Afghanistan: Starke Nachbeben erschweren Rettungsarbeiten

Weitere starke Nachbeben erschüttern Westen von Afghanistan – Rettungsarbeiten gestalten sich schwierig

Nach dem Erdbeben der Magnitude 6,1, das den Westen Afghanistans am 31. August erschütterte und große Zerstörungen anrichtete, gab es weitere Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich. So gab es Donnerstag ein Beben M 5,6. Heute manifestierte sich ein Erdstoß M 5,2. Das EMSC listet 19 Beben mit Magnituden ab 4,0. Die Beben sind stark genug, um marode und vorgeschwächte Gebäude zum Einsturz zu bringen und die Trümmer bereits kollabierter Häuser weiter zu verdichten, was etwaige Überlebende unter den Trümmern zusätzlich gefährdet.

Weitere Erdbeben in Afghanistan. © EMSC

Die Hoffnung auf Rettung etwaiger Eingeschlossener schwindet auch ohne neue Erdbeben stündlich. Bis jetzt wurden gut 2.200 Tote geborgen. Fast ebenso viele Menschen wurden verletzt. Das Nachbeben vom Donnerstag richtete weitere Schäden an und verursachte zusätzliche Verletzungen. Die Rettungsarbeiten wurden unterbrochen. Bereits am Dienstag hatte ein Beben der Stärke 5,5 die Rettungsmaßnahmen gestört.

In der Erdbebenregion sind nach offiziellen Angaben rund 7.000 Häuser zerstört, ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht. Die Zerstörungen machten auch vor anderer Infrastruktur wie Straßen und Brücken nicht halt. In der Gebirgsregion verlaufen viele Straßen entlang von Steilhängen, die abgerutscht sind oder von Felsstürzen blockiert wurden, was nicht nur Rettungseinsätze erschwert, sondern auch die Versorgung Überlebender. Da viele Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten sind, werden Lebensmittel und Notfallgüter aus der Luft abgeworfen. Außerdem mangelt es an schwerem Bergungsgerät.

In den Krankenhäusern der Region werden Überlebende behandelt, viele unter extrem schlechten Bedingungen. Es fehlt an medizinischer Ausstattung. Besonders größere Apparaturen wie EKGs, Monitore zur Herzüberwachung und Röntgengeräte sind Mangelware. Zwar stehen Betten und Personal zur Verfügung, doch ohne technische Geräte stoßen Ärzte und Pfleger schnell an ihre Grenzen.

Auch die soziale Lage erschwert den Zugang zur Hilfe. Frauen und Kinder sind besonders gefährdet. Nach den geltenden Vorschriften dürfen Frauen nicht öffentlich gezeigt werden, was ihre Sichtbarkeit in der Katastrophenhilfe einschränkt. Zudem bestehen Verbote, dass Frauen von fremden Männern berühret werden dürfen. Es gibt berichte, nach denen verletzte Frauen aus diesem Grund nicht aus Trümmern geborgen und in Krankenhäuser transportiert wurden. Frauenorganisationen fordern deshalb verstärkt weibliches medizinisches Personal im Einsatzgebiet.

Die Taliban-Regierung, die international nur von Russland anerkannt ist, hat um internationale Hilfe gebeten. Die Vereinten Nationen haben bereits Nothilfegelder bereitgestellt, Großbritannien sagte Unterstützung in Höhe von einer Million Pfund zu. Dennoch bleibt die humanitäre Lage angespannt, da seit der Machtübernahme der Taliban vor vier Jahren viele Hilfsstrukturen im Land weggebrochen sind. Zudem ist es ungewiss, was von den Taliban tatsächlich an Hilfsgeldern- und Gütern weitergeleitet wird und was in ihren eigenen Taschen verschwindet.

Afghanistan gilt als eines der erdbebengefährdetsten Länder der Welt. Ursache ist die Lage auf mehreren Verwerfungslinien zwischen der indischen und der eurasischen Platte. In den letzten Jahren manifestierten sich mehrere starke Erdbeben mit katastrophalen Folgen. Bei einer Serie von Beben im Jahr 2023 mit einer Maximalmagnitude von 6,3 starben in der Nähe der Stadt Herat mehr als 1.400 Menschen. Ein Jahr zuvor verloren beim Beben der Stärke 5,9 im Osten des Landes mindestens 1.000 Menschen ihr Leben, rund 3.000 wurden verletzt.

Laacher-See-Vulkan: Zwei schwache Erdbeben in der Nähe

Zwei schwache Erdbeben erschütterten das Gebiet des Laacher-See-Vulkans in der Vulkaneifel – Forscher sehen Hinweise auf Magmenakkumulation.

Südöstlich des Laacher-See-Vulkans in der Vulkaneifel ereigneten sich gestern am späten Nachmittag zwei Erdbeben der Magnituden 1,3 und 1,0. Die Hypozentren wurden in 10 Kilometer Tiefe fixiert. Die Epizentren wurden 10 km südwestlich von Neuwied lokalisiert und lagen östlich von Kruft und dem Laacher See. Dort, am Rand des Korretsbergs, gab es zuletzt am 25. August einen schwachen Erdstoß.

Beben in dieser Tiefe können sowohl tektonischer Natur sein und sich an Störungszonen ereignen, die mit dem Rheingraben assoziiert sind, als auch durch Bewegungen magmatischer Fluide zustande kommen. Typisch für die Erdbeben infolge von Fluidbewegungen ist, dass sie immer an der gleichen Stelle stattfinden, so wie wir es im vorliegenden Fall beobachten können. Wahrscheinlich steigen die Fluide entlang einer Störung am Rand des Neuwieder Beckens auf und entströmen dem Magmenkörper unter dem Laacher-See-Vulkan.

Forscher haben im Rahmen einer groß angelegten seismischen Messkampagne den Magmenkörper unter dem Laacher-See-Vulkan aufspüren können und entdeckten Spuren von Schmelze in der Tiefe. Trotzdem rechnet man nicht mit einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Auf lange Sicht jedoch ist eine erneute Eruption durchaus möglich. Renommierte Geowissenschaftler wie Thorsten Dahm und Joachim Ritter halten es sogar für wahrscheinlich, dass es innerhalb von 10.000 Jahren zu weiteren Eruptionen in der Vulkaneifel kommen wird. Nur ob es dann noch Menschen geben wird, ist ungewiss.

Der letzte Ausbruch in der Vulkaneifel fand vor gut 9500 Jahren statt. Damals eruptierte das Ulmener Maar in der Westeifel. Der letzte Ausbruch des Laacher-See-Vulkans im Osten des Vulkanfelds manifestierte sich vor gut 12.900 Jahren. Sollten die Geoforscher mit ihrer Prognose recht behalten, dann kann man sich auch von der Einordnung verabschieden, dass ein seit 10.000 Jahren ruhender Vulkan erloschen ist. Das würde eine Neubewertung von Vulkanrisiken in vielen Regionen der Welt nötig machen, in denen es Vulkanismus gab, der länger als 10.000 Jahre her ist.

Island: Erdbeben Bardarbunga Mb 3,6

Erdbeben Mb 3,6 erschüttert Bardarbunga – Bodenerhebung bei Svartsengi setzt sich fort

Datum: 04.09.2025 | Zeit: 10:00:52 UTC | Koordinaten: 64.644,  -17.543 | Tiefe: 2,3 km | Mb 3,6

Der subglaziale Vulkan Bardarbunga wurde heute Vormittag um 10:00:52 UTC von einem theoretisch spürbaren Erdbeben Mb 3,6 erschüttert. Das Epizentrum lag nur 80 m nordwestlich des Calderazentrums. Das Hypozentrum wurde in 2300 m Tiefe lokalisiert. Es folgten zwei schwächere Beben, ein großer Schwarm blieb aus.

Solche Erdbeben kommen am Bardarbunga alle paar Wochen vor und zeugen von der magmatischen Aktivität unter der Caldera: Magma und andere Fluide steigen auf und sammeln sich in einigen Kilometern Tiefe an. Langfristig betrachtet bereitet sich der Vulkan auf die nächste Eruption vor.

Ähnlich verhält es sich mit dem Svartsengi-Gebiet auf Reykjanes, wo die Bodenhebung weitergeht und keine Anzeichen der Abschwächung zeigt. Seit dem Ende der letzten Eruption vor 4 Wochen hat sich der Boden bereits wieder um fast 120 mm gehoben. Dabei entleerte sich der Magmenkörper während der Eruption nicht vollständig, so dass noch Schmelze im Reservoir zurückblieb und es weniger lang dauern dürfte, bis eine weitere Eruption einsetzen wird.

Entlang von Sundhunkur gibt es nur vereinzelte Erdbeben. Die meisten Beben auf der Reykjanes-Halbinsel finden sich weiterhin im Krysuvik-System, wo sich der Boden absenkt.

In den letzten Stunden ereigneten sich aber noch an anderen Lokationen Islands schwache Erschütterungen, darunter waren zwei Beben unter dem Eyjafjallajökull, wo es nicht allzu häufig Erdbeben gibt. Ähnlich selten sind Beben am Hofsjökull in Zentralisland, doch hier gibt es in den letzten Monaten eine leicht steigende Anzahl von Erschütterungen, die von Geoforschern dahin interpretiert werden, dass sich auch dieses subglaziale Vulkansystem in einer langsamen Aufheizphase befinden könnte.

Unter Gesamtisland manifestierten sich in den letzten 48 Stunden 116 Erschütterungen, wobei man davon ausgehen kann, dass aufgrund des schlechten Wetters nicht alle Beben registriert worden sind.

USA: Schwarmbeben nahe altem Calderavulkan in Nevada

Erdbebenschwarm erschüttert Nevada – Nähe zu uralter Supervulkan-Caldera sorgt für Aufmerksamkeit

Seit Ende August bebt der Boden im Norden Nevadas: Mehr als 40 Erschütterungen mit Magnituden größer 2,5 wurden bislang registriert, die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,8. Das Beben erzeugte Bodenrisse und war bis nach Idaho zu spüren gewesen. Zählt man die schwächeren Beben mit, umfasst der Schwarm mehr als 170 Erschütterungen. Obwohl sie keine Schäden verursachten, sorgen die Erdbeben für wachsendes Interesse bei Geologen und Anwohnern.

Die Erdbeben konzentrieren sich im Basin-&-Range-Verwerfungssystem, einer der aktivsten seismischen Zonen der USA. Hier dehnt sich die Erdkruste seit Millionen von Jahren, was regelmäßig zu Brüchen und mittelstarken Erdbeben führt. Das aktuelle Schwarmbeben liegt in rund 120 Kilometer Entfernung zur McDermitt-Caldera, einem Supervulkanfeld, das vor etwa 16 Millionen Jahren entstand und mit der Hot-Spot-Spur der drei Yellowstone-Calderen assoziiert ist.

Die McDermitt-Caldera misst 45 × 35 Kilometer und ist nicht nur von geologischer Bedeutsamkeit, sondern auch von wirtschaftlichem Interesse. In den vulkanischen Ablagerungen gibt es neben Quecksilber- und Uranvorkommen vor allem riesige Mengen Lithium – ein Schlüsselrohstoff für Batterien moderner Elektroautos. Studien schätzen, dass es sich um eine der größten Lithiumreserven der Welt handeln könnte. Bereits seit Jahren wird in der Region der Tagebau vorbereitet, allen voran im umstrittenen Projekt Thacker Pass, das von Umweltschützern und indigenen Gemeinschaften kritisiert wird.

Geologen betonen, dass McDermitt heute als „erloschen“ gilt und es keine Anzeichen für aufsteigendes Magma gibt. Dennoch weckt die Nähe zwischen den Beben und der gewaltigen Vulkanstruktur Aufmerksamkeit.

Während die aktuellen Beben also voraussichtlich nicht mit vulkanischen Unruhen zusammenhängen, verdeutlichen sie einmal mehr die besondere Dynamik Nevadas: eine Region, die geologisch aktiv bleibt, in der Rohstoffinteressen auf Naturschutz treffen – und in der selbst ein längst erloschen geglaubter Supervulkan nicht aus dem Blickfeld geraten sollte.

Die McDermitt-Caldera ist zwar die bekannteste vulkanische Manifestation der Gegend, aber bei weitem nicht die einzige. Etwa 10 Tage vor dem Schwarmbeben bin ich auf meinem Weg von Reno nach Salt Lake City und dann weiter zur Yellowstone-Caldera über die Interstate 80 gefahren, die genau an dem Ort des Schwarmbebens vorbeiführt. Zwischen Winnemucca und Elko wunderte ich mich über die zahlreichen alten Lavaströme entlang des Highways. Und auch am nächsten Tag passierten wir ausgedehnte Lavafelder in Idaho. All diese vulkanischen Manifestationen markieren die Spur des Yellowstone-Hotspots und sind mehrere Millionen Jahre alt.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 südlich der Solfatara

Die Via Giacomo Matteotti läuft direkt auf den Monte Olibano im Hintergrund zu. Der Rand der Solfatara erhebt sich links davon. © Marc Szeglat

Ein mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschütterte Campi Flegrei – Epizentrum am Südrand der Solfatara

Datum: 01.09.2025 | Zeit: 02:55:45 UTC | Koordinaten: 40.8230, 14.1372 | Tiefe: 2 km | Md 4,0

Der Erdbebenschwarm, der gestern um 14:09 Uhr anfing, hält auch heute weiter an und brachte ein weiteres, als mittelstark einzustufendes Erdbeben hervor, das mit einer Magnitude von 4,0 zu den Top 10 der stärksten Erdbeben der bradyseismodalen Krise zählt, die bereits im Jahr 2005 begann. Der Erdstoß Md 4,0 manifestierte sich in den frühen Morgenstunden um 04:55:45 Uhr MESZ (02:55:45 UTC) an der Via Solfatara zwischen der Luftwaffenakademie und dem Eingangsbereich zur Solfatara. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde zunächst mit 700 m angegeben, inzwischen aber auf 2000 m korrigiert. 

Erdbeben Md 4,0. © INGV

Das Schwarmbeben setzt sich aus fast 100 Einzelerschütterungen zusammen. Bereits gestern ereigneten sich (wie berichtet) zwei Erdbeben mit der Magnitude 3,3, die sich etwas weiter südlich entlang der Via Napoli an der Küste ereigneten. Das Erdbebengebiet umschließt den alten Lavadom Monte Olibano, auf dem die alte Luftwaffenakademie errichtet wurde und durch den ein Eisenbahntunnel führt. Der Monte Olibano entstand bei einem Ausbruch vor gut 4000 Jahren. Schweremessungen detektierten unter dem vulkanischen Hügel eine Anomalie, die möglicherweise von einem heißen Magmenkörper verursacht wird.

Aufgrund der anhaltenden Erdbebentätigkeit wurde der Zugverkehr auf mehreren Eisenbahnlinien vorübergehend eingestellt. Davon betroffen sind vor allem Strecken, die durch den Eisenbahntunnel des Monte Olibano führen. Der Tunnel wurde bereits öfters gesperrt und wurde durch die Erdbeben geschädigt. Zudem schickte die Kommune Pozzuoli Einsatzkräfte los, die die Infrastruktur der Region auf Schäden prüften. Es wurde eine Sitzung des Krisenstabes einberufen.

Obwohl bis jetzt nichts über größere Schäden bekannt wurde, reagieren die Anwohner des Calderavulkans besorgt. Viele der Erdbeben konnten deutlich gespürt werden und man wundert sich darüber, dass die Erdbebenherde der stärkeren Beben flacher liegen, als es bisher der Fall gewesen ist. Das schürt Sorgen vor aufsteigenden Fluiden und der Generierung phreatischer Explosionen. Sollte es zu solchen Dampfexplosionen kommen, finden sie wahrscheinlich im Bereich der Solfatara bzw. an ihrem Außenrand bei Pisciarelli statt. Doch zumindest theoretisch ist es nicht auszuschließen, dass es zu Explosionen an einem beliebigen Ort in den von Erdbeben und Bodenhebung heimgesuchten Arealen kommt.

Update: Wie jetzt bekannt wurde, kam es doch zu Schäden an einem Haus auf der Via Napoli nahe des Epizentrums. Zudem ereignete sich ein Felsabbruch an der Tuff-Klippe des Monte Olibano hinter dem Haus. Sechs Familien mussten evakuiert werden.

Afghanistan: Starkes Erdbeben verursacht Tote und Verletzte

Ein Erdbeben Mw 6,1 richtete Zerstörungen in Afghanistan an – Zahlreiche Tote und Verletzte

Datum: 31.08.2025 | Zeit: 19:17:35 UTC | Koordinaten: 34.777 ; 70.792 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

In der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan manifestierte sich gestern Abend um 19:17 UTC (23:47:35 Uhr Lokalzeit) ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 34 km west-südwestlich von Asadābād lokalisiert. Die afghanische Hauptstadt liegt 170 Kilometer östlich des Erdbebengebiets. Es gab mehrere mittelstarke Nachbeben.

In der ländlichen Gegend am Hindukusch liegen zahlreiche Dörfer, deren einfache Häuser aus Lehmziegeln errichtet sind. Zahlreiche dieser Häuser stürzten ein und begruben die Bewohner unter sich. Besonders große Schäden wurden aus den Dörfern der Provinz Nangarhar gemeldet. Ersten Angaben zufolge sollen mindestens 600 Menschen den Tod gefunden haben. Mehr als 1500 Personen wurden verletzt. In Afghanistan war es zum Zeitpunkt des Erdbebens bereits 23:47:35 Uhr und die Menschen wurden im Schlaf von dem Erdstoß überrascht.

Die Rettungsarbeiten sind angelaufen, doch es fehlt an modernem Gerät. Außerdem sind mehrere Täler südlich des Erdbebengebiets von dem verheerenden Hochwasser betroffen, das aus Indien und Pakistan kommend auch auf Afghanistan übergegriffen hat. Hier ist es der Fluss Kabul, der für die Überschwemmungen verantwortlich ist. Der Fluss fließt durch das Jalalabad-Basin.

Tektonische Situation am Hindukusch

Shakemap vom GFZ

Das Erdbeben stand mit den plattentektonischen Prozessen im Zusammenhang, die durch die Plattenkollision Eurasiens mit der Arabischen Platte im Westen und der Indischen Platte im Osten bestimmt werden. Die Erdkruste Eurasiens ist im Gebiet von Afghanistan in mehrere Blöcke zerbrochen. Der afghanische Block grenzt entlang des Hindukusch an die Indische Platte. Entlang der Plattengrenze bildete sich die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Charman-Störungszone, die mit ihren zahlreichen Nebenstörungen für das Erdbeben verantwortlich ist. Bei der Charman-Fault handelt es sich um eine linksverschiebende Transformstörung, die im Norden und Süden mit Abschiebungen assoziiert ist. In den vergangenen Jahren manifestierten sich entlang des Störungssystems zwischen Eurasien und Indien zahlreiche starke Erdbeben.

Campi Flegrei: Intensiver Erdbebenschwarm am 31. August

Blick auf Pozzuoli. © Marc Szeglat

Starkes Schwarmbeben trifft erneut Campi Flegrei – stärkste Einzelerschütterungen Md 3,3

Seit heute Nachmittag wird die süditalienische Caldera Campi Flegrei erneut von einem intensiven Erdbebenschwarm erschüttert, der bis jetzt aus fast 30 Einzelerschütterungen besteht. Die Beben setzten gegen 14:09 UTC ein. Die beiden stärksten Beben hatten eine Magnitude von 3,3 und eine Herdtiefe von nur 1800 m und 700 m. Für spürbare Erdbeben, die für gewöhnlich mit Gesteinsbruch einhergehen, ist das ungewöhnlich flach. Risse breiten sich immer weiter in Richtung Oberfläche aus.

Schwarmbeben. © INGV

Die Epizentren beider Beben lagen an der Küstenstraße Via Napoli, kurz vor dem Ortseingang von Pozzuoli. Hier gibt es nicht nur Fischrestaurants, sondern auch eine bröcklige Steilklippe, die auf stärkere Erdbeben mit Steinschlägen und Erdrutschen reagieren könnte. Die Beben manifestierten sich zudem unweit der Solfatara und dem Areal von Rione Terra, wo das Zentrum der Bodenhebung liegt. Die meisten der schwächeren Erschütterungen streuten um die beiden Epizentren der stärkeren Beben.

Die Kommune Pozzuoli reagierte prompt und gab eine Warnung vor dem Erdbebenschwarm heraus und forderte die Bevölkerung auf, Wohnungen und Häuser auf Schäden zu untersuchen und diese umgehend zu melden. Für gewöhnlich rücken auch immer Einsatzkräfte zu Inspektionen der Infrastruktur aus.

In den letzten Tagen gibt es eine deutliche Zunahme der Seismizität und die Gefahr ist hoch, dass sich in den nächsten Tagen noch stärkere Erdbeben ereignen werden: Die Seismizität nimmt phasenweise zu, wobei die Intervalle zwischen den stärkeren Erdbeben immer kürzer werden. In den ruhigeren Phasen werden immer sofort Stimmen laut, die meinen (oder hoffen), dass der Höhepunkt der Aktivität überschritten sei – ich glaube nicht, dass das so schnell eintritt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der Hebungsprozess weitergehen wird, bis es zum Ausbruch kommt. Allerdings könnten noch Jahrzehnte vergehen, bis es schließlich so weit ist. 20 Jahre Hebungsphase sind bereits um. Die Hebungsphase vor der Monte-Nuovo-Eruption soll 70 Jahre gedauert haben, was allerdings nicht heißt, dass es diesmal genauso lang dauern muss.

Teneriffa: Schwarmbeben unter dem Pico del Teide

Der Pico del Teide erhebt sich aus der Caldera Las Cañadas auf Teneriffa. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter dem Vulkan Pico del Teide auf Teneriffa – Mehr als 90 Beben innerhalb einer Stunde

Gestern Abend manifestierte sich unter dem Vulkan Pico del Teide auf Teneriffa ein Erdbebenschwarm. Er bestand aus mehr als 90 sehr schwachen Einzelerschütterungen vulkanotektonischen Ursprungs und wurde laut INVOLCAN von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht, die auf ihrem Weg Gestein zum Brechen brachten.

Schwarmbeben Teneriffa

Das seismische Netzwerk der Kanaren registrierte den Anfang des Schwarmbebens um 17:14 Uhr. Er dauerte 72 Minuten und endete bereits um 18:26 Uhr (kanarische Zeit) wieder. Somit kommt man auf eine Bebenfrequenz von mehr als einem Beben pro Minute. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Die Hypozentren streuten in Tiefen zwischen 2 und 6 Kilometern.

Seit Juni 2017 kam es bereits zu 120 Schwärmen vulkanotektonischer Erdbeben. Wie schon in früheren Fällen steht auch dieser Schwarm im Zusammenhang mit Druckprozessen im vulkanisch-hydrothermalen System Teneriffas, die durch das Eindringen magmatischer Fluide verursacht werden. Dieses Muster wird seit 2016 beobachtet und durch verschiedene geochemische und geophysikalische Daten gestützt – unter anderem durch erhöhte diffuse CO₂-Emissionen im Teide-Krater sowie durch eine leichte Bodenhebung, die seit 2024 im nordöstlichen Sektor des Vulkankomplexes Teide–Pico Viejo festgestellt wird.

Die Vulkanologen auf Teneriffa rechnen nicht mit einem kurzfristig bevorstehenden Vulkanausbruch, doch langfristig betrachtet ist es wahrscheinlich, dass es zu einer neuen Eruption am Pico del Teide kommen wird. Bis jetzt lässt sich noch nicht sagen, wie groß so ein Ausbruch werden wird. Genauso wenig lassen sich andere Prognosen erstellen. So liegen Zeitpunkt und Art des Ausbruchs ebenfalls im Dunkeln.

Neben dem Schwarmbeben sorgt auch eine weitere Meldung für Beunruhigung: Dieses Jahr wurden nicht nur zahlreiche Erdbeben unter dem Pico del Teide und in der Meerenge zwischen Teneriffa und Gran Canaria festgestellt, sondern es kam auch zu einer erhöhten Seismizität in der Region Izaña, die gut 20 Kilometer östlich der Caldera Las Cañadas del Teide liegt. Auf dem Bergrücken von Izaña liegt eine astronomische Teleskopstation. Die Gegend galt bis zum letzten Jahr als seismisch stabil, doch seitdem wurden 51 leichte Beben registriert.

Kanarische Inseln: 41 Erdbeben auf Wochensicht

Anhaltend hohe Seismizität auf den Kanarischen Inseln – 41 Erschütterungen innerhalb einer Woche

Innerhalb einer Woche manifestierten sich 41 schwache Erdbeben im Bereich der Kanarischen Inseln, die besonders bei deutschen Urlaubern sehr beliebt sind. Die Erdbebenaktivität ist insbesondere auf und um Teneriffa erhöht, wo es zu 30 Erschütterungen kam. 18 dieser Beben ereigneten sich direkt unter der Insel und die meisten hiervon unter dem Pico del Teide. Der Vulkan bereitet sich langsam aber sicher auf eine Eruption vor.

Das stärkste Erdbeben ereignete sich am 22. August und hatte eine Magnitude von 2,5. Das Epizentrum befand sich zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria, etwa dort, wo sich der submarine Vulkan Enmedio befindet. Es ist aber unklar, ob es sich um ein vulkanisch bedingtes Erdbeben oder um ein rein tektonisches Erdbeben handelte, denn in der Gegend gibt es auch Störungszonen, die seismisch aktiv sind.

Die Beben direkt unter Teneriffa und dem Pico del Teide könnten von magmatischen Fluiden verursacht werden, die von einer tiefen Magmaquelle entlang von Störungszonen aufsteigen und diese unter Spannung setzen, was letztendlich zu den Erschütterungen führt. Bei den Fluiden handelt es sich um Tiefenwässer und vulkanische Gase. Vor allem tritt Kohlendioxidgas aus, dessen Emissionsrate seit 2016 erhöht ist. Zudem stieg auch die Temperatur der Gasemissionen um ca. 2 Grad auf 82 Grad an. Die Daten deuten auf eine Erhöhung des Drucks im magmatischen System hin, was langfristig betrachtet zu einer Eruption führen kann. Die Vulkan-Warnampel steht auf Teneriffa aber noch auf „Grün“.

Das Gleiche gilt auch für die Vulkane der Inseln El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria, wo augenblicklich keine Gefahr droht. Anders sieht es auf La Palma aus, wo die Vulkanwarnstufe weiterhin auf „Gelb“ steht. Grund hierfür ist, dass sich die Aktivität seit der Eruption von 2021 noch nicht ganz beruhigt hat. Es gibt zwar keine Eruptionen, aber einen erhöhten Gasausstoß.