
Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach – trotzdem Erdbeben unter Katla
Vík í Mýrdal, 11.07.2025 – Der Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach und hatte seinen Höhepunkt bereits am Donnerstagabend erreicht. Gestern und im Laufe des heutigen Tages sanken die Pegel der Flüsse Leirá Syðri und Skálm, ebenso nahmen die konduktive Leitfähigkeit und der Tremor am Austmannsbunga ab.
Obwohl der Tremor nachgelassen hat und sich auf niedrigem Niveau bewegt, treten weiterhin schwache Erdbeben unter der Katla auf: Laut dem isländischen Wetterdienst (IMO) wurden seit dem 8. Juli im Gebiet des Mýrdalsjökull fast 100 Erschütterungen registriert. Das bislang stärkste Beben ereignete sich am 10. Juli um 7:00 Uhr mit einer Magnitude von 2,7. Heute wurden 13 schwache Erdbeben gemeldet.
Die Forscher des IMO gehen davon aus, dass das Hochwasser weiter zurückgeht und die Wasserstände der Flüsse wieder das übliche Sommerniveau erreichen. Aufgrund des Druckabfalls nach dem Gletscherlauf besteht jedoch die Möglichkeit, dass es in den geothermischen Systemen unter dem Gletscher zu einem Anstieg des Wärmeflusses kommt. Solche Prozesse könnten erneut Gletscherschmelze auslösen und zu einem kurzfristigen Anstieg des Abflusses führen.
Die Flutwelle dürfte ihren Ursprung in geothermischen Vertiefungen südlich von Austmannsbunga unter dem Mýrdalsjökull haben, insbesondere in den Kesseln 13 und 14 des Kötlukettle-Systems. Diese waren bereits im Juli des Vorjahres Auslöser einer starken Flut. Radarmessungen von Eyjólfur Magnússon vom Institut für Geowissenschaften der Universität Island aus dem Mai deuten darauf hin, dass sich unter diesen Kesseln ein subglazialer Wasserspeicher gebildet haben könnte, der als Quelle des aktuellen Hochwassers infrage kommt.
An der Gletscheroberfläche sind bislang keine sichtbaren Auswirkungen des Gletscherlaufs zu erkennen. Insbesondere gibt es keine Hinweise auf Eisabsenkungen über den geothermischen Kesseln.
In der Umgebung von Skálm wurde jedoch Schwefelgeruch gemeldet. Der isländische Wetterdienst rät Reisenden zu besonderer Vorsicht in Flussnähe, da dort mit Gasemissionen zu rechnen ist. Auch abseits der Flüsse ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.
Situation bei Svartsengi
Aufmerksamkeit ist meiner Meinung nach auch im Svartsengi-Gebiet auf der Reykjanes-Halbinsel geboten. Nachdem gestern kaum Erdbeben aufgrund von starken Regenfällen registriert wurden, gab es heute bereits 10 Erdbeben im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Ein leichter, aber deutlicher Anstieg gegenüber der Aktivität Anfang der Woche. Die Daten zur Bodenhebung sind ungenau und aktuell nicht zu gebrauchen.