Fuego: seitwärts gerichtete Eruption

Gestern sind neue Bilder aufgetaucht, auf denen man sieht, dass aus der Depression auf der Südflanke des Fuegos Vulkanasche aufsteigt. Es wurde ein debris flow (Aschestrom) generiert, der durch den oberen Bereich der neuen Schlucht lief. Dies legt die Vermutung nahe, dass das Loch in der Depression in der Tat ein Seitenschlot sein könnte. Während der großen Eruption vor einer Woche könnte dieser für eine seitwärts gerichteten Eruption verantwortlich gewesen sein, welche die katastrophalen Auswirkungen des Ausbruchs dramatisch verstärkt haben dürfte. Da sich der Fuego während der Naturkatastrophe in Wolken hüllte, gibt es keine visuellen Bestätigungen für diese Theorie.

Starke Regenfälle generieren derzeit Lahare am Fuego. INSIVUMEH veröffentlichte ein beeindruckendes Video eines dampfenden Schlammstroms. Dies belegt, wie heiß die Ablagerungen der pyroklastischen Ströme noch sind. Wer auf ein PF-Feld hinausläuft versinkt in den pudrigen Ablagerungen schnell knietief und kann sich schlimmste Verbrennungen an den Füßen und Beinen zuziehen! Es kann Monate dauern, bis die feine Vulkanasche abgekühlt ist.

Ansonsten scheint der Vulkan wieder seine gewohnte explosive Tätigkeit aufgenommen zu haben. Es wird von durchschnittlich 7 explosive Eruptionen pro Stunde berichtet, welche glühende Tephra und Aschewolken fördern.

Pacaya mit Lavastrom

Mich erreichte ein Video, auf dem man sieht, wie sich ein Lavastrom durch eine Schlucht schlängelt. Soweit nichts besonderes, denn seit Monaten fließt Lava über den Hang des Pacayas. Mittlerweile fließt der Lavastrom allerdings bereits durch eine bewaldete Zone auf der Flanke und ist dementsprechend lang. Im Bulletin des INSIVUMEH ist allerdings nur von explosiven Eruptionen die Rede, es kann sein, dass das Video nicht ganz aktuell ist. Auf jeden Fall war der Pacaya in den letzten Monaten sehr aktiv und förderte Lavaströme im oberen Bereich des Vulkanhangs.

Yellowstone Livecam

Livecam aus der Yellowstone-Caldera mit Blick auf den Od Faithful Geyser. © NPS. Um ein neues Bild zu laden, bitte die Seite aktualisieren.

 

Livecam-Blick über den Yellowstone-See. © NPS.

Yellowstone Live-Seismik

Live-Seismogramm der Station YML beim Mary Lake. © Universität Utah.

Yellowstone Monitoring

Das Monitoring der Yellowstone-Caldera unterliegt dem Yellowstone Volcano Observatory, das dem USGS untersteht. Darüber hinaus sind mehrere andere Institutionen involviert. eine Maßgebliche Rolle spielt dabei die Universität Utah. Hier laufen die Fäden der seismischen Beobachtungsstationen zusammen. Die Messergebnisse werden in einer Live-Karte publiziert. Die Seismik zählt zu den wichtigsten Methoden der Beobachtung des riesigen Gebiets. Öffentlich zugänglich sind die Daten von 25 Seismometern, die im Yellowstone Nationalpark verteilt sind. Hinzu kommen 4 nicht gelistete Geräte. Auch das Umfeld der Caldera wird engmaschig überwacht.

Bodendeformationen werden mit 2 Satelliten-gestützten Methoden erfasst: GPS und InSAR. GPS kann verwendet werden, um horizontale und vertikale Bewegungen an einem bestimmten Ort zu messen. Um große Gebiete zu untersuchen, werden mehrere GPS-Empfänger verwendet, um ein Netzwerk zu bilden. GPS hat den Vorteil, dass die Daten kontinuierlich gesammelt werden, was den Einsatz als Routine-Überwachungsinstrument ermöglicht.

Im Gegensatz dazu misst InSAR ein großes Gebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt aus dem Weltraum. Es kann verwendet werden, um eine Region zu beobachten, wie sie sich über einen Zeitraum von Monaten oder Jahren verändert. InSAR kann nicht als Routineüberwachungsinstrument eingesetzt werden, da die Daten derzeit nur ein- oder zweimal pro Jahr erhoben werden und ihre Erfassung und Verarbeitung Zeit erfordert. Der große Vorteil von InSAR besteht darin, dass es eine detaillierte Kartenansicht der spezifischen Gebiete bietet, die Veränderungen erfahren haben. In Yellowstone verwenden wir derzeit eine Kombination aus GPS und InSAR, um die Bodenverformung zu bestimmen.

Darüber hinaus werden Gas- und Wassertemperaturen der zahlreichen Fumarolen und Quellen überwacht und Spektrometer erschnüffeln die chemische Zusammensetzungen magmatischer Ausdünstungen. Die Yellowstone Caldera liegt auf einem Hochplateau der Rocky Mountains. Auf der Höhe von mehr als 2000 m ü.N.N. siedet das Wasser bei 92 Grad. Die Wassertemperatur vieler heißer Quellen liegen nahe des Siedepunkts. Heiße Gase erreichen eine Temperatur von bis zu 135 Grad.

Kilauea: massives Schwarmbeben

Update 09.06.18: Gestern Mittag ereignete sich das erwartete Erdbeben mit einer Magnitude von 5,2. In den Stunden danach war die Seismik rückläufig. Mittlerweile zieht sie wieder deutlich an, so dass sich das nächste Erdbeben mit größerer Magnitude bald ereignen wird. Mittlerweile sind die Vulkanologen des HVO davon überzeugt, dass es sich bei den Erdbeben eigentlich um explosive Eruptionen handelt, die tief unten im Fördersystem stattfinden. Die Explosionen setzen soviel Energie frei, wie sie von einem Erdbeben erzeugt werden würde, dessen Magnitude angegeben wird. Mir ist allerdings nicht klar, warum nach den Explosionen weniger schwache Erdbeben stattfinden. Um da einen entsprechenden Zusammenhang herzustellen, müsste man davon ausgehen, dass auch die Erdbeben mit kleineren Magnituden in Wirklichkeit Eruptionen sind.

Nicht nur der Halema‘uma‘u-Krater sackt weiter ab, sondern auch der Pu‘u ‘Ō‘ō-Krater. Neue Luftaufnahmen enthüllen wie stark er in den letzten Wochen kollabiert ist. Interessant ist der zylinderförmige Schacht: dort muss Magma gestanden haben.

Derweilen geht die Leilani-Eruption weiter. Die Kapoho-Bucht ist komplett aufgefüllt und das Lavadelta schiebt sich immer weiter ins Meer hinaus. Es sind mehrere Lavaströme aktiv, welche überwiegend von Spalte 8 gespeist werden. Die Lavafontänen erreichen eine Höhe von 70 m. Ein Ende der Eruption ist nicht in Sicht.

Originalmeldung: Unter der Gipfelcaldera des Kilaueas manifestiert sich derzeit ein starkes Schwarmbeben. Sehr wahrscheinlich wird sich in kürze wieder ein starkes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 5 ereignen. Die Gefahr eines großen Kollaps-Events steigt zusehends.

Die Leilani-Kapoho-Eruption auf der Küstenebene geht unterdessen weiter. Die Berichte sind ein wenig widersprüchlich: erst hieß es, dass Spalte 8 weniger Lava ausstößt, nun, dass die Lavafontänen höher geworden sind. Eins ist klar: innerhalb weniger Tage baute sich um die Schlote ein Schlackenkegel auf, der bereits gut 40 m hoch ist und weiter wachsen dürfte.

Fuego-Katastrophe: die Suche nach den Schuldigen

Bei der Katastrophe am Vulkan Fuego starben mehrere 100 Menschen. Bisher wurden gut 100 Leichen geborgen, doch es werden noch 190 Personen vermisst. Die Meisten dürften Opfer der pyroklastischen Ströme und Lahare geworden sein. Die Bergungsarbeiten gehen nur schleppend voran: immer wieder müssen die Arbeiten unterbrochen werden, da starke Regenfälle niedergehen und die Gefahr weiterer Lahare hoch ist.

6 Tage nach der Katastrophe stellt man sich die Frage, ob man die Gegend nicht hätte rechtzeitig evakuieren können. Laut den Vulkanologen von INSIVUMEH gab es bereits Stunden vor der eigentlichen Katastrophe ein Bulletin, dass der Katastrophenschutzbehörde CONRED vorlag. In diesem Bulletin warnten die Vulkanologen vor einer starken Eruption, die zum Zeitpunkt der Warnung schon im Gang war, aber Stunden vor den vernichtenden pyroklastischen Strömen erschienen war. Die Verantwortlichen bei CONRED schieben nun den Vulkanologen den Pudel zu, indem sie sagen, das Bulletin wäre nichtssagend gewesen. Man ging wohl davon aus, dass es sich um einen der „üblichen“ Paroxysmen handelte, welche sich alle paar Wochen ereigneten. Dabei hätte man durchaus auf der Hut sein müssen: bereits der bisher letzte Paroxysmus Anfang Februar war deutlich stärker als die vorangegangenen und die pyroklastischen Ströme stoppten kurz vor bewohntem Gebiet. Die Pause seit dieser Eruption war ungewöhnlich lang, so dass mehr Material und Druck akkumuliert wurde als üblicherweise. Die einzelnen Explosionen vor der katastrophalen Eruption wurden immer stärker.

Erschwerend kam hinzu, dass sich der Fuego in Wolken hüllte, visuelle Observierungen waren praktisch nicht möglich. Als die pyroklastischen Ströme unterhalb der Wolkendecke erschienen, war es für eine Flucht praktisch bereits zu spät. Trotzdem fuhr ein Lautsprecherwagen durch die Straßen, versuchten die Bevölkerung zu warnen. Der Appell verschalte ungehört, bzw. wurde ignoriert. Einige wenige versuchten die Flucht.

Als Außenstehender stelle ich mir die Frage, warum es in den Orten am Fuße des Vulkans keine Alarmsirenen gab? Warum wurde die Bevölkerung nicht auf den Notfall vorbereitet? War es Ignoranz, oder schlichtweg Geldmangel? Dass der Fuego das Potenzial zu so einer Katastrophe hat war schließlich bekannt. Noch wichtiger ist die Frage, was man aus dieser Katastrophe lernt? Wird versäumtes nachgeholt? Dürfen Touristen weiterhin auf den benachbarten Acatenango steigen, um den Vulkan zu beobachten? Was macht man als Tourist im Katastrophengebiet? Die Verantwortlichen sollten schnell Lösungen finden, denn schließlich ist nach dem Paroxysmus vor dem Paroxysmus!

(Quelle: Reuters)

Fuego, Sternschnuppen und das Kreuz des Südens

Dieses Video vom Fuego entstand Ende Februar. Neben den strombolianischen Eruptionen zeigt es den Vulkan in Guatemala unter dem Kreuz des Südens. Zudem ziehen 2 Sternschnuppen durch eine längere Zeitraffersequenz. Somit ist das Video auch für Astronomiefreunde interessant.

Video: Lavafontänen und Methan-Flammen am Kilauea

Lavafontänen an Kilaueas Spalte Nr. 8. Zudem seht ihr blaue Flammen von brennenden Methan-Gas, welches aus dem Boden in der Nähe der Lavaströme entwich. Die Methan-Konzentration war stellenweise so hoch, dass man es riechen konnte. Zudem gab es im brennenden Wald spontane Methangas-Explosionen. Alle Videos könnt ihr auch auf meinem youtube-Kanal gucken. Wäre schön, wenn Ihr ihn abonnieren würdet.

Kilauea: von Erdbeben und Spalten

Die besonders hohe Seismik gipfelte gestern in ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,5 unter der Gipfelcaldera des Kilaueas. Nun wo die Spannungen abgebaut sind, ist die Erdbebentätigkeit geringer, es ist wahrscheinlich nur eine Frage von Stunden, bis sie wieder deutlich ansteigt und ein neues starkes Erdbeben generieren wird. Derweilen kommt es zu weiteren Kollaps-Events im Halema‘uma‘u-Krater dessen Boden absackt und praktisch vom früheren Pitkrater (in dem der Lavasee brodelte) gefressen wird. Es ist möglich, dass sich der Halema‘uma‘u-Krater vergrößert, bereits jetzt sieht man, dass sich Teile außerhalb des eigentlichen Kraters absenken. Streng genommen beobachten wir gerade den Prozess einer Calderablidung, da sich der Krater ja nicht durch explosive Eruptionen vergrößert, sondern durch Kollaps aufgrund einer sich entleerenden Magmakammer. Mittlerweile sind auch die Straßen im Bereich des Gipfels ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden, da sich große Risse bildeten, welche die Straßen unpassierbar machen.

Damit kommen wir zur Eruption auf der Küstenebene bei Leilani. Die Bucht von Kapoho wurde komplette mit Lava aufgefüllt. Ein Lavadelta reicht sogar über die ehemalige Bucht hinaus. Die einmaligen tidalen Thermalpools sind vernichtet worden, mit ihnen mehr als 500 (!) Häuser. Seltsamer Weise berichten die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender nicht darüber. Gestern verringerte Spalte 8 ihre Aktivität. Wenig später reaktivierte sich Spalte 24. Es scheint also noch ordentlich Druck auf der Leitung des magmatischen Gangs zu sein.

Fuego mit weiteren Eruptionen

Gestern Mittag manifestierte sich am Fuego eine weitere Eruption, bei der Vulkanasche 5 km hoch aufstieg. Abends wurde ein neuer pyroklastischer Strom generiert. CONRED warnt vor weiteren Eruptionen und Laharen. Die Ausbruchsserie kommt natürlich ausgerechnet zur Regenzeit, wenn sich der Vulkan meistens in Wolken hüllt und visuelle Observationen schwierig sind. Zudem erhöht der Regen die Gefahr von Laharen dramatisch.

Kilauea: neuer ocean entry bei Kapoho

Was seit einigen Tagen befürchtet wurde, ist nun eingetreten: der Lavastrom aus Spalte 8 erreichte bei Kapoho den Ozean. Dabei wurden nicht nur zahlreiche Häuser an der Küste zerstört, sondern auch einmalige Warmwasserbecken. Die Thermalpools waren sehr beliebt und ihr Verlust wird dramatischer eingeschätzt als die Zerstörung der Gebäude. Ob alle Pools zerstört wurden ist noch nicht bekannt, auf jeden Fall zieht sich eine Schneise der Zerstörung durch die paradiesische Bucht von Kapoho.

Nach dem starken Erdbeben der Magnitude 5,5, welches sich vor 2 Tagen ereignete, ging die Seismik für einige Stunden zurück. Heute lebte sie wieder auf und ist mindestens so starke wie vor dem Beben. Die Hypozentren liegen in geringer Tiefe und konzentrieren sich auf den Bereich der Gipfelcaldera.

 

Fuego: Lage nach Eruption dramatisch

Langsam wird das gesamte Ausmaß der Katastrophe am Fuego in Guatemala sichtbar: mehrere Dörfer wurden von pyroklastischen Strömen getroffen. Diese waren bis zu 12 km lang und somit 4 km länger, als bisher berichtet wurde. Zudem gingen Lahare nieder. Am schlimmsten betroffen ist der Ort El Rodeo. Bisher wurden 69 Todesopfer geborgen, zahlreiche Personen werden noch vermisst. Es gibt viele Verletzte. Bei Regen drohen weitere Lahare. Es gab zudem bereits eine neue explosive Eruption, wobei mir nicht bekannt ist, ob auch pyroklastische Ströme generiert wurden.

An der SW-Flanke entstand eine Depression (Vertiefung), welche durch Erosion entstanden sein kann: die pyroklastischen Ströme und Lahare haben das lockere Material der Flanke abgetragen und mitgerissen, was die katastrophalen Auswirkungen verstärkte. Im mittleren Bereich der Depression entstand ein Loch, welches meiner Meinung nach auf einen zusätzlichen Kollaps hindeutet. Sollte das Loch ein Krater sein und eine Verbindung zum Förderschlot besitzen, dann könnte hier demnächst Lava austreten. Eine seitwärts gerichtete Explosion ist ebenfalls nicht auszuschließen. Die Situation bleibt gefährlich.

Auffällig ist, dass MIROVA keine besonders hohe thermische Strahlung feststellte. Dies kann an starker Bewölkung gelegen haben, oder und daran, dass keine Lavaströme gefördert wurden. Es war eine rein explosive Eruption und kein Paroxysmus, bei dem typischerweise auch ein Lavastrom gefördert wird. Allerdings sagt Physiker und Blogger Carl Rehnberg (Volcanocafe), dass die Eruption laut Instrumenten-Angaben 18 Stunden dauerte. Dabei wären wir bei der Frage, ob es vor der Eruption Anzeichen der bevorstehenden Katastrophe gab, oder ob sich diese tatsächlich komplett spontan ereignete. Denkbar wäre dies, bei einer phreatomagmatischen Eruption, wenn Magma mit einer großen Menge Grundwasser in Kontakt kommt. In solchen Fällen gibt es oft nur wenige Stunden/ Minuten vor der Explosion eine erhöhte Seismik. Allerdings war in den letzten Wochen auffällig, dass es seit Anfang Februar keinen Paroxysmus mehr gab und dass sich die Stärke einzelner Eruptionen vergrößerte. Dies deutet auf eine längerfristige Änderung im Vulkanverhalten hin, welche sich möglicherweise auch in Messdaten widergespiegelt haben könnte. Das öffentlich zugängliche Seismometer (bei der LiveCam) war seit Jahren praktisch unbrauchbar, da entweder defekt, oder falsch skaliert. Das Gleiche gilt für das Seismogramm vom Pacaya. Meiner Meinung nach benötigen die Vulkanologen in Guatemala ein wesentlich höheres Budget für die Überwachung der Vulkane.