Kreta: Erdbeben Mw 6,1 östlich der Insel

Starkes Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Inselwelt östlich on Kreta – Erdstoß war noch in Ägypten und Israel zu spüren gewesen

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 22:51:15 UTC | Koordinaten: 35.250 ; 26.946 | Tiefe: 71 km | Mw 6,1

Die ägäische Inselwelt nahe Kreta wurde gestern Abend um 22:51:15 UTC (00:51:15 MESZ) erneut von einem starken Erdbeben erschüttert. Es erreichte eine Magnitude von 6,1 und hatte sein Epizentrum rund 61 Kilometer östlich von Kreta sowie 38 Kilometer südsüdwestlich der Inseln Kassos und Karpathos. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 71 Kilometern, was als vergleichsweise tief gilt.

Diese Tiefe dürfte auch der Grund gewesen sein, warum das Beben weder größeren Schäden verursachte, noch einen Tsunami hervorbrachte und die Bewohner der Inseln mit dem Schrecken davonkamen. Wahrnehmungsmeldungen liegen aus einen mehrere Hundert Kilometer Durchmessenden Umkreis vor und selbst in Jerusalem soll das Beben zu spüren gewesen sein.

Das Ereignis macht erneut deutlich, dass im Untergrund entlang des Hellenischen Bogens erhebliche tektonische Spannungen bestehen und dass es an den dort verlaufenden Störungszonen jederzeit zu starken Erdbeben kommen kann.

Erdbeben manifestierte sich an einem Graben östlich von Kreta

Der Hellenische Bogen steht im Zusammenhang mit der Kollision der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten, bei der die afrikanische Platte unter die eurasische abtaucht (Subduktion). Nördlich bzw. hinter dem Hellenischen Bogen, der südlich von Kreta verläuft, existiert ein komplexes tektonisches System aus einem nicht-vulkanischen Inselbogen, einem vulkanischen Inselbogen (z. B. Santorin) und einem Back-Arc-System. Südlich der Subduktionszone wiederum verläuft am Meeresboden ein Riftsystem, das auf Dehnungsprozesse in der übergeordneten Plattentektonik hinweist.

Das aktuelle Beben ereignete sich an einer kleineren tektonischen Beckenstruktur, die zwar mit dem Hellenischen Bogen in Verbindung steht, jedoch eigene aktive Verwerfungen aufweist. Diese liegen zwischen Kreta, Kassos und Karpathos. Bei dieser Struktur handelt es sich um einen etwa 50 Kilometer langen Graben, der durch Krustendehnung und Absenkung entlang zweier parallel verlaufender Störungen entstanden ist. Zusätzlich zeigen geophysikalische Daten, dass dort auch linksseitige horizontale Verschiebungen stattfinden – ein Hinweis auf ein kombiniertes Dehnungs- und Scherregime.

Dank einer Forschungskooperation zwischen Geophysikern der Universität Athen und der Universität Hamburg weiß man heute, dass dieser Graben Teil eines größeren tektonischen Systems ist, das sich zwischen Ostkreta und der Insel Gavdos erstreckt. Entlang dieses Systems ereignete sich im Jahr 1303 ein sehr starkes Erdbeben mit einer geschätzten Magnitude von 8, das einen verheerenden Tsunami verursachte – unter anderem wurde damals die Stadt Alexandria in Ägypten überschwemmt. Solche Naturkatastrophen sind auch heute im Mittelmeerraum nicht ausgeschlossen.

Einen direkten Zusammenhang zwischen dem aktuellen Erdbeben und den Aktivitäten bei Santorin gibt es nicht – sieht man einmal von den übergeordneten plattentektonischen Prozessen der Ägäis ab.

Campi Flegrei: Erdbeben Mb 4,4 am 13. Mai

Blick über Pozzuoli und den Hafen. © Marc Szeglat

Starker Erdbebenschwarm erschüttert Campi Flegrei – Stärkstes Beben Md 4,4 verursachte Einsturz eines Hauses

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 10:07:45 UTC | Koordinaten: 40.823 ; 14.114 | Tiefe: 5 km | Md 4,4

In den Phlegräischen Feldern (Campi Flegrei) begann heute Nacht ein seismischer Schwarm, dessen bisheriger Höhepunkt heute Vormittag von 2 Erdbeben der Magnituden 4,4 und 3,5 markiert wurde, wobei auch Schäden entstanden. Beide Beben waren von den Anwohnern der Caldera deutlich zu spüren gewesen, wobei beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 35 Kilometern eingingen. Ein Bebenzeuge will sogar in knapp 200 Kilometern Entfernung zum Epizentrum ein leichtes Schütteln gespürt haben.

Das Beben Md 4,4 ereignete sich um 10:07:45 UTC (12:07:45 Uhr MESZ) und hatte einen Erdbebenherd in 5 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli, wenige Meter von der Küste entfernt im Hafenbereich der Stadt. Hier hatte es bislang noch nicht so viele Erdbeben gegeben. Das Beben Md 3,5 lag direkt unter Pozzuoli, genauer zwischen dem Marcellum und Rione Terra, wo das Zentrum der Caldera liegt und die stärkste Bodenhebung gemessen wird. Diese hatte sich in den letzten Wochen auf eine Geschwindigkeit von 15 mm pro Monat reduziert, lag aber immer noch über dem langjährigen Mittel. In den nächsten Tagen werden wir sehen, ob sich die Hebegeschwindigkeit heute wieder erhöht hat.

Schäden und Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens in den Campi Flegrei

Mit einer Magnitude von 4,4 reiht sich die Erschütterung in den Reigen der stärksten Beben ein, die in den Campi Flegrei bislang gemessen wurden. Ein stärkeres Beben gab es nur vor genau 2 Monaten, das in einer Neubewertung auf Md 4,6 kam. Zuerst wurde es ebenfalls mit Md 4,4 eingestuft. Auch diesmal ist eine Korrektur des Wertes noch möglich, wobei sowohl auf- als auch abgestuft werden könnte. Fest steht aber, dass es eines der stärksten Beben in der Region war und dass es weitere Schäden verursacht hat. Aufgrund der langjährigen Zermürbung der Bausubstanz werden die Gebäude immer anfälliger, wobei einige Gebäude bereits als einsturzgefährdet gelten.

Entsprechendes hat man auch in Pozzuoli erkannt und nach dem Erdbeben gab es einen Appell des Bürgermeisters von Pozzuoli an die Bevölkerung, sich im Freien aufzuhalten und nicht in die Häuser zurückzukehren, bevor diese überprüft wurden. Ersten Berichten zufolge stürzte ein unbewohntes Haus teilweise ein. Es kam auch zu Erdrutschen am Monte Gauro. Schulen wurden geschlossen und der Zugverkehr eingestellt. Viele Menschen versammelten sich an den Evakuierungspunkten und verbrachten den Vormittag auf Plätzen.

Erdbeben und Bodenhebung der Campi Flegrei hängen mit Magmenaufstieg zusammen

Erst vor 2 Wochen zeigte sich INGV-Direktor Mauro de Vito optimistisch, dass es zu einer Entspannung der Lage kommen könnte, was mich allerdings sehr erstaunte. Die seismische Aktivität zeigt seit mehreren Jahren ein ähnliches Muster, bei dem sich stärkere seismische Phasen, die mit einer beschleunigten Bodenhebung einhergehen, mit ruhigeren Phasen abwechseln, bei denen es zu einer Reduzierung der Hebegeschwindigkeit des Bodens kommt. Auffällig ist, dass sich die Intervalle mit den ruhigeren Phasen in den letzten 2 Jahren signifikant verkürzten. Ich persönlich denke nicht, dass die aktuelle Bradyseismos-Phase kurzfristig einfach enden wird, so wie es bei den letzten – nur ca. 2 Jahre andauernden – Bradyseismosphasen im 20. Jahrhundert der Fall gewesen ist.

Die aktuelle Hebungsphase begann bereits vor 20 Jahren und es mehren sich die wissenschaftlichen Hinweise darauf, dass sie nicht nur von magmatischen Fluiden ausgelöst wird, sondern direkt von Magma, das von einem tiefen in einen flacher liegenden Magmenkörper migriert. Wahrscheinlich ist der Druck im tiefen Magmenkörper inzwischen so groß geworden, dass sich von dort immer wieder Magmablasen lösen, die dann ähnlich dem Wachs in einer Lavalampe aufsteigen. Obgleich es Beispiele gibt, in denen langanhaltende Vulkanaufheizungsphasen nach Jahren ohne Eruption abgeklungen sind, wird der Prozess hier wahrscheinlich erst enden, wenn es zu einer nachhaltigen Druckentlastung infolge einer Eruption gekommen ist. In der weiteren Druckaufbauphase steigt auch das Risiko für Erdbeben, die durchaus stärkere Schäden hervorrufen könnten.

Santorin: Erdbeben Mb 4,9 vor der Ostküste

Griechische Inselwelt bei Santorin erneut von mittelstarken Erdbeben erschüttert – Magnitude 4,9

Datum: 12.05.2025 | Zeit: 23:30:10 UTC | Koordinaten: 36.621 ; 25.726 | Tiefe: 6 km | Mb 4,9

Östlich der griechischen Vulkaninsel Santorin ereignete sich gestern Abend um 23:30:10 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,9. Der Erdbebenherd wurde in 6 Kilometern Tiefe festgestellt. Das Epizentrum lag 36 km nordöstlich des Ortes Oía, kurz vor der Küste der kleinen Insel Anydros. In dem Areal lag das Zentrum der seismischen Krise, die uns Anfang des Jahres in Atem gehalten hat. Ein neuer Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus, allerdings ereigneten sich in den letzten 24 Stunden vier weitere Beben. Eines davon manifestierte sich – wie berichtet – direkt unter Santorin. Die Ereignisse zeigen, dass die Spannungen im Untergrund noch nicht abgebaut sind und sich auch wieder neue aufbauen könnten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität weiter verstärken wird, insbesondere, da die Spannungen von Magmenbewegungen im Untergrund verursacht werden könnten.

Interessanterweise hatte die griechische Tourismusministerin die Gegend um Santorin im April wieder für sicher erklärt und meinte, dem Saisonstart würde nichts im Wege stehen. Skeptisch eingestellte Seismologen hielten das für unverantwortlich und verwiesen auf ein weiterhin vorhandenes Potenzial starker Erdbeben. Ein solches gibt es entlang des Hellenischen Bogens allerdings immer. Wir Menschen werden uns dessen nur bewusst, wenn es bereits spürbare Erdbeben gibt.

Östlich von Santorini liegt eine komplexe Zone aus aktiver Dehnung, Subduktion und Störungszonen. Hier wirken die Kräfte der Afrikanischen und Eurasischen Platte indirekt zusammen, indem die Ägäische Mikroplatte dazwischen reagiert. Das Ergebnis sind zahlreiche Gräben, Erdbeben und lokale Hebungen/Senkungen, aber kein dominanter Vulkanismus wie auf Santorini selbst.

Island: Erdbeben Mb 4,7 an der TFZ

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,7 löst im Norden Islands Erdbebenschwarm aus – TFZ betroffen

Datum: 13.05.2025 | Zeit: 04:02:03 UTC | Koordinaten: 66.571 ; -17.670 | Tiefe: 12 km | Mb 4,7

Vor der Nordküste von Island manifestierte sich heute Morgen um 04:02:03 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,7. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 15 Kilometer östlich der kleinen Insel Grímsey verortet. Das Beben wurde von den Bewohnern Nordislands deutlich wahrgenommen. Ein weiteres potenziell spürbares Beben hatte die Magnitude 3,6. Der Erdstoß löste einen Nachbebenschwarm aus, der bis jetzt aus fast 170 Einzelbeben besteht. 

Das Beben ereignet sich an der Tjörnes-Fracture-Zone (TFZ), einem wohlbekannten Störungssystem im Norden von Island, das den Übergang zwischen dem isländischen Riftsystem und die Fortsetzung des Mittelatlantischen Rückens bildet, der nördlich von Island als Kolbeinsey-Rücken bekannt ist. Die Störungen markieren die divergente Plattengrenze zwischen Europa und Nordamerika, wobei die meisten Störungen der TFZ als Transformstörungen angelegt sind, obgleich es auch hier eine Dehnungszone gibt. Die TFZ kompensiert die Versätze zwischen den Riftzonen und dem Kolbeinsey-Rücken.

Entlang der TFZ kam es in den letzten Jahren häufiger zu starken Schwarmbeben, die auch mit Magmaintrusionen verbunden waren. Seitdem im Jahr 2020 die Aktivität bei Reykjanes im Süden Islands anzog, sind starke Erdbebenschwärme an der TFZ seltener geworden.

Vulkanische und magmatische Aktivität an der TFZ im Norden von Island

Mit der Tjörnes-Fracture-Zone sind zwei submarine Vulkansysteme assoziiert: Es gibt submarine Vulkane bei der Insel Grímsey, etwa dort, wo es heute bebt. Hier gab es die oben erwähnten Magmaintrusionen. Tatsächlich wurde 1867/ 68 im südöstlichen Teil des Spaltensystems eine submarine Eruption beobachtet. Sie ereignete sich nördlich der Insel Manareyjar vor der Nordküste Islands entlang des Manareyjar-Rückens. Aktuell gibt es aber keine Hinweise auf einen Unterwasservulkanausbruch.

Weiter nördlich entlang des Kolbeinsey-Rückens ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,4. Das Epizentrum lag 224 km nördlich von Siglufjörður. Ob es einen Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm gibt, ist ungewiss.

Kreta: Erdbeben M 4,4 westlich der Insel

Erdbeben Mb 4,4 westlich von Kreta – Bodensenkungen detektiert

Datum: 12.05.2025 | Zeit: 02:17:43 UTC | Koordinaten: 35.124 ; 22.478 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Im Mittelmeer, westlich der griechischen Insel Kreta, ereignete sich vergangene Nacht um 02:17:43 UTC ein Seebeben der Magnitude Mb 4,4. Das Hypozentrum lag in nur sechs Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 114 Kilometer west-südwestlich von Kíssamos lokalisiert. Wahrnehmungsberichte liegen nicht vor, und das Beben blieb ohne erkennbare Folgen.

In den letzten 24 Stunden wurden zudem vor der Südküste Kretas drei weitere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich registriert. Diese Beben stehen sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit den Subduktionsprozessen entlang des Hellenischen Bogens, wo die Kontinentalplatten Afrikas und Europas kollidieren. Dabei wird die afrikanische Platte unter die europäische geschoben und im Erdmantel aufgeschmolzen – ein Vorgang, der maßgeblich zur Magmenbildung und somit zum Vulkanismus in der Mittelmeerregion beiträgt.

Bodenverformungen auf Kreta

Im Zusammenhang mit den Erdbeben bei Santorin habe ich mir gestern die Bodendeformationskarten des EGMS angesehen. Dabei stellte ich fest, dass nicht nur auf Santorin Bodenverformungen zu beobachten sind, sondern auch im Zentrum Kretas. Bereits am 1. Mai berichtete ich über Rissbildungen in der Region um die Dörfer Voutes, Koules und Magarikari. Die Risse traten nicht nur in Straßen, sondern auch in Hauswänden auf. Zwar handelt es sich um ein altbekanntes Phänomen, doch im April kam es zu einer Beschleunigung der Vorgänge, begleitet von zahlreichen schwachen Erdbeben, die allerdings nicht in der Shakemap des EMSC aufgeführt sind – vermutlich, weil ihre Magnituden unter 1 lagen.

Es liegt daher nahe, dass die via InSAR detektierten Bodenabsenkungen mit den beschriebenen Phänomenen i, Zentrum von Kreta zusammenhängen. Die Region ist gebirgig, und es erscheint durchaus möglich, dass hier Erdrutsche auftreten könnten.

Die InSAR-Daten zeigen außerdem signifikante Bodenhebungen auf Samos. Offenbar hat sich die gesamte Insel um mehr als zwei Zentimeter angehoben. Ich vermute tektonische Prozesse als Ursache und schätze die Erdbebengefahr auf Samos als hoch ein.

Weiteres Beben auf Santorin

Auch auf Santorin wurde in den vergangenen 24 Stunden erneute Seismizität verzeichnet. Direkt auf der Insel wurde ein Beben der Magnitude Mb 2,0 in nur zwei Kilometern Tiefe registriert. Vier weitere Beben ereigneten sich im Gebiet des Schwarmbebens vom Jahresanfang.

Santorin: Erdbeben Mb 3,0 am 10. Mai

Erdbeben Mb 3,0 an der Nordostküste von Santorin – leichte Bodendeformationen detektiert

Datum: 10.05.2025 | Zeit: 20:22:55 UTC | Koordinaten: 36.465 ; 25.453 | Tiefe: 8 km | Mb 3,0

An der Nordküste von Santorin manifestierte sich gestern Abend ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum befand sich in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 7 km ostnordöstlich von Oía verortet. Damit lag das Beben deutlich näher an Santorin als die meisten Beben vergleichbarer oder stärkerer Magnitude, die sich im Rahmen des ausgeprägten Schwarmbebens Mitte Januar bis Februar ereigneten. Auch in der Gegend des Schwarms um die kleine Insel Anydros herum gab es in den letzten Stunden zwei Erschütterungen mit der Magnitude 2,9.

Sowohl Magnitude als auch die Tiefe des Erdbebenherds M 3,0 sprechen dafür, dass der Erdstoß im Bereich der Wahrnehmbarkeit lag, entsprechende Meldungen liegen dem EMSC aber nicht vor. Wahrscheinlich macht man sich nach dem dauernden Gewackel im Winter keine Gedanken mehr, wenn es einmal grummelt.

Die Reisewarnungen beim Auswärtigen Amt wurden für Santorin jüngst aufgehoben, und die Tourismusbranche bereitet sich auf die Sommersaison vor. Die Erdbeben heute zeigen aber, dass die Gefahr für ein stärkeres Erdbeben noch nicht gebannt ist, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür geringer geworden ist.

Bodensenkung auf Nea Kameni – Bodenhebung an der Ostküste

InSAR-Aufnahmen beim EGMS (European Ground Motion Service) zeigen, dass sich die Ostküste Santorins in den letzten Wochen lokal um einige Millimeter gehoben hat, während der zentrale Bereich der Caldera mit Nea Kameni weiter absenkte. Das spricht dafür, dass Magma, dass sich Ende letzten Jahres unter der Caldera akkumuliert hatte im laufe des Erdbebenschwarms in Richtung Osten und unterirdisch abgeflossen ist. Das Beben heute könnte mit unterirdischen Magmenbewegungen zusammenhängen, die Spannungen in der Erdkruste erzeugen, die sich an Schwächezonen oder Störungen entladen. Dass es in nächster Zeit einen Vulkanausbruch auf Santorin geben wird, halte ich für wenig wahrscheinlich. Allerdings sind tektonomagmatische Prozesse äußerst dynamisch und von der Wissenschaft noch nicht zur Gänze verstanden. Die Situation könnte sich schnell ändern.

Wer einen Urlaub auf Santorin plant, dem möchte ich weder dazu raten noch abraten. Ich selbst würde hinfahren, aber ich bin ja auch ein wenig anders gepolt als die meisten Menschen, für die Sicherheit eine besonders hohe Priorität hat. Ich vermute mal, dass man dieses Jahr vielleicht recht günstig Urlaub auf Santorin machen kann. Wer hinfährt, sollte aber ein solide wirkendes Hotel buchen, das nicht unbedingt Hanglage hat, und sich Fluchtrouten einprägen.

Sumatra: Erdbeben M 5,8 erschüttert Provinz Aceh

Datum: 11.05.2025 | Zeit: 08:57:44 UTC | Koordinaten: 3.899 ; 97.097 | Tiefe: 95 km | Mb 5,8

Ein starkes Erdbeben erschütterte die Provinz Aceh auf Sumatra – Toba Caldera relativ nahe

Ein mittelstarkes bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 erschütterte heute Vormittag um 08:57:44 UTC (15:57:44 Uhr Ortszeit) die indonesische Provinz Aceh auf Sumatra. Das Epizentrum wurde vom GFZ 116 km südwestlich von Langsa verortet. In dem Ort leben gut 54.000 Menschen.  Der Erdbebenherd befand sich in 95 Kilometern Tiefe, weshalb sich der Erdstoß an der Erdoberfläche nicht katastrophal auswirkte.

Es gab mehrere Nachbeben. Da sich das Hauptbeben an Land ereignete, gab es keine Tsunamigefahr.

Wahrnehmungsmeldungen gingen aus einem Umkreis von mehr als 500 Kilometern um das Epizentrum ein: Das Erdbeben konnte noch in Malaysia gespürt werden. Am stärksten merkte es dort die Bewohner der Insel Penang, wo vor allem die oberen Etagen von Hochhäusern wackelten und Möbel verrutschten. In mehreren Stadtteilen meldeten Bewohner, Vibrationen gespürt zu haben, die wenige Sekunden bis über eine Minute andauerten.

Wahrnehmungsberichte von Menschen, die sich näher am Epizentrum befanden, gibt es kaum. Beim EMSC schrieb nur ein Bebenzeuge in 180 Kilometern Entfernung, dass er schwankende Bewegungen gespürt hätte. Das Fehlen von Wahrnehmungsmeldungen aus Sumatra dürfte nicht an mangelnden Erfahrungen liegen, sondern daran, dass sich die Menschen dort nicht unbedingt bei westlichen Erdbebendiensten melden.

Die Region liegt in einer seismisch aktiven Zone, die durch die Subduktion der Indisch-Australischen Platte unter die Eurasische Platte geprägt ist. Die Subduktionszone entlang des Sunda-Bogens ist bekannt für häufige und teils sehr starke Erdbeben, die auch katastrophale Folgen haben können. Bekanntestes Beispiel hierfür ist das Sumatra-Erdbeben von 2004, das eine Magnitude von 9,1–9,3 hatte und den Tsunami auslöste, der mehr als 230.000 Menschen an den Küsten des Indischen Ozeans tötete. Heute war es aber nicht die Sunda-Subduktionszone, die für den Erdstoß verantwortlich war, sondern die Sumatra-Verwerfungszone, die hinter der Westküste im Landesinneren von Sumatra verläuft.

Auf Sumatra gibt es mehrere aktive Vulkane. Der Erdstoß ereignete sich nordwestlich der großen Toba-Caldera, in deren Nähe auch der Sinabung liegt, der vor gut 10 Jahren äußerst aktiv war. Dass sich der Erdstoß auf die Aktivität der Vulkane auswirkt, ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Vesuv: Zwei Erdbeben mit niedrigen Frequenzen detektiert

64 Erdbeben erschütterten den Vesuv im April – 3 Beben fielen aus dem Rahmen

Am Vesuv wurden im April 64 Erdbeben detektiert. Das geht aus dem neusten Monatsbulletin vom INGV hervor, das gestern veröffentlicht wurde. Das stärkste Beben ereignete sich am 7. April und hatte eine Magnitude von 2,6. Die meisten Erschütterungen lagen in geringen Tiefen im Bereich des Gran Cono mit seinem Krater.

Drei der registrierten Erdbeben fielen aber aus dem bekannten Erdbeben-Muster heraus. Sie manifestierten sich am 21.04.2025 in etwa 4–5 km Tiefe und wiesen niedrige Frequenzen zwischen 3 und 4 Hz auf. Niedrigfrequente Erdbeben werden für gewöhnlich von sich bewegenden magmatischen Fluiden verursacht.

Die Autoren der Seite meteovesuvio.it weisen in ihrem Blog explizit darauf hin, dass sie die Erdbeben gleich am nächsten Tag als Niederfrequenzerdbeben identifiziert hätten und vermuten, dass die Fluide möglicherweise mit tiefem Grundwasser interagierten. Die Vulkanologen vom IGV sehen die Sache allerdings gelassen und meinten, dass solche Erdbeben am Vesuv zwar selten sind, aber bereits früher vorkamen, und sehen in ihnen keine Anzeichen für eine Veränderung des Vulkanzustands.

Die anderen Messwerte im April entsprachen den langjährigen Trends und es wurden keine weiteren Anomalien festgestellt. Man geht weiterhin davon aus, dass Schrumpfungseffekte und die Gravitation für die Erdbeben unter dem Vesuv verantwortlich sind. Es wird eine leichte Subsidenz des Gran Cono registriert. Die Subsidenz im Küstenbereich scheint indes weitestgehend gestoppt zu haben und stagniert. Eine Trendwende hin zu eine Bodenhebung wird aber nicht angezeigt.

Erdbeben in den Campi Flegrei nehmen wieder zu

Alles in allem gibt es keine Anzeichen für ein Aufladen des Vesuvs. Anders sieht es allerdings bei den in Sichtweite befindenden Campi Flegrei aus, wo seit gestern die Anzahl der Erdbeben wieder zugenommen hat und gut 30 Erschütterungen detektiert wurden. Die Bodenhebung liegt weiterhin bei 15 mm im Monat, was immer noch überdurchschnittlich ist.

Bardarbunga: Erdbeben Mb 4,8 am Abend

Datum: 05.05.2025 | Zeit: 21:14:01 UTC | Koordinaten: 64.613 ; -17.387 | Tiefe: 8 km | Mb 4,8

Erhöhte seismische Aktivität unter der Bardarbunga-Caldera und in Westisland

Unter der subglazialen Bardarbunga-Caldera wurde gestern Abend ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8 registriert. Der Erdstoß ereignete sich um 21:14 UTC in einer Tiefe von 7700 Metern. Das Epizentrum wurde 7,4 km östlich von Bardarbunga verortet. Es folgten mehrere Nachbeben Das Hauptbeben war deutlich in der dünn besiedelten Region südlich des Vatnajökull-Gletschers spürbar, verursachte jedoch keine Schäden.

Bereits am Morgen desselben Tages, um 5:34 Uhr, hatte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,5 ereignet. Das Epizentrum lag im nordöstlichen Teil der Bardarbunga-Caldera. Solche Beben sind in dieser Caldera nicht ungewöhnlich und spiegeln die ständige Bewegung und den Druckaufbau unter dem Gletschereis wider. Die Seismizität unter Bardarbunga war in den vergangenen Tagen bereits deutlich erhöht, was von einem verstärkten Magmenzustrom aus der Tiefe herrühren könnte.

Bardarbunga ist ein aktiver Zentralvulkan unter dem mächtigen Eisschild des Vatnajökull im isländischen Hochland und bekannt für seine ausgeprägte seismische Aktivität. Zuletzt hatte sich im Februar 2025 ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,2 ereignet. In diesem Jahr jährt sich zudem das Ende des Holuhraun-Ausbruchs zum zehnten Mal – jener Ausbruch, der zwischen 2014 und 2015 das größte Lavafeld in Island seit der Laki-Eruption von 1783 bildete und mit einer massiven magmatischen Intrusion aus der Bardarbunga-Caldera verbunden war.

Bereits am 4. Mai wurde um 16:17 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 3,1 in der Nähe von Grjótárvatn festgestellt. Dieses Gebiet liegt im Westen Islands, im Landesinneren zwischen dem Lavafeld Hallmundarhraun und dem Langjökull-Gletscher. In dieser Region kommt es regelmäßig zu seismischen Ereignissen, die in den letzten Monaten an Häufigkeit und Stärke zugenommen haben – ein vergleichbares Beben wurde zuletzt am 23. April gemeldet.

Die Anzahl der seismischen Ereignisse auf der Reykjaneshalbinsel war in den letzten Stunden nicht mehr ganz so hoch wie noch am Wochenende. Allerdings hat sich das Wetter verschlechtert, sodass schwache Erschütterungen möglicherweise nicht registriert werden. Beben wurden vor allem im Osten der Halbinsel dokumentiert; ein kleiner Erdbebenschwarm wurde bei Raufarhólshellir beobachtet.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält weiterhin an, zeigt jedoch je nach Messreihe gewisse Schwankungen, die auf Abweichungen in den Satellitenbahnen zurückzuführen sein könnten. Weitere Messungen werden zeigen, ob tatsächlich eine Trendänderung vorliegt.