Aktuelle Nachrichten über Erdbeben und weiterführende Berichte zur Seismologie gibt es in dieser Kategorie von vulkane.net. Ihr findet regelmäßige Updates über wichtige Erdbeben auf der ganzen Welt. Ein Schwerpunkt liegt bei Erdbeben in der Nähe von Vulkanen.
Die Nachrichten werden redaktionell bearbeitet und nicht automatisch generiert, so dass die News eine gewisse Relevanz haben. Weiterhin findet ihr hier einen aktuellen Erdbebenmonitor mit Live-Daten.
Datum: 28.05.2025 | Zeit: 01:30:39 UTC | Koordinaten: 19.770 ; -109.060 | Tiefe: 4 km | Mw 5,9
Cabo San Lucas, 28.05.2025 – Vor der Westküste Mexikos ereignete sich eine Erdbebenserie, die bis jetzt aus 12 Einzelbeben besteht. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten die Magnituden 5,9 und 5,8. Die Hypozentren lagen in 4 und 13 Kilometern Tiefe. Das schwächste Beben brachte es auf Mb 3,9.
Die Epizentren wurden dem Revilla-Gigedo-Archipel zugeordnet, das 380 Kilometer südwestlich der Baja California liegt. Nächstgelegener Ort an der Südspitze von Baja ist Cabo San Lucas in 358 Kilometern Entfernung.
Wahrnehmungsmeldungen liegen nicht vor, doch aus vulkanotektonischer Sicht sind die Erdbeben von Interesse: Das Revilla-Gigedo-Archipel ist vulkanischen Ursprungs und liegt westlich der Rivera-Mikroplatte, die von einigen Transformstörungen und dem Mittelamerika-Graben begrenzt wird. Die Erdbeben manifestierten sich an der Rivera-Fracture-Zone (RFZ), bei der es sich um eine rechtsinnige Blattverschiebung handelt. In dieser Beziehung gleicht die Störung dem San-Andreas-Fault, in dessen Verlängerung sich die RFZ befindet.
Der vulkanische Inselbogen des Revilla-Gigedo-Archipels liegt ca. 230 Kilometer von den Epizentren entfernt und besteht aus 4 größeren und mehreren kleinen Inseln, die allesamt unbewohnt sind, sieht man einmal von einer kleinen Marinebasis auf der größten Insel Socorro ab. Auf Soccoro liegt der 1050 m hohe Schildvulkan Mount Evermann, der zuletzt 1951 sowie von 1993 bis 1994 eruptierte. Über den Aktivitätsstatus des wenig erforschten und nicht weiter überwachten Vulkans ist mir nichts bekannt, doch es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Erdbeben an der RFZ auf die Aktivität des Vulkans auswirken könnten.
Die letzte Meldung zum Mount Evermann, die beim GPV einzusehen ist, stammt aus dem Jahr 1995. Damals wurde beschrieben, dass es 7 Fumarolen und einige heiße Quellen gibt, die von den Nachwirkungen der schwachen Eruptionen ein Jahr zuvor zeugen.
Erdbeben Mb 4,0 erschüttert Sunda-Strait bei Anak Krakatau – Vulkan noch ruhig
Datum: 27.05.2025 | Zeit: 10:18:51 UTC | Koordinaten: -6.230 ; 105.350 | Tiefe: 74 km | Mb 4,0
Jakarta, 27.05.2025 – Heute Vormittag ereignete sich im indonesischen Sunda-Strait ein Erdbeben der Magnitude 4,0, dessen Erdbebenherd in 74 Kilometern Tiefe lag. Das Epizentrum wurde vom EMSC 56 km westlich von Labuan verortet.
Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche kaum aus und hätte auch nicht Einzug in die News bei Vnet gehalten, wenn da nicht der Umstand wäre, dass sich der Erdstoß nur 15 Kilometer südwestlich des Vulkans Anak Krakatau ereignet hat. Der Vulkan selbst ist bislang ruhig und zeigt seit gut 3 Monaten nur eine geringe Seismizität und auch sonst keine Anzeichen für eine bevorstehende Aktivitätsphase. In der Vergangenheit gab es aber Korrelationen zwischen der Seismizität im Sunda-Strait, die oft einhergingen mit einer Verstärkung der Vulkantätigkeit. Allerdings gab es dann in einem kurzen Zeitraum mehrere mittelstarke Erdbeben hintereinander.
Es gibt 2 mögliche Ursachen für das Erdbeben: Die wahrscheinlichste ist, dass ein Stück subduzierte Platte Australiens, die entlang des Sunda-Grabens bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist, unter Spannungen geraten ist und das Erdbeben verursachte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Erdstoß durch Prozesse ausgelöst wurde, die Magma entstehen lassen. In diesem Fall könnte das Erdbeben durch aufsteigendes Magma verursacht worden sein, das sich seinen Weg von seinem Entstehungsort Richtung Erdkruste bahnt.
Ähnliche tiefe Erdbeben unter dem Meeresboden kennen wir noch von einer anderen Lokation: dem Stromboli. Wenn es östlich des Inselvulkans vermehrt zu tiefen Erdbeben unter dem Tyrrhenischen Meer kommt, so wie es in den letzten Tagen wieder der Fall ist, steigert der Vulkan mit einigen Wochen Verzögerung meistens seine Tätigkeit.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Seismizität im Sunda-Strait weiter steigert. Wenn ja, ist es sehr gut möglich, dass es in einigen Wochen Anak Krakatau dem gleichtun wird.
Erdbeben Mw 5,0 erschütterte Region um Patras in Griechenland – Menschen aus dem Schlaf gerissen
Datum: 27.05.2025 | Zeit: 00:06:32 UTC | Koordinaten: 38.290 ; 22.490 | Tiefe: 10 km | Mw 5,0
Patras, 27.05.25 – In Griechenland ereignete sich ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km südlich von Itéa verortet, einem Ort mit rund 4700 Einwohnern. Das größere Patras liegt 66 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe.
Das Erdbeben manifestierte sich nachts um 00:06:32 UTC (03:06:32 Uhr Lokalzeit) und riss zahlreiche Bewohner der Gegend am Golf von Korinth aus dem Schlaf. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, dennoch meldeten sich zahlreiche besorgte Bürger bei den Erdbebendiensten und schilderten ihre Erfahrungen. Ein Bebenzeuge beschrieb, dass Möbel wackelten und Fenster und Türen schlugen. Ein Zeuge zeigte sich wegen Tiefenbohrungen auf Kreta und Zypern besorgt und fürchtet, dass diese Starkbeben im Mittelmeerraum auslösen könnten – eine eher unbegründete Angst.
Das Beben war in einem Umkreis von fast 500 Kilometern zu spüren gewesen, u.a. auch in der Landeshauptstadt Athen.
Tektonische Einordnung des Erdbebens bei Patras
Der Erdstoß ereignete sich im Golf von Korinth, jener Meerenge, die das griechische Festland von der Halbinsel Peloponnes trennt. Der Golf liegt in einem marinen Becken, das durch Divergenz entstand. Genaugenommen handelt es sich beim Golf von Korinth um ein Rift. Der Graben begann sich im späten Miozän zu öffnen und ist etwa 105 km lang und 30 km breit. Seine tiefste Stelle liegt 3 Kilometer unter der Meeresoberfläche. Die Öffnung des Grabens ist bis heute nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Das Rift öffnet sich mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 15 mm pro Jahr.
Der Graben bildete sich durch Dehnungstektonik im Backarc-Bereich der Hellenischen Subduktionszone und den damit einhergehenden vulkanischen Inselbogen, zu dem auch Santorin gehört. Entlang der Längsterstreckung des Rifts verlaufen im Norden und Süden des Grabens Störungszonen, die als Abschiebungen angelegt sind. An einer dieser Störungen manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.
Entlang des Golfes von Korinth können auch durchaus starke Erdbeben auftreten. Einer der stärksten Erdstöße hier ereignete sich im Jahr 1981 und brachte es auf eine Magnitude von 6,7. Das Beben war Teil eines Starkbebenschwarms, in dessen Folge ca. 8000 Gebäude zerstört wurden. Über 20 Menschen starben infolge der Bebentätigkeit.
Studie attestiert den Campi Flegrei Erdbeben durch Druckentlastung im Gasspeicher
Eine weitere Studie eines Forscherteams aus Italien und Österreich befasste sich mit der Suche nach dem Auslöser der Erdbeben in den Campi Flegrei und erstellte mit einer hochauflösenden seismischen Tomografie ein verfeinertes Modell des Untergrunds der Caldera. Dabei wurden neue Einzelheiten über deren strukturellen Aufbau enthüllt.
Das Verfahren der seismischen Tomografie ist nicht neu und wurde im Rahmen der Berichterstattung auf Vnet schon hinlänglich beschrieben. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Auswertung tausender Erdbeben in einem Gebiet Rückschlüsse über dessen Untergrundstrukturen zulässt – unterschiedliche Gesteinsschichten, aber auch Störungen und Speicherreservoire von Fluiden können mit Hilfe von Bildgebungsverfahren sichtbar gemacht werden. Das Herzstück der seismischen Tomografie ist der Umstand, dass die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen abhängig von dem Medium ist, das sie durchlaufen. Laufzeitunterschiede der Erdbebenwellen geben somit Informationen über den Untergrund preis. Damit das funktioniert, ist ein dichtes Geofon-Netzwerk erforderlich, wobei fest installierte Geräte durch mobile Einheiten ergänzt werden können.
Konkret entwickelten die Forscher um De Landro (Uni Neapel) und Muzellec (Uni Wien) eine Methode, ein besonders hochauflösendes Modell des Untergrunds der Campi Flegrei zu entwickeln, indem die Laufzeitunterschiede von P- und S‑Wellen analysiert wurden. Zudem bestätigten sie ihre Theorien durch geophysikalische Modellversuche an Gesteinsproben.
Im Wesentlichen wurde zunächst der bereits bekannte Aufbau des Untergrunds der Caldera bestätigt und mit genaueren Angaben verfeinert. Demnach gibt es drei große Einheiten im Untergrund der Caldera:
In 1 bis 2 Kilometern Tiefe liegt eine Deckgesteinsschicht, die ein Fluidreservoir nach oben abdichtet.
Das Reservoir befindet sich in einer Tief von 2 bis 3,5 Kilometern Tiefe unterhalb des Solfatara-Gebiets und Rione Terra nahe dem Hafen von Pozzuoli.
Unterhalb von 3,5 Kilometern Tiefe befindet sich ein Grundgebirge aus marinen Kalkgesteinen.
Zudem gibt es signifikante tektonische Störungszonen, die zum einen radial im Randbereich der Caldera verlaufen und im Zentralbereich des Solfatara-Kraters einen Aufstiegskanal für Fluide bilden. Spuren von Magmataschen, wie sie in mehreren anderen Studien jüngeren Datums postuliert wurden, konnten die Forscher in ihren seismisch erzeugten Bildern bis in einer Tiefe von 4 Kilometern nicht entdecken.
Die Studienautoren attestierten den Campi Flegrei ein weiterhin anhaltendes erhöhtes Risiko stärkerer Erdbeben und halten die Gefahr phreatischer Explosionen für real. Magmatisch bedingte Vulkanausbrüche halten sie hingegen kurz- und mittelfristig für wenig wahrscheinlich.
Diskussion der Studienergebnisse
Die Erdbeben in den Campi Flegrei sollen in erster Linie durch Druckentlastung entstehen, wenn sich der Druck im Fluidspeichersystem abbaut. Zunächst werden schwache Erdbeben in geringen Tiefen erzeugt, dann, bei einer Beschleunigung der Druckentlastung, werden nach Meinung der Forscher stärkere Erdbeben in größeren Tiefen unterhalb des Speichersystems generiert, wenn sich das Spannungsregime in Folge der Druckentlastung ändert und tiefer hinabreichende Störungszonen im Randbereich der Caldera aktiviert werden.
Die jüngsten seismischen Schwärme mit den beiden starken Erdbeben Md 4,6 und Md 4,4 finden in der Studie offenbar keine Berücksichtigung, denn diese Beben manifestierten sich nicht an den Störungszonen, die die Caldera begrenzen, sondern eher im Gebiet der westlichen Gasspeicher-Randzone. Doch auch hier könnten Störungszonen verlaufen.
Dass es vor den Phasen mit starken Erdbebenschwärmen tatsächlich zu vermehrter Entgasung kommen könnte, zeigte bereits eine im März veröffentlichte Entdeckung, dass es wenige Tage vor diesen Ereignissen zu einem erhöhten Wärmefluss im Bereich der Solfatara kommt. Dieser könnte mit einem verstärkten Gasfluss einhergehen, den man auch einfach nachweisen können sollte. Unerklärt bleibt, warum sich im Zuge mehrerer starker Erdbebenschwärme die Bodenhebung tatsächlich beschleunigte, denn wenn man von einer Druckentlastung als Trigger der Erdbeben ausgeht, sollte sich die Hebung ja entschleunigen, während eine Beschleunigung der Hebung eher ein Indiz für eine Druckerhöhung im System ist. (Quelle der Studie: nature.com)
Chilenische Wüste Atacama von starkem Erdbeben Mw 5,7 erschüttert – Vulkane in der Nähe
Datum: 26.05.2025 | Zeit: 03:50:25 UTC | Koordinaten: -19.593 ; -69.314 | Tiefe: 99 km | Mw 5,7
Iquique, 26.05.2025 – Der Norden der chilenischen Wüste Atacama wurde heute Nacht um 03:50:25 UTC von einem starken Erdbeben der Magnitude 5,7 erschüttert. Während das Hypozentrum in 99 Kilometern Tiefe nachgewiesen wurde, lag das Epizentrum 66 km nordöstlich von Huara. In dem kleinen Ort leben gut 1000 Menschen.
Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds und der abgeschiedenen Lage des Epizentrums gab es keine größeren Schäden an Gebäuden oder anderer Infrastruktur. Dennoch wurde das Beben in einem großen Umkreis deutlich wahrgenommen. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen bis aus dem Ort Cayma in Peru vor, der mehr als 420 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt.
Obwohl das Epizentrum des Bebens weit von der Küste Chiles entfernt lag, steht es tektonisch betrachtet mit der Subduktion entlang des Tiefseegrabens in Verbindung, der vor der Küste von Chile und Peru verläuft: Dort wird die Nazca-Platte unter die Platte Südamerikas subduziert und taucht schräg bis in den Erdmantel ab. Die große Tiefe des Hypozentrums deutet darauf hin, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter Ozeankruste in der Asthenosphäre (der Grenzschicht zwischen Erdmantel und Erdkruste) manifestierte.
Starke Erdbeben können Vulkanausbrüche beeinflussen und Eruptionen triggern oder verhindern. In der unmittelbaren Nähe des Epizentrums befinden sich mehrere Vulkane, von denen aber nicht bekannt wäre, dass sie sich auf eine Eruption vorbereiten. Anders sieht es mit dem fast 500 Kilometer entfernten Lascar aus, der im Südosten der Atacama liegt. Wie erst am Freitag erneut bestätigt wurde, befindet sich der Lascar in einer Aufheizungsphase und von seinem Förderschlot geht eine erhöhte Wärmestrahlung aus. Zumindest theoretisch ist es möglich, dass der Vulkan auf das Erdbeben reagieren wird.
Zuletzt brach der Lascar im Dezember 2022 aus, nachdem sich in seiner Nähe ein Erdbeben Mw 5,6 ereignet hatte. Damals lag das Beben aber deutlich näher am Vulkan als jetzt.
Bodenerhebung der Campi Flegrei vergrößert Höhe der Kaianlagen – Fähren können bald nicht mehr anlegen
Pozzuoli, 26.05.2025 – In Pozzuoli wächst die Sorge davor, dass der anhaltende Bradyseismos die Küste so weit anhebt, dass Fähren bald nicht mehr anlegen können, was sich extrem negativ auf Versorgung und Tourismus der Region auswirken könnte.
Der anhaltende Bradyseismos, der für die zahlreichen Erdbeben der süditalienischen Caldera verantwortlich ist, die von der anhaltenden Bodenhebung verursacht werden, sorgte dafür, dass sich seit dem Jahr 2005 der Boden um gut 150 Zentimeter anhob. Entlang der Küste bedingt das, dass der Meeresspiegel relativ zum Boden um diese Höhe gefallen zu sein scheint, was sich negativ auf den Hafenbetrieb auswirkt. So hat die Kaimauer des Hafens eine kritische Höhe erreicht, bei der besonders bei Ebbe die Autofähren nicht mehr vernünftig anlegen können. Ihre Rampen ragen steil nach oben und können kaum noch den Kontakt zur Fahrbahn herstellen, so dass Fahrzeuge nicht oder nur noch eingeschränkt über die Rampen rollen können. Dieses Problem sollte durch die Installation von Schwimmpontons vor der Kaimauer gelöst werden, die mit dieser eine flexible Verbindung eingehen und an denen die Fähren anlegen sollen. Doch die für Ende Mai vorgesehene Installation der Pontons verschiebt sich sehr wahrscheinlich bis in den Sommer hinein – eine ziemlich schlechte Nachricht, nicht nur für Pozzuoli, sondern auch für die vorgelagerten Inseln Procida und Ischia, die von Pozzuoli aus angesteuert werden. Tatsächlich besteht auch gerade für LKW, mit denen die Inseln versorgt werden, ein großes Problem, noch auf die Fähren zu kommen, so dass auch die Versorgung der Inseln beeinträchtigt ist. Weiteres Schwarmbeben in den Campi Flegrei
Ein Ende der Hebungsphase ist nicht in Sicht und erst gestern gab es einen kleinen Erdbebenschwarm, der sich überwiegend auf die Solfatara-Gegend konzentrierte. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,0 und einen Erdbebenherd in 2200 m Tiefe. Das Epizentrum lag am Ostrand des Kraters und südlich der Pisciarelli-Fumarole. Seit gestern wurden 19 Erschütterungen detektiert. Das INGV brachte 2 Meldungen zu Schwarmbeben heraus, die vom Bürgermeister der Kommune Pozzuoli aufgegriffen wurden, um die Bevölkerung zu informieren und zu warnen, dass stärkere Beben stattfinden könnten. Diese blieben diesmal aber aus.
Erdbeben Md 2,2 am Vesuv
Erdbeben gibt es nicht nur in den Campi Flegrei, sondern auch am in Sichtweite liegenden Vesuv. Hier ereignete sich heute Morgen ein Beben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum befand sich wieder in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum lag auf der Südostflanke des Gran Cono. Es folgten 2 schwächere Beben.
Starker Erdbebenschwarm vor Reykjanes – Stärkstes Einzelbeben Mb 5,1
Datum: 24.05.2025 | Zeit: 14:21:51 UTC | Koordinaten: 63.687 ; -23.160 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1
Reykjavik, 25.05.25 – Am Reykjanes Ridge westlich der bekannten Halbinsel auf Island manifestiert sich seit gestern Vormittag um 12:00 Uhr UTC ein starker Erdbebenschwarm, der mittlerweile zwar deutlich an Schwung verloren hat, aber immer noch nicht ganz beendet ist. Die IMO-Tabellen listen fast 650 Beben auf. 38 Beben hatten Magnituden ab 3. Die stärkste Erschütterung brachte es auf Mb 5,1.
Das starke Erdbeben ereignete sich um 14:21:51 UTC in einer Tiefe von 10 Kilometern. Das Epizentrum wurde 10 Kilometer westlich der Insel Eldey lokalisiert und wurde in einem Großteil von Südwestisland wahrgenommen. Obwohl es am Reykjanes Ridge immer wieder starke Erdbebenschwärme gab, sind Erschütterungen dieser Magnitude alles andere als alltäglich.
Bereits vor dem Beginn der Eruptionsserie am Fagradalsfjall steigerte sich auch im Bereich des Ridge die Erdbebentätigkeit, was mutmaßlich mit Magmenaufstieg entlang des Rifts des Rückens assoziiert ist.
In zwei Presseberichten gibt es widersprüchliche Statements von IMO-Forscherin Kristín Elísa Guðmundsdóttir: Während sie in einem Bericht offenbar die Meinung vertritt, dass Deformationsmessungen zeigten, dass der Erdbebenschwarm wahrscheinlich von Spannungsveränderungen in der Erdkruste verursacht wurde, die im Zusammenhang mit Magmenaufstieg bei Svartsengi stehen, wird in einem zweiten Artikel das ausgeschlossen. Möglich, dass hier eine KI am Werk war und Artikel automatisch umgeschrieben wurden, wodurch die widersprüchlichen Aussagen entstanden.
Tatsächlich ist es möglich, dass es rein tektonisch bedingte Erdbebenschwärme in der Region gibt, doch ich vermute hier auch den Zusammenhang, zwischen Magmenaufstieg und Spannungsaufbau in der Erdkruste, der dann letztendlich zu tektonischen Erdbeben an Störungen führte.
Nicht nur am Reykjanes-Ridge bebte es in den letzten Stunden. Einen Erdbebenschwarm gab es auch im Gebiet vom Blafjöll, wo das stärkste Beben eine Magnitude von 2,9 hatte.
Beschleunigte Bodenhebung bei Svartsengi
Bei Svartsengi und Sundhnukur blieb es in den letzten Stunden seismisch betrachtet recht ruhig. Die Bodenhebung hält allerdings weiter an und die Messungen der letzten Woche legen nahe, dass sich die Hebegeschwindigkeit und damit der Magmastrom aus dem tiefen in das flach gelegene Speicherreservoir verstärkt haben. Seit Anfang April hob sich der Boden um 240 mm und es fehlen noch 80 mm bis zum Gleichstand mit der Hebung vor der letzten Eruption. Sobald diese Parität erreicht ist, steigt das Eruptionsrisiko signifikant an.
Erdbebenschwarm im Vesuv-Kraterbereich – 19 Einzelbeben detektiert
Neapel, 22.05.2025 – Am neapolitanischen Vulkan Vesuv (Italien) kam es gestern zu einem Erdbebenschwarm, der aus 19 Einzelbeben bestand. Die Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Das Stärkste brachte es auf Md 1,4. Der Erdbebenherd wurde in einer Tiefe von 100 m ausgemacht, wobei man normalerweise den Meeresspiegel als Referenz heranzieht und nicht das Gipfelniveau des Berges. Das Epizentrum lag auf dem Ostrand des Kraters. Auch die restlichen Beben verteilten sich unter dem Bereich des Gran Cono.
Solche Schwarmbeben gibt es am Vesuv immer wieder, wobei ihre Häufigkeit im letzten Jahr zunahm, als 1124 Erdbeben am Vesuv registriert wurden. In den Jahren davor waren es weniger als 700 Erschütterungen.
Die Vulkanologen vom INGV sind der Meinung, dass die Erdbeben überwiegend Setzungserdbeben sind, da es eine leichte Subsidenz im Bereich des Gran Cono gibt. Demnach werden sie nicht von den Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst, was auf einen Magmaaufstieg hindeuten würde.
Während die Subsidenz im Gipfelbereich des Vesuvs anhält, hat sie im Küstenbereich an der Ostflanke des Vulkans deutlich abgenommen und ist fast zum Erliegen gekommen. Das Bodensenkungsniveau ist geringer als es vor 2006 der Fall war, als sich die Subsidenz am Vesuv beschleunigte. Ob das allerdings eine Trendwende einleitet, die auch auf den Gipfelbereich übergreifen wird, lässt sich bis jetzt nicht vorhersagen. Kurz- und mittelfristig betrachtet sieht es am Vesuv aber nicht so aus, als ob sich eine neue Eruptionsphase anbahnt. Auch mit stärkeren vulkanisch bedingten Erdbeben muss man nicht rechnen.
Anders sieht es in den benachbarten Campi Flegrei aus. Zwar ist die Erdbebentätigkeit dort nach dem stärkeren Erdbeben vom 13. Mai auf vergleichsweise niedrigem Niveau angekommen, doch aller Wahrscheinlichkeit nach wird diese Ruhe nicht lange währen: Hier geht die Bodenhebung weiter, wodurch sich Spannungen im Untergrund aufbauen, die sich unweigerlich in Erdbeben entladen werden. Aber auch hier ist es ungewiss, wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es dort früher oder später einen geben wird.
Obgleich die Caldera Campi Flegrei ungleich gefährlicher ist als der Vesuv, wenigstens wenn es zu einer der stärkst möglichen Eruptionen kommen sollte, ist der Vesuv der bekanntere der beiden Vulkane, die in Sichtweite zueinander liegen. Der Vesuv ist für den Untergang der Städte Pompeji, Herculaneum und Stabiae verantwortlich, die zu Zeiten der Römer vom Antlitz der Erde getilgt wurden. Besonders in Pompeji werden bei Ausgrabungsarbeiten immer wieder neue Entdeckungen gemacht, die nicht selten vom Überlebenskampf der Menschen während der Eruption des Vesuvs zeugen.
Starkes Erdbeben Mw 6,1 nördlich von Kreta – Leichte Schäden und erhöhte Alarmbereitschaft
Datum: 22.05.2025 | Zeit: 03:19:36 UTC | Koordinaten: 35.725 ; 25.876 | Tiefe: 75 km | Mw 6,1
Heraklion, 22.05.2025 – Die griechische Insel Kreta wurde von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Beben manifestierte sich am Donnerstagmorgen um 06:19 Uhr Ortszeit (03:19:36 UTC) vor der Nordküste der bei Urlaubern beliebten Insel in der Ägäis.
Laut dem Geodynamischen Institut des Nationalen Observatoriums Athen lag das Epizentrum etwa 56 Kilometer nordnordöstlich der Stadt Heraklion. Das Epizentrum wurde in einer Tiefe von rund 60 Kilometern festgestellt. Das EMSC kommt auf abweichende Daten: Demnach lag das Epizentrum 80 Kilometer nordöstlich der Inselhauptstadt. Näher lag der Küstenort Ágios Nikólaos, der 61 Kilometer vom Epizentrum entfernt lag. Die Herdtiefe wurde mit 75 Kilometern bestimmt. Unmittelbar nach dem Hauptbeben kam es zu mehreren Nachbeben.
Obwohl es sich um ein Seebeben unter dem Meeresboden handelte, bestand aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds keine Tsunamigefahr.
Das Beben war auf ganz Kreta deutlich spürbar, ebenso auf den Ägäischen Inseln und in Teilen des griechischen Festlands. Auch in Athen berichteten viele Menschen von Erschütterungen. Besonders stark wurde das Beben in den Städten Chania und Rethymno wahrgenommen, wo es vergleichsweise lange andauerte. Mobiltelefone empfingen automatische Warnmeldungen mit Verhaltensempfehlungen.
Erste Meldungen aus betroffenen Gebieten berichten von leichten Gebäudeschäden in einigen Küstenorten Kretas, darunter Risse in Mauern sowie herabgestürzte Fassadenteile und Dachziegel. In den Gebirgsregionen wurden zudem kleinere Steinschläge verzeichnet.
Die Feuerwehr wurde in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Einsatzfahrzeuge sind in betroffenen Gebieten unterwegs, um mögliche Schäden zu erfassen. Die Regionalbehörden und die Kommunen Kretas stehen in engem Austausch und sind ebenfalls in verstärkter Bereitschaft.
Tektonische Hintergründe des Erdbebens bei Kreta
Geologisch betrachtet steht das Beben bei Kreta im Zusammenhang mit der komplexen Plattentektonik des östlichen Mittelmeers, insbesondere der Kollision zwischen der Afrikanischen und der Eurasischen Platte. Zwar verläuft die Hauptsubduktionszone des Hellenischen Bogens südlich von Kreta, doch auch im Norden existieren aktive Störungszonen, die parallel zum Hellenischen Bogen verlaufen – wenn auch weniger ausgeprägt. Ungewöhnlich ist allerdings die Herdtiefe des Bebens, so dass es wahrscheinlich ist, dass sich das Beben an einem Stück subduzierter afrikanischer Kruste ereignet hat, das bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist und dort Spannungen verursacht hat, die sich in dem Beben entlanden haben.
Das Beben ereignete sich zudem in dem Gebiet einer Verwerfung des Ägäischen Riftsystems. Dieses erstreckt sich nördlich von Kreta innerhalb der Ägäischen Mikroplatte, wo die Erdkruste gedehnt und dadurch verdünnt wird. Das Riftsystem liegt zwischen dem nicht-vulkanischen Inselbogen, dem Kreta angehört, und dem weiter nördlich gelegenen vulkanischen Inselbogen, dessen bekanntestes Mitglied die Insel Santorin ist. Ein direkter Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und den seismischen Unruhe bei Santorin besteht jedoch nicht.
Das starke Erdbeben lag aber in relativer Nähe zu den Vulkanen des vulkanischen Inselbogens und könnte sich auf deren Aktivität auswirken. Auch die tektonischen Prozesse bei Santorin könnten beeinflusst werden, indem sich das regionale Spannungsfeld der Kruste ändert. Letztendlich könnten auch die unterirdischen Magmabewegungen verändert werden, die als Ursache der Beben bei Santorin vermutet werden.