Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Mai

Vermehrt schwache Erdbeben am Ätna – neue Schote an der Nordwestseite des Südostkraters

Catania, 30.05.2025Am Ätna auf Sizilien ist es zuletzt ruhiger geworden und die eruptive Phase des Südostkraters scheint vorbei zu sein. Wir erinnern uns: Zwischen dem 12. März und 12. Mai erzeugte der Ätna 13 Episoden, die mit strombolianischen Eruptionen begannen und sich dann wie ein Paroxysmus steigerten, so dass kleine Lavafontänen entstanden und auch Lavaströme gefördert wurden. 

Erdbeben am Ätna. © INGV

Diese Eruptionen erreichten nicht die Gewalt eines normalen Paroxysmus, weshalb nur wenige Autoren diesen Begriff auf diese Ausbrüche anwendeten. Anzeichen für eine weitere Eruption gibt es aktuell nicht, allerdings nahm in den letzten Tagen die Seismizität am Ätna leicht zu: In der letzten Woche wurden 29 schwache Erschütterungen registriert, die sich in einem gut 5 Kilometer Umkreis um den Gipfel verteilen. Auffällig ist die Tiefenverteilung der Beben: Im Westen des Vulkans sind sie am tiefsten und im Osten am flachsten. Im Monatsverlauf wurden 98 Beben detektiert. Jetzt, wo die Eruptionen beendet zu sein scheinen, baut sich wieder ein höherer Druck im Speichersystem des Vulkans auf, der Spannungen im Gestein verursacht und vermehrt zu den Beben führt. Man kann davon ausgehen, dass die Ruhe am Ätna nicht lange währen wird.

Neue Schlote im Nordwesten des Südostkraterkegels

Die neuen Schlote. © INGV

Im letzten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 19. bis zum 25. Mai präsentieren die Vulkanologen vom INGV eine Karte der Lavaströme, die bei den letzten beiden eruptiven Episoden gefördert wurden. Sie flossen durch die beiden Scharten im Südostkraterkegel, die in Richtung Osten und Süden zeigen. Die beiden Ströme im Osten kamen besonders weit und flossen in das Valle del Bove, wo sie die 2500-m-Höhenlinie erreichten. Interessant ist auch der Umstand, dass sich im Nordwesten des Südostkegels neue Förderschlote auf der Außenseite des Kegels auftaten, die in Richtung Bocca Nuova weisen. Hier könnte im Laufe der Zeit eine weitere Scharte entstehen.

Die meisten geophysikalischen Parameter zeigten sich in der letzten Woche relativ unauffällig. Die Konzentrationen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid sind vergleichsweise niedrig gewesen, einzig das Helium-Isotopenverhältnis ist auffällig und zeigt, dass sich in der Tiefe Magma akkumuliert. Einen Hinweis auf eine Magmenansammlung in geringer Tiefe liefert die Analyse der Tremorquellen: In wenigen hundert Metern Tiefe unter dem Südostkrater scheint sich ein Magmenkörper zu befinden, der sich in Nord-Südrichtung erstreckt und nicht mehr, wie es früher oft der Fall war, seine Finger bis unter die Bocca Nuova ausstreckt. Dafür reicht er aber bis unter den Nordostkrater und es ist möglich, dass dieser demnächst aktiv werden wird.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung aufrecht, dass es jederzeit zu Paroxysmen kommen, die starken Aschefall verursachen könnten. Sie Bildung pyroklastischer Ströme schließen sie nicht aus. Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“.