Laacher-See-Vulkan von weiterem Erdbeben erschüttert

Erdbebenserie am Laacher-See-Vulkan in der Eifel reißt nicht ab

Heute Nachmittag ereignete sich um 13:06:13 UTC (15:06:13 Uhr Lokalzeit) ein weiterer Erdstoß mit einer Magnitude von 1,5. Das Epizentrum lag südöstlich des Laacher Sees, der als pseudo-Maarsee in der pleistozänen Caldera entstand. Nach Angaben des EMSC wurde der Erdbebenherd in einer Tiefe von etwa 25 Kilometern lokalisiert.

Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Das Beben stand zwar nicht in direktem Zusammenhang mit dem Schwarmbeben am Westufer, über das ich letzte Woche berichtete, ist aber aufgrund seiner Tiefe dennoch ungewöhnlich. Es zeigt die charakteristischen Eigenschaften eines Deep Low Frequency (DLF)-Ereignisses, liegt mit 25 Kilometern Tiefe jedoch eher am oberen Rand des typischen Entstehungsbereichs dieser Bebenart. Üblicherweise treten DLF-Beben in Tiefen von über 30 Kilometern auf. Möglicherweise wurde die Herdtiefe noch nicht endgültig überprüft, weshalb die Angaben vorläufig sind.

DLF-Beben werden durch magmatische Fluide verursacht, die im Grenzbereich zwischen Lithosphäre und Asthenosphäre zirkulieren. Sie weisen darauf hin, dass der Eifel-Mantelplume weiterhin aktiv ist und noch partiell aufgeschmolzenes Material enthält.

In den vergangenen Wochen ist eine deutliche Zunahme der Seismizität im Bereich der Osteifel zu beobachten. Das bedeutet zwar nicht, dass ein Vulkanausbruch unmittelbar bevorsteht, doch die Beben gelten als Hinweis darauf, dass das magmatische System der Vulkaneifel keineswegs erloschen ist.

Der Laacher-See-Vulkan selbst entstand bei der letzten großen Eruption vor rund 12.900 Jahren (am Übergang von der letzten Eiszeit zur Warmzeit). Diese Eruption erreichte einen VEI von 6 und war damit vergleichbar mit dem Ausbruch des Pinatubo 1991. Sie schleuderte mehr als 20 Kubikkilometer Tephra aus und bedeckte weite Teile Mitteleuropas mit Bims und Asche. Noch heute entweichen magmatische CO₂-Gase aus dem Seegrund – sogenannte Mofetten –, die belegen, dass das System im Untergrund weiterhin thermisch aktiv ist.

Update: Am späten Abend gab es an gleicher Stelle noch ein Mikrobeben M 0,3 in 23 Kilometern Tiefe.

Island: Schwarmbeben bei Hellisheiði

Schwarmbeben auf Reykjanes bei Hellisheiði – Erdbeben wahrscheinlich manmade

Der Osten der Reykjanes-Halbinsel wurde von einem Erdbebenschwarm heimgesucht, der sich im Bereich des Geothermalkraftwerks Hellisheiði manifestierte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,7 und eine Herdtiefe von 4,4 Kilometern. Es wurden gut 20 schwächere Beben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität registriert.

Frühere Schwarmbeben in der Gegend standen für gewöhnlich mit den Geothermiebohrungen in Zusammenhang, die durch Injektion von Wasser ausgelöst wurden. Aktuell gibt es keinen Grund zur Annahme, dass es diesmal eine andere Ursache gibt – die Beben sind also wahrscheinlich menschengemacht.

Ähnlich könnte es sich nach Aussage des Geophysikers Magnús Tumi im Krysuvik-System verhalten, wo es seit Wochen eine erhöhte Seismizität gibt. Laut Magnús wurden bei Krysuvik zahlreiche Probebohrungen abgeteuft, was zur Druckänderung des Systems geführt haben könnte. Ich bin diesbezüglich skeptisch, denn nach einer Intrusion im Jahr 2023, die mit Bodenhebung einherging, senkt sich nun der Boden infolge von Deflation – dem unterirdischen Abfluss magmatischer Fluide – wobei sich der Boden um mehr als 50 mm absenkte. Sollte diese Absenkung durch Entgasungsprozesse an den Bohrlöchern zustande kommen, müssten dort gewaltige Dampffahnen entweichen, etwas, was mir bislang nicht untergekommen ist.

Betrachtet man die Bodendeformationen im westlich von Krysuvik gelegenen Fagradalsfjall-Gebiet, erkennt man, dass sich die Deformationsmuster, die im Zusammenhang mit dem Aufladen des Svartsengisystems stehen, geändert haben. Die Bodenhebung an der GNSS-Messstation verläuft im Randbereich von Svartsengi/Fagradalsfjall deutlich langsamer als bei den vorherigen Hebungsphasen. Vermutlich hat sich im tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall etwas geändert, was auf das Spannungsfeld der Region einwirkt.

Bei Svartsengi selbst bewegen sich die Messdaten seitwärts, so, wie es einige Tage vor den letzten Eruptionen typisch war. Allerdings ist es auch möglich, dass es wieder zu Messungenauigkeiten kommt. Was dafür spricht, dass es bald zu einer neuen Eruption kommt, ist, dass die Bebentätigkeit im Svartsengigebiet langsam zunimmt.

Azoren: Zwei weitere Erdbeben auf Terceira

Zwei Erdbeben auf der Azoreninsel Terceira registriert – wahrscheinlich vulkanischen Ursprungs

Das Zentrum für seismische und vulkanische Überwachung der Azoren (CIVISA) hat am Sonntag, dem 13. Oktober, zwei Erdbeben auf der Insel Terceira verzeichnet. Die Beben ereigneten sich um 11:46 und 11:50 Uhr (Ortszeit = UTC) und erreichten Magnituden von 3,0 bzw. 2,9. Beide Epizentren lagen rund vier Kilometer ostnordöstlich von Doze Ribeiras im Westen der Insel.

Terceira. © EMSC

Nach Angaben von CIVISA wurden die Erschütterungen mit einer maximalen Intensität von IV auf der modifizierten Mercalli-Skala in mehreren Orten gespürt, darunter Doze Ribeiras, Santa Bárbara, Cinco Ribeiras, São Bartolomeu, Raminho und Altares in der Gemeinde Angra do Heroísmo sowie in Biscoitos in der Gemeinde Praia da Vitória. Mit geringerer Intensität (III) waren die Beben auch in São Mateus da Calheta, São Pedro, Santa Luzia, Nossa Senhora da Conceição und Agualva wahrnehmbar.

Verletzte oder größere Sachschäden wurden bislang nicht gemeldet. Die Ereignisse stehen laut CIVISA im Zusammenhang mit der seit Juni 2022 anhaltenden seismovulkanischen Aktivität auf Terceira, die immer wieder von kleineren Erdbeben begleitet wird.

Zuletzt wurde am 6. Oktober von Erdbeben auf Terceira berichtet. Damals hatte die stärkste Erschütterung eine Magnitude von 3,1. Zudem wurde die Alarmstufe für die Vulkane im Westen der Insel erhöht.

Terceira ist eine der geologisch aktivsten Inseln der Azoren. Sie liegt auf der sogenannten Terceira-Verwerfungszone, einem komplexen Übergangsbereich zwischen der eurasischen, der nordamerikanischen und der afrikanischen Platte. Auf der Insel befinden sich mehrere Vulkankomplexe, darunter die Serra de Santa Bárbara im Westen und der Guilherme-Moniz-Komplex im Zentrum. Die jüngste Eruption fand 1761 an der Westküste statt und dauerte über einen Monat.

CIVISA beobachtet die seismische Entwicklung auf Terceira weiterhin genau. Nach Angaben des Instituts besteht derzeit kein Hinweis auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch, doch bleibt die Situation Teil der laufenden vulkanischen Krise im zentralen Azorenarchipel.

Campi Flegrei: Hohe Erdbebenaktivität am 13. Oktober

Weiters Schwarmbeben erschütterte Campi Flegrei – Mehr als 60 Beben detektiert

Gestern begann in den Campi Flegrei ein weiterer Erdbebenschwarm, der bis in die Nacht dauerte und sich aus mehr als 60 Einzelbeben zusammensetzte. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten eine Magnitude von 2,5. Das erste Beben ereignete sich am 12. Oktober um 13:35 UTC am Südfuß des Monte Nuovo in 1,6 km Tiefe. Der zweite Erdstoß wurde im Norden des Solfatarakraters verortet. Der Erdbebenherd befand sich in 2,5 km Tiefe. Dieser Erdstoß ereignete sich um 15:01 UTC. Nur 3 Minuten später folgte ein Beben Md 2,1 in 2,3 Kilometern Tiefe. Dieses Beben lag unter dem ehemaligen Campingplatz in der Solfatara, den ich übrigens sehr vermisse, denn es war einer meiner Lieblingsplätze in Italien!

Die meisten der schwächeren Beben, von denen viele Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten, lagen unter der Solfatara und angrenzenden Bereichen. Einige Beben streuten über ein weites Areal der Caldera.

Wie üblich gab es eine Warnung des Schwarms vom Bürgermeister der Kommune Pozzuoli. Die drei stärkeren Erdbeben konnten von den Menschen in Pozzuoli gespürt werden. In den sozialen Medien gibt es Kommentare von Christen, die vermehrt zu Gebeten aufrufen und glauben, dass die Erdstöße Zeichen Gottes wären. Ich dachte immer, unter der Erde würde jemand weniger Nettes herrschen. Wer oder was auch immer für die Beben verantwortlich ist, es verheißt nichts Gutes für die Anwohner des Calderavulkans, den man durchaus als Höllenloch betrachten kann.

In den sozialen Medien wurden nicht nur Kommentare geteilt, sondern auch Fotos einer fast senkrecht aufsteigenden Dampfwolke, die von der Pisciarelli-Fumarole aufstieg. Sie war tatsächlich dichter und stieg höher auf als sonst, was aber auch windstille und niedrigen Temperaturen geschuldet sein könnte. Andererseits könnten durch die Erdbeben auch vermehrt Gase freigesetzt worden sein.

Äthiopien: Drei Erdbeben auf der Riftschulter

Drei mittelstarke bis starke Erdbeben erschütterten in Äthiopien die westliche Riftschulter – Vulkan Erta Alé in der Nähe

Datum: 11.10.2025 | Zeit: 16:18:26 UTC | Koordinaten 13.765 ; 39.802 | Tiefe: 10 km | Mb 5,6

In Äthiopien manifestierten sich heute Abend drei mittelstarke bis starke Erdbeben auf der westlichen Riftschulter des Afar-Dreiecks.  Das stärkste Beben hatte nach ersten Einschätzungen eine Magnitude von 5,6 und einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe. Die beiden anderen Erschütterungen lagen ähnlich tief und hatten die Magnituden 5,3 und 4,4. Die Epizentren lagen gut 46 Kilometer nordöstlich von Mekele, dem früheren Tor zur Danakil und dem Erta Alé.

Auf den ersten Blick dachte ich zunächst, dass es eine neue Magmaintrusion in der Awash-Region gibt, doch beim Hineinzoomen in die Shakemap stellte ich fest, dass dem nicht so ist. Wenn die Verortung der Beben korrekt ist, dann manifestierten sich alle drei Beben an der Störungszone der westlichen Grabenschulter des ostafrikanischen Riftvalleys, das sich im Norden Äthiopiens zum Afar-Dreieck erweiterte. Die Epizentren liegen fast auf der gleichen Breite wie der Schildvulkan Erta-Alé, der sich gut 90 Kilometer entfernt befindet. Die beiden stärkeren Erdbeben könnten sich auf den Vulkan auswirken, der seit dem großen Ausbruch im Juli verhältnismäßig still geworden ist. Bei den Eruptionen hatten sich zwei neue Pitkrater gebildet, die aktuell stark entgasen. Größere Lavaansammlungen gibt es aber nicht.

Die Erdbeben müssten in Mekele deutlich zu spüren gewesen sein, entsprechende Meldungen liegen aber noch nicht vor: Der Ort, der vom Salzhandel lebt und vor dem Bürgerkrieg der letzten Jahre als Tor zum Erta Alé galt, ist seit dem Konflikt noch weiter isoliert und die Infrastruktur stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass der Informationsfluss von hier langsam ist, sofern überhaupt Informationen an die Außenwelt dringen. Vulkanspotter, die den Erta Alé besuchen, reisen seit 2 Jahren wieder über Awash an, was zwar deutlich länger dauert, aber sicherer ist.

Antarktis: Sehr starkes Erdbeben in der Drake-Passage

Schweres Erdbeben in der Drake-Passage – Tektonische Spannung zwischen Antarktis und Südamerika entlädt sich

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 20:29:22 UTC | Koordinaten -60.184 ; -61.863 | Tiefe: 10 km | Mw 7,7

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,7 hat am Freitagabend die entlegene Region der antarktischen Drake-Passage erschüttert. Das Beben ereignete sich um 20:29 Uhr UTC und lag rund 956 Kilometer südöstlich von Punta Arenas (Chile) sowie 710 Kilometer südöstlich von Ushuaia (Argentinien). Der Erdbebenherd befand sich in etwa 10 Kilometern Tiefe. Da sich das Erdbeben weitab jeglicher Siedlungen, inmitten des sturmgepeitschten Südpolarmeers manifestierte, blieben Schäden aus.

Erdbebenkarte. © GFZ

Obwohl sich das Beben weitab der Zivilisation ereignete, war es weitreichend messbar und wurde von seismologischen Netzwerken weltweit registriert. Für die Küsten Chiles, Argentiniens und der Antarktischen Halbinsel bestand keine Tsunamigefahr, teilte das Pazifische Tsunamiwarnzentrum mit. Zudem wurden mehrere Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich gemeldet.

Die Drake-Passage ist geologisch eine der komplexesten Regionen der Erde. Hier treffen drei große tektonische Einheiten aufeinander: die Südamerikanische Platte, die Antarktische Platte und die dazwischen eingekeilte Scotia-Platte. Letztere wird im Westen durch die West Scotia Ridge – eine ozeanische Spreizungszone – und im Süden durch die Shackleton Fracture Zone begrenzt, eine mächtige Transformstörung, die Scherbewegungen zwischen den Platten aufnimmt.

Das Erdbeben ereignete sich entlang der Shackleton Fracture Zone, einer rechtsseitig verschiebenden Transformstörung, an der die Scotia-Platte sich ostwärts an der Antarktischen Platte vorbeibewegt. Solche Beben entstehen nicht durch vertikales Abtauchen von Platten, sondern durch horizontale Scherung – ähnlich wie an der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.

Die Region der Drake-Passage spielt eine Schlüsselrolle in der Bewegung der antarktischen Lithosphäre. Während die Antarktische Platte nach Westen driftet, bewegt sich die Scotia-Platte langsam nach Osten – ein tektonisches Tauziehen, das seit Millionen Jahren anhält. Das aktuelle Beben erinnert daran, dass auch die entlegensten Zonen der Erde dynamisch aktiv bleiben.

Das oben beschriebene Erdbeben war nicht das einzige sehr starke Beben der vergangenen Tage. So manifestierten sich im Südosten der Philippinen zwei Beben Mw 7,4 und 6,7, über die ich bereits berichtet habe. Außerdem gab es in der Bismarcksee (PNG) ein Beben Mw 6,3.

Laacher-See-Vulkan: Erdbebenschwarm am Westufer

Erdbeben manifestierten sich unter dem Wall am linken Bildrand. © Marc Szeglat

Schwarmbeben am Westrand des Laacher-See-Vulkans – einzigartiges Ereignis

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 03:43:50 UTC | Koordinaten:  50.407 ; 7.249 | Tiefe: 7 km | Mb 0,9

Unter dem Westrand des Laacher-See-Vulkans manifestiert sich ein ungewöhnlicher Erdbebenschwarm, der heute Nacht gegen 00:05:19 UTC (02:05:19 UHR MESZ) begann. Das stärkste Erdbeben der Sequenz ereignete sich in den frühen Morgenstunden und hatte eine Magnitude von 0,9 und einen Erdbebenherd in 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km west-südwestlich von Andernach und wenige Meter nordwestlich der Abtei Maria Laach verortet. 

Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Obwohl die Magnituden der Erschütterungen sehr schwach sind und im Bereich der Mikroseismizität liegen, ist es ein bis jetzt einzigartiges Ereignis, über das ich in den 25 Jahren meiner Berichterstattung für Vnet noch nicht schreiben durfte.

Das EMSC listet bis jetzt 5 dieser Mikrobeben mit Magnituden im positiven Bereich, die von den Seismometern des rheinland-pfälzischen Erdbebennetzwerks registriert wurden. Laut der Website Erdbebennews soll es aber 87 weitere extrem schwache Vibrationen mit negativen Magnituden gegeben haben, an deren Verifizierung der Erdbebendienst noch arbeitet. Bis die Beben bestätigt sind, sollte man diese Information mit einem „Grain of Salt“ betrachten.

Von den Anwohnern der Region konnten die Erdbeben nicht gespürt werden und eine Gefährdungslage bestand nicht.

In den letzten Tagen sind in der Eifel ungewöhnlich häufig Erdbeben aufgetreten, die ich der Randzone des Eifelmantelplumes zurechnete. So gab es am 8. Oktober ein Erdbeben mit Mb 0,8 in 32 Kilometern Tiefe, dessen Epizentrum zwischen Mendig und Kruft lag. Hierbei handelte es sich um ein sogenanntes Deep-Low-Frequency-Erdbeben. Diese Erdbebenart wurde am Laacher-See-Vulkan zum ersten Mal im Jahr 2013 registriert, kam in der letzten Zeit aber nur selten vor. Diese spezielle Erdbebenart steht nach Meinung von Geowissenschaftlern mit der Bewegung magmatischer Fluide im Grenzgebiet Erdmantel zur Erdkruste in Verbindung.

Auch wenn die aktuelle Seismizität noch keinen Hinweis auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch liefert, zeigt sie, dass die Region um den Laacher-See-Vulkan magmatisch aktiver ist, als man früher angenommen hat. Langfristig betrachtet könnte sich hier wieder ein Vulkanausbruch ereignen.

Update: Die Erdbeben wurden teilweise durch manuelle Überprüfung neu bewertet. Jetzt hatten zwei Erdbeben eine Magnitude von 0,9. Dieses Beben hatte sich schon gestern um 22:01:02 UTC ereignet. Ein weiterer Erdstoß M 0,7 wurde unter dem Kloster detektiert. Insgesamt sind nun offiziell 7 Beben mit positiven Magnituden bestätigt. Sollten die Mönche eine wildes Sause gefeiert haben?

Update 10.10.25: Das LGB-Rheinland-Pfalz hat inzwischen 11 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 0,3 und 0,9 in seine Erdbebenlisten aufgenommen und damit bestätigt.

Philippinen: Sehr starkes Erdbeben Mw 7,4 vor Davao

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,4 erschüttert Philippinen und richtet Schäden an – Mindestens ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte gemeldet

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 01:43:59 UTC | Koordinaten: 7.254 ; 126.697 | Tiefe: 53 km | Mw 7,4

Heute Nacht wurden die Philippinen erneut von einer Naturkatastrophe getroffen. Diesmal war es ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4, das sich vor der Ostküste von Davao in der südphilippinischen Region Mindanao ereignete. Der Erdstoß setzte um 01:43:59 UTC (09:43:59 Uhr Lokalzeit) ein und wurde 18 km ost-nordöstlich von Manay verortet. Der Erdbebenherd lag laut EMSC in 53 Kilometern Tiefe. Es wurde Tsunamialarm gegeben, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde. Aufgrund des Tsunamialarms wurden Küstenregionen evakuiert. Größere Wellen blieben aber aus. Das benachbarte Indonesien meldete nur Wellen geringer Höhe. Es gab und gibt mehrere Nachbeben.

Erdbeben Philippinen. © GFZ

In den sozialen Medien wurden Bilder von eingestürzten Häusern und demolierten Straßen gezeigt. Medien berichten von mindestens einem Todesopfer und zahlreichen Verletzten. Unter ihnen befinden sich 50 Schüler einer Highschool. Auch Abfertigungsgebäude des internationalen Flughafens in Davao bekamen Risse. Der Flugverkehr kam kurz ins Stocken, wurde aber schnell wieder aufgenommen. Außerdem fiel in zahlreichen Orten der Strom aus. In Davao City musste ein Krankenhaus geräumt werden und es spielten sich chaotische Szenen ab. Das volle Ausmaß der Schäden wird noch ermittelt.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit dem Philippinen-Graben in Verbindung, an dem die Pazifikplatte unter die Philippinenplatte abtaucht und im Erdmantel teilweise geschmolzen wird. Durch diesen Prozess entstehen die Schmelzen, die an den Vulkanen der Philippinen als Lava eruptiert werden. Der starke Erdstoß könnte Vulkanausbrüche an Feuerbergen auslösen, die bereits zu einer Eruption bereit sind. Nach dem letzten starken Erdbeben auf den Philippinen, das sich am 30. September zutrug und zahlreiche Todesopfer forderte, reagierte der Taal-Vulkan mit einer phreatomagmatischen Eruption. Auch der Kanlaon wurde wieder aktiver. Da das Beben weit im Süden des philippinischen Archipels lag, könnte es sich auch auf die Vulkane des nördlichen Indonesiens auswirken, insbesondere auf die Inselvulkane des Sangihe-Archipels und der Molukken. Dort liegt etwa der Inselvulkan Karangetang, der seit gestern Anzeichen erhöhter Aktivität zeigt.

Update: Heute Mittag folgte ein weiteres starkes Nachbeben Mw 6,7 in 60 Kilometern Tiefe, das vor der Ostküste bei Davao lag. Die Zahl der Todesopfer steig auf mindestens 5.

Türkei: Seismologe prognostiziert stärkere Erdbeben in Kütahya

Erdbeben im türkischen Kütahya: Seismologe warnt vor Migration der Erdbeben in Richtung Nordosten

Datum: 08.10.2025 | Zeit: 23:54:07 UTC | Koordinaten: 39.247 ; 29.013 | Tiefe: 9 km | Mb 4,9

Gestern Abend ereignete sich im Erdbebengebiet bei Simav ein weiterer Erdstoß der Magnitude 4,9. Das Epizentrum wurde 18 km nördlich von Simav lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in 9 Kilometern Tiefe. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Region deutlich gespürt und sogar noch in Istanbul und dem fast 400 Kilometer entfernten Bulgarien wahrgenommen. Laut türkischen Presseberichten sollen wieder zahlreiche Menschen panikartig ins Freie geflüchtet sein.

Simav-Graben. © EMSC

Das Beben ereignete sich nahe einer der Störungszonen des Simav-Grabens, über den ich in den letzten Monaten öfters berichtet habe. Entlang des Grabens haben sich inzwischen zwei Erdbebencluster gebildet. Täglich gibt es mehr als ein Dutzend schwacher Erdbeben und gelegentlich auch mittelstarke bis starke Erschütterungen wie das Beben gestern. Das stärkste Erdbeben im August hatte eine Magnitude von 6,1 und verursachte einige Schäden und Verletzte.
Nun ergriff der türkische Seismologe Professor Dr. Osman Bektaş das Wort und wies darauf hin, dass sich die seismische Aktivität nach Nordosten in Richtung Kütahya-Tavşanlı ausbreitet. Insbesondere der Naşa-Erdbebencluster zeigt weiterhin Zuwachs: Nachdem vor vier Tagen ein Beben der Stärke 4,1 registriert wurde, nimmt die Seismizität nun mit einer Magnitude von 4,9 in nordöstlicher Richtung zu.

Der Professor ist der Meinung, dass das starke Sindırgı-Erdbeben der Magnitude 6,1 das umliegende Verwerfungssystem aktivierte und eine Zunahme der seismischen Aktivitäten ausgelöst hat. Der Uşak-Block, begrenzt durch die Simav- und Gediz-Verwerfungen, die die stärksten Deformationen in der Ägäis aufweisen, bildet seit 1969 einen Makro-Erdbebencluster, der nun ebenfalls auf Kütahya gerichtet ist, so Bektaş in einem Statement gegenüber der Lokalpresse. Die Behörden und Experten beobachten die Region weiterhin genau, da die seismische Tendenz auf eine potenzielle Zunahme der Beben hindeutet.

Meiner Meinung nach könnte zwischen den beiden Erdbebenclustern eine seismische Lücke entstanden sein, in der noch hohe Spannungen in der Erdkruste vorhanden sind. Daher rechne ich eher mit einem weiteren starken Beben zwischen den Clustern als in einem der bestehenden, obgleich auch hier noch ein großes Bebenpotenzial vorhanden ist.

Interessant finde ich auch, dass es in der Region einen hohen geothermischen Gradienten gibt und im Bereich des ersten Bebenclusters ein Geothermiekraftwerk betrieben wird.