Deutschland: Erdbeben M 3,1 in Brandenburg

Erdbeben M 3,1 konnten in Teilen von Brandenburg gespürt werden

Datum 18.10.24 | Zeit: 10:50:51 UTC | Koordinaten: 10:50:51 | Tiefe: 10 km | Mb 3,1

Gestern Morgen bebte die Erde im deutschen Bundesland Brandenburg mit einer Magnitude von 3,1. Das Epizentrum befand sich 14 Kilometer östlich von Herzberg. Das bekanntere Dresden liegt 72 Kilometer südlich des Epizentrums. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde vom EMSC mit 10 Kilometern angegeben. Diese Angabe basiert jedoch auf einer fixierten Tiefe, da die genaue Tiefe nicht ermittelt werden konnte. Es wird jedoch von einem flach liegenden Erdbebenherd ausgegangen. Der Grund für die fehlende Tiefenangabe könnte in der geringen Dichte des regionalen Geophonen-Netzwerks liegen. Da Erdbeben in dieser Region selten sind, ist das Netzwerk möglicherweise unterdimensioniert. Deshalb dürften die meisten Anwohner in der Umgebung von Herzberg auch überrascht gewesen sein, wobei es nur sehr wenige Meldungen über Wahrnehmungen des Bebens gab. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Beben nur schwach zu spüren war, was möglicherweise auf eine größere Tiefe des Hypozentrums schließen lässt.

Brandenburg liegt in einem tektonisch ruhigen Gebiet, weit entfernt von aktiven Plattengrenzen, wo Erdbeben häufiger auftreten. Das Gebiet gehört schon fast zur Osteuropäischen Kratonplattform, die geologisch als stabil gilt. Es gibt in dieser Region keine größeren Verwerfungen, die für signifikante tektonische Aktivität bekannt sind.

Spürbare Erdbeben sind in Brandenburg sehr selten und stehen wenn sie auftreten oft im Zusammenhang mit Spannungen innerhalb der Erdkruste, die durch isostatische Bewegungen (etwa aufgrund der Hebung nach dem Abschmelzen der Gletscher der letzten Eiszeit) oder durch Fernwirkungen von Aktivitäten an den Plattengrenzen (wie in den Alpen oder der Mittelmeerregion) entstehen können.

Zudem gibt es in der Region einige alte geologische Strukturen, wie die sogenannte „Elbe-Linie“, eine geologische Störzone entlang der Elbe, die in der Vergangenheit leichte seismische Aktivitäten verursacht hat. Obwohl dies keine hochaktive tektonische Zone ist, können durch langanhaltende Spannungen in der Erdkruste gelegentlich kleinere Erdbeben auftreten, wie das kürzlich in Herzberg beobachtete Beben.

Übrigens befand ich mich zum Zeitpunkt des Erdbebens auf einem Flug nach Catania, wo ich gleichzeitig mit einer Unwetterfront eintraf und nun im Hotel festsitze, anstatt auf dem Ätna herumzuwandern. Sollte das Wetter besser werden, wird Vnet in den nächsten Tagen nicht ganz so oft aktualisiert wie sonst, aber ein paar Artikel wird es dennoch geben!

Äthiopien: Weiteres Erdbeben bei Awash am 16.10.24

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Vulkanregion nahe Awash in Äthiopien

Datum 16.10.24 | Zeit: 20:11:29 UTC | Koordinaten: 9.197 ; 40.190 | Tiefe: 10 km | Mb 4,6

Gestern Abend um 20:11:29 UTC ereignete sich ein weiteres moderates Erdbeben in der äthiopischen Awash-Region, nahe dem Vulkan Fentale, das auch von Bewohnern der Hauptstadt Addis Abeba gespürt wurde. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,6 und eine Tiefe von etwa 10 Kilometern. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass der Erdbebenherd flacher lag, da präzise Lokalisierungen in dieser seismologisch schlecht überwachten Region schwierig sind. Aufgrund dieser mangelnden Überwachung bleiben viele schwächere Beben unentdeckt, obwohl die Bevölkerung seit fast vier Wochen von anhaltenden Erdstößen in Unruhe versetzt wird. Berichten aus sozialen Medien zufolge gab es zahlreiche schwächere Erdbeben, und es wurden zunehmend Schäden an der Infrastruktur gemeldet. Jüngst wurde bekannt, dass eine wichtige Bahnstrecke in der Region beschädigt wurde, wodurch sich die Gleise absenkten und teilweise Betonschwellen brachen. Zudem kollabierten einige Hauswände, und es wurden Risse und Spalten im Boden dokumentiert. In der vergangenen Woche kam es in einem Thermalgebiet zu einer phreatischen Eruption. Die dort lebenden Afar rufen die Weltgemeinschaft auf, Wissenschaftler zu entsenden, um die Phänomene zu untersuchen.

Nach dem letzten Erdbeben am 13. Oktober generierten die Kollegen von Erdbebennews ein Satellitenbild mit InSAR-Daten und stellten eine Bodendeformationen in der Region fest. Der Boden hob sich möglicherweise um bis zu 30 Zentimeter, und das Muster der Farbringe erinnert stark an jene, die man von Hawaii oder Island kennt, wo sie während der Intrusion magmatischer Gänge entstehen. Allerdings wurde die Bodendeformation im Bereich des Awash-Nationalparks detektiert und dort lieg der Awash Fluss mit seinen Wasserfällen. Es ist nicht auszuschließen, dass es hier andere Einflüsse als eine Magmaintrusion gegeben haben könnte, die sich in den Farbringen des InSAR-Bildes widerspiegeln.

Wie ich bereits in meinem letzten Update zu diesem Phänomen schrieb, gab es in der Vergangenheit starke Schwarmbeben, die mit der Bildung solcher Gänge in Zusammenhang standen. Das Besondere hier: Solche Gangbildungen treten normalerweise in Gebieten auf, in denen Basalt gefördert wird. Untersuchungen ergaben jedoch, dass in dieser Region rhyolithisches Magma intrudiert sein könnte. Das Afardreieck, das sich im nördlichen Teil des Ostafrikanischen Riftvalleys öffnet, ist eigentlich eine Region, in der vorwiegend Basalt erwartet wird. Der Fentale scheint hier eine Ausnahme zu bilden: Der Stratovulkan wird von einer 5 Kilometer durchmessenden Caldera dominiert, die vor gut 2000 Jahren entstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vulkanen der Region ist er nicht nur effusiv, sondern auch explosiv aktiv. Zudem ist die Region tektonisch sehr aktiv, da hier die divergente Grenze zwischen der Somalischen Mikroplatte und der Afrikanischen Platte verläuft. Normalerweise werden an divergenten Plattengrenzen basaltische Schmelzen gefördert, die weniger zu Explosionen neigen.

Türkei: Starkes Erdbeben Mw 5,9 in Ostanatolien

Eilmeldung: Starkes Erdbeben Mw 5,9 erschüttert Osten der Türkei – Schäden möglich

Datum 16.10.24 | Zeit: 07:46:33 UTC | Koordinaten:38.336 ; 38.824 | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Vor wenigen Minuten erschütterte ein starkes bis sehr starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 den Osten der Türkei. Das Epizentrum wurde 26 km südsüdöstlich von Baskil verortet. Die Großstadt Malatya liegt 44 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Dort leben 441000 Menschen. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe. Diese Angabe deutet darauf hin, dass es sich um ein flach liegendes Hypozentrum handelte, dessen genaue Tiefe aber noch nicht ermittelt wurde. Auch die Magnitude ist noch nicht endgültig festgestellt worden und kann noch korrigiert werden. Die Daten stammten vom GFZ. Beim EMSC wird die Magnitude mit 6,0 angegeben.

Erdbeben dieser Magnitude können starke Schäden verursachen und Todesopfer fordern. Entsprechende Meldungen liegen noch nicht vor.

Es sind schon zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC eingegangen. Das Beben war in einem Umkreis von 600 Kilometern deutlich zu spüren, u.a. auch in Ankara.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich das Erdbeben an der Ostanatolischen Störung, an einem Segment, das weiter nordöstlich liegt, als es bei dem verheerenden Gaziantep-Beben im Februar 2023 der Fall war.

In der Region gibt es nicht nur die Ostanatolische Verwerfung, sondern auch die Malatya Fault: Dies ist eine lokale Verwerfung, die speziell die Region um Malatya betrifft. Sie verläuft parallel zur Ostanatolischen Verwerfung und ist ebenfalls ein potenzieller Auslöser für Erdbeben in der Region.

In den sozialen Medien sieht man, die zahlreiche Menschen in der Erdbebenregion ihre schwankenden Häuser verließen und auf die Straßen flüchteten. Es werden Videos schwankender Lampen und durchgerüttelten Inventars geteilt, aber Bilder von größeren Schäden konnte ich bis jetzt nicht entdecken.

Das Erdbeben löste zahlreiche schwächere Nachbeben aus und es stellt sich natürlich die Fragen, ob nicht noch ein starkes und vielleicht noch stärkeres Erdbeben folgen wird. Es werden sicher Stunden voller Unruhe und Angst und viele Menschen bleiben auf den Straßen in Erwartung eines weitern starken Erdbebens. Sicher ist man indes nicht in engen Straßenschluchten, sondern auf freien Plätzen, ohne das man von herabstürzenden Dach- und Fassadenteile getroffen werden kann.

Das Beben zeigt, dass die Ostanatolische Verwerfung auf ihrer gesamten Länge unter großen Spannungen steht, die durch die beiden sehr starken Erdbeben im Februar 2023 nur in der betroffenen Region um Gaziantep abgebaut wurden. In anderen Regionen kann es jederzeit zu weiteren starken Erdbeben kommen.

Update: Inzwischen wurde gemeldet, dass mehr als 40 Personen medizinischer Betreuung bedürfen und offenbar Verletzt wurden oder unter Schock stehen. Nahe des Epizentrums kam es zu einigen Gebäudeschäden. Was Bilder im Net betrifft, muss man skeptisch sein, teilweise werden solche des Starkbebens vom Februar 2023 gezeigt.

Österreich: Spürbares Erdbeben Mb 3,1 am 16.10.24

Erdbeben lässt Urlaubsregion in den österreichischen Alpen erzittern – Wahrnehmungsmeldungen liegen vor

Datum 16.10.24 | Zeit: 01:15:44 UTC | Koordinaten: 47.160 ; 9.984 | Tiefe: 3 km | Mb 3,1

Heute Nacht erzitterte grollend der Erdboden in der österreichischen Alpenregion und schreckte den einen oder anderen Anwohner aus dem Schlaf: Der Grund war ein Erdbeben der Magnitude 3,1, das ein Epizentrum 12 km ostnordöstlich von Bludenz hatte. Einem kleinen Ort mit ca. 13500 Einwohnern. Das Hypozentrum des Bebens lag in einer Tiefe von nur 3 Kilometern und damit ungewöhnlich flach, weshalb der Erdstoß deutlich zu spüren gewesen war, obwohl er nur knapp über der Wahrnehmbarkeitsgrenze von M 3,0 lag. Es gab sowohl ein schwächeres Vor- als auch ein Nachbeben.

Beim EMSC meldete sich trotz nachtschlafender Zeit ein Bebenzeuge, der ein laut grollendes Geräusch in Verbindung mit einem starken Schütteln beschrieb. In der Lokalpresse gibt es Hinweise darauf. dass in der Vorarlbergregion zahlreiche Menschen in einem Umkreis von 15 Kilometern um das Epizentrum den Erdstoß gespürt haben.

Das GFZ rechnete den Erdstoß übrigens Deutschland zu, obwohl er sich südöstlich des Bodensees auf österreichischem Boden manifestierte. Auch Lichtenstein und die Schweiz liegen nicht weit vom Ort des Geschehens entfernt. Die Magnitude wird beim GFZ mit 3,0 und die Tiefe mit 5 Kilometern angegeben.

Die Tektonik der Alpen wird im Wesentlichen von der Kollision Europas mit Afrika geprägt, in deren Folge sich die Alpen bildeten. Die Orogenese ist noch nicht abgeschlossen und das Gebirge wächst noch.

Eine wichtige tektonische Struktur ist die Inntal-Störung, die im nördlichen Alpenbereich verläuft und die Nördlichen Kalkalpen prägt. Südlich des Arlbergs verläuft die Periadriatische Naht, eine bedeutende tektonische Grenze zwischen den Ost- und Südalpen. Ebenfalls von Bedeutung ist das Engadiner Lineament, das in West-Ost-Richtung verläuft und zur alpinen Gebirgsbildung beiträgt. Doch diese große Störungen zeichneten sich wahrscheinlich nur indirekt für das Beben verantwortlich. Diese ereignete sich am Rand des Lechtals und könnte mit einer lokalen Störung in Zusammenhang stehen, die mit der Lechtal-Decke verbunden ist. Diese geologische Einheit ist Teil der alpinen Deckentektonik, bei der große Gesteinspakete übereinander geschoben wurden.

Vulkaneifel: Erdbeben Mb 1,1 nahe Laacher-See-Vulkan

Schwacher Erdstoß Mb 1,1 in der Region des Laacher-See-Vulkans detektiert

Datum 15.10.24 | Zeit: 05:03:44 UTC | Koordinaten: 50.370 ; 7.374 | Tiefe: 10 km | Mb 1,1

Ein weiteres schwaches Erdbeben der Magnitude 1,1 wurde heute Morgen um 05:03:44 UTC in der Nähe des Laacher See-Vulkans detektiert. Das Epizentrum wurde vom EMSC 15 km westlich von Koblenz und 45 km südöstlich von Bonn verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde auf 10 Kilometer fixiert, was heißt, dass die genaue Tiefe nicht ermittelt werden konnte, es sich aber um ein flach liegendes Beben handelte. Tatsächlich manifestierte es sich südöstlich von Kruft und lag nur ca. 7 Kilometer vom Laacher-See-Vulkan entfernt. Zoomt man in die Shakemap des EMSCs, dann erkennt man auch, dass das Epizentrum zwischen zwei Tagebauen liegt, in denen Lavagestein abgebaut wird. Da sich das Beben aber außerhalb der normalen Arbeitszeiten ereignete, gehe ich nicht davon aus, dass es etwa durch Sprengungen in den Steinbrüchen ausgelöst wurde. Über die Ursache des Bebens und eines weiteren mit gleicher Magnitude, das sich gestern etwas weiter südöstlich zutrug, kann ich nur spekulieren. In der Region verläuft die Ochtendunger-Störung, und wahrscheinlich handelte es sich um tektonisch bedingte Erdbeben, die in Vulkannähe aber durchaus durch Fluide ausgelöst werden können, die aufsteigen und das Spannungsfeld einer Region ändern, so dass Störungszonen aktiviert werden.

Erhöhte Seismizität in der Vulkaneifel

Betrachtet man die EMSC-Shakemap für die letzten zwei Wochen, erkennt man bei Kruft die Markierungen von 3 schwachen Erdbeben. In einem etwas größer gefassten Kartenausschnitt waren es 7 Beben in 14 Tagen. Generell scheint die Seismizität in der Vulkaneifel etwas zuzunehmen oder das seismische Netzwerk wurde inzwischen so gut aufgebaut, dass Beben detektiert werden, die den Forschern noch vor einigen Monaten entgangen wären. Wie auch immer: Die Beben bestätigen eine gewisse seismische Unruhe in der Region und es erscheint mir sinnvoll, ein Auge darauf zu halten.

Äthiopien: Phreatische Eruption nach Erdbeben am Vulkan Fentale

Phreatische Eruption nach Erdbeben in Äthiopien- Bevorstehender Vulkanausbruch befürchtet

Datum 13.10.24 | Zeit: 04:37:50 UTC | 8.795 ; 40.048 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

In der äthiopischen Awash-Region kommt die Erde nicht zur Ruhe und die Erdbebenserie, die bereits vor über 2 Wochen begann, setzte sich fort: Gestern Morgen gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 5,1, das weithin zu spüren gewesen war und sogar einmal mehr die Menschen in der Hauptstadtregion von Addis Abeba beunruhigte. Doch am schlimmsten wirkte sich der Erdstoß in Nähe des Epizentrums auf, das vom EMSC 19 km ostsüdöstlich von Metahāra verortet wurde. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 10 Kilometern angegeben, lag aber sehr wahrscheinlich flacher. Aufgrund unzureichenden Monitorings sind die Daten nicht zuverlässig, was sich auch in der Bestimmung der Magnitude widerspiegelt. Während das Beben beim GFZ mit M 5,1 angegeben ist, soll es laut Angaben des EMSC eine Magnitude von 4,6 gehabt haben.

Während weitere Angaben über etwaige Schäden an der spärlichen Infrastruktur der Gegend noch ausstehen, wurden inzwischen neue Fakten zu dem letzten stärkeren Erdstoß in der Region bekannt, der sich bereits am 7. Oktober zutrug und eine Magnitude von 5,3 hatte: Dieses Erdbeben verursachte Gebäudeschäden und ließ weitere Risse im Boden entstehen. Die spannendste Folgeerscheinung war aber eine phreatische Eruption, die sich nach dem Erdbeben in einer heißen Quelle manifestierte. Das scheint die Befürchtungen zu bestätigen, dass es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmenintrusion nahe dem Vulkan Fentale handelt.

Solche Erdbeben auslösende Magmenintrusionen gab es in der Gegend bereits öfters, z.B. im Jahr 2015. Mit Hilfe von InSAR-Aufnahme eruierten Wissenschaftler eine ausgeprägte Bodenhebung infolge einer Dykebildung. Spätere Untersuchungen, deren Ergebnisse in einer Studie im Jahr 2020 veröffentlicht wurden, zeigten, dass rhyolithische Schmelze in den Untergrund eingedrungen war. Zu einem Vulkanausbruch kam es damals allerdings nicht. Nichtsdestotrotz fürchten Anwohner der Gegend das nun sich Unheilvolles anbahnt und bitten Behörden und Wissenschaftler um Hilfe.

Japan: Erdbeben Mb 5,0 nahe Kikai-Caldera

Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0 östlich der Kikai-Caldera

Datum 14.10.24 | Zeit: 11:52:49 UTC | 30.063 ; 131.062 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Heute Mittag manifestierte sich im Süden des japanischen Archipels ein Erdbeben der Magnitude 5,0 (Daten vom GFZ), dessen Hypozentrum in 10 Kilometern Tiefe lag. Das Beben ereignete sich südlich der Hauptinsel Kyushu, und das Epizentrum wurde 62 km ostsüdöstlich von Miyanoura verortet. Das bekanntere Kagoshima, im Schatten des Vulkans Sakurajima gelegen, befindet sich 174 Kilometer nordwestlich des Epizentrums. Doch das ist nicht der Grund für diese Meldung auf Vnet. Dieser liegt bei einem Vulkan, der sich etwa 50 Kilometer vom Epizentrum entfernt befindet und größtenteils im Verborgenen hält: Die Rede ist von der Kikai-Caldera, auf deren Nordwestrand die Vulkaninsel Satsuma-Iwojima liegt.

Die Kikai-Caldera gehört zum vulkanischen Inselbogen des Ryūkyū-Archipels. Die Caldera entstand vor etwa 7.300 Jahren infolge eines massiven Vulkanausbruchs, bei dem sich die Magmakammer des Vulkans entleerte, woraufhin der Vulkan kollabierte und absackte. Diese Eruption zählt zu den größten des Holozäns und hatte katastrophale klimatische Auswirkungen, da Vulkanasche und Aerosole bis in die Stratosphäre aufstiegen und sich global verteilten. Der Ausbruch wurde als Akahoya-Eruption bekannt.

Wegen ihrer fortgesetzten Aktivität wird die Kikai-Caldera als eine der potenziell gefährlichsten vulkanischen Zonen Japans betrachtet. Es wird vermutet, dass ein großer zukünftiger Ausbruch erhebliche Auswirkungen auf Kyushu und möglicherweise andere Regionen Japans haben könnte. Wissenschaftler überwachen die Caldera daher sehr genau.

Japanische Forscher haben zahlreiche seismische Studien und Tiefseeuntersuchungen durchgeführt, um die Struktur der Kikai-Caldera besser zu verstehen und ihre Aktivität zu überwachen. Dabei wurde ein großer Domkomplex am Calderaboden entdeckt, der Anlass zur Sorge gibt, da er auf mögliche Magmabewegungen hinweist.

Das aktuelle Erdbeben ist jedoch nicht als Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs zu interpretieren, sondern war wahrscheinlich tektonischer Natur und stand im Zusammenhang mit der Subduktion entlang des Ryukyu-Grabens. Dieser Prozess ist auch für den Vulkanismus des Archipels verantwortlich, da sich Schmelze aus der subduzierten Kruste bildet.

Island: Erdbeben und Bodenhebungen am 13.10.24

Weitere Erdbeben beim Herðubreið und Eyjafjallajökull – Bodenhebung bei Askja, Svartsengi und Fagradalsfjall

Nachdem es in den letzten beiden Tagen auf Island seismisch relativ ruhig war – wobei ich mich frage, ob es nicht zu einer Störung im seismischen Netzwerk gekommen sein könnte – zeigt sich die Erdbebentätigkeit auf der Insel im Nordatlantik heute wieder lebhaft. Aktuell ist ein Schwarmbeben südlich des Herðubreið im Gange. Es manifestiert sich entlang des vulkanischen Rückens von Herðubreiðartögl, der zwischen Herðubreið und Askja liegt. Der Schwarm umfasst bislang mehr als 20 schwache Beben. Die meisten Beben haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichen Magnituden von 1,7 und haben Hypozentren in einer Tiefe von 3,4 Kilometern. Schwarmbeben treten in dieser Region besonders seit der Bárðarbunga-Eruption im Jahr 2014 auf. Damals wurde spekuliert, ob eine Magmenintrusion stattgefunden hatte, die mit der Holuhraun-Eruption in Verbindung stehen könnte. Kurioserweise gibt es in diesem Gebiet keine GPS-Messstationen. Diese konzentrieren sich auf die Askja, wo immer noch Bodenhebungen registriert werden. Innerhalb eines Jahres stieg der Boden an einigen Messstationen um gut 12 Zentimeter.

Einige Erdbeben ereigneten sich wieder rund um den Eyjafjallajökull und griffen auf die nördlich gelegene Torfajökull-Caldera über. Der vermeintliche Schwarm am Eyjafjallajökull, über den ich am Freitag geschrieben habe, stellte sich als Ergebnis fehlerhafter Messungen heraus. Es wird spekuliert, dass der starke Sonnensturm Störungen im Messsystem verursacht haben könnte. Einige Beben wurden jedoch bestätigt, sodass man von einer leichten Steigerung der Seismizität sprechen kann. Eine signifikante Bodenhebung wurde bisher nicht festgestellt.

Anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi

Anders sieht es auf der Reykjanes-Halbinsel aus, wo die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet anhält. An der Messstation SENG liegt die Hebung seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September bei 17 Zentimetern. In einem IMO-Update vom 10.10.24 heißt es, dass es kleine Veränderungen in der Hebungsgeschwindigkeit gegeben hat, die sich etwas verlangsamt hat. Ähnliches beobachtete man bereits einige Wochen vor den Eruptionen an der Spalte bei Sundhnúkur. Vermutlich verlangsamt sich die Bodenhebung, weil der Druck im oberflächennahen Magmakörper steigt und das aus der Tiefe aufsteigende Magma bremst.

Das aktuelle Erdbebenmuster der Region ähnelt ebenfalls jenen, die wie einige Wochen vor den anderen Eruptionen sahen. Gerade setzte ein kleiner Erdbebenschwarm bei Eldeyjarboði ein. Ein paar Beben manifestierten sich nun auch wieder an der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Es gibt auch Hinweise auf eine erneute Magmenakkumulation unter dem Fagradalsfjall. Diese wurde durch neue InSAR-Aufnahmen festgestellt. Dazu später mehr in einem gesonderten Bericht.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 2,6 am 13.10.24

Erschütterungen unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich fort – Beben Mb 2,6

Datum 13.10.24 | Zeit: 06:07:53 UTC | 40.8345 14.1478 | Tiefe: 2,4 km | Mb 2,6

Wie erwartet setzt sich die Erdbebentätigkeit unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei weiter fort und scheint sich wieder zu verstärken, nachdem sie im September vergleichsweise gering war. Im letzten Monat gab es überwiegend Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, wobei keine der Erschütterungen eine Magnitude größer 2 hatte, was sich in den letzten Tagen änderte: Heute Morgen um 06:07:53 UTC (08:07:53 Uhr Lokalzeit) manifestierte sich ein Beben der Magnitude 2,6 nordöstlich der Solfatara im Stadtteil Pisciarelli. Das Epizentrum lag nach der Ringstraße und in relativer Nähe zur Fumarole von Pisciarelli. Die Tiefe des Hypozentrums wurde in 2,4 Kilometer Tiefe lokalisiert und somit im Grenzbereich zwischen dem stabilen Gesteinsdeckel, der den Magmenkörper gegen die Sedimente abdichtet, in denen sich das Hydrothermalsystem des Vulkans befindet. Aller Wahrscheinlichkeit nach stand das Beben mit Rissbilddung im Gestein im Zusammenhang. Erst gestern hatte es ein Beben Mb 2,5 im Golf von Pozzuoli gegeben. Genauso wie dieses Beben, war auch der Erdstoß heute im Bereich von Pozzuoli zu spüren gewesen.




Erfolgreiche Umsetzung der Evakuierungsübung im Rahmen von „EXE Flegrei 2024“

Die Beben stimmten Zivilschutz und Bürger auf das Finale der mehrtägigen Katastrophenvorsorgeübung EXE Flegrei 2024 ein, die gestern ihren Höhenpunkt erfuhr. Es wurde der Ernstfall eines Vulkanausbruchs in den Campi Flegrei geprobt, der Evakuierungen nötig machte. Nachdem die Übung morgens erst etwas schleppend angelaufen war, nahmen letztendlich über 1500 Bürger der Roten Gefahrenzone der Phlegräischen Felder teil. Ungefähr 1000 Probanden wurden mit 47 Bussen zu bereitstehenden Zügen transportiert. Drei der Züge setzten sich tatsächlich in Bewegung und probten die Fahrt zu relativ weit entfernten Orten in Kampanien. Der Rest der Teilnehmenden blieb in den Wartezonen ihrer jeweiligen Gemeinden, wo sie Informationen über das Vulkanrisiko und den Evakuierungsplan erhielten. Die Beteiligung war deutlich höher als bei der letzten Übung im Jahr 2019, als man in Pozzuoli einen Vulkanausbruch simulierte. Die Übung im Juni 2024 diente der Erprobung der Reaktionen auf Erdbebengefahren.

An der Übung waren mehr als 700 Zivilschutzkräfte sowie über 60 verschiedene Einrichtungen und Behörden beteiligt. Die Koordination dieser komplexen Übung lag beim Departement für Zivilschutz und der Region Kampanien, in Zusammenarbeit mit den Gemeinden der Roten Zone Campi Flegrei, den Präfekturen Neapel und Caserta sowie den operativen Einrichtungen und Kompetenzzentren des Departements. Auch andere Regionen und zwei autonome Provinzen mit ihren betroffenen Gemeinden waren beteiligt.