Wenige Anwohner der Campi Flegrei fragen Schadenskontrollen an – Angst vor Wohnungslosigkeit
Nach dem starken Schwarmbeben der vergangenen Woche ist es in den letzten Tagen aus seismischer Sicht etwas ruhiger in den Campi Flegrei, obgleich es weiterhin täglich mehrere Erdbeben gibt. Ihre Anzahl liegt in dem Bereich dessen, der typisch für den Normalzustand der Hebungsphase ist. Die Bodenhebung geht indes weiter und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich die Krise abschwächt.

Grund für dieses Update ist jedoch ein Bericht italienischer Medien, nach dem der Zivilschutz nur wenige Anfragen an die Techniker des Katastrophenschutzes erhält, um Schwachstellenanalysen für private Wohngebäude durchzuführen. Der Bericht lässt zudem vermuten, dass auch nicht alle Gebäudeschäden den Behörden gemeldet werden. Bei jedem Schwarmbeben veröffentlicht die Kommune Pozzuoli entsprechende Kontaktdaten, unter denen Schäden gemeldet und Inspektionen beantragt werden können.
Die Gründe für die geringe Nachfrage nach Inspektionen liegen in der Sorge der Bürger, dass ihre Häuser und Wohnungen als nicht sicher deklariert werden und diese dann geräumt werden müssen. Außerdem meinten mehrere Hausbesitzer im Interview, dass sie Angst vor hohen Sanierungskosten hätten. Im Falle von Sicherungs- und Renovierungsarbeiten gibt es zwar staatliche Förderungen und Zuschüsse, doch bis Gelder fließen, vergehen Monate und Jahre, wenn versprochene Leistungen überhaupt gezahlt werden. Hausbesitzer und Wohnungseigentümer müssen in Vorkasse treten. In den meisten Fällen fehlt das Geld hierfür.
Wer seine Wohnung räumen muss und nicht bei Verwandten oder Freunden in der Nähe unterkommt, muss meistens in ein Hotel ziehen oder das Gebiet komplett verlassen, was für ortsgebundene Berufstätige kaum machbar ist. Es soll zwar auch hier staatliche Zuschüsse geben, doch diese decken nicht die vollen Kosten für einen dauerhaften Umzug oder für das Hotel.
Aus diesen Gründen bleiben viele Gebäudeschäden unentdeckt oder werden sogar verheimlicht. Das bedingt natürlich, dass der tatsächliche Zustand vieler Gebäude in Pozzuoli falsch eingeschätzt wird. Viele Menschen leben in unsicheren Gebäuden, die im Falle stärkerer Erdbeben einsturzgefährdet sein könnten.
Zuverlässige, wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Krise in den Campi Flegrei können nicht getroffen werden. Die Szenarien reichen von einem Abklingen der Aktivität bis hin zu einer Verstärkung der Seismizität, und sogar ein Vulkanausbruch lässt sich letztendlich nicht ausschließen. Auch der Zeitrahmen, in dem das alles geschehen kann, ist völlig offen.
Generell muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt sinnvoll ist, vor dem Ende der Krise Gebäude aufwendig zu sanieren oder sogar Neubauten zuzulassen. Auf lange Sicht erscheint es mir ratsam, die Besiedlung der Caldera aufzugeben.