Campi Flegrei: Hoher Gasausstoß im Dezember

Leichte Erdbeben, steigende Temperaturen und hoher Gasausstoß: Keine Entwarnung in den Campi Flegrei

In den Campi Flegrei hat die Alarmstimmung in den letzten 3 Wochen etwas nachgelassen. Grund hierfür ist, dass es Tage mit nur wenigen Erdbeben gegeben hat. Optimisten sehen hierin eine Entspannung der Situation und geben ihnen Grund zur Hoffnung, die ich als optimistischer Pessimist nicht teile Grund hierfür ist die anhaltende Bodenhebung, deren Hebegeschwindigkeit weiterhin bei 25 mm im Monat liegt. Zudem zeigt eine neue Studie – über die ich ausführlicher in den nächsten Tagen berichten werde –, dass die Erdbebenhäufigkeit trotz anhaltender Bodenhebung abnehmen kann, weil Störungen immer schwerer anzuregen sind.



Erdbeben © INGV

Trotz des vermeintlichen Rückgangs der Seismizität registrierten Vulkanologen des INGV in der Woche vom 15. bis 21. Dezember 2025 insgesamt 76 Erdbeben. Die stärksten dieser Erschütterungen erreichten eine Magnitude von bis zu 2,0. Besonders auffällig waren zwei kleine Erdbebenschwärme am 15. und 19. Dezember. Trotz dieser seismischen Aktivität sehen Wissenschaftler derzeit keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende größere Eruption.

Parallel zu den Erdbeben beobachten die Forscher eine konstant anhaltende Bodenhebung. Seit Anfang Oktober steigt die Erdoberfläche im Zentrum der Campi Flegrei mit einer Geschwindigkeit von etwa 2,5 Zentimetern pro Monat an. Insgesamt hat sich der Boden an einer Messstation nahe Pozzuoli seit Jahresbeginn um mehr als 21 Zentimeter angehoben. Diese Verformungen werden sorgfältig überwacht, da sie Hinweise auf Veränderungen im unterirdischen Magmasystem liefern können.

Auch die Gasemissionen des Vulkans zeigen interessante Entwicklungen. Im Bereich Pisciarelli, einer bekannten Zone mit hoher vulkanischer Gasfreisetzung, blieb der CO₂-Fluss in der letzten Woche stabil, ohne plötzliche Anstiege. Die Temperatur der Fumarolen dort lag bei etwa 94 Grad Celsius. Im Kontrast dazu erhitzt sich die Hauptfumarole BG im Krater der Solfatara in den letzten Wochen weiter: Ihre Temperatur stieg auf durchschnittlich 173 Grad Celsius – ein Zeichen für zunehmende Wärme und Aktivität im hydrothermalen System.

Die langjährige Beobachtung zeigt, dass der Vulkan weiterhin magmatisch aktiv ist, sich aber in einem stabilen Zustand befindet. Die Vulkanologen betonen, dass Änderungen in den Messdaten umgehend kommuniziert werden würden, um die Bevölkerung bestmöglich zu informieren und vorzubereiten.

Kilauea: Neue Lavafontänen-Eruption zum Jahrestag

Kilauea auf Hawaii bricht erneut aus – Eruption zum Jahrestag der Weihnachtseruption

Heute Morgen beginnt der Kilauea auf Hawaii mit der 39. eruptiven Episode des Ausbruchs, der genau vor einem Jahr begann. Auf Hawaii ist es noch abends am 23. Dezember. Damit beweist der Vulkan eindrucksvoll seine Pünktlichkeit. Kurz nach Einsetzen der Episode begann die Förderung intensiver Lavafontänen im Halemaʻumaʻu-Krater, die wieder beachtliche Höhen erreichen und den Kraterboden mit Lava fluten.




Nach ersten Überläufen und kurzen Unterbrechungen am frühen Abend setzte gegen 20:10 Uhr HST an beiden Gipfelventen starkes Fontänieren ein. Zunächst stiegen die Lavafontänen nur wenige Dutzend Meter hoch, doch die Intensität nahm rasch zu. Bereits gegen 20:45 Uhr erreichten beide Fontänen Höhen von rund 200 Metern. Im weiteren Verlauf entwickelte sich ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den beiden Förderschloten: Während die nördliche Fontäne bei etwa 210 Metern stagnierte oder zeitweise zurückging, wuchs die südliche Fontäne weiter an und erreichte kurz vor 22 Uhr eine Höhe von rund 420 Metern.

Die Förderrate war in der Anfangsphase extrem hoch. Für die ersten 30 Minuten des Fontänierens wurden etwa 750 Kubikmeter Lava pro Sekunde berechnet. Mächtige Lavaströme ergossen sich über den Kraterboden und bedeckten innerhalb kurzer Zeit schätzungsweise 10 bis 20 Prozent der Fläche von Halemaʻumaʻu. Eine dichte Eruptionswolke zog in Bodennähe nach Südwesten, während die hochreichende Asche- und Gasfahne in etwa 6.000 Metern Höhe nach Südosten verfrachtet wurde.

Begleitet wurde die Eruption von anhaltendem vulkanischem Tremor und einer zuvor gemessenen deutlichen Inflation des Gipfelbereichs, die den Ausbruch bereits angekündigt hatte. Seit dem Ende der vorherigen Episode Anfang Dezember hatten sich im Magmenreservoir erneut erhebliche Spannungen aufgebaut.

Der Kīlauea befindet sich weiterhin auf Alarmstufe „Watch“, der Flugverkehr wird mit dem Farbcode Orange gewarnt. Die Behörden beobachten die Lage aufmerksam. Für Besucher des Hawaiʻi-Volcanoes-Nationalparks gilt erhöhte Vorsicht, da sich Aktivität und Förderintensität auch in den kommenden Tagen rasch ändern können.

Erdbebenforschung: Fernwirkung von Erdbeben nachgewiesen

Erdbeben lösen Erdbeben aus: Fernwirkung starker Beben kann lokale Spannungen und Erschütterungen in Deutschland verursachen

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus Deutschland untersucht, wie entfernte, starke Erdbeben lokale Spannungsänderungen und damit verbundene Erdbeben in der Niederrheinischen Bucht (NRE) auslösen können. Dieses Phänomen, bei dem seismische Wellen großer Erdbeben selbst weit entfernte Verwerfungen kurzfristig aktivieren, wird als „dynamische Fernauslösung“ bezeichnet.




Die Studie analysierte 23 bedeutende Erdbeben weltweit, deren seismische Wellen im Raum Weisweiler (NRW) messbare Bodenbewegungen verursachten. Die Magnituden dieser Beben reichten von 5,4 bis 9,1, die Entfernungen vom Epizentrum lagen zwischen 50 und über 12.000 Kilometern. Dabei konnten kurzfristige Spannungsänderungen von bis zu 26 Kilopascal festgestellt werden – ausreichend, um empfindliche Verwerfungen in Bewegung zu bringen.

Besonders deutlich zeigte sich die Wirkung bei vier starken Erdbeben: dem Roermond-Beben 1992 in den Niederlanden, dem Alaska-Beben 2021, dem Kahramanmaraş-Beben 2023 in der Türkei und dem Kamtschatka-Beben 2025 in Russland. Nach diesen Ereignissen stieg die Erdbebenaktivität in der Niederrheinischen Bucht signifikant an. So löste das Roermond-Beben zahlreiche Nachbeben im Umfeld der Verwerfungen Feldbiss und Sandgewand aus.

Interessanterweise zeigte nicht jedes große Erdbeben eine solche Wirkung: In 19 von 23 Fällen blieben messbare Veränderungen aus. Dies verdeutlicht, wie komplex die Auslösebedingungen sind und dass die lokale Anfälligkeit von Faktoren wie der Ausrichtung der Verwerfung, dem Spannungszustand und den geologischen Gegebenheiten abhängt.

Die Forscher betonen, dass keine einfache Spannungsschwelle für die Auslösung existiert, sondern vielmehr eine Kombination aus linearen und nichtlinearen Prozessen verantwortlich ist. Dennoch können bereits dynamische Spannungsspitzen ab etwa 1,4 Kilopascal Erdbeben auslösen.

Die Erkenntnisse sind insbesondere für industrielle Betriebe in der Region wichtig, um das seismische Risiko besser einzuschätzen und potenzielle Schäden durch plötzliche Verwerfungsbewegungen zu minimieren.

Aktuelle Beobachtungen zur Erdbebenfernwirkung

Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Tatsächlich lassen sich solche Fernwirkungen von Erdbeben auch im aktuellen Tagesgeschehen beobachten: Kurz nach Veröffentlichung der Studie ereignete sich am Laacher-See-Vulkan, der Unweit des Studiengebiets liegt, ein bislang einmaliger Erdbebenschwarm am Westufer nahe des Klosters Maria Laach. Dieses Ereignis sorgte für mediale Aufregung, da befürchtet wurde, es könnte ein Anzeichen für eine bevorstehende Eruption sein. Unbeachtet blieb jedoch, dass rund 2 Stunden und 40 Minuten vor dem Erdbebenschwarm ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 bei den Philippinen stattfand. Die Erdbebenwellen hatten somit ausreichend Zeit, Deutschland zu erreichen und möglicherweise das Schwarmbeben am Laacher-See-Vulkan auszulösen, wo es aber bestimmt vor dem Ereignis schon Spannungen infolge von Fluidaufstieg gegeben hat.

Zwar stellt die zeitliche Korrelation keinen wissenschaftlichen Beweis für einen direkten Zusammenhang dar, doch kann dieser auch nicht ausgeschlossen werden. Während ich diese Zeilen schreibe, beobachten wir eine vergleichsweise hohe seismische Aktivität in Deutschland und den angrenzenden Ländern, unter anderem in der französischen Vulkanregion der Auvergne. Vorausgegangen waren zwei starke Erdbeben in Japan mit den Magnituden 7,4 und 6,7, die innerhalb von drei Tagen stattfanden. Das sind gute Gründe, die Studie erneut in Erinnerung zu rufen, auch wenn ich bereits im September darüber berichtet habe.

Quellenangabe Studie: Heinicke, J., Wassermann, J., Weber, M., & Fäh, D. (2023). Using remote-dynamic earthquake triggering as a stress meter: Identifying potentially susceptible faults in the Lower Rhine Embayment near Weisweiler, Germany. Geophysical Journal International, 244(1), 292–312. https://doi.org/10.1093/gji/ggaf412, Lizenz der CC

USA: Starke Unwetter vor Weihnachten fordern ein Todesopfer

Starke Unwetter wüten in Nordkalifornien – der Süden bereitet sich auf stürmische Weihnachten vor

Während es in Nordkalifornien bereits vielerorts „Land unter“ heißt, bereitet sich Südkalifornien zu Weihnachten auf eine schwere Unwetterlage vor, die durch einen intensiven atmosphärischen Fluss – auch bekannt als „Pineapple Express“ – ausgelöst wird. Dieses Wetterphänomen, das feuchte Luftmassen vom Pazifik über Hawaii nach Kalifornien transportiert, bringt in der Weihnachtswoche Starkregen und erhöhtes Risiko für Sturzfluten mit sich. Besonders betroffen sind die Landkreise Los Angeles, Orange, San Bernardino, Riverside und Ventura.




Der Regen setzt bereits am Dienstagnachmittag ein und verstärkt sich bis in die Nacht zum Mittwoch deutlich. Für Heiligabend werden besonders heftige Niederschläge erwartet, die bis in die frühen Morgenstunden anhalten sollen und wahrscheinlich Zigtausende auf dem Weg in den Weihnachtsurlaub beeinträchtigen werden Innerhalb von 24 Stunden können regional zwischen 5 und 10 Zentimeter Niederschlag fallen, was zusammen mit einem begleitenden Temperatursturz die Gefahr von Überflutungen und Sturzfluten deutlich erhöht. Auch am ersten Weihnachtsfeiertag ist mit Regen zu rechnen. Das nasse Wetter soll voraussichtlich bis Freitag anhalten, bevor eine kurze Wetterberuhigung mit sonnigen Abschnitten am Wochenende folgt. Bereits für den kommenden Montag ist jedoch ein neues Tiefdruckgebiet mit erneutem Regen prognostiziert.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Gebiet des Palisades-Feuers, wo die Folgen der jüngsten Waldbrände das Risiko von Erdrutschen und Schlammlawinen erhöhen. Dort wurden Hänge mit Planen abgedeckt, Leitplanken installiert und Sandsäcke verteilt, um mögliche Schäden zu begrenzen. Aufgrund der hohen Gefahr wurde eine Evakuierungswarnung für Dienstagvormittag ausgesprochen. Auch in Malibu und umliegenden Gemeinden bereitet man sich auf erhebliche Regenfälle und mögliche Einschränkungen im Straßenverkehr vor.

Der Sturm hat bereits in Nordkalifornien zu einem Todesfall durch Überflutung geführt. Zudem mussten Einsatzkräfte zahlreiche Wasserrettungen durchführen und in überflutete Autos Eingeschlossene Retten. Behörden warnen, dass die Serie von aufeinanderfolgenden Stürmen und die ungewöhnlich starken Regenfälle sowohl an der Küste als auch in den Bergen schwere Überschwemmungen, Erdrutsche und Verkehrsbehinderungen verursachen können. Einsatzkräfte rüsten sich für mögliche Rettungseinsätze und die Sicherung von Infrastruktur, während die Bevölkerung gebeten wird, besondere Vorsicht walten zu lassen.

Die Wetterlage stellt eine ernste Herausforderung dar, gerade inmitten der Weihnachtszeit, und erinnert eindringlich an die Gefahren, die atmosphärische Flüsse für Kalifornien mit sich bringen.

Einsatz künstlicher Intelligenz am Stromboli

Künstliche Intelligenz hört dem Vulkan zu: Wie maschinelles Lernen die Überwachung des Stromboli revolutioniert

Vulkane sprechen – allerdings in einer Sprache, die nur wenige verstehen. Tiefe, langsame Erschütterungen, sogenannte Very-Long-Period-Signale (VLP), entstehen, wenn große Gasblasen im Magma aufsteigen und im Förderschlot eines Vulkans zerplatzen. Diese Signale gelten als wertvolle Hinweise auf das innere „Atmen“ eines Vulkans und können Vorboten gefährlicher Aktivitätsphasen sein. Doch ihre Auswertung ist aufwendig, zeitintensiv und bislang stark von menschlicher Expertise abhängig. Eine neue INGV-Studie, veröffentlicht in Scientific Reports, zeigt nun, wie künstliche Intelligenz diese Aufgabe übernehmen und die Vulkanüberwachung entscheidend verbessern kann.



Messstationen

Im Zentrum der Untersuchung steht der italienische Dauerbrenner Stromboli. Der Inselvulkan im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien ist einer der aktivsten und am besten überwachten Vulkane der Welt. Mit seiner nahezu permanenten Aktivität produziert er im Durchschnitt fünf bis zwölf VLP-Ereignisse pro Stunde und eignet sich damit ideal als natürliches Labor. Die Forschenden entwickelten ein automatisiertes System, das seismische Daten nahezu in Echtzeit analysiert und VLP-Signale selbst in starkem Hintergrundrauschen zuverlässig erkennt.

Der Ansatz kombiniert klassische seismologische Parameter mit modernen Methoden des maschinellen Lernens. Analysiert werden unter anderem die Amplituden der drei Bewegungsrichtungen seismischer Wellen, ihre Polarisation sowie ihr spektraler Inhalt. Auf dieser Basis lernt der Algorithmus selbstständig, welche Signalmerkmale typisch für VLP-Ereignisse sind und passt seine Erkennungsschwellen automatisch an. Das Ziel: möglichst viele relevante Signale erfassen, ohne von Fehlalarmen überflutet zu werden.

Wie gut das funktioniert, zeigt der Vergleich mit einem von Geowissenschaftlern manuell erstellten Referenzkatalog. Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren (2009–2024) reproduziert das automatische System die langfristigen Trends der VLP-Aktivität auf Stromboli nahezu deckungsgleich. Besonders aufschlussreich ist der Blick auf den Ausbruch von 2014: Bereits Monate vor Beginn der effusiven Phase registrierte der Algorithmus einen deutlichen Anstieg der VLP-Ereignisrate. Ein Muster, das auch aus früheren Beobachtungen bekannt ist.

Die Bedeutung dieser Ergebnisse reicht über den Stromboli hinaus. VLP-Signale stehen im Zusammenhang mit Gastransport im Untergrund, der wiederum entscheidend für das Ausbruchsverhalten eines Vulkans ist. Ein automatisches, zuverlässiges System zur Erfassung dieser Signale könnte daher wertvolle Zeit verschaffen, um auf gefährliche Entwicklungen zu reagieren. Gerade an Vulkanen mit offenem Fördersystem, an denen sich Aktivitätsänderungen schnell vollziehen können, ist das ein großer Vorteil.

Die Studienautoren betonen jedoch, dass künstliche Intelligenz die Arbeit von Seismologen nicht ersetzen soll. Vielmehr versteht sich das System als unterstützendes Werkzeug, das große Datenmengen kontinuierlich auswertet und Fachleute auf auffällige Veränderungen aufmerksam macht. Gleichzeitig entsteht mit dem automatisch generierten VLP-Katalog eine umfangreiche Datenbasis, die künftig auch für weitere KI-Modelle genutzt werden kann.

Die Studie markiert damit einen wichtigen Schritt hin zu einer moderneren, stärker automatisierten Vulkanüberwachung – und zeigt, dass Maschinen inzwischen gelernt haben, den leisen, tiefen Stimmen der Vulkane zuzuhören.

Quellen: Di Stefano, R., et al. (2025): A near real-time framework for monitoring very-long-period signals at volcanoes. Scientific Reports, Nature Portfolio. DOI: 10.1038/s41598-025-25636-7 (Lizenz der CC) & Pressetext INGV

Kavachi: Submarine Eruption erzeugt Fontänen

Kavachi eruptiert Asche-Schlamm-Wolke. © Devon-Massyn, Ki-verbessert

Unterwasservulkan Kavachi bei den Salomonen aktiv – Seefahrer dokumentierten Eruption

Im südwestlichen Pazifik rückt der Unterwasservulkan Kavachi in den Fokus von Beobachtern und Vulkanologen. In den sozialen Medien wurde ein Video geteilt, das die Eruptionen dokumentiert: Zu sehen sind mehrere zehner Meter hoch aufsteigende, graufärbige Wasserfontänen, intensive Blasenbildung mit Upwelling und grünlich-braune Wasserverfärbungen. Diese sind auch auf Satellitenaufnahmen von Mitte Dezember zu erkennen, was ein typisches Signal für aktive hydrothermale und vulkanische Prozesse unter der Meeresoberfläche ist. Solche Erscheinungen deuten darauf hin, dass Gase, heißes Wasser und feines vulkanisches Material aus dem Vulkanschlot in die Wassersäule aufsteigen.

Kavachi

Kavachi liegt rund 24 Kilometer südlich von Vangunu Island in den Salomonen und zählt zu den aktivsten submarinen Vulkanen der Erde. Sein Gipfel befindet sich nur etwa 20 Meter unter dem Meeresspiegel, weshalb selbst moderate Aktivität rasch an der Oberfläche sichtbar wird. In der Vergangenheit hat der Vulkan mehrfach kurzlebige Inseln gebildet, die jedoch durch Brandung und Erosion schnell wieder verschwanden. Meist äußert sich seine Aktivität durch Verfärbungen des Meerwassers, Gasblasenfelder und turbulente Strömungen, wie sie nun erneut beobachtet wurden.

Die Ursache für diesen anhaltenden Vulkanismus liegt im tektonischen Setting der Region. Die Salomonen befinden sich in einer hochaktiven Subduktionszone, in der die Indo-Australische Platte und mehrere Kleinplatten unter die Pazifische Platte abtauchen. Beim Absinken der Platten werden Wasser und fluide Bestandteile in den Erdmantel eingebracht, senken dort den Schmelzpunkt des Gesteins und fördern die Bildung von Magma. Dieses steigt entlang von Schwächezonen auf und speist eine Kette von Vulkanen – sowohl an Land als auch unter Wasser, wie im Fall von Kavachi.

Die aktuellen Beobachtungen sprechen für eine andauernde, wenn auch überwiegend unterschwellige Aktivitätsphase. Große explosive Ausbrüche sind bislang nicht bestätigt, doch die sichtbaren Plumes und Wasserbewegungen zeigen, dass das magmatische System weiterhin aktiv ist. Kavachi bleibt damit ein eindrucksvolles Beispiel für dynamischen Unterwasservulkanismus, der zwar schwer zugänglich ist, aber dank moderner Satellitentechnik und Augenzeugenberichten zunehmend gut dokumentiert wird.

Stromboli: Lavastrom auf der Sciara del Fuoco

Nahaufnahme Explosion am Stromboli. © André Müller

Neuer Lavaüberlauf und Explosionen aus dem Stromboli-Gipfelkrater – Lavastrom auf der Sciara del Fuoco unterwegs

Am liparischen Inselvulkan Stromboli begann gestern Abend überraschend ein neuer Lavaüberlauf aus dem nördlichsten Schlot des Gipfelkraters. Darüber berichtete nicht nur das INGV, sondern auch der Vulkanspotter André Müller, der gestern Abend einen Livebericht veröffentlichte. Laut André setzte der Lavaüberlauf gegen 18:30 Uhr ein, während das INGV mitteilte, dass der Lavastrom ab etwa 19:50 Uhr MEZ auf den Überwachungskameras sichtbar wurde.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) beschrieb einen mäßig ausgeprägten Lavastrom, der sich langsam talwärts bewegt und dessen Fronten sich im oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco befinden.

Aus seismologischer Sicht zeigte der zeitliche Verlauf der mittleren Amplitude des vulkanischen Tremors keine nennenswerten Veränderungen. Die Werte blieben mit geringen Schwankungen im mittleren Bereich. Auch bei Häufigkeit und Amplitude der Explosionsbeben wurden keine signifikanten Abweichungen festgestellt.

Ebenso wurden keine relevanten Veränderungen in den Messdaten der Bodenverformung registriert. Es handelt sich somit um ein vergleichsweise schwaches Ereignis, das die geophysikalischen Parameter nicht maßgeblich beeinflusste.

Der Lavastrom hält auch heute Morgen (23. Dezember) weiter an. Auf der Livecam ist eine thermische Signatur des Stroms erkennbar, der sich weiterhin im oberen Bereich der Sciara del Fuoco bewegt.

Die Lavastromtätigkeit hatte keinen Einfluss auf die explosiven Eruptionen. André gelang es jedoch, mit seiner Drohne kurz vor Beginn des Lavaüberlaufs diese beeindruckende Aufnahme anzufertigen.

Aus den Daten des LGS geht hervor, dass es gestern vor dem Lavaüberlauf eine vergleichsweise hohe Anzahl von VLP-Erdbeben gab, die mit einer erhöhten Häufigkeit strombolianischer Eruptionen einhergingen. Statt der üblichen 5 bis 12 Explosionsbeben pro Stunde wurden mehr als 15 registriert. Der akustische Explosionsdruck war mittelstark. Die Emissionen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid wurden hingegen als schwach eingestuft. Der Lavaüberlauf kündigte sich somit nicht durch einen erhöhten Gasfluss an. Auffällig war jedoch eine erhöhte Steinschlagaktivität, die auf eine gesteigerte Explosivität und mögliche Instabilitäten im Gipfelbereich hindeutete: Innerhalb von 24 Stunden wurden insgesamt 13 Steinschlagsignale registriert.

Häufig dauern Lavaüberläufe nur einen Tag an, seltener bis zu zwei Tage. Dafür treten sie jedoch oft in Serien auf, sodass Vulkanspotter über Weihnachten und möglicherweise auch noch über Silvester hinweg auf eine erhöhte Aktivität hoffen dürfen.

Update: Während laut LGS-Bulletin die Kohlendioxid-Konzentration am Stromboli als niedrig eingestuft wurde, ist dem neuesten INGV-Bulletin Gegenteiliges zu entnehmen: Hier heißt es, dass die CO₂-Emissionen am Pizzo sehr hoch seien Mehr dazu morgen.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben Mw 6,5 im Osten

Starkes Erdbeben Mw 6,5 erschüttert Ost-Papua-Neuguinea – Vulkanische Aktivität könnte beeinflusst werden

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5 hat am Montagvormittag den östlichen Teil von Papua-Neuguinea erschüttert. Das Beben ereignete sich um 20:31 Uhr Ortszeit in rund 92 Kilometern Tiefe, etwa 38 Kilometer nördlich der Stadt Goroka. Die dicht besiedelte Hauptstadt Port Moresby liegt rund 450 Kilometer südöstlich des Epizentrums.

PNG. © EMSC/Leaflet

Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vom anderen Ende der Welt vor. Demnach wurde der Erdstoß als stark empfunden, Schäden wurden aber nicht gemeldet. Aufgrund der Tiefe kann sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger starke ausgewirkt haben, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Die Behörden beobachten die Situation jedoch genau, insbesondere in Hinblick auf mögliche vulkanische Reaktionen. In einer Region, in der Erdbeben und Vulkane eng miteinander verbunden sind, ist Vorsicht geboten.

Die Region befindet sich an einer der komplexesten tektonischen Grenzen der Welt, wo mehrere große und kleine Erdplatten aufeinandertreffen und für eine hohe seismische Aktivität sorgen. Im Wesentlichen taucht hier die Australische Platte unter die Pazifische Platte ab, ein Prozess, der nicht nur regelmäßig Erdbeben auslöst, sondern auch die vulkanische Aktivität in der Region antreibt.

Die Tiefe des Bebens deutet darauf hin, dass es an einem Stück subduzierte Kruste entstanden ist – dort, wo eine Erdplatte in den Erdmantel hinabgleitet. Solche „Intermediate-Depth“-Beben entstehen häufig durch Spannungen in der abtauchenden Platte und können in den angrenzenden Gebieten spürbare Erschütterungen verursachen. Tatsächlich lag das Epizentrum aber über der Ramu-Markham-Fault-Zone eine bedeutende Verwerfung, die sich entlang des Markham-Tals zieht und als aktive Transformstörung bekannt ist. Diese Störung ist eine wichtige tektonische Grenze zwischen der Australischen Platte und benachbarten Mikroplatten, die immer wieder Erdbeben verursacht.

Papua-Neuguinea zählt zu den aktivsten Vulkanregionen der Welt. In unmittelbarer Nähe zum Epizentrum liegen mehrere aktive Vulkane, darunter der bekannte Mount Lamington nahe Goroka sowie die Vulkane Ulawun und Manam. Experten warnen, dass starke Erdbeben in Subduktionszonen die vulkanische Aktivität beeinflussen können. Durch die Verschiebungen im Erdinneren kann sich der Druck in Magmakammern verändern und im ungünstigsten Fall Eruptionen auslösen.

Großbritannien: Dammbruch lässt Kanal in England auslaufen

Dammbruch in England legt Schifffahrt auf Kanal lahm – Medien berichten fälschlich über Sinkhole

In der nordenglischen Grafschaft Shropshire hat sich ein ungewöhnliches Unglück zugetragen, das den Charakter einer Naturkatastrophe aufweist: Der Bruch eines Kanaldamms hat eine spektakuläre Rettungsaktion ausgelöst und Fragen zur Sicherheit historischer Wasserstraßen aufgeworfen. In den frühen Morgenstunden kam es nahe der Stadt Whitchurch zu einem schweren Schaden an einem Abschnitt des Llangollen-Kanals, der Teil des weit verzweigten Shropshire-Union-Canal-Systems ist. Große Wassermengen traten unkontrolliert aus, unterspülten den Kanalboden und ließen Teile der Böschung einstürzen. Mehrere Hausboote gerieten in Notlage, zwei von ihnen sanken in den entstandenen Graben. 




Kanal

Mainstreammedien berichten von der Bildung eines „Sinkhole“ im Kanal, doch obgleich die erhöht liegende und von Dämmen eingefasste Wasserstraße teilweise leer lief und sich eine Vertiefung im Bereich des Dammbruches bildete, handelte es sich nicht um ein echtes Senkloch, sondern um eine Ausspülung des Kanalbodens durch die Bresche im Damm.

Durch das plötzliche Versagen der Kanalstruktur floss das Wasser in angrenzende Felder ab, während der künstlich aufgeschüttete Kanalbettbereich nachgab. Zwei Hausboote gerieten in die Ausspülung und strandeten im Loch, das ca. 50 m lang ist und sich über die gesamte Kanalbreite erstreckt. Die Tiefe des Einbruchs wurde von Augenzeugen auf mehrere Meter geschätzt. Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste riefen einen Großalarm aus und brachten mehr als zehn Menschen in Sicherheit. Verletzte wurden nicht gemeldet.

Die Region um Whitchurch liegt in einer flachen Landschaft, die von lockeren Sedimenten und eiszeitlichen Ablagerungen geprägt ist. Solche Untergründe sind zwar nicht typisch für natürliche Erdfälle, reagieren aber empfindlich auf Erosion und Ausspülung, wenn große Wassermengen unkontrolliert austreten. Fachleute gehen daher davon aus, dass ein strukturelles Versagen – etwa durch Materialermüdung, eine undichte Stelle oder die Unterspülung eines Dammbereichs – den Auslöser bildete. Die genaue Ursache wird derzeit vom Canal and River Trust untersucht.

Der Vorfall lenkt den Blick auf das historische Kanalnetz Großbritanniens. Shropshire gehört zu den Regionen mit einer besonders hohen Dichte an Wasserstraßen. Der Shropshire Union Canal und der Llangollen-Kanal entstanden überwiegend im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, als Kanäle zentrale Verkehrsadern für Kohle, Eisen und andere Güter waren. Viele dieser Wasserwege wurden als schmale, erhöhte Kanäle mit Dämmen und Schleusen gebaut, um Höhenunterschiede in der Landschaft zu überwinden.

Heute dienen die Kanäle vor allem dem Freizeitverkehr und als Wohnort für tausende Menschen auf Hausbooten. Gleichzeitig stellen Alter, Bauweise und steigender Wartungsbedarf eine Herausforderung dar. Der aktuelle Schaden in Shropshire verdeutlicht, wie anfällig historische Infrastruktur sein kann, wenn Wasser, Untergrund und Konstruktion aus dem Gleichgewicht geraten. Während die Reparaturarbeiten vorbereitet werden, dürfte die Debatte über Investitionen in die Instandhaltung des britischen Kanalnetzes neuen Auftrieb erhalten.