Island: Vulkanausbruch stabilisierte sich

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Eruption stabilisierte sich auf niedrigem Niveau

Reykjavik, 19.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch Nr. 9 weiter. Gestern Morgen endete der Rückgang des Tremors, und die Eruption stabilisierte sich auf einem relativ niedrigen Niveau – jenem, von dem wir wissen, dass es tagelang oder sogar mehrere Wochen lang anhalten kann. Allerdings sind Vulkanausbrüche letztlich unberechenbar; es ist ebenso möglich, dass sich die Eruption wieder verstärkt oder rasch zu einem Ende kommt.

Vulkanausbruch stabilisierte sich

Aufgrund des schlechten Wetters mit tief hängenden Wolken geben die Livecams nur sporadisch Blicke auf das Geschehen frei. In der vergangenen Nacht waren noch zwei Schlote im zentralen Bereich der Eruptionsspalte aktiv. Der Hauptschlot fördert eine kleine Lavafontäne, während der weniger aktive Schlot spattert. Ein Lavastrom ergießt sich aus den Schloten und wird auch von der Fontäne gespeist.

Der Gasausstoß ist weiterhin erhöht. Winde aus dem Süden treiben das vulkanische Gas in Richtung Reykjavík, wo die Luftverschmutzung derzeit hoch ist. Unter den vulkanischen Gasen, die viel Schwefeldioxid enthalten, mischen sich auch Gase aus der Verbrennung der Vegetation am Lavarand. Dabei handelt es sich vor allem um Moos, das unter starker Dampf- und Rauchentwicklung verglüht. Im gesamten Areal herrscht Smog, der die Luftqualität stark beeinträchtigt und – zusammen mit der Bewölkung – die Sicht auf das eruptive Geschehen einschränkt.

Während der Tremor stabil ist und sich im Diagramm seitwärts bewegt, zeigen die GNSS-Daten eine nach oben gerichtete Kurve. Die Bodenhebung verläuft jedoch langsamer, als es die Messpunkte gestern noch vermuten ließen. Wie immer gilt: Es gibt eine gewisse Streuung der Messwerte, und man muss sie über mehrere Tage beobachten, bevor sich ein gemittelter Graph ergibt. Dennoch verläuft die Bodenhebung schneller als vor Beginn der Eruption – und das, obwohl der Vulkanausbruch noch aktiv ist. Die Druckentlastung im oberen Magmenspeicher ermöglicht es dem Magma aus tieferen Bereichen, schneller aufzusteigen. Wenn sich das obere Reservoir zunehmend füllt, verlangsamt sich der Magmaaufstieg, und die Geschwindigkeit der Bodenhebung nimmt ab.

Meiner Einschätzung nach gibt es bislang keine Anzeichen dafür, dass die Magmenakkumulation in der Tiefe stoppt oder signifikant nachlässt. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel werden uns wohl noch länger begleiten – auch wenn sich das eruptive Muster ändern und Ausbrüche an anderer Stelle auftreten könnten. Das Krýsuvík-System halte ich dabei für einen geeigneten Kandidaten: Die anhaltenden Schwarmbeben deuten darauf hin, dass sich im tieferen Untergrund etwas tut – auch wenn an der Oberfläche bislang keine stärkeren Bodendeformationen festzustellen sind.

Generell könnten die isländischen Spezialisten vom IMO recht behalten: Die nächste Eruption könnte noch im Herbst stattfinden, wahrscheinlich Richtung Ende November/Anfang Dezember.

Sakurajima: Eruption mit Blitzen gesichtet

Eruption am Sakurajima förderte Asche bis 3400 m Höhe und generierte vulkanische Blitze

Der Sakurajima in der Präfektur Kagoshima eruptierte heute Mittag gegen 11:15 Uhr UTC und förderte eine nach Norden treibende Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 3400 Metern aufstieg. Das Besondere: Der Vulkanausbruch erzeugte während der Initialphase ein vulkanisches Gewitter in der aufsteigenden Aschewolke.

Vulkanischer Blitz

Die Blitze sind in der Aufzeichnung des Livestreams noch einige Stunden lang zu sehen, bevor sie aus der Timeline verschwinden und überschrieben werden. Der Ausbruch förderte auch etwas glühende Tephra, die auf der Außenflanke des Kraterkegels landete.

Bereits gestern Mittag ereignete sich eine Explosion, bei der nicht nur Asche bis in vergleichbare Höhe wie heute aufstieg, sondern auch größere Schlacken bis zur fünften seismischen Messstation flogen, die sich etwa 1400 Meter vom Gipfelkrater Minami-dake entfernt befindet.

Laut einem JMA-Bericht von heute Nachmittag um 15 Uhr wird am Sakurajima weiterhin eine Flankenversteilung sowie eine Ausdehnung des Vulkans registriert. Die Bodendeformationen werden durch eine Magmainflation unter dem Vulkan verursacht. Dieser Prozess wurde auch durch die gestrige Eruption weder verlangsamt noch gestoppt, sodass davon auszugehen ist, dass der Druck im Fördersystem weiter steigt. Wahrscheinlich wird es früher oder später zu einer stärkeren Eruptionsphase kommen.

Der Alarmstatus steht auf „3“, und eine Besteigung des Sakurajima ist verboten. Der Vulkan liegt auf einer vergleichsweise dicht besiedelten Halbinsel in der Bucht von Kagoshima und birgt daher ein großes Gefahrenpotenzial. Es wird nicht nur vor Aschefall gewarnt, der den Verkehr behindern könnte, sondern insbesondere vor der Möglichkeit, dass pyroklastische Ströme und Lahare entstehen könnten. Es besteht die Gefahr, dass starke Druckwellen Fensterscheiben zum Bersten bringen und umherfliegende Glasscherben Verletzungen verursachen.

In Sichtweite des Sakurajima befindet sich der Vulkan Kirishima. Auch dieser Feuerberg ist noch aktiv und emittierte gestern Vulkanasche. Im Großen und Ganzen scheint seine Aktivität aber rückläufig zu sein.

Südkorea: Starke Unwetter verursachen Überflutungen

Starkregen verursachte in Südkorea Überflutungen – Tote, Zerstörung und Massenfluchten sind die Folgen

Seoul, 18.07.2025Die koreanische Halbinsel wird seit Tagen von ungewöhnlich heftigen Regenfällen heimgesucht. Innerhalb von drei Tagen fielen stellenweise über 400 Millimeter Niederschlag, ein Ereignis, das Meteorologen als äußerst selten einstufen. Medienberichten zufolge sind es die stärksten Niederschläge der letzten Jahrzehnte in Südkorea. Besonders betroffen sind die westlichen und südlichen Landesteile, darunter die Städte Gwangju, Seosan und Daegu. Mindestens vier Menschen kamen bislang ums Leben, zwei weitere gelten als vermisst. Über 5.000 Menschen mussten zeitweise evakuiert werden.

Die südkoreanische Wetterbehörde sprach von einem Jahrhundertereignis. In Gwangju wurde mit 426 Millimetern die höchste jemals dort gemessene Tagesniederschlagsmenge seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 86 Jahren registriert. In Seosan, einer Küstenstadt am Gelben Meer, überlasteten Wassermassen das Kanalsystem, ließen Flüsse anschwellen und verursachten Sturzfluten in Wohn- und Gewerbegebieten.

Einige der Todesfälle ereigneten sich, als Menschen in ihren Autos von den Fluten überrascht wurden oder in überfluteten Kellerräumen eingeschlossen waren. In Osan stürzte eine zehn Meter hohe Stützmauer auf ein Fahrzeug, ein Mensch kam dabei ums Leben. Landesweit wurden außerdem zahlreiche Verletzte gemeldet, darunter Personen mit Unterkühlungen und Knochenbrüchen.

Die Topografie der betroffenen Regionen spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Überschwemmungen. Vor allem die westliche Küstenebene rund um Seosan sowie die südwestliche Tiefebene um Gwangju sind vergleichsweise flach und dicht besiedelt. Sie werden von mehreren kleineren Flüssen durchzogen, unter anderem vom Yeongsan-Fluss, der bei starkem Regen rasch über die Ufer treten kann. In Gwangju etwa – das in einem Becken zwischen Gebirgen liegt und keinen großen natürlichen Abfluss hat – reichen bereits überdurchschnittliche Regenmengen aus, um weite Teile der Stadt unter Wasser zu setzen. In Daegu, im Südosten des Landes gelegen, sind ebenfalls flussnahe Wohngebiete von Überflutungen betroffen.

Präsident Lee Jae Myung kündigte bei einer Krisensitzung in Seoul an, die Rolle des Staates bei der Katastrophenvorsorge stärken zu wollen. Er verwies darauf, dass zwar nicht alle Naturkatastrophen verhindert werden könnten, aber bessere Vorbereitung und schnellere Warnsysteme Leben retten könnten. Ein Problem, das auch in anderen Staaten dringend angegangen werden muss: Wir müssen uns auf die Folgen des Klimawandels viel besser vorbereiten – verhindern können wir ihn nicht mehr, höchstens verlangsamen.

Die Wetterlage bleibt vorerst angespannt. Für viele Regionen gelten weiterhin Unwetterwarnungen. Die Behörden warnen eindringlich vor weiteren Erdrutschen, Sturzfluten und instabilen Hängen. Besonders riskant seien derzeit unterirdische Räume, Flussufer und steile Hanglagen.

Campi Flegrei: Erdbeben Md 4,0 bei Bagnoli

Weiteres mittelstarkes Erdbeben Md 4,0 erschüttert Campi Flegrei – Epizentrum bei Bagnoli

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei wurde heute Morgen erneut von einem mittelstarken Erdbeben erschüttert. Der Erdstoß der Magnitude 4,0 ereignete sich um 09:14 Uhr Lokalzeit (07:14 UTC) und hatte eine Herdtiefe von 2500 m. Das Epizentrum wurde an der Küste von Dazin bei Bagnoli lokalisiert und lag damit zwischen den Gemeinden Pozzuoli und Neapel. Der Erdstoß war nicht nur hinsichtlich seiner vergleichsweise hohen Magnitude ungewöhnlich, sondern insbesondere seiner Lage am südöstlichen Randbereich der Hebungszone. Hier hatte es bereits am 13. März eines der stärksten je in den Campi Flegrei registrierten Erdbeben gegeben. Es hatte eine Magnitude von 4,6 und verursachte einige Schäden.

Das Erdbeben schreckte die Bevölkerung der Campi Flegrei auf und viele Menschen stürmten auf die Straßen und auch auf den Notfall-Versammlungsplatz des alten Natogeländes. Es wurden zwar keine größeren Schäden gemeldet, doch es gab weitere Rissbildungen in Gebäuden. Zudem kam es an der Steilküste zu Felsstürzen. Einsatzkräfte kontrollierten mehrere Gebäude, darunter drei Wohnhäuser.

Das Beben war von den Anwohnern in einem Umkreis von 30 Kilometern um das Epizentrum deutlich zu spüren gewesen, wobei diesmal ungewöhnlich viele Wahrnehmungsmeldungen von Bürgern der Kommune Neapel eintrafen.

Natürlich kam das Beben Md 4,0 nicht alleine, sondern war Teil eines stärkeren Erdbebenschwarms, der bis jetzt aus mehr als 30 Beben besteht. Die meisten Erschütterungen hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Viele der Beben manifestierten sich im Südostrand der Solfatara.

Das Beben, das unter die Top Ten der stärksten Beben in den Campi Flegrei fällt, stellt einen weiteren Höhepunkt der Bradyseismos-Phase dar, die seit 20 Jahren anhält und sich insbesondere seit 2018 signifikant steigerte. Meiner Meinung nach ein Anzeichen, dass der Calderavulkan aufheizt und sich langfristig betrachtet auf eine Eruption vorbereitet.

Island: Vulkanausbruch hält am 18. Juli an

Eruption auf Island hält an und nimmt den gewohnten Verlauf – Bodenhebung setzte bereits wieder ein

Reykjavik, 18.07.2025Der Vulkanausbruch, der vor 2 Tagen auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, geht auch heute weiter. Die Eruption verhält sich ähnlich wie die vorausgegangenen Ereignisse entlang von Sundhnúkur und nimmt ihren gewohnten Verlauf: Nach einer starken Initialphase mit der Bildung einer langen Eruptionsspalte und hohem Lavaausstoß nimmt die Aktivität von den Enden der Spalte her ab. Zuletzt konzentriert sich die Tätigkeit auf einen Bereich im Zentrum der Spalte, so wie es aktuell auch der Fall ist.

Lage der Spalte. © IMO

Allerdings kann es gefährlich sein, sich an Eruptionen oder deren Verlauf zu gewöhnen, denn manchmal werden bekannte Muster durchbrochen und man erlebt eine Überraschung. Die Initialphase der neunten Eruption seit November 2023 verlief etwas langsamer, als es bei den Vorgängern der Fall war. Gestern hüllte sich der Ort des Geschehens die meiste Zeit in Wolken, so dass der Vulkanausbruch im Verborgenen ablief. Erst gegen Abend klarte es längere Zeit auf. Zu diesem Zeitpunkt meldete IMO, dass etwa 10 Stellen entlang der Spalte noch aktiv waren. Auf den Livecams konnte man heute nur einen kleinen aktiven Abschnitt der Spalte beobachten und dieser war auch nur teilweise einsehbar: Entlang eines kleinen Segments der Spalte hat sich ein länglicher Wall aus Tephra gebildet. In diesem langgestreckten Schlackenkegel sind noch 3–4 Schlote aktiv. Der mittlere dieser Schlote fördert die höchste Lavafontäne, die vielleicht bis zu 50 m hoch wird. Die Schlote an den Seiten sind strombolianisch tätig oder zeigen Lavaspattering. Die Fontäne speist einen Lavastrom, der bis außerhalb des Sichtbereichs der Kamera fließt und mindestens mehrere Hundert Meter lang ist. Gestern Abend wurde eine Wärmestrahlung mit fast 3000 MW-Leistung gemessen. Zu diesem Zeitpunkt war der Lavastrom möglicherweise länger als 1 Kilometer.

Der Tremor hat deutlich abgenommen, ist aber noch erhöht. Die Bodenhebung folgte dem Tremor und fiel anfangs steil ab. Inzwischen hat sich die Subsidenz nicht nur deutlich verringert, sondern scheint bereits wieder in eine vergleichsweise schnelle Hebung infolge von Inflation übergegangen zu sein. Das bedeutet, dass deutlich weniger Lava eruptiert wird, als in der Tiefe aufsteigt und sich im Magmenkörper unter Svartsengi akkumuliert. Der nächste Ausbruch ist somit praktisch schon in Vorbereitung, obwohl die aktuelle Eruption noch nicht vorbei ist und noch tagelang weitergehen könnte. Eine Verstärkung der aktuellen Eruption ist ebenfalls möglich.

Auch wenn noch keine offiziellen Daten zur Eruption vorliegen, scheint sie bis jetzt zwar nicht zu den größten der Serie zu zählen, wesentlich kleiner war sie aber meiner Einschätzung nach bis jetzt auch nicht. Da das Eruptionszentrum fernab von Infrastruktur lag, verlief sie bis jetzt aber glimpflich.

Taal: Phreatische Eruption am 17. Juli

Phreatische Eruption am Taal. © PHILVOLCS

Phreatische Eruption am Taal fördert Dampfwolke bis auf 2400 m Höhe – Vulkanausbruch wurde erwartet

Manila, 17.07.2025 – Heute manifestierte sich am philippinischen Vulkan Taal eine phreatische Eruption, die seit 11 Tagen erwartet wurde. Videoaufnahmen dokumentierten drei Eruptionen, die sich innerhalb von 12 Minuten ereigneten. Die erste Eruption war ziemlich mickrig, während der zweite Doppelausbruch deutlich energiereicher war. Eine Eruptionsfontäne aus Dampf, Wasser und Sedimenten vom Grund des Kratersees stieg über 100 m hoch auf und überragte die umgebenden Kraterwände. Die resultierende Dampfwolke schaffte es bis auf 2400 m Höhe. Es war die stärkste phreatische Eruption am Taal seit Monaten.

Der Vulkanausbruch kündigte sich bereits am 6. Juni an, als es zu einer mehrtägigen Phase erhöhten Tremors kam, bei gleichzeitiger Reduktion des Gasausstoßes. Nach einigen Tagen entspannte sich die Situation wieder, doch der Gasausstoß blieb niedrig und an einigen Tagen wurden weitere Tremorphasen und vulkanotektonische Erdbeben registriert. Während es gestern aus seismischer Sicht ruhig blieb, wurden nur ca. 500 Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen. Ein Achtel von den Werten, die wir letztes Jahr sahen, und etwa ein Drittel von den üblichen Tageswerten vor dem starken Rückgang der Emissionen. Vermutlich war es zu einer Blockade des Fördersystems gekommen, wodurch sich ein hoher Gasdruck aufbaute, der sich jetzt in den Eruptionen entladen haben dürfte. Die Werte morgen werden zeigen, ob auch die Blockade nachhaltig gelöst wurde.

Dieses Jahr sind die geophysikalischen Parameter am Taal weniger auffällig als in den Jahren zuvor. Dennoch bläht sich die Südwestflanke von Volcano Island weiterhin auf. Langfristig betrachtet ist es wahrscheinlich, dass es hier zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Der Alarmstatus des Taal steht auf der niedrigsten Stufe „1“. Volcano Island ist Sperrgebiet, ansonsten gibt es in der großen Caldera keine mir bekannten Restriktionen.

Erta Alé: Lavastrom im Süden ausgetreten

Lavastrom im Süden des Erta Alé – Kraterbildung durch Kollaps infolge Deflation

Mekele, 17.07.2025Die Ereignisse am Erta Alé, über die ich in den letzten beiden Tagen berichtet habe, stehen offenbar mit der Eruption eines Lavastroms ganz weit im Süden des Vulkans in Verbindung. Ein neues Sentinel-Satellitenfoto zeigt im Infrarotspektrum die Signatur eines Lavastroms, der erst 5 Kilometer südlich der bekannten Hauptcaldera des Vulkans austritt. Dort, im Süden des Vulkans, befindet sich eine weitere Caldera, an deren Rand der Lavastrom sichtbar wird. Möglicherweise hat sich dort eine Eruptionsspalte gebildet.

Der Lavastrom teilt sich in 3 Arme, die sowohl nach Osten als auch nach Westen und Süden fließen. Der letztgenannte Arm scheint in einem Tunnel entlang eines Rifts zu verschwinden, denn noch einmal 5 Kilometer weiter südlich gibt es einige Hotspots, die nördlich des Vulkans Hayli Gubbi liegen. Es ist auch möglich, dass sich hier eigenständige Eruptionszentren öffneten.

Leider ist das Satellitenfoto aus mehreren Bildern zusammengesetzt. Die Naht der Bilder verläuft kurz oberhalb des Lavaaustritts am Rand der Südcaldera. Ausgerechnet das Bild, auf dem die eigentliche Erta-Alé-Caldera liegt, ist noch nicht aktualisiert worden und stammt von den Tagen vor der Eruption, so dass weitere Informationen über die Vorgänge dort fehlen. Es ist aber naheliegend, dass die Bildung des neuen Pitkraters mit dem Abfließen der Lava aus dem Magmenkörper unter dem Vulkan zusammenhängt und durch Kollapsereignisse ausgelöst wurde. Ein Umstand, auf den unser FB-Gruppenmoderator Mike Schüler früh hinwies.

Paradoxerweise ist das Wetter in der Danakil momentan schlecht und in einer der trockensten Wüsten der Erde ist es zu starken Regenfällen gekommen. In Afdera, einer der letzten ständig bewohnten Siedlungen in ca. 50 Kilometern Entfernung zum Erta Alé, ist es durch den Starkregen zu Überflutungen gekommen. Die ärmliche Infrastruktur des Ortes wurde stark beschädigt und die Menschen dort, die sowieso nicht viel haben, stehen vor dem Nichts. Meine persönlichen Erinnerungen an Afdera sind allerdings zwiespältig: Auf meiner ersten Expedition zum Erta Alé im Jahr 2002 wurde unsere Reisegruppe dort von der Polizei in „Schutzhaft“ genommen, aus der wir nur mit Schmiergeldzahlungen entkommen konnten.

Island: Länge der aktiven Eruptionsspalte verkürzte sich

Vulkanausbruch bei Sudhnúkur auf Island hält an – Aktiver Teil der Eruptionsspalte kürzer

Reykjavik, 17.07.2025Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter, hat sich aber seit der Hochphase gestern Vormittag abgeschwächt. Während die Gesamtlänge der aktiven Eruptionsspalte gestern Vormittag fast 3000 m betrug, ist sie jetzt nur noch wenige hundert Meter lang. Die genaue Größe lässt sich aufgrund des dichten Nebels nicht abschätzen. Auf einer Livecam konnte man heute Morgen einen Blick auf ein relativ kurzes aktives Teilstück der Spalte erhaschen, die sich nordöstlich von Stóra Skógfell befindet.

Die Seismizität und der Tremor sind weiterhin stark rückläufig und halten sich an bekannte Muster, wie wir sie bei den meisten vorherigen Eruptionen auch gesehen haben. Die Gefahr, dass sich die Eruption wieder verstärkt und ausdehnt, ist gering, aber nicht gleich null.

Erste Daten von IMO zeugen davon, dass sich das neu entstandene Lavafeld bis gestern Mittag auf 3,2 Quadratkilometer ausgedehnt hatte. Die Lava fließt überwiegend in Richtung Osten, wo sie Senken im Gelände auffüllt. Die Region ist nicht bebaut und Infrastruktur ist zurzeit nicht gefährdet. Die Eruptionsspalte drang so weit in Richtung Norden vor, wie es bei noch keiner der vorangegangenen Eruptionen seit November 2023 der Fall gewesen war. Damit folgt die Spalte der Spur des Ganges, der sich beim Ereignis im April gebildet hat, und nähert sich weiter dem Highway zwischen Keflavik und Reykjavik an. Die Reykjanesbraut ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Islands und das Küstengebiet nördlich der Straße ist besiedelt. Sollte der Lavastrom einer der nächsten Eruptionen die Straße unterbrechen, dann hat man ernste Schwierigkeiten. Mich würde es nicht wundern, wenn bald neue Diskussionen um den Bau eines weiteren Flughafens in der Nähe von Reykjavik entbrenne würden, auf dem auch größere Jets landen können. Vermutlich wäre es aber weise, so einen Flughafen nicht im Norden von Reykjanes zu bauen, sondern lieber östlich von Reykjavik.

Für das Eruptionsgebiet gilt die höchste Gefahrenwarnstufe. Während der Badebetrieb der Blauen Lagune heute weitergeht, ist der Zugang nach Grindavik für Touristen gesperrt. Urlauber, die den dortigen Campingplatz nutzen wollen, dürften enttäuscht sein. In der Stadt haben sich scheinbar einige Risse gebildet, die bereits verfüllt werden.

Alaska: Tsunamiwarnung nach Erdbeben Mw 7,3

Sehr starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,3 erschütterte Küste von Alaska – Tsunamiwarnung ausgegeben

Datum: 16.07.2025 | Zeit: 20:37:39 UTC | Koordinaten: 54.741 ; -160.556 | Tiefe: 12 km | Mw 7,3

Anchorage, 17.07.2025Die Halbinsel des US-Bundesstaates Alaska wurde gestern Abend um 20:37:39 UTC (12:37:39 Ortszeit) von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,3 erschüttert. Das Epizentrum des in 12 Kilometern Tiefe gelegenen Erdstoßes wurde vor der Küste verortet und lag 66 km südlich vom Ort Sand Point, der ca. 1000 Einwohner zählt. Größere Schäden entstanden nicht, aber es wurde Tsunamialarm gegeben, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde.

Die Angst vor einer dieser riesigen Hafenwellen war groß und die Warnung wurde ernst genommen: Videos aus der Stadt Seward zeigen, wie sich die Anwohner im Freien versammelten und auf den Weg in ein höher gelegenes Areal machten, was aufgrund der steilen und dicht bewaldeten Hänge an der Küste Alaskas nicht einfach ist. Außerdem regnete es in Strömen, so dass ein Trek aus Regenjacken unterwegs war. Doch von Panik war keine Spur, die Menschen blieben gefasst und ruhig.

Laut einem CNN-Bericht wurde auch eine Basis der US-Küstenwache auf der großen Insel Kodiak vorsorglich evakuiert. Auch diese Maßnahme ist inzwischen aufgehoben.

Die Tsunami-Warnung, die zunächst auf mögliche größere Wellen hingewiesen hatte, wurde später auf eine weniger drastische Gefahrenmeldung reduziert. Diese forderte die Bevölkerung auf, Strände und Wasserwege zu meiden. Große Wellen blieben aus, aber es wurden ungewöhnliche Schwankungen des Meeresspiegels beobachtet.

Das Erdbeben war im gesamten Süden Alaskas sowie entlang der Halbinsel deutlich zu spüren. Selbst aus dem 950 Kilometer entfernten Anchorage liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Bereits zuvor hatte ein Beben der Stärke 5,2 die Region rund 65 Kilometer südöstlich von Atka Island erschüttert. Zudem gab es zahlreiche schwächere Nachbeben.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter der Platte Nordamerikas zusammen, die sich entlang des Aleuten-Grabens ereignet. Der 3200 Kilometer lange und bis zu 7822 m tiefe Graben ist das dominierende tektonische Element im Norden des Pazifiks. In Alaska und dem anschließenden Aleuten-Inselbogen gibt es zahlreiche aktive Vulkane. Einer der bekanntesten in direkter Nähe zum Erdbebengebiet ist der Pavlof. Er liegt nur 180 Kilometer von dem Epizentrum entfernt und könnte auf das Beben reagieren.

Alaskas Südküste liegt am geologisch hochaktiven Pazifischen Feuerring. Das stärkste je in Nordamerika gemessene Beben ereignete sich 1964 in dieser Region: Ein Beben der Stärke 9,2 zerstörte große Teile von Anchorage und löste einen verheerenden Tsunami aus, bei dem über 250 Menschen ums Leben kamen.