Mittelatlantischer Rücken: Schwarm mittelstarker Erdbeben

Mittelatlantischer Rücken von Erdbeben heimgesucht – 11 Erschütterungen innerhalb weniger Stunden

Datum: 19.06.2025 | Zeit: 13:51:12 UTC | Koordinaten:  2.953 ; -31.283 | Tiefe: 26 km | Mw 5,3

Der zentrale Abschnitt des Mittelatlantischen Rückens zwischen Afrika und Südamerika wurde von einem Schwarm mittelstarker Erdbeben heimgesucht, der sich aus 11 Einzelbeben zusammensetzt. Die Magnituden lagen zwischen 5,3 und 4,8. Die Erdbebenherde wurden in Tiefen um 10 Kilometer ausgemacht. Das Epizentrum des stärksten Bebens lag 766 km nördlich von Fernando de Noronha, einem Ort in Brasilien.

Schwarmbeben am Mittelatlantischen Rücken. © EMSC

Die Erdbeben blieben an der Oberfläche der Erde ohne sichtbare Folgen und auch Tsunamis wurden nicht ausgelöst.

Tektonisch betrachtet standen die Beben mit den divergenten Platten entlang des Mittelatlantischen Rückens in Verbindung: Entlang des über 20.000 Kilometer langen submarinen Gebirgsrückens driften im Norden Europa und Nordamerika auseinander und im Süden Afrika und Südamerika. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Kontinente voneinander entfernen, beträgt im Mittel etwa 25 mm im Jahr, wobei es zu Variationen kommen kann. Durch diesen Prozess kommt es zu einer Ausdünnung der Kruste und es entsteht ein Riss in der Mitte des Gebirgsrückens, entlang dem Magma aufsteigt, was zur Bildung neuer ozeanischer Kruste führt.

Als treibende Kraft hinter der Divergenz der Platten wird die Mantelkonvektion angesehen. Nach diesem Model sollen beidseitig des Rückens heiße Ströme plastischen Gesteins nach oben steigen und dann in entgegengesetzte Richtungen zur Seite driften, bevor sie sich abkühlen und absinken. Durch diese seitlichen Bewegungen werden die Platten wie auf einem Förderband transportiert. Eine jüngere These geht davon aus, dass auch die Subduktion an weit entfernten Plattengrenzen mitverantwortlich für die Divergenz sein könnte. Die Subduktion bewirkt eine Zugspannung, die die Platten auseinanderzieht. Allerdings trifft diese These meiner Meinung nach in erster Linie auf den Pazifik zu. Zudem wird entlang des Rückens durch nachströmende Schmelze ein Rückendruck aufgebaut: Die neu gebildete Kruste am Rücken ist höher gelegen als der umgebende Ozeanboden und „rutscht“ unter dem Einfluss der Schwerkraft zu den Seiten.

Island: Erdbeben Md 3,4 bei Krýsuvík

Thermalgebiet Seltún bei Krýsuvík. © Marc Szeglat

Spürbares Erdbeben Md 3,4 erschüttert Krýsuvík-System – 124 Erdbeben auf Reykjanes

Reykajvik, 19.06.2025Nach einigen Tagen mit relativ wenigen registrierten Erdbeben scheint die Seismizität auf Island wieder anzuziehen: Auf der gesamten Insel wurden 184 Beben innerhalb von 48 Stunden registriert – 124 Beben manifestierten sich unter der Reykjanes-Halbinsel.

Erdbeben Island. © IMO

Das stärkste Einzelbeben gab es im Krýsuvík-System. Es hatte eine Magnitude von 3,4 und einen Erdbebenherd in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.9 km nördlich des Bauernhofs von Krýsuvík verortet. Diese Erschütterung ereignete sich um 22:26:22 UTC. Es war Teil eines Schwarmbebens, das aus mehr als 50 Einzelbeben bestand und bis heute Mittag anhält.

Auffallend ist auch, dass es zu einer deutlichen Steigerung der Seismizität im Svartsengi-Gebiet kam: Nördlich von Grindavik manifestierten sich 5 Beben. Drei weitere Erschütterungen wurden entlang der Sundhnukur-Kraterreihe festgestellt. Die Bodenhebung in dem Areal hält an. Gestern äußerten sich seit langem auch mal wieder die IMO-Geoforscher gegenüber der Presse: Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson meinte, dass die Bodenhebung weiter anhält, allerdings mit einem leichten Rückgang der Hebegeschwindigkeit. Er hält einen Vulkanausbruch in Richtung Herbst für wahrscheinlich, sofern es zu einer weiteren Eruption kommt. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass es jederzeit zu einer Eruption kommen könnte.

Auch im Süden von Grindavik gibt es größere Bodendeformationen. Allerdings scheint sich das Land dort weiter abzusenken, denn wie ein Drohnenpilot feststellte, verdoppelte sich die Größe der Lagune in Küstennähe in den letzten Monaten. Dort war es im Zuge des Riftingprozesses vom 10. November 2023 zu größeren Bodensenkungen gekommen. Ein Prozess, der offensichtlich noch nicht vorbei ist.

Erdbeben gab es aber nicht nur auf Reykjanes, sondern auch nahe des Grjotarvatn bei der Snæfellsnes-Halbinsel. Hier wurden binnen 2 Tagen 19 Erschütterungen detektiert. Das ist zwar nicht sonderlich viel, aber Anzeichen anhaltender Fluidbewegungen im tieferen Untergrund.

Mexiko: Erdbeben Mw 5,8 vor der Küste

Vor der Küste von Chiapas: Erdbeben Mw 5,8 erschüttert Mexiko

Datum: 18.06.2025 | Zeit: 09:49:22 UTC | Koordinaten: 14.795 ; -94.011 | Tiefe: 26 km | Mw 5,8

Tapachula, 18.06.2025Vor der Küste des mexikanischen Bundesstaates Chiapas ereignete sich heute Vormittag um 09:49:22 UTC (03:49:22 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,8. Das Hypozentrum lag laut EMSC in 10 Kilometern Tiefe. Das GFZ gibt die Tiefe mit 26 Kilometern an, was wahrscheinlich stimmt, da hier eine manuelle Überprüfung der Daten erfolgte. Das Epizentrum wurde 121 km südlich von Manuel Ávila Camacho verortet.

Meldungen über Schäden liegen nicht vor, doch der Erdstoß war weithin spürbar. Außerdem folgten dem Hauptbeben zwei Nachbeben mit Magnituden im Viererbereich, die theoretisch auch im wahrnehmbaren Magnitudenbereich lagen.

Erdbeben in dieser Region des Nordpazifiks hängen im Allgemeinen mit der Subduktion entlang des Mittelamerika-Grabens zusammen. Hier taucht die ozeanische Cocos-Platte unter die Platten von Nordamerika und der Karibik ab, wodurch Spannungen in der Erdkruste entstehen, die sich in Erdbeben entladen. Zudem entstehen Schmelzen, die für den Vulkanismus Mittelamerikas verantwortlich sind und hinter dem Graben aufsteigen, wo ca. 150 Kilometer hinter der Plattengrenze Vulkanketten entstehen.

Die Situation in der aktuellen Erdbebenregion ist noch ein wenig spezieller, denn sie befindet sich in einem Zwickel südlich einer Tripeljunktion, wo die Grenzen aller drei oben erwähnten Platten aufeinandertreffen. Die Plattengrenze zwischen Nordamerika und der Karibik wird dabei durch das Motagua-Polochic-Störungssystem markiert, bei dem es sich um eine linksseitige Transformstörung handelt. Prinzipiell könnte auch sie das Erdbeben ausgelöst haben, doch aufgrund der Tiefe des Hypozentrums vermute ich, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Kruste manifestierte. und somit dem Mittelamerikagraben zugerechnet werden muss.

Natürlich gibt es in Chiapas auch Vulkane. Der wohl bedeutendste Feuerberg des Bundesstaates ist der El Chichón. Er liegt im Zentrum von Chiapas und erzeugte 1982 eine plinianische Eruption mit katastrophalen Folgen. Deutlich näher am Epizentrum liegt hingegen der Volcán Tacaná, der mit einer Höhe von 4.093 Metern einer der höchsten Vulkane Mittelamerikas ist.

Kreta: Erdbeben Mb 4,6 am 17. Juni

Mittelstarkes Erdbeben vor der Südküste von Kreta – war noch in Heraklion zu spüren gewesen

Datum: 17.06.2025 | Zeit: 15:38:25 UTC | Koordinaten: 34.741 ; 24.040 | Tiefe: 15 km | Mb 4,6

Heraklion, 18.06.2025Die griechische Insel Kreta wurde gestern erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß manifestierte sich um 15:38:25 UTC vor der Südküste, genauer 72 km südlich von Georgioupolis, in einer Tiefe von 15 Kilometern. 

Erdbeben Kreta. © EMSC

Das Erdbeben konnte noch in der 120 Kilometer entfernten Inselhauptstadt Heraklion leicht gespürt werden, doch Berichte über Schäden oder Panikreaktionen liegen nicht vor. Somit verlief das Beben ohne größere offensichtliche Folgen für die Menschen.

Das Beben reiht sich in die Masse der ca. 350 Erschütterungen mit Magnituden ab 2 ein, die sich dieses Jahr bereits in der Gegend ereigneten, und stand mit der hellenischen Subduktionszone in Verbindung, die für eine Vielzahl der Beben im Areal von Kreta verantwortlich ist. Südlich der Insel befindet sich die Kollisionszone zwischen Afrika und Eurasien, wobei die Afrikanische Platte unter die Ägäische abtaucht, was insofern ungewöhnlich ist, als dass die Ägäische Mikroplatte überwiegend aus schwerer Ozeankruste besteht und als Kleinplatte eher subduziert werden müsste als die Afrikanische Platte. Doch offenbar ist die Bewegung der Afrikanischen Platte stärker und irgendwie gelangte ihre Front unter die Mikroplatte, vielleicht, weil sich diese bei der Kollision ein wenig anhob. Kreta resultierte aus dieser Plattenkollision, indem sich ein Krustensegment aufschob. Die Südküste der Insel wird auch von einem Akkretionskeil dominiert, bei dem sich ähnlich wie beim Hobeln Späne aus Krustengestein aufschoben. Entlang dieser Akkretionszone sind auch Gesteine aus dem Erdmantel ans Tageslicht getreten.

Neben dem Erdbeben vor der Küste gab es auch ein schwächeres Erdbeben direkt unter Kreta.

Betrachtet man die weiter gefasste Shakemap, dann sieht man auch 2 Erschütterungen in dem Erdbebengebiet nordöstlich von Santorin. Sie hatten beide eine Magnitude von 2,8.

Island: Erdbeben Mb 3,7 am Grjótárvatn

Erdbeben Mb 3,7 am Grjótárvatn bei Snæfellsnes – eines der stärksten Beben im Vulkansystem Ljósufjöll

Borganes, 17.06.2025Gestern Abend um 18:05 Uhr Lokalzeit manifestierte sich auf Island ein Erdbeben der Magnitude 3,7. Das Beben lag im Bereich des Grjótárvatn bei der Snæfellsnes-Halbinsel. Es handelt sich um eines von drei Erdbeben der gleichen Magnitude, die in den letzten Monaten das Ljósufjöll-Vulkansystem erschütterten.

Die drei Beben stellen die stärksten Erschütterungen dar, die sich seit dem Anfang der Schwarmbeben 2021 dort ereigneten. Die beiden anderen Beben wurden am 15. April und 8. Mai registriert. Alle drei Beben konnten von Bewohnern der Gegend wahrgenommen werden. Diese und weitere Beben konzentrieren sich auf ein Gebiet, das durch die Seen Grjótárvatn, Háleiksvatn und Langavatn dominiert wird.

In den letzten 2 Tagen wurden 25 Beben aufgezeichnet. Die Erdbebenaktivität riss in den letzten Wochen nie ganz ab, so dass man von einem langanhaltenden Erdbebenschwarm sprechen kann. Als Bezugspunkt für die Verortung der Epizentren gilt die Stadt Borganes, die ca. 25 Kilometer südöstlich des Erdbebengebiets liegt. Die Hypozentren der Beben liegen überwiegend tiefer als 15 Kilometer, was die These stützt, dass Magma die Beben auslöst, das dabei Richtung Erdkruste aufsteigt, die hier nur wenige Kilometer dick ist.

Aufgrund der Zunahme der seismischen Aktivität in dem Areal installierten IMO-Forscher im letzten Jahr eine neue Messstation im Tal Hítardalur, die näher am Ort des Geschehens steht als andere Seismometer. Tatsächlich gelang es, hiermit eine Tremorphase aufzuzeichnen, die mit schwacher Bodenhebung einherging – ein Anzeichen für die Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund. Die Geowissenschaftler vermuten, dass das Ljósufjöll-Vulkansystem langsam erwacht und sich die Aktivität dann auch auf andere Vulkansysteme der Snæfellsnes-Halbinsel fortpflanzen könnte, so wie es in den letzten Jahren auf Reykjanes passierte.

Auf Reykjanes ereigneten sich in den letzten 48 Stunden 34 Beben. Die Seismizität konzentriert sich auf das Fagradalsfjall-System und auf die Offshoregebiete bei Reykjanestá. Schlechtes Wetter könnte verhindern, dass alle Beben registriert werden. Die Bodenhebung hält an, doch es deutet sich eine leichte Verlangsamung der Hebegeschwindigkeit an.

Peru: Starkes Erdbeben nahe der Hauptstadt Lima

Lima in Peru wurde von starkem Erdbeben Mw 5,6 erschüttert-  Leichte Schäden

Datum: 15.06.2025 | Zeit: 16:35:30 UTC | Koordinaten: -12.155 ; -77.265 | Tiefe: 40 km | Mw 5,6

Lima, die Hauptstadt von Peru, wurde heute Nachmittag um 16:35:30 UTC (11:35:30 Uhr Lokalzeit) von einem mittelstarken bis starken Erdbeben der Magnitude 5,6 heimgesucht. Das Epizentrum lag vor der Küste, 29 km südwestlich von Lima. In der Metropole leben ca. 7.737.000 Menschen. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in 40 Kilometern Tiefe verortet. Offenbar gab es leichte Schäden an der Infrastruktur. Berichte über Todesopfer liegen (noch) nicht vor.

Erste Bilder, die in den sozialen Medien gepostet wurden, zeigen von den Klippen entlang der Küste aufsteigende Staubwolken, die darauf hindeuten, dass es zu zahlreichen Steinschlägen gekommen ist. Zudem sind von mehreren Gebäuden Dachpfannen und Ziegelsteine abgebrochen sowie Fensterscheiben zersplittert. Die Trümmer fielen auf die Straßen.

Bei den Erdbebendiensten sind zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen eingegangen. Die Bebenzeugen beschreiben den Erdstoß als stark und berichten auch darüber, dass sie Angst hatten und in Panik gerieten.

Die tektonische Situation entlang der peruanischen Küste wird von der Subduktionszone entlang des Peru-Chile-Grabens geprägt. Hier trifft die ozeanische Nazca-Platte auf die Platte Südamerikas und wird unter dem Kontinent subduziert und in größeren Tiefen geschmolzen. Die Subduktion erzeugt aber nicht nur Schmelze (Magma), sondern auch Spannungen, die sich in Erdbeben entladen, so wie es heute passiert ist.

Die Nazca-Platte bewegt sich mit etwa 7 bis 9 cm pro Jahr ostwärts, was zu den schnellsten Plattenbewegungen des Planeten zählt. Entsprechend häufig sind Erdbeben und es besteht sogar die Gefahr, dass sich Starkbeben mit Magnituden größer 7 ereignen, die Tsunamis auslösen können. Das Beben heute löste aber keinen Tsunami aus, dafür war es zu schwach und hatte ein zu tief liegendes Hypozentrum.

Update: Infolge des Erdbebens stürzte eine Mauer ein und erschlug einen Mann.

Liparische Inseln: Erdeben Mb 3,3

Erdbeben Mb 3,3 erschütterte Liparische Inseln im Rahmen eines kleinen Schwarmbebens – Epizentrum nahe Lipari

Datum: 14.06.2025 | Zeit: 22:54:09 UTC | Koordinaten: 38.500 ; 14.756 | Tiefe: 10 km | Mb 3,3

Lipari, 15.06.2025Das süditalienische Archipel der Liparischen Inseln wurde gestern Abend von einem kleinen Erdbebenschwarm getroffen, der aus 5 Einzelbeben bestand. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 3,3 und 3,1 und lagen damit im Bereich der Wahrnehmbarkeit. Da die Epizentren aber offshore lagen, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen.

Erdbebenschwarm Liparischen Inseln. © EMSC

Die Lokalisierung des Erdbebenherds der stärksten Erschütterung erfolgte in 10 Kilometern Tiefe und 18 km westlich von Lipari, dem Hauptort des Archipels auf der gleichnamigen Insel. Lipari ist nur durch eine schmale Meerenge von Vulcano getrennt, das hier bereits oft in den Schlagzeilen stand. Die Beben lagen zudem wenige Kilometer südlich der Insel Salina.

In den letzten Tagen kann man eine leichte Zunahme der Seismizität in der Region beobachten. Interessant ist, dass es seit Monatsanfang auch 5 Beben im Bereich der beschriebenen Meerenge und bei Vulcanello gab, einer vulkanischen Halbinsel, die mit Vulcano verbunden ist. Aufgrund der Magmenintrusionen, die sich in den vergangenen 4 Jahren mindestens 2 Mal unter Vulcano ereigneten, sind diese Beben von besonderem Interesse, da sie möglicherweise auf Fluidbewegungen im Untergrund zurückzuführen sein könnten.

Der kleine Erdbebenschwarm gestern Abend war aber vermutlich tektonischer Natur. Wie so oft sind auch im Bereich der Liparischen Inseln vulkanische und tektonische Prozesse gekoppelt, wobei der Vulkanismus seinen Ursprung in besonderen tektonischen Prozessen findet: Im Bereich der Liparischen Inseln liegt ein Kreuzungspunkt markanter Störungszonen, die mit der Plattenkollision Afrikas und Europas zusammenhängen. Zudem befindet sich das Archipel im Randbereich der Subduktion der Ionischen Platte, von der auch der Ätna betroffen ist. Diese Subduktion ist vermutlich die Quelle der Schmelzen, die an den Vulkanen Siziliens – zu denen die Liparischen Inseln gehören – eruptiert werden.

Das Archipel der Liparischen Inseln gehört trotz all der Probleme, über die ich in meinen Berichten öfters schrieb, immer noch zu den Juwelen der europäischen Vulkanregionen. Offenbar gibt es auch Bemühungen der Kommunalverwaltung, Versäumtes aufzuarbeiten, und die Wiedereröffnung des Schlammbads auf Vulcano könnte den Tourismus der Region beleben. Wir können auf weitere Entwicklungen gespannt sein.

Kurilen: Starkes Erdbeben Mw 6,1

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschütterte die Kurilen zwischen Japan und Kamtschatka

Datum: 13.06.2025 | Zeit: 18:35:11 UTC | Koordinaten: 46.120 ; 153.332 | Tiefe: 11 km | Mw 6,1

Nirgendwo, 14.06.2025Gestern Abend manifestierte sich um 18:35:11 UTC (03:35:11 UHR Lokalzeit) ein starkes Erdbeben Mw 6,1, das die Kurilen erschütterte. Hierbei handelt es sich um einen vulkanischen Inselbogen, der sich zwischen Kamtschatka und Japan aufspannt. Das Epizentrum wurde 435 km ost-nordöstlich von Kuril’sk verortet. Das Hypozentrum befand sich in 11 Kilometern Tiefe.

Erdbeben Mw 6,1 bei den Kurilen. © EMSC

Die tektonische Situation ist hier weniger komplex als in manchen anderen Regionen, über die ich hier in der letzten Zeit berichtet habe: Die Kurilen liegen westlich des 2250 Kilometer langen Kurilengrabens, an dem die pazifische Platte unter die Ochotskische Platte subduziert wird. Dieser Prozess erzeugt nicht nur Magma, das an den Vulkanen des Inselbogens als Lava eruptiert wird, sondern erzeugt auch Spannungen in der Erdkruste, die in Form von Erdbeben entladen werden, so wie es gestern Abend geschah. Das Erdbeben war zwar stark, aber nicht stark genug, um einen nennenswerten Tsunami auszulösen. Bewohntes Gebiet wurde auch nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch könnte sich der Erdstoß noch auf den Vulkan der Region auswirken und Eruptionen triggern. Forschungen ergaben, dass starke Erdbeben in einem Umkreis von 1000 Kilometern auf vulkanische Aktivität einwirken können und das über ein Jahr lang. Das macht es sehr schwer, tatsächlich zu belegen, ob ein Vulkanausbruch von einem Erdbeben ausgelöst wurde, das vor mehreren Monaten in einiger Entfernung stattfand, besonders, da es im Bereich des zirkumpazifischen Feuergürtels oft zu starken Erdbeben und Vulkanausbrüchen kommt.

Bei der Ochotskischen Platte handelt es sich übrigens um eine Kleinplatte, die von manchen Autoren der Nordamerikanischen Platte zugerechnet wird, obwohl sie geografisch gesehen vor Eurasien liegt.

Betrachtet man einen etwas größeren Abschnitt der Shakemap, dann sieht man, dass es praktisch entlang des gleichen Abschnitts der involvierten Plattengrenze zu mehreren moderaten Erdbeben kam, die sich sowohl im nördlich gelegenen Kamtschatka als auch im südlichen Japan ereigneten.

Türkei: Intensives Schwarmbeben bei Simav

Schwarmbeben bei Simav in der Türkei – Ca. 70 Erdbeben innerhalb weniger Stunden

Datum: 09.06.2025 | Zeit: 10:21:25 UTC | Koordinaten:  39.223 ; 28.970 | Tiefe: 9 km | Mb 3,8

Simav, 09.06.2025Innerhalb weniger Stunden manifestierte sich im Westen der Türkei ein Schwarmbeben, das bis jetzt aus ca. 70 Einzelerschütterungen besteht. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,2 und einen Erdbebenherd in 9 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 km nordnordwestlich von Simav ausgemacht. In dem Ort leben gut 34.900 Menschen.

Erdbeben bei Simav © EMSC

Obwohl keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen und die Beben wahrscheinlich wenig Aufmerksamkeit auf sich zogen, sind sie vom tektonischen Aspekt und insbesondere im Zusammenhang mit den Vulkanen interessant, denn Simav ist aufgrund seiner Thermalquellen bekannt. Zudem gibt es Hinweise auf quartären Vulkanismus, der bereits während des Miozäns begonnen hat. Die Region liegt in einem Rift und stand hier zuletzt am 25. April im Fokus der Berichterstattung, da sich ein Erdbeben Mb 4,6 ereignet hatte, dem ein starker Nachbebenschwarm folgte, der tagelang anhielt.

Die aktuellen Beben sind bis jetzt noch schwächer als damals, sehen aber sehr wahrscheinlich in einem Zusammenhang. Dieser könnte tektonischer Natur sein oder aber auch mit der Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund zusammenhängen. Nicht auszuschließen ist, dass die Erschütterungen menschengemacht sind, denn ca. 7 Kilometer südöstlich der Erdbebenzone befindet sich ein kleines Geothermalkraftwerk, wo es auch Thermalbäder gibt. Allerdings spricht die Tiefe der Erdbebenherd dagegen, dass die Beben durch Wasserinjektion in den Untergrund entstanden sind. Unmöglich ist es allerdings nicht.

Tektonisch betrachtet befindet sich Simav im südlichen Bereich des gleichnamigen Grabens und die Erdbeben lagen nur wenige Kilometer von der Simav-Fault-Zone entfernt. Der Graben gehört zu einem System ähnlicher Rifts, die im Zusammenhang mit der Krustendehnung im Westen des anatolischen Blocks stehen. Die Dehnung ist eine Reaktion auf die Westwärtsbewegung des Blocks, dessen Ostteil komprimiert wird. Durch die Dehnung und die damit einhergehende Ausdünnung der Erdkruste kann entlang der tektonischen Bruchzonen Magma aufsteigen, was den Miozänen und frühquartären Vulkanismus der Region bedingte.

Betrachtet man einen größeren Ausschnitt der EMSC-Shakemap für die Türkei und den Mittelmeerraum, dann erkennt man, dass es auch entlang der Ostanatolischen Verwerfung zahlreiche schwache Erdbeben gab. Aus tektonischer Sicht ist auch im Ägäisraum viel los, wo es vor allem bei Kreta bebte. In Norditalien kam es zu einem kleinen Erdbebenschwarm östlich von Genua. Er bestand aus 7 schwachen Erschütterungen, die sogar Einzug in die Mainstreammedien gefunden haben.