Liparische Inseln: Erdeben Mb 3,3

Erdbeben Mb 3,3 erschütterte Liparische Inseln im Rahmen eines kleinen Schwarmbebens – Epizentrum nahe Lipari

Datum: 14.06.2025 | Zeit: 22:54:09 UTC | Koordinaten: 38.500 ; 14.756 | Tiefe: 10 km | Mb 3,3

Lipari, 15.06.2025Das süditalienische Archipel der Liparischen Inseln wurde gestern Abend von einem kleinen Erdbebenschwarm getroffen, der aus 5 Einzelbeben bestand. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 3,3 und 3,1 und lagen damit im Bereich der Wahrnehmbarkeit. Da die Epizentren aber offshore lagen, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen.

Erdbebenschwarm Liparischen Inseln. © EMSC

Die Lokalisierung des Erdbebenherds der stärksten Erschütterung erfolgte in 10 Kilometern Tiefe und 18 km westlich von Lipari, dem Hauptort des Archipels auf der gleichnamigen Insel. Lipari ist nur durch eine schmale Meerenge von Vulcano getrennt, das hier bereits oft in den Schlagzeilen stand. Die Beben lagen zudem wenige Kilometer südlich der Insel Salina.

In den letzten Tagen kann man eine leichte Zunahme der Seismizität in der Region beobachten. Interessant ist, dass es seit Monatsanfang auch 5 Beben im Bereich der beschriebenen Meerenge und bei Vulcanello gab, einer vulkanischen Halbinsel, die mit Vulcano verbunden ist. Aufgrund der Magmenintrusionen, die sich in den vergangenen 4 Jahren mindestens 2 Mal unter Vulcano ereigneten, sind diese Beben von besonderem Interesse, da sie möglicherweise auf Fluidbewegungen im Untergrund zurückzuführen sein könnten.




Der kleine Erdbebenschwarm gestern Abend war aber vermutlich tektonischer Natur. Wie so oft sind auch im Bereich der Liparischen Inseln vulkanische und tektonische Prozesse gekoppelt, wobei der Vulkanismus seinen Ursprung in besonderen tektonischen Prozessen findet: Im Bereich der Liparischen Inseln liegt ein Kreuzungspunkt markanter Störungszonen, die mit der Plattenkollision Afrikas und Europas zusammenhängen. Zudem befindet sich das Archipel im Randbereich der Subduktion der Ionischen Platte, von der auch der Ätna betroffen ist. Diese Subduktion ist vermutlich die Quelle der Schmelzen, die an den Vulkanen Siziliens – zu denen die Liparischen Inseln gehören – eruptiert werden.

Das Archipel der Liparischen Inseln gehört trotz all der Probleme, über die ich in meinen Berichten öfters schrieb, immer noch zu den Juwelen der europäischen Vulkanregionen. Offenbar gibt es auch Bemühungen der Kommunalverwaltung, Versäumtes aufzuarbeiten, und die Wiedereröffnung des Schlammbads auf Vulcano könnte den Tourismus der Region beleben. Wir können auf weitere Entwicklungen gespannt sein.

Kurilen: Starkes Erdbeben Mw 6,1

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschütterte die Kurilen zwischen Japan und Kamtschatka

Datum: 13.06.2025 | Zeit: 18:35:11 UTC | Koordinaten: 46.120 ; 153.332 | Tiefe: 11 km | Mw 6,1

Nirgendwo, 14.06.2025Gestern Abend manifestierte sich um 18:35:11 UTC (03:35:11 UHR Lokalzeit) ein starkes Erdbeben Mw 6,1, das die Kurilen erschütterte. Hierbei handelt es sich um einen vulkanischen Inselbogen, der sich zwischen Kamtschatka und Japan aufspannt. Das Epizentrum wurde 435 km ost-nordöstlich von Kuril’sk verortet. Das Hypozentrum befand sich in 11 Kilometern Tiefe.

Erdbeben Mw 6,1 bei den Kurilen. © EMSC

Die tektonische Situation ist hier weniger komplex als in manchen anderen Regionen, über die ich hier in der letzten Zeit berichtet habe: Die Kurilen liegen westlich des 2250 Kilometer langen Kurilengrabens, an dem die pazifische Platte unter die Ochotskische Platte subduziert wird. Dieser Prozess erzeugt nicht nur Magma, das an den Vulkanen des Inselbogens als Lava eruptiert wird, sondern erzeugt auch Spannungen in der Erdkruste, die in Form von Erdbeben entladen werden, so wie es gestern Abend geschah. Das Erdbeben war zwar stark, aber nicht stark genug, um einen nennenswerten Tsunami auszulösen. Bewohntes Gebiet wurde auch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch könnte sich der Erdstoß noch auf den Vulkan der Region auswirken und Eruptionen triggern. Forschungen ergaben, dass starke Erdbeben in einem Umkreis von 1000 Kilometern auf vulkanische Aktivität einwirken können und das über ein Jahr lang. Das macht es sehr schwer, tatsächlich zu belegen, ob ein Vulkanausbruch von einem Erdbeben ausgelöst wurde, das vor mehreren Monaten in einiger Entfernung stattfand, besonders, da es im Bereich des zirkumpazifischen Feuergürtels oft zu starken Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt.

Bei der Ochotskischen Platte handelt es sich übrigens um eine Kleinplatte, die von manchen Autoren der Nordamerikanischen Platte zugerechnet wird, obwohl sie geografisch gesehen vor Eurasien liegt.




Betrachtet man einen etwas größeren Abschnitt der Shakemap, dann sieht man, dass es praktisch entlang des gleichen Abschnitts der involvierten Plattengrenze zu mehreren moderaten Erdbeben kam, die sich sowohl im nördlich gelegenen Kamtschatka als auch im südlichen Japan ereigneten.

Türkei: Intensives Schwarmbeben bei Simav

Schwarmbeben bei Simav in der Türkei – Ca. 70 Erdbeben innerhalb weniger Stunden

Datum: 09.06.2025 | Zeit: 10:21:25 UTC | Koordinaten:  39.223 ; 28.970 | Tiefe: 9 km | Mb 3,8

Simav, 09.06.2025Innerhalb weniger Stunden manifestierte sich im Westen der Türkei ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus ca. 70 Einzelerschütterungen besteht. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,2 und einen Erdbebenherd in 9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nordnordwestlich von Simav ausgemacht. In dem Ort leben gut 34.900 Menschen.

Erdbeben bei Simav © EMSC

Obwohl keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen und die Beben wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit auf sich zogen, sind sie vom tektonischen Aspekt und insbesondere im Zusammenhang mit den Vulkanen interessant, denn Simav ist aufgrund seiner Thermalquellen bekannt. Zudem gibt es Hinweise auf quartären Vulkanismus, der bereits während des Miozäns begonnen hat. Die Region liegt in einem Rift und stand hier zuletzt am 25. April im Fokus der Berichterstattung, da sich ein Erdbeben Mb 4,6 ereignet hatte, dem ein starker Nachbebenschwarm folgte, der tagelang anhielt.

Die aktuellen Beben sind bis jetzt noch schwächer als damals, sehen aber sehr wahrscheinlich in einem Zusammenhang. Dieser könnte tektonischer Natur sein oder aber auch mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Nicht auszuschließen ist, dass die Erschütterungen menschengemacht sind, denn ca. 7 Kilometer südöstlich der Erdbebenzone befindet sich ein kleines Geothermalkraftwerk, wo es auch Thermalbäder gibt. Allerdings spricht die Tiefe der Erdbebenherd dagegen, dass die Beben durch Wasserinjektion in den Untergrund entstanden sind. Unmöglich ist es allerdings nicht.

Tektonisch betrachtet befindet sich Simav im südlichen Bereich des gleichnamigen Grabens und die Erdbeben lagen nur wenige Kilometer von der Simav-Fault-Zone entfernt. Der Graben gehört zu einem System ähnlicher Rifts, die im Zusammenhang mit der Krustendehnung im Westen des anatolischen Blocks stehen. Die Dehnung ist eine Reaktion auf die Westwärtsbewegung des Blocks, dessen Ostteil komprimiert wird. Durch die Dehnung und die damit einhergehende Ausdünnung der Erdkruste kann entlang der tektonischen Bruchzonen Magma aufsteigen, was den Miozänen und frühquartären Vulkanismus der Region bedingte.




Betrachtet man einen größeren Ausschnitt der EMSC-Shakemap für die Türkei und den Mittelmeerraum, dann erkennt man, dass es auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung zahlreiche schwache Erdbeben gab. Aus tektonischer Sicht ist auch im Ägäisraum viel los, wo es vor allem bei Kreta bebte. In Norditalien kam es zu einem kleinen Erdbebenschwarm östlich von Genua. Er bestand aus 7 schwachen Erschütterungen, die sogar Einzug in die Mainstreammedien gefunden haben.

Kolumbien: Starkes Erdbeben Mw 6,3 richtete Schäden an

Starkes Erdbeben richtete in Kolumbien moderate Schäden an

Datum: 08.06.2025 | Zeit: 13:08:06 UTC | Koordinaten: 4.487; -73.147 | Tiefe: 9 km | Mw 6,3

Bogota, 08.06.2025In Kolumbien kam es heute Nachmittag um 13:08:06 UTC (08:08:06 Uhr Lokalzeit) zu einem starken Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Epizentrum wurde vom EMSC 23 km östlich von Medina verortet.

Die Hauptstadt Bogotá liegt ca. 100 Kilometer westlich des Epizentrums. Das Hypozentrum befand sich in nur 9 Kilometern Tiefe. Dementsprechend stark wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche aus: Er richtete moderate Schäden an, wobei es auch zum Einsturz einiger Gebäude in der Nähe des Epizentrums kam.

Bilder, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen einige eingestürzte Häuser, herabgestürzte Fassadenteile und Risse in Straßen und Gebäuden. Anhand der Bilder lässt sich das Ausmaß der Schäden nur schwer abschätzen, doch ich würde sie zum jetzigen Zeitpunkt als moderat bezeichnen. Berichte über mögliche Todesopfer liegen nicht vor. Dafür soll es aber zu Panikreaktionen gekommen sein.




Tektonische Einordnung des Bebens in Kolumbien

Die tektonische Situation Kolumbiens ist komplex: Vor der Küste des lateinamerikanischen Staates treffen mehrere ozeanische Platten auf die Südamerikas, wodurch es zahlreiche Störungszonen gibt. Maßgeblich sind an dieser Kollision die Nazca-Platte und die Karibikplatte beteiligt, die auf den Teil Südamerikas treffen, der als North-Andes-Block bezeichnet wird. Dieser Block wird im Hinterland Kolumbiens, auf der Rückseite der Anden, von der East-Andean-Fault-Zone begrenzt. Bei dieser Störung handelt es sich zumindest streckenweise um eine rechtsinnige Blattverschiebung. An dieser Störung manifestierte sich der aktuelle Erdstoß. Es blieb auch nicht bei diesem einen Beben, sondern es folgten einige Nachbeben.

In Kolumbien gibt es 14 holozäne Vulkane, die als potenziell aktiv eingestuft werden können. In den letzten Jahren waren z.B. der Galeras, Nevado del Hui und der Nevado del Ruiz aktiv. Letztgenannter Feuerberg ist nur ca. 250 Kilometer vom Epizentrum entfernt und in Eruption begriffen. Das VAAC meldete heute Vulkanasche in 6100 m Höhe. Möglich, dass der Feuerberg durch das Erdbeben angeregt wird und demnächst stärker ausbrechen wird.

Campi Flegrei: Starkes Schwarmbeben am Abend

Trockengefallener Hafen Darsena und das Stadtzentrum Pozzuoli. © Marc Szeglat

Ein weiterer seismisch unruhiger Tag in den Campi Flegrei – Mehr als 70 Beben innerhalb von 24 Stunden

Pozzuoli, 08.06.2025In den Campi Flegrei durchlebten die Menschen wieder einige unruhige Stunden voller Ängste vor stärkeren Erschütterungen. Diese blieben zwar aus, doch unter den mehr als 70 registrierten Beben innerhalb von 24 Stunden mischten sich auch einige Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich, die von sensiblen Seelen wahrgenommen werden konnten.

Erdbeben Campi Flegrei. © INGV

Die Mehrzahl der Beben manifestierte sich südlich der Solfatara, im Gebiet der ehemaligen Marinebasis, wo sich auch ein alter Lavadom befindet. Die Ebben zogen dabei bis unter den pozzoulanischen Stadtteil Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt und sich der Boden am schnellsten hebt. Meldungen über neue Schäden liegen nicht vor, aber jeder Erdbebenschwarm trägt zur Schwächung der Bausubstanz bei, so dass bereits mittelstarke Erdbeben immer größer werdende Schäden verursachen können.

INGV und die Kommune Pozzuoli warnten die Bevölkerung vor den Erdbeben und gaben Telefonnummern bekannt, unter denen Bürger neue Schäden melden können.

Im jüngst erschienenen Monatsbulletin für den Mai ist zu lesen, dass es 495 Beben gab. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4. Schaut man sich die Diagramme zu den Erdbebenstatistiken an, dann erkennt man eine steil nach oben verlaufende Kurve in Bezug auf die Zunahme von Erdbebenanzahl, deren Magnituden und der kumulierten Energie. Besonders letzterer Parameter steigt seit 2022 sprunghaft an. Seit 2023 kommt es zu einer sprunghaften Zunahme von Erdbeben mit Magnituden ab 3. In diesem Jahr traten auch erstmalig Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich auf. Auffällig ist, dass sich die Beben ab Md 3,0 überwiegend in 2 bis 3 Kilometern Tiefe ereignen. Dort befindet sich eine Schwächeschicht in den Gesteinen, die den Bereich einer möglichen Magmenakkumulation nach oben hin abdichtet. Offenbar gerät diese Schicht immer mehr unter Druck und droht zu versagen.




Ende Mai erreichte die maximale Bodenhebung 1465 mm – gemessen seit 2005 an der Station RITE. Die Hebegeschwindigkeit lag im Durchschnitt bei 15 mm im Monat. Durch die Hebung dehnt sich der Boden auch vertikal aus. Dieser Versatz betrug in den letzten 2 Jahren bis zu 150 mm. Diese Bodendeformationen schwächen die Bausubstanz zusätzlich zu den Erdbeben und machen sie für Erdbebenschäden anfällig.

CO₂/H₂O-Verhältnis. © INGV

Besonders bemerkenswert finde ich in dem Bericht das Chronogramm des CO₂/H₂O-Verhältnisses für die Gase der BG-Fumarole. Das Verhältnis gilt als Indikator für den Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den Gasen, der in den letzten Monaten parallel zur Zunahme stärkerer Erdbeben sprunghaft angestiegen ist. Ein Indiz dafür, dass Magma in geringere Tiefen intrudiert.

Offenbar hält der Trend der Druckbeaufschlagung des Systems weiter an. Wie groß der Gasdruck inzwischen ist, zeigen auch Bilder, die in den sozialen Medien geteilt wurden. Sie zeigen, wie ein neuer Gasaustritt unter dem Asphalt einer Straße durchbrach. Die Gefahr phreatischer Eruptionen steigt unaufhörlich und verstärkt sich mit jedem starken Erdbebenereignis sprunghaft. Mittel- bis langfristig betrachtet steigt auch die magmatisch bedingte Eruptionsgefahr.

Griechenland: Erdbeben Mw 5,3 erschüttert Urlaubsregion

Mittelstarkes Erdbeben Mw 5,3 erschüttert Urlaubsregion Chalkidiki in Griechenland – Schäden möglich

Datum: 07.06.2025 | Zeit: 12:46:20 UTC | Koordinaten: 40.305; 24.127 | Tiefe: 8 km | Mw 5,3

Thessaloniki, 07.06.2025Im Süden von Athos, der nordöstlichsten Halbinsel von Chalkidiki, kam es heute Mittag um 12:46:20 UTC (15:46:20 Uhr Lokalzeit) zu einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,3. Das Hypozentrum wurde in 8 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 19 km östlich von Néa Róda, einem kleinen Ort mit ca. 1100 Einwohnern. Das bekanntere Thessaloniki liegt 108 Kilometer entfernt.

Erdbeben Chalkidike. © EMSC

Das Erdbeben erschütterte eine beliebte Urlaubsregion in Griechenland und versetzte die Menschen in Schrecken. Innerhalb kurzer Zeit gab es 11 Nachbeben. Das stärkste hatte eine Magnitude von 3,8 und einen Erdbebenherd in 7 km Tiefe.

Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte bis moderate Schäden verursachen. Hierzu zählen Risse in Gebäuden und Straßen, geplatzte Fensterscheiben und herabgestürzte Fassadenteile. Seltener kollabieren Hauswände. Zudem können Leitungen bersten und Stromausfälle auftreten. Oft kommt es auch zu Einschränkungen im Zugverkehr. Entsprechende Meldungen aus Chalkidiki liegen bis jetzt aber nicht vor.

Das Erdbeben war in einem Radius von 500 Kilometern um das Epizentrum deutlich zu spüren gewesen. Wahrnehmungsmeldungen liegen auch aus Bulgarien und der Türkei vor. Den Bebenzeugen nach dauerte der Erdstoß ca. 15 Sekunden und brachte Lampen und Möbelstücke zum Schwanken. Die Erdbebenwellen wurden von einem dumpfen Grollen begleitet. Ein Bebenzeuge amüsierte sich über die Reaktion der Touristen an einem Strand, die offenbar sehr verschreckt reagierten.




Chalkidik liegt südöstlich von Thessaloniki und besteht aus drei Halbinseln. Diese heißen von West nach Ost Kassandra, Sithonia und Athos, wo sich der autonome Mönchsberg Agion Oros (Heiliger Berg Athos) befindet.

Die Tektonik der Region ist komplex und wird vom Thessaloniki–Rentina Fault System im Nordwesten sowie den Störungen des Strymonikos-Golfs dominiert. Der aktuelle Erdstoß manifestierte sich aber an der kleineren Amoliani Fault, die in der Mitte von Athos verläuft.

Azoren: Schwarmbeben südlich von São Miguel

Schwarmbeben südlich der Insel São Miguel auf den Azoren – Mehr als 20 Erdbeben detektiert

Ponta Delgada, 07.06.2025Südlich der größten Insel der Azoren manifestiert sich ein Erdbebenschwarm, der sich bis jetzt aus 28 Erschütterungen zusammensetzt. Die Magnituden liegen zwischen 3,2 und 2,0, wobei es möglicherweise auch schwächere Erschütterungen gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden. Die meisten Erdbebenherde liegen in Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern und damit ungewöhnlich flach.

Erdbebenschwarm Azoren. © EMSC

Die Erdbeben sind sehr wahrscheinlich tektonischer Natur, könnten aber auch mit einer Magmenintrusion im Zusammenhang stehen, denn die Azoren sind vulkanischen Ursprungs. Zugleich erstreckt sich das Archipel entlang einer tektonischen Plattengrenze, wo gleich drei Kontinente aufeinandertreffen: Afrika, Eurasien und Nordamerika. Südlich von São Miguel, der größten der Azoreninseln, verläuft die North-Azores-Fracture-Zone, die wahrscheinlich für die Erschütterungen verantwortlich ist.

Der Vulkanismus auf São Miguel ist noch sehr lebendig und es ist gerade erst einmal 10.000 Jahre her, dass die beiden Inselteile im Osten und Westen eruptiv zusammenwuchsen. Die Spuren des Vulkanismus sind noch allgegenwärtig und manifestieren sich u.a. in heißen Quellen und Fumarolen. Zuletzt ausgebrochen ist vor gut 5000 Jahren der Calderavulkan Água de Pau im Zentrum von São Miguel. Im Jahr 2018 gab es in der Region ein starkes Schwarmbeben und man befürchtete schon, dass der Vulkan ausbrechen könnte, was aber nicht eintrat.

Die Azoren gehören politisch gesehen zu Portugal und sind über die Azoren-Gibraltar-Riftzone mit dem europäischen Kontinent tektonisch verbunden. Auffällig ist, dass es am Ostende der Riftzone, unmittelbar vor Gibraltar, in der letzten Woche ebenfalls häufig zu schwachen Erdbeben kam.  Die Erschütterungen setzten sich bis ins westliche Mittelmeer fort, wo es heute bei Malaga mehrere Erdbeben gab. Das stärkste hatte ebenfalls eine Magnitude von 3,2, lag aber mit 22 Kilometern relativ tief.

Chile: Erdbeben Mw 6,3 erschüttert Atacama

Starke Erdbeben Mw 6,3 an der Küste im Norden von Chile – Leichte Schäden entstanden

Datum: 06.06.2025 | Zeit: 17:15:05 UTC | Koordinaten: -26.635 ; -70.479 | Tiefe: 72 km | Mw 6,3

Antofagasta, 067.06.2025An der Küste der chilenischen Provinz Atacama ereignete sich gestern Nachmittag um 17:15:05 UTC (13:15:05 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Hypozentrum befand sich in 72 Kilometern Tiefe. Diese Daten stammen vom GFZ. Das Epizentrum wurde 51 km südwestlich der Kleinstadt Diego de Almagro verortet. Trotz der Tiefe des Erdbebenherds entstanden leichte Schäden an der Infrastruktur.



Erdbeben Chile. © GFZ

In den sozialen Medien geteilte Aufnahmen zeigen zersplitterte Glasfronten und abgeplatzte Fassadenteile. Waren stürzten in Geschäften aus den Regalen. Zudem bildeten sich Risse in Straßen und es kam zu Felsstürzen. Gut 20.000 Menschen wurden von der Stromversorgung abgeschnitten. Die Bewohner der Region berichten von dem Erdstoß, der sie durchrüttelte und aufschreckte. Zu einer Panikreaktion kam es aber offenbar nicht. Es liegen keine Meldungen über Todesopfer oder Schwerverletzte vor.

Der Erdstoß war in einem großen Umkreis von ca. 800 Kilometern zu spüren gewesen und dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Dieser Erdbebendienst meldete zudem abweichende Daten: Demnach hatte das Beben eine Magnitude von 6,5 und lag nur 60 Kilometer tief.

Im Norden Chiles ist man Erdbeben gewohnt, schließlich befindet man sich in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt. Grund für die Seismizität ist die Subduktion entlang des Peru-Chilegrabens vor der Küste. Hier wird die der pazifischen Platte vorgelagerte Nazca-Platte unter jener Südamerikas subduziert und in der Tiefe teilweise geschmolzen, was die Schmelze erzeugt, die an den Vulkanen der Anden eruptiert wird. Dementsprechend gibt es auch in der Nähe des Epizentrums Vulkane, die als aktiv eingestuft werden. Einer der bekanntesten Feuerberge der Atacama ist sogar der höchste als aktiv eingestufte Vulkan der Erde: der 6.893 m hohe Ojos del Salado. Er liegt 170 Kilometer südöstlich des Epizentrums, zeigt aber jetzt keine Anzeichen einer bevorstehenden Eruption.

Campi Flegrei: Erdbeben verursachte Einsturz in Pompeji

Pompeji aus der Luft gesehen. © Marc Szeglat

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben – Erdstoß Md 3,2 verursachte möglicherweise den Einsturz einer Mauer in Pompeji

Pozzuoli, 06.06.2025In den Campi Flegrei kommt die Erde nach wie vor nicht zur Ruhe und es ist ein weiterer Erdbebenschwarm in Progress, der mit dem Erdbeben Md 3,2 von gestern in Zusammenhang steht. Seit gestern manifestierten sich mehr als 70 Erschütterungen. Es gab 6 Beben mit Magnituden ab 2,0. Sie konzentrierten sich überwiegend östlich der Solfatara bei Pisciarelli.

Anhaltende Erdbebenaktivität in den CF. © INGV

Das stärkste Erdbeben Md 3,2 steht im Verdacht, den Kollaps einer Wand in den Ausgrabungen von Pompeji verursacht zu haben. Neben der Wand sollen auch Teile eines Gewölbes eingestürzt sein. Das beschädigte Gebäude in der Insula Meridionalis wird restauriert und wurde bereits bei einem schweren Erdbeben im Jahr 1980 stark in Mitleidenschaft gezogen und war seitdem abgestützt. Für Besucher war es nicht zugänglich und laut Informationen vom Archäologischen Park sollen auch keine Fresken oder andere Kunstschätze zerstört worden sein.

Ich persönlich bin etwas skeptisch, ob das Erdbeben tatsächlich die Ursache des Einsturzes war. Pompeji liegt ca. 30 Kilometer von der Solfatara und den Campi Flegrei entfernt. Die Behörden haben eingehende Untersuchungen eingeleitet, ob nicht eine andere Ursache hinter dem Einsturz stecken könnte.

Zuschüsse für Erdbebenopfer ab 1. September beantragbar

Neue Schäden in Pozzuoli wurden nicht gemeldet, obwohl auch hier mehrere Gebäude einsturzgefährdet sind. Im Ort hat man aber noch mit der Beseitigung der Schäden der Erdbeben vom 13. bis 15 März zu kämpfen, als es zu dem bislang stärksten Erdbeben der Magnitude 4,6 gekommen ist. Für die Menschen, deren Häuser unbewohnbar geworden sind, gibt es jetzt eine gute Nachricht: Die Stadt Neapel stellt finanzielle Hilfen für betroffene Haushalte bereit. Beide Beben verursachten Schäden, insbesondere in den Stadtteilen Pozzuoli und Bagnoli. Viele Gebäude wurden als unbewohnbar eingestuft, zahlreiche Familien mussten ihre Wohnungen verlassen.




Ab dem 1. September können betroffene Bürger Anträge auf Zuschüsse für Reparaturen und seismische Sanierungen stellen. Voraussetzung ist, dass die Immobilie der Hauptwohnsitz ist und bis spätestens 8. Mai 2025 als bewohnbar gemeldet war. Auch später geräumte Wohnungen sind unter bestimmten Bedingungen förderfähig.

Die Stadt Neapel hat hierfür einen Fonds mit insgesamt 50 Millionen Euro bis 2027 eingerichtet – 20 Millionen Euro stehen bereits 2025 zur Verfügung, in den Folgejahren je 15 Millionen. Der Stadtrat beschloss die Maßnahme auf Vorschlag von Stadtplanungsdezernentin Laura Lieto und Infrastrukturstadtrat Edoardo Cosenza.