Erster langer Bohrkern von Mantelgestein geborgen

Forscher erbohrten 1268 m langen Bohrkern aus Mantelgestein des Atlantischen Rückens – Rückschlüsse über Magmenentstehung möglich

Der Mensch hat es bereits vor fast 60 Jahren geschafft, auf dem Mond zu landen, Gesteinsproben vom Mars zu untersuchen und die Tiefen des Weltalls mittels Ferndiagnostik zu erforschen. Doch das, was in wenigen Kilometern Tiefe unter unseren Füßen vorgeht, ist weitestgehend unbekannt: Über die komplexen Prozesse im Erdinneren verfügen wir nur über vergleichsweise wenige Daten und noch weniger Proben, die im Labor untersucht werden können. Dabei ist ein Verständnis dieser Prozesse von enormer Bedeutung, denn hier liegt der Schlüssel zum Verständnis verschiedener Stoffkreisläufe, der Plattentektonik, der Entstehung des Erdmagnetfelds sowie des Wissens um Erdbeben und Vulkanausbrüche verborgen. Eine groß angelegte Forschungsaktion förderte im Frühjahr 2023 den längsten zusammenhängenden Bohrkern von Mantelgestein zutage, der helfen könnte, die Vorgänge im Erdinneren besser zu verstehen.

Der Bohrkern ist 1.268 Meter lang und lagert nun in zahlreichen Kisten verpackt im Archiv der Cardiff University in Wales. Er wurde mit Hilfe des Meeresbohrschiffs JOIDES Resolution am Atlantis-Massiv des Mittelatlantischen Rückens geborgen. Hier ist die ozeanische Kruste nur wenige Kilometer mächtig, was das Projekt erleichterte. An dem Projekt mit der Bezeichnung „Expedition 399“ waren mehr als 30 Forscher aus verschiedenen Ländern beteiligt. Die Forschungsarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen, doch die Universität Cardiff veröffentlichte eine Pressemeldung, in der erste Ergebnisse vorgestellt wurden.

Das Gestein des Bohrkerns besteht überwiegend aus serpentinisiertem Peridotit. Dieses Mantelgestein enthält vor allem die Mineralien Olivin, Pyroxen und Plagioklas. Die Forscher waren überrascht über den geringen Anteil an Pyroxen, der in anderen Mantelgesteinsproben weitaus häufiger vorkommt. Im Bohrkern liegt der Pyroxen-Anteil bei weniger als 10 Prozent. Studienautor C. Johan Lissenberg erklärt, dass andere Mantelgesteinsproben entweder als Einschlüsse in Lava vorliegen, die aus Vulkanen eruptiert wurde, oder vom Meeresboden geschürft wurden. Bei diesen Proben könnte das ursprüngliche Mantelmaterial jedoch bereits chemisch umgewandelt worden sein. Zudem zeigt die Struktur des Bohrkerns, dass frühere Schmelzbewegungen im Mantelgestein zum Teil eine diagonale Bewegungsrichtung aufwiesen.

Die Ergebnisse deuten außerdem auf eine höhere Schmelzmenge im Mantelgestein hin als bisher angenommen, was wichtige Implikationen für das Verständnis der Magmaentstehung und des Vulkanismus hat. Die Untersuchung der Mantelgesteine ermöglicht es auch, den Transport von Magma und dessen Einfluss auf Vulkane, insbesondere solche auf dem Meeresboden, besser zu verstehen.

Ein weiterer Aspekt der Forschung befasst sich mit der Reaktion von Olivin, einem häufigen Mineral im Mantel, mit Meerwasser, wodurch Wasserstoff und andere lebenswichtige Moleküle produziert werden. Dies könnte ein Schlüsselfaktor bei der Entstehung des Lebens auf der Erde gewesen sein. Die Erkenntnisse aus den geborgenen Gesteinen bieten wertvolle Einblicke in die chemischen und physikalischen Bedingungen der frühen Erde und werden weiterhin intensiv untersucht, um eine Vielzahl von geowissenschaftlichen Fragen zu klären.

Ätna mit hoher Wärmestrahlung am 11.08.24

Hohe Wärmestrahlung am Ätna – Eruptionen aus dem Zentralkrater

Wer heute Morgen bei MIROVA vorbeischaut, sieht, dass vom Ätna eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 131 MW ausgeht. Auf der Website hat sich jedoch ein Fehler eingeschlichen, denn das zugehörige Bild zur Wärmestrahlung wird nicht aktualisiert; stattdessen wird eine alte Grafik vom 2. August angezeigt. Dennoch gehe ich davon aus, dass der Wert in den Tabellen auf der Startseite aktuell ist. Indirekt wird dies durch ein INGV-Livecambild des Gipfels bestätigt, auf dem man im Infrarotbereich eine Wärmeanomalie erkennt, die vom neuen Kegel in der Voragine ausgeht. Parallel dazu tauchen in den sozialen Medien wieder Fotos auf, die kleinere Eruptionen zeigen: Auf Bildern, die gestern am Tag gemacht wurden, erkennt man Vulkanasche aufsteigen, während nachts glühende Tephra zu sehen ist, die strombolianisch gefördert wurde. Doch diese Eruptionen waren zumindest bis heute Nacht zu schwach, um die hohe Thermalstrahlung zu erklären. Entweder haben sich die Eruptionen heute Morgen deutlich verstärkt, oder es fließt ein Intrakraterlavastrom. Solch ein Ereignis gab es in den letzten Wochen des Öfteren. Lava tritt dann gewöhnlich aus der Basis des neuen Kraterkegels aus und fließt in den benachbarten Krater Bocca Nuova.

Der Tremor erholte sich gestern von seinem Tief im grünen Bereich und erreichte fast die Mitte des gelben Bereichs, wo er heute leicht fluktuiert. Die Erdbebentätigkeit ist nicht sehr hoch, allerdings manifestierten sich 4 schwache Beben unter der Westflanke des Ätnas. In diesem Monat ereigneten sich bislang nur 25 Erschütterungen.

Es ist nun eine Woche seit dem letzten Paroxysmus vergangen, und die Wiederaufnahme der strombolianischen Eruption am Gipfelkrater – der neue Kraterkegel der Voragine markiert den höchsten Punkt des Vulkans – deutet darauf hin, dass sich der Ätna auf einen weiteren paroxysmalen Vulkanausbruch vorbereiten könnte. Wann genau dieser einsetzt, ist unklar. Theoretisch könnte die Situation jederzeit eskalieren, aber ich vermute, dass es noch ein paar Tage dauern wird. Es ist jedoch nicht gewiss, dass es zu einem Paroxysmus kommen wird.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 10.08.24

Erneutes Schwarmbeben in den Campi Flegrei – Bodenhebung konstant

In den letzten Tagen war es relativ still um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei, da die Erdbebenaktivität zwar erhöht war, jedoch keine besonders starken Erdbeben oder Schwärme auftraten. Dennoch gab und gibt es für die Bevölkerung der Region um Pozzuoli keinen Grund zum Aufatmen, denn die Prozesse, die hinter der erhöhten Aktivität stecken, gehen unvermindert weiter und lösten gestern Abend doch einen weiteren Erdbebenschwarm aus.

Der Erdbebenschwarm erreichte seinen Höhepunkt um 19:13 UTC, als es das stärkste Erdbeben der Serie gab. Es hatte eine Magnitude von 1,5 und ein Hypozentrum in 1,1 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag im Süden des Solfatara-Kraters. Südlich davon und im Allgemeinen um die Solfatara manifestierten sich auch viele der 27 anderen Erdbeben, die seit gestern registriert wurden. Sie hatten allesamt Magnituden im Bereich der Mikroseismizität und spielten sich im Hydrothermalsystem der Caldera ab. Trotzdem veröffentlichte die Kommune Pozzuoli ein Statement zum Geschehen und wies die Bevölkerung darauf hin, wo eventuell Schäden gemeldet werden können. Vielleicht rechnete man mit stärkeren Ereignissen.

Dass solche stärkeren Erdbeben in den Campi Flegrei jederzeit auftreten können, haben die letzten Monate bewiesen, in denen es mehrere Erschütterungen im Viererbereich gab, die leichte Schäden an der Infrastruktur auslösten.

Das INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 29.07. bis 04.08.2024 bestätigte, dass es in dieser Woche 40 schwache Erdbeben gab. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,2. Das Interessanteste ist jedoch, dass die Bodenhebung weiterhin bei 2 Zentimetern pro Monat liegt und somit auf einem konstant hohen Niveau bleibt. Es steigen also ununterbrochen magmatische Fluide aus größerer Tiefe auf, heben den Boden an und sorgen für einen Spannungsaufbau, der sich mittelfristig in weiteren Erdbebenserien abbauen wird. Man muss sich auf moderate bis starke Erdbeben einstellen, denn es sind auch durchaus Beben möglich, die oberhalb des Viererbereichs angesiedelt sind.

Im Juli gab es insgesamt 668 Erdbeben. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,0. Seit November 2005 summierte sich die Bodenhebung auf 131 Zentimeter. Der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß lag im Juni und Juli bei 5000 Tonnen pro Tag, was ein bemerkenswerter Wert ist. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Hauptfumarole lag bei unveränderten 95 Grad. Die Werte zeigen, dass die Situation angespannt bleibt. Bisher lässt sich nicht abschätzen, ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.

Zion Nationalpark – Erste Etappe der USA Reise

Die versteinerten Dünen im Zion Nationalpark

Wie ich im ersten Teil des Reisebericht bereits angekündigt habe, veröffentliche ich in lockerer Folge weitere Beschreibungen zu den Nationalparks im Südwesten der USA, die wir im Rahmen unseres Sommerurlaubs 2024 bereist haben. Wir, das sind Leroy, Ullah und Marc. Die erste Etappe führte uns in den Zion Nationalpark im US-Bundesstaat Utah.

Der Zion Nationalpark befindet sich im südwestlichen Teil von Utah und umfasst eine Fläche von etwa 593 Quadratkilometern. Der Park wurde 1909 von Präsident William Howard Taft als Mukuntuweap National Monument ausgewiesen und 1919 in Zion Nationalpark umbenannt.




Im Zion N.P. finden sich -wie in vielen Naturschutzgebieten auf dem Coloradoplateau- beeindruckende Sandsteinformationen. Das Herzstück des Parks ist der Zion Canyon, der vom North Fork Virgin River in die Felsformationen geschnitten wurde. Von Wind und Wasser glatt geschliffen, bilden fast senkrechte aufsteigende Felswände eine majestätische Kulisse, die jedes Geologenherz höherschlagen lässt. Bei dem Sandstein, der während der Trias- und Jurazeit abgelagert wurde, handelt es sich überwiegend um den Navajo-Sandstein.

Während der Hauptreisezeit darf man den Park nicht mit dem eigenen Wagen befahren, sondern muss Shuttlebusse nutzen, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansteuern. Genaugenommen wird man meistens nur in die Nähe der Sehenswürdigkeiten gefahren, denn die eigentlichen Ziele wollen erwandert werden. So ist Hiking angesagt. Das Problem: Als wir dort in der ersten Julihälfte waren, lagen die Temperaturen bei über 40 Grad und für ausgedehnte Wanderungen war es uns einfach zu heiß. Darüber hinaus sind die interessantesten Plätze nur mit limitierten Permits zu erwandern, die zu ergattern oft Glückssache ist.

Die hoch aufragenden Felswände sind zudem ein El Dorado für Sportkletterer. Zu diesen zähle ich mich nicht mehr, denn meine Ambitionen in dieser Richtung endeten vor 30 Jahren jäh, als ich mir bei einer Kletterpartie meine Hand an einem scharfen Stein bis auf die Knochen aufgeschnitten hatte. Die Narbe ziert mich noch heute.

Unser Aufenthalt im Zion beschränkte sich auf wenige Stunden und wir begnügten uns damit, mit dem Bus durch die Schlucht zu fahren. Darüber hinaus bekam ich endlich mal die Gelegenheit, die versteinerten Dünen zu fotografieren, die aufgrund ihrer tollen Schrägschichtung vielen Geologen bekannt sind. Bei meinem ersten Besuch hier verpasste ich die Dünen, da sie im Osten des Parks liegen, den ich damals nicht ansteuerte.

Vom Zion N.P. aus steuerten wir den Bryce Canyon an, den man in weniger als 2 Stunden Fahrtzeit erreicht. Außerdem kann man vom Zion aus gut in Richtung Grand Canyon-North-Rim weiterfahren.

White Island: Eruption verstärkte sich

Vulkanausbruch auf White Island. © Geoff Mackley

Der Vulkanausbruch des Vulkans Whakaari auf White Island verstärkte sich – neues Drohnenvideo zeigt die Stärke der Eruption

Erneut sorgt der Ausbruch des Vulkans Whakaari auf der neuseeländischen Insel White Island für Schlagzeilen. Laut einem Bericht auf GeoNet, der gestern Nachmittag veröffentlicht wurde, verstärkte sich die Eruption im Tagesverlauf. Besonders der Ascheanteil in der Eruptionswolke nahm zu. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Osten, und es bestand die Möglichkeit, dass Vulkanasche die Küste der neuseeländischen Nordinsel erreicht und dort Ascheniederschlag erzeugt. Eine aktuelle VONA-Warnung vom VAAC Wellington gibt es nicht. Daher ist es ungewiss, ob die Eruption auch heute Vormittag anhält.

Die Eruption wurde gestern Nachmittag trotz der Aktivitätssteigerung noch als klein eingestuft. Es wurde ein kontinuierlich anhaltender Strahlstrom aus Dampf generiert, der eine deutliche Graufärbung durch einen nicht geringen Anteil an Vulkanasche aufwies.

Die Aktivität wurde vom neuseeländischen Katastrophenfilmer Geoff Mackley dokumentiert, der mit einem Boot zur Insel hinausfuhr und seine Drohne vom Wasser aus losfliegen ließ. Das Betreten der Insel ist seit der Katastrophe von 2019 strikt untersagt. Daher dürfte das Video auch für die Vulkanologen von GeoNet ein hilfreiches Mittel sein, um genauere Informationen zu den Vorgängen auf White Island zu erhalten, denn es gibt immer noch keine neuen Messinstrumente auf der Vulkaninsel, sodass man überwiegend auf Methoden der Fernerkundung und Webcamaufnahmen angewiesen ist.

Die Vulkanologen meinten, dass Whakaari eine Phase erhöhter Unruhe erlebt: Die Dampf- und Ascheemissionen könnten noch einige Zeit anhalten. Für Montag wurde ein Update angekündigt.

Stärkere Aktivitätsphasen, einschließlich jener, die 2019 zur Katastrophe führten, kündigten sich durch eine ähnliche Aktivitätssteigerung, wie man sie jetzt erlebt, an. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass wir in den nächsten Tagen und Wochen stärkere Eruptionen auf White Island sehen werden.

Island: Weitere Zunahme der Seismizität am 10.08.24

Erdbebenaktivität bei Sundhnukur hat weiter zugenommen – Bodendeformation bei Krysuvik

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel werden die Anzeichen eines bevorstehenden Vulkanausbruchs immer prägnanter. Die Bodenhebung geht mit einer konstanten Rate weiter und die Erdbebenaktivität nimmt infolge der steigenden Spannungen im Untergrund kontinuierlich zu. Die Daten deuten darauf hin, dass der Magmadruck weiter zunimmt, und dies ist ein ähnlicher Trend wie in den Wochen vor früheren Ausbrüchen.

Wie IMO gestern Nachmittag berichtete, wurden seit Montag, dem 5. August, fast 300 Erdbeben registriert. Bei den Erdbeben handelt es sich um schwache Erschütterungen mit Magnituden unter M2,0. Die meisten Beben haben geringe Magnituden unter M1,0 und liegen somit im Bereich der Mikroseismizität. Der Schwellenwert, ab dem ein Beben als Mikrobeben gehandelt wird, ist nicht einheitlich geregelt. Manche Institute setzen ihn bei M 1,5, andere bei M 1,0. Die Gefahreneinschätzung bleibt unverändert und man hält es für wahrscheinlich, dass es entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bald zu einer Eruption oder Intrusion kommen wird.

Die Bodenhebungen sind inzwischen wieder so groß, dass es auch zu messbaren Bodendeformationen in den umliegenden Systemen kommt, die einige zehner Kilometer von Svartsengi und Sundhnukur entfernt liegen. Besonders auffällig ist die Deformation im Krysuvik-System, wo die GPS Werte nicht nur eine vertikale Hebung von gut 3 Zentimetern seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai anzeigen, sondern vor allem einen horizontalen Versatz von fast 4 Zentimetern. Ähnliche Werte konnte man 1 bis 2 Wochen vor den vorangegangenen Eruptionen aus den Diagrammen ablesen.

Ob der Magmenaufstieg bei Svartsengi so weitreichende Wirkungen hat, dass auch das Hengill-System davon beeinflusst wird, ist fraglich. Bodendeformationen. Anfang der Woche berichtete ich über die phreatische Explosion im Thermalgebiet Hveravelir. Nun war ein Journalist von MBL mit dem isländischen Geologen Þráinn Friðriksso vor Ort. De Geologe erklärte, dass es sehr wahrscheinlich erst zu einem Erdrutsch kam. Durch die Druckentlastung wurde dann die Dampfexplosion getriggert, die Ton und andere Sedimente in einem großen Umkreis verteilte. Als Ursache für den Erdrutsch sieht der Spezialist einen mit Wasser übersättigten Boden. Island erlebt einen der regenreichsten Sommer der letzten Jahre, der möglicherweise durch den Hunga-Tonga-Ha’apai- Ausbruch von 2022 verursacht wird.

Stromboli: Erhöhung der Aktivität am 09.08.24

Stromboli zeigt Anzeichen der Erholung und erhöhte seine eruptive Aktivität

Der sizilianische Inselvulkan Stromboli war seit der starken Explosion vom 11. Juli deutlich weniger aktiv und zeigte nur eine geringe Gipfeltätigkeit. In den letzten Tagen scheint sich der Vulkan jedoch von seinem Kraftakt zu erholen: Der Tremor stieg gestern wieder bis in den orangefarbenen Bereich und erreichte in der vergangenen Nacht einen Peak, der fast in den roten Bereich reichte. Das LGS meldet eine steigende explosive Aktivität mit 248 thermischen Durchgängen, die auf strombolianische Eruptionen und Lavaspattering hindeuten. Außerdem nahm die Infraschalltätigkeit zu. Es gab Explosionen, die einen akustischen Schalldruck von 1,27 bar erzeugten. Auch die Steinschlagaktivität nahm stark zu, und gestern wurden 16 Abgänge seismisch registriert.

Im Wochenverlauf reduzierte sich der Gasausstoß von hohen Werten, die noch am 4. August gemessen wurden, auf niedrige Werte. Zuletzt wurden 53 Tonnen Schwefeldioxid und 361 Tonnen Kohlendioxid pro Tag registriert.

Interessant ist, dass dem LGS-Wochenbericht vom 2. bis 8. August 2024 zu entnehmen ist, dass es offenbar Explosionen aus der Depression unterhalb des 650-Meter-Höhenniveaus gab, die während der starken Explosion im Juli entstanden ist. Es ist möglich, dass sich hier ein neuer Krater bildet, der länger aktiv sein wird. Früher gab es auf diesem Höhenniveau öfter Eruptionsspalten, aus denen Lavaströme flossen, doch die explosive Hauptaktivität verlagerte sich immer in den bekannten Krater zurück. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass sich die Quelle der VLP-Erdbeben etwas weiter nach oben verlagerte. Zuvor lag sie tiefer als bei dem Flankenausbruch im Jahr 2014. Die tägliche Rate der Ereignisse zeigte einen stabilen Trend zu mittleren Werten, wobei am 6. August maximal 11,1 Ereignisse pro Stunde verzeichnet wurden.

Obwohl sich langsam ein Trend in Richtung Normalisierung der Aktivität abzeichnet, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Phase außerordentlicher Eruptionen bereits vorbei ist. Es besteht weiterhin ein erhöhtes Gefahrenpotenzial, und soweit mir bekannt ist, wurden die Aussichtspunkte auf 290 und 400 Metern Höhe noch nicht wieder für Besucher freigegeben. Während der Hauptsaison ist das natürlich ein herber Schlag für Touristen und Vulkanführer gleichermaßen.

Island: Studie zur Grabenbildung am 10. November

Grabenbildung vom 10. November gut dokumentiert – einmalige Gelegenheit für die Forschung

Am 10. November 2023 wurden Geowissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Zeugen einer Grabenbildung, die sie in noch nie dagewesener Genauigkeit dokumentierten. Eigentlich erwarteten sie einen Vulkanausbruch, denn über Wochen hatte sich Magma im Untergrund angesammelt. Doch was sie dann erlebten, überstieg ihre Erwartungen und stellte gleichzeitig für die Bewohner von Grindavík eine Katastrophe dar.

Auch Vnet berichtete in Echtzeit von den Geschehnissen, deren offensichtliche Symptome in Form von Erdbeben auftraten, von denen einige Magnituden im Fünferbereich erreichten. In sozialen Medien berichteten Anwohner von Grindavík von Rissen, die sich in Straßen und Häusern auftaten. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, diese Risse seien nur Folgen der Erdbeben. Doch wie sich später zeigte, gingen Erdbeben und Rissbildungen mit massiven Erdbewegungen einher, die in dieser Form nur selten wissenschaftlich dokumentiert worden waren. Als klar wurde, dass es sich um einen außergewöhnlich starken seismischen Schwarm handelte, wurden Grindavík und das Geothermiekraftwerk evakuiert.

Erst nach und nach wurde klar, welche massiven Erdbewegungen stattgefunden hatten, und die Forscher staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Sie begannen mit der Auswertung der Daten und veröffentlichten nun eine Studie zu dem Ereignis, an deren Erstellung ein internationales Team beteiligt war. Als Hauptautoren gelten Gregory P. De Pascale und Tomáš J. Fischer. Zudem arbeiteten viele Forscher des IMO und der Universität Reykjavík an diesem Papier mit.

Es wurden sämtliche Daten des Ereignisses ausgewertet, die zur Verfügung standen. Die Daten stammten von seismischen Stationen, Satellitenradar (InSAR), GPS, bodengestützten Geräten sowie drohnengestützten Lidar- und Bildaufnahmen. Zudem wurden präzise Landvermessungen durchgeführt und auch Drohnen zur Erkundung und Vermessung eingesetzt. Bald stand fest, dass sich nicht nur ein paar Risse geöffnet hatten, sondern dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Tatsächlich bildeten sich zwei parallel verlaufende Gräben, die sich entlang von Störungszonen absenkten, während der Bereich zwischen den Tälern angehoben wurde und nun einen sogenannten Horst bildet. Solche Horst-und-Graben-Strukturen findet man häufiger entlang von kontinentalen Plattengrenzen. Trotz der Magmaansammlung im Untergrund gehen die Forscher davon aus, dass die Schmelze bei der Grabenbildung eine untergeordnete Rolle spielte und vermuten tektonische Kräfte hinter dem Ereignis. Nichtsdestotrotz kam es parallel zur Grabenbildung zur Intrusion eines magmatischen Gangs. Wahrscheinlich drang das Magma in einen neu gebildeten Riss ein.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Gräben größtenteils innerhalb weniger Stunden entstanden, zeitgleich mit der seismischen Aktivität. Das neue System umfasst zwei Täler, fünf Verwerfungen und etwa 12 Spalten, mit einer vertikalen Verschiebung von fast 3 Metern und einer Breite von etwa 4,5 Kilometern – deutlich breiter als die meisten anderen bekannten Grabenstrukturen.

Insgesamt liefert die Untersuchung neue Erkenntnisse über die Entstehung von Gräben und könnte das Verständnis ihrer Bildung und Funktion an ähnlichen Orten auf der Erde und auf anderen Planeten verbessern. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2024GL110150)

White Island: Kleine Eruption am 09.08.24

Auf White Island erzeugte der Whakaari eine Asche-Dampf Exhalation

Der neuseeländische Inselvulkan White Island, der auch unter dem Namen Whakaari bekannt ist, erzeugte heute eine Asche-Dampf-Exhalation, die von den neuseeländischen Vulkanologen als kleine Eruption eingestuft wird. Trotz der geringen Explosivität des Ereignisses wurde die Alarmstufe vorsichtshalber auf „3“ erhöht.

Der Vulkan stieß eine stärkere Dampfwolke aus, die etwas Vulkanasche in östliche Richtung transportierte. Laut GeoNet bestand eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass diese Asche das Festland erreicht, doch ob das Eintrat wurde bis jetzt nicht kommuniziert. Der Wind kam aus westlicher Richtung, was die Asche nach Osten und Nordosten in Richtung des nördlichen Endes von East Cape trieb.

Die Eruptionsaktivität wurde anhand einer Kombination von Webcam-Bildern und Satellitendaten identifiziert, die vom Volcanic Ash Advisory Centre zur Verfügung gestellt wurden. Demnach wurde Vulkanasche in 900 m Höhe über dem Meeresspiegel detektiert.

Die Aktivität war zwischen 13 und 15 Uhr am stärksten und hat danach nachgelassen. Satellitendaten deuten darauf hin, dass die Wolke eine geringe Menge Vulkanasche enthielt. Aufgrund dieser Beobachtungen wurde die Vulkanalarmstufe auf Stufe 3 und der Flugfarbcode auf Orange angehoben.

Da auf der Insel keine Sensoren mehr vorhanden sind, sind die Vulkanologen weiterhin auf Fernkameras und Satellitenbilder angewiesen, wodurch kurzfristige Aktivitätsänderungen schwer zu erkennen sind. Solche Änderungen können jederzeit auftreten, aber man ging  davon aus, dass die Eruptionsaktivität in den nächsten Stunden weiter nachlassen wird.

Whakaari befindet sich derzeit in einer Phase erhöhter Unruhe, und kurzzeitige Dampf- und Ascheemissionen könnten noch eine Weile andauern. Ein Update wird am Montag veröffentlicht, oder früher, falls am Wochenende eine signifikante Änderung der Aktivität auftritt.

White Island machte im Dezember 2019 Schlagzeilen, weil bei einer Eruption zahlreiche Touristen ums Leben kamen. sie wurden von Reiseagenturen trotzt erhöhter Warnstufe zu Ausflügen auf die Insel geschafft. Seit dem dramatischen Ereignissen betreten sogar Wissenschaftler die Insel nur in Ausnahmefällen.