Mittelmeer: Unwetter verursachen Chaos und Todesopfer

Unwetter-Chaos im Mittelmeerraum: Tote, Vermisste und massive Überschwemmungen

Schwere Unwetter haben gestern weite Teile der Mittelmeerregion Südeuropas heimgesucht. Besonders betroffen waren die norditalienischen Regionen Piemont, Ligurien und Lombardei sowie Katalonien in Spanien. In Frankreich erwischte es die Bretagne im Norden des Landes. Mehrere Menschen kamen ums Leben. In Italien wird eine deutsche Urlauberin vermisst.

Die Frau wurde auf einem Campingplatz in der norditalienischen Provinz Alessandria von einer Flutwelle erfasst und gilt seitdem als vermisst. Sie hatte gemeinsam mit ihrem Mann und einem Hund auf einem Campingplatz in der Gemeinde Spigno Monferrato übernachtet. Als die Wassermassen den Fluss Valla über die Ufer treten ließen, versuchte das Paar, zu Fuß zu fliehen. Der Mann konnte sich mit dem Hund retten, seine Frau wurde jedoch von der Strömung mitgerissen. Eine stundenlange Suche der Einsatzkräfte blieb erfolglos.

Die Unwetter hinterließen in Norditalien ein Bild der Verwüstung: Überflutete Straßen, blockierte Bahnverbindungen und Erdrutsche prägten das Bild. In Ligurien mussten Schulen geschlossen werden, der Bahnverkehr zwischen Savona und Turin wurde unterbrochen. Rund um den Comer See sorgten Erdrutsche für gesperrte Straßen, Autos blieben in gefluteten Unterführungen stecken. In Mailand trat der Fluss Seveso über die Ufer und überschwemmte mehrere Straßen. U-Bahn-Stationen liefen voll Wasser, was kurz vor Beginn der Mailänder Modewochen Sorgen bereitete. Die Stadtverwaltung rief die Bevölkerung auf, Parks und Unterführungen zu meiden.

Auch in Spanien und Frankreich führten die Regenfälle zu tragischen Ereignissen. In der Nähe von Barcelona bargen Rettungskräfte zwei Leichen aus einem Fluss bei Sant Pere de Riudebitlles. Dabei soll es sich um einen Jungen und seinen Vater handeln, deren Auto zuvor von den Fluten mitgerissen worden war. In der französischen Bretagne kam eine 55-jährige Frau ums Leben, nachdem ihr Auto auf einer überfluteten Straße stecken blieb und sie es nicht rechtzeitig verlassen konnte.

Die Wetterdienste warnen vor anhaltender Gefahr. Ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet führt weiterhin feuchte und instabile Luftmassen in den Mittelmeerraum, wodurch weitere starke Regenfälle und lokale Überschwemmungen möglich sind. Ausläufer des Tiefdrucksystems können heute auch Deutschland erreichen und im Süden für Starkregen sorgen.

Die Unwetter machen deutlich, wie verletzlich beliebte Ferienregionen in Südeuropa gegenüber extremen Wetterereignissen sind. Urlauber und Einheimische werden aufgefordert, Wetterwarnungen genau zu verfolgen und gefährdete Gebiete zu meiden.

Nicht nur Europa wird derzeit von Flutkatastrophen heimgesucht. In Guatemala City kam es nach starken Regenfällen zu Überschwemmungen in den Straßen mehrerer Stadtbezirke. Indien und Pakistan erlebten in den letzten Wochen die schlimmsten Überflutungen seit Jahrzehnten. Der Norden der Philippinen wurde gestern vom Taifun „Ragasa“ gestreift und es wurden Sturmschäden und Überschwemmungen verursacht. Mit Windgeschwindigkeiten von 265 km/h ist es der stärkste Sturm des Jahres. Etwas abgeschwächt hält er auf Hongkong zu, wo Vorsorgemaßnahmen ergriffen werden und Flüge ausfallen.

Pazifik im Norden so heiß wie nie

Die Rückkehr des Blob: Rekordhitze im Pazifik bedroht Klima und Meeresleben

Eine gigantische marine Hitzewelle, die von Wissenschaftlern und den Medien „der Blob“ genannt wird, hat sich in diesem Sommer über den gesamten Nordpazifik ausgebreitet und erstreckt sich über eine Distanz von fast 8000 Kilometern zwischen Japan und Kalifornien. Das Phänomen ist nicht neu, aber seine Dimensionen sind beispiellos. Die Temperaturen liegen um bis zu 4 Grad über den Durchschnittswerten. Damit erreicht die Wassertemperatur stellenweise mehr als 20 Grad Celsius. Wohlbemerkt: Das gilt für den ansonsten kühlen Nordpazifik jenseits des 60igsten Breitengrad. In Äquatornähe erreichte der Pazifik 32 Grad, was die Taifune anfeuert, die gerade bei den Philippinen und vor Japan wüten.

Blob

Die hohen Meerestemperaturen bedingen auch ungewöhnlich warmes Wetter an Land: In Japan wurden in diesem Jahr Temperaturen von bis zu 41,8 °C gemessen, was einen nationalen Rekord darstellt. An der US-Westküste sorgt das ungewöhnlich warme Wasser für feuchtwarme Luft, beeinflusst die Windmuster und könnte im Winter starke Schneefälle verursachen.

Der Blob entsteht, wenn sich große Hochdruckgebiete über dem Pazifik stabilisieren. Diese blockieren die sonst üblichen Winde, die kühleres Tiefenwasser an die Oberfläche transportieren. Ohne diesen natürlichen „Aufzug“ bleibt das Oberflächenwasser ungewöhnlich warm und heizt sich unter der Sommersonne weiter auf.

Die aktuelle marine Hitzeanomalie ist nicht nur eine Laune der Natur. Klimaforscher machen den menschengemachten Klimawandel mitverantwortlich. Die steigenden Konzentrationen von Treibhausgasen haben die Ozeane bereits stark erwärmt. Der Nordpazifik reagiert besonders empfindlich: Er heizt sich schneller auf als jeder andere Ozean der Erde. Ein Superlativ, das aber auch andere Meere immer gerne für sich beanspruchen.




Die Folgen für die Ökosysteme sind dramatisch. Bereits der Blob von 2014 bis 2016 führte zu massenhaftem Sterben von Seevögeln, Seelöwen und Lachsen in Alaska. Ganze Fischbestände brachen zusammen, weil sich Nahrungsketten verschoben. In diesem Jahr berichten Forscher erneut von erhöhten Todesraten bei Seevögeln und von Quallen- und Algenblüten, die Küstengewässer belasten.

Sollte die Wärme im Ozean länger anhalten, könnten sich die Schäden noch verschlimmern. Die langanhaltend hohen Temperaturen stressen nicht nur Fische und Meeressäuger, sondern auch das empfindliche Plankton, das die Basis der marinen Nahrungskette bildet.

USA: Erdbeben Mb 4,3 bei San Franzisco

Spürbares Erdbeben Mb 4,3 schüttelte Bay-Area von San Franzisco – Sorgen vor the „Big One“

Datum: 22.09.2025 | Zeit: 09:56:12 UTC | Koordinaten: 37.866 ; -122.252 | Tiefe: 8 km | Mb 4,3

Erdbeben

Heute Mittag um 11:56:12 Uhr MESZ (02:56:12 pm Lokalzeit) ereignete sich in der Bay-Area von San Franzisco ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,3. Das Epizentrum befand sich 7 km nördlich von Oakland und 18 km nordöstlich von San Franzisco. Es bebte in nur 8 Kilometern Tiefe, weshalb das Erdbeben stärker wahrgenommen wurde, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen von Menschen vor, die von der Erschütterung aus dem Schlaf gerissen wurden.




Laut den Berichten schwankten Möbel und Lampen an den Decken wackelten. Ein Bebenzeuge beschrieb das Ereignis als das stärkste, das er jemals in der Gegend erfuhr. Ein anderer meinte, er würde auf dem Wasser treiben. Abseits vom Schreck ging das Ereignis aber ohne größere Schäden aus.

Der Erdstoß manifestierte sich an der Hayward-Störung, die parallel zur bekannten San-Andreas-Fault verläuft und einige Kilometer weiter östlich liegt: Während die San-Andreas-Fault die Westgrenze der Bucht von San Franzisco markiert, tut die Hayward-Störung selbiges im Osten. Die Hayward-Fault gehört zum System der San-Andreas-Fault (SAF) und wird gerne als Nebenstörung bezeichnet. Sie nimmt einen Teil der Bodenverschiebungen der SAF auf und ist ebenso eine rechtsschiebende Blattverschiebung.

Entlang des San-Andreas-Fault verschieben sich die Nordamerikanische Platte und die Pazifikplatte relativ zueinander um bis zu 70 mm im Jahr, wobei die nordamerikanische Platte in Richtung Südosten wandert und die Pazifische Platte in Richtung Nordwesten. Das erzeugt enorme Spannungen, die sich in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich in einem Starkbeben entladen werden. Man rechnet mit katastrophalen Auswirkungen für die fast 8 Millionen Menschen der Bay-Area von San Franzisco.

Blauschieferfazies

Seismologen schätzen, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben der Magnitude 6,7 oder größer in der Bay Area in den nächsten 30 Jahren bei über 70 % liegt. Für ein besonders starkes Beben mit einer Magnitude von 7,0 oder mehr geben sie eine Wahrscheinlichkeit von rund 51 % an.

Geologische Spuren der kontinentalen Plattenverschiebungen findet man an den Straßenaufschlüssen im Gebiet nördlich der Golden Gate Bridge. Im Marin County sind metamorphe Gesteine -überwiegend Serpentinit- der Blauschieferfazies aufgeschlossen, die davon zeugen, dass eine Vorläuferstörung des San-Andreas-Fault als Subduktionszone angelegt war. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, diese Gesteine im Rahmen meiner Sommereise nach San Franzisco in Augenschein zu nehmen.

Vulcano: Erdbeben und thermische Anomalie detektiert

Erdbeben Mb 2,0 südlich von Vulcano – MIROVA detektiert sehr schwache thermische Anomalie am Krater

Nach einigen ruhigen Monaten steigen Seismizität und Fumarolentemperaturen im Bereich von Vulcano wieder an. Gestern Abend ereignete sich 8 Kilometer südlich der Vulkaninsel im Tyrrhenischen Meer ein Erdbeben der Magnitude 2,0. Der Erdbebenherd lag in nur 3 Kilometern Tiefe. Das war aber nicht der stärkste Erdstoß, den es im Bereich von Vulcano in diesem Monat gab: Stärker war ein Erdbeben Mb 2,4, das sich am 8. September ereignet hatte. Zudem gab es drei weitere Erdbeben geringer Magnituden.




Bemerkenswert ist auch, dass MIROVA wieder deutlich häufiger schwache thermische Anomalien anzeigt, als es noch im Frühsommer der Fall gewesen ist. Seit Mitte August sieht man einen signifikanten Anstieg in der Häufigkeit der Meldung von Wärmestrahlung und auch ihre Leistung nimmt zu, wenngleich heute nur eine minimale Strahlung mit weniger als 1 MW Leistung angezeigt wird. Der Temperaturanstieg wurde von den Vulkanologen des INGV im Monatsbulletin für August bestätigt. Demnach emittierten die meisten Fumarolen am Kraterrand 291 °C heiße Gase. Zudem stieg der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich an. Die Daten und Beobachtungen legen nahe, dass sich weiteres Magma in größerer Tiefe unter dem Vulkan ansammelt. Ich bin gespannt, ob es bald wieder zu Zugangsbeschränkungen im Kraterbereich kommt.

In den letzten Tagen gab es auch 5 Erdbeben, die sich zwischen Salina und Filicudi ereigneten. Die beiden stärksten Beben hatten eine Magnitude von 1,7 und ein Hypozentrum in 14 Kilometern Tiefe. Es ist nicht auszuschließen, dass die Erdbeben mit Fluidbewegungen im Grenzbereich Asthenosphäre zur Erdkruste standen. In dieser Region des Liparischen Archipels kommt es immer wieder zu kleinen Schwarmbeben.

Ein weiteres Erdbeben Mb 2,4 wurde östlich des submarinen Vulkans Marsili ausgemacht. Dieser Erdstoß ereignete sich allerdings in 274 Kilometern Tiefe und stand nicht direkt mit dem Vulkan in Verbindung.

Türkei: Erdbeben M 5,0 erschüttert Sindirgi

Nächtliches Erdbeben M 5,0 erschüttert türkische Stadt Sindirgi – Region in Alarmbereitschaft

Datum: 21.09.2025 | Zeit: 21:05:49 UTC | Koordinaten: 39.210 ; 28.140 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Ein Erdbeben der Magnitude 5,0 hat in der Nacht zum Montag die westtürkische Stadt Sindirgi erschüttert. Laut Angaben des Kandilli-Observatoriums ereignete sich das Beben um 00:05 Uhr Ortszeit in rund 10 Kilometern Tiefe, etwa fünf Kilometer südwestlich des Stadtzentrums.

Erdbeben Türkei. © EMSC

Das Beben riss die Bewohner der Region aus dem Schlaf und die Menschen reagierten besorgt. Viele verließen ihre Wohnungen und hielten sich aus Angst vor stärkeren Erdbeben lange im Freien auf. Der Erdstoß war besonders in höher gelegenen Stockwerken sehr stark zu spüren gewesen. Dem EMSC liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen vor, die den Erdstoß als stark bezeichnen.

Auch in der 53 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Balıkesir und in weiter entfernten Städten wie İzmir und Bursa wurden die Bodenerschütterungen gespürt.

Es wurden sofort Einsatzkräfte losgeschickt, um die Infrastruktur auf Schäden zu prüfen. Erste Berichte deuten darauf hin, dass es bislang keine schweren Verletzungen oder Todesfälle gegeben hat. Auch größere Gebäudeschäden wurden nicht bestätigt.

Das aktuelle Beben reiht sich in eine Serie seismischer Aktivität ein, die die Region in den letzten Monaten immer wieder erschüttert hat. Die Erdbeben begannen bereits im Frühjahr und erreichten ihren vorläufigen Höhepunkt in einem Erdbeben Mw 6,1, das sich am 10. August ereignete und nicht nur Schäden verursachte, sondern auch Tote und Verletzte. Seitdem wird die Region täglich von zahlreichen schwachen Erdbeben erschüttert, so dass man von einem intensiven Erdbebenschwarm sprechen kann.

Seismologen stufen den aktuellen Erdstoß daher als Nachbeben ein. Prof. Dr. Naci Görür, Geologe an der Boğaziçi-Universität, meinte gegenüber der Presse, dass solche Erschütterungen in Sindirgi nicht ungewöhnlich seien. Trotz der Beben sind die Spannungen in der Kruste noch nicht vollständig abgebaut. Es könnten also weitere Erdbeben folgen.




Die tektonische Ursache der Beben, die sich an Störungen des Simav-Grabens ereignen, liegt im komplexen geologischen Aufbau Westanatoliens und den vielfältigen Einwirkungen der Plattentektonik auf die Region. Sie befindet sich in der westanatolischen Extensionalzone, in der sich die Erdkruste aufgrund der westwärts driftenden Anatolischen Platte auseinanderzieht. Gleichzeitig drückt die Subduktion der Afrikanischen Platte unter Eurasien im Süden des Mittelmeers das Land nach Westen. Dies führt in der Türkei zur Bildung komplexer Verwerfungszonen, die das hohe Erdbebenpotenzial der Gegend bedingen.

Campi Flegrei: Bohrarbeiten sogen für Unmut

Bohrungen in den Campi Flegrei sorgen für Unmut bei Teilen der Bevölkerung – seismische Mikrozonierung ist das Ziel

In den Campi Flegrei ist die Situation weiterhin angespannt: Auch wenn es im Moment keine besonders starken Schwarmbeben gibt, wird die Caldera weiterhin täglich von Erdbeben erschüttert, die durch die anhaltende Bodenhebung infolge des magmatisch bedingten Druckanstiegs im Untergrund ausgelöst werden. Es ist nur eine Frage von Tagen oder Wochen, bis es wieder zu stärkeren Schwarmbeben kommt. Letztendlich könnten die Ereignisse auch auf einen Vulkanausbruch hinauslaufen.




Bohrungen in der CF

Um die Vorgänge im Boden besser zu verstehen, begann in der letzten Woche eine vom Staat beauftragte Firma damit, mehrere kleine Bohrlöcher zu teufen. Es soll bis zu 30 m tief gebohrt werden, wobei die Bohrlöcher einen Durchmesser von 12 Zentimetern haben – Nadelstiche in den obersten Bodenschichten, die dennoch bei Anwohnern Besorgnis erregen. Man fürchtet, dass die Bohrungen den Untergrund destabilisieren und möglicherweise weiteres Ungemach auslösen könnten.

Ziel der Bohrungen ist jedoch nicht etwa ein Eingriff in den Untergrund, sondern ein besseres Verständnis für die Vorgänge, die sich im Boden bei Erdbeben abspielen. Tatsächlich wird die Auswirkung eines Erdbebens auf die Oberfläche nicht nur durch die freigesetzte Energie bestimmt, sondern auch durch die Struktur des Untergrunds. Selbst kleinräumig betrachtet kann sich ein Erdbeben auf Infrastruktur unterschiedlich stark auswirken, da die Bodenbeschaffenheit mitbestimmt, wie sich Erdbebenwellen ausbreiten und wie sie an der Oberfläche wirken. Mithilfe einer seismischen Mikrozonierungsstudie wollen Forschende nun eine Karte erstellen, die in der am meisten vom Bradyseismus betroffenen Zone Bodenbeschaffenheit und Strukturen aufzeigt, die die Auswirkungen von Erdbeben beeinflussen könnten. Entsprechende Untersuchungen wurden bereits per Gesetz im Jahr 2023 beschlossen.

Um die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit zu erfassen, werden bei den Bohrungen sogenannte Bohrkerne gezogen. Sie enthalten Boden- und Gesteinsproben, die anschließend im Labor analysiert werden. Außerdem kommen geophysikalische Verfahren wie seismische Wellenmessungen zum Einsatz, um die Geschwindigkeit und Dämpfung der Wellen in verschiedenen Bodenschichten zu bestimmen. Ziel ist die Ermittlung der sogenannten „lokalen seismischen Reaktion“, die sich schon auf wenigen Metern Abstand erheblich unterscheiden kann.

Die Untersuchungskampagne wird voraussichtlich rund drei Monate dauern und soll den Alltag der Anwohner nicht beeinträchtigen. Dauerhafte seismische Überwachungsstationen werden im Rahmen dieser Arbeiten nicht installiert. Die Bohrlöcher werden nach Abschluss der Arbeiten wieder verfüllt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen liefern eine Grundlage für eine genauere Einschätzung der seismischen Risiken. Zudem ermöglichen sie eine bessere Planung von Notfallmaßnahmen und helfen, Bauvorschriften an die lokalen Gegebenheiten anzupassen.

Popocatépetl: Asche steigt bis auf 6700 m Höhe

Gestern war der Popo noch schneefrei. ©, WDM

Popocatépetl eruptiert Aschewolken bis auf 6700 m Höhe – 247 Minuten Tremor registriert

In Mexiko bleibt der 5452 m hohe Popocatépetl weiterhin aktiv und eruptiert Aschewolken, die laut VAAC Washington bis auf eine Höhe von 6700 m aufsteigen und VONA-Warnungen auslösen, weil die Vulkanasche eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen könnte. Die Drift-Richtung der Asche ist Nordwesten.

Starker Wind verdriftete die Vulkanasche nicht nur, sondern drückte sie zusätzlich nach unten, was den Ascheniederschlag am Fuß des Vulkans verstärkte. CENAPRED belässt die Warnstufe auf „Gelb Phase 2“. Weiterhin gilt eine Sperrzone mit 12 Kilometer Radius um den Gipfel des Vulkans. Vulkanbesteigungen sind dementsprechend untersagt.

Die Vulkanologen registrierten in den vergangenen 24 Stunden 32 Asche-Dampf-Exhalationen sowie vulkanischen Tremor mit einer Gesamtdauer von 247 Minuten. Am Vortag belief sich der Tremor auf 386 Minuten bei einer ähnlichen Anzahl an Exhalationen. Während der Tremor in den letzten Tagen nicht mehr ganz so hoch war wie zuvor, nahm die Explosivität wieder zu. Vom VAAC werden wieder regelmäßiger Aschewolken gemeldet, die hoch genug aufsteigen, um VONA-Warnungen auszulösen. Es sieht so aus, als hätte der von einem flachen Lavadom verstopfte Förderschlot wieder einen offenen Kanal, durch den regelmäßig Druck abgelassen werden kann, was in Form der Explosionen geschieht. Das reduziert die Fluidbewegungen und damit den Tremor. Die Situation ist allerdings sehr dynamisch und kann sich schnell wieder ändern.

Im Livestream des Vulkans kann man erkennen, dass der Popocatépetl wieder eine kleine Schneekappe trägt. Was man nicht sieht, sind rot illuminierte Wolken, was ebenfalls ein Indiz dafür ist, dass der Dom weniger aktiv als in der letzten Woche ist. Wärmeanomalien gibt es auch nicht.

Der Popocatépetl ist der aktivste Vulkan Mexikos und derzeit auch der einzige aktive Feuerberg des mittelamerikanischen Landes.

Philippinen von Taifun Ragasa bedroht

Taifun Ragasa bedroht Nord-Luzon – Heftige Regenfälle, Stürme und Sturmfluten erwartet

Im Norden der Philippinen bereitet man sich auf die Ankunft von Supertaifun Ragasa – der auf den Philippinen „Nando“ heißt – vor und damit auf eine möglicherweise bevorstehende Naturkatastrophe. Ragasa ist ein Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5 und weist in seinem Inneren Windgeschwindigkeiten von mehr als 260 km/h auf. Dem nicht genug, zieht weiter nördlich ein weiterer Taifun durch den Pazifik: Neoguri. Auch dieser Taifun wird als sehr stark eingestuft, obwohl sein Wolkenwirbel kleiner ist als jener von Ragasa. Zudem steuert er auf Japan zu.

Taifune

Die philippinische Wetterbehörde PAGASA warnt vor schweren Regenfällen, starken Winden und hohen Sturmfluten in mehreren Landesteilen in den kommenden Tagen. Neben dem Norden Luzons sollen auch Zentralluzon und die Metropolregion Manila vom Sturm betroffen sein. Die Behörden erwarten, dass lokal überflutungsgefährdete Gebiete signifikante Wassermassen aufnehmen müssen. Die Wirkung des Taifuns wird zusätzlich durch Monsun-Regenfälle verstärkt.

Laut dem Tropical Cyclone Bulletin vom 21. September wird Ragasa voraussichtlich morgen, am 22. September, nahe Batanes oder den Babuyan-Inseln auf Land treffen, bevor er am Dienstag, den 23. September, die philippinische Zuständigkeitszone verlässt und weiter Richtung Hongkong und China zieht. Der Wirbelsturm wird sich voraussichtlich weiter verstärken, bevor er auf die Nordküste von Luzon trifft.

Die Seefahrt bleibt extrem riskant. Gale Warnings gelten für die Nordküste Luzons und die Ostküste Zentral-Luzons. Pegel von bis zu 14 Metern werden an den Küsten von Batanes und den Babuyan-Inseln prognostiziert, während an der Nordküste von Cagayan und Ilocos Norte Wellen bis zu 10 Metern Höhe möglich sind. Küstennahen Gemeinden drohen lebensbedrohliche Sturmfluten von über 3 Metern Höhe.




Die philippinische Küstenwache rät allen Seefahrern, Häfen nicht zu verlassen und bei stürmischem Wetter Schutz zu suchen. Bewohner exponierter Küstenregionen sollten Evakuierungsmaßnahmen beachten und Notfallpläne bereithalten.

Die Taifune werden durch extrem hohe Wassertemperaturen im äquatorialen Pazifik ausgelöst. Das Wasser ist bis zu 32 Grad warm.

Merapi: Pyroklastischer Strom trotz Aktivitätsrückgang

Pyroklastischer Strom am Merapi gemeldet – Weniger Schuttlawinenabgänge

Am Merapi auf Java ging am 18. September ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er glitt rund 2000 Meter in Richtung der Flüsse Krasak und Putih und verursachte ein seismisches Signal, mit einer Amplitude von 63 Millimetern und einer Dauer von 127,56 Sekunden erreichte.

Merapi Archivbild

Der pyroklastische Strom war das markanteste Ereignis dieser Woche, in der sich der Merapi weiterhin aktiv zeigte. Allerdings nahm die Aktivität in den letzten Wochen ab und es werden deutlich weniger Abgänge von Schuttlawinen verzeichnet. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von etwa 120 Lawinen am Tag wurden zuletzt nur noch rund 80 festgestellt.

Wie das PVMGB in seinem Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 12. – 18. September berichtet, kam es dennoch zu mehreren Schuttströmen, die vor allem Schluchten und Bachläufen folgten. Im Oberlauf des Bebeng-Flusses waren es 11, während 36 Schuttlawinen dem Krasak-Fluss folgten und 62 im Oberlauf des Sat/Putih-Flusses registriert wurden. Alle Ströme erreichten eine maximale Länge von etwa 2.000 Metern.

Morphologische Analysen mit Hilfe von Webcams zeigten leichte Veränderungen am Südwestdom, verursacht durch das wachsende Domvolumen und die kontinuierliche Aktivität der Schuttlawinen. Am Zentraldom hingegen wurden keine morphologischen Veränderungen festgestellt. Eine Luftbildauswertung vom 25. August ergab ein Volumen von 4,18 Millionen Kubikmetern für den Südwestdom und 2,37 Millionen Kubikmetern für den Zentraldom.

Auch seismisch war der Vulkan weniger aktiv, als es in den Vorwochen der Fall war. Dennoch bewegt sich die Seismizität auf hohem Niveau.  Das seismische Netzwerk registrierte 27 flach liegende vulkanotektonische Beben, 568 Hybridbeben, zwei Niederfrequenzbeben, 570 seismische Signale von Schuttlawinen sowie zwölf tektonische Beben.

Die Deformationsmessungen mittels EDM und GPS zeigten in diesem Zeitraum keine signifikanten Veränderungen, was auf eine stabile, aber weiterhin aktive Magmazufuhr hindeutet.

Die Behörden belassen den Aktivitätsstatus des Merapi auf „Orange“. Gefahren bestehen vor allem durch Lavaströme und pyroklastische Ströme im südwestlichen Sektor bis sieben Kilometer Entfernung, im südöstlichen Sektor bis fünf Kilometer. Bei explosiven Eruptionen kann der Auswurf von vulkanischem Material einen Radius von bis zu drei Kilometern um den Gipfel erreichen.

Die Bevölkerung in den gefährdeten Gebieten wird aufgerufen, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und die definierten Gefahrenzonen strikt zu meiden.