Mount Adams: Steigerung der Seismizität

Am Mount Adams wurden im September 6 Erdbeben registriert – Ausbau des Netzwerkes geplant

Erwacht der Mount Adams? Diese Frage stellen sich derzeit die Vulkanologen am US-amerikanischen Cascades Volcano Observatory, denn ihre seismische Messstation ASR2, die etwa 11 km südwestlich des Gipfels steht, hat im September sechs Erdbeben detektiert. Die Magnituden lagen zwischen 0,9 und 2,0. Das ist eine deutliche Steigerung der Seismizität gegenüber dem langjährigen Mittel, da normalerweise nur alle 2-3 Jahre eine Erschütterung festgestellt wird. Es war die höchste je gemessene Bebenanzahl am Adams seit Beginn der Überwachung im Jahr 1982. Wir erinnern uns: Zwei Jahre zuvor brach in den Kaskaden der Mount St. Helens aus, was sehr wahrscheinlich der Grund für den Beginn der Überwachung am Mount Adams war.

Da der Vulkan zuletzt in der Bronzezeit aktiv war und bis jetzt keine Anzeichen des Erwachens zeigte, wird er nur rudimentär überwacht. Tatsächlich gibt es nur einen Seismografen an diesem Vulkan der Kaskaden. Daher plant man nun, das seismische Netzwerk auszubauen und um mehrere mobile Einheiten temporär zu ergänzen. Damit sollen Mikrobeben besser detektiert und lokalisiert werden können.

Das CVO schreibt, dass es derzeit keine Anzeichen für eine besorgniserregende Aktivität gibt, weshalb die Alarmstufe und der Farbcode des Vulkans auf Grün bleiben. CVO und PNSN werden die Erdbebenaktivität weiterhin überwachen und bei Bedarf Updates bereitstellen. Satellitenbilder zeigten keine Bodenverformungen, und es gibt kein spezielles Programm zur Entnahme von Vulkangasproben.

Mount Adams liegt im Bundesstaat Washington, in Sichtweite des Mount St. Helens, und gehört wie dieser zu den Kaskaden-Vulkanen. Diese Vulkankette erstreckt sich über mehr als 1100 Kilometer entlang der Westküste Nordamerikas und durchquert die US-Bundesstaaten Washington, Oregon und Nord-Kalifornien. Der Mount Adams liegt zwischen den Metropolen Seattle und Vancouver und wird deshalb als besonders gefährlich eingestuft.

Mount Adams ist der zweithöchste Vulkan des Bundesstaates und der flächenmäßig größte aktive Vulkan. In einer der jüngsten Aktivitätsphasen, die vor 7600 Jahren begann und bis vor 3800 Jahren dauerte, entstanden sechs größere Lavaströme. Kleinere explosive Eruptionen soll es vor etwa 1000 Jahren gegeben haben. Die größte Gefahr für die umliegende Bevölkerung stellen Lahare dar, die sowohl bei Ausbrüchen als auch während ruhiger Phasen auftreten können.

Der USGS stuft Mount Adams als Vulkan mit hoher Bedrohung ein. Diese Einstufung basiert auf den potenziellen vulkanischen Gefahren und der Nähe zur Bevölkerung. CVO arbeitet daran, die Überwachungsmöglichkeiten für Vulkane mit hohem Risiko durch Netzwerkerweiterungen zu verbessern, im Rahmen des Nationalen Vulkan-Frühwarnsystems, das 2019 genehmigt wurde.

Santiaguito: Pyroklastische Dichteströme durch Explosion

Explosion am Santiaguito erzeugt 2 pyroklastische Dichteströme

Gestern erzeugte eine explosive Eruption aus dem Dom am Santiaguito in Guatemala zwei pyroklastische Dichteströme. Der Vulkanausbruch war sehr gut auf der AfarTV-Webcam zu beobachten gewesen. Die aufsteigende Aschewolke setzte sich aus unterschiedlichem Material zusammen, was man an den unterschiedlichen Braunschattierungen der Aschewolke erkennt: Hellrotbraunes Material stammt aus fragmentierter Lava, die sich schon länger an der Domoberfläche befand, während dungelbraungraues Material frisch ausgestoßen wurde und noch tiefer im Schlotsystem stand. Dieses Material war wahrscheinlich heißer als das hellbraune Material. Wie weit die Dichteströme flossen, ist nicht bekannt. Für gewöhnlich erreichen sie die Dombasis des Vulkans.

Eine VONA-Warnung gab es nicht, was der hohen Bewölkung geschuldet sein könnte.

Das zuständige Institut INSIVUMEH brachte bis jetzt kein Sonderbulletin zu dem Ereignis auf, warnt in seinen täglichen updates aber vor der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten. Insbesondere wird auch vor Laharen gewarnt die vor allem in Zeiten starker Niederschläge entstehen können und durch die Abflussrinnen und Flussbetten am Vulkan fließen.

In den Updates heißt es weiter, dass Vulkanasche bis zu 700 m hoch über den Krater eruptiert wird. In den Gemeinden von Zunil, Santa María de Jesús und Aldea las Majadas muss mit Aschefall gerechnet werden. Durch starke Entgasungsaktivität kommt es zu Geräuschen wie von einer Flugzeugturbine verursacht. Solches Grollen kann sehr laut sein und einem die Nackenhaare aufstellen.

Es gibt eine 5-Kilometer-Zone um den Santiaguito, in der ein Betretungsverbot gilt. Ob das auch für den Gipfel des Santa Maira gilt, an dessen Flange der Santiaguito wächst, ist unklar.

Fuego mit 4–7 Explosionen pro Stunde

In Guatemala ist noch der Fuego aktiv und erzeugt zwischen 4 und 7 Explosionen pro Stunde. Vulkanasche steigt bis auf eine Höhe von 4600 m auf. Glühende Tephra wird bis zu 150 m über Kraterhöhe ausgeworfen. Im Vergleich zum langjährigen Mittel ist die Aktivität unterdurchschnittlich stark, insbesondere was die Häufigkeit der Eruptionen und die Auswurfshöhe der glühenden Tephra betrifft.

Copahue: Aktivitätszunahme besorgt

Besorgnis infolge einer Aktivitätszunahme am Copahue wächst – Thermische Anomalien detektiert

Der chilenische Vulkan Copahue sorgt aufgrund einer Aktivitätszunahme für Besorgnis bei Anwohnern und Urlaubern, die auf den Skipisten des Vulkans an der Grenze zu Argentinien unterwegs sind. Die Aktivitätssteigerung verläuft zunächst subtil: Es kam zu einer Zunahme der Seismizität und Ende September begann eine Dampfwolke über dem Krater aufzusteigen. Zugleich registrierte das zuständige Institut SERNAGEOMIN thermische Anomalien im Krater des Vulkans und es wurde festgestellt, dass der Kratersee aufgrund höherer Verdunstung schrumpft, was auf einen Temperaturanstieg im vulkanischen System an der Oberfläche hindeutet.

Möglicherweise kam es zur Intrusion von Magma in ein tief liegendes Speichersystem unter dem Vulkan. Die Schmelze bedingt einen höheren Gasflux und leitet Wärme ab, was zu einer Temperaturerhöhung und gesteigertem Gasausstoß im Kraterbereich führt. Der Druck im System scheint jedoch (noch) nicht hoch genug zu sein, um weiteren Magmenaufstieg und damit eine Bodenhebung auszulösen. Dennoch drohen phreatische Eruptionen, wie wir sie kürzlich am Taal-Vulkan beobachtet haben.

Obwohl phreatische Eruptionen im Allgemeinen als vergleichsweise harmlos gelten, können sie in Kraternähe durchaus gefährlich sein. Es gibt auch Beispiele für starke phreatische Explosionen, bei denen Gesteinstrümmer mehrere Kilometer weit geschleudert wurden und sogar Menschen getroffen haben. Trotz des Gefahrenpotenzials belässt SERNAGEOMIN den Alarmstatus auf „Grün“, ermahnte aber, in einem 500 m Radius um den Krater besonders vorsichtig zu sein.

Laut SERNAGEOMIN deutet die aktuelle Situation auf ein gestörtes Vulkansystem hin, das zu stärkerer Aktivität führen könnte. Frühere Beobachtungen zeigen, dass es plötzlich zu höheren Dampfausstößen, Ascheemissionen, einem Kollaps des Kratersees und möglichen Explosionen im oberen Bereich des Vulkans kommen kann.

Sowohl die chilenischen als auch die argentinischen Behörden überwachen den Vulkan kontinuierlich mithilfe von Sensoren und Kameras. Außerdem wurden Notfallprotokolle erstellt, um im Falle einer stärkeren vulkanischen Aktivität rechtzeitig eingreifen zu können.

In Chile gibt es zahlreiche als aktiv eingestufte Vulkane, von denen der Villarrica und der Puyehue-Cordón Caulle auf Warnstufe „Gelb“ stehen.

Campi Flegrei: Bodenhebung am 02.10.24

Bodenhebung im Bereich der Campi Flegrei liegt bei 10 mm im Monat – Gastemperatur bei Pisciarelli hoch

Gestern war Berichtstag beim INGV, und neben den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano wurde auch ein neues Wochenbulletin zu den Campi Flegrei veröffentlicht. In den letzten Wochen war es um die süditalienische Caldera etwas ruhiger geworden, und die seismische Aktivität hat deutlich nachgelassen. Im Berichtszeitraum vom 23. bis 29. September 2024 wurden 14 Erdbeben registriert, wobei das stärkste eine Magnitude von 1,6 erreichte. Seit Anfang August hat sich auch die Bodendeformation verlangsamt, von 20 mm pro Monat auf 10 mm pro Monat. Anfangs deutete alles darauf hin, dass die Hebungsrate weiter abnehmen würde, doch jüngste Messungen zeigten wieder einen Anstieg, sodass die Geschwindigkeit der Bodendeformation vorerst auf dem oben genannten Niveau bleibt. Interessanterweise hat sich, obwohl die Seismizität und die Hebungsrate abgenommen haben, die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole um 1 Grad erhöht. Sie lag im Durchschnitt bei 95 Grad, gemessen in 5 Metern Entfernung vom Fumarolenmund. Der Gasausstoß bleibt hoch, insbesondere bei den Kohlendioxid-Emissionen. Die Vulkanologen betonen, dass der mehrjährige Trend des Druckaufbaus im Untergrund der Caldera anhält.

Wissenschaftliche Prognosen zur weiteren Entwicklung der Situation lassen sich nicht zuverlässig treffen. Es besteht kein Grund zur allgemeinen Entwarnung, aber auch kein Anlass zur Panik. Mein Instinkt sagt mir, dass wir momentan nur eine kurze Phase verringerter seismischer Aktivität erleben und dass es mittelfristig zu weiteren Erdbebenschwärmen und einer verstärkten Bodenhebung kommen könnte.

Evakuierungsübung des Katastrophenschutzes am 12. Oktober

Wie ernst die italienischen Behörden die Situation in den Phlegräischen Feldern weiterhin nehmen, zeigt die Tatsache, dass die seit dem Frühjahr geplante Katastrophenschutzübung „EXE FLEGREI 2024“ nun vom 9. bis 12. Oktober durchgeführt wird. Im Gegensatz zur Übung am 24. und 25. Juni, bei der Notfallmaßnahmen für ein starkes Erdbeben geprobt wurden, steht diesmal die vulkanische Gefahr im Mittelpunkt der Katastrophenschutzübung. Während an den ersten Übungstagen interne Abläufe der Behörden geprobt werden, sind am 12. Oktober die Bürger der Roten Zone in Pozzuoli und den umliegenden Gemeinden zur Teilnahme aufgerufen. In 14 ausgewiesenen Wartebereichen sollen sich die Bürger zur Evakuierungsübung einfinden.

Zusammenfassung:

  • 14 Erdbeben zwischen dem 23. bis 29. September 2024
  • Stärkstes Beben M 1,6
  • Pisciarelli Gastemperaturen bei 95 Grad
  • Druckbeaufschlagung des Systems hält an
  • Katastrophenschutzübung mit Bezug zu Vulkangefahren am 12. Oktober

Taal mit 5 phreatischen Eruptionen am 1. Oktober

Taal-Caldera erzeugte 5 phreatische Eruptionen – weniger Schwefeldioxid ausgestoßen

Der philippinische Taal-Vulkan ist weiterhin aktiv und erzeugte gestern fünf phreatische Eruptionen aus dem Kratersee auf Volcano Island. Die Dampfexplosionen ereigneten sich zwischen 01:10 Uhr und 16:37 Uhr Ortszeit. Sie konnten sowohl per Livekamera beobachtet als auch mit seismischen und Infraschallsensoren detektiert werden. Sie dauerten zwischen zwei und sechs Minuten und förderten Dampfwolken, die bis zu 2.100 Meter hoch aufstiegen. Wasser und Schlamm wurden ebenfalls aus dem Seegrund ausgestoßen und bildeten Fontänen von mehreren zehn Metern Höhe. Außerdem wurden 6 Phasen mit vulkanischem Tremor registriert.

Der Taal-Vulkan zeigt seit einigen Wochen verstärkte Aktivität: Seit dem 22. September 2024 wurden insgesamt siebzehn phreatische Eruptionen verzeichnet. Zudem ist der Schwefeldioxidausstoß generell sehr hoch. Seit Januar liegen die durchschnittlichen Emissionen bei 6.750 Tonnen pro Tag. In den letzten Tagen ging der Ausstoß jedoch deutlich zurück, da am 30. September nur noch 1.354 Tonnen pro Tag gemessen wurden. Das Phänomen, dass der Schwefeldioxidausstoß nachlässt, bevor es zu Serien phreatischer Eruptionen kommt, wurde bereits früher beobachtet. Es könnte darauf hindeuten, dass einer der Hauptschlote der Emissionen verstopft, der dann durch die Dampferuptionen freigeblasen wird, nachdem der Druck im Schlot gestiegen ist.

Die schwache phreatische Aktivität wird höchstwahrscheinlich durch die anhaltende Emission heißer vulkanischer Gase im Hauptkrater verursacht, und weitere ähnliche Ereignisse könnten folgen. Die bislang gemessenen Hintergrundwerte für vulkanische Erdbeben und Bodenverformungen deuten darauf hin, dass ein magmatischer Ausbruch derzeit unwahrscheinlich ist.

PHIVOLCS weist die Öffentlichkeit darauf hin, dass für den Taal-Vulkan weiterhin Alarmstufe 1 gilt. Dies bedeutet, dass sich der Vulkan in einem abnormalen Zustand befindet, was nicht als Zeichen zu werten ist, dass die Unruhe oder die Gefahr eines Ausbruchs vorbei ist. Bei Alarmstufe 1 können jederzeit plötzliche dampfgetriebene oder phreatische Explosionen, vulkanische Erdbeben, kleinere Ascheausstöße sowie gefährliche Ansammlungen oder Ausstöße vulkanischer Gase auftreten, die Gebiete auf der Taal-Vulkaninsel gefährden. Der Zugang zu Volcano Island bleibt gesperrt.

Update: Auch heute (2. Oktober) gab es eine phreatische Eruptionen Sie dauerte 11 Minuten und brachte eine schöne Schlammfontäne hervor. Außerdem stieg Dampf bis auf eine Höhe von 2400 m. Der Schwefeldioxid-Ausstoß erhöhte sich und lag bei 2500 Tonnen am Tag.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 01.10.2024

Erdbeben Mb 3,2 am Bardarbunga – Erhöhte Seismizität bei Krysuvik

Die Erdbebenaktivität auf Island ist weiterhin leicht erhöht. Unter der gesamten Insel wurden innerhalb von 48 Stunden 176 Erschütterungen festgestellt. Das Stärkste manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 0,1 Kilometern Tiefe. Verortet wurde es von IMO 6.1 km nordöstlich von Bárðarbunga. Theoretisch war es stark genug, damit es von Menschen wahrgenommen werden konnte, doch entsprechende Berichte liegen nicht vor. Dafür registrieren einige Messstationen ab Calderavulkan seit Juni eine Anhebung des Bodens, die deutlich schneller abläuft, als es zuvor der Fall war. Besonders an der Messstation KISTA, die am Rand des Gletschers steht, hob sich der Boden seitdem um 5 Zentimeter. Eine halb so starke Bodenhebung messen GPS-Stationen am Grimsvötn sowie am südlich gelegenen Öræfajökull, wo es in den letzten Tagen auch zu einzelnen Beben kam. Da es im Bereich des Vatnajökull zu einer generellen Bodenhebung kam, stellt sich die Frage, warum das so ist. Möglicherweise wird das ganze Gebiet vom Islandhotspot angehoben. Es könnte sich aber auch um ein messtechnisches Phänomen handeln.

Weiter nördlich und außerhalb des Eisschildes des Gletschers liegt die Askja-Caldera, wo wir seit einiger Zeit eine permanent erhöhte Bebentätigkeit sehen, die einhergeht mit einer Anhebung des Bodens infolge von Magmeninflation. Nach einigen Schwankungen in den letzten Monaten hebt sich der Boden nun wieder mit einer Rate, die wir vor den Schwankungen gesehen haben. An der Messstation OLAC liegt die Hebung bei 80 Zentimetern seit Beginn der Hebungsphase. In diesem Jahr betrug die Hebung gut 12 cm.

Auf der Reykjanes-Halbinsel konzentriert sich die Bebentätigkeit auf den Bereich von Krysuvik und Fagradalsfjall, in denen es bereits in den vergangenen Tagen bebte. Eine Bodenhebung in diesen Gebieten scheint nicht Ursache der Seismizität zu sein. Im Gegenteil, im Krysuvik-System gibt es einen leicht deflationären Trend. Dafür hält die Bodenhebung im benachbarten Svartsengi-System weiter an, allerdings ohne großartige Seismizität. Der Boden hob sich seit Ende der letzten Eruption bereits um 12 Zentimeter. Ein Stopp des Magmenaufstiegs zeichnet sich nicht ab. Prognosen, nach denen die Aktivität im Spätsommer enden sollte, haben sich offensichtlich nicht erfüllt.

Stromboli mit Lavaüberlauf am 01.10.24

Lavaspattering generierte Lavastrom am Stromboli – Hohe Thermalstrahlung detektiert

Heute Nacht kam es zu einer weiteren Episode mit intensiven Lavaspattering aus einem der nördlichen Schlote des Gipfelkraters des italienischen Vulkans Stromboli, der zu den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien gehört.

Wie das INGV in einer kurzen Mitteilung meldete, wurde gegen 00:45 UTC die strombolianische Aktivität im nördlichen Kratergebiet zunehmend intensiver. Gegen 01:00 UTC entwickelte sich die Aktivität zu kontinuierlichen Lavaspattering, das zu einem Lavaüberlauf führte. Es bildete sich ein Lavastrom auf der Sciara del Fuoco. Zudem wurden entlang des Hangs bis hin zur Küste Abrutschungen von heißem Material beobachtet.

Bereits gestern wurde ab 12:15 UTC ein allmählicher Anstieg der Tremoramplitude verzeichnet, der von einem mittleren auf ein sehr hohes Niveau anstieg. Nachts schoss der Tremor parallel zur Aktivitätszunahme in die Höhe und erreichte gegen 01:00 UTC seinen Höhepunkt mit den höchsten Energiewerten. Auf dem Tremorgraphen reichten die Peaks bis weit in den roten Bereich hinein. In den Tagen zuvor fiel die Tremorkurve kontinuierlich ab, ein Verhalten, dass wir auch vor anderen Episoden mit Lavaspattering beobachten konnten.

In Bezug auf Bodenverformungen wurden keine signifikanten Veränderungen festgestellt. Dafür registrierte MIROVA eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 674 MW. Es muss sich also ein längerer Lavastrom gebildet haben, der für die Livecams außer Sicht in dem tiefen Kanal floss, der sich im Laufe der Zeit auf der Sciara del Fuoco gebildet hat.

Beim LGS kam es offenbar zu einem Teilausfall der Messinstrumente, denn in den letzten Tagen gibt es keine Daten zu den explosiven Eruptionen. Dafür wurde am 28. September ein sehr hoher Kohlendioxid-Ausstoß von 3444 Tonnen am Tag detektiert. Es wurde auch viel Schwefeldioxid emittiert. Die erhöhten Gaswerte deuten darauf hin, dass Magma aus größerer Tiefe aufsteigt.

Fotos, die Mitte September gemacht wurden, zeigen, dass im nordöstlichen Krater wieder ein Hornito zu wachen begonnen hat. Der Letzte war bei der starken Explosion im Juli zerstört worden.

Island: Droht ein Jahrzehnte lang andauernder Vulkanausbruch?

Isländischer Vulkanologe sieht die Möglichkeit eines Jahrzehnte lang andauernden Vulkanausbruchs auf Reykjanes

Auf Island halten die Erdbebenaktivität und die Bodenhebung weiterhin an, wobei es paradox erscheint, dass gerade in dem Bereich der größten Bodenhebung praktisch keine oder nur wenige Erdbeben auftreten. Stattdessen bebte es heute erneut in der Gegend von Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv des Öræfajökull, einem großen Vulkan am Südrand des Vatnajökullgletschers. Doch die Erdbebenaktivität soll nicht das Hauptthema dieses Blogeintrags sein; vielmehr möchte ich Euch von einem Interview mit dem bekannten isländischen Vulkanologen Prof. Þorvaldur Þórðarson berichten, das heute in Morgunblaðið veröffentlicht wurde.

Þórðarson hält es für möglich, dass die Aktivität entlang der Sundhnúkagígar-Kraterreihe so weit zunimmt, dass sie in einem Ausbruch mündet, der mehrere Jahre andauern könnte. Dabei könnte sich sogar ein Schildvulkan bilden. Dies würde bedeuten, dass nicht nur die wichtige Reykjanesbraut-Straße, sondern auch weitere Infrastrukturen auf der Halbinsel Reykjanes gefährdet wären.

Der Professor erklärte, dass Schildvulkane auf Island oft in einem einzigen langanhaltenden Ausbruch entstehen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Um jedoch große Schildvulkane wie Skjaldbreiður zu formen, müsste ein Ausbruch bis zu 100 Jahre andauern.
Falls der nächste Ausbruch erneut zwischen den Erhebungen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell beginnt, könnte die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Ausbruchs steigen. Þórðarson betont jedoch, dass dies nicht das wahrscheinlichste Szenario sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür wachse.



Vergleich mit dem Puʻu ʻŌʻō-Krater am Kilauea auf Hawaii

In seinen Ausführungen verwies der Vulkanologe auf Hawaii, wo der Ausbruch des Vulkans Kilauea 1983 begann und 35 Jahre anhielt. Vermutlich meint er die Puʻu ʻŌʻō -Eruption, bei der sich ein schildartiger Nebenkegel auf der Flanke des Kilauea bildete. Allerdings ist der Puʻu ʻŌʻō  kein eigenständiger Schildvulkan, und um zu einem solchen heranzuwachsen, hätte er bei gleichbleibender Förderrate Jahrhunderte bis Jahrtausende gebraucht. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Spekulationen beruhen, bleibt der medienaffine Professor jedoch schuldig. Tatsächlich widersprechen seine Aussagen den jüngsten Forschungen, die vermuten lassen, dass die Eruptionen entlang von Sundhnúkur von einer Magmadomäne in der Erdkruste gespeist werden, in der sich das Magma in mehreren kleinen Taschen ansammelt. Ob ein Jahrzehnte andauernder Ausbruch ohne Unterbrechung von einer solchen Magmadomäne gespeist werden kann, bleibt unklar.

Island: 3 Erdbeben im Dreierbereich bei Katla und Keilir

Erdbeben unter der Katla – stärkstes Erdbeben des Jahres

Die Erde auf Island bleibt unruhig: Seit gestern Abend gab es an 2 verschiedenen Orten 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Das stärkste Erdbeben M 3,6 manifestierte sich heute Morgen unter dem subglazialen Vulkan Katla in einer Tiefe von nur 0,2 Kilometer. Das Epizentrum wurde 6,4 km nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Damit befand es sich am Nordrand der Caldera unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Ein Zusammenhang mit dem Gletscherlauf vom Wochenende kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn das Beben für ein Eisbruchbeben eigentlich zu stark war. Außerdem gab es drei schwächere Nachbeben.

Laut IMO-Expertin Bjarki Kaldalóns Friis war es das stärkste Beben, das sich dieses Jahr unter Katla manifestiert hat. Das Zweitstärkte ereignete sich im Februar und hatte eine Magnitude von 3,4. Sie hält diese Beben für normal und sagte gegenüber MBL: Es würde kein Grund zur Sorge bestehen.

Interessant finde ich ein schwaches Beben, das sich unter dem Hekla-Gipfel ereignete, der in Sichtweite vom Myrdalsjökull liegt. Hier kommt es in den letzten Monaten immer häufiger zu Erschütterungen. Ein mögliches Anzeichen für ein langsames Aufheizen des Vulkans.

Zwei Erdbeben in Sichtweite von Keilir im Krysuvik-System

Bereits gestern Abend bebte es gleich zweimal im Bereich des Spaltensystems von Krysuvik und dem Kegel des vulkanischen Keilir. Die Beben hatten die Magnituden 3,6 und 3,3 und Hypozentren um 5 km Tiefe. Die Epizentren wurden knapp 5 Kilometer östlich vom Keilir lokalisiert. Damit lagen sie etwa auf halbem Weg zwischen Keilir und dem Kleifarvatn im Ridge des Krysuvik-Systems. In diesem Bereich gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben und es stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Wahrscheinlich sind es tektonische Erschütterungen, die möglicherweise Reaktionen auf das geänderte Spannungsfeld infolge der Magmenintrusion bei Svartsengi und Fagradalsfjall darstellen. Der erste magmatische Gang, der 2021 beim Fagradalsfjall intrudierte, streckte seine Finger bis an den Südrand des Keilir aus. Aktuell wird hier aber keine nennenswerte Bodendeformation festgestellt. Diese Beben hatte ich bereits gestern am Rande erwähnt.