Ätna: Lavastrom und Ascheemissionen am Sonntag

Eruption am Ätna hält an – neben Lavastrom auch Ascheemissionen

Der mächtigste Vulkan Siziliens ist seit Samstag wieder aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus Förderschloten entlang einer kleinen Fraktur an der südlichen Basis des Zentralkraterkegels quillt. Die Aktivität hielt auch gestern an und Videoaufnahmen, die in einem FB-Reel geteilt wurden, zeigen, dass es nicht nur bei einem Lavastrom blieb, sondern auch zu Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater kam. Dieser Krater war in den letzten Monaten ungewöhnlich ruhig und zeigte auch auf Sentinel-Satellitenfotos im Infrarotspektrum die kalte Schulter. Tatsächlich war der Neue Südostkrater bis zum letzten Frühjahr der aktivste der 4 Ätna-Gipfelkrater, doch dann shiftete die Aktivität in Richtung Zentralkrater, wo die Voragine im Zuge explosiver Eruptionen einen neuen Kraterkegel bildete. Sollten die Ascheemissionen Anzeichen für eine erneute Aktivitätsverlagerung sein?

Eindeutig beantworten lässt sich diese Frage nicht, doch wie in einem der letzten Updates zum Ätna beschrieben wurde, wurde im Januar vermehrt Tremor registriert, dessen Quelle unter dem neuen Südostkrater lag. In den Vormonaten befand sich die Tremorquelle mehr zwischen dem Neuen Südostkrater und dem Zentralkrater. Umso überraschender ist die Lokation der neuen Boccen an der Basis des Zentralkraters.

Der Tremor variiert und schwankt zwischen dem oberen gelben Bereich und dem unteren roten Bereich hin und her, wobei es eine generell leicht steigende Tendenz gibt. Auch wenn man tagsüber auf den Livecams nicht erkennen kann, ob der Lavastrom noch aktiv ist, zeigt der erhöhte Tremor, dass er es zumindest sein könnte.

Subterminale Lavaströme sind oft nur kurzlebig, doch es gibt auch Beispiele lang anhaltender Tätigkeit. In den letzten Jahrzehnten waren solche Lavaströme mehr im Osten des Ätna aktiv und standen mit der Aktivität am Südostkrater in Verbindung. Oft flossen sie ins Valle del Bove. Einen sehr schönen subterminalen Lavastrom gab es im März 1999. Damals floss die Lava mehrere Wochen lang. In den Jahren 2008/09 floss die Lava über Monate. Einen länger anhaltenden Subterminal-Ausbruch gab es auch 2014, als am Fuß des Nordostkraters eine kleine Spalte Lava förderte. Oft wachsen bei solchen Gelegenheiten nach ein paar Tagen Hornitos auf den Förderschloten und es kommt zu Lavaspattering.

Sakurajima: Vulkanische Blitze am 09. Februar

Erneutes vulkanisches Gewitter am Sakurajima – Zahlreiche Warnungen für den Flugverkehr

Der japanische Kirschblüteninselvulkan Sakurajima ist wieder in einer Eruptionsphase begriffen, in deren Folge mehrere vulkanianische Eruptionen ausgelöst wurden. Bei der jüngsten dieser explosiven Ausbrüche wurde nicht nur Vulkanasche bis auf eine Höhe von 3700 m gefördert, sondern es entstanden auch zahlreiche vulkanische Blitze in der Eruptionswolke, so dass man von einem vulkanischen Gewitter sprechen kann. Auf Neudeutsch werden diese Gewitter „Dirty Thunderstorm“ genannt.

Das VAAC Tokio veröffentlichte seit gestern 14 VONA-Warnungen, in denen Flugzeugbesatzungen vor der Vulkanasche gewarnt werden. Die Aschewolken stellen insbesondere eine Gefahr für Flugzeuge dar, die sich im Landeanflug auf den Flughafen von Kagoshima befinden. Ich selbst saß bereits einmal in einem Flugzeug, das durch die Ausläufer einer solchen Aschewolke vom Sakurajima geflogen ist, aber ohne dass es zu Folgen gekommen wäre, die ich bemerkt hätte. Im Extremfall kann Vulkanasche Triebwerke schädigen und Cockpitscheiben sandstrahlen.

Die Vulkanologen vom JMA brachten eine kurze Notiz zu den Eruptionen, nach denen die Vulkanasche 2000 m über Kraterhöhe aufsteigt, was sich in etwa mit den VONA-Meldungen deckt. Glühende Tephra flog bis zur 6. seismischen Messstation und landete in einer Entfernung von 1100 m zum Krater auf der Vulkanflanke. Die Eruptionswolke wird als voluminös beschrieben.




Im letzten ausführlichen Update für den Beobachtungszeitraum vom 3. Februar bis zum 7. Februar berichteten die Vulkanologen, dass sich am Sakurajima 3 explosive Eruptionen ereigneten, bei denen größere Lavabrocken bis zu einem Kilometer Entfernung zum Minimadake-Krater flogen. Der Showadake blieb ruhig. Auf den Livecams sieht man aber immer wieder Dampf aus diesem Krater aufsteigen.

In Bezug auf die geophysikalischen und geochemischen Parameter wird der Schwefeldioxid-Ausstoß weiterhin als hoch beschrieben. Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass es in größerer Tiefe unter dem Vulkan Inflation gibt, was auf eine größere Magmaansammlung hindeutet. Mit weiteren Eruptionen muss gerechnet werden.

Der Sakurajima ist weiterhin Sperrgebiet und darf nicht bestiegen werden. Es drohen mehrere Gefahrenszenarien.

Ätna: Lavastrom auf der Südflanke

Subterminale Eruption erzeugt Lavastrom auf der Ätna-Südflanke

Der Ätna auf Sizilien ist gestern nach mehrmonatiger Pause ausgebrochen und generiert einen Lavastrom, der auf der Südflanke des Vulkans fließt. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass es sich um eine der eher seltenen Subterminaleruptionen handelt: Der Lavastrom läuft nicht aus einem Schlot im Kraterbereich des Vulkans über, sondern stammt aus einer kurzen Eruptionsspalte, die sich an der südlichen Basis des zentralen Kraterkomplexes gebildet hat.

Der INGV-Vulkanologe Boris Behnke berichtete bei FB, dass die Eruption wahrscheinlich schon gestern Nachmittag begann, aber erst beim Einsetzen der Dunkelheit bemerkt wurde. Auch wenn niemand mit einer Eruption an dieser Stelle gerechnet hat, kam sie nicht völlig überraschend, denn seit Donnerstag stieg der vulkanische Tremor an. Das niedrigfrequente Zittern wird durch sich bewegendes Magma im Vulkan ausgelöst und zeigt, dass sich Schmelze einen Weg zur Oberfläche bahnt. Außerdem berichtet der Vulkanologe, dass es bereits am Donnerstag schwache strombolianische Eruptionen gegeben habe und am Freitag Ascheemissionen beobachtet worden seien.

Bereits im letzten Monat stieg die Anzahl der Erdbeben unter dem Ätna, was auf einen Magmaaufstieg aus der Tiefe hindeutete. Ob dieses Magma nun bereits die Oberfläche erreichte, ist fraglich, dafür scheint es mir wahrscheinlich, dass der Magmenaufstieg den Druck in einem flachen Speicherreservoir auf Höhe der Kraterkegelbasis erhöhte und die dort befindliche Schmelze herauspresste. Der Gasdruck dieser Schmelze ist nicht groß genug, als dass sie explosiv aus den Hauptkratern gefördert werden könnte. Doch sobald das frische Magma in größeren Quantitäten höhere Regionen des Fördersystems erreicht, ist mit paroxysmalen Eruptionen zu rechnen.

Unklar bleibt, wie sich die aktuelle effusive Eruption weiterentwickeln wird. Ist es nur ein kurzes Aufflackern, oder muss man sich auf eine länger dauernde Eruption einstellen? Oder ist es sogar bereits ein Vorspiel zu einem Paroxysmus? Vielleicht liefern die Vulkanologen des INGVs eine Antwort auf die Fragen. Eins ist sicher: Es wird wieder spannender am Ätna.

Ätna: Eruption an der Basis des Zentralkraters

Vulkanausbruch am Ätna hat begonnen – Neuer Förderschlot an der Basis des Zentralkraters

Der Ätna auf Sizilien kann es also doch noch und begann heute Abend gegen 18:15 UTC mit einer sogenannten Subterminaleruption: An der Basis im Süden des Zentralkraterkegels haben sich kleinere Schlote geöffnet, aus denen etwas Lava austritt. Der Tremor stieg etwas, bleibt bis jetzt aber im gelben Bereich. Bereits vor 2 Tagen wurde der Vulkan unruhig und viele Vulkanbeobachter haben eine Eruption erwartet.

Unerwartet sind allerdings Ort und Art der Eruption. In den letzten Jahren spielte sich die Aktivität ausschließlich im Bereich der Gipfelkrater ab, und wenn es Subterminaleruptionen gab, waren sie mit der Aktivität des Nordostkraters assoziiert. Eine kleine Spaltenöffnung gab es am basalen Bereich zwischen Südostkrater und dem Zentralkrater in den Nuller Jahren. Diese ereignete sich nicht weit vom aktuellen Ausbruchsort entfernt und manifestierte sich zu einer Zeit als der Ätna deutlich aktiver war als jetzt.

Bis jetzt sind es nur einzelne Förderschlote, die auf einer Linie liegen, doch es könnte gut sein, dass sich ein Riss gebildet hat bzw. dabei ist, zu bilden. Die nächsten Stunden könnten interessant werden. Letztendlich könnte die Aktivität auch ein außergewöhnliches Vorspiel zu einem Paroxysmus sein.

Das INGV hat den Alarmstatus für den Flugverkehr auf „Gelb“ erhöht und bestätigt bis jetzt nur eine Aktivität über Hintergrundniveau, ohne auf Details einzugehen. Wahrscheinlich müssen sich die Vulkanologen erst ein wenig sammeln, bevor sie weitere Details bekannt geben.

MIROVA registrierte bereits heute Mittag eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Möglich, dass der Ausbruch bereits zu diesem Zeitpunkt begann und erst mit Einsetzen der Dunkelheit auf den Livecams sichtbar wurde.

Update 20:45 Uhr: Das INGV bestätigte einen Lavastrom und erhöhte den Alarmcode auf „Orange“!

Mount Spurr steigert Seismizität

Seismizität am Mount Spurr seit längerem Erhöht – AVO warnt vor möglichem Vulkanausbruch

Die vulkanische Aktivität am Mount Spurr im US-Bundesstaat Alaska hält weiterhin an. Die anhaltende Unruhe, die sich über einen Zeitraum von zehn Monaten erstreckt, deutet darauf hin, dass neues Magma unter dem Vulkan aufsteigt und ein Ausbruch möglich ist.

Seit April 2024 wird eine zunehmende seismische Aktivität unter dem Vulkan beobachtet, die bis heute anhält. Die wöchentliche Erdbebenrate stieg von durchschnittlich 30 in den Monaten April bis Anfang Oktober auf etwa 125 seit Oktober. Insgesamt hat das Alaska Volcano Observatory während dieser seismischen Phase mehr als 2700 Erdbeben registriert. Das bislang stärkste Ereignis erreichte eine Magnitude von 2,9 und trat am 2. Januar 2025 auf. Parallel zur Steigerung der Erdbebentätigkeit wurde eine Bodenhebung von bis zu 6 Zentimetern festgestellt.

Beim Mount Spurr handelt es sich um einen einem mit Eis und Schnee bedeckten Stratovulkan an der Westseite der Cook Inlet, rund 120 km westlich von Anchorage entfernt. Das Cook Inlet ist eine Bucht im Golf von Alaska, die die Kenai-Halbinsel vom Festland Alaskas trennt.

Der wahrscheinlichste Eruptionsort ist der Crater Peak-Schlot, der zuletzt 1992 und 1953 aktiv war. Der eigentliche Gipfel des Mount Spurr, der vor mehreren tausend Jahren ausbrach, gilt als weniger wahrscheinlich für eine neue Eruption. Frühere Ausbrüche am Crater Peak waren oft explosiv, sodass bei einer erneuten Eruption mit großflächigen Aschewolken und Ascheregen zu rechnen wäre.

Vor einem möglichen Ausbruch erwarten Wissenschaftler verstärkte seismische Aktivitäten, erhöhte Gasemissionen, Oberflächenerhitzung und messbare Bodenverformungen. Diese Anzeichen könnten Tage bis Wochen vor einer Eruption auftreten und frühzeitige Warnungen ermöglichen, allerdings ist dies nicht garantiert.

Das AVO führt derzeit Wartungsarbeiten am Überwachungsnetzwerk durch, um die Datenerfassung zu optimieren. Trotz der laufenden Reparaturen bleibt die aktuelle Überwachung funktionsfähig und erlaubt es, vulkanische Veränderungen zu erkennen. Für die nächsten Tagen ist zudem ein Beobachtungs- und Gasmessflug geplant, von dem sich die Vulkanologen weitere Daten erhoffen, die ein genaueres Bild der Aktivität ermöglichen.

Liparische Inseln: Erdbeben Mw 4,9

Blick über den Krater von Vulcano in Richtung Lipari und Salina. Bild: Marc Szeglat

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert Liparischen Inseln nördlich von Sizilien

Gestern Nachmittag bebte es bei den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien mit einer Magnitude von Mw 4,9. Das Hypozentrum lag in etwa 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom GFZ zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi im Westen des Archipels verortet. Die Daten, die von den verschiedenen Erdbebendiensten veröffentlicht wurden, weichen teilweise deutlich voneinander ab. So verortete das EMSC das Epizentrum wenige Kilometer westlich von Stromboli und gab eine Magnitude von 5,0 an. Das INGV hingegen berichtet von einer Magnitude ML 4,7, einem Erdbebenherd in 17 Kilometern Tiefe und einem Epizentrum südlich der Inseln Alicudi und Filicudi. Wahrscheinlich sind diese Angaben die genauesten, da in der gleichen Region mehrere Nachbeben registriert wurden, die beim EMSC als eigenständiger Cluster abseits des Hauptbebens erscheinen.

Der Erdstoß war nicht nur auf den Liparischen Inseln deutlich zu spüren, sondern auch entlang der Nordküste Siziliens. Selbst im fast 160 Kilometer entfernten Palermo wurden spürbare Vibrationen gemeldet. Zeugen berichteten darüber beim EMSC.

Eine weitere messbare Auswirkung gab es am Ätna: Das Beben erzeugte auf der Tremorgrafik einen hohen Peak. Danach sackte der bereits zuvor erhöhte Tremor ab und bewegt sich nun etwas oberhalb der Mitte des gelben Bereichs seitwärts. Zuvor sah es so aus, als würde sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten. War dies möglicherweise einer der Fälle, in denen ein Erdbeben eine Eruption verhindert? Naheliegend ist, dass sich der Erdstoß möglicherweise auf die deutlich näher gelegenen Vulkane Vulcano (43 km) und Stromboli (73 km) auswirken wird. Zuletzt hatte die magmatisch bedingte seismische Aktivität auf Vulcano nachgelassen, nachdem es im vergangenen Frühjahr dort noch Anzeichen für Fluidaufstieg gegeben hatte. Stromboli zeigte zuletzt im Herbst 2024 eine Phase erhöhter Aktivität, ist seitdem aber – abgesehen von sporadischen Lavaüberläufen – ruhiger geworden.

Das aktuelle Beben war tektonisch bedingt und stand mit einer bei Lipari beginnenden Störungszone in Verbindung, die zwischen den Inseln Filicudi und Alicudi verläuft. Das Störungssystem der Liparischen Inseln hat eine Y-Form: Der untere Arm kommt aus Richtung Ätna, verläuft durch die Inseln Vulcano und Lipari und endet vor der Ostküste von Salina. Vor der Küste Liparis zweigen zwei Seitenarme ab: Der östliche verläuft durch Panarea und Stromboli, der westliche – wie beschrieben – in Richtung Filicudi und Alicudi. Zudem gibt es noch kürzere, parallel zu den Hauptarmen verlaufende Störungen.

In den Medien ist zu lesen, dass die italienische Ministerpräsidentin über der Erdbeben informiert wurde. Generell gibt es derzeit im Mittelmeerraum ungewöhnlich viele Erdbeben.

Santorin: Katastrophenfall ausgerufen

Katastrophenfall auf Santorin ausgerufen – Bodenhebung nachgewiesen

Nachdem sich innerhalb von 2 Wochen mehr als 8000 Erdbeben nordöstlich von Santorin manifestierten, hat das griechische Bürgerschutzministerium über Santorin den Katastrophenfall verhängt. Damit kann nicht nur das Militär zu Hilfe angefordert werden, sondern es können auch offizielle Evakuierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Das Militär könnte sich mit seinen Ressourcen an potenziellen Evakuierungen beteiligen und zudem zum Objektschutz der dann verwaisten Gebäude abkommandiert werden, um sie vor Plünderungen zu schützen. Zudem können unbürokratisch Gelder und schweres Gerät freigegeben werden.

Meiner Meinung nach kommt dieser Schritt ein wenig spät, denn gut zwei Drittel der Bevölkerung Santorins sind bereits geflogen. Außerdem scheint der Zenit der Bebenserie vorerst überschritten zu sein: Seit gestern sank die Zahl der stärkeren Erschütterungen im Viererbereich deutlich, obgleich immer noch sehr viele Beben festgestellt werden. Allerdings ist ein Schwarmbeben ein dynamischer Prozess, und solange keine Gewissheit über den Ursprung der Beben besteht, lassen sich nur Szenarien des denkbar Möglichen entwickeln, aber keine genauen Vorhersagen. Diese sind in Bezug auf Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Erdgewalten de facto bis heute nicht zu treffen. Meistens weiß man nur, dass etwas passieren könnte, aber nicht genau was und wann. In Bezug auf Erdbeben ist es noch um einiges schwerer als wenn es um Vulkanausbrüche geht: Besonders starke Erdbeben treten ohne erkennbare Vorzeichen auf und können in erdbebengefährdeten Gebieten jederzeit auftreten, auch ganz ohne Vorwarnung. Von daher muss man wohl mit dem latenten Risiko leben und Vorsorge treffen. Dazu gehören insbesondere eine erdbebensichere Bauweise und natürlich eine vernünftige Standortwahl dieser Gebäude.

Was die Herkunft der Beben angeht, kristallisiert sich nun auch von wissenschaftlicher Seite immer mehr heraus, dass sie magmatisch getriggert werden: Daten, die von den Sentinel-1-Satelliten und den GNSS-Netzwerken des Volcanic Monitoring Institute erhoben wurden, zeigen, dass es auf Santorin selbst zu einer leichten Bodenhebung kam. Zusammen mit den bereits mitgeteilten visuellen Beobachtungen, die Fischer an der Küste von Anydros machten, deutet das auf eine stärkere Bodenhebung im Erdbebengebiet am Meeresgrund hin. Infolge einer größeren Anhebung könnte es in deren Randbereich zur Hebung auf Santorin gekommen sein. Natürlich lässt sich auch nicht ausschließen, dass es unter der Insel selbst zu einer kleineren Magmaansammlung gekommen ist. Hier werden weitere Daten nötig sein, um ein differenzierteres Bild des Geschehens zu machen.

Eine Studie von 2022 entdeckte unter dem submarinen Vulkan Kolumbos, an dem es die ersten Beben des aktuellen Schwarms gegeben hatte, einen größeren Magmenkörper. Sollten Messungen feststellen, dass es hier eine Subsidenz gegeben hat, während es in Richtung Anydros eine Hebung gab, wäre das ein Indiz, dass Magma vom Kolumbos-System aus migrierte.

Stromboli mit Lavaüberlauf am 06.02.24

Lavaüberlauf am Stromboli – Tremor leicht erhöht

In den letzten Wochen war es am Stromboli relativ ruhig und der Vulkan bestach durch seine schwachen strombolianischen Eruptionen, die man früher schön vom Rand der Cima aus aus nächster Nähe beobachten konnte. Spätestens seit dem Einsetzen der paroxysmalen Phasen 2018 ist damit Schluss gewesen und der Zugang zum Krater wurde gesperrt. In ruhigen Zeiten darf man noch in geführten Touren bis zum Aussichtspunkt auf Quota 400 m steigen. Wer ohne Führer geht, für den ist bei 290 Höhenmetern Schluss. Ob es mit diesen Reglementierungen bald noch genug Nachwuchs an Vulkanologen geben wird? Für viele dieser vom Aussterben bedrohten Spezies war Stromboli der Einstieg ins Vulkangeschäft. Heute dürfte es immer schwieriger sein, junge Menschen für den Vulkanismus zu begeistern, denn in fast allen Staaten der Welt wurden die Daumenschrauben angezogen, so dass man von einer weltweiten Verbotskultur sprechen kann. Sicherlich gibt es noch ein paar entlegene Vulkane, die man auf eigene Faust besteigen kann, doch Reisen hierhin sind meistens teuer und aus politischer Sicht nicht unbedingt empfehlenswert. Aber zurück zum Stromboli und dem eigentlichen Grund für diesen Artikel.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), Observatorium Etneo, teilt mit, dass anhand der Überwachungskameras seit 06:08 UTC ein effusiver Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich stattfindet. Diese Aktivität ist auf eine in den vergangenen Tagen verstärkte Spattering-Phase zurückzuführen. Der Lavastrom erreicht derzeit den oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Gleichzeitig setzt die gewöhnliche explosive Aktivität sowohl im nördlichen als auch im zentral-südlichen Kraterbereich fort.

Aus seismischer Sicht schwankte die mittlere Amplitude des vulkanischen Tremors im Tagesverlauf zwischen mittleren und hohen Werten und liegt aktuell auf mittlerem Niveau. Es sind keine bedeutenden Veränderungen in der Häufigkeit oder Stärke der Explosionsbeben zu verzeichnen. Die Deformationsmessungen zeigen derzeit keine signifikanten Veränderungen.

Aus den täglichen Updates des LGS geht hervor, dass der Aktivitätsindex auf Mittel hoch steht. Es gibt eine vergleichsweise geringe Anzahl an VLP-Erdbeben, die am unteren Durchschnittsbereich angesiedelt ist. Messdaten zu der eruptiven Aktivität lagen zuletzt nicht vor. Auch der Gasflux ist relativ unauffällig. Einzig der Tremor ist erhöht. Ob sich die Aktivität weiter steigern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Allerdings gab es in den letzten Tagen tief sitzende Erdbeben in der Nähe des Strombolis. Gut möglich, dass diese den Lavaüberlauf triggerten.

Ätna mit Thermalstrahlung am 6. Februar

Moderate Thermalstrahlung nach Tremor-Peak am Ätna-Gipfelkrater

Der Ätna auf Sizilien scheint langsam aus seinem mehrmonatigen Dornröschenschlaf zu erwachen und zeigt Anzeichen des Aufheizens. Zu diesen Anzeichen gehört ein Tremoranstieg, der gestern sogar in einem Peak gipfelte, der um 19:00 UTV bis in den roten Bereich hineinragte, inzwischen aber seinen Zenit überschritten hat. Dennoch bewegt sich der Tremor heute Morgen im oberen gelben Bereich. Verhält er sich wie bei früheren Aufheizungsphasen, müsste er bald die Talsohle erreicht haben und wieder steigen.

Letzte Nacht registrierten die Satelliten eine moderate Thermalstrahlung. Sie hatte laut MIROVA eine Leistung von 12 MW und ging vom Gipfelbereich aus. Auf dem letzten Sentinel-Bild von gestern erkennt man noch keine Hotspots in den Kratern, so dass unklar bleibt, welcher Gipfelkrater erwacht. Zuletzt war im Sommer der Zentralkrater aktiv, als von der Voragine ausgehend ein neuer Schlackenkegel wuchs, der den neuen Gipfelpunkt des Ätnas markiert. Im Zuge dieser Eruption ereigneten sich auch einige Paroxysmen. Der letzte manifestierte sich am 10. November. Der Südostkrater ist schon seit mehreren Monaten kalt, zeigt aber heute starke Entgasungen, die sicher aufgrund der kalten Luft besonders gut sichtbar sind, weil es zu vermehrter Dampfbildung kommt. Dennoch lässt sich nicht ausschließen, dass dieser Krater bald wieder erwachen könnte. Dafür spricht auch die Verlagerung der Tremorquelle, weg vom Zentralkrater in Richtung Südostkrater.





Neue Meldungen vom INGV gibt es nicht und auch Wochenberichte zum Ätna werden zurzeit nicht veröffentlicht. Dafür gab es vorgestern den neuen Monatsbericht für Januar. Die meisten geophysikalischen und chemischen Parameter waren unauffällig, dennoch lieferte der sich verlagernde Tremor ein Abbild der Magmenbewegungen im oberen Speicherreservoir unter dem Gipfel. Dort gab es einiges an Aktivität, was auf Magma-Akkumulation hindeutet. Außerdem wurden hohe Kohlendioxid-Emissionen festgestellt und ein steigendes Helium-Isotopenverhältnis. Das sind Frühindikatoren für Magmenaufstieg aus größerer Tiefe. Gepaart mit den Erdbebenschwärmen im Januar lässt sich daraus schließen, dass der Ätna nicht mehr lange ruhig bleiben wird.