Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 18.08.23

Starkes Schwarmbeben erschüttert italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 18.08.23 | Zeit: 04:18:05 UTC | 40.8320, 14.1420 | Tiefe: 2,0 km | Mb 3,3

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei steigerte sich die Erdbebentätigkeit weiter, sodass ich heute über einen der stärksten Erdbebenschwärme seit Beginn der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005 berichten kann. Allein heute haben sich bereits 117 Erdbeben ereignet. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich der Solfatara. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 2 km, wobei einige Erschütterungen bis in 4 km Tiefe reichen. Sechs Erschütterungen hatten Magnituden von mindestens 2,0. Der stärkste Erdstoß erreichte Magnitude 3,3 und konnte im Großraum Pozzuoli/Neapel wahrgenommen werden. Es gibt ein Video einer Überwachungskamera, das einen Balkon zeigt, auf dem das Mobiliar samt Geschirr wackelte. Entsprechend besorgt reagieren die Bewohner der Region, die sich natürlich fragen, ob sich im Untergrund ein Vulkanausbruch zusammenbrauen könnte. Tatsächlich gab es mehrere Beben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da die Erdbeben im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stehen. Dieses wird von Energie angetrieben, die dem System von einem Magmenkörper in mehr als 5 km Tiefe zugeführt wird. Bislang wurde die Deckschicht aus massiven Gesteinen nicht durchbrochen, doch Studien jüngeren Datums zeigten, dass es Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch hindeuten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es besonders im Bereich der Solfatara zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Ein Grund für die Sperrung des Areals, die seit 2017 andauert. Damals kamen mehrere Mitglieder einer Familie ums Leben, nachdem der Sohn im Boden eingebrochen war, der von einer Fumarole aufgeweicht worden war. Vater und Mutter starben beim Rettungsversuch des Jungen. Nur die Tochter überlebte die Tragödie.

Während sich phreatische Eruptionen ohne weitere Vorwarnungen ereignen könnten, würden vor einem magmatischen Vulkanausbruch weitere massiven Schwarmbeben und eine signifikante Zunahme der Bodenhebung infolge von Inflation erwartet. Tatsächlich beobachten wir in den letzten Tagen eine Zunahme dieser Anzeichen, wobei wir meiner Meinung nach noch ein gutes Stück von der Intensität entfernt sind, die diese Vorzeichen vor einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch annehmen müssten.

Vulkan Stromboli am 17.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Stromboli mit Tremor-Peak

Betrachtet man den Stromboli-Tremorgraphen des LGS, dann stellt man fest, dass es dort seit gestern 4 Peaks in der Grafik zu sehen gibt, die bis in den hohen „orangenen Bereich“ hineinragen. Außerdem gibt es Berichte über Lavaspattering, das sich auch seit dem Ende der letzten Lavastromtätigkeit in der letzten Woche fortsetzte. Tremor und Lavaspattering signalisieren, dass sich der Stromboli derzeit in einer Phase erhöhter Aktivität befindet und man jederzeit mit größeren Ereignissen rechnen muss. Bei diesen Ereignissen kann es sich um stärkere Explosionen handeln, aber auch um Lavaüberläufe und paroxysmalen Eruptionen, bei denen es zu Kollaps-Ereignissen und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommt.

Der August ist normalerweise der besucherstärkste Monat auf Stromboli, und entsprechend viele Touristen wollen den Vulkan besichtigen. Momentan ist der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern noch frei, letzterer Punkt darf aber nur in geführten Gruppen angesteuert werden, was sicherlich eine politische Entscheidung zugunsten der Bergführer ist und nichts mit einem echten Sicherheitsaspekt zu tun hat. Im Frühjahr und damit außerhalb der Reisesaison war der Aufstieg zu beiden Aussichtspunkten komplett gesperrt und es wurden sogar drastische Geldstrafen von bis zu 500 € pro Person verhängt, wenn man im Sperrgebiet erwischt wurde. Damals war die Aktivität vergleichbar mit der aktuellen, mit dem Unterschied, dass es bereits zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen war, was sich jetzt auch ohne weitere Vorwarnungen zutragen könnte. Wir sehen deutlich, wie sehr Katastrophenschutz von anderen Umständen geprägt werden kann. Oftmals versagt er leider auch und es werden entweder keine vorsorglichen Maßnahmen getroffen oder übertriebene. Es ist scheinbar schwer, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jetzt werden zahlreiche Touristen zu den Aussichtpunkten geschafft, wobei natürlich auch mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist, sollte es widererwartend zur Katastrophe kommen. Außerhalb der Saison, wenn wenig oder kein Geld zu verdienen ist, wird der Zugang zum Berg einfach mal komplett gesperrt. Das Argument des Sicherheitsaspektes in Bezug auf Bergführern, die per Funk mit den Vulkanologen in Verbindung stehen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen, da es am Stromboli praktisch keine Vorwarnzeit für größere Ereignisse gibt. Insbesondere größere Explosionen können sich jederzeit ereignen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Vorwarnzeit von 2 Minuten. In denen wird es einem Bergführer kaum möglich sein, 20 Personen in Sicherheit zu bringen. Lavaspattering, Lavaüberläufe und Tremorpeaks warnen im übrigen davor, dass es kurz bis mittelfristig zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen kann.

Erdbeben-News 17.08.23: Vanuatu

Erdbeben Mw 6,5 unter Vanuatu

Datum 17.08.23 | Zeit: 03:59:57 UTC |  -13.894 ; 167.189 | Tiefe: 193 km | Mw 6,5

In der vergangenen Nacht ereignete sich unter Vanuatu ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,5. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von 193 km und lag somit bereits im oberen Erdmantel. Genaugenommen handelte es sich also um ein Mantelbeben, das sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete. Das Epizentrum lag im Norden des Archipels, etwa 39 km west-südwestlich von Sola auf der Insel Vanua Lava. Wie der Inselname vermuten lässt, ist auch dieses Eiland vulkanischen Ursprungs, was auf alle Inseln des Archipels zutrifft.

Der Vulkan auf dieser Insel ist der Mount Sere Ama, auch bekannt als Sere’ama oder Suretamate, über den ich bisher noch nicht berichtet habe. In den letzten Jahrzehnten gab es dort keine Eruptionen, die letzte größere Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1965. Daher ist es unwahrscheinlich, dass das Erdbeben eine Eruption des Vulkans auslösen wird. Ein weiterer aktiver Vulkan, der Mount Garet auf der Insel Gaua, liegt etwa 500 km südlich von Vanua Lava. Hier gab es im Jahr 2021 eine geringfügige Ascheeruption, und im letzten Jahr wurde eine Dampfwolke am Vulkan beobachtet. Der Vulkan könnte also geladen sind und auf starke Erdbeben reagieren.

Tektonisch betrachtet gehört die Region um Vanuatu zu den aktivsten der Welt. Es gibt mehrere Basins, die von Störungszonen umgeben sind. Das tektonische Setting wird von der konvergenten Plattengrenze zwischen dem Pazifik und Indoaustralien dominiert. Sie bildet den Vanuatugraben an der die Indoaustralische Platte subduziert wird. An einem dieser subduzierten Teile wird sich der aktuelle Erdstoß ereignet haben. Die Subduktion ist auch zum großen Teil für die Magmenbildung verantwortlich, die letztendlich die Vulkan des Inselbogens entstehen lässt. In Vanuatu gibt es aber auch ein Zone die durch eine divergente Plattengrenze geprägt wird und für basaltische Schmelze einiger Vulkane des Archipels verantwortlich ist.

Auf der Shakemap ist nicht nur das Erdbeben in Vanuatu zu sehen, sondern auch mehrere Markierungen für Erdstöße im Bereich von Fidschi, Samoa und Tonga. Diese Regionen liegen auf der rechten Seite der Grafik.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Indonesien: Erdstoß Mw 5,3 nahe Sunda-Strait

Datum 17.08.23 | Zeit: 04:28:49 UTC | -7.413 ; 105.576| Tiefe: 65 km | Mb 5,3

Vor der Südwestküste der indonesischen Insel Java manifestiere sich ein Erdbeben der Magnitude 5,3. Die Tiefe des Hypozentrums wird vom EMSC mit 65 km angegeben. das Epizentrum befand sich 118 km südwestlich von Pelabuhanratu, nahe des Eingangs zur Sundastraße. In der Meerenge zwischen Java und Sumatra liegt der Inselvulkan Krakatau, der momentan ruhig ist, aber mit einer Eruption auf das Beben reagieren könnte.

Bodenhebungen auf Island – News vom 16.08.23

Heute wurde von IMO bekanntgegeben, dass neue InSAR-Messungen an zwei Stellen auf Island Bodenhebungen anzeigten. Die Messergebnisse wurden gestern auf einer wissenschaftlichen Konferenz präsentiert und diskutiert. Die Bodenhebungen wurden in zwei großen Calderen festgestellt, von denen eine in den letzten Monaten immer wieder Thema war. Die Bodenhebung in der zweiten Caldera dürfte jedoch für viele überraschend sein. Deshalb beginne ich mit dieser.

In der Torfajökull-Caldera hebt sich der Boden

Bei dieser Caldera handelt es sich um die Torfajökull-Caldera, die jüngst Schauplatz eines Schwarmbebens war. Bereits während der Erdbeben wurde über ihre Ursache spekuliert. Jetzt wurde bestätigt, dass sie mit Bodenhebungen einhergingen. Die Hebung beträgt mehrere Zentimeter und ist sowohl in InSAR- als auch in GPS-Daten erkennbar. Die Bodenhebung begann offenbar bereits Mitte Juni. Die wahrscheinlichste Ursache für die Erdbeben und die Bodenhebung ist das Eindringen von Magma in den Untergrund der Caldera, die zuletzt im Jahr 1477 ausbrach.

Das Vulkansystem Torfajökull umfasst einen Zentralvulkan und einen Spaltenschwarm, der sich in nordöstlich-südwestlicher Richtung erstreckt und etwa 40 km lang und 30 km breit ist. Die Caldera im Zentralvulkan hat Ausmaße von 18×12 km. In ihr befindet sich das größte geothermische Gebiet Islands mit einer Fläche von ungefähr 150 Quadratkilometern. Die bekanntesten geothermischen Erscheinungen in der Torfajökull-Caldera sind in Landmannalaugar und bei Hraftinusker zu finden. Letzteres Thermalgebiet hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt, denn hier sprudeln heiße Quellen nicht nur am Rand eines kleinen Gletschers, sondern auch darunter, was – zumindest bei meinem Besuch vor fast 20 Jahren – zu beeindruckenden Eishöhlen führte, in denen es mächtig dampfte.

In den kommenden Wochen werden die Forscher daran arbeiten, die Daten weiter zu analysieren und Modelle zu erstellen, um die Tiefe und das Ausmaß des neuen Magmakörpers zu bestimmen.

Möglicherweise phreatische Eruption in der Askja-Caldera

Der zweite Vulkan in einer Caldera, bei dem eine Bodenhebung festgestellt wurde, ist die Askja. Darüber habe ich gestern erst geschrieben, und die neuen Auswertungen der InSAR-Daten durch die IMO bestätigen eine kontinuierliche Bodenhebung. Neu ist die Information, dass es vor einigen Tagen offenbar zu einer kleinen phreatischen Eruption gekommen sein könnte. Diese ereignete sich östlich des Víti-Kraters, nahe dem Lavafeld Bátshraun. Die Berichterstatter schließen aber nicht aus, dass es sich bei der vermeidlichen Dampfwolke um eine Staubwolke gehandelt haben könnte, die von einem Erdrutsch oder Staubteufel aufgewirbelt wurde.

Vulkan Shishaldin am 16.08.23

Vulkan Shishaldin in Alaska erzeugt 11 km hohe Aschewolke

Gestern kam es zu einer größeren Eruption des entlegenen Aleuten-Vulkans Shishaldin. Bei den Aleuten  handelt es sich um einen Vulkanischen Inselbogen, der im Westen des US-Bundesstaat Alaska liegt. Der Vulkanausbruch ereignete sich gegen 02:00 AKDT (10:00 UTC) und förderte Vulkanasche bis auf einer Höhe von 11.000 m. Auf Satellitenaufnahmen konnten Wissenschaftler eine große Aschewolke ausmachen, die sich über 100 km in nordöstlicher Richtung ausbreitete und über das südliche Beringmeer driftete. Es wurde auch eine große Schwefeldioxidwolke detektiert.

Die Auswertung von seismischen- und Infraschalldaten ergaben, dass die Eruption starke vulkanische Erschütterungen und Explosionen erzeugten. In der Eruptionswolke entstand ein vulkanisches Gewitter, denn es wurden mehrere Blitze registriert.

Die Seismizität war während des Ausbruchs deutlich erhöht, ist jedoch seitdem auf ein Niveau gesunken, das auf eine anhaltende Eruptionsaktivität auf niedrigem Niveau hinweist. Jüngste Pilotberichte deuten darauf hin, dass die Ascheemissionen bis zu 4800 m über dem Meeresspiegel anhalten.

Auf Satellitenbildern wurden erhöhte Oberflächentemperaturen beobachtet, aber Wolken verdeckten den Vulkan und auf den Webcam-Ansichten war nichts zu sehen. Der VONA-Alarmstatus des Vulkans steht auf „orange“.

Einschließlich dieses Ereignisses gab es am Shishaldin sieben Perioden erhöhter Eruptionsaktivität, die zu erheblichen Ascheemissionen führte. Die anhaltende Eruptionsperiode begann am 12. Juli. Wie lange diese Eruptionsepisode andauern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Frühere Ausbrüche des Shishaldin-Vulkans dauerten jedoch Wochen bis Monate und es gab wiederholte Aktivitätszyklen, die denen des letzten Monats ähnelten.

Vulkan Shishaldin wird von lokalen seismischen und Infraschallsensoren, Webcams und einem geodätischen Netzwerk überwacht. Zusätzlich zum lokalen Überwachungsnetzwerk nutzt das zuständige Observatorium in Alaska (AVO) nahegelegene geophysikalische Netzwerke, regionale Infraschall- und Beleuchtungsdaten sowie Satellitenbilder, um Ausbrüche zu erkennen.

Andere Vulkane in Alaska die vulkanische Unruhe zeigen

Der Shishaldin ist nicht der einige Vulkan in Alaska, dessen Alarmstufe auf „orange“ steht, denn der Great Sitkin Vulkan tut es ihm gleich. Hier wird eine langsame Lava-Extrusion registriert. Sie beschränkt sich auf den Gipfelkrater.

Drei weitere Vulkane stehen auf Alarmstufe „gelb“. Hierbei handelt es sich um die Feuerberge Aniakchak, Cleveland, Trident. Letzterer Vulkan wird mit der Nova-Rupta-Eruption von 1912 in Verbindung gebracht und zeigt seit fast einem Jahr erhöhte Seismizität.

Askja mit Schwefelgeruch – News vom 15.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Pilot nahm Schwefelgeruch über der Askja wahr

Gestern berichtete ein Pilot, der mit einem Mýflug-Kleinflugzeug über die Askja flog, von einem starken Schwefelgeruch, der aus dem Vulkan ausströmte. Dies geht aus einem Artikel von ICELANDREVIEW hervor. Allerdings konnte diese Wahrnehmung nicht von Beobachtern bestätigt werden, die die Askja vom Land aus besuchten: Die Nationalpark-Rangerin Anna Þorsteinsdóttir hielt sich am Öskjuvatn auf und konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Dennoch alarmierte die Meldung des Piloten die isländischen Vulkanologen. Sie planen heute zur Askja aufzubrechen und genauere Untersuchungen durchzuführen. Dabei ist geplant, Gasmesssensoren zu installieren, die bisher an der Askja fehlen.

Bereits vor einigen Wochen wies der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson darauf hin, dass die Askja jederzeit und ohne lange Vorwarnung ausbrechen könnte. Damals sagte er voraus, dass die nächste Eruption auf Island dort stattfinden würde, doch schließlich trat sie am Fagradalsfjall auf. Dennoch stimme ich mit Þorvaldur Þórðarson überein und glaube, dass das Eruptionspotenzial dieses großen Zentralvulkans enorm ist: Seit gut 2 Jahren gibt es eine starke Bodenhebung, die zu einem Anstieg von mehr als 60 cm geführt hat. Außerdem ist die Seismizität leicht erhöht. Im Winter kam es zu einer unerwarteten Eisschmelze auf dem Calderasee. Als Grund hierfür wurde der Eintrag von Thermalwasser genannt. Letzte Woche stellten Vulkanologen fest, dass die Wassertemperatur im Krater Viti 27 Grad beträgt und damit neun Grad höher ist als im vergangenen Sommer. Sollte sich jetzt ein erhöhter Ausstoß von Schwefeldioxid bestätigen, wäre dies ein weiteres Indiz für Magmenaufstieg. Magma sammelt sich höchstwahrscheinlich bereits in einem flach gelegenen Magmenkörper an. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson erklärte gegenüber MBL: „Wenn die Temperatur im Viti so stark ansteigt, bedeutet das, dass Magma dort einströmt, gemessen an den Veränderungen des Geländes in der Caldera“.

Ätna mit Explosion – News vom 15.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Stärkere Explosion am Ätna beobachtet

Gestern Abend meldete das INGV eine stärkere Explosion, die vom Neuen Südostkrater des Ätna ausging. Das impulsive Ereignis ereignete sich um 21:44 UTC und wurde vom Videoüberwachungsnetzwerke aufgenommen. Die Explosion wurde auch von den Infraschallsensoren registriert, zudem kam es zu einem Tremorpuls, der einige Dutzend Sekunden andauerte.

Seit dem Paroxysmus in der Nacht zum Montag fluktuiert die Tremoramplitude deutlich, bewegt sich allerdings die ganze Zeit über im unteren Drittel des moderaten (gelben) Bereichs. Bis jetzt lässt sich nur darüber spekulieren, ob endlich wieder eine Serie von Paroxysmen ansteht, oder ob es sich um einen einzelnen Ausbruch handelt. Je nach Definition könnte man die letzten beiden Paroxysmen auch als Serie mit sehr langem Pausenintervall bezeichnen. Vor dem Ausbruch gestern ist es am 21. Mai zum bis dahin jüngsten Paroxysmus gekommen. Generell gibt es von einigen INGV-Vulkanologen den Vorschlag, die Paroxysmen-Serien als einen einzigen Ausbruch anzusehen. Beim Ausbruch gestern wurde möglicherweise die Schmelze eruptiert, deren Aufstieg Ende Mai von einem Schwarmbeben begleitet wurde.

Die Seismizität ist ansonsten nicht auffällig erhöht. Weder jetzt, noch direkt vor dem Paroxysmus gab es ein Schwarmbeben. Da der Ätnagipfel in den Stunden vor der Eruption in den Wolken hing, ist es unklar, ob sich die Eruption einige Stunden vor der Hauptphase mit einer Zunahme strombolianischer Eruptionen ankündigte.

Übrigens wurde während der paroxysmalen Hauptphase gestern der Flughafen von Catania geschlossen, da auf dem Flughafen Vulkanasche niederging.

Zwischen den beiden paroxysmalen Eruptionen machten nicht weniger spektakuläre Dampfringe von sich Reden. Bis jetzt ist es mir nicht zu Ohren gekommen, dass gestern weitere Ringe beobachtet wurden. Dafür wurde in unserer FB-Gruppe ein spektakuläres Drohnenvideo geteilt, bei dem der Pilot seine Drohen um die Dampfringe kreisen ließ und auch durch sie hindurch steuerte. Tatsächlich mal eine neue Perspektive, die ich so noch nicht kannte. Hut ab!

Ätna mit Paroxysmus am 14.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmus

Ätna erzeugte nachts unerwartet einen paroxysmalen Vulkanausbruch

Heute Nacht konnte am Ätna erneut die spektakuläre Szenerie einer paroxysmalen Eruption aus dem neuen Südostkrater bewundert werden. Der Ausbruch begann am Abend gegen 20:30 Uhr UTC (Mitteleuropäische Sommerzeit +2 Stunden) mit einer strombolianischen Aktivität des Vulkans. Diese Aktivität nahm rasch zu, und bereits eine Stunde später stiegen Aschewolken auf, die vom VAAC Toulouse gemeldet wurden und eine Höhe von bis zu 1000 m über der Kraterhöhe erreichten. Die Hauptphase des Paroxysmus begann dann gegen 00:00 Uhr UTC und erreichte um 01:20 Uhr UTC ihren Höhepunkt. Während dieser Phase wurde Asche bis in eine Höhe von 6100 m ausgestoßen, und eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne erhellte den Nachthimmel über Sizilien. Gegen 03:20 Uhr UTC brach die Lavafontäne zusammen, jedoch stieg die Asche weiter auf. Eine Stunde später erreichte die Asche eine Höhe von 8200 m und driftete in südliche Richtung. Der Ausstoß von Asche endete um 05:50 Uhr UTC. Die Lavafontänen-Aktivität ging mit einem Lavaüberlauf einher, wobei der Lavastrom nicht ins Valle del Bove floss, sondern in Richtung Südwesten verlief. Dies entspricht dem Pfad aus der Spalte im Neuen Südostkrater, den bereits frühere Lavaströme eingenommen hatten.

Bezüglich der geophysikalischen Parameter berichtet das INGV in seinen Eruptions-Updates, dass der vulkanische Tremor parallel zur Eruption anstieg und hohe Werte erreichte, die sich mittlerweile wieder normalisiert haben. Die Hauptquelle des Tremors lag im Magmenkörper, der sich in einer Tiefe von 2700 m unterhalb des Neuen Südostkraters befand. Dieser Magmenkörper war bereits bei früheren Ereignissen die Quelle des Tremors. Nicht nur der Tremor nahm zu, sondern auch die Infraschallaktivität aufgrund der Explosionen. Am heutigen Morgen verlagerte sich die Infraschallaktivität vom Neuen Südostkrater in Richtung Bocca Nuova. Dies könnte darauf hinweisen, dass entweder tiefe Explosionen im Schlot stattfinden oder sogar strombolianische Aktivität generiert wird.

Parallel zur Eruption wurde eine Bodendeformation von weniger als einem Mikrorad beobachtet, die von den Inklinometern erfasst wurde. Die Dilatometer zeigten zwischen 21:00 Uhr und 03:20 Uhr eine Dekompression an.

Natürlich interessiert uns alle, wie es am Ätna weitergehen wird. Dennoch lassen sich praktisch keine verlässlichen Prognosen erstellen. Oft treten Paroxysmen in Serien auf, aber in diesem Jahr scheinen sie nur mit großem zeitlichem Abstand von mehreren Monaten aufzutreten. Die Dampfringe, die in den letzten Wochen häufig gesichtet wurden, deuten jedenfalls eher auf einen hohen Magmenstand hin als auf einen niedrigen.

Vulkan-News 13.08.23: Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Stromboli mit weiteren Lavaüberlauf und morphologischen Änderungen

Am Stromboli kam es gestern wieder zur Bildung eines Lavastroms, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überlief. Wie bei den vorhergegangenen Episoden, gab es im Vorfeld der Aktivitätssteigerung keine nennenswerte Änderungen der geophysikalischen Parameter, mit Ausnahme eines Anstiegs der Tremoramplitude. Die zugehörige Grafik beschreibt einen entsprechenden Peak bis in den unteren roten Bereich. Dabei erreichte sie nicht den Wert der vorangegangenen Episode, die von einer stärkeren explosiven Eruption begleitet wurde. Fotos dokumentieren, dass die aktuelle Episode aber ebenfalls von einer lebhaften strombolianischen Aktivität nebst Lavaspattering begleitet wurde. Die Aktivität steigerte sich bereits in den Morgenstunden. Bis zum Mittag war der Lavastrom erst 100 m lang. Von seiner Front gingen Schuttlawinen ab.

Vulkanbeobachter Wolfgang meldete in unserer Vulkangruppe auf FB, dass es am Krater morphologische Veränderungen gegeben hat. Im Zuge der Initialphase der Lavastromtätigkeit ist wohl ein kleines Segment der Kraterwand abgerutscht.

Situation auf Vulcano

Während die Seismizität am Stromboli gering ist, manifestierten sich einige Erdbeben in anderen Regionen des Liparischen Archipels. In der letzten Woche ereigneten sich 3 Erdbeben zwischen den Inseln Alicudi und Filicudi. Zwei schwache Erschütterungen gab es im Bereich von Vulcano. Die allgemeine vulkanische Situation dort hat sich in den letzten Wochen nur leicht entspannt. Die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand haben sich auf relativ hohe Werte stabilisiert und liegen zwischen 336 und 348 °C. Der Kohlendioxidausstoß lag am Kraterrand bei moderaten 3400 g pro Quadratmeter und Tag. An den meisten Messstationen im Ort hat die Gaskonzentration normale Werte angenommen, mit Ausnahme der Messstation P4, wo weiterhin hohe Kohlendioxid-Konzentrationen nachgewiesen werden. Vor Ort sieht man die Situation inzwischen relativ entspannt und befürchtet wohl keinen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch mehr.

Gefahreneinschätzung am Stromboli

Während Urlauber auf den Liparischen Inseln ihre Ferien unbesorgt genießen können- sieht man einmal von der latenten Unwettergefahr infolge der hohen Wassertemperaturen des Mittelmeeres ab- muss man am Stromboli eine gewisse Vorsicht walten lassen. Die Erfahrung zeigt, dass es in Phasen mit Lavaspattering und Lavaüberläufen plötzlich und unvermittelt zu Kollapsereignissen am Krater kommen kann, bei denen pyroklastische Ströme entstehen können. Selbst wenn dies für gewöhnlich entlang der Sciara del Fuoco gleiten, stellen sie eine Gefahr für Bootsfahrer vor der Ostküste der Insel da. Auch Vulkanwanderer, die an einem der Aussichtspunkte unterwegs sind, können plötzlich in einer dichten Aschewolke stehen. Von daher empfehle ich jedem, wenigstens eine vernünftige Staubmaske griffbereit zu haben. Am besten so ein Modell aus Neopren mit Aktivkohle-Pad.