Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Eruption stabilisierte sich auf niedrigem Niveau
Reykjavik, 19.07.2025 – Auf Island geht der Vulkanausbruch Nr. 9 weiter. Gestern Morgen endete der Rückgang des Tremors, und die Eruption stabilisierte sich auf einem relativ niedrigen Niveau – jenem, von dem wir wissen, dass es tagelang oder sogar mehrere Wochen lang anhalten kann. Allerdings sind Vulkanausbrüche letztlich unberechenbar; es ist ebenso möglich, dass sich die Eruption wieder verstärkt oder rasch zu einem Ende kommt.

Aufgrund des schlechten Wetters mit tief hängenden Wolken geben die Livecams nur sporadisch Blicke auf das Geschehen frei. In der vergangenen Nacht waren noch zwei Schlote im zentralen Bereich der Eruptionsspalte aktiv. Der Hauptschlot fördert eine kleine Lavafontäne, während der weniger aktive Schlot spattert. Ein Lavastrom ergießt sich aus den Schloten und wird auch von der Fontäne gespeist.
Der Gasausstoß ist weiterhin erhöht. Winde aus dem Süden treiben das vulkanische Gas in Richtung Reykjavík, wo die Luftverschmutzung derzeit hoch ist. Unter den vulkanischen Gasen, die viel Schwefeldioxid enthalten, mischen sich auch Gase aus der Verbrennung der Vegetation am Lavarand. Dabei handelt es sich vor allem um Moos, das unter starker Dampf- und Rauchentwicklung verglüht. Im gesamten Areal herrscht Smog, der die Luftqualität stark beeinträchtigt und – zusammen mit der Bewölkung – die Sicht auf das eruptive Geschehen einschränkt.
Während der Tremor stabil ist und sich im Diagramm seitwärts bewegt, zeigen die GNSS-Daten eine nach oben gerichtete Kurve. Die Bodenhebung verläuft jedoch langsamer, als es die Messpunkte gestern noch vermuten ließen. Wie immer gilt: Es gibt eine gewisse Streuung der Messwerte, und man muss sie über mehrere Tage beobachten, bevor sich ein gemittelter Graph ergibt. Dennoch verläuft die Bodenhebung schneller als vor Beginn der Eruption – und das, obwohl der Vulkanausbruch noch aktiv ist. Die Druckentlastung im oberen Magmenspeicher ermöglicht es dem Magma aus tieferen Bereichen, schneller aufzusteigen. Wenn sich das obere Reservoir zunehmend füllt, verlangsamt sich der Magmaaufstieg, und die Geschwindigkeit der Bodenhebung nimmt ab.
Meiner Einschätzung nach gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass die Magmenakkumulation in der Tiefe stoppt oder signifikant nachlässt. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel werden uns wohl noch länger begleiten – auch wenn sich das eruptive Muster ändern und Ausbrüche an anderer Stelle auftreten könnten. Das Krýsuvík-System halte ich dabei für einen geeigneten Kandidaten: Die anhaltenden Schwarmbeben deuten darauf hin, dass sich im tieferen Untergrund etwas tut – auch wenn an der Oberfläche bislang keine stärkeren Bodendeformationen festzustellen sind.
Generell könnten die isländischen Spezialisten vom IMO recht behalten: Die nächste Eruption könnte noch im Herbst stattfinden, wahrscheinlich Richtung Ende November/Anfang Dezember.