Antarktis: Sehr starkes Erdbeben in der Drake-Passage

Schweres Erdbeben in der Drake-Passage – Tektonische Spannung zwischen Antarktis und Südamerika entlädt sich

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 20:29:22 UTC | Koordinaten -60.184 ; -61.863 | Tiefe: 10 km | Mw 7,7

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,7 hat am Freitagabend die entlegene Region der antarktischen Drake-Passage erschüttert. Das Beben ereignete sich um 20:29 Uhr UTC und lag rund 956 Kilometer südöstlich von Punta Arenas (Chile) sowie 710 Kilometer südöstlich von Ushuaia (Argentinien). Der Erdbebenherd befand sich in etwa 10 Kilometern Tiefe. Da sich das Erdbeben weitab jeglicher Siedlungen, inmitten des sturmgepeitschten Südpolarmeers manifestierte, blieben Schäden aus.

Erdbebenkarte. © GFZ

Obwohl sich das Beben weitab der Zivilisation ereignete, war es weitreichend messbar und wurde von seismologischen Netzwerken weltweit registriert. Für die Küsten Chiles, Argentiniens und der Antarktischen Halbinsel bestand keine Tsunamigefahr, teilte das Pazifische Tsunamiwarnzentrum mit. Zudem wurden mehrere Nachbeben mit Magnituden im Fünferbereich gemeldet.

Die Drake-Passage ist geologisch eine der komplexesten Regionen der Erde. Hier treffen drei große tektonische Einheiten aufeinander: die Südamerikanische Platte, die Antarktische Platte und die dazwischen eingekeilte Scotia-Platte. Letztere wird im Westen durch die West Scotia Ridge – eine ozeanische Spreizungszone – und im Süden durch die Shackleton Fracture Zone begrenzt, eine mächtige Transformstörung, die Scherbewegungen zwischen den Platten aufnimmt.

Das Erdbeben ereignete sich entlang der Shackleton Fracture Zone, einer rechtsseitig verschiebenden Transformstörung, an der die Scotia-Platte sich ostwärts an der Antarktischen Platte vorbeibewegt. Solche Beben entstehen nicht durch vertikales Abtauchen von Platten, sondern durch horizontale Scherung – ähnlich wie an der San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien.

Die Region der Drake-Passage spielt eine Schlüsselrolle in der Bewegung der antarktischen Lithosphäre. Während die Antarktische Platte nach Westen driftet, bewegt sich die Scotia-Platte langsam nach Osten – ein tektonisches Tauziehen, das seit Millionen Jahren anhält. Das aktuelle Beben erinnert daran, dass auch die entlegensten Zonen der Erde dynamisch aktiv bleiben.

Das oben beschriebene Erdbeben war nicht das einzige sehr starke Beben der vergangenen Tage. So manifestierten sich im Südosten der Philippinen zwei Beben Mw 7,4 und 6,7, über die ich bereits berichtet habe. Außerdem gab es in der Bismarcksee (PNG) ein Beben Mw 6,3.

Spanien: Erneut schwere Unwetter am Mittelmeer

Unwetter infolge von DANA-Tief Alice sorgen für Überflutungen in Alicante und Muria

Das isolierte DANA-Höhentief „Alice“ hat seit vorgestern in mehreren Regionen im Südosten Spaniens massive Regenfälle und weitreichende Überschwemmungen ausgelöst. Besonders betroffen sind die beliebten Urlaubsregionen um Alicante und Murcia, wo die spanische Wetterbehörde AEMET die Alarmstufe Rot aktivierte.

In den letzten Tagen kam es zu heftigen Gewittern mit stundenlangen Starkregen und dem Einschlag von Blitzen. Nach Angaben der AEMET fielen innerhalb von nur 12 Stunden in den Unwetterregionen bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter. Das sind Mengen, die sonst einem gesamten Monat entsprechen. In einigen Küstengebieten, etwa rund um das Kap La Nao, könnten die Gesamtniederschläge 250 bis 300 l/m² überschreiten. Auch im Hinterland von Alicante wurden innerhalb weniger Stunden mehr als 50 l/m² registriert.

Meteorologen führen die Intensität des Ereignisses auf die Kombination kalter Höhenluft mit feuchtwarmer Mittelmeerluft zurück, die über dem westlichen Mittelmeer ein nahezu stationäres Tiefdrucksystem bildete. Dadurch entstehen sogenannte Konvektionszonen, die extrem lokale, aber sehr ergiebige Niederschläge auslösen.

Die Auswirkungen sind gravierend: In der Region Murcia mussten laut der Notrufzentrale mehr als 160 Einsätze gefahren werden: Menschen, die von den Wassermassen in Autos oder ihren Wohnungen eingeschlossen waren, bedurften schneller Hilfe. In Cartagena und Los Alcázares kam es zu Evakuierungen, nachdem mehrere zuletzt ausgetrocknete Flussläufe (Rambla) über die Ufer traten. Ein Lieferwagen wurde in der Rambla de Beniaján von den Fluten mitgerissen.

Die militärische Notfalleinheit wurde in der Nacht entsandt, um überflutete Gebiete zu sichern und Pumpmaßnahmen durchzuführen. Wichtige Überlandstraßen mussten gesperrt werden.

Auch auf den Balearen sorgt DANA „Alice“ für Unruhe: Auf Ibiza und Formentera gelten Unwetterwarnungen der Stufe Orange, mit erwarteten Regenmengen von bis zu 100 l/m² in zwölf Stunden und kräftigen Gewittern.

Die AEMET warnt davor, dass die Lage bis Montag instabil bleibt. Besonders gefährdet seien Tiefebenen und Küstenzonen, wo Sturzfluten jederzeit möglich sind. Die Behörden rufen die Bevölkerung auf, Wasserläufe zu meiden, Reisen einzuschränken und sich über offizielle Kanäle über die aktuelle Lage zu informieren. Und das, wo bei uns die Herbstferien begonnen haben und sich viele Reisende auf den Weg nach Spanien machen. Bleibt wachsam und vorsichtig!

DANA- Wetterlagen sind für den Herbst im westlichen Mittelmeerraum typisch, treten in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels aber immer häufiger auf und bringen auch größere Regenmengen mit sich, als es früher der Fall war. Zudem entdeckten Klimaforscher nun einen weiteren Effekt, der sich beschleunigend auf den Wandel auswirkt: Durch die warmen Meere lösen sich tiefe Regenwolken in einigen Erdregionen immer schneller auf, wodurch sich der Rückstrahleffekt der Wolken verringert. In der Höhe bilden sich dagegen dünne Schleierwolken, die Wärmestrahlung in der Atmosphäre einschließen. Dadurch kommt es zu einer weiteren Beschleunigung der Erderwärmung.

Guatemala: Tornado wütete in der Hauptstadt

Unwetter in Guatemala: Tornado überrascht Hauptstadtbewohner

Am Donnerstag, dem 9. Oktober 2025, überraschte ein in Guatemala selten auftretender Tornado die Bewohner der Hauptstadtregion. Zeugen berichteten von einem kurzen, aber intensiven Wirbelsturm, der in den Distrikten 11 und 12 sichtbar war und Schäden verursachte. Der Tornado entwurzelte Bäume, deckte Dächer ab und beschädigte Stromleitungen. Glücklicherweise wurden keine Verletzten gemeldet.

Es handelte sich um einen vergleichsweise schwachen Tornado der Kategorie EF1 auf der erweiterten Fujita-Skala. Wirbelstürme dieser Kategorie haben in ihrem Inneren Windgeschwindigkeiten zwischen 138 und 178 km/h. Die stärksten Stürme der F5-Kategorie bringen es auf Windgeschwindigkeiten von mehr als 322 km/h.

Dieser Tornado ist Teil einer Reihe von Extremwetterereignissen, die Guatemala im Oktober 2025 heimsuchten. Bereits am 1. Oktober führten starke Regenfälle in Mazatenango zu Überschwemmungen, die starke Schäden verursachten. Darüber hinaus wurden in verschiedenen Regionen des Landes, darunter Salamá, schwere Regenfälle und Überschwemmungen registriert, die zu Evakuierungen führten.

Die Katastrophenschutzbehörde CONRED berichtete zudem über mehrere Erdrutsche und Felsstürze, die sich im Zusammenhang mit Unwettern während der Regenzeit ereigneten.  Diese ist dieses Jahr besonders stark ausgefallen und noch nicht zu Ende. Normalerweise dauert die Regenzeit von Mai bis Oktober. Seit einigen Jahren wird ein Trend zur Verlängerung der Regenzeit bis in den November hinein beobachtet.

Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, sich vor weiteren Unwettern in Acht zu nehmen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Die ungewöhnliche Häufung von Extremwetterereignissen im Oktober 2025 wirft Fragen zur Rolle des Klimawandels in der Region auf und verdeutlicht die Notwendigkeit verstärkter Vorbereitungs- und Schutzmaßnahmen.

Die guatemaltekischen Behörden arbeiten weiterhin daran, die Schäden zu beheben und die betroffenen Gemeinden zu unterstützen. Die Bevölkerung wird gebeten, offizielle Warnungen und Empfehlungen zu beachten, um sich vor weiteren Gefahren zu schützen.

Laacher-See-Vulkan: Erdbebenschwarm am Westufer

Erdbeben manifestierten sich unter dem Wall am linken Bildrand. © Marc Szeglat

Schwarmbeben am Westrand des Laacher-See-Vulkans – einzigartiges Ereignis

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 03:43:50 UTC | Koordinaten:  50.407 ; 7.249 | Tiefe: 7 km | Mb 0,9

Unter dem Westrand des Laacher-See-Vulkans manifestiert sich ein ungewöhnlicher Erdbebenschwarm, der heute Nacht gegen 00:05:19 UTC (02:05:19 UHR MESZ) begann. Das stärkste Erdbeben der Sequenz ereignete sich in den frühen Morgenstunden und hatte eine Magnitude von 0,9 und einen Erdbebenherd in 7 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km west-südwestlich von Andernach und wenige Meter nordwestlich der Abtei Maria Laach verortet. 

Laacher-See-Vulkan. © EMSC

Obwohl die Magnituden der Erschütterungen sehr schwach sind und im Bereich der Mikroseismizität liegen, ist es ein bis jetzt einzigartiges Ereignis, über das ich in den 25 Jahren meiner Berichterstattung für Vnet noch nicht schreiben durfte.

Das EMSC listet bis jetzt 5 dieser Mikrobeben mit Magnituden im positiven Bereich, die von den Seismometern des rheinland-pfälzischen Erdbebennetzwerks registriert wurden. Laut der Website Erdbebennews soll es aber 87 weitere extrem schwache Vibrationen mit negativen Magnituden gegeben haben, an deren Verifizierung der Erdbebendienst noch arbeitet. Bis die Beben bestätigt sind, sollte man diese Information mit einem „Grain of Salt“ betrachten.

Von den Anwohnern der Region konnten die Erdbeben nicht gespürt werden und eine Gefährdungslage bestand nicht.

In den letzten Tagen sind in der Eifel ungewöhnlich häufig Erdbeben aufgetreten, die ich der Randzone des Eifelmantelplumes zurechnete. So gab es am 8. Oktober ein Erdbeben mit Mb 0,8 in 32 Kilometern Tiefe, dessen Epizentrum zwischen Mendig und Kruft lag. Hierbei handelte es sich um ein sogenanntes Deep-Low-Frequency-Erdbeben. Diese Erdbebenart wurde am Laacher-See-Vulkan zum ersten Mal im Jahr 2013 registriert, kam in der letzten Zeit aber nur selten vor. Diese spezielle Erdbebenart steht nach Meinung von Geowissenschaftlern mit der Bewegung magmatischer Fluide im Grenzgebiet Erdmantel zur Erdkruste in Verbindung.

Auch wenn die aktuelle Seismizität noch keinen Hinweis auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch liefert, zeigt sie, dass die Region um den Laacher-See-Vulkan magmatisch aktiver ist, als man früher angenommen hat. Langfristig betrachtet könnte sich hier wieder ein Vulkanausbruch ereignen.

Update: Die Erdbeben wurden teilweise durch manuelle Überprüfung neu bewertet. Jetzt hatten zwei Erdbeben eine Magnitude von 0,9. Dieses Beben hatte sich schon gestern um 22:01:02 UTC ereignet. Ein weiterer Erdstoß M 0,7 wurde unter dem Kloster detektiert. Insgesamt sind nun offiziell 7 Beben mit positiven Magnituden bestätigt. Sollten die Mönche eine wildes Sause gefeiert haben?

Update 10.10.25: Das LGB-Rheinland-Pfalz hat inzwischen 11 Erschütterungen mit Magnituden zwischen 0,3 und 0,9 in seine Erdbebenlisten aufgenommen und damit bestätigt.

Karangetang: Erhöhte Aktivität und Rotglut am Nordkrater

Vulkan Karangetang auf Siau steigerte Aktivität – Glühende Schuttlawine abgegangen

Der indonesische Vulkan Karangetang liegt auf der Insel Siau und zeigt seit Wochen eine deutlich erhöhte Aktivität. Seit August wird eine Zunahme seismischer Ereignisse beobachtet, zu denen sich gestern Rotglut am Dom und der Abgang glühender Schuttlawinen gesellten. Sie deuten auf ein anhaltend hohes Niveau vulkanischer Unruhe hin. Die Alarmstufe II (Gelb) bleibt weiterhin in Kraft. Die Schuttlawine ging wenige Stunden vor dem starken Erdbeben der Magnitude 7,4 im Süden der Philippinen ab.

Wie das VSI/ESDM in einem Sonderbericht schreibt, wurden am 9. Oktober glühende Lavalawinen beobachtet, die sich vom Nordkrater in Richtung des etwa 700 Meter entfernten Südkraters bewegten, was als ein klares Zeichen für aktiven Magmanachschub am Lavadom interpretiert wird. Bereits in den Wochen zuvor registrierte das seismische Netzwerk eine stetige Signalzunahme. Insbesondere Erdbeben, die mit Gas- und Ascheausstoß in Verbindung stehen, legten deutlich zu. Während Anfang August noch rund 40 dieser Ereignisse pro Tag aufgezeichnet wurden, stieg ihre Zahl Mitte August auf bis zu 96 pro Tag. Auch die Zahl der harmonischen Beben, die auf Magmabewegungen in der Tiefe hindeuten, nahm signifikant zu.

Schaut man sich die Erdbebenstatistiken bei MAGMA an, erkennt man, dass es zeitweise sogar deutlich mehr Erdbeben gab, als vom ESDM berichtet. Besonders Mitte August und Mitte September gab es an einigen Tagen mehr als 270 Erdbebensignale unterschiedlichen Typs. In den letzten 24 Stunden wurden 139 starke Entgasungen, 20 Tremorphasen und 3 vulkanotektonische Beben festgestellt.

Der Karangetang zählt zu den aktivsten Vulkanen Indonesiens. Er erhebt sich 1.784 Meter über dem Meeresspiegel und ist ein Doppelvulkan mit zwei Gipfelkratern – einem Nord- und einem Südkrater. Er eruptiert überwiegend effusiv und generiert Lavadome. In besonders aktiven Phasen kommt es zu strombolianischen Eruptionen, glühenden Schuttlawinenabgängen und Lavaströmen. Gelegentlich entstehen pyroklastische Ströme und Lahare. Diese stellen eine ernste Gefahr für Siedlungen am Fuß des Vulkans dar.

Der letzte größere Ausbruch des Karangetang ereignete sich im September 2023, als Lavaströme den Batuawang-Fluss erreichten. Die Geologische Agentur Indonesiens mahnt die Bevölkerung, sich im Umkreis von 1,5 Kilometern um beide Krater sowie im Bereich bis 2,5 Kilometer südlich und südwestlich des Südkraters nicht aufzuhalten.

Trotz seiner häufigen Aktivität leben Tausende Menschen auf der kleinen Insel Siau in unmittelbarer Nähe des Vulkans. Der Karangetang prägt dort nicht nur die Landschaft, sondern auch das Leben der Bewohner – zwischen fruchtbarem Boden und der ständigen Bedrohung durch Feuer und Asche.

Philippinen: Sehr starkes Erdbeben Mw 7,4 vor Davao

Sehr starkes Erdbeben Mw 7,4 erschüttert Philippinen und richtet Schäden an – Mindestens ein Todesopfer und zahlreiche Verletzte gemeldet

Datum: 10.10.2025 | Zeit: 01:43:59 UTC | Koordinaten: 7.254 ; 126.697 | Tiefe: 53 km | Mw 7,4

Heute Nacht wurden die Philippinen erneut von einer Naturkatastrophe getroffen. Diesmal war es ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4, das sich vor der Ostküste von Davao in der südphilippinischen Region Mindanao ereignete. Der Erdstoß setzte um 01:43:59 UTC (09:43:59 Uhr Lokalzeit) ein und wurde 18 km ost-nordöstlich von Manay verortet. Der Erdbebenherd lag laut EMSC in 53 Kilometern Tiefe. Es wurde Tsunamialarm gegeben, der inzwischen aber wieder aufgehoben wurde. Aufgrund des Tsunamialarms wurden Küstenregionen evakuiert. Größere Wellen blieben aber aus. Das benachbarte Indonesien meldete nur Wellen geringer Höhe. Es gab und gibt mehrere Nachbeben.

Erdbeben Philippinen. © GFZ

In den sozialen Medien wurden Bilder von eingestürzten Häusern und demolierten Straßen gezeigt. Medien berichten von mindestens einem Todesopfer und zahlreichen Verletzten. Unter ihnen befinden sich 50 Schüler einer Highschool. Auch Abfertigungsgebäude des internationalen Flughafens in Davao bekamen Risse. Der Flugverkehr kam kurz ins Stocken, wurde aber schnell wieder aufgenommen. Außerdem fiel in zahlreichen Orten der Strom aus. In Davao City musste ein Krankenhaus geräumt werden und es spielten sich chaotische Szenen ab. Das volle Ausmaß der Schäden wird noch ermittelt.

Tektonisch betrachtet stand das Erdbeben mit dem Philippinen-Graben in Verbindung, an dem die Pazifikplatte unter die Philippinenplatte abtaucht und im Erdmantel teilweise geschmolzen wird. Durch diesen Prozess entstehen die Schmelzen, die an den Vulkanen der Philippinen als Lava eruptiert werden. Der starke Erdstoß könnte Vulkanausbrüche an Feuerbergen auslösen, die bereits zu einer Eruption bereit sind. Nach dem letzten starken Erdbeben auf den Philippinen, das sich am 30. September zutrug und zahlreiche Todesopfer forderte, reagierte der Taal-Vulkan mit einer phreatomagmatischen Eruption. Auch der Kanlaon wurde wieder aktiver. Da das Beben weit im Süden des philippinischen Archipels lag, könnte es sich auch auf die Vulkane des nördlichen Indonesiens auswirken, insbesondere auf die Inselvulkane des Sangihe-Archipels und der Molukken. Dort liegt etwa der Inselvulkan Karangetang, der seit gestern Anzeichen erhöhter Aktivität zeigt.

Update: Heute Mittag folgte ein weiteres starkes Nachbeben Mw 6,7 in 60 Kilometern Tiefe, das vor der Ostküste bei Davao lag. Die Zahl der Todesopfer steig auf mindestens 5.

Türkei: Seismologe prognostiziert stärkere Erdbeben in Kütahya

Erdbeben im türkischen Kütahya: Seismologe warnt vor Migration der Erdbeben in Richtung Nordosten

Datum: 08.10.2025 | Zeit: 23:54:07 UTC | Koordinaten: 39.247 ; 29.013 | Tiefe: 9 km | Mb 4,9

Gestern Abend ereignete sich im Erdbebengebiet bei Simav ein weiterer Erdstoß der Magnitude 4,9. Das Epizentrum wurde 18 km nördlich von Simav lokalisiert. Das Hypozentrum befand sich in 9 Kilometern Tiefe. Der Erdstoß wurde von den Anwohnern der Region deutlich gespürt und sogar noch in Istanbul und dem fast 400 Kilometer entfernten Bulgarien wahrgenommen. Laut türkischen Presseberichten sollen wieder zahlreiche Menschen panikartig ins Freie geflüchtet sein.

Simav-Graben. © EMSC

Das Beben ereignete sich nahe einer der Störungszonen des Simav-Grabens, über den ich in den letzten Monaten öfters berichtet habe. Entlang des Grabens haben sich inzwischen zwei Erdbebencluster gebildet. Täglich gibt es mehr als ein Dutzend schwacher Erdbeben und gelegentlich auch mittelstarke bis starke Erschütterungen wie das Beben gestern. Das stärkste Erdbeben im August hatte eine Magnitude von 6,1 und verursachte einige Schäden und Verletzte.
Nun ergriff der türkische Seismologe Professor Dr. Osman Bektaş das Wort und wies darauf hin, dass sich die seismische Aktivität nach Nordosten in Richtung Kütahya-Tavşanlı ausbreitet. Insbesondere der Naşa-Erdbebencluster zeigt weiterhin Zuwachs: Nachdem vor vier Tagen ein Beben der Stärke 4,1 registriert wurde, nimmt die Seismizität nun mit einer Magnitude von 4,9 in nordöstlicher Richtung zu.

Der Professor ist der Meinung, dass das starke Sindırgı-Erdbeben der Magnitude 6,1 das umliegende Verwerfungssystem aktivierte und eine Zunahme der seismischen Aktivitäten ausgelöst hat. Der Uşak-Block, begrenzt durch die Simav- und Gediz-Verwerfungen, die die stärksten Deformationen in der Ägäis aufweisen, bildet seit 1969 einen Makro-Erdbebencluster, der nun ebenfalls auf Kütahya gerichtet ist, so Bektaş in einem Statement gegenüber der Lokalpresse. Die Behörden und Experten beobachten die Region weiterhin genau, da die seismische Tendenz auf eine potenzielle Zunahme der Beben hindeutet.

Meiner Meinung nach könnte zwischen den beiden Erdbebenclustern eine seismische Lücke entstanden sein, in der noch hohe Spannungen in der Erdkruste vorhanden sind. Daher rechne ich eher mit einem weiteren starken Beben zwischen den Clustern als in einem der bestehenden, obgleich auch hier noch ein großes Bebenpotenzial vorhanden ist.

Interessant finde ich auch, dass es in der Region einen hohen geothermischen Gradienten gibt und im Bereich des ersten Bebenclusters ein Geothermiekraftwerk betrieben wird.

Mathematisches Vorhersagemodell für Vulkanausbrüche erstellt

Mathematisches Modell zur Vorhersage von Vulkanausbrüchen: Shannon-Entropie könnte Prognosen genauer machen

Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Miguel Ángel Méndez hat ein neuartiges mathematisches Verfahren entwickelt, mit dem sich Vulkanausbrüche künftig präziser vorhersagen lassen könnten. Die Methode basiert auf Parametern aus der Informationstheorie und Signalstatistik – insbesondere der Shannon-Entropie (SE), der Kurtosis und dem Frequenzindex (FI). An der Studie waren unter anderem das Instituto Volcanológico de Canarias (INVOLCAN), die Universität Granada und das Instituto Tecnológico y de Energías Renovables (ITER) beteiligt. Sie wurde im Journal of Volcanology and Geothermal Research veröffentlicht.

Vulkanausbruch La Palma

Die Forschenden wendeten das Konzept der Shannon-Entropie auf seismische Daten an, um Veränderungen in der inneren Dynamik von Vulkanen zu erkennen. In der Vulkanologie beschreibt die Entropie, wie „geordnet“ oder „chaotisch“ die seismischen Signale eines Vulkans sind. Ein niedriger Entropiewert bedeutet, dass die Signale regelmäßig und vorhersehbar sind – das System arbeitet geordneter. Ein Entropieabfall kurz vor einem Ausbruch deutet darauf hin, dass das vulkanische System gleichmäßige, rhythmische Schwingungen wie harmonischen Tremor erzeugt, die mit dem Aufstieg von Magma und der Vorbereitung einer Eruption verbunden sind. Hohe Entropie steht dagegen für zufällige, unvorhersehbare Erdbebensignale, wie sie während einer Ruhephase auftreten können.

Ergänzend dazu liefert die Kurtosis Hinweise auf impulsive seismische Ereignisse, Schwärme und explosive Phasen, während der Frequenzindex Veränderungen in den dominanten Frequenzbändern erfasst, die etwa mit Frakturen, Tremor oder Magmaaufstieg verknüpft sind. Die Kombination dieser Parameter erlaubt es, sowohl die Vorläufer als auch die verschiedenen Entwicklungsphasen einer Eruption detaillierter zu charakterisieren.

Das Team analysierte seismische Daten zweier Vulkane: des Tajogaite auf La Palma, der 2021 ausbrach, und des mexikanischen Colima, der zwischen 2013 und 2022 aktiv war. Dabei zeigte sich, dass die Shannon-Entropie bereits Stunden vor den Eruptionen deutlich abfiel, während Kurtosis und Frequenzindex charakteristische Veränderungen aufwiesen, die mit zunehmender vulkanischer Aktivität korrelierten. Im Fall des Tajogaite konnte der bevorstehende Ausbruch mindestens neun Stunden im Voraus erkannt werden. Ein Anstieg der Entropie nach dem Ende der Eruption signalisierte zudem die Rückkehr zur vulkanischen Ruhe.

Da die Methode automatisiert auf große Datenmengen angewendet werden kann und Echtzeitanalysen ermöglicht, könnte sie bestehende Überwachungssysteme deutlich verbessern. INVOLCAN betont, dass dieser Ansatz einen entscheidenden Fortschritt für die Vulkanbeobachtung auf den Kanarischen Inseln darstellt, da die frühzeitige Erkennung geordneter seismischer Muster sowie impulsiver Ereignisse und Frequenzänderungen entscheidend für den Bevölkerungsschutz und die Notfallplanung ist. (Quelle: https://doi.org/10.1016/j.jvolgeores.2025.108454, Pressemeldung INVOLCAN)

Vulkan Fuego weiterhin sehr aktiv

Fuego bleibt sehr aktiv und eruptiert in schneller Folge – glühende Schuttlawinen unterwegs

Der Fuego in Guatemala ist weiterhin sehr aktiv und eruptiert in schneller Folge strombolianisch. Dabei werden bis zu 12 Eruptionen pro Stunde registriert. Aschewolken erreichen eine Höhe von 4800 m und lösen VONA-Warnungen aus. Die vorherrschende Windrichtung ist Osten, so dass die Aschewolken gen Westen getrieben werden und sich auf eine Distanz von 15 Kilometern ausbreiten. Zudem wird glühende Tephra ausgestoßen, die man nachts besonders gut sieht.

Laut INSIVUMEH erreicht die glühende Tephra Höhen zwischen 200 und 350 Metern über dem Kraterniveau. Sie decken das Kratergebiet und die oberen Vulkanflanken mit Gesteinsfragmenten ein, die dann als glühende Schuttlawinen hangabwärts rollen. Die größeren Schuttlawinen erreichen die Vegetationsgrenze und können Brände auslösen.

Auf der AFAR-Livecam lassen sich die Eruptionen gut beobachten, zumindest wenn es wolkenfrei ist. Phasenweise kommen die Explosionen so schnell hintereinander, dass ein beständiger Glutstrom auf der Außenflanke entsteht. Auf Langzeitbelichtungen entsteht in solchen Fällen der Eindruck eines Lavastroms. Doch ein solcher ist aktuell nicht unterwegs.

Die Explosionen erzeugen gelegentlich Druckwellen, die in den Ortschaften am Vulkanfuß Fensterscheiben klirren lassen. Außerdem gibt es Phasen, in denen der Fuego Geräusche wie eine Dampflok erzeugt.

Während der Fuego selbst nicht bestiegen werden darf, ist der Aufstieg auf den benachbarten Acatenango frei. Von dort kann man die Eruptionen relativ gefahrlos beobachten. Dennoch sollten Vulkanspotter darauf achten, Winterkleidung mitzunehmen, denn beim nächtlichen Ansitzen im starken Wind kann es trotz Äquatornähe ganz schön kalt werden. Bei Wetterumschwüngen drohen zudem heftige Gewitter und im Extremfall Schneestürme. Es sind schon schlecht ausgerüstete Wanderer erfroren.

Ähnlich verhält es sich auf dem Gipfel des Santa Maria, von wo aus man auf den Domvulkan Santiaguito hinabblickt. Der Domvulkan ist weiterhin aktiv und stößt 1 bis 2 Mal stündlich Aschewolken aus, die bis auf 3500 m Höhe steigen. Es entstehen glühende Schuttlawinen und die Vulkanologen warnen vor Laharen und proklastischen Strömen.