Erta Alé: Weitere Hinweise auf Kraterbildung

Zwei Eruptionswolken steigen aus dem neuen Krater auf.

Erta Alé mit Aschewolken und ausgeprägter thermischer Anomalie – Kraterbildung und möglicherweise ein neuer Lavasee

Mekele, 16.07.2025Am Vulkan Erta Alé in Äthiopien gibt es seit gestern Umwälzungen größeren Ausmaßes, die sich allerdings noch nicht ganz überblicken lassen. Da die Beobachter vor Ort ausschließlich Handyphotos ohne Textbeschreibungen posten, sind wir auf die Interpretation dieser Bilder angewiesen. Neue Satellitenfotos stehen noch aus. Dafür registrierten Satelliten eine sehr starke Wärmestrahlung.

Möglicherweise zwei Pitkrater

Laut MIROVA betrug die Leistung der emittierten Wärmestrahlung gestern Morgen kurzzeitig 5800 MW (MODIS) was ein sehr hoher Wert ist und nur von einer größeren Lavafläche ausgegangen sein kann. Bilder vom Morgen dokumentieren nicht nur eine Aschewolke, sondern auch rotglühende Tephra, die an zwei gegenüberliegenden Stellen des neuen Kraters aufstieg. Eine Aufnahme vom Abend (Bild links) zeigt eine rot illuminierte Wolke aus dem Krater aufsteigen und es sieht so aus, als hätten sich möglicherweise sogar zwei nebeneinander liegende Pitkrater gebildet. Die hintere Wolke könnte aber mit einem Scheinwerfer angeleuchtet worden sein. 

Während die Anzahl der Krater unklar bleibt, kann man es aber als gesichert ansehen, dass sich ein Pitkrater gebildet hat, in dem zumindest zeitweise Lava brodelte.

Der Krater scheint deutlich größer zu sein, als es der Fall war, bevor der Vorgänger in den letzten Jahren verfüllt wurde. Er scheint recht zudem ziemlich nahe an den Calderarand heranzureichen.

Die Vulkanführer haben zuletzt ihre Gruppen bis an die Hornitos herangeführt, wobei manche zwar Gasmasken trugen (von denen ich ausgehe, dass sie nicht die richtigen Filter enthielten), aber nur die wenigsten mit Wanderstiefeln und Helmen ausgestattet waren. Das Risiko, von plötzlichen Lavaspritzern oder Kollapsereignissen überrascht zu werden, wird von den meisten dieser ortsansässigen (selbst ernannten) Vulkanführer unterschätzt. Vielfach beschränkt sich ihre Erfahrung auf den Erta Alé, was ja nett ist, wenn es darum geht, den Pfad zum Vulkan hochzufinden, aber völlig unzureichend, um Vulkangefahren wirklich einschätzen zu können! Wer also eine Tour zum Erta Alé unternehmen will und nicht selbst über entsprechende Erfahrungen verfügt, sollte sich Vulkanführern mit internationaler Vulkanerfahrung anschließen.

Update: In einer Augenzeugenbeschreibung heißt es, dass es an 4 Stellen in der Caldera Aktivität gibt. Ein erfahrener Reiseanbieter meinte, das Gebiet des ehemaligen Nordkraters wäre aktiv. Möglich, dass sich in beiden ehemaligen Kratergebieten (Nord und Süd) neue Depressionen bilden. Die Asche soll sich noch in 15 Kilometern Entfernung zur Caldera finden. Neben Magmenaufstieg könnte die Ursache auch im gegenteiligen Prozess liegen: Kollaps durch unterirdischen Magmenabfluss. Dagegen spricht dann aber die große Hitzeentwicklung und die rot illuminierten Wolken.