Popocatepetl mit Ascheeruptionen am 2. November

Popocatepetl stößt Vulkanasche bis auf 8200 m Höhe aus – intensiver Tremor registriert

Die Tätigkeit am Popocatepetl setzt sich auch heute auf deutlich erhöhtem Niveau fort. Das VAAC Washington gab eine VONA-Warnung heraus, nachdem Vulkanasche in 8200 m Höhe detektiert wurde. Es kam zu mehreren Eruptionen, die die Asche bei wenig Wind fast senkrecht aufsteigen ließen, wodurch die Aschewolken nur wenig verdriftet wurden. Das bedeutet aber auch, dass die Anwohner des Vulkans länger anhaltendem Ascheniederschlag ausgesetzt sind. Die Behörden empfehlen in solchen Fällen das Tragen von Staubschutzmasken.

CENAPRED berichtet, dass es innerhalb von 24 Stunden nur 5 Asche-Dampf-Exhalationen gab. Allerdings erkennt man auf den Livecamaufzeichnungen, dass diese Exhalationen eigentlich Eruptionen waren, die lange anhielten. Von langer Dauer war auch der Tremor, der über einen Zeitraum von 1400 Minuten aufgezeichnet wurde. Das entspricht mehr als 23 Stunden, also gab es praktisch den ganzen Tag lang vulkanisch bedingtes Bodenzittern, das durch Fluidbewegungen verursacht wurde. Anders als bei vulkanotektonischen Erdbeben erzeugt Tremor keinen Gesteinsbruch, der die Erdbebenwellen auslöst, sondern direkt die Fluidbewegungen, ähnlich wie kochendes Wasser in einem Topf Schwingungen bzw. Vibrationen auslöst. Es brodelt also wahrscheinlich viel Magma unter dem Popocatepetl und ein Ende der eruptiven Hochphase ist nicht in Sicht.

Der Alarmstatus blieb auf „Gelb Phase 2“ und eine Besteigung des Vulkans ist verboten. Um den Krater gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 12 Kilometern. Soweit ich weiß, ist es einer der größten Sperrradien, die es aktuell an Vulkanen gibt. Noch größere Sperrzonen werden für gewöhnlich nur an Vulkanen verhängt, die Pyroklastische Strome fördern, was am Popocatepetl der Fall ist. Theoretisch könnten am Popocatepetl aber so starke Ascheeruptionen erzeugt werden, dass die Eruptionswolken kollabieren und daraus die gefürchteten Dichteströme hervorgehen könnten.

Island: Erdbeben bei Sundhnukur am 01.11.24

Zunahme der Seismizität bei Sundhnukur bei gleichzeitiger Reduzierung der Hebegeschwindigkeit

Die Erdbebentätigkeit im Südwesten von Island ist heute wieder einmal erhöht, wobei sich die Seismizität nicht auf die Reykjanes-Halbinsel beschränkt. So gab es wieder ein Schwarmbeben nahe Ljósufjöll auf Snæfellsnes, das 26 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurde und bereits seit dem Spätsommer auffällig geworden ist. Noch ist unklar, ob die Beben tektonischen Ursprungs sind oder durch Fluidbewegungen verursacht werden, die letztendlich darauf hindeuten könnten, dass hier ein Vulkansystem erwacht. Doch solche Prozesse können sich über Jahre hinziehen, so dass man davon ausgehen kann, dass hier mittelfristig nicht mit einer Eruption zu rechnen ist.

Anders sieht es in dem Svartsengi-System auf Reykjanes aus, wo sich wahrscheinlich der nächste Vulkanausbruch oder auch eine Intrusion zusammenbraut. Nach Wochen mit sehr geringer seismischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, dafür aber mit konstant anhaltender Bodenhebung scheint sich das Bild zu ändern: Die GPS-Messungen deuten seit 2 Tagen an, dass sich die Bodenhebung verlangsamt. Parallel dazu nimmt die Erdbebenaktivität etwas zu. Ein Prozess, den wir einige Wochen vor den letzten Eruptionen ebenfalls feststellen konnten. Je mehr Magma sich im Speichersystem akkumuliert, desto größer wird der Gegendruck, den neu aufsteigendes Magma überwinden muss, was letztendlich zu den beschriebenen Phänomenen führt. Ab der zweiten Novemberhälfte wird eine neue Eruption Tag für Tag wahrscheinlicher, wobei es natürlich noch nicht feststeht, dass es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird.

Auch an den benachbarten Risssystemen steigerte sich die Seismizität. In den letzten 48 Stunden gab es 116 Erschütterungen. Viele davon im Krysuvik-System, aber auch am Fagradalsfjall und bei der Raufarhólshellir-Höhle.

Im Kartenabschnitt Vatnajökull bebte es nachts auch wieder an den bekannten Vulkanen unter dem Eis, aber auch nördlich davon. Gemeint sind Bardarbunga, Grimsvötn und Askja. Am letztgenannten Vulkan hält die Bodenhebung ebenfalls an.

Lewotobi mit Ascheeruptionen und Blitzen

Lewotobi Lakilaki erzeugt Ascheeruptionen -Vulkanische Blitze gesichtet

Der indonesische Vulkan Lewotobi Lakilaki befindet sich auf der Insel Flores und stößt mehrmals täglich Aschewolken aus. In der vergangenen Nacht waren die Eruptionen besonders kräftig und ließen Vulkanasche bis zu 1000 Meter über den Krater aufsteigen, wie aus einer Mitteilung des VSI hervorgeht. Laut VAAC Darwin erreichten die Aschewolken eine Höhe von 3000 Metern über dem Meeresspiegel. Das der Lewotobi gut 1700 m hoch ist, wären die Aschewolken dann 1300 m über Kraterhöhe aufgestiegen. Ein realistischer Wert.

Aufnahmen von Webcams dokumentierten, dass bei mindestens zwei der vier Eruptionen, die sich heute zwischen Mitternacht und 6:00 Uhr morgens ereigneten, vulkanische Blitze entstanden. Auf einem Bild ist außerdem zu sehen, dass eine Säule glühender Tephra ausgestoßen wurde. Vulkanische Blitze entstehen nur unter bestimmten Bedingungen und treten nicht täglich auf.

Die Eruptionen dauerten zwischen 207 und 1369 Sekunden und erzeugten seismische Signale mit Amplituden bis zu 37 mm. Darüber hinaus wurden zwei vulkanotektonische und drei tektonische Erdbeben registriert. Gestern war die seismische Aktivität höher als üblich, und es wurden 18 vulkanotektonische Erdbeben sowie 10 harmonische Erschütterungen verzeichnet. Offenbar stiegen magmatische Fluide auf, die schnell zu einer Zunahme der Aktivität führten. Ob diese anhalten wird, bleibt ungewiss.

Der Alarmstatus für den Lewotobi steht auf „Orange“ und es gilt eine Sperrzone von drei Kilometern um den Gipfel des Vulkans; im Süden wurde diese Zone auf fünf Kilometer ausgeweitet.

Der Lewotobi ist ein Doppelvulkan mit den Gipfeln Lakilaki und Perempuan, was auf Indonesisch „männlich“ und „weiblich“ bedeutet. Zusammen bilden sie ein Vulkanpaar mit besonderer Bedeutung in der lokalen Mythologie. Der Legende nach waren Lewotobi Lakilaki und Lewotobi Perempuan einst ein verheiratetes Paar, das sich gegenseitig beschützen sollte. Manchmal wird die Beziehung jedoch als konfliktreich beschrieben, was sich in der unterschiedlichen vulkanischen Aktivität der beiden Vulkane widerspiegelt. Der „männliche“ Vulkan ist oft aktiver und zeigt intensivere Ausbrüche, während der „weibliche“ Vulkan ruhiger und stabiler ist. Was in diesem Kontext wohl die Blitze zu bedeuten haben, mit denen der männliche Vulkan heute ums sich schoss?

Indischer Ozean: Erdbeben Mb 5,1

Erdbeben Mb 5,1 am Zentralindischen Rücken – Vulkaninsel La Réunion in relativer Nähe

Datum 31.10.24 | Zeit: 22:24:43 UTC | Koordinaten:  -20.060 ; 66.560 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Ein Erdbeben der Magnitude 5,1 ereignete sich gestern Abend um 22:24:43 UTC am Zentralindischen Rücken. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe erfasst. Das Epizentrum wurde vom EMSC 331 km östlich von Port Mathurin (Mauritius) verortet. Die Vulkaninsel La Réunion mit dem Piton de la Fournaise liegt etwa 500 Kilometer vom Epizentrum entfernt.

Genauer betrachtet manifestierte sich der Erdstoß an einer Transformstörung des Rodrigues-Bruchgebiets. Hierbei handelt es sich um eine tektonisch aktive Region im Indischen Ozean, östlich von Madagaskar zwischen La Réunion, Mauritius und Rodrigues. Es ist geprägt durch zahlreiche transformierende Schwachstellen und Brüche, die durch die Interaktion der umliegenden tektonischen Platten – hauptsächlich der afrikanischen und indo-australischen Platte – entstehen. Entlang der Transformstörung gleiten die tektonischen Platten seitlich aneinander vorbei. Daher ist es unwahrscheinlich, dass selbst starke Erdbeben große Tsunamis auslösen.

Das aktuelle Erdbeben löste keine Wahrnehmungsmeldungen aus, doch noch stärkere Erschütterungen waren ind er Vergangenheit auf Mauritius und La Reúnion zu spüren gewesen. Erdbeben mit Magnituden größer als 6 könnten auch das Verhalten des Vulkans Piton de la Fournaise beeinflussen.

Auswirkungen des Bebens auf den Vulkan Piton Fournaise

Der Piton de la Fournaise ist einer der aktivsten Vulkane des Indischen Ozeans, obwohl er sich in den letzten Monaten eher von seiner ruhigen Seite zeigte: Statistisch gesehen bricht der Vulkan 2 Mal pro Jahr aus, aber die letzte Eruption ist bereits 449 Tage her. Im Monatsbericht für den Oktober heißt es, dass es 22 schwache vulkanotektonische Erdbeben gab. 99 seismische Signale deuteten auf Steinschläge und Kollaps-Ereignisse hin. Sie hingen mit der Deflation des Gipfelbereichs zusammen, die sich auch im Oktober fortsetzte. Es sieht also nicht danach aus, als würde sich der Piton Fournaise auf eine Eruption vorbereiten, eher im Gegenteil: Man kann sich auf eine länger andauernde Ruhephase einstellen. Es sieht also nicht dadurch aus, als würde sich das Beben im Rodrigues-Bruchgebiet auf den Fournaise auswirken.

Kanlaon mit Ascheeruption am 31.10.24

Kanlaon erzeugt kleine Ascheeruption – seismische Krise ging voran

Der philippinische Vulkan Kanlaon stand in deb letzten Tagen häufiger in den Schlagzeilen, weil er sich auf eine Eruption vorbereiten zu schien und zahlreiche Erdbeben und einen hohen Gasausstoß verursachte. Am 30. Oktober wurden Schwefeldioxid-Emissionen von mehr als 7000 Tonnen am Tag registriert. Gestern setzte dann eine seismische Krise ein, während der 83 Erschütterungen registriert wurden. Das VAAC Tokio meldete dann um 23:52 UTC eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 3350 aufstieg und in Richtung Nordwesten driftete. Da der Kanlaon eine Gipfelhöhe von 2435 m hat, stieg die Asche gut 900 m über Kraterhöhe auf.

Es gibt ein Video von PHILVOLCS, auf dem man Ascheemissionen am Kanlaon aufsteigen sieht. Ein genauerer Bericht zu den Ereignissen liegt aber noch nicht vor. Was vorliegt ist eine genaue Beschreibung der Seismizität, die vor der Eruption einsetzte. Demnach handelte es sich bei den Beben um vulkanotektonische Erschütterungen. Die Magnituden dieser VT-Beben lagen zwischen ML0,9 und ML2,9 und trat in Tiefen von 2 bis 8 Kilometern unter den westlichen Flanken des Vulkans auf. Vulkanotektonische Erdbeben entstehen durch Felsbrüche und weisen auf fortschreitende Risse hin, die darauf hindeuten, dass aufsteigendes Magma sich einen Weg zur Oberfläche bahnt.

Auch die Schwefelgas-Emissionen wurden genauer unter die Lupe genommen und es wurde darauf hingewiesen, dass Kanlaon in diesem Jahr bis zum Ausbruch am 3. Juni 2024 durchschnittlich 1.273 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag ausgestoßen hatte. Seitdem sind die Emissionen mit einem aktuellen Durchschnitt von 4.234 Tonnen pro Tag besonders hoch.

PHILVOLCS wies die Anwohner des Vulkans darauf hin, dass für den Kanlaon Vulkan Alarmstufe 2 gilt, was auf zunehmende Unruhe hinweist. Aufgrund der seismischen Aktivität könnte die Alarmstufe jedoch steigen. Menschen sollten wachsam sein, die permanente Gefahrenzone von 4 Kilometern meiden und im Falle von Ascheregen Nase und Mund mit einem feuchten Tuch oder einer Staubmaske schützen.

Österreich: Spürbares Erdbeben am 31.10.24

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,5 erschüttert Region um Innsbruck – Fenster klirrten

Datum 31.10.24 | Zeit: 19:19:41 UTC | Koordinaten: 47.202 ; 11.381 | Tiefe: 10 km | Mb 3,4

Am Donnerstagabend um 20:19:41 Uhr manifestierte sich in Österreich ein Erdbeben der Magnitude 3,5. Die Tiefe des Hypozentrums wurde auf 10 Kilometer fixiert, was bedeutet, dass es sich um flach liegendes Erdbeben handelte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 7 km südlich von Innsbruck lokalisiert. Wie so häufig gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten unterschiedliche Interpretationen der Daten: beim EMSC hat es eine Magnitude von 3,4 und das österreichische Geosphere kam auf eine Magnitude von 3,6. Die Österreicher lokalisierten das Epizentrum 19 Kilometer südlich von Innsbruck und verortete das Beben 6 km südlich von Fulpmes in nur 2 Kilometern Tiefe.

Der Erdstoß war in mehreren Regionen Tirols zu spüren gewesen, besonders natürlich in der Nähe des Epizentrums. Laut einigen Berichten bewegten sich kleinere Gegenstände, Fenster und Möbel knarrten und Gläser klirrten. Schäden sind bisher nicht bekannt.

Es war nicht der erste Erdstoß in dieser Region, denn bereits am Vortag gab es einige Kilometer südlich ein Beben der Magnitude 2,6. Österreich wurde im Oktober von 15 Beben heimgesucht. Die Beben sind als Indizien zu interpretieren, dass die Orogenese der Alpen nicht abgeschlossen ist. Es gab auch einige besonders flach liegende Erdbeben, die mit Bewegungen an instabilen Berghängen im Zusammenhang stehen könnten.

Die Tektonik um Innsbruck wird von 2 Störungszonen bestimmt. Die dominantere Störung ist die Inntal-Scherungszone, die, wie der Name bereits vermuten lässt, im Inntal verläuft bzw. dieses prägt. Westlich von Innsbruck zweigt die Brenner-Normalstörung von der Inntal-Scherungszone ab. Sie verläuft in einem Winkel, der die Störungszone südlich von Innsbruck in die Gegend von Fulpmes führt, wo sich der aktuelle Erdstoß ereignete.

Erdbeben mit Magnituden über 3 sind an der Brenner Normalstörung selten. Das stärkste dokumentierte Beben ereignete sich hier 1902 und hatte eine (rekonstruierte) Magnitude von 4,2.

Spanien: Opferzahlen nach Flutkatastrophe bei Valencia steigen

Satellitenfotos des Überflutungsgebiets bei Valencia in Spanien. © Copernicus/ESA

Zahl der Opfer der Flutkatastrophe bei Valencia steigen stetig – 140 Todesopfer bestätigt, hunderte Vermisste

In Spanien gedenkt man den Opfern der verheerenden Flutkatastrophe vom 29. Oktober mit dreitätiger Staatstrauer, während noch lange nicht alle Opfer geborgen wurden. Die Opferzahlen steigen fast stündlich und werden heute Nachmittag mit 140 angegeben. Bis heute konnte oder wollte man die Zahl der Vermissten nicht nennen, doch es ist von hunderten die Rede. Auch zwei Tage nach dem verheerenden Starkregen, bei dem innerhalb von 8 Stunden bis zu 481 Liter Wasser auf den Quadratmeter fielen, sind noch immer zahllose Menschen in Fahrzeugen und Häusern eingeschlossen und warten auf ihre Rettung.

Der Zivilschutz schätzt, dass ca. 1.200 Personen weiterhin in Fahrzeugen auf den Autobahnen A3 und A7 festsitzen, da Teile der Strecke weiterhin unpassierbar sind. Gut 5000 Fahrzeuge sind im Großraum Valencia gestrandet, teilweise noch mit ihren Fahrern und Passagieren an Bord. Tausende Personen sollen in Einkaufszentren, Gebäuden und Zügen gestrandet sein. Den Rettungskräften solle es aber inzwischen gelungen sein, alle Regionen des Katastrophengebiets zu erreichen.

Katastrophe teilweise vom Menschen verschuldet

Der Copernicus-Dienst der ESA aktivierte sein Notfallkartierungsprogramm und stellte Satellitenbilder des Überschwemmungsgebiets zur Verfügung. Auf den Vergleichsaufnahmen ist zu erkennen, dass sich südlich von Valencia die Albufera-Lagune befindet, die durch die Überflutungen stark vergrößert wurde. Es scheint, als würde ein Damm entlang der Küste verhindern, dass das Wasser aus dem überfluteten Gebiet abfließen kann. Die Lagune ist natürlichen Ursprungs und war ursprünglich deutlich größer als heute. Doch schon vor Jahrhunderten begann der Mensch, sie trockenzulegen und verschloss Durchlässe im Damm mit Schleusen, um zu verhindern, dass bei Stürmen Meerwasser in die inzwischen ausgesüßte Lagune eindringt. Das durch die Trockenlegung gewonnene Land wird landwirtschaftlich genutzt, und hier befindet sich eines der größten Reisanbaugebiete Europas. Es gilt kritisch zu hinterfragen, inwieweit fehlerhafte Landschaftsplanung, Bebauung und die Trockenlegung küstennaher Feuchtgebiete die Katastrophe begünstigten oder verstärkten. Wir stehen vor erheblich veränderten klimatischen Bedingungen. Es ist schon schwer die genauen Wirkungen des Klimawandels zu prognostizieren und es ist noch schwerer vorhersagen, wie er sich auf bestimmte Regionen auswirken wird und welche Eingriffe des Menschen in die Natur sich wie auswirken werden. Was bis jetzt funktionierte, muss es künftig nicht mehr tun. Letztendlich gehören sämtliche große Eingriffe in die Landschaft auf den Prüfstand.

Warnungen waren nicht ausreichend

Natürlich wird jetzt die Frage gestellt, ob es ausreichende Warnungen der Bevölkerung gab. Es wurden zwar Unwetterwarnungen herausgegeben und der höchste Alarmstatus ausgerufen, doch nicht jeder Bürger wusste davon. Viele sagen, dass in den Medien und über Durchsagen erst gewarnt wurde, als den Menschen das Wasser schon bis zum Hals stand. Erinnerungen an die Ahr-Tal Katastrophe von 2022 werden wach, als auch in Deutschland das Warnsystem versagte. Diesbezüglich wurde gestern Abend bei uns um 19 Uhr Probealarm gegeben. Zuerst wurde das Cellbroadcast-System der Mobiltelefone aktiviert, dann heulten die Sirenen. Doch was soll ich sagen: Einzig die beiden neusten Google- und Apple-Smartphones in unserem Haushalt erhielten die Warnung, während drei ältere Geräte stumm blieben.

Warnungen über weitere Unwetter gibt es indes auch wieder für das spanische Katastrophengebiet. Der Alarmstatus steht wieder auf „Orange“. Auch auf den Ballearen wird vor möglichen Unwettern gewarnt. Der Oktober zählte schon immer zu den regenreichsten Monaten im Mittelmeerraum, doch was da in den letzten Jahren runterkommt, nimmt besorgniserregende Dimensionen an. Als Urlauber sollte man sich künftig gut überlegen, ob man den Herbst für Reisen in den Mittelmeerraum nutzt. Wenn man sich dafür entscheidet, sollte man sich auch für Notfälle rüsten und vergewissern, ob das Smartphone cellbroadcastfähig ist, obwohl das kein Garant dafür ist, dass man auch Warnungen erhält.

Island: Erdbeben bei Krysuvik am 31.10.24

Schwarmbeben bei Raufarhólshellir und Krýsuvík – 109 Beben in 48 Stunden

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich die Seismizität in den letzten 24 Stunden deutlich erhöht. Nachdem zuerst ein Schwarmbeben nahe der Lavahöhle Raufarhólshellir eingesetzt hatte (Vnet berichtete), setzten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auch wieder Beben im Krýsuvík-System ein. Während bei Krýsuvík gut 35 Beben registriert wurden, manifestierten sich nahe der Lavahöhle mehr als 40 Beben. Auch am Fagradalsfjall, Keilir und Stóra-Skógfell gab es eine Handvoll Erschütterungen. Insgesamt wurden auf Reykjanes in den letzten 2 Tagen 109 Beben gezählt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wochenanfang, wobei ich ja bereits erwähnte, dass das seismische Netzwerk aufgrund des schlechten Wetters gestört gewesen sein könnte, so dass die ganzen schwachen Beben nicht registriert werden konnten.

Die Ursache für die beiden Schwarmbeben bei Raufarhólshellir und Krýsuvík dürfte tektonischer Natur sein. Eine Möglichkeit ist, dass hier Störungen auf geänderte Spannungen im Untergrund reagieren, die durch die Magmenakkumulation unter Svartsengi und die damit einhergehende Bodenhebung zustande kommen. Die Bodenhebung liegt bei 22 Zentimetern seit Anfang September. Die Messungen der letzten Stunde deuten eine Verlangsamung der Bodenhebung an, aber wir müssen gucken, ob sich hier ein neuer Trend abzeichnet, oder ob es andere Ursachen wie Messabweichungen geben kann.

Auch bei Krýsuvík scheint sich der Boden ein wenig zu heben, doch das könnten Auswirkungen der Inflation bei Svartsengi sein. Hier gab es in den letzten Monaten öfter leichte Hebungen und Senkungen im Rhythmus des Geschehens bei Svartsengi.

Einige Beben gab es auch wieder im Bereich des Vatanjökulls und am Grimsfjall scheint sich der Boden zu heben. In den letzten 2 Wochen gab es einen vertikalen Versatz von 2 Zentimetern, der mit einer gleich großen horizontalen Verschiebung in Richtung Norden einherging. Allerdings sind diese Daten mit Vorsicht zu genießen. Hier könnten andere Einflüsse als Inflation am Werk sein.

Erta Alé mit Lavaüberlauf Ende Oktober

Erta Alé in der Danakil erzeugte neuen Lavaüberlauf – Expedition dokumentierte den Vulkanausbruch

In der äthiopischen Wüste Danakil erzeugte der Schildvulkan Erta Alé einen neuen Lavaüberlauf aus einem der Hornitos, die sich auf dem ehemaligen Pitkrater bildeten, in dem bis zum Jahr 2017 ein Lavasee brodelte. Der Krater ist inzwischen mit erkalteter Lava aufgefüllt und bildet eine leichte Erhebung im Calderaboden. Auf Förderschloten entstanden mehrere Hornitos, die für Lavaspattering bekannt sind. Alle paar Wochen bricht die Flanke eines Hornitos auf und entlässt Lavaströme, die über den Calderaboden fließen. Beim aktuellen Ausbruch soll sich die Lava in einer Senke gesammelt haben und dort einen sekundären Lavasee gebildet haben. Solche Lavaseen ohne eigene Zirkulation sind kurzlebig und werden auch als temporär bezeichnet.

Der Vulkanausbruch wurde von einer Reisegruppe von Volcano Discovery dokumentiert, die das Glück hatte, zum richtigen Zeitpunkt vor Ort zu sein. Schaut man sich die Thermalaufnahmen der Sentinel-Satelliten auf Copernicus an, die ca. einmal die Woche aktualisiert werden, dann sieht man, dass es im Oktober eher wenig Aktivität am Erta Alé gab. Auf den Aufnahmen sind nur die Hotspots der Förderschlote zu erkennen, an denen entweder Lavaspattering stattfand oder nur heiße Gase ausströmten. Nichtsdestotrotz könnte es natürlich an einigen Tagen auch Lavaströme gegeben haben, die unbemerkt von der Weltöffentlichkeit eruptiert wurden.

Der Erta Alé liegt nur wenige Hundert Kilometer vom Fentale entfernt, in dessen Gebiet sich in den letzten Wochen zahlreiche Erdbeben manifestierten, von denen nur die Stärksten mit Magnituden über 4 von den weit entfernt installierten Geophonen aufgefangen wurden. Tektonisch betrachtet liegen Fentale und Erta Alé auf den gleichen übergeordneten Störungszonen, die mit der Öffnung der Danakilsenke am auslaufenden Ostafrikansichen Riftvalley in Verbindung stehen. Es gibt die Hypothese, dass die Erdbeben am Fentale durch eine Magmaintrusion verursacht werden. Nicht auszuschließen ist, dass tektonische Prozesse eine Divergenz verursachen und Magma in die entstehenden Risse eines Rifts eingedrungen ist. Starke Erdbeben in der Fentale Region könnten sich auch auf den Erta Alé auswirken.