Paroxysmale Eruption aus dem Ätna-Nordostkrater und Lavastrom aus der Voragine
Am Ätna auf Sizilien schoss morgens gegen 09:00 UTC der Tremor in die Höhe, ganz so, wie wir es von paroxysmalen Eruptionen her kennen. Zeitgleich steigerte sich die Aktivität aus dem Nordostkrater, der bis zu 200 m hohe Lavafontänen förderte. Eine Asche-Dampf-Wolke stieg bis zu 11 Kilometer (FL360) hoch auf und löste beim VAAC Toulouse eine VONA-Warnung aus. Die Alarmstufe wurde auf Rot erhöht. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Westen und breitete sich über weite Teile Siziliens aus. Gegen 09:50 UTC stürzte der Tremor ab und die Lavafontäne brach in sich zusammen. Aktuell ist der Tremor noch im roten Bereich, aber nahe der Grenze zum Gelben.

Neben der Aktivität am Nordostkrater – mit der in dieser Stärke auch die Experten nicht gerechnet haben – stimmten auch die Krater Bocca Nuova und Voragine mit ein. Aus letzterem Krater ergoss sich ein Lavastrom im oberen Teil des Valle del Bove bzw. Valle del Leone. Dieser Lavastrom kontrastiert schön mit der dicken Schneedecke. Das Foto stammt wieder von André Müller.
Lavastrom und Lavafontäne generierten eine hohe Thermalstrahlung mit 2900 MW Leistung, die bei MIROVA einsehbar ist.
Nach Angaben des INGV weisen die Bodenverformungsdaten klare Veränderungen auf, die sowohl in den Klinometernetzen als auch im DRUV-Dilatometer erfasst wurden. Letzteres verzeichnete zwischen 08:30 und 09:40 UTC eine Abnahme von rund 110 Nanostrain, bevor sich die Entwicklung erneut umkehrte. An den Gipfelklinometern sind deutliche Anzeichen einer Deflation im Gipfelbereich erkennbar, während vergleichbare Signale in mittleren Höhenlagen nur abgeschwächt registriert wurden. Besonders aussagekräftig ist das ECP-Gipfelklinometer, an dem zwei klar unterscheidbare Deformationsphasen festgestellt wurden: eine erste Phase am 26.12.2025 mit einer Veränderung von etwa 5 Mikroradian zwischen 16:30 und 21:00 UTC, gefolgt von einer zweiten Phase mit rund 3,5 Mikroradian im Zeitraum von 09:00 bis 10:00 UTC am 27. Dezember. Das hochfrequente GNSS-Messnetz zeigte hingegen keine signifikanten Bodenbewegungen.
Prognosen über das weitere Verhalten des Ätnas sind nur schwer zu treffen. Paroxysmen kommen oft in Serien, wobei das Zeitintervall stark schwanken kann. Manchmal folgen die Paroxysmen mit nur wenigen Stunden Abstand zueinander, manchmal vergehen mehrere Wochen. Weitere Aktivität halte ich für wahrscheinlich.
