Island: Vulkanspotter am Kraterrand gefilmt

Vulkanspotter wagte sich auf den aktiven Kraterrand – und erntet Shitstorm

Heute macht ein Bild eines jungen asiatischen Mannes die Runde, der sich bis auf den Kraterrand wagte. Das Bild wurde von einer Drohne aufgenommen, die der Pilot nahe an den Mann heransteuerte. Der Drohnenflieger teilte das Bild auf Instagram. Die Internet-Community verbreitete die Aufnahme weltweit, und der Wagemutige erntete einen Shitstorm für sein Unterfangen. Natürlich ist so eine Aktion mit Leichtsinn verbunden und nicht zur Nachahmung empfohlen. Man weiß aber nichts über den Hintergrund des Vulkanspotters, und vielleicht wusste er ja, was er tut. Allerdings brachte MBL einen Artikel mit einem Interview des Drohnenpiloten heraus, der meinte, der Tourist wäre auf dem Rückweg vom Kraterrand unkoordiniert umhergerannt.

Heute, im Zeitalter der Drohnen, ist es natürlich ein Leichtes, Aufnahmen zu liefern, ohne Risiken einzugehen oder sich auch nur anstrengen zu müssen, besonders, wenn man mit seinem Jeep zum Rand des Lavastroms vorfährt. Aber wo bleiben da Forscherdrang und Pioniergeist? Es ist etwas völlig anderes, einen Vulkanausbruch aus sicherer Entfernung zu beobachten oder ihn aus nächster Nähe zu erleben. Die Risiken solcher Aktionen lassen sich zwar nicht kleinreden, werden aber meistens von den Kommentatoren solcher shitstormauslösenden Bilder überschätzt, besonders, wenn es sich um rotglühende effusive Eruptionen handelt, die weniger gefährlich sind als graue explosive Ausbrüche. Von daher schließe ich mich dem Shitstorm mal nicht an, denn ich denke, letztendlich ist es eine individuelle Entscheidung, auf welche Risiken man sich einlassen möchte. Bei der Aktivität zu diesem Zeitpunkt hätte ich das Risiko für mich als vertretbar eingeschätzt. Hätte aber vermutlich einen Helm getragen und eine Gasmaske dabei gehabt. Klar ist aber auch, dass man in so einem Fall von anderen keine Hilfe erwarten darf, sollte man verunglücken.

Eruption bei Sundhnúkur fluktuiert weiter

Auf dem oben eingebetteten Video sieht man nicht nur sehr gut den Vulkanspotter, sondern auch den Krater und die Aktivität. Der Vulkanausbruch hält auf vergleichsweise niedrigem Niveau an und fluktuiert, was bedeutet, dass die Aktivität nicht konstant anhält. Sie verändert sich periodisch und wird in den ruhigeren Phasen so schwach, dass man meinen könnte, sie wäre fast vorbei. Auf diese schwachen Phasen folgen solche mit stärkerer Aktivität, bei der es zum Auswurf glühender Tephra kommt und Lavaströme aus einer Bresche im Kraterrand fließen.

Nachts scheint die Aktivität immer stärker zu sein als tagsüber, was auch darauf zurückzuführen ist, dass man die Rotglut im Dunkeln besser sieht. Scrollt man jedoch durch die Aufzeichnungen der Livestreams, stellt man schnell fest, dass es nachts tatsächlich oft zu einer Zunahme der Aktivität kommt, während Lava aus dem Krater überläuft.

Weitere Messungen der Bodenhebung zeigen, dass diese geringer ausfällt, als man es zu Anfang der Trendwende hätte vermuten können. Der Boden steigt nur langsam, was ein Indiz dafür ist, dass sich Magmenaufstieg aus der Tiefe und der Lavaausstoß am Krater fast die Waage halten.

Askja: Magmenkörper weiter gewachsen

Bodenhebung im Bereich der Askja-Caldera geht weiter – Größe des Magmenreservoirs liegt bei 44 Millionen Kubikmeter

Der Vulkan Askja bildete eine große Caldera nördlich des Vatnajökulls und zeigt seit 3 Jahren Anzeichen des Erwachens. Sie bestehen in einer Bodenhebung am Rand des Calderasees Öskjuvatn, die einhergeht mit Erdbebentätigkeit. Außerdem zeigen sich im Winter eisfreie Stellen im See, von denen man annimmt, dass sich durch steigende Gastemperaturen unterseeischer Fumarolen zustande kommen. Seit September 2021 hob sich der Boden stellenweise um ca. 80 Zentimeter, wobei sich der Anstieg in diesem Jahr auf 1 Zentimeter pro Monat verlangsamte.

Im August traf ein interdisziplinäres Forscherteam zur jährlichen Begutachtung des Vulkans ein und fühlte dem Vulkan den Puls. Im Kratersee Viti wurden Wasser- und Gasproben gesammelt, Temperatur – und Säuregehalt des Wassers gemessen und die Gastemperaturen der Fumarolen erfasse.  Die erhobenen Daten wurden inzwischen zusammen mit Messungen der Fernerkundung ausgewertet und nun veröffentlicht. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass sich unter der Askja inzwischen etwa doppelt so viel Magma angesammelt hat wie vor dem Ausbruch am Svartsengi im August: Insgesamt sollen es 44 Millionen Kubikmeter sein, die sich in einem Magmenkörper angesammelt haben. Etwa 10 Prozent des Magmas akkumulierte sich in diesem Jahr.

Die Schmelze befindet sich inzwischen in etwa 3 Kilometer Tiefe und scheint in Bewegung zu sein. Warum sie nicht final aufsteigt und eruptiert ist unklar. Normalerweise sollte man meinen, dass so eine große Magmamenge in geringer Tiefe nicht lang im Erdboden bleibt. Entweder blockiert eine stabile Sperrschicht das Magma oder es entgast leiste still und heimlich, so dass sich kein genügend großer Gasdruck aufbauen kann.

Die Überwachung der Aktivität in Askja wurde deutlich verstärkt, nachdem im Sommer 2021 die Landhebung begonnen hatte. Seit den ersten Neigungsmessungen in den 1960er Jahren wurde das Gebiet kontinuierlich überwacht, mit Unterbrechungen während des Krafla-Brandes. Seit 2021 wurden die Messungen wieder intensiviert.

Es bleibt unklar, wie sich die Situation in Askja weiterentwickeln wird, da das Gebiet bereits zuvor ohne einen Ausbruch geophysikalische Veränderungen zeigte. Die letzte Eruption des Vulkans ereignete sich 1961. Es war ein effusiver Ausbruch bei dem das Lavafeld Vikrahraun entstand. Der letzte explosive Ausbruch manifestierte sich 1875. Beiden Ereignissen gingen Schwarmbeben voran, doch die vor der explosiven Eruption waren stärker und dauerten länger, als jene vor dem Ausbruch von 1961. Aktuell rechnet man mit einer effusiven Eruption. Sollte allerdings Wasser in Kontakt mit Magma kommen, könnten phreatomagmatische Explosionen entstehen. (Quellen: MBL/IMO)

Shiveluch: Ascheeruption aus dem alten Dom

Shiveluch eruptiert größere Mengen Vulkanasche aus dem Dom im alten Teil des Vulkans

Der Shiveluch auf Kamtschatka ist weiterhin aktiv und stößt größere Mengen Vulkanasche aus. Laut einer VONA-Meldung vom VAAC Tokio erreicht sie eine Höhe von 5800 m über dem Meeresspiegel und driftet nach Osten. Auf einem Foto von gestern sieht man eine dichte Aschewolke, die vom starken Sturm runtergedrückt wird und flach über den Vulkan hinwegzieht. Die Aschewolke ist sehr gut entwickelt und deutet auf starke Tätigkeit hin. Zu erkennen ist auch, dass sich nicht vom Lavadom im Jungen Shiveluch ausgeht, sondern von dem Dom im alten Teil des Shiveluch. Dieser ist erst nach der großen Eruption im April letzten Jahres wieder aktiv geworden, bzw. am Rand des alten Doms Karan begann ein neuer Dom zu wachsen, der zunächst Karan-1 genannt wurde. Zu Ehren des 300-jährigen Bestehens der Russischen Akademie der Wissenschaft wurde der Karan-1 vor Kurzem umbenannt und trägt nun den etwas sperrigen Namen „300 years of RAS“.  In einem früheren Bericht hatte ich geschrieben gehabt, dass der Dom im Jungen Shiveluch umbenannt wurde, was offensichtlich nicht stimmte.

Das Team von KVERT hat sich zwar noch nicht zu der Eruption heute geäußert, bestätigte aber inzwischen den Ausbruch vom 1. September. Die Forschergruppe schreibt, dass sich das Wachstum beider Lavadom fortsetzt. Am 1. September um 11:15 UTC ereigneten sich gleichzeitig kräftige explosive Ausbrüche sowohl des Lavadoms „300 Jahre RAS“ als wahrscheinlich auch des Lavadoms Jung-Shiveluch: Dabei wurden Aschewolken bis zu 8 km über dem Meeresspiegel in die Atmosphäre geschleudert. Der explosive Ausbruch hielt bis zum 2. September an, wobei Explosionen Asche in Höhen von 3,5 bis 4,5 km über dem Meeresspiegel ausstießen. Satellitendaten von KVERT zeigten am 1. und 2. September eine Aschewolke, die sich bis zu 1.045 km nordöstlich vom Vulkan erstreckte, sowie thermische Anomalien über beiden Lavadomen. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung von bis zu 300 MW.

Heute brach nicht nur der Shiveluch aus, sondern auch der Karymsky. Von diesem Vulkan ging eine Aschewolke aus, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufstieg und in östlicher Richtung verfrachtet wurde.

Popocatepetl erzeugte Aschewolken am 3. September

Popocatepetl ließ Vulkanasche bis auf 6400 m Höhe aufsteigen – Aktivität steigert sich

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl hat diesen Sommer nicht durch eine gute Performance überzeugen können und war überwiegend schwach aktiv. Während es im Frühjahr noch mehrere VONA-Warnungen pro Tag gab, sind es inzwischen deutlich weniger geworden. Doch das könnte sich jetzt wieder langsam ändern, denn es gibt erste Anzeichen für eine Belebung der Aktivität. So gab es heute eine explosive Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6400 m aufsteigen ließ und die Vulkanasche in Richtung Westen verteilte. Es blieb aber nicht nur bei der Eruption von Vulkanasche, denn es wurde auch glühende Tephra ausgeworfen, die auf der Außenflanke des Gipfelbereichs landete.

CENAPRED berichtete gestern von einem leichten Anstieg des Tremors. Insgesamt hielt er 123 Minuten an und war von geringer Amplitude und trat in mehreren Phasen auf. Bei 69 Minuten handelte es sich um harmonischen Tremor, der anzeigt, dass magmatische Fluide aufsteigen. Am Vortag betrug die Dauer des Tremors 62 Minuten. Der harmonische Anteil hielt 20 Minuten an.

Es wurden 25 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet. Deren Wert dürfte heute um einiges höher liegen.

Auf Livecamaufnahmen sieht man nachts rot illuminierte Dampfwolken aufsteigen. Der Lichtschein stammt von glühender Lava, die sehr wahrscheinlich im Förderschlot steht. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass wieder ein Lavadom anfängt zu wachsen. Gewissheit hierüber kann letztendlich nur ein Observierungsflug liefern.

Der Alarmstatus steht unverändert auf „Gelb Phase 2“. Es gibt eine Sperrzone mit einem Radius von 12 Kilometern um den Krater, und eine Besteigung des Vulkans ist verboten. CENAPRED warnt ausdrücklich vor der Gefahr, in Kraternähe von Lavabomben getroffen zu werden. Auch aus Schluchten und Flussläufen am Fuß des Vulkans soll man sich raushalten, da hier im Falle von Regenfällen Schuttlawinen und Lahars abgehen könnten.

Island: Eruption fluktuiert am 2. September

Eruption auf Island fluktuiert stark – Lavastrom schreitet langsam voran

Das Wetter auf Island ist genauso wechselhaft wie die Stärke der Eruption am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der Reykjanes-Halbinsel: Wer heute Morgen einen nebelfreien Blick auf die Eruption erhaschen konnte, wundert sich wahrscheinlich über die geringe Aktivität. Nur gelegentlich sieht man etwas Lava über den Kraterrand des neu entstandenen Kegels spritzen, genauso wie gestern Abend während der Dämmerung. Zwischendurch steigerte sich die Aktivität jedoch deutlich, sodass man aus zwei Schloten Aktivität beobachten konnte. Diese reichte von intensivem Lavaspattering bis hin zu einer kleinen Lavafontäne. Diese nächtliche Aktivitätshochphase ging mit einem deutlich erhöhten Lavaausstoß einher, und der Lavastrom erhielt einen deutlichen Schub, der sich auch in der emittierten Wärmestrahlung widerspiegelte. MIROVA detektierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1600 MW.

Die Experten des IMO äußerten sich heute in isländischen Medien zum Fortschritt der Lavafront und lieferten ein nicht ganz einheitliches Bild. Während Sigríður Kristjánsdóttir sagte, dass der Lavastrom kaum noch vorankomme und sich stark verlangsamt habe, meinte Gro Birkefeldt Pedersen, dass sich der Lavastrom zwar verlangsamt habe, aber dennoch innerhalb von 24 Stunden um bis zu 280 Meter weiter vorgedrungen sei. Aktuell ist der Strom gut 2 Kilometer lang und bewegt sich im Gebiet der Gemeinde Vogar. Die Lavafront ist jedoch noch 3,6 Kilometer von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, und es ist sehr fraglich, ob die Eruption so lange anhält oder sich so stark verstärkt, dass die Straße erreicht wird. Auf ihrem Weg zur Straße müsste die Lava mehrere Erdspalten überwinden bzw. auffüllen, was ihre Migration deutlich verzögern würde. Kritische Infrastruktur scheint bis auf Weiteres also nicht gefährdet zu sein.

In Vogar wurde in den vergangenen 24 Stunden nur noch eine leichte Luftverschmutzung registriert, sodass sich auch hier die Situation entspannt hat.

Wie es auf Island weitergeht, ist zwar nicht genau vorherzusagen, doch allem Anschein nach hat der Vulkan bereits begonnen, sein Reservoir wieder aufzufüllen. Nach den Erfahrungen der letzten Monate könnte es zu einer weiteren Eruption im Svartsengi-Areal kommen. Sollten die übergeordneten Trends anhalten, die man in den sechs Eruptionsphasen und zwei Gangbildungen beobachten konnte, könnte der nächste Ausbruch allerdings gut vier Monate auf sich warten lassen. Zwar werden die Pausenintervalle immer länger, dafür aber die Ausbrüche stärker.

Shiveluch mit hoch aufsteigender Aschewolke am 01.09.24

Shiveluch-Eruption vom 18. August. © V. Frolov. IVS FEB RAS

Vulkan Shiveluch eruptierte Aschewolken – Vulkanasche in 11.300 m Höhe detektiert

Im fernen Osten Russlands eruptierte der Vulkan Shiveluch und ließ zwei Aschewolken aufsteigen, die Vulkanasche bis in eine Höhe von 11.300 m über dem Meeresspiegel beförderten. Laut dem VAAC Tokio ereigneten sich die Eruptionen um 11:55 und 15:00 UTC. Auf Satellitenbildern waren die Aschewolken deutlich zu erkennen: Sie drifteten mit dem Wind in Richtung Norden und Osten und verteilten die Vulkanasche über ein großes Gebiet. Die Eruptionswolken bewegten sich dabei in Höhen, die der Reisehöhe von Flugzeugen entsprechen. Entsprechen hoch war das Gefährdungspotenzial für den Flugverkehr. Dieses Jahr gab es bereits 81-VONA-Warnungen mit Bezug zum Shiveluch. Ob pyroklastische Ströme entstanden ist nicht bekannt, aber es wäre typisch für den Shiveluch.

Die zuständige Forschungsgruppe KVERT hat bisher noch kein Statement zu den Vorgängen veröffentlicht und weist in ihrem täglichen Bulletin nur auf die allgemeine Aktivität des Shiveluch hin. Dort heißt es, dass sich das Wachstum des Lavadoms des jungen Shiveluch-Vulkans sowie des „300 Jahre alten RAS“-Lavadoms am südwestlichen Hang des alten Vulkans fortsetzt. Die Entwicklung der Dome wird von intensiver Gas- und Dampfaktivität begleitet. Satellitendaten zeigten thermische Anomalien über beiden Lavadomen. Tatsächlich registrierte MIROVA in den letzten Tagen nur schwache Anomalien, was jedoch auch der Bewölkung zum Zeitpunkt des Satellitenüberflugs geschuldet sein könnte.

Der Shiveluch ist einer der aktivsten Vulkane auf der Halbinsel Kamtschatka. Er gehört zu den sogenannten Schichtvulkanen, die durch wiederholte Ausbrüche von Lava, Asche und pyroklastischem Material entstanden sind. Mit einer Höhe von etwa 3.283 Metern erhebt sich der Shiveluch über die umliegende Landschaft und dominiert die Region durch seine beeindruckende Präsenz.

Nicht weit vom Shiveluch entfernt liegt die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas, die derzeit jedoch relativ ruhig ist. Noch weiter entfernt befindet sich der Karymsky, der zuletzt vor zwei Tagen eine Eruptionsserie erzeugte. Seitdem ist er jedoch ruhig geblieben.

Island: Sicht auf Sundhnúkur

Wolken geben Sicht auf Eruption im Norden von Sundhnúkur frei – Lavafontäne stabilisierte sich

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, und die anhaltende Aktivität konnte visuell bestätigt werden. Nachdem das Geschehen gestern den größten Teil des Tages in Nebel gehüllt blieb, konnte man am Abend und heute Morgen kurze wolkenfreie Zeitfenster mit Sicht auf die Eruption erhaschen. Im Vergleich zu Freitag hat die Kraft der Eruption abgenommen, doch die Aktivität scheint sich gestern stabilisiert zu haben, und man sieht eine konstante Lavafontäne, die schätzungsweise 20 bis 30 Meter über den Rand des neuen Schlackenkegels aufsteigt. Aus einem zweiten Schlot ist Spattering zu sehen, und natürlich ist ein Lavastrom aktiv, der dort aus dem Krater fließt, wo sein Rand am niedrigsten ist.

Aufgrund des schlechten Wetters wurden kaum Erdbeben registriert. Wind und Regen stören die Sensoren, sodass die schwachen Erdbeben nicht vom Hintergrundrauschen unterschieden werden können. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Seismizität deutlich zurückgegangen ist. Was Sache ist, werden wir erfahren, wenn das Wetter besser geworden ist, doch das könnte dauern, denn für die südwestliche Hälfte der Insel bestehen Unwetterwarnungen.

Gewarnt wird auch vor VOG. Der vulkanisch bedingte Smog enthält in erster Linie viel Schwefeldioxid, aber auch Feinstaub aus den Vegetationsbränden am Rand des Lavastroms, die jetzt durch starke Niederschläge eigentlich gelöscht werden müssten. Der meteorologische Nebel vermischt sich aber mit dem Schwefeldioxid und bildet saure Tröpfchen, die nicht nur schlecht für die Vegetation sind, sondern auch für die Atemorgane von Mensch und Tier. Der Südwind trägt den VOG genau nach Vogar, das nur wenige Kilometer nördlich der Eruptionsstelle liegt, und sorgt dort für Probleme.

Die GPS-Messwerte bestätigen den Trend, dass die Subsidenz bei Svartsengi gestoppt hat und es einen leichten Aufwärtstrend gibt. Es wird also wieder Bodenhebung registriert, was bedeutet, dass mehr Magma aus der Tiefe in das Reservoir unter Svartsengi aufsteigt, als von dort zur Eruption abgeht. Da sich das Reservoir in der Anfangsphase der Eruption so stark entleert hat, dass mehr Magma abgeflossen ist, als seit Ende der letzten Eruption im Mai gespeichert wurde, ist der Druck im Speichersystem vergleichsweise gering, sodass das aus der Tiefe aufsteigende Magma schneller aufsteigen kann als in den letzten Monaten. Das gibt Raum für Spekulationen über die nächste Eruption, obwohl die aktuelle noch nicht beendet ist.

Die Frage ist, ob sich eine der zukünftigen Eruptionen weiter in Richtung Norden verlagern wird oder doch nach Süden Richtung Grindavik. Oder springt die Tätigkeit sogar auf ein anderes Spaltensystem über? Bevor Letzteres eintritt, würde ich vermuten, dass es wieder eine längere Eruptionspause gibt, so wie beim Wechsel des Eruptionszentrums vom Fagradalsfjall nach Sundhúnkur. Durchaus möglich halte ich eine weitere Nordwärtsmigration der Schmelze, und somit könnte eines der nächsten Eruptionszentren dem Siedlungsbereich an der Nordküste unangenehm nahekommen. Einstweilen ist man vor Ort aber noch damit beschäftigt, die Befestigungsanlagen bei Grindavik zu verstärken. Man hat auch damit begonnen, die Risse in den Straßen zu verfüllen, die am 10. November durch das Rifting entstanden sind.

Zusammenfassung: 

  • Die Aktivität im Norden von Sundhnúkur geht weiter
  • Lavafontäne ist gut 20 m hoch
  • Starke Luftverschmutzung durch VOG bei Vogar
  • Subsidenz ist gestoppt und es gibt neue Bodenhebung
  • Magmenreservoir lädt auf, weitere Eruption wahrscheinlich

Kilauea: Erdbebenschwarm am 31.August 2024

Erneut erschüttert ein Schwarmbeben den Kilauea auf Hawaii

Am Kīlauea auf Big Island, Hawaii, bebte gestern die Erde wieder besonders häufig, wobei mehr als 200 Erschütterungen detektiert wurden. Die meisten dieser Beben traten entlang des oberen Ostrifts auf. Es gab jedoch auch vermehrt Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala.

Wie das HVO berichtete, hat sich die Aktivität heute verringert: Es wurden 31 Erschütterungen unter Kaluapele registriert, der hawaiianische Name der Kīlauea-Gipfelcaldera. Die Erdbeben traten in Tiefen von 1 bis 3 km auf, wobei die meisten eine Magnitude von weniger als M2,0 hatten. Die Deformationsraten am Gipfel blieben relativ gering, wobei die Neigungsmesser Schwankungen im Laufe des letzten Tages aufzeichneten. Die GPS-Instrumente in der Gipfelregion zeigen weiterhin einen allmählichen Inflationstrend. Am 20. August 2024 wurde eine SO₂-Emissionsrate von etwa 75 Tonnen pro Tag gemessen.

In der Riftzone wurden etwa 55 Erdbeben in der oberen East Rift Zone registriert, die sich vom Puhimau-Krater bis südöstlich nach Maunaulu erstreckt, was einen Rückgang gegenüber dem Vortag darstellt. Die meisten Erdbeben lagen unter einer Magnitude von M2,0 und ereigneten sich in Tiefen von 1 bis 3 km (0,6 bis 1,8 Meilen). Die Bodenverformung in der Region blieb in den letzten 24 Stunden stabil.

Die Aktivität in der Middle East Rift Zone ist weiterhin gering. Es wurden keine signifikanten Änderungen an den Neigungsmessern des POC festgestellt. GPS-Messungen zeigen im letzten Monat eine anhaltende, wenn auch geringe Inflation in der Region.

Die kontinuierlichen Gasüberwachungsstationen in Windrichtung von Puʻuʻōʻō in der mittleren östlichen Riftzone – dem Ort der Eruptionsaktivität von 1983 bis 2018 – zeigen weiterhin Schwefeldioxidwerte unter den Nachweisgrenzen, was auf vernachlässigbare Emissionen in diesem Gebiet hinweist.

Derzeit gibt es keine Anzeichen für erhöhte seismische Aktivität oder Bodenverformungen in der unteren östlichen Riftzone, abgesehen von den tief sitzenden Erdbeben bei Pāhala, die auf den Magmenaufstieg aus der Asthenosphäre hindeuten.

Zusammenfassung: Der Kilauea eruptiert nicht, aber die seismische Tätigkeit ist insbesondere entlang der oberen Ostriftzone erhöht, wo sich der Boden langsam anhebt. Mittelfristig betrachtet muss man mit einer weitern Gangbildung oder sogar mit einer Eruption rechnen.

Island: Eruption geht auf verringerten Niveau weiter

Vulkanausbruch auf Island hält abgeschwächt an – Tremorpulse und Bodenhebung detektiert

Auf Island hält der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnukur-Kraterreihe an, scheint sich aber abgeschwächt zu haben. Genaue Angaben sind nicht möglich, da sich der Vulkan seit gestern Mittag in Wolken hüllt. Gestern Morgen war aber bereits zu sehen gewesen, dass sich die Lavafontäne auf einen Schlot beschränkte. Heute Nacht sah man durch die Wolken hindurch einen rötlichen Lichtschein, so dass man davon ausgehen kann, dass die Eruption anhält.

Anhand der öffentlich zugänglichen Tremorgrafiken lässt sich das Geschehen nur bedingt verfolgen, da der Tremor nach der Initialphase bereits stark abgefallen und nur noch leicht erhöht war. Allerdings kann man an einigen Messstationen ein ungewöhnliches Muster ablesen, das den Pulsen ähnelt, die vom Fagradalsfjall im Sommer 2021 erzeugt worden waren, als es zu den sich schubweise verstärkenden Eruptionen kam. Am stärksten ist dieses Signal an der Messstation Grindavik, die vergleichsweise weit vom Eruptionsgeschehen entfernt steht. Von daher ist es wahrscheinlich, dass diese Signale Man-made sind. Dennoch ist es möglich, dass das Magma wieder in Schüben aufsteigt, und da die Quelle unter der Blauen Lagune vermutet wird, könnten sich solche Schübe aufsteigenden Magmas in der Messstation Grindavik widerspiegeln. In abgeschwächter Form sind die Pulse im Diagramm auch an anderen Messstationen der Gegend zu identifizieren. Augenzeugen berichteten in den letzten Tagen bereits, dass die Stärke der Lavafontänen fluktuiert und zeitweise auch zwei Fontänen beobachtet wurden. Vielleicht sehen wir demnächst wieder spektakuläre Lavafontänen wie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption. Aber das ist rein spekulativ.

Update: Stephan und Mike aus unserer FB Gruppe haben das beschriebene Phänomen schon seit längerem an dieser Messstation beobachtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es ein Messtechnisches Phänomen sein muss und mit der Bedienung des Seismografen zusammenhängen könnte.

Derweilen deutet sich auf den Diagrammen der GPS-Messungen an, dass es eine Trendumkehr geben könnte: Die Subsidenz des Bodens scheint gestoppt zu sein und es wird wieder Bodenhebung angezeigt. Sollte sich in den nächsten Tagen dieser Trend bestätigen, dann wird an der Eruptionsstelle weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Das spricht dann für ein Nachlassen der Ausbruchsstärke. Denkbar wäre natürlich auch, dass aus dem tief gelegenen Magmenreservoir mehr Schmelze aufsteigt, als es zuvor der Fall war, doch das halte ich für unwahrscheinlich. Seit Monaten ist der Zustrom vom tiefen Magmenkörper in das flache Reservoir unter Svartsengi relativ konstant geblieben. Die neu einsetzende Bodenhebung zeigt, dass mit einem Ende der eruptiven Phase nicht so schnell zu rechnen ist und wir auf weitere Ausbrüche gespannt sein dürfen.

Zusammenfassung:

  • Der Ausbruch geht abgeschwächt weiter
  • Es gibt Tremorpulse die auf Magmaschübe hindeuten könnten
  • Trendwende in der Bodendeformation: aus Deflation wird Inflation