Merapi: Pyroklastischer Strom trotz Aktivitätsrückgang

Pyroklastischer Strom am Merapi gemeldet – Weniger Schuttlawinenabgänge

Am Merapi auf Java ging am 18. September ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er glitt rund 2000 Meter in Richtung der Flüsse Krasak und Putih und verursachte ein seismisches Signal, mit einer Amplitude von 63 Millimetern und einer Dauer von 127,56 Sekunden erreichte.

Merapi Archivbild

Der pyroklastische Strom war das markanteste Ereignis dieser Woche, in der sich der Merapi weiterhin aktiv zeigte. Allerdings nahm die Aktivität in den letzten Wochen ab und es werden deutlich weniger Abgänge von Schuttlawinen verzeichnet. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt von etwa 120 Lawinen am Tag wurden zuletzt nur noch rund 80 festgestellt.

Wie das PVMGB in seinem Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 12. – 18. September berichtet, kam es dennoch zu mehreren Schuttströmen, die vor allem Schluchten und Bachläufen folgten. Im Oberlauf des Bebeng-Flusses waren es 11, während 36 Schuttlawinen dem Krasak-Fluss folgten und 62 im Oberlauf des Sat/Putih-Flusses registriert wurden. Alle Ströme erreichten eine maximale Länge von etwa 2.000 Metern.

Morphologische Analysen mit Hilfe von Webcams zeigten leichte Veränderungen am Südwestdom, verursacht durch das wachsende Domvolumen und die kontinuierliche Aktivität der Schuttlawinen. Am Zentraldom hingegen wurden keine morphologischen Veränderungen festgestellt. Eine Luftbildauswertung vom 25. August ergab ein Volumen von 4,18 Millionen Kubikmetern für den Südwestdom und 2,37 Millionen Kubikmetern für den Zentraldom.

Auch seismisch war der Vulkan weniger aktiv, als es in den Vorwochen der Fall war. Dennoch bewegt sich die Seismizität auf hohem Niveau.  Das seismische Netzwerk registrierte 27 flach liegende vulkanotektonische Beben, 568 Hybridbeben, zwei Niederfrequenzbeben, 570 seismische Signale von Schuttlawinen sowie zwölf tektonische Beben.

Die Deformationsmessungen mittels EDM und GPS zeigten in diesem Zeitraum keine signifikanten Veränderungen, was auf eine stabile, aber weiterhin aktive Magmazufuhr hindeutet.

Die Behörden belassen den Aktivitätsstatus des Merapi auf „Orange“. Gefahren bestehen vor allem durch Lavaströme und pyroklastische Ströme im südwestlichen Sektor bis sieben Kilometer Entfernung, im südöstlichen Sektor bis fünf Kilometer. Bei explosiven Eruptionen kann der Auswurf von vulkanischem Material einen Radius von bis zu drei Kilometern um den Gipfel erreichen.

Die Bevölkerung in den gefährdeten Gebieten wird aufgerufen, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und die definierten Gefahrenzonen strikt zu meiden.

Türkei: Waldbrand in Köyceğiz

Waldbrand in Köyceğiz hält an – Rekord-CO₂-Emissionen durch Europas Brände

Bei uns in Deutschland neigt sich der Spätsommer seinem Ende entgegen und in den nächsten Tagen sind teils starke Regenfälle vorhergesagt. In der östlichen Mittelmeerregion ist es hingegen noch warm und trocken, was Waldbrände begünstigt. In der türkischen Provinz Muğla kämpft die Feuerwehr weiterhin gegen einen großflächigen Waldbrand, der seit zwei Tagen wütet und auf die Ortschaft Köyceğiz übergriff. Der Ort liegt am Nordufer des gleichnamigen Sees unweit der bei Touristen beliebten Marmaris-Küste.
Das Feuer brach im Stadtteil Aliefendi ein und breitete sich durch starke Winde bis in den Stadtteil İspatlı aus. Hunderte Einsatzkräfte sind im Dauereinsatz, unterstützt von Löschflugzeugen und Hubschraubern. Insgesamt wurden bislang 218 Häuser vorsorglich geräumt, 582 Menschen sowie fast 1.500 Nutztiere in Sicherheit gebracht. Zwei Lagerhallen und zwei Scheunen wurden beschädigt, zehn Kleintiere kamen ums Leben.

Neben der Forstverwaltung sind auch die Katastrophenschutzbehörde AFAD, die Feuerwehr, Gemeindemitarbeiter und die Polizei an den Löscharbeiten beteiligt. Ziel ist es, den Brand einzudämmen, bevor er weitere Wald- und Siedlungsflächen erfasst. Die Behörden warnen, dass die Kombination aus Hitze, Wind und trockener Vegetation die Situation weiter verschärfen könnte.

Kollage Waldbrände Türkei
Bereits im Juli hatte die Türkei eine Serie von verheerenden Waldbränden erlebt, die mehrere Provinzen gleichzeitig betrafen. Besonders dramatisch war ein Großfeuer in Eskişehir, bei dem zehn Feuerwehrleute und Rettungskräfte ums Leben kamen und 14 weitere verletzt wurden. Das Unglück gilt als eine der schwersten Tragödien im türkischen Katastrophenschutz der vergangenen Jahre und hat eine Debatte über die Ausstattung und Sicherheit der Einsatzkräfte ausgelöst.

Die jüngsten Brände in der Türkei sind Teil eines größeren Trends: Europa erlebt 2025 eine besonders schwere Waldbrandsaison. Nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus haben Brände bis zum 15. September bereits 12,9 Megatonnen CO₂ freigesetzt – mehr als jemals zuvor seit Beginn der Messungen vor 23 Jahren. Der bisherige Rekord von 11,4 Megatonnen aus den Jahren 2003 und 2017 wurde deutlich überschritten. Da die Saison noch nicht beendet ist, wird der Wert weiter steigen.




Besonders betroffen waren Spanien und Portugal, wo im August großflächige Feuer wüteten. Auch in der Türkei, auf Zypern und in mehreren Balkanstaaten kam es zu zahlreichen Bränden. Die Emissionen aus diesen Feuern tragen nicht nur zur weiteren Erwärmung bei, sondern haben auch Auswirkungen auf die Luftqualität und belasten besonders ältere und kranke Menschen.

Hinzu kommen weitere Belastungen für die Atmosphäre. Der Sommer 2025 war von einer ungewöhnlich hohen Zahl an Saharastaub-Ereignissen geprägt. Gleichzeitig führten mehrere Hitzewellen zu einer deutlichen Erhöhung der bodennahen Ozonkonzentrationen. In vielen Regionen Europas lagen die Werte über den geltenden Grenzwerten, was gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung mit sich brachte.

Island: Erdbeben Mb 3,9 am Bardarbunga

Erdbeben Mb 3,9 erschüttert Bardarbunga auf Island

Der subglaziale Vulkan Bardarbunga wurde von einem Erdbeben der Magnitude 3,9 erschüttert. Der Erdstoß ereignete sich am 19. September um 04:44:54 UTC in einer Tiefe von 3600 Metern. Das Epizentrum wurde von IMO 5,4 km nordöstlich des Zentrums der Caldera verortet. Die Magnitude ist groß genug gewesen, damit man das Erdbeben spüren konnte, doch aufgrund der Abgeschiedenheit des Ortes gab es keine Wahrnehmungsmeldungen.

Eine Messstation am Nordrand des Vatnajökulls, unter dem sich der Bardarbunga befindet, registriert in den letzten Tagen eine leichte Bodenhebung. Sie hat maximal 40 mm erreicht. Eine Magmenintrusion ist eine mögliche Ursache der Hebung, sie könnte aber auch auf saisonale, hydrologische Effekte oder Messungenauigkeiten zurückzuführen sein.

Eine definitiv magmatisch bedingte Bodenhebung gibt es hingegen weiterhin bei Svartsengi auf Reykjanes. Hier hält die Bodenhebung nicht nur an, sondern könnte sich sogar beschleunigt haben. An der Messstation SENG beläuft sich die Hebung seit Ende der letzten Eruption auf 140 mm. Es fehlen noch 50 mm, bis wieder das Bodenhebungsniveau wie zu Beginn der letzten Eruption erreicht wird. Das sollte gegen Mitte Oktober der Fall sein. Ab dann steigt die Eruptionswahrscheinlichkeit signifikant. Doch meistens waren noch 3 bis 4 Wochen weitere Magmenakkumulation notwendig, bis dann tatsächlich ein Ausbruch einsetzte. Das schließt allerdings einen früheren Eruptionsbeginn nicht aus.

Die Erdbebenaktivität auf Reykjanes ist als mittelstark einzustufen, wobei sich die meisten Beben im Krysuvik-System abspielen. Entlang der Sundhnukur-Kraterreihe gibt es nur sporadische Erdbeben. Ein Indiz, dass es bis zum Ausbruch noch einige Wochen hin ist. Die Seismizität begann sich meistens 2 bis 3 Wochen vor den Ausbrüchen langsam zu steigern, wobei es nur Minuten vor der Eruption seismische Krisen gab.

Lewotobi Laki-Laki eruptiert Vulkanasche auf 4600 m Höhe

Lewotobi Laki-Laki weiterhin aktiv – Eruptionen lösen VONA-Warnungen aus

Der Vulkan Lewotobi Laki-Laki liegt auf der indonesischen Insel Flores und ist weiterhin aktiv. Er eruptiert mehrmals am Tag Aschewolken, wobei sich die Explsoivität der Eruptionen langsam steigert. In den frühen Morgenstunden des 20. Septembers stieg eine Aschewolke bis auf einer Höhe von 4600 m auf. Der Wind wehte sie in Richtung Südwesten. Das VAAC Darwin brachte eine VOAN-WARNUNG für den Flugverkehr raus. Der Alarmcode wurde auf „Rot“ erhöht.

Lewotobi Laki-Laki

Laut den Beobachtern vom VSI stieg um 7:16 Uhr WITA eine graue Aschesäule rund 1.000 Meter über den Gipfel empor. Zwei weitere Eruptionen folgten um 8:38 Uhr und 10:33 Uhr, wobei die Asche bis zu 1.400 Meter aufstieg und sich mit dem Wind in südwestliche und westliche Richtung verlagerte. Seismographische Aufzeichnungen dokumentierten dabei Amplituden von 14,8 Millimetern bei den ersten beiden Ausbrüchen und eine deutlich stärkere Amplitude von 44,4 Millimetern beim dritten. Alle Ereignisse dauerten nur wenige Minuten und sind Teil der anhaltenden Aktivität des Vulkans.

Im Krater des Lewotobi Laki-Laki wächst ein Lavadom, der die Förderschlote zum teil verstopft. Dadurch steigt im Laufe von Wochen der Druck immer weiter an, was sich in stärkere Ascheeruptionen äußert. Überschreitet der Druck einen Schwellenwert, kommt es zu starken Explosionen, die den Dom ausblasen und hochaufsteigende Aschewolken und pyroklastische Ströme erzeugen.

Die Eruptionen begannen Ende 2023. Besonders heftig war eine Serie von Ausbrüchen im November 2024, die zur Evakuierung von Tausenden Menschen führte und mehrere Todesopfer forderte. Im März 2025 kam es zu einer massiven Eruption, bei der die Asche bis in acht Kilometer Höhe gelangte und den Flugverkehr in Teilen Indonesiens beeinträchtigte. Auch im Juni und Juli 2025 sorgten erneute Ausbrüche mit kilometerhohen Aschewolken für großräumige Evakuierungen.

Der Lewotobi-Komplex besteht aus zwei benachbarten Stratovulkanen, dem „männlichen“ Lewotobi Laki-Laki und dem „weiblichen“ Lewotobi Perempuan. Der Komplex ist Teil des Sunda-Bogens, einer aktiven Vulkankette, die sich von Sumatra über Java bis zu den Kleinen Sundainseln erstreckt.

Teneriffa: 50 Erdbeben innerhalb von einer Woche

Erdbebenaktivität unter dem Pico del Teide auf Teneriffa bleibt erhöht – 50 Beben innerhalb einer Woche

Auf der beliebten Ferieninsel Teneriffa bleibt die Erdbebenaktivität erhöht. Das geht aus einem Datenblatt von INVOLCAN hervor, das gestern veröffentlicht wurde und den Beobachtungszeitraum 12. bis 19. September 2025 abdeckt. In dieser Woche wurden 50 Beben im Bereich von Teneriffa detektiert, die meisten manifestierten sich unter dem Vulkan Pico del Teide.

Erdbeben Teneriffa. © INVOLCAN

Nur 10 der Erdbeben wurden in der Meerenge verortet, die Teneriffa von Gran Canaria trennt. Am Meeresboden gibt es sowohl Störungen als auch den submarinen Vulkan Enmedio, die beide für die Beben verantwortlich sein können. 8 weitere Erschütterungen ereigneten sich unter anderen Inselbereichen. Die verbleibenden 32 Erschütterungen lagen im Bereich der Caldera und des Pico del Teide. Diese Erschütterungen sind wahrscheinlich vulkanotektonisch bedingt.

Nicht nur die Erdbeben deuten darauf hin, dass der Pico del Teide aufheizt und sich auf eine Eruption vorbereitet, denn es wird auch ein erhöhter Kohelndioxidausstoß festgestellt. Die Gastemperatur der Mofetten liegt bei ca. 82 Grad Celsius. Zudem gibt es schwache Bodendeformationen. INVOLCAN schreibt, dass die Phänomene auf eine Erhöhung des Drucks im vulkanisch-hydrothermalen System zurückzuführen sind und diese seit 2016 auftreten. Dennoch bleibt die Vulkanwarnampel am Teide auf „Grün“. Für die Anwohner des Vulkans besteht derzeit keine Gefahr.

Genauso sieht es auf El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria aus, wo die Vulkanwarnampeln ebenfalls auf „Grün“ stehen. Auf La Palma hingegen sind auch mehr als drei Jahre nach dem Ausbruch die geophysikalischen und geochemischen Parameter noch nicht vollständig normalisiert. Daher bleibt die vulkanische Ampel auf GELB, was bedeutet, dass die Bevölkerung weiterhin die Informationen der Katastrophenschutzbehörden beachten sollte.

Übrigens: Das stärkste Beben im Bereich der Kanaren hatte eine Magnitude von 2,4 und ereignete sich am Donnerstag, 18. September 2025, etwa 20 km östlich von Gran Canaria. Insgesamt wurden 60 Erschütterungen festgestellt, die bei Teneriffa mitgezählt. Die insgesamt freigesetzte seismische Energie betrug 0,085 Gigajoule.

Astronomie: Herbst der Kometen

Herbst der Kometen: Drei himmlische Besucher am Abendhimmel sichtbar

In den kommenden Wochen dürfen Himmelsbeobachter auf ein seltenes Schauspiel gespannt sein: Gleich drei Kometen ziehen durch unser Sonnensystem und bieten faszinierende Gelegenheiten für Beobachtungen – C/2025 R2 (SWAN), C/2025 A6 (Lemmon) und der interstellare Besucher 3I/ATLAS. Während jeder dieser Himmelskörper seine eigenen Besonderheiten hat, lohnt es sich, alle drei am Himmel zu verfolgen.

KI-Darstellung

In den letzten Wochen stand besonders Komet 3I/ATLAS im Fokus der Medien und Wissenschaftler, da er auf einer ungewöhnlichen Bahn durch das Sonnensystem zieht und ein interstellarer Besucher ist. Er hat also das Sonnensystem nie zuvor besucht und wird auch nach seinem Vorbeiflug wieder hinaus in die Tiefen des Alls fliegen. Seine Bahn ist hyperbolisch, was bedeutet, dass er nicht an die Sonne gebunden ist. Entdeckt wurde er im Juli 2025 vom ATLAS-System in Chile. Besondere Aufmerksamkeit genießt der Komet, weil ein Astronomieprofessor das Gerücht in die Welt setzte, dass es sich bei 3I/ATLAS um ein außerirdisches Raumschiff handeln könnte.

Aufgrund seiner hohen Entfernung zur Erde von etwa 270 Millionen Kilometern wird er jedoch sehr schwach erscheinen. Mit einer Helligkeit zwischen Magnitude 12 und 14 ist er nur für Beobachter mit größeren Teleskopen sichtbar und damit für Laien weniger interessant.

Anders sieht es da mit den beiden folgenden Himmelskörpern aus, die in den nächsten Wochen per Fernglas oder sogar mit bloßem Auge zu sehen sein könnten.

C/2025 R2 (SWAN) ist ein heller Fernglas-Komet und wurde im September 2025 vom SWAN-Instrument auf dem SOHO-Satelliten entdeckt. Der Komet nähert sich der Erde und wird am 20. Oktober seine größte Annäherung an die Erde erreicht haben. Dann ist er etwa 40 Millionen Kilometer entfernt.

Aktuell liegt seine Helligkeit bei rund Magnitude 7, womit er bereits mit einem Fernglas gut zu beobachten ist. Unter dunklem Neumondhimmel könnte er sogar an die Grenze der Sichtbarkeit mit bloßem Auge gelangen. Beobachter sollten nach Sonnenuntergang Ausschau halten, besonders in südlicheren Breitengraden, wo der Komet höher über dem Horizont steht. Sein Schweif erstreckt sich bereits über mehrere Grad am Himmel.

Als einmalige Gelegenheit wird der Komet C/2025 A6 (Lemmon) bezeichnet: Er wird ebenfalls am 21. Oktober seine größte Annäherung an die Erde erreichen und ist dann noch 90 Millionen Kilometer entfernt. Obwohl er damit mehr als doppelt so weit von uns entfernt ist wie Swan, wird erwartet, dass er mit bloßem Auge sichtbar sein wird. Die Helligkeit wird dann voraussichtlich Magnitude 4 erreichen. Lemmon wurde Anfang Januar 2025 vom Mount-Lemmon-Survey entdeckt und wird am 8. November den sonnennächsten Punkt seiner Bahn erreichen. Im Oktober steht er abends im Südwesten, Anfang November dann im Süden. Für die Beobachtung empfiehlt sich ein dunkler Standort fernab von Straßenlampen.

Besonders interessant: C/2025 A6 war zuletzt vor rund 1.400 Jahren in unserem Sonnensystem. Die nächste Rückkehr ist erst für das Jahr 3421 vorhergesagt – für uns also ein einmaliger Anblick.

USA: Schlammströme nach Unwetter in Kalifornien

Schlammlawinen und Sturzfluten treffen Südkalifornien – Zweijähriger stirbt in Fluten

Heftige Gewitter und anhaltende Regenfälle suchten am Donnerstag große Teile Südkaliforniens heim und lösten eine Naturkatastrophe aus: Sturzfluten und Schlammlawinen verursachten Schäden an der Infrastruktur mehrerer Regionen. Besonders dramatisch ist der Tod eines Zweijährigen.

Die Niederschläge wurden von tropischer Feuchtigkeit des ehemaligen Sturms Mario gespeist, der sich über dem Ostpazifik vor der Küste Mexikos gebildet hatte und parallel zur Küste nach Norden zog. In den Küstenregionen Mexikos hatte es Unwetterwarnungen gegeben, Katastrophen blieben hier aber aus.

In Kalifornien war das San Bernardino County besonders stark betroffen, wo sich Murenabgänge in den Gebieten Oak Glen, Forest Falls und Potato Canyon ereigneten. Schlamm- und Geröllmassen beschädigten zahlreiche Häuser, blockierten Straßen und setzten Fahrzeuge fest. Die State Route 38, eine wichtige Verbindung durch die San Bernardino Mountains, blieb auch am Freitag gesperrt, da Räumungsarbeiten andauerten.

Mehrere Autofahrer saßen stundenlang auf der Cedar Falls Road fest, bevor sie von Einsatzkräften befreit wurden. In den betroffenen Berggemeinden strömten Schlammmassen in Hinterhöfe und stürzten Gastanks um, die leckschlugen.

In Barstow, einer Kleinstadt mit einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Interstates 15 und 40 zwischen Los Angeles und Las Vegas in Nevada, kam es zu einer Tragödie, als ein Auto von den Fluten mitgerissen wurde. Ein zweijähriger Junge wurde aus dem Fahrzeug geschleudert und erst nach einer mehr als 20-stündigen Suche tot im Hochwasserschutzkanal südlich des Mojave River gefunden. Der Vater konnte sich auf eine durch das Hochwasser gebildete Insel retten und wurde unverletzt geborgen.

Die Regenmengen waren für die Region außergewöhnlich. Innerhalb weniger Stunden fiel mehr Niederschlag als sonst im ganzen Monat September. Den Rekord stellte Running Springs auf, wo 110 Millimeter Regen auf den Quadratmeter niedergingen. Das entspricht 110 Litern. Zuvor war es monatelang trocken, so dass Böden ausgetrocknet waren und die Regenmassen nicht aufnehmen konnten. Erschwerend kam hinzu, dass einige Böden durch Buschbrände zusätzlich verbacken waren, wodurch das Regenwasser oberflächlich abfloss und sich Schlamm bilden konnte.

Auch in den Wüstengebieten Südostkaliforniens kam es zu Überschwemmungen, die Straßen überfluteten und den Verkehr beeinträchtigten. Für den Death-Valley-Nationalpark wurde eine Sturzflutwarnung ausgesprochen.

Solche Unwetter gab es schon immer. Klimaforscher warnen aber davor, dass eine Zunahme von Extremwetterereignissen eine Folge des Klimawandels ist. Offenbar spielt das aber bei der aktuellen Politik in den USA und zunehmend auch in Europa keine Rolle mehr. 

Campi Flegrei: Studie legt hohes Ausbruchsrisiko nahe

Campi Flegrei: Blick in die Vergangenheit soll Pozzuoli vor der nächsten Eruption warnen

Kaum eine Woche vergeht, in der keine neue Studie zur süditalienischen Caldera Campi Flegrei erscheint. Allein diese Tatsache belegt, wie angespannt die Situation vor Ort ist. Während einige Politiker bemüht sind, das Gefahrenpotenzial kleinzureden, sind einige Wissenschaftler bemüht, das tatsächliche Gefahrenpotenzial eines der gefährlichsten Vulkangebiete der Welt zu erkennen.




Serapis-Tempel (Marcellum)

In der potenziellen Gefahrenzone der Campi Flegrei leben mehr als 500.000 Menschen. Seit Jahren beobachten Geologen eine beunruhigende Mischung aus Bodenhebung, Erdbeben und steigendem Gasausstoß. Eine neue Studie (die ich mehr für eine interdisziplinäre Fallstudie halte), die im Fachjournal „Natural Hazards and Earth System Sciences“ veröffentlicht wurde, wirft nun einen weiteren Blick auf die einzige dokumentierte magmatische Eruption der jüngeren Geschichte der Campi Flegrei: den Ausbruch von 1538, bei dem der Monte Nuovo entstand. Das Ziel der Forscher ist es aus der Vergangenheit lernen, um die Risiken der Gegenwart besser einzuschätzen.

Die Arbeit der Forschergruppe kombiniert historische Chroniken, Karten und Augenzeugenberichte mit modernen geologischen und geophysikalischen Daten. Das Ergebnis ist ein präzises Bild der Ereignisse vor fast 500 Jahren. Das damalige Szenario vor dem Ausbruch erinnert an die aktuelle Situation.

Die Forscher rekonstruierten die Geschichte der Bodenverformung entlang der Via Herculae und am bekannte Serapis-Tempel, dessen Ruinen noch heute nahe des Hafens von Pozzuoli zu bewundern sind. Spuren von Bohrmuscheln an den Säulen zeigen, dass diese einst bis unter dem Meeresspiegel absanken.

Bodendeformationen

Die ausgewerteten Daten reichten bis in das 3. vorchristliche Jahrhundert zurück. Damals befand sich der Boden in einer Senkungsphase, in der er sich bis zu 8 m unter dem Meeresspiegel absenkte. Im 15. Jahrhundert begann die Hebung des Bodens. Zunächst hob sich der Boden vergleichsweise langsam. Um 1430, also mehr als 100 Jahre vor der Eruption, beschleunigte sich die Hebung. In diesen hundert Jahren hob sich der Boden um rund fünf bis sechs Meter. Nur wenige Tage vor dem Ausbruch beschleunigte sich der Prozess dramatisch: Innerhalb von anderthalb Tagen kam es zu einem zusätzlichen lokalen Anstieg von rund sieben Metern. Zeitzeugen berichteten von häufigen Erdbeben und von der plötzlichen Entstehung neuer Fumarolen.

Am 29. September 1538 öffnete sich schließlich ein Spalt, aus dem zunächst Dampf und Wasser schossen. Es folgten phreatomagmatische Explosionen, die schließlich in einen rein magmatischen Ausbruch übergingen. Innerhalb weniger Tage entstand der 133 Meter hohe Monte Nuovo, der jüngste Vulkankegel innerhalb der Caldera.

Nach der Eruption senkte sich der Boden wieder ab, etwa um die Hälfte des zuvor gewonnenen Höhenunterschieds. Dieses Muster aus langfristiger Hebung, kurzfristiger Beschleunigung und anschließender Subsidenz sehen die Forscher als Schlüssel zum Verständnis des heutigen „Bradyseismus“ – der langsamen, episodischen Hebungs- und Senkungsbewegungen, die die Region seit Jahrzehnten prägen. Seit der Monte-Nuovo-Eruption hob sich der Boden netto um mehr als 4 Meter.

Die Studie diskutiert zwei mögliche Zukunftsszenarien. Im günstigeren Fall bleibt die magmatische Aktivität auf tiefere Schichten beschränkt, der Druck entlädt sich nur durch verstärkte Fumarolen und eventuell kleinere phreatische Explosionen. Das zweite Szenario ist heikler: Eine frische Magmenzufuhr könnte das sogenannte magmatische „Mush“ unter der Caldera mobilisieren. Dieser „Mush“ besteht aus einer Mischung aus Schmelze und Kristallen. Ein neu entstehender Gang könnte sich zur Oberfläche durcharbeiten und in einer Eruption münden – möglicherweise an der Randzone des sogenannten „resurgenten Blocks“, also des sich hebenden Zentralbereichs der Caldera.

Die Studienautoren warnen: „Die heutigen Messungen zeigen deutliche Parallelen zu den Vorzeichen von 1538.“ Besonders kritisch wäre eine plötzliche Beschleunigung der Bodenhebung zusammen mit flachen Erdbeben, was auf eine unmittelbare Magmaintrusion hindeuten könnte.

(Quelle: EGU. Lizenz der CC. Beteiligte Forscher: Rolandi, G., Troise, C., Sacchi, M., Di Lascio, M., und De Natale, G)

Kilauea: Lavafontänen-Aktivität der Episode 33 ist im Gang

Erneute Lavafontänen am Kīlauea: Episode 33 des Halemaʻumaʻu-Ausbruchs in vollem Gange

Spätestens seit gestern Abend erwarteten wir die Lavafontänen-Episode Nr. 33 des laufenden Ausbruchs, jetzt ist sie seit gut 2 Stunden im Gang. Das Geschehen lässt sich wieder per Livestreams verfolgen.




Die Lavafontäne begann sich am 19. September um 3:11 a. m. HST (15:11 Uhr MESZ) aufzubauen und hat inzwischen ihre volle Intensität erreicht. Wie bereits bei den letzten Eruptionen schießt die Fontäne schräg aus dem Schlot, allerdings bei weitem nicht mehr so flach wie zuvor, was darauf hindeutet, dass sich die Architektur des Schlot wieder ändert. Laut HVO erreicht die Fontäne eine Höhe von mehr als 150 Metern. Eine respektable Eruptionswolke steigt rund 3.000 Meter über den Kraterboden auf. Frühere Ausbrüche dieser Serie haben Fontänenhöhen von über 300 Metern erzeugt, deren Asche- und Gaswolken bis zu 6.000 Meter erreichten.

Die Aktivität ist derzeit auf die Gipfelcaldera beschränkt. Der Wind weht aus nordöstlicher Richtung, sodass vulkanische Gase und feine Partikel wie Asche und „Pele’s Haar“ in südwestliche Richtung über die Kaʻū-Wüste getragen werden können. Die Flughäfen Kona (KOA) und Hilo (ITO) sind nicht beeinträchtigt.

Die jüngste Episode wurde von mehreren Tagen sporadischer Aktivität vorbereitet. Bereits am 17. September traten erste kleine Lavaströme aus dem Schlot aus, begleitet von kuppelförmigen Fontänen von wenigen Metern Höhe. In der Nacht auf den 18. September kam es zu größeren Überläufen, und heftige Gasstöße schleuderten glühende Lavaspritzer bis zu zehn Meter hoch. In den frühen Morgenstunden des 19. Septembers verstärkten sich die Fontänen deutlich. Zeitgleich registrierten Messinstrumente eine Umkehr der Bodenneigung von inflationär zu stark deflationär und einen deutlichen Anstieg der seismischen Erschütterungen: klassische Anzeichen für den Beginn einer Eruptionsphase.

Der Neigungswert (Tilt) hatte seit dem Ende von Episode 32 um mehr als 23 Mikroradian zugenommen. Nun speisen die Fontänen mehrere Lavaströme, die den Kraterboden überfluten.

Die Warnstufe für den Vulkan bleibt auf „Achtung“, der Flugcode auf „Orange“. Die Schwefeldioxid-Emissionen werden auf etwa 50.000 Tonnen pro Tag geschätzt. Kleinere Aschepartikel können bis zu 10 Kilometer vom Krater niedergehen, stellen aber keine Gefahr für den Flugverkehr dar.