Verheerender Tornado verwüstet Stadt in Südbrasilien – Sechs Tote und hunderte Verletzte
Ein ungewöhnlich starker Tornado hat am Freitagabend die brasilianische Kleinstadt Rio Bonito do Iguaçu nahezu vollständig zerstört. Nach Angaben der Behörden kamen mindestens sechs Menschen ums Leben, mehr als 400 wurden verletzt. Etwa 80 bis 90 Prozent der Gebäude der 14.000-Einwohner-Stadt im Bundesstaat Paraná wurden beschädigt oder völlig zerstört. Zahlreiche Bewohner verloren ihre Häuser, die Infrastruktur liegt am Boden, Strom- und Wasserversorgung sind vielerorts unterbrochen.

Der Tornado entwickelte sich im Zuge einer ausgeprägten Kaltfront, die aus dem Süden kommend auf feucht-warme Luftmassen aus dem Amazonasgebiet traf. Diese Kombination führte zur Bildung sogenannter Superzellen – rotierender Gewitterwolken, die die Voraussetzung für die Entstehung besonders starker Tornados bilden. Der regionale Wetterdienst SIMEPAR klassifizierte das Ereignis als Tornado der Stufe F2 bis F3 auf der Fujita-Skala, mit Windgeschwindigkeiten von rund 200 bis 250 Kilometern pro Stunde. Innerhalb weniger Minuten fegte der Wirbelsturm über die Stadt hinweg, riss Dächer ab, schleuderte Autos durch die Luft und hinterließ ein Bild der Verwüstung.
Rettungskräfte sind weiterhin im Einsatz, um Verschüttete zu bergen und Notunterkünfte bereitzustellen. In einer nahegelegenen Stadt wurden Notunterkünfte eingerichtet. Die Regierung von Paraná hat den Notstand ausgerufen und zusätzliche Hilfskräfte mobilisiert.
Tornados sind in Brasilien keine völlige Seltenheit, treten jedoch meist in den südlichen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul auf. Diese Region gilt als südamerikanischer „Tornado-Korridor“, in dem sich regelmäßig heftige Gewitter und Superzellen bilden. Laut einer Studie wurden zwischen 1807 und 2020 über 600 Tornadoereignisse im Land dokumentiert.
Der Tornado von Rio Bonito do Iguaçu zählt dennoch zu den stärksten der vergangenen Jahre. Meteorologen warnen, dass derartige Extremwetterereignisse durch den Klimawandel künftig häufiger und intensiver auftreten könnten – ein bedrückendes Signal aus einem Land, das bislang nur selten mit sturmbedingten Katastrophen dieses Ausmaßes konfrontiert war.
Ein wenig kurios mutet es an, dass sich der Tornado ausgerechnet an dem Tag ereignete, an dem Bundeskanzler Merz zum Weltklimagipfel COP30 in Brasilien startete und ankündigte, dass sich Deutschland an einem Fonds zur Rettung des Regenwaldes beteiligen wolle. Bereits am Vortag hatte UNO-Generalsekretär Guterres erklärt, dass er das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens von vor 10 Jahren als gescheitert betrachtet. Tatsächlich steuert die Erderwärmung auf einen fast doppelt so hohen Wert zu.