Lavastrom im Süden des Erta Alé – Kraterbildung durch Kollaps infolge Deflation
Mekele, 17.07.2025 – Die Ereignisse am Erta Alé, über die ich in den letzten beiden Tagen berichtet habe, stehen offenbar mit der Eruption eines Lavastroms ganz weit im Süden des Vulkans in Verbindung. Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt im Infrarotspektrum die Signatur eines Lavastroms, der erst 5 Kilometer südlich der bekannten Hauptcaldera des Vulkans austritt. Dort, im Süden des Vulkans, befindet sich eine weitere Caldera, an deren Rand der Lavastrom sichtbar wird. Möglicherweise hat sich dort eine Eruptionsspalte gebildet.

Der Lavastrom teilt sich in 3 Arme, die sowohl nach Osten als auch nach Westen und Süden fließen. Der letztgenannte Arm scheint in einem Tunnel entlang eines Rifts zu verschwinden, denn noch einmal 5 Kilometer weiter südlich gibt es einige Hotspots, die nördlich des Vulkans Hayli Gubbi liegen. Es ist auch möglich, dass sich hier eigenständige Eruptionszentren öffneten.
Leider ist das Satellitenfoto aus mehreren Bildern zusammengesetzt. Die Naht der Bilder verläuft kurz oberhalb des Lavaaustritts am Rand der Südcaldera. Ausgerechnet das Bild, auf dem die eigentliche Erta-Alé-Caldera liegt, ist noch nicht aktualisiert worden und stammt von den Tagen vor der Eruption, so dass weitere Informationen über die Vorgänge dort fehlen. Es ist aber naheliegend, dass die Bildung des neuen Pitkraters mit dem Abfließen der Lava aus dem Magmenkörper unter dem Vulkan zusammenhängt und durch Kollapsereignisse ausgelöst wurde. Ein Umstand, auf den unser FB-Gruppenmoderator Mike Schüler früh hinwies.
Paradoxerweise ist das Wetter in der Danakil momentan schlecht und in einer der trockensten Wüsten der Erde ist es zu starken Regenfällen gekommen. In Afdera, einer der letzten ständig bewohnten Siedlungen in ca. 50 Kilometern Entfernung zum Erta Alé, ist es durch den Starkregen zu Überflutungen gekommen. Die ärmliche Infrastruktur des Ortes wurde stark beschädigt und die Menschen dort, die sowieso nicht viel haben, stehen vor dem Nichts. Meine persönlichen Erinnerungen an Afdera sind allerdings zwiespältig: Auf meiner ersten Expedition zum Erta Alé im Jahr 2002 wurde unsere Reisegruppe dort von der Polizei in „Schutzhaft“ genommen, aus der wir nur mit Schmiergeldzahlungen entkommen konnten.