Intensives Schwarmbeben auf Reykjanes am 26.10.23

Sehr starkes Schwarmbeben auf Reykjanes deutet auf Magmenintrusion hin

Das Schwarmbeben, das gestern unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, dauert an und hat sich sogar intensiviert. Heute Morgen schrieb das IMO, dass mehr als 3000 Erschütterungen registriert worden seien. Das stärkste Erdbeben ereignete sich gestern Morgen und hatte eine Magnitude von 4,5. Insgesamt wurden 9 Beben mit Magnituden über 3 festgestellt. Die meisten dieser stärkeren Erdbeben konzentrierten sich in einem Bereich nördlich von Grindavik, genauer in der Nähe des Thorbjorn-Vulkans und des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Dort befindet sich auch das bekannte Thermalbad Blaue Lagune. Im weiteren Geschehen verlagerte sich die Erdbebenaktivität Richtung Osten und näherte sich auch dem Bereich des Vulkans Fagradalsfjall. Die Hypozentren der Beben liegen flach und streuen um 5 km Tiefe.

Bis jetzt zeigen die GPS-Messungen am Thorbjorn keine ungewöhnliche Bodenhebung, und es ist unklar, ob das Schwarmbeben durch eine Magmenintrusion ausgelöst wurde. Ich halte einen Zusammenhang allerdings für wahrscheinlich. Die Beben finden ja statt, wenn das Magma seine Intrusion beginnt, und es wird eine Weile dauern, bis sich dieser Prozess in einer oberflächlich messbaren Bodenhebung widerspiegelt. Die Bodenhebung im Bereich des Fagradalsfjalls beträgt nach der letzten Messung gestern Abend wieder 40 mm, wobei ein relativ großes Areal von der Bodenhebung betroffen ist. Es breitet sich fast 8 km in Richtung Osten aus. Die größte Bodenhebung wird an der Küste im Süden des Vulkans festgestellt. An der Messstation FEFC liegt die Hebung bei 42 mm. Wie groß sie vor der Küste ist bleibt unklar.

Die IMO-Wissenschaftlerin Lovísa Mjöll Gudmundsdóttir äußerte sich gestern in einem Interview bei MBL zur Situation und sagte, dass das Schwarmbeben an die seismische Aktivität von 2022 erinnert. Wenige Wochen vor der Eruption im Meradalir-Tal gab es ähnliche Schwarmbeben am Thorbjörn. Damals verlagerten sie sich erst weiter westwärts, bevor die Aktivität dann auf den Fagradalsfjall übersprang. Auch schon vor der ersten Eruption in 2021 lag der Bebenschwerpunkt eine Weile beim Thorbjorn.

Der isländische Katastrophenschutz deklarierte eine „Phase der Unsicherheit“ und rief die Bewohner der Region zur erhöhten Vorsicht auf. Eine besondere Gefahr gehe von stärkeren Erdbeben aus, die Erdrutsche auslösen könnten und auch schwere Gegenstände in Gebäuden umkippen lassen könnten.

Starkes Erdbeben auf Island am 25.10.23

Erdbeben Mw 5,1 im Bereich des Bardarbunga

Datum 24.10.23 | Zeit: 22:19:46 UTC | Lokation: 64.716 ; -17.778 | Tiefe: 3 km | Mw 5,1

Heute scheint ein bewegender Tag auf Island zu sein, zumindest wenn man die Tektonik der Insel betrachtet. Das EMSC meldete gestern Abend um 22:19.46 UTC ein vergleichsweise starkes Erdbeben, das vom isländischen IMO registriert wurde. Es hatte eine Magnituden von 5,1 und manifestierte sich westlich des Gletschers Vatnajökull. Das Hypozentrum lag in 3 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 109 km süd-südöstlich von Akureyri verortet. Direkt beim IMO wird das Erdbeben ein wenig anders bewertet und brachte es demnach auf eine Magnitude von 4,9 und soll unter dem Nordrand des Gletschervulkans Bardarbunga gelegen haben. Wie auch immer, es war einer der stärksten Erdstöße auf Island, der seit einigen Monaten gemessen wurde, wobei es in letzter Zeit mehrere Erdbeben gab, die an der Spitze des Magnitudenbereichs liegen, der für Island typisch ist.

Erdbeben Mb 3,9 bei Grindavik auf Reykjanes

Natürlich mischt auch die Reykjanes-Halbinsel weiter im seismischen Geschehen Islands mit und präsentiert uns heute Morgen um 05:35 Uhr einen schönen Erdbebenschwarm, der sich wenige Kilometer nördlich von Grindavik zuträgt. Ein Kilometer nordwestlich der vulkanischen Erhebung Thorbjorn rappelte es mit einer Magnitude von 3,9. Der Erdbebenherd lag hier in 4,9 km Tiefe. Dieser Erdstoß ereignete sich im Rahmen eines Schwarmbebens, von dem auch die Region Fagradalsfjall betroffen ist. IMO registrierte hier in den letzten 48 Stunden 169 Erschütterungen. Viele befanden sich im Gebiet des magmatischen Gangs am Fagradalsfjall.

Die Bodenhebung hält weiter an und erreichte letzte Woche ein Maximum von 40 mm an der Messstation GOHN. Seitdem ist der Trend rückläufig, was aber auch durch Messungenauigkeiten zustande kommen kann. Allerdings beobachtete man auch vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 ein gewisses Auf- und Ab der Bodenhebung. Am Thorbjorn wurde in den letzten Monaten keine Inflation festgestellt.

Apropos Bodenhebung: an der Askja scheint die Inflation nach 2 Jahren aufgehört zu haben und es bildet sich in den Messreihen ein Plateau aus. An der Messstation OLAC stagniert die Bodenhebung bei 66 cm.

Update 13:00 Uhr: Das Schwarmbeben unter Reykajnes hat sich weiter verstärkt. Es wurden 266 Erschütterungen registriert. Die meisten davon ereigneten sich in der Region um den Thorbjorn. Ein Beben hatte die Magnitude 4,5.

Erdbeben-News 24.10.23: Kermadec

Kermadec: Erdbeben Mw 6,1

Datum 23.10.23 | Zeit: 10:10:13 UTC | Lokation: -30.085 ; -177.432 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Bei den neuseeländischen Kermadec-Inseln bebte die Erde mit einer Magnitude von 6,1. Das Hypozentrum wird vom EMSC mit 10 km Tiefe angegeben. Es handelte sich also um einen Erdstoß mit einem flach liegenden Erdbebenherd. Das Epizentrum wurde 924 km nord-nordöstlich von Hicks Bay (Neuseeland) verortet.

Das Beben stand mit der Subduktion am Kermadec-Graben in Verbindung. Das Archipel ist für seine submarinen Vulkane bekannt. Havre und Monowai sind nur 2 Vertreter dieser Art, die in den letzten Jahren Unterwassereruptionen erzeugten. Letzterer wird gerne als einer der aktivsten Unterwasservulkane der Welt bezeichnet.

Die Kermadec-Inseln bestehen aus insgesamt 80 kleinen Inseln und Riffen, die sich über eine Entfernung von etwa 1.000 Kilometern erstrecken. Sie befinden sich etwa 800 bis 1.000 Kilometer nordöstlich von Neuseeland und liegen zwischen Neuseeland und Tonga.
Das Archipel ist nur sehr begrenzt besiedelt. Es gibt eine kleine Forschungsstation auf Raoul Island, der größten Insel der Gruppe, die von neuseeländischen Wissenschaftlern genutzt wird. Ansonsten gibt es nur gelegentliche Besucher, in der Regel für wissenschaftliche Zwecke.
Die Kermadec-Inseln sind für ihre einzigartige und weitgehend unberührte Tier- und Pflanzenwelt bekannt. Die Inseln sind ein wichtiger Ort für den Naturschutz und wurden 1937 zum Naturschutzgebiet erklärt. Sie beherbergen viele seltene und gefährdete Tierarten, darunter verschiedene Seevögel, Meeresschildkröten und Fischarten.
Im Jahr 1990 wurde das Kermadec Islands Marine Reserve eingerichtet, das sich über eine Fläche von etwa 745.000 Quadratkilometern erstreckt. Dieses Reservat bietet Schutz für das marine Ökosystem rund um die Inseln und beherbergt eine beeindruckende Vielfalt an Meereslebewesen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kermadec-Inseln ein faszinierendes Naturparadies darstellen und ein wichtiger Ort für die Erforschung und den Schutz der marinen Umwelt im Pazifik.


Taiwan: Erdbeben Mw 5,6

Datum 23.10.23 | Zeit: 23:05:20 UTC | Lokation: 24.076 ; 122.580 | Tiefe: 12 km | Mw 5,6

Vor der Ostküste von Taiwan bebte die Erde mit einer Magnitude von 5,9. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 12 km. Das Epizentrum wurde 61 km süd-südwestlich von Yonakuni angesiedelt. Das ist ein Ort auf einer Taiwan vorgelagerten japanischen Insel.


Liparische Inseln: Erdbeben Mb 2,8

Datum 24.10.23 | Zeit: 07:58:39 UTC | Lokation: 38.483 ; 15.410 | Tiefe: 188 km | Mb 2,8

Nördlich von Sizilien und ein wenig östlich der Liparischen Insel Vulcano ereignete sich ein Erdstoß der Magnitude 2,8. Der Erdbebenherd befand sich in 188 km Tiefe und damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 33 km nord-nordöstlich von Milazzo verortet. Ähnlich groß war die Distanz zu Vulcano und Lipari.


Deutschland: Schwaches Erdbeben Mb 2,2 bei Aachen

Datum 24.10.23 | Zeit: 01:15:57 UTC | Lokation: 50.997 ; 6.198 | Tiefe: 10 km | Mb 2,4

Auch in Deutschland gab es heute wieder ein schwaches Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 2,4 und ein Hypozentrum in km Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km nördlich von Alsdorf lokalisiert. Aachen lag 26 km entfernt.

Erdbeben im Afar-Dreieck

Erdbeben Mb 4,5 in Grenzregion Eritrea-Äthiopien

Datum 19.10.23 | Zeit: 05:30:48 UTC | Lokation:  14.591 ; 40.622 | Tiefe: 10 km | Mb 4,5

Gestern gab es ein Erdbeben der Magnitude 4,5 im Afar-Dreieck, genauer, in der Grenzregion zwischen Eritrea und Äthiopien. Das Hypozentrum lag flach, in einer Tiefe von bis zu 10 km. Das Epizentrum wurde vom EMSC 130 km ost-nordöstlich von Ādīgrat verortet. Obwohl es in den letzten 24 Stunden stärkere Erdbeben in anderen Regionen der Erde gab, schreibe ich über dieses Erdbeben, weil es im Kontext von Vnet wichtig ist: es ereignete sich im Bereich des auslaufenden Ostafrikanischen Riftvalleys, in einem Bereich, in dem es viele Vulkane gibt. Einer von ihnen ist der Erta Alé, der Anfang dieser Woche durch intensive Lavastromtätigkeit auf sich aufmerksam machte. Im Jahresverlauf sahen wir in der Region des Afar-Dreiecks und in seinem Grenzbereich bereits mehrere Erdbeben, die ich als Anzeichen erhöhter seismischer Tätigkeit interpretierte, die sich auch auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnte. Diese Hypothese scheint sich immer mehr zu bestätigen, denn der Erta Alé legte dieses Jahr eine gute Performance hin, selbst wenn sich bis jetzt kein permanenter Lavasee etablieren konnte.

Die Tätigkeit des Schildvulkans hat in den letzten Tagen offenbar wieder nachgelassen, denn obwohl noch kein neues Satellitenfoto verfügbar ist, zeigt MIROVA nur eine geringe Thermalstrahlung an, die entweder von Lavaspattering der Hornito-Aktivität zeugt, oder von der Restwärme der erwähnten Lavaströme stammt. Eigentlich müsste in den nächsten Stunden ein neues Satellitenbild erscheinen, dann lässt sich hoffentlich genaueres sagen.

Der Erta Alé ist nicht der einzige Vulkan der Region, denn er liegt in einem vulkanischen Rücken, der sich über mehrere 100 km Länge erstreckt. Entlang des Rückens reihen sich mehrere flache Schildvulkane und Eruptionsspalten aneinander. Meiner Meinung nach sieht man hier einen Ozeanischen Rücken, der trockengefallen ist.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 19.10.23

Weiterer Erdbebenschwarm erschüttert den Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 19.10.23 | Zeit: 04:00:45 UTC | Lokation: 40.8272 ; 14.1435 | Tiefe: 2,7 km | Md 2,2

Nach zwei Tagen mit geringer seismischer Aktivität zog diese heute wieder an. Heute Nacht begann ein neuer Schwarm bzw. der anhaltende Schwarm intensivierte sich wieder und es ereigneten sich bis Mittags 14 Erschütterungen. Drei hatten Magnituden im 2er-Bereich. Die Hypozentren lagen in Tiefen von weniger als 3 km und befanden sich somit im Bereich der Gesteinsschichten, in denen das Hydrothermalsystem des Vulkans sitzt. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 2,2 und hatte einen Erdbebenherd in 2,7 km Tiefe.

In der Region ist man aktuell so sensibilisiert, dass jeder Schwarm mit Argusaugen betrachtet wird und Pressemeldungen erzeugt. Darüber hinaus springen immer mehr Fernsehsender auf das Thema an und suchen vor Ort Protagonisten für ihre Berichte. Angefeuert wird das Medieninteresse auch davon, dass die zuständigen Behörden angekündigt haben, neue Evakuierungspläne ausarbeiten zu wollen. Die alten Pläne sind offenbar nicht mehr up to date und reichten nicht aus, um so viele Anwohner des Gefahrengebiets in kurzer Zeit zu evakuieren. Außerdem wurden jahrelang keine entsprechenden Maßnahmen geübt. Natürlich ist es da nicht verwunderlich, dass die Menschen immer besorgter reagieren und dann die mainstream-Medien auf die Thematik anspringen. Zurecht fragt man sich, warum neue Pläne ausgearbeitet werden, wenn die Geschehnisse am Vulkan ausschließlich mit dem Bradyseismos zusammenhängen und keine Ausbruchsgefahr besteht.

Im aktuellen Wochenbericht vom INGV berichten die Wissenschaftler von 50 Beben, die während des Beobachtungszeitraums festgestellt wurden. Man weist noch einmal auf die zusätzliche Bodenhebung von 1 cm hin, die sich zwischen dem 21. und 23. September manifestiert. Der monatliche Wert belief sich weiterhin auf 15 mm Bodenhebung. Die restlichen geophysikalischen Parameter blieben unverändert. Die Durchschnittstemperatur der Gase der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zur Fumarole. Weiterhin ist das Becken des eigentlichen Schlammsprudels trocken und es fehlt an Kondensat und Niederschlag.

Erdbeben Mw 6,4 in Alaska – News vom 17.10.23

Starkes Erdbeben in großer Tiefe erschütterte die Aleuten in Alaska

Datum 16.10.23 | Zeit: 11:35:31 UTC | Lokation: 52.525 ; -176.921 | Tiefe: 188 km | Mw 6,4

Gestern manifestierte sich ein starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,4 am Aleuten Inselbogen, der zum US-Bundesstaat Alaska gehört. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, genauer, in 188 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 707 km west-südwestlich von Unalaska verortet. Die Insel Adak lag allerdings deutlich näher am Epizentrum, denn da Beben manifestierte sich vor der Nordküste der Insel. Diese ist Erdbeben-erprobt, denn in den Jahren 1957, 1964 und 1977 gab es hier bereits starke Erschütterungen. Aufgrund der Tiefe hat sich das Erdbeben an der Oberfläche schwächer ausgewirkt, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Dennoch ist der Erdstoß für uns von Interesse, da es sich bei den Aleuten um einen vulkanischen Inselbogen handelt und mehrere aktive Vulkane liegen im Wirkungskreis des Erdbebens. Einer der bekanntesten Vulkane im Westen des Inselbogens ist der Semisopochnoi. Dieser Inselvulkan war zuletzt im Mai dieses Jahres aktiv und eruptierte kleinere Aschewolken. Der VONA-Status stand zu dieser Zeit auf „Orange“. Inzwischen ist er wieder auf „Grün“ herabgestuft. Sollten in der nächsten Zeit Eruptionen einsetzten, könnten sie von dem Erdbeben getriggert worden sein.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Nordamerikanischen Platte im Zusammenhang. Die Pazifische Platte taucht vor den Aleuten unter die Platte Nordamerikas ab und verschiebt sich im Untergrund in Richtung Norden. Der Erdstoß ereignete sich aller Wahrscheinlichkeit nach einem Stück dieser subduzierten Erdkruste, das trotz der großen Tiefe noch nicht plastisch verformbar war und durch die Spannungen brach.

Campi Flegrei mit Erdbeben am 16.10.23

Erdbeben Md 3,6 im Osten der Solfatara

Datum 16.10.23 | Zeit: 12:36:21 UTC | Lokation: 40.8268 ; 14.1423 | Tiefe: 1,9 km | Md 3,6

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde nach einigen Tagen der relativen Ruhe, während der eine normale Erdbebentätigkeit beobachtet wurde, von einem Erdstoß der Magnitude 3,6 erschüttert. Mit dieser Magnitude zählt das Beben zu den stärkeren der aktuellen Hebungsphase, an der das Phänomen des Bradyseismos Schuld haben soll. Das Hypozentrum befand sich in 1,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde am Ostrand der Solfatara verortet. Das Erdbeben war Teil eines seismischen Schwarms, der bis jetzt aus 23 Erschütterungen bestand.

Der Erdstoß ereignete sich um 10:36:21 UTC, also um 12:36:21 Uhr Lokalzeit. Der Erdstoß lag über der Wahrnehmbarkeitsschwelle und konnte von den Anwohnern der Gegend wahrgenommen werden. Beim EMSC beschreibt ein Bebenzeuge, der sich in 4 km Entfernung zum Epizentrum befunden hat, dass sein Schreibtisch wackelte und Flaschen auf diesem rumgehüpft sind.

Das Erdbeben reiht sich in einer Sequenz stärkerer Erdbeben ein, die für viel Aufregung in der Gegend geführt haben. Nicht zuletzt die große mediale Aufmerksamkeit, die die Geschehnisse in der Campi Flegrei genossen, treibt die Angst vor einer möglichen Eruption des Calderavulkans. Einige Vulkanologen vertreten die Meinung, der Vulkan könnte sich auf einen Ausbruch vorbereiten, während andere sagen, dass Erdbeben und Bodenhebung durch Bradyseismos verursacht werden. Stellt sich die Frage, woher die magmatischen Fluide stammen, die als Motor des Bradyseimsos angesehen werden?

Liest man den letzten Wochenbericht des INGV zur Campi Flegrei, sticht eine Passage hervor, die nicht gerade beruhigend auf die Anwohner wirken dürfte, denn neben der „normalen“ Bodenhebung von 15 mm pro Monat, hob sich der Boden im Zuge der starken Erdbebenserie um einen weiteren Zentimeter an, sodass die Hebungsrate zumindest kurzfristig bei 25 mm im Monat liegt. Das spricht dafür, dass die Beben durch eine massive Intrusion magmatischer Fluide in oberflächennahen Gesteinsschichten ausgelöst wurden. Es bliebt spannend am Vulkan!

Erneut starkes Erdbeben in Afghanistan

Erdbeben Mw 6,3 erschüttert erneut den Westen Afghanistans

Datum 15.10.23 | Zeit: 03:36:02 UTC | Lokation: 34.669 ; 62.151 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

In der afghanischen Herat-Region kommt die Erde nicht zur Ruhe. Heute Nacht ereignete sich ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 nahe der zweitgrößten Stadt des Landes. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 36 km nord-nordwestlich von Herat lokalisiert. Mindestens eine Person starb, mehrere Menschen erlitten Verletzungen. Es gab ein moderates Nachbeben. Die Erdbebenserie in der Nähe der Herat-Störungszone begann am 7. Oktober mit zwei Erschütterungen der Magnituden 6,4 und 6,2. Am 11. Oktober gab es ein Beben Mw 6,3 und nun folgte eine gleichwertige Erschütterung. Dazwischen ereigneten sich mehrere moderate Beben und auch heute gab es bereits mehrere Nachbeben.

Mit weiteren starken Erdbeben in der Region muss gerechnet werden. Vermutlich stehen weitere Segmente der Herat-Störung unter Spannung, so dass es auch an anderen Stellen entlang des Systems zu starken Beben kommen kann. In den letzten Jahrzehnten gab es im Osten Afghanistans vergleichsweise wenige starke Erdbeben. Die Tätigkeit konzentrierte sich überwiegend auf andere Störungszonen weiter westlich.

Im allgemeinen ist die Tektonik Afghanistans durch die Interaktion von mehreren tektonischen Platten geprägt, insbesondere der Eurasischen Platte, der Indischen Platte und der Arabischen Platte. Treibende Kraft ist die Kollision von Eurasien und Indien. Dieser Prozess begann vor etwa 50 Millionen Jahren und setzt sich bis heute fort. Die Kollision dieser beiden Platten hat zur Bildung des Himalaya-Gebirges und des Hochlands von Tibet geführt.

Außerdem entstand so auch das Hindukusch-Gebirge, das ein Teil des Himalaya-Gebirgssystems ist. Diese Bergkette bildete sich durch die Kollision der Indischen Platte mit der Eurasienplatte und erstreckt sich von Nordostafghanistan über Pakistan und bis in den Norden Indiens.

Afghanistan wird von verschiedenen tektonischen Verwerfungen durchzogen, darunter die Chaman-Verwerfung im Südwesten und die Haupt- und Panjsher-Verwerfungen im Hindukusch. Diese Verwerfungen tragen zur seismischen Aktivität in der Region bei.

Erdbeben auf Island am 15.10.23

Erdbeben unter Bardarbunga und Fagradalsfjall

Datum 14.10.23 | Zeit: 16:13:10 UTC | Lokation: 64.655 ; -17.523 | Tiefe: 5,9 km | Md 3,6

Gestern manifestierte sich unter dem isländischen Gletschervulkan Bardarbunga ein Erdbeben der Magnitude 3,6. Es hatte ein Hypozentrum in knapp 6 km Tiefe, was für die Erdbeben der letzten Monate in dieser Region relativ tief ist. Das Epizentrum wurde 1,6 km nördlich der Caldera lokalisiert. Im Gebiet des Gletschers gab es auch mehrere schwache Erschütterungen, die meisten davon im Einzugsbereich des zweiten großen Vulkans unter dem Vatnajökull, gemeint ist der Grimsvötn. Vereinzelte Beben gab es auch im Bereich der Askja, die beim IMO ebenfalls in dem Kartenabschnitt des Vatnajökulls liegt. Insgesamt wurden im Kartenausschnitt 29 Erschütterungen festgestellt.

Seismisch wesentlich aktiver war die Region der Reykjanes-Halbinsel, wo man innerhalb von 48 Stunden 175 Beben feststellte. Viele der Erschütterungen manifestierten sich im Einzugsbereich des Fagradalsfjall und der nahe gelegenen Ortschaft Grindavik. Die beiden signifikantesten Schwärme folgen dem Verlauf der tektonischen Spalten, die eng mit den Eruptionsspalten auf Reykjanes assoziiert sind. Außerdem gibt es eine großflächige Bodendeformation. An der Messstation GOHN wird heute eine Bodenhebung von 37 mm angezeigt.

Die Vermutung liegt nahe, dass das aufsteigende Magma, das sich in ca. 10 km Tiefe unter dem Areal ansammelt, die Spannungen des Untergrunds erhöht und so die Erdbeben entlang der tektonischen Spalten auslöst. Bis jetzt kann man nicht mit Sicherheit sagen, wann und wo es einen weiteren Vulkanausbruch geben wird, doch ich halte die Wahrscheinlichkeit für recht groß, dass wir in den nächsten Monaten einen neuen Ausbruch am Fagradalsfjall erleben werden.

Eigentlich könnte jederzeit eine neue Gang-Intrusion stattfinden, bei der Magma bis in 5 km Tiefe aufsteigt, was für gewöhnlich zu starken Schwarmbeben führt und letztendlich in einer Eruption gipfelt.