Island: Beschleunigung der Messwerte zur Bodenhebung

Nach Verlangsamung der Bodenhebung erfolgt wieder eine Beschleunigung – Seismizität weiterhin hoch

Auf Island ist die Seismizität weiterhin hoch und gestern wurden auf der gesamten Insel innerhalb von 48 Stunden über 300 Erdbeben detektiert. Weit über 200 Beben ereigneten sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Heute ist das Wetter wieder schlecht und es werden – wie in der Vorwoche – wieder weniger Beben registriert, was aber an Wind und Regen liegen dürfte. Auffällig ist weiterhin die hohe Seismizität im Westen des Fagradalsfjall. Unklar hingegen ist der Grund für die Bebentätigkeit. Werden hier Störungszonen infolge des Magmenaufstiegs bei Svartsengi aktiviert, oder regt sich unter Fagradalsfjall selbst Magma? Eine signifikante Bodenhebung gibt es hier aktuell nicht.

Anders sieht es hingegen weiterhin im benachbarten Svartsengi-Gebiet aus: Nach der Verlangsamung der Heberate in der vergangenen Woche hat sie sich in den letzten 2 Tagen wieder beschleunigt. Möglicherweise nimmt auch das Wetter Einfluss auf die GPS-Messungen, oder aber der Magmenaufstieg unterliegt größeren Schwankungen. Ich schätze, dass aktuell gut 4 Kubikmeter Magma vom tieferen Reservoir in das flachere unter Svartsengi strömen. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden bereits um gut 15 Zentimeter und hat damit mehr als die Hälfte der Hebungsrate hinter sich gebracht, die es bis zur Parität zum Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption braucht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Eruptionswahrscheinlichkeit wieder deutlich zu steigen.




Der Professor Haraldur Sigurdsson schrieb jüngst in seinem Blog, dass praktisch unter der gesamten Reykjanes-Halbinsel Schmelze in einer Tiefe von 8 bis 10 Kilometern vorhanden sei und man eine große Schmelzschicht in ca. 25 Kilometern Tiefe vermute. Ob das Magma weiter aufsteigt, würde in hohem Maße von den Bewegungen entlang der kontinentalen Naht zwischen Eurasien und Nordamerika abhängen, wo sich die beiden Platten voneinander entfernen. Die Plattenbewegungen erfolgen nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Aktuell würde es viele Krustenbewegungen geben, die sich über die gesamte Strecke vom Reykjanes-Rücken im Südwesten bis zum Hengill im Osten erstrecken. Daher ist mit weiterem Magmenaufstieg zu rechnen. Haraldur findet die Frage spannend, ob auch die Beben am Grjotarvatn mit diesem Ereignis zusammenhängen, und will die Situation weiter beobachten.

Blackout: Ursache weiterhin unklar

Ursachenforschung zum Blackout in Spanien und Portugal halten an – Auch Störungen in England und Grönland gemeldet

Der massive Blackout, der am Montag weite Teile der liberischen Halbinsel getroffen hatte und zu massiven Stromausfällen in fast ganz Spanien und Portugal führte, ist inzwischen zum größten Teil behoben. In indirekter Folge des Stromausfalls starb eine dreiköpfige Familie an einer Kohlenmonoxidvergiftung, die in einem geschlossenen Raum ein Notstromaggregat betrieben hatte.

Inzwischen gibt es Berichte, dass es auch in Grönland und Großbritannien Störungen gab. In Großbritannien gingen mehrere Kraftwerke automatisch vom Netz und in Grönland kam es zu starken Einschränkungen verschiedenster Kommunikationsdienste, die zum größten Teil auf eine Störung eines Satelliten-Netzwerkes zurückgingen, dessen Betreiber auf Gran Canaria (Kanarische Inseln) sitzt. Auf Gran Canaria selbst fiel der Strom aber nicht aus, so dass es hier wohl keine Verbindung zum Blackout in Spanien gibt. Obgleich es nicht nachgewiesen ist, dass es zwischen den Ereignissen einen Zusammenhang gibt, erscheint es mir aber als wahrscheinlich.

Die Gründe für den ungewöhnlich starken Blackout sind noch weitergehend unklar, doch es gibt Spekulationen, dass ein Naturphänomen hierfür verantwortlich sein könnte, wodurch sich die Ereignisse dann wieder gut in die Thematik auf Vnet einordnen: Ungewöhnlich hohe Temperaturschwankungen in einem Teil von Spanien könnten demzufolge große Überland-Stromleitungen buchstäblich aus dem Takt gebracht haben, wodurch sich Kraftwerke automatisch abschalteten. Wird Wechselstrom durch die Leitungen gejagt, schwingt er mit einer Frequenz von 50 Hz. Es gibt nur eine sehr geringe Toleranz gegenüber Abweichungen und die Kraftwerke gehen bereits bei einer Schwankung der Frequenz von 0,2 Hz vom Netz.

Diskutiert wird auch, ob die Stromausfälle durch Probleme in einem großen Photovoltaik-Netzwerk verursacht worden sein können, das zahlreiche private Anlagen kontrolliert.

Obgleich auch noch Ermittlungen in Richtung Cyberattacke und Sabotage geführt werden, gibt es bis jetzt keine konkreten Hinweise hierauf.
Meiner Meinung nach sollte man die Sonnenaktivität nicht aus dem Fokus verlieren. Entweder gab es hier einen Strahlungssturm, den die Astronomen nicht auf dem Schirm haben, oder eben die Abwesenheit dieser Strahlung könnte die Netzwerke aus dem Takt gebracht haben: Wie in meinem Artikel am Montag erwähnt, war die Sonnenaktivität am Montag ungewöhnlich gering, so dass die geringe Hintergrundstrahlung die Stromfrequenzen beeinflusst haben könnte.

In Deutschland macht man sich inzwischen auch Gedanken darüber, ob es bei uns zu einem vergleichbaren Blackout kommen könnte. Schon allein durch die starken Schwankungen durch einen Überfluss und ein Fehlen an Ökostrom muss unser Netz einiges aushalten, doch in den letzten Jahren stand es regional schon öfters vor Abschaltungen aufgrund erwähnter Schwankungen im Stromangebot. Im Zuge der immer weiter voranschreitenden Elektrifizierung durch E-Autos und Wärmepumpen wird das Stromnetz immer mehr belastet und wir immer abhängiger von seiner Funktion. Hier werden in den nächsten Jahren gewaltige Investitionen und Anstrengungen nötig sein, um auch in Zukunft ein stabiles Netz zu garantieren, wobei es offenbar immer zu überregionalen Störungen kommen kann. Der Blackout auf der Iberischen Halbinsel verursachte auf jeden Fall Schäden in Milliardenhöhe.

Ätna mit stärkerer Eruptionsphase

Stärkere Eruptionsphase am Ätna verursacht langen Lavastrom und Ascheausstoß

Nach einer doppelt so langen Pause, wie wir sie von den vorherigen eruptiven Phasen gewohnt waren, startete der Ätna gestern Abend zum 11. Mal innerhalb von 3 Monaten durch und gab Vollgas: Neben den üblichen strombolianischen Eruptionen mit Tendenz dazu, eine kleine Lavafontäne zu bilden, stieß der Vulkan in den frühen Morgenstunden eine Aschewolke aus. Anders als bei den vorangegangenen Ausbrüchen gab das VAAC Toulouse eine VONA-Warnung für den Flugverkehr aus, nach der sich Vulkanasche in einer Höhe von 5500 m südwestwärts bewegte. Damit erreichte die Asche eine Höhe von gut 2000 m über dem Krater. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Rot“ gesetzt, da besonders Flugzeuge im Landeanflug auf Catania durch die Vulkanasche gefährdet werden könnten.




Doch der Ätna förderte nicht nur glühende Tephra und Vulkanasche, sondern auch Lavaströme, die in südlicher und südöstlicher Richtung unterwegs waren. Die Wärmesignatur des längsten Lavastroms kann man heute Morgen noch gut auf den Thermalcams sehen: Die Lavafront liegt außerhalb des Erfassungsbereichs der Kameras und man kann davon ausgehen, dass der Strom mindestens 2 Kilometer lang geworden ist.

Wie das INGV berichtet, ging die strombolianische Aktivität gegen 00:45 UTC in eine pulsierende Lavafontänen-Tätigkeit über, die eine Höhe von 200 bis 300 Metern über den Ausbruchszentren erreichte. Dabei waren mehrere Schlote des Südostkraterkegels aktiv. Gegen 01:30 Uhr wurde im Gebiet von Piano Vetore, am oberen Südwesthang des Vulkans, ein kurzer Lapilli-Niederschlag beobachtet. Ein Grund, warum man an einem aktiven Vulkan mit Helm unterwegs sein sollte.

Der Tremor begann gegen 16:00 UTC schnell zu steigen und erreichte gegen 00:00 UTC seinen Höhepunkt. Der Tremor-Schwerpunkt liegt im Bereich des Südostkraters in etwa 2700 Metern Höhe über dem Meeresspiegel und damit tiefer als bei den vorherigen Phasen, was auf eine Entleerung des Magmenkörpers hindeutet. Dafür spricht auch ein Strain-Rückgang an der Messstation DRUV um 40 Nanostrains.

Auffallend ist, dass es in der letzten Woche unter dem Ätna nur wenige Erdbeben gab, ihre Häufigkeit vor 2 Tagen zunahm. Vor allem in mittleren Tiefen zwischen 5 und 10 Kilometern.

Apropos Erdbeben: Vor der Nordwestküste von Vulcano wurden 3 Mikrobeben registriert.

Neuseeland: Mehrere starke Erdbeben südlich der Inseln

Südlich von Neuseeland manifestierten sich 2 Erdbeben mit den Magnituden Mw 6,8 und Mw 6,2

Datum: 29.04.2025 | Zeit: 14:53:38 UTC | Koordinaten: -54.241 ; 155.457 | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Entlang der neuseeländischen Störungszonen war heute einiges los: Von den nördlichen Kermadec-Inseln ausgehend ereigneten sich entlang des Archipels bis zu den südlich gelegenen Macquarie-Inseln mehrere starke und mittelstarke Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 6,8 und ein in 10 Kilometern fixiertes Hypozentrum. Das Epizentrum dieses Bebens lag in der Region des Macquarie-Archipels. Weiter nördlich, aber immer noch vor der Südküste Neuseelands manifestierte sich das zweitstärkste Beben mit einer Magnitude von 6,2, dessen Herdtiefe ebenfalls mit 10 Kilometern angegeben wird. Entlang der beiden Hauptinseln ereigneten sich 5 Beben mit Magnituden im Dreierbereich. In der Region der nördlich von Neuseeland liegenden Kermadec-Inseln gab es dann noch zwei Beben mit den Magnituden 5,4 und 5,1.

Es sieht so aus, als wäre ein Ruck durch die neuseeländische Hauptstörungszone gegangen, die in ihrem Verlauf mehrfach ihren Charakter ändert, aber im Prinzip die Plattengrenze zwischen der indoaustralischen Platte und der pazifischen Platte markiert. Diese Störungen sind Teil des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen. So ist es auch in den Regionen, die heute von den Erdbeben heimgesucht wurden, allerdings rechne ich nicht wirklich damit, dass einer der Vulkane durch die Beben aktiviert wird.

Einer der zur Zeit aktivsten Vulkane auf Neuseeland – Whakaari auf White Island – steht nach wie vor auf Alarmstufe „3“, was von erhöhter Aktivität zeugte. Im letzten GeoNet-Bericht von vor 2 Wochen war die Rede von verstärkten Ascheemissionen und man fürchtete, dass sich die Tätigkeit weiter steigern könnte. White Island liegt vor der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty, die von den Erdbeben ausgespart wurde. Dafür gab es dort gestern eine Erschütterung M 3,1. Das Hypozentrum lag in der großen Tiefe von 217 Kilometern.

Bulusan fördert Vulkanasche auf 5500 m Höhe

Vulkanasche vom Bulusan in 5500 m Höhe detektiert – Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet

Im Süden der philippinischen Insel Luzon ist der Vulkan Bulusan weiterhin explosiv aktiv. Heute um 19:43 Uhr Ortszeit eruptierte er Vulkanasche, die bis in eine Höhe von 5.500 m aufstieg und in westlicher Richtung abdriftete. Der philippinische Zivilschutz veröffentlichte ein Video, das starken Ascheniederschlag in bewohntem Gebiet zeigt. Besonders betroffen sind die Orte Tinampo, Irosin und Sorsogon. Interessanterweise wurde auch diese Eruption als phreatisch eingestuft; der Alarmstatus verbleibt dennoch auf Stufe „1“.

Phreatische Eruptionen erzeugen allerdings üblicherweise weder derart große Aschewolken noch pyroklastische Ströme – Letztere traten jedoch gestern auf. Es könnte sich daher eher um phreatomagmatische Eruptionen handeln, bei denen Grundwasser in direkten Kontakt mit Magma gerät und dabei besonders heftige Explosionen auslöst. Das einzige Indiz, das für eine rein phreatische Eruption ohne frisches Magma spricht, ist der niedrige Schwefeldioxid-Ausstoß, der gestern bei nur 30 Tonnen pro Tag lag. Allerdings könnte das Fördersystem auch noch blockiert sein.

Die Vulkanologen von PHIVOLCS registrierten gestern nicht nur die initiale Eruption, die ganze 24 Minuten andauerte – ein für phreatische Eruptionen ebenfalls untypisches Merkmal – sondern auch 87 vulkanotektonische Erdbeben. Die meisten davon konzentrierten sich im Gipfelbereich, doch auch in größerem Umkreis wurden vergleichsweise viele Beben registriert. Zudem traten zwei Tremorphasen auf, die auf Magmabewegungen im Untergrund hindeuten.

Bereits in den vergangenen Monaten wurde unter dem Bulusan aufsteigendes Magma festgestellt, der Vulkan gilt derzeit als aufgebläht. Angaben über das Ausmaß der damit verbundenen Bodendeformationen wurden bisher nicht veröffentlicht.




Die gestrige Eruption war offenbar so heftig, dass die Kommunalverwaltung der Region Bicol Unterstützung durch die Luftwaffe anforderte, um Aufklärungsflüge durchzuführen und sich einen Überblick über das Ausmaß des Ascheniederschlags zu verschaffen. 61 Personen, die sich im Sperrgebiet aufhielten, wurden evakuiert. Laut ersten Schätzungen sind mehr als 74.000 Menschen vom Ascheniederschlag betroffen.

Das Ministerium für Soziales und Entwicklung hat bereits 2.000 Lebensmittelpakete für die Betroffenen bereitgestellt und weitere Hilfsgüter wie Atemschutzmasken angefordert.

Karymsky mit Vulkanasche in 3000 m Höhe

Vulkanasche vom Karymsky in 3000 m Höhe detektiert – Vulkanausbruch möglich

Über dem Karymsky auf Kamtschatka (Russland) liegen heute 2 VONA-Warnungen vom VAAC Tokio vor, nach denen sich Vulkanasche in 3000 m Höhe in südöstlicher Richtung bewegt. Das deutet erst einmal auf eruptive Aktivität am entlegenen Vulkan hin, doch es bleibt ein wenig Unsicherheit, ob es tatsächlich zu einem Vulkanausbruch gekommen ist, oder ob starke Winde bereits abgelagerte Vulkanasche aufgewirbelt haben. Zur Unsicherheit trägt eine dichte Wolkenschicht bei, die visuelle Beobachtung vereitelt.

Eine weitere Meldung vom Vulkan Akhtang – der mir bis dato unbekannt war – warnt ebenfalls vor Vulkanasche in der Luft, doch hier gibt es den Zusatz, dass es sich um Re-Suspended-Ash handelt. Der Akhtang ist ein 1956 m hoher Stratovulkan in Zentralkamtschatka und war in den letzten 10.000 Jahren inaktiv. Damit gilt es eigentlich als erloschen. Die letzte stärkere Explosion des Vulkans manifestierte sich vor 12000 Jahren und hatte einen VEI 4.

Die Vulkanologen von KVERT haben sich noch nicht zur aktuellen Situation geäußert. Im Update von gestern heißt es, dass der Karymsky mäßig aktiv ist und dass via Satellit schwache Wärmestrahlung registriert wurde. Diese hatte eine Leistung im einstelligen Megawattbereich. Darüber hinaus gab es Entgasungen, aber keine Explosionen, obgleich man vor der Möglichkeit warnt, dass es zu starken Explosionen kommen könnte, die Vulkanasche bis auf 10000 m Höhe fördern. Es gibt einen gelben Alarm.

Ausführlicher gehen die Vulkanologen in ihren Berichten auf die anhaltende Tätigkeit am Bezymianny ein, der aber einige Hundert Kilometer vom Karymsky entfernt liegt. Der Bezymianny ist weiterhin effusiv aktiv und fördert Lava, die den Dom wachsen lässt. Es kommt immer wieder zu Ascheemissionen und Abgängen von heißen Schuttlawinen. In den vergangenen Tagen ereigneten sich auch Explosionen, die Aschewolken bis auf 11 000 m Höhe aufsteigen ließen. Der Alarmstatus steht auf „Orange“.

Der Nachbarvulkan Klyuchevskoy scheint ebenfalls noch strombolianisch aktiv zu sein. Glühende Tephra wird bis zu 200 m hoch über den Krater ausgeworfen. Auch hier warnt man vor einer möglichen Aktivitätssteigerung und stärkeren Explosionen.

Türkei: Erdbebenschwarm im Westen hält an

Zahlreiche Erdbeben im Westen der Türkei – Simav-Graben als Ursprung

Schaut man sich die Erdbebenlisten beim EMSC an, dann fallen die zahlreichen Erdbeben im Westen der Türkei sofort ins Auge. Seit der letzten Woche bebt es dort an zwei Lokationen besonders häufig: Ein Erdbebengebiet befindet sich im Marmarameer nahe Istanbul. Die Erschütterungen gehen auf das starke Beben der Magnitude 6,2 vom 23. April zurück, das sich an der Nordanatolischen Störung ereignete, und sind als Nachbeben einzuordnen. Experten befürchten jedoch, dass es zu einem noch stärkeren Erdbeben kommen könnte. Die seismische Aktivität hat in den letzten Tagen allerdings nachgelassen.

Das zweite Erdbebengebiet befindet sich in der Region Simav. Die Seismizität ist hier nach wie vor sehr hoch. Es handelt sich überwiegend um schwache Erdbeben mit Magnituden im 2er- und 3er-Bereich. Das stärkste Beben ereignete sich am 25. April und hatte eine Magnitude von 4,6. Dennoch würde ich die Erdbebentätigkeit an dieser Stelle eher als Schwarmbeben bezeichnen denn als Nachbeben, wie es in der Region des Marmarameeres der Fall ist. Anders als an der Nordanatolischen Verwerfung, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, an der die Erdplatten seitlich aneinander vorbeigleiten, ist die Ursache der Beben bei Simav im gleichnamigen Grabensystem (Rift) zu suchen. Der Simav-Graben ist Teil des größeren westanatolischen Dehnungssystems, das sich von der Ägäis bis ins westliche Zentralanatolien erstreckt. Der tektonisch bedingte Graben ist von Verwerfungen begrenzt, die durch die Nord-Süd-Dehnung der Erdkruste in der Region verursacht werden. Entlang dieser Verwerfungen sinkt der Grabenboden weiter ab – es handelt sich also um Abschiebungen an Normalverwerfungen.

Ähnlich wie im Ostafrikanischen Graben bildeten sich entlang des Simav-Grabens Vulkane, die derzeit jedoch nicht als aktiv eingestuft werden. Die Vulkane förderten insbesondere rhyolithische und andesitische Laven, zudem gibt es Lavadome. Heiße Quellen und Geothermalfelder zeugen noch heute von tief sitzender magmatischer Aktivität im Untergrund. Die heißen Quellen von Simav erreichen Temperaturen von bis zu 90 Grad Celsius. Auch wenn das aktuelle Schwarmbeben wahrscheinlich tektonischen Ursprungs ist, könnten Fluidbewegungen dennoch einen Einfluss auf die Seismizität haben.

Uturuncu: Studie erklärt Ursprung der Bodenhebung

Studie enthüllt Quelle der Bodenhebung am Uturuncu in Bolivien

Der bolivianische Vulkan Uturuncu gehört zum Altiplano-Puna-Vulkankomplex, einem riesigen Vulkansystem, unter dem in der Erdkruste einer der größten bekannten Magmakörper der Welt steckt. Dieser Magmenkörper befindet sich in einer Tiefe von 15 bis 20 Kilometern. Obwohl der Uturuncu zum letzten Mal vor mehr als 250.000 Jahren eruptierte und deswegen eigentlich als erloschen gilt, entdeckten Geoforscher in den 1990er-Jahren, dass sich der Boden im Zentralbereich des Vulkans mit einer Rate von 1 bis 2 Zentimetern pro Jahr hebt, während es im Randbereich des Vulkankomplexes zu einer Absenkung des Bodens kommt. Zudem wurden Erdbeben detektiert und festgestellt, dass es fumarolische Aktivität gibt – sehr ungewöhnliche Vorkommnisse für einen eigentlich als erloschen eingestuften Vulkan. Diese Vorgänge schürten natürlich Sorge vor einem Vulkanausbruch.

Der Uturuncu ist über 6000 Meter hoch und erhebt sich aus einem System sich überlappender Calderen, die sich im Neogen bildeten. Diese Tatsache, gepaart mit dem Wissen um den gigantischen Magmenkörper im Untergrund, schürte Ängste vor einem sich möglicherweise zusammenbrauenden Supervulkanausbruch.

Seismische Tomografie generiert Bild des Fördersystems und gibt Entwarnung

Ein internationales Forscherteam aus China, Großbritannien und den USA hat nun neue Erkenntnisse über die Bodenhebung am Uturuncu gewonnen. Die neue Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift PNAS, kombiniert seismologische Daten, physikalische Modellierung und die Analyse der Gesteinszusammensetzung. Mithilfe von Signalen aus über 1.700 Erdbebenereignissen erstellte das Forschungsteam ein hochauflösendes, dreidimensionales Bild des Fördersystems unter dem Vulkan.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Unruhe durch das Aufsteigen von hydrothermalen Flüssigkeiten und Gasen verursacht wird, die sich in Reservoirs unter dem Krater sammeln und von dem tief liegenden Magmenkörper ausgehen. Magma in geringer Tiefe wurde nicht entdeckt, und somit gilt ein bevorstehender Ausbruch als unwahrscheinlich – eine Entwarnung für die lokale Bevölkerung, für die ein Ausbruch schwerwiegende Folgen hätte.

Blackout in Spanien, Portugal und Frankreich

Massiver Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel – Blackout legt öffentliches Leben lahm

Die iberische Halbinsel wird seit heute Mittag von einem flächendeckenden Blackout heimgesucht, der sich über weite Teile von Spanien, Portugal und Westfrankreich erstreckt. Damit ist es zu ein seit Jahren gefürchtetes Worst-Case-Szenario gekommen: ein sich kaskadenartig ausbreitender Stromausfall, in dessen Folge das öffentliche Leben weitestgehend zum Erliegen kommt. Die genauen Folgen des Blackouts sind noch nicht absehbar, da auch die Kommunikation zu den betroffenen Regionen teilweise eingeschränkt ist.

Fest steht, dass es zu massiven Störungen im gesamten Verkehrssektor kommt: Im Straßenverkehr sind die Ampeln ausgefallen, der Zugverkehr steht still und auch die Flughäfen sind vom Stromausfall betroffen. Doch es gibt noch weiterreichende Probleme: Mal davon abgesehen, dass der Strom für Millionen Privathaushalte ausfiel, darunter auch für die Bevölkerung der Hauptstädte Madrid und Lissabon, sind Liefer- und Kühlketten unterbrochen, die Tankstellen funktionieren nicht, ebenso wenig Rechenzentren und Banken. Geldautomaten stehen still und der digitale Zahlungsverkehr ist unterbrochen.

Die Ursache für den Stromausfall ist noch unklar. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, von Hackerangriffen auf die Stromverteilinfrastruktur bis hin zu einem technischen Defekt in einem wichtigen Verteilungszentrum. Generell könnten solche Stromausfälle auch von einem starken Sonnensturm ausgelöst werden, doch Berichte hierüber liegen nicht vor. Im Gegenteil, auf der Sonne ist ungewöhnlich wenig los, obgleich es 9 Gruppen von Sonnenflecken gibt, heißt es auf Spaceweather.com, dass der Strahlungsausstoß einer Flatline (Nulllinie) gleicht, was ebenfalls ungewöhnlich ist.

Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica rechnet damit, dass die Stromversorgung in sechs bis zehn Stunden wiederhergestellt werden kann. Erste Regionen im Norden und Süden Spaniens seien bereits wieder ans Netz angeschlossen worden. In Portugal sprach der Betreiber REN davon, dass alle Notfallpläne zur Wiederherstellung der Versorgung aktiviert worden seien.

Auch wenn der Blackout scheinbar nicht durch eine Naturkatastrophe hervorgerufen wurde, macht er deutlich, wie abhängig wir von der Stromversorgung sind und wie gefährlich flächendeckende Vernetzung im Störfall sein kann. Und letztendlich zeigt er: Eine der möglichen Folgen einer starken Naturkatastrophe sei es, ein Flare oder eine Supervulkaneruption.