 Beben innerhalb von 24 Stunden wurde am 15. Juli festgestellt. Die Anzahl vulkanotektonischer Beben bewegte sich auf normalem Niveau, allerdings gab es hier bereits im März eine seismische Krise, die von diesem Bebentyp dominiert wurde. Damals stieg wahrscheinlich Magma auf und akkumulierte sich in einem Magmenkörper. Nun könnten sich Fluide im Fördersystem bewegen bzw. aufsteigen.

Die Messwerte deuten auf eine Phase innerer Unruhe hin, wie sie auch vor den moderaten Eruptionen von 2018 und 2019 beobachtet wurde. Die Eruptionen vom Planchón-Peteroa sind normalerweise explosiver Natur: Asche sowie pyroklastisches Material können über weite Strecken transportiert werden.

Der Planchón-Peteroa liegt im Departement Malargüe, direkt an der Grenze zur chilenischen Region Maule.

Von der Warnung betroffen sind vor allem die Ortschaften Las Loicas, Bardas Blancas und Malargüe sowie die Skigebiete Las Leñas und El Azufre. Die Behörden raten der Bevölkerung, offizielle Informationen zu beachten und bei Veränderungen der Warnstufe potenziell gefährdete Zonen zu meiden.

Auch wenn derzeit keine Eruption unmittelbar bevorsteht, bleiben plötzliche Explosionen geringer bis mittlerer Stärke ein latentes Risiko. Die Überwachung wird daher intensiv fortgeführt.

Island: Eruption geht nach kurzem Stopp weiter

eruption während der Nacht. © MBL-Livecam

Vulkanausbruch auf Island geht nach kurzem Stopp weiter – Möglicherweise erstes Anzeichen auf pulsierende Aktivität

Reykjavik, 24.07.2025 – Die Eruption hält seit 8 Tagen an und zeigt keine Anstalten, sich abzuschwächen. Gestern kam es am späten Nachmittag zu einem kurzzeitigen Stopp des Lava-Ausstoßes, doch nach einer kurzen Pause setzte die Aktivität am Abend wieder ein. Der Tremor sackte indes nicht ab, zeigte aber einige markante Zackenmuster, die darauf hindeuten, dass die unterirdischen Lavabewegungen nicht ganz so gleichmäßig sind, sondern fluktuieren. Dieses Wellenmuster besteht auch heute noch.

Fluktuierender Tremor. © IMO

Dieses fluktuierende Wellenmuster des Tremors erinnert mich ein wenig an die erste Fagradalsfjall-Eruption im Frühjahr 2023, die den Start der Aktivitätsphase auf der Reykjanes-Halbinsel markierte. Damals kam es nach einigen Wochen der Aktivität zu starken Fluktuationen, in deren Folge sich ruhigere Phasen mit äußerst starken Eruptionsphasen abwechselten. In einem relativ frühen Stadium dieser Tätigkeit wurden starke Lavajets erzeugt, die bis zu 800 m hoch aufstiegen. In der späteren Entwicklung wurden die Pausen zwischen den Pulsen länger und anstelle von hoch aufsteigenden Lavafontänen gab es regelrechte Lavafluten, die aus dem neu entstandenen Kraterkegel hervorsprudelten. Es ist aber auch möglich, dass es gestern einfach zu einer Blockade des Fördersystems kam, die sich schnell wieder löste. Die Tremorfluktuationen könnten auch dem Ende der Eruption vorangehen. Die nächsten Tage werden zeigen, in welcher Richtung sich die Aktivität entwickelt.

Stagnierende bis minimale Bodenhebung.

Seismizität und Bodendeformation entlang von Sundhnúkur und Svartsengi sind gering. Nachdem die ersten Messdaten nach der Initialphase der Eruption eine beschleunigte Bodenhebung andeuteten, zeigen die weiteren Werte, dass es nur eine minimale Bodenerhebung gibt. Magmaaufstieg aus der Tiefe und Lavaabfluss an der Eruption halten sich in etwa die Waage. Eine gute Gelegenheit für die Vulkanologen, die Lavaflussrate zu bestimmen und damit auch einen recht genauen Wert für den Magmenaufstieg aus der Tiefe in das flache Reservoir zu erhalten. Daten hierzu wurden vom IMO bislang nicht veröffentlicht, obwohl es bei den anderen Eruptionen erste Daten wenige Tage nach Beginn der Eruption gab. Offenbar ist man zur Ferienzeit personell unterbesetzt, insbesondere, da man zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit einer Eruption gerechnet hatte.

Die Warnung vor der Luftverschmutzung wird aufrechterhalten. Heute soll das Gebiet nordwestlich von Sundhnúkur besonders von den Gasen heimgesucht werden.

Campi Flegrei: Eisenbahntunnel nach Erdbeben Md 4,0 gesperrt

Den Eingang zum Eisenbahntunnel sieht man unten links der Mitte. Oben rechts die Solfatara der Campi Flegrei. ©, Google Maps

Erdbeben Md 4,0 vom 18. Juli verursachte starke Schäden an zwei Eisenbahntunnel der Campi Flegrei- Sie verlaufen durch den Monte Olibano im Süden der Solfatara

Pozzuoli, 24.07.2025Das Erdbeben Md 4,0, das sich am 18. Juli ereignete, verlief anscheinend doch nicht so glimpflich wie zuvor angenommen. Im Gegenteil, es könnte mit die folgenschwersten Schäden verursacht haben, die ein einzelnes Beben bislang in der Region verursachte. Denn wie jetzt bekannt wurde, erlitten zwei Eisenbahntunnel erhebliche Schäden und wurden vor drei Tagen gesperrt. Die Kosten für die Sanierung sind noch nicht absehbar.

Betroffen sind zwei Tunnel der Cumana-Linie zwischen Bagnoli und Arco Felice. Die beiden Tunnel der Eisenbahnstrecke führen ausgerechnet unter dem Monte Olibano durch, der am Südrand der Solfatara liegt und im Verdacht steht, zumindest teilweise ein Lavadom zu sein. Während einer der Tunnel im Betrieb war, handelt es sich um den zweiten Tunnel, der in 300 m Entfernung parallel zum älteren Tunnel verläuft, um einen noch nicht eröffneten Neubau. Dort mussten die Arbeiten nun aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, während der sich im Betrieb befindliche Tunnel für den Bahnverkehr gesperrt wurde. Besonders Pendler, die täglich mit der Bahn zur Arbeit fahren, sind von der Sperrung stark betroffen. Da die Bahnreisenden nun aufs Auto umsteigen, sind die Straßen nun doppelt belastet und es kommt zu noch stärkeren Staus als üblich.




In dem alten Tunnel sind zahlreiche neue Risse aufgetreten und bereits bestehende haben sich vergrößert. Sie standen bereits unter Beobachtung. Aber auch der neue Tunnel, der vermutlich den alten ersetzen sollte, wurde stark beschädigt und es entstanden Risse. Gutachter aus Turin prüfen nun, wie stark die Schäden tatsächlich sind und wie man weiter vorgehen soll. Bis auf Weiteres bleiben die Tunnel gesperrt.

Die Turiner Tunnelexperten meinten bereits, dass eines der Hauptprobleme die starre Konstruktion der Tunnelanlagen sei, die nicht mitschwingen könnten. Da fragt man sich als Laie natürlich, warum auch der zweite Tunnel so angelegt wurde, in Zeiten, in denen Erdbeben und Bodenhebung bekannt sind. Die Tunnel liegen nicht nur am Rand des vulkanisch aktiven Gebietes der Solfatara – wo meiner Meinung nach zudem saure Bodenwässer Stahlbetonkonstruktionen besonders schnell erodieren könnten –, sondern auch noch nahe des Gebietes mit der größten Bodenhebung und den stärksten Erdbeben.

Direkt nach dem Erdbeben vom 18. Juli hieß es, es seien keine größeren Schäden entstanden. Es trat aber ein Erdrutsch am Hang der Via Napoli, der Küstenstraße am Fuß des Monte Olibano, auf. Mit diesem Wissen wurde die Untersuchung der Tunnel spät eingeleitet.

Bereits in einem früheren Bericht schrieb ich über die zahlreichen Tunnel, die unter den vulkanischen Erhebungen und Kraterkegeln der Region führen. Zwar hatte ich die besagten Eisenbahntunnel nicht auf dem Radar, aber bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im März fragte ich mich schon, ob die Tunnel, durch die ich cruisete, erdbebensicher angelegt seien und wie es um diese Nadelöhre im Falle einer Evakuierung bestellt sei. Die Antwort haben wir jetzt. Dummerweise lassen ich die Erdbeben nicht vorhersagen, so dass man hier ggf. ohne Vorwarnung in einem Tunnel erwischt wird.

Ein wenig Kritik über die Anlage des Eisenbahntunnels am Rand der Solfatara entlang kann ich mir auch nicht verkneifen: Bleibt zu hoffen, dass diese Bauplaner nie die Lage für ein Atomkraftwerk ausgewählt haben. Oder kurz gesagt: Bescheuerter geht es nicht!