Unerwartete Explosion am Ale-Bagu-Vulkan in Äthiopien – neue Aktivität im Schatten des Erta Alé
In den frühen Morgenstunden kam es im Gebiet des Vulkans Ale Bagu – der lokal auch unter den Namen Ali Bagu, Amaytole und Ummuna bekannt ist – zu einem überraschenden explosiven Vulkanausbruch. In in den sozialen Medien geteilten Bildern von Ortsansässigen ist eine hoch aufsteigende Eruptionswolke zu sehen, die aus einem Gemisch von Wasserdampf und Vulkanasche besteht.

Die Eruptionswolke steigt mehrere Kilometer weit auf, allerdings ohne eine VONA-Warnung beim zuständigen VAAC Toulouse auszulösen. Wahrscheinlich, weil man diesen weitestgehend unbekannten Vulkan nicht als aktiv listet. Anhand der Bilder ordne ich die Eruption vorläufig als phreatomagmatisch ein. Vermutlich kam Magma mit Grundwasser oder hydrothermalen Wässern in Kontakt, was die Explosion auslöste. Am benachbarten Erta Alé stehen solche Eruptionen oft im Zusammenhang mit dem Ablauf des Lavasees und der Eruption von Lavaströmen, die oft Kilometer vom Krater entfernt austreten. Allerdings gab es am Ale Bagu keine bekannte Magmenakkumulation. Der Vulkan wird aber auch nicht permanent überwacht, so dass sich unterirdisch unbemerkt Magma angesammelt haben kann. Spekulativ ist, dass es aktuell zu einem schnellen Magmenaufstieg aus der Tiefe kam.
Die Explosion ereignete sich südlich des bekannten Erta-Alé-Vulkans und wurde von mehreren unabhängigen Quellen bestätigt. Die Eruptionswolke stieg senkrecht auf und war Berichten zufolge bis ins Tigray-Gebirge sichtbar. Augenzeugen sprachen von kurzen, grellen „vulkanischen Blitzen“, die auf starke elektrostatische Aufladung in der Aschewolke hindeuten könnten.
Während der Name Erta Alé weltweit für seinen Lavasee und kontinuierliche Aktivität bekannt ist, geriet nun sein Nachbarvulkan Ale Bagu in den Fokus – ein deutlich weniger erforschtes, aber keineswegs bedeutungsloses vulkanisches Zentrum.
Der gut 1000 m hohe Ale-Bagu-Vulkan gehört geologisch zur Erta-Alé-Vulkanreihe. Anders als der benachbarte Schildvulkan Erta Alé handelt es sich bei Ale Bagu um einen Stratovulkan – einen Vulkantyp, der potenziell deutlich explosiver eruptieren kann.
Der Vulkan liegt in der äthiopischen Wüste Danakil, die wiederum Teil des Afar-Dreiecks ist, das in diesem Jahr bereits oft im Fokus der Berichterstattung stand. Im Frühjahr gab es in der Awash-Region massive magmatische Intrusionen und im Juli größere effusive Eruptionen am Erta Alé. Außerdem wurden mehrere mittelstarke Erdbeben auf den Schultern des Grabengebietes detektiert. Es sieht so aus, als wäre die Region in eine neue Aktivitätsphase eingetreten.