Campi Flegrei: Schwarmbeben am 07.04.25

Neuer Erdbebenschwarm in den Campi Flegrei – Stärkste Magnitude M 2,4

Datum: 07.04.2025 | Zeit: 07:43:32 UTC | Koordinaten: 40.8372 ; 14.1398 | Tiefe: 2,6 km | Md 2,4

Nach einigen ruhigeren Tagen in der süditalienischen Caldera kam es heute Morgen um 07:43:32 UTC zu einem Erdbeben der Magnitude 2,4. Die Tiefe des Erdbebenherdes wurde vom INGV mit 2,6 Kilometern angegeben. Das Epizentrum lag nördlich der Solfatara, in der Nähe der Tangentiale (Stadtautobahn) Richtung Neapel. Der Erdstoß war in den oberen und unteren Stadtteilen von Pozzuoli deutlich zu spüren gewesen, obwohl er unter der eigentlichen Wahrnehmbarkeitsgrenze von 3,0 lag. Wie ich bereits berichtet habe, spürte ich vor 2 Wochen tatsächlich ein Beben M 1,2, als ich mich an der Solfatara aufhielt. Dass so schwache Erdstöße spürbar sind, liegt einerseits an den geringen Herdtiefen und zum anderen an der Beckenstruktur der Caldera, die Erdbebenwellen verstärkt.

Das Beben kam aber nicht alleine, sondern in Begleitung von 18 weiteren Erschütterungen geringerer Magnituden. Sie verteilten sich auf das Areal in und um die Solfatara und reichten bis zum Astoni-Krater im Norden der Caldera.

Das INGV und die Commune Puzzuoli reagierten schnell und brachten Sondermeldungen heraus. Der Bürgermeister von Pozzuoli wies auf die Notfallrufnummern hin, unter denen sich besorgte Bürger melden können und wo auch Schäden aufgenommen werden.

Die Erdbeben sind Ausdruck des Bradyseismos genannten Phänomens, in dessen Folge sich der Boden im zentralen Calderabereich hebt. Die Hebung begann 2005 und beträgt inzwischen gut 144 Zentimeter. Die Hebegeschwindigkeit betrug zuletzt 20 mm im Monat und reduzierte sich von ihrer Maximalgeschwindigkeit letzten Monat, als sie infolge eines sehr starken Erdbebenschwarms auf 30 mm hochgeschnellt war.

Motor des Phänomens sind magmatische Fluide und auch Magma selbst, das sich auf mehreren Ebenen des Untergrunds der Caldera ansammelt. Es ist durchaus möglich, dass am Ende des Hebungsprozesses ein Vulkanausbruch stehen wird. Ein weiteres Szenario ist ein Abklingen der Hebung und eine anschließende Senkungsphase.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 05.04.25

Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi – Erdbeben an den benachbarten Systemen

Auf Island bleibt es spannend, und das, obwohl die Erdbebenaktivität am neuen magmatischen Gang auf Reykjanes weiter nachgelassen hat – ganz beendet ist sie allerdings noch nicht. Nicht nur am eigentlichen Gang gab es noch weitere Erdbeben, sondern auch am Krysuvik-System östlich des Gangs, als auch westlich bei Reykjanestá bis hin nach Eldey, wo es ein Beben M 3,4 gegeben hat. Und auch bei Krysuvik ereignete sich ein Beben M 3,1.

In diesen beiden Systemen hält der horizontale Versatz weiter an, während es nur zu einer marginalen Bodenhebung kommt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Erdbewegungen hier mit dem Rifting-Prozess entlang des magmatischen Gangs im Svartsengi-System einhergehen. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass hier davon unabhängige tektonische Kräfte am Werk sind bzw. dass die drei Systeme Reykjanestá, Svartsengi und Krysuvik tektonischen Prozessen unterliegen, die letztendlich die Magmenintrusion bei Svartsengi verursachten.

Jedenfalls wurde auf Reykjanes die Karten neu gemischt, denn die Bodenhebung im Svartsengigebiet ist aktuell ähnlich schnell, wie es nach der starken Riftingepisode vom 10. November der Fall war. Das bedeutet, dass das Magma mit einer Rate von 8 bis 9 Kubikmetern pro Sekunde aus dem tiefen Speichersystem in das flacher gelegene aufsteigt. Sollte diese Rate anhalten, dann wäre mit dem nächsten Ausbruch bereits in 4 bis 6 Wochen zu rechnen, anstatt in 3 bis 4 Monaten, wie es zuletzt der Fall gewesen war. Von einem Ende der Aktivität bei Svartsengi, wie es zuvor von Vulkanologen gesehen wurde, scheint man auf Island weit entfernt zu sein.

Überdies gibt es auch an anderen Lokalitäten auf der Insel im Nordatlantik rege seismische Aktivität. Einen kleinen Erdbebenschwarm gab es im Südwesten des Langjökulls, unter dem sich ein Zentralvulkan verbirgt. Im letzten Jahr ereigneten sich hier bereits vergleichbare Schwärme, in denen Forscher Anzeichen für ein langsames Erwachen des Vulkans sehen.

MBL berichtet über einen Erdbebenschwarm im Bereich der Torfajökull-Caldera, der allerdings in keiner Shakemap auftaucht. Es wird aber IMO-Naturgefahrenspezialistin Elísabeth Pálmadóttir zitiert, die von schwachen „Turbulenzen“ im Bereich der Caldera spricht. Am Rand der Torfajökull-Caldera liegt das bekannte Landmannalaugar.

Papua Neuguinea: Erdbeben Mw 6,9

Datum: 04.04.2025 | Zeit: 20:04:40 UTC | Koordinaten: -6.188 ; 151.637 | Tiefe: 15 km | Mw 6,9

Starkes Erdbeben erschüttert Osten von Papua Neuguinea – Vulkane in der Nähe

Der Inselstaat Papua-Neuguinea wurde gestern Abend um 20:04:40 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,9 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 15 Kilometern Tiefe, das Epizentrum wurde 180 km ostsüdöstlich von Kimbe verortet. Damit lag es offshore. Auf der Shakemap ist ein schönes Ensemble von Nachbeben zu erkennen.

Kimbe ist eine Hafenstadt auf der Insel Neubritannien, der größten Insel des Bismarck-Archipels, östlich der Hauptinsel von Papua-Neuguinea. Die Region liegt am pazifischen Feuerring, der die Plattengrenze des Pazifiks markiert. Entlang der pazifischen Störungszonen findet in der Regel Subduktion statt, so dass Magma entsteht, das dann die Vulkane hinter der Subduktionszone wachsen lässt. Im Falle von Neubritannien wird die Solomonsee-Platte entlang eines Tiefseegrabens unter die Bismarck-Platte subduziert. Die Neubritannien-Subduktionszone ist ein Beispiel für den Beginn einer Subduktion durch Polaritätsumkehr, bei der in einer Backarc-Region eine neue Subduktionszone mit der entgegengesetzten Subduktionsrichtung zu der zuvor zwischen zwei großen Platten wirksamen Zone entsteht. Das Erdbeben manifestierte sich an genau jener Subduktionszone. Ungewöhnlich ist nur, dass es sich vor dem Tiefseegraben ereignete und nicht dahinter.

In der Region gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der dem Epizentrum am nächsten liegenden Vulkane ist der Ulawun. Er befindet sich an der Nordküste von Neubritannien und eruptierte im November 2023 groß. Aber auch danach erzeugte er mehrere kleinere Eruptionen. Bekannt ist auch die Rabaul-Caldera im Nordosten von Neu-Britannien. Hier war in den letzten Jahren besonders der Tavuvur aktiv. Vor der Nordwestküste von Neu-Britannien liegen die Inselvulkane Manam und Kadovar. Jeder der Vulkane liegt im Wirkungskreis des Bebens und könnte in seiner Aktivität von dem Beben beeinflusst werden.

In den letzten 2 Wochen kam es zu ungewöhnlich vielen Erdbeben mit Magnituden ab 6. Die meisten dieser Beben ereigneten sich an den Pazifischen Subduktionszonen. Aber auch der Mittelatlantische Rücken ist seismisch ungewöhnlich aktiv. Heute gab es dort noch ein Beben Mw 5,5. Es handelt sich um ein Nachbeben am Reykjanes-Ridge von dem starken Beben Mw 6,9 vom 3. April.

Island: Grabenbruch und Erdbeben

InSAR-Aufnahme weist Grabenbruch bei Litla-Skógfell nach

Gestern bin ich bereits kurz auf die Bildung eines neuen Grabenbruchs eingegangen, ohne das bereits das zugehörige InSAR-Bild vorlag. Jetzt noch einmal ein detaillierterer Artikel dazu. Außerdem gab es mittelstarke Erdbeben im Krýsuvík-System.

Die seismische Aktivität entlang des neu gebildeten Gangs auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat weiter nachgelassen und wahrscheinlich fließt nur noch wenig oder gar kein Magma mehr in den magmatischen Gang, dessen Länge mit gut 20 Kilometern angegeben wird. Damit ist er der längste Gang, der sich seit Beginn der Aktivität im Svartsengi-Gebiet gebildet hat, und ist sogar länger als jener vom 10. November 2023, mit dessen Platznahme die Weltöffentlichkeit auf die Geschehnisse in Island aufmerksam wurde. Damals bildete sich nicht nur ein magmatischer Gang, sondern auch ein großer Grabenbruch, der im Süden bis nach Grindavik hineinreichte. Bei einem Grabenbruch senkt sich das Land zwischen zwei Seiten einer Störung ab, die sich horizontal voneinander entfernen. Diesen Prozess bezeichnet man auch als Rifting. Im Fall von Reykjanes geht man davon aus, dass in einer Störung oder Schwächezone Magma eindrang, welches sie verbreiterte, indem es die beiden Schultern der Störung auseinanderschob. Theoretisch ist es aber auch möglich, dass tektonische Prozesse die Riftschultern auseinandertreiben und Magma die so entstandene Lücke füllt.

Bei der jüngsten Gangbildung am 1. und 2. April bildete sich wieder ein Grabenbruch, der aber kleiner ist, als es im November 2023 der Fall war. IMO-Forscher entdeckten ihn auf neusten InSAR-Aufnahmen. Er liegt nordöstlich von Litla-Skógfell. Außerdem gab es auch Verwerfungsbewegungen in Grindavik und bei Reykjanestá. Diese Verwerfungsbewegungen gingen dort mit einem Erdbeben der Magnitude 5,3 einher. Die Zonen mit den Verwerfungen bzw. Riftbildungen sind im InSAR-Bild als kurze weiße Linien dargestellt. Die lange und leicht abknickende Linie markiert den Verlauf des neuen magmatischen Gangs.

Deformationsmessungen zeigen, dass der nördlichste Teil des Deichs knapp 4 km nördlich von Keilir liegt. Satellitenbilder und Modellierungen deuten darauf hin, dass die Magmaintrusion etwa 5 km nordöstlich von Stóra-Skógfell der Oberfläche am nächsten kam, wo ihr oberster Abschnitt in einer Tiefe von etwa 1,5 km liegt.

Erdbeben im Krýsuvík-System

Gestern Abend kam es zu einer verstärkten Erdbebenaktivität im Krýsuvík-System, das sich östlich vom Svartsengi-Fagradalsfjall-System anschließt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 4,0 und ein Hypozentrum in 5,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,4 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Es wurden 3 weitere Beben mit Magnituden über 3 festgestellt sowie eine größere Anzahl schwächerer Beben. Wahrscheinlich standen die Erdbeben hier mit der Gangintrusion im benachbarten System im Zusammenhang, es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich im tieferen Untergrund bei Krýsuvík Magma ansammelt.

Island: Bildung eines Grabenbruchs

Datum: 03.04.2025 | Zeit: 14:09:32 UTC | Koordinaten: 52.594 ; -32.097 | Tiefe: 20 km | Mw 6,9

Grabenbruchbildung bei Litla Skógfell – starkes Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Am Reykjanes-Ridge ereignete sich heute Nachmittag ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 6,9. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe und das Epizentrum wurde 1411 km südlich von Reykjavík verortet. Der Erdstoß war für ein Beben an einer divergenten Plattengrenze nicht nur ungewöhnlich stark, sondern verfügte auch über einen vergleichsweise tief sitzenden Erdbebenherd. Außer, dass sich die Verlängerung des Reykjanes-Ridge durch Island zieht, hat der Erdstoß nicht direkt etwas mit der Insel im Nordatlantik zu tun, es sei denn, man postuliert einen übergeordneten Zusammenhang starker tektonischer Aktivität entlang des Mittelatlantischen Rückens und den Ereignissen, die wir in den letzten 2 Tagen auf Island gesehen haben. Wissenschaftlich bewiesen ist sowas nicht, darum kein Postulat.

Die Wissenschaftler arbeiten aber unter Hochdruck daran, die Vorgänge auf Island zu untersuchen, und nehmen sich aktuell neue InSAR-Satellitenbilder vor. In einem RUV-Artikel berichtet IMO-Deformationsspezialist Benedikt Ófeigsson davon, dass sich bei Litla Skógfell der Boden stark verformt hat. Diese Verformung wird durch die Bildung eines Grabenbruchs hervorgerufen, was darauf hindeutet, dass das Magma in dieser Region etwas flacher liegt. Diese Entwicklung findet jedoch deutlich südlicher als die Hauptbebenaktivität statt und in einem Gebiet, das weiter von der Hauptstraße Reykjanesbraut entfernt ist als die bisher registrierten Erdbeben. (Update: Das InSAR-Bild liegt mir jetzt vor ich werde morgen mehr dazu schreiben. Jetzt nur eine kleine vorab Veröffentlichung)

Obwohl nicht ausgeschlossen werden kann, dass Lava in diesem Bereich an die Oberfläche gelangt, gilt ein solcher Ausbruch als äußerst unwahrscheinlich. Die Aufnahmen belegen jedoch eine beträchtliche Bodenverformung, die eindeutig auf die Entstehung des Grabenbruchs hinweist. Ähnliches geschah bei der ersten starken Intrusion mit Gangbildung im November 2023, in deren Folge in Grindavik große Schäden entstanden. Das aktuelle Ereignis gleicht damit der Initialphase der Eruptionsphase und ich denke, es ist durchaus möglich, dass wir am Anfang eines weiteren Eruptionszyklus stehen. Dafür spricht auch, dass die Bodenabsenkung bereits wieder in eine Bodenhebung gewechselt hat. Somit scheint die Gangbildung abgeschlossen zu sein. Die ersten Messdaten deuten darauf hin, dass die Hebung deutlich schneller ist als in den Wochen vor der Eruption. Es bleibt spannend auf Island!

Indonesien: Erdbeben Mw 6,0 bei den Molukken

Datum: 02.04.2025 | Zeit: 21:03:41 UTC | Koordinaten: 2.09 ; 126.73 | Tiefe: 50 km | Mw 6,0

Starkes Erdbeben erschüttert nördliche Molukkensee – Dukono eruptiert stärker

Der Norden der indonesischen Molukkensee wurde gestern Abend um 21:03 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,0 erschüttert. Das Epizentrum lag 147 km westlich von Tobelo auf Halmahera. Dort liegt auch der Vulkan Dukono, der in den letzten Tagen besonders aktiv ist und Eruptionen erzeugt, deren Aschewolken laut VSI bis zu 1500 m über Kraterhöhe aufgestiegen sind. Laut den Beobachtungen des VAAC Darwin stieg die Vulkanasche vom Dukono bis in 3000 m Höhe auf und damit nochmal 400 m höher, als es die VSI-Beobachter festgestellt haben.

Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Eruptionen und dem starken Erdbeben gibt, ist wissenschaftlich nicht bewiesen, doch ich habe in den 25 Jahren meiner Berichterstattung auf Vnet bereits öfters festgestellt, dass es offenbar einen Zusammenhang zu geben scheint, denn der Vulkan steigert seine Aktivität öfters, wenn es zu Erdbeben kommt, wobei die Aktivitätssteigerung auch bereits vor den Erdbeben eintreten kann.

Die Molukkenseeplatte wird im Westen vom Halmahera-Graben und im Osten vom Sanghie-Graben begrenzt. An beiden Gräben kommt es zur Subduktion. Von daher ist die Molukkenplatte eines jener seltenen Beispiele, an denen beide Plattengrenzen als Subduktionszone angelegt sind, ohne dass es eine Divergenzzone gibt.

Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich aber nicht an einer der Subduktionszonen, sondern in der Plattenmitte, wo man normalerweise die besagte Divergenzzone vermuten würde, die für die Molukkenseeplatte bislang aber nicht nachgewiesen wurde.

Der Dukono ist nicht der einzige Vulkan im Wirkungskreis des Erdbebens. Auf Halmahera gibt es noch den Ibu, der aber seine normale Aktivität fortsetzt. Auf der benachbarten Insel Sulawesi gibt es z. B. den Vulkan Lokon und im Norden des Sanghie-Archipels liegt der Karangetang. Beide Vulkane eruptieren aktuell nicht und zeigen nur eine durchschnittliche Seismizität.

Update: Die Magnitude wurde auf 5,9 korrigiert.

Japan: Starkes Beben Mw 6,2 vor Kyushu

Datum: 02.04.2025 | Zeit: 14:03:56 UTC | Koordinaten:  31.119 ; 131.420 | Tiefe: 14 km | Mw 6,2

Vor der Südostküste von Kyushu gab es ein Beben Mw 6,2 – Mehrere Vulkane in der Nähe

Die Küste der japanischen Insel Kyushu wurde heute Mittag von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,2 heimgesucht. Das Epizentrum wurde vom EMSC 54 km südsüdöstlich von Nichinan verortet. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 14 Kilometern.

Tektonisch betrachtet stand es mit der Subduktion am Ryukyu-Graben in Verbindung, an dem die Philippinische Platte unter zwei Mikroplatten abtaucht, die dem Eurasischen Kontinent vorgelagert sind. Bei den Platten handelt es sich um die Okinawa-Platte und die Amur-Platte. Dem nicht genug, manifestierte sich der Erdstoß auch noch in dem Bereich, an dem eine Transformstörung zwischen den beiden Mikroplatten verläuft und eine Triple-Junktion mit dem Ryukyu-Graben bildet. Die Störungen gehören zu dem komplexen tektonischen Setting entlang des Pazifischen Feuerrings, an dem sich die meisten Vulkane der Welt aufreihen.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass es im Wirkungskreis des Erdbebens mehrere Vulkane gibt, die entweder in Eruption begriffen sind oder die sich auf einen Ausbruch vorbereiten. Zu den letzteren Vulkanen gehört der Kirishima auf Kyushu, dessen Alarmstatus erst am Wochenende hochgestuft wurde.

Ein weiterer Vulkan ist der Sakurajima, der bereits gestern wieder seine Taktzahl an Eruptionen erhöhte und seitdem 9 VONA-Warnungen beim VAAC Tokio auslöste. Die stärkste Eruption förderte Vulkanasche bis auf 3400 m Höhe.

Dann ist da noch der Suwanose-jima, der in den letzten Tagen ebenfalls Vulkanasche emittierte. In diesem Jahr legte er eine vergleichsweise bescheidene Performance hin und löste auf Jahressicht 50 VONA-Warnungen aus.

Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe anderer Vulkane in der Nähe des Epizentrums und es ist möglich, dass der Erdstoß Vulkanausbrüche triggert oder abwürgt. So ein Erdbeben kann mehrere Monate lang nachwirken.

Tatsächlich kam es in den letzten Tagen zu einer Häufung stärkerer Erdbeben, nachdem es in den letzten Wochen vergleichsweise ruhig gewesen war.

Tonga: Sehr Starkes Erdbeben Mw 7,1

Datum: 30.03.2025 | Zeit: 12:18:47 UTC | Koordinaten: 20.448 ; -174.082 | Tiefe: 16 km | Mw 7,1

Starkes Erdbeben Mw 7,1 erschütterte Tonga – mehrere starke Nachbeben registriert

Heute Mittag wurde das Südsee-Archipel Tonga von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,1 erschüttert. Das Epizentrum lag östlich des Archipels. Der nächstgelegene Ort war Pangai, 76 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Laut Angaben des GFZ befand sich das Erdbebenhypozentrum in 16 Kilometern Tiefe. Dennoch gab das Pacific Tsunami Warning Center in Hawaii einen Tsunamialarm aus, und auf den Inseln heulten die Sirenen. Die Anwohner wurden aufgefordert, sofort höher gelegene Areale aufzusuchen. Eine große Flutwelle blieb jedoch aus, ebenso offenbar größere Schäden an der Infrastruktur der Inseln.

Dem ersten Erdstoß folgten sechs weitere Nachbeben, von denen die beiden stärksten Magnituden von 6,1 und 5,8 erreichten.

Tektonisch betrachtet ereignete sich das Beben westlich der Subduktionszone des Tonga-Kermadec-Grabens, entlang derer die Indo-Australische Platte mit der Pazifischen Platte kollidiert. Die schwerere Pazifische Platte taucht dabei unter den ozeanischen Teil der Australischen Platte ab und wird in der Asthenosphäre teilweise aufgeschmolzen. Dieser Prozess erzeugt Magma, das für die Entstehung der zahlreichen Vulkane entlang des Grabens verantwortlich ist. Viele dieser Vulkane befinden sich unter Wasser. Die aufgetauchten Vulkane bilden den vulkanischen Inselbogen von Tonga-Kermadec. Zu ihnen zählen Hunga-Tonga-Hunga Ha‘apai, Tofua und Home Reef, der derzeit aktiv ist. Die Erdbeben könnten sich auf die Aktivität der Vulkane auswirken – sie sowohl verstärken als auch dämpfen.

Betrachtet man das tektonische Setting genauer, zeigt sich, dass zwischen den beiden großen Erdkrustenplatten zwei Mikroplatten eingespannt sind: die Kermadec-Platte und die Tonga-Platte. Der Kollisionsdruck auf diese Mikroplatten ist enorm, weshalb sie sich extrem schnell bewegen und sich zusätzlich drehen. Die Pazifische Platte taucht hier mit einer Rate von bis zu 24 cm pro Jahr unter die Mikroplatten ab – eine der schnellsten Subduktionsraten weltweit. Darüber hinaus gibt es weitere Mikroplatten in diesem komplexen System, an deren Grenzen sich auch Spreizungszonen befinden.

Myanmar: Zehntausende Todesopfer nach Erdbeben befürchtet

Enorme Schäden nach Erdbeben Mw 7,7 in Myanmar – Zehntausende Todesopfer befürchtet

Tag 1 nach der verheerenden Erdbebenkatastrophe: Das Ausmaß der Schäden wird immer deutlicher, auch wenn noch keine genauen Zahlen zu zerstörten oder stark beschädigten Gebäuden vorliegen. Während in manchen Straßen der am stärksten betroffenen Region Mandalay nur einzelne Häuser eingestürzt sind, gibt es ganze Straßenzüge, in denen kein einziges Gebäude mehr steht.

Die Zahl der Todesopfer wird stetig nach oben korrigiert: Bis zum Samstagmorgen waren mehr als 1.000 Tote bestätigt, zudem wurden rund 2.400 Verletzte registriert. Experten des US Geological Survey (USGS) gehen jedoch von Zehntausenden Todesopfern aus, die sich vermutlich noch unter den Trümmern befinden.

Der Fokus der Rettungskräfte liegt zunächst nicht auf der Bergung der Toten, sondern auf der Suche nach eingeschlossenen Überlebenden – die es mit Sicherheit noch gibt. Eine der größten Herausforderungen ist die fehlende Katastrophenhilfe: Myanmar gehört nicht nur zu den ärmsten Ländern der Welt, sondern wird seit 2021 von einer Militärjunta regiert. Normalerweise sind solche Regime zu stolz, um internationale Hilfe zu erbitten, und sie scheuen sich, ausländische Behörden ins Land zu lassen. Doch in diesem Fall ist es anders: Junta-Chef Min Aung Hlaing bat ausländische Regierungen um Unterstützung. Bereits zuvor hatten Indien und China Hilfe angeboten. Auch dort war das Erdbeben der Magnitude 7,7 zu spüren, richtete jedoch nur leichte Schäden an. Anders verhielt es sich in Thailand, wo es in einigen Regionen zu größeren Zerstörungen kam.

Dramatisch ist die Lage in der thailändischen Hauptstadt Bangkok, rund 1.000 Kilometer vom Epizentrum bei Mandalay in Myanmar entfernt. Dort schwankten die Gebäude mehrere Minuten lang, was sich besonders in den oberen Stockwerken der Wolkenkratzer bemerkbar machte. Auf den Dächern der Hochhäuser schwappten die Pools über. Insgesamt wurden an mehr als 2000 Gebäuden Schäden wie Risse oder abgefallene Fassadenteile registriert. Am schlimmsten traf es eine Baustelle: Ein über 30 Stockwerke hohes Hochhaus im Rohbau stürzte innerhalb von Sekunden wie ein Kartenhaus in sich zusammen und begrub mehr als 100 Arbeiter unter den Trümmern. Zehn Tote wurden bereits geborgen, doch es gibt Kontakt zu einer größeren Gruppe Verschütteter. Ihre Rettung hat oberste Priorität.

Das Erdbeben ereignete sich entlang der großen Sagaing-Blattverwerfung, die Ähnlichkeiten mit der San-Andreas-Störung in Kalifornien aufweist. Ein Beben dieser Magnitude setzte etwa 2,24 × 10¹⁶ Joule Energie frei, was der Sprengkraft von rund 250 Hiroshima-Atombomben entspricht. Eine Geologin des USGS schätzte die freigesetzte Energie sogar auf das Äquivalent von über 340 Hiroshima-Bomben. Die enormen Kräfte verschoben den Boden um mehrere Meter und führten in der Stadt Myittha zu Bodenverflüssigung.

Obgleich sich das Beben verheerend auswirkte, hätte es noch schlimmer kommen können, denn das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 24 Kilometern und damit deutlich tiefer als zunächst angegeben.

Es gab mehrere Nachbeben, die auch weiterhin auftreten und die Trümmer weiter verdichten können, so dass Überlebende doch noch getötet werden. Auf der Shakemap des EMSC erkennt man, dass es auch an anderen Regionen entlang der 1200 Kilometer langen Störungszone zu Beben kam. darüber hinaus gab es auch entlang der Kollisionszone von Eurasien und dem indischen Subkontinent zu mehreren Beben.

Zwei weitere starke Erdbeben der Magnitude 6,6 und 6,0 manifestierte sich gestern am Zentralen Mittelatlantischen Rücken auf der Breite von Brasilien. Ach ja, und heute gibt es eine partielle Sonnenfinsternis.