Erdbeben in Kalifornien – News vom 21.08.23

Erdbeben M 5,1 erschüttert Kalifornien bei Los Angeles

Datum 20.08.23 | Zeit: 21:41:02 UTC | 34.439 ; -119.192 | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Nordwestlich der US-amerikanischen Metropole Los Angeles kam es gestern Abend zu einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,1. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 5 km E von Ojai verortet. Der kleine Ort mit 7600 Einwohnern liegt am Rand des Ballungsraums Los Angeles. Bis zum Stadtzentrum der Metropole sind es aber gut 120 km. Dennoch wurde das Erdbeben auch dort gespürt. Erdbeben dieser Magnitude können bereits leichte Schäden verursachen, doch es sieht so aus, als wären die Bewohner der Region mit dem Schrecken davongekommen, denn Meldungen über Erdbebenschäden liegen nicht vor. Die Betonung liegt auf Erdbebenschäden, denn der Erdstoß ereignete sich kurz vor Ankunft des Tropensturms Hilary, der Starkregen mitbrachte und für überflutete Straßen und vollgelaufene Keller in der Region sorgte. Doch dazu später mehr.

Das Erdbeben bedingt zahlreich Nachbeben, die sich noch heute Vormittag manifestieren. So ist ein netter Erdbebencluster entstanden, den man auf der Erdbebenkarte des USGS sieht. Die gelben Linien auf der Karte zeigen die bekannten Störungszonen der Region, die von der San-Andreas-Fault dominiert werden. Sie ist als dicke Linie im rechten Bildbereich sichtbar. Entlang der SAF können sich sehr starke Erdbeben mit einem großen Zerstörungspotenzial ereignen. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an der San Cayetano-Störung, die zwar deutlich kleiner ist als die SAF, dennoch auch über ein vergleichsweise großes Potenzial für starke Erdbeben verfügt. Seismologen vermuten, dass sie für ein starkes Erdbeben im Jahr 1812 verantwortlich war, dessen Magnitude im Bereich 6,5–7,3 lag. Die San Cayetano Störung verläuft in West-Ost-Richtung und ist eine Überschiebung mit einem jährlichen Versatz von 1,3–9 Millimetern. Damit bleibt sie zwar deutlich hinter den Verschiebungsraten der San-Andreas-Fault zurück, die bei 3,4 – 4,8 cm pro Jahr liegen, dennoch scheinen sich bei Verhakungen der Störungszone genug Spannungen aufzubauen, dass sie sich in starken Erdbeben entladen.

Erdbeben auf Island am 20.08.23

Erdbeben an verschiedenen Vulkanen auf Island

Datum 20.08.23 | Zeit: 12:03:45 UTC | 40.8320, -17.450 | Tiefe: 4,0 km | Md 3,2

Heute wurden an mehreren Vulkanen auf Island kleine Schwarmbeben registriert. Insgesamt zeigt die Erdbebenkarte von IMO 166 schwache Erdstöße an. Das stärkste Einzelbeben manifestierte sich am subglazialen Vulkan Bardarbunga und brachte es auf Md 3,2. Das Hypozentrum lag 4 km tief. Das Epizentrum wurde 5,5 km nordöstlich des Vulkans lokalisiert.

Nordöstlich des Vatnajökulls, unter dem der Bardarbunga liegt, schließen sich die Vulkane Askja und Herdubreid an. Während es an der Askja nur wenige Erschütterungen gab, wurden im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid 24 schwache Beben detektiert. Herdubreid hängt am Tropf seines Zentralvulkans Askja. Dieser Vulkan steht seit 2 Jahren immer wieder in den News, weil seitdem Bodenhebung registriert wird. Aktuell beläuft sie sich an der Messstation KASK auf fast 44 cm. Einen Spitzenwert maß die Station OLAC: dort wurden im Juni 60 cm Bodenhebung festgestellt, bevor sie den Geist aufgab. Die Askja war vorgestern auch das Gesprächsthema einer Konferenz isländischer Wissenschaftler, die auch InSAR-Messungen diskutierten. Aktuell ist ein Team am Vulkan, das neue Messungen durchführt. Ergebnisse werden für Donnerstag erwartet. In einem Statement wiesen die Forscher darauf hin, dass Besuchern der Gegend empfohlen wird, die Anweisungen der Ranger genau zu beachten, die alle in Absprache mit dem isländischen Katastrophenschutz und der Polizei im Nordosten erstellt wurden. Reisenden wird vom Baden in Víti abgeraten und von einem längeren Aufenthalt in der Gegend abgeraten. Sie betonen, dass für den Vulkan Askja weiterhin ein gewisses Maß an Unsicherheit besteht. Auch Reiseveranstalter zeigen sich alarmiert und raten zur Vorsicht, einstellen tun sie ihre Touren bis jetzt aber nicht.

Ein weiterer Erdbebenschwarm wurde vom seismischen Netzwerk 5 bis 6 km südöstlich des Schildvulkans Skjaldbreid detektiert. Dort waren es 20 Beben innerhalb der letzten 2 Tage. Dieser Vulkan gehört zum Zentralvulkan unter dem Langjökull.

Fünfzig Beben waren es an diesem Wochenende im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Dort ereignete sich ein Erdbeben M 2,9, das 1,3 km nördlich vom Keilir lag. Es war der stärkste Erdstoß auf Reykjanes seit Ende der Fagradalsfjall-Litli-Hrútur-Eruption.

In der Woche vom 7.-13. August wurden 1255 Erdstöße unter Island festgestellt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Woche davor, als knapp 900 Beben gezählt wurden.

Vulkan-News 20.08.23: Mayon

Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25123.68 | Aktivität: Dom

Lavadom am Mayon bleibt aktiv

Auf der Philippineninsel Luzon bleibt der Mayon aktiv und eruptiert einen Lavadom. Vom Dom gehen 3 Lavaströme aus, die durch die Rinnen von Bonga, Mi-isi und Basud fließen und 3,4 km, 2,8 km und 1,1 km lang sind. Von den Lavaströmen und vom Dom gehen Schuttlawinen ab, die auf Nachtaufnahmen Glutspuren hinterlassen. Gestern wurden 127 dieser Schuttlawinen mit den Seismografen registriert. Außerdem wurden die Signale von 6 pyroklastischen Strömen aufgezeichnet, die durch größere Kollapsereignisse entstanden und bis zu 4 km weit glitten. Aschewolken erreichten eine Höhe von bis zu 3 km. Der Mayon bleibt auch seismisch aktiv und es wurden 35 vulkanisch bedingte Erdbeben festgestellt. Bei 20 dieser Ereignisse handelte es sich um Tremor-Signale, die bis zu 80 Minuten lang waren. Tremor wird von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen. Es ist also weiteres Magma unterwegs. Darauf weist auch eine hohe Konzentration von gasförmigem Schwefeldioxid hin. In den letzten 24 Stunden wurden 1467 Tonnen dieses Gases emittiert. Eine Dampfwolke stieg bis zu 700 m über dem Dom auf. Das Vulkangebäude des Mayon ist aufgebläht und es findet Inflation statt.

Die Vulkanologen von PHILVOLCS warnen die Menschen am Mayon vor den verschiedenen Vulkangefahren. Eine besonders große Gefahr geht von den pyroklastischen Dichteströmen aus, die im Falle eines großen Kollaps am Dom durchaus große Strecken von mehr als 10 km zurücklegen können. Der Radius der offizielle Gefahrenzone beträgt allerdings nur 6 km um den Dom. Starke Regenfälle können zudem Lahare auslösen, die ebenfalls große Strecken zurücklegen können und eine ernste Bedrohung darstellen. Die Schlammströme fließen überwiegend durch Schluchten und folgen Flussläufen. Entsprechende Vertiefungen um Gelände sind zu meiden. Piloten werden vor hochaufsteigenden Aschewolken gewarnt. Der Alarmstatus des Mayon steht auf „3“.

Der Mayon ist aber nicht der einzige aktive Vulkan der Philippinen. Sorgen bereiten auch die Vulkane Taal und Kanlaon. Am Kanlaon zog gestern die Seismizität leicht an und es wurden 6 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Es gibt Inflation am Vulkan. Am Taal gab es ebenfalls einige Erdstöße. Der Schwefeldioxid-Ausstoß betrug fast 5000 Tonnen am Tag. Im Wasser des Kratersees auf Volcano Island wurden starke Turbulenzen beobachtet und auf der Insel gibt es ebenfalls Inflation.

Hurrikan vor Landfall in Kalifornien – News vom 19.08.23

Hurrikan „Hilary“ steht vor Landfall in Kalifornien

Morgen früh wird der Landfall des pazifischen Hurrikans „Hilary“ erwartet. Zuerst soll er die mexikanische Baja California treffen, bevor er dann mittags den US-Bundesstaat Kalifornien erreicht. Ausläufer des Sturms haben bereits Niederkalifornien erreicht und Sturmböen peitschen das Meer. Meterhohe Wellen branden gegen die Küsten.

Anstatt sich wie erwartet zu einem Tropensturm abzuschwächen, steigerte sich die Windgeschwindigkeit von „Hilary“ gestern auf bis zu 215 km/h und der Sturm wird vermutlich als Hurrikan der 2. höchsten Kategorie 4 auf Land treffen. Gestern befand sich der Wirbelsturm noch fast 500 km vom Land entfernt. Sollte sich der Hurrikan tatsächlich nicht signifikant abschwächen, wäre es der erste pazifische Hurrikan der Kalifornien trifft. Entsprechend groß ist die Besorgnis in der betroffenen Region. In Mexiko wurden mehr als 18.000 Soldaten in Alarmbereitschaft versetzt. In den USA warnte das Hurrikanzentrum mit Sitz in Miami vor lebensbedrohlichen und möglicherweise katastrophalen Überschwemmungen. Möglicherweise wird innerhalb weniger Stunden mehr Regen fallen, als sonst in einem ganzen Jahr. Was solche Starkregenereignisse anrichten können, haben wir in den letzten Wochen oft sehen können.

Der US-Präsident  warnte die Menschen in Kalifornien vor Starkregen. „Ich fordere alle Menschen im Einzugsgebiet des Sturms auf, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und auf die Hinweise der staatlichen und örtlichen Behörden zu hören“, sagte Joe Biden auf einer Pressekonferenz. Der US-Präsident plant zudem in den nächsten Tagen den US-Bundesstaat Hawaii zu bereisen, um den Betroffenen der Brandkatastrophe von Maui Beistand zu leisten.

In den Medien wird berichtet, dass es die erste Warnung vor einem Tropensturm seit 1939 in Kalifornien sei, obwohl im September letzten Jahres Kalifornien von einem Tropensturm getroffen wurde, der ebenfalls von Mexiko heraufzog. Richtig ist, dass Kalifornien normalerweise nicht von Hurrikanen getroffen wird, die zwar aus tropischen Wirbelstürmen entstehen, aber höhere Windgeschwindigkeiten aufweisen. Erst bei Windgeschwindigkeiten ab 119 km/h wird aus einem Tropensturm ein Hurrikan.

Campi Flegrei Schwarmbeben-Update am 19.08.23

Seismizität unter der Campi Flegrei normalisierte sich

Einem Tag nach dem starken Schwarmbeben aus 120 Erschütterungen, die sich unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei manifestierten, hat sich die seismische Aktivität wieder normalisiert. Ein erwähnenswertes Erdbeben gab es heute Nacht noch: Es hatte eine Magnitude von 2,0 und ein Hypozentrum in 2,6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde mitten im Golf von Pozzuoli ausgemacht. Die meisten Beben des Schwarms manifestierten sich allerdings in und um die Solfatara herum. Der Schwarm beunruhigte die Bewohner der Caldera, wurden doch die meisten Erschütterungen der 6 Erdbeben mit Magnituden ab 2 gestern gespürt. Das lag u.a. an den geringen Tiefen der Hypozentren. Die sozialen Medien sind voll von Berichten über das Ereignis und so mussten sich natürlich auch die Wissenschaftler des INGV zu den Vorgängen äußern. Es wurde sogar ein Statement des Direktors des Observatoriums Neapel veröffentlicht. Dort heißt es, dass der Vulkan engmaschig überwacht wird und es im Vergleich zur letzten Woche aktuell keine signifikanten Veränderungen der geophysikalischen Parameter gibt, mal von den Erdbeben abgesehen. Die Bodenhebung betrug zuletzt 15 mm im Monat.

Auf einer Wissenschaftswebsite bei FB wurde ein Artikel veröffentlicht, der offensichtlich beruhigen soll. In dem Artikel heißt es in der Google-Übersetzung wörtlich: „Diese Migration führt zu einem Druckaufbau im hydrothermischen System des Vulkans und in der Folge zu einer Anhebung des Bodens (und damit auch zu Erdbeben). Was sagt uns das alles? Dass im oberflächlichen System des Vulkans derzeit kein Magma vorhanden ist. Wenn kein Magma vorhanden ist, kann es daher auch nicht zu einer magmatischen Eruption kommen.“ Der Kern der Aussage, dass die oberflächennahe Seismizität und Bodenhebung der Aktivität im Hydrothermalsystem geschuldet ist, ist zwar richtig, aber die Forschung zeigt, dass es unterhalb von 5 km Tiefe einen teilweise kristallisierten Magmenkörper gibt. Darunter sitzt ein weiterer Magmenkörper, der einen Schmelzanteil besitzt, der wahrscheinlich ausreicht, um zu eruptieren. Eine sehr stabile Gesteinsschicht hindert das Magma an einem weiteren Aufstieg. Eine Studie besagt, dass es bereits vulkanotektonische Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch durch Magmenaufstieg hindeuten.

Kurzfristig rechne ich zwar auch nicht mit einer Eruption, aber was mittelfristig passiert, ist noch völlig offen. Langfristig betrachtet ist eine Eruption in der Campi Flegrei sogar höchst wahrscheinlich, wobei langfristig in geologischen Zeiträumen gerechnet ist. Unklar ist, welche Größenordnung die Eruption haben wird. Unter langfristigen Aspekten des Katastrophenschutzes ist es meiner Meinung nach sinnvoll, sich über eine dauerhafte Umsiedlung der Bewohner des Calderavulkans Gedanken zu machen. Selbst bei einem moderaten Vulkanausbruch würden Tausende in der unmittelbaren Gefahrenzone der Eruption leben und möglicherweise ihr Hab und Gut verlieren.

Naturkatastrophen-News: Extremwetter am 18.08.23

Überflutung in Deutschland

In mehreren Gegenden der Erde gibt es verheerende Waldbrände, während es anderswo zu feucht ist. Zu den Gebieten mit zu hohen Niederschlägen zählt momentan die Bundesrepublik Deutschland. Gestern kam es in mehreren Ortschaften zu Unwettern mit Starkregen, die zu Überflutungen führten. Besonders stark betroffen waren das Ruhrgebiet und Frankfurt. Auf dem Frankfurter Flughafen standen die Flugzeuge zentimetertief im Wasser, und Flüge mussten gestrichen werden. Im Süden Deutschlands gab es lokale Gewitter mit Hagel. Es gibt Berichte über tennisballgroße Hagelkörner. In Nürnberg mussten Autofahrer aus ihren abgesoffenen Autos gerettet werden. In Thüringen kam es zu staken Windböen, die Bäume entwurzelten. In vielen Regionen des Landes kam es u Verkehrsbeeinträchtigungen. Schon jetzt gilt der Monat August bei uns als ungewöhnlich niederschlagsreich. Die Sommerferien sind vielerorts ins Wasser gefallen. Vielleicht tröstet es den einen oder anderen, dass die Natur den Regen bitter nötig hatte und die Böden in den meisten Regionen wieder gut durchfeuchtet sind.

Waldbrände auf Teneriffa und in Kanada

Anders sieht es auf Teneriffa und in Kanada aus, wo aufgrund von Trockenheit verheerende Waldbrände wüten. In den kanadischen Nordwest-Territorien wurde der Notstand ausgerufen. Hier brennen die Wälder seit Monaten in einer Region, die normalerweise nicht über zu wenig Niederschläge klagt. Doch seit einiger Zeit blieb der Regen aus, was ein Hauptgrund für die flächenhafte Verbreitung von Waldbränden darstellt. In diesem Jahr ist bereits eine Fläche so groß wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zusammen abgebrannt. Mehrere Ortschaften wurden evakuiert. Nun betrifft es auch die Regionalhauptstadt der Nordwest-Territorien: Yellowknife, wo 26.000 Menschen aufgefordert wurden, die Ortschaft bis heute zu verlassen. Die Waldbrände hatten sich dem Ort bis auf wenige Kilometer genähert. Insgesamt wurden bislang 45.000 Personen von den Feuern vertrieben. Dabei spielt der sonst eher unbedeutende Ort Hay River eine entscheidende Rolle, denn der kleine Lokalflughafen gilt nun als Drehscheibe für die Klimaflüchtlinge Kanadas. Von dort starten Flugzeuge in die Nachbarprovinz Alberta. Die Evakuierungen werden unter Hilfe des Militärs durchgeführt, das auch Transportflugzeuge zur Verfügung stellt. Die Brände gelten als beispiellos in der Geschichte Kanadas und ähneln insofern der Brandkatastrophe auf Hawaii.

Hitzewelle in der Türkei

Ein weiterer Superlativ des Klimawandels wird derzeit in der Türkei erlebt, wo die höchsten Temperaturen gemessen wurden, die dort jemals seit Beginn der Klimaaufzeichnung vor gut 100 Jahren aufgetreten sind: Das Thermometer kletterte vorgestern fast auf 50 Grad Celsius. Genau wurden 49,5 Grad gemessen, was den bisherigen Spitzenwert um 0,2 Grad übertraf. Klimatologen prognostizieren, dass dieser Erwärmungstrend anhalten wird, was nicht nur die Einheimischen betrifft, sondern auch viele Urlauber. In der Türkei und in vielen südeuropäischen Ländern wird bereits darüber spekuliert, ob sich die Reisesaison aufgrund der extremen Hitze bald verschieben wird. Persönlich meide ich es, im August aufgrund der Hitze und der vielen Touristen in den Süden zu fahren. Hier finde ich es im Frühjahr und Herbst viel angenehmer. Aus urlaubstechnischer Sicht wäre es sinnvoller, die anderen Ferien um eine Woche zu verlängern und die Sommerferien auf drei Wochen zu verkürzen.

Klimaforscher sind sich weitestgehend einig, dass die fortlaufenden Extremwetterereignisse und Temperaturrekorde auf den anthropogenen Klimawandel zurückzuführen sind. Solche Ereignisse werden zukünftig immer häufiger auftreten, und praktisch keine Region der Erde wird langfristig davon verschont bleiben.

Schwarmbeben Campi Flegrei – News vom 18.08.23

Starkes Schwarmbeben erschüttert italienischen Calderavulkan Campi Flegrei

Datum 18.08.23 | Zeit: 04:18:05 UTC | 40.8320, 14.1420 | Tiefe: 2,0 km | Mb 3,3

Unter der süditalienischen Caldera Campi Flegrei steigerte sich die Erdbebentätigkeit weiter, sodass ich heute über einen der stärksten Erdbebenschwärme seit Beginn der aktuellen Hebungsphase im Jahr 2005 berichten kann. Allein heute haben sich bereits 117 Erdbeben ereignet. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich der Solfatara. Die Hypozentren liegen überwiegend in Tiefen von weniger als 2 km, wobei einige Erschütterungen bis in 4 km Tiefe reichen. Sechs Erschütterungen hatten Magnituden von mindestens 2,0. Der stärkste Erdstoß erreichte Magnitude 3,3 und konnte im Großraum Pozzuoli/Neapel wahrgenommen werden. Es gibt ein Video einer Überwachungskamera, das einen Balkon zeigt, auf dem das Mobiliar samt Geschirr wackelte. Entsprechend besorgt reagieren die Bewohner der Region, die sich natürlich fragen, ob sich im Untergrund ein Vulkanausbruch zusammenbrauen könnte. Tatsächlich gab es mehrere Beben mit niedrigen Frequenzen, die auf Fluidbewegungen im Untergrund hindeuten. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich, da die Erdbeben im Zusammenhang mit dem Hydrothermalsystem der Caldera stehen. Dieses wird von Energie angetrieben, die dem System von einem Magmenkörper in mehr als 5 km Tiefe zugeführt wird. Bislang wurde die Deckschicht aus massiven Gesteinen nicht durchbrochen, doch Studien jüngeren Datums zeigten, dass es Erdbeben gibt, die auf Gesteinsbruch hindeuten.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass es besonders im Bereich der Solfatara zu phreatischen Eruptionen kommen könnte. Ein Grund für die Sperrung des Areals, die seit 2017 andauert. Damals kamen mehrere Mitglieder einer Familie ums Leben, nachdem der Sohn im Boden eingebrochen war, der von einer Fumarole aufgeweicht worden war. Vater und Mutter starben beim Rettungsversuch des Jungen. Nur die Tochter überlebte die Tragödie.

Während sich phreatische Eruptionen ohne weitere Vorwarnungen ereignen könnten, würden vor einem magmatischen Vulkanausbruch weitere massiven Schwarmbeben und eine signifikante Zunahme der Bodenhebung infolge von Inflation erwartet. Tatsächlich beobachten wir in den letzten Tagen eine Zunahme dieser Anzeichen, wobei wir meiner Meinung nach noch ein gutes Stück von der Intensität entfernt sind, die diese Vorzeichen vor einem unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch annehmen müssten.

Erdbeben Mw 6,3 in Kolumbien – News vom 18.08.23

Starkes Erdbeben erschüttert kolumbianische Hauptstadt Bogota

Datum 17.08.23 | Zeit: 17:04:49 UTC |  4.418 ; -73.511 | Tiefe: 10 km | Mw 6,3

Gestern erschütterte ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 das südamerikanische Land Kolumbien. Dieser Magnitudenwert stammt vom EMSC. Das GFZ ermittelte eine Magnitude von 6,1. Der Erdbebenherd befand sich in ca. 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 17 km nord-nordwestlich von Cumaral lokalisiert. Der Ort liegt gut 80 Kilometer von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota entfernt. Dort war das Erdbeben stark zu spüren gewesen und es gibt Berichte, nach denen Menschen von Panik getrieben die Gebäude verließen und ins Freie flüchteten. Eine Frau kam dabei ums Leben, weil sie aus dem siebten Stock eines Hauses gesprungen war.

Der Erdstoß richtete Schäden an mehreren Gebäuden an. Darunter befand sich auch der Sitz des Kongresses in Bogotá. Zum Zeitpunkt des Erdstoßes hielt sich niemand in dem Gebäude auf. In der Stadt Villavicencio wurde ein Krankenhaus evakuiert. Spekulativ ist, dass durch umherfliegende Trümmerteile und Glassplitter Menschen verletzt wurden.

Es blieb nicht bei einem Erdstoß, denn es gab mehrere Nachbeben. Drei hatten Magnituden im 5er-Bereich.

Kolumbien zählt zu den stark erdbebengefährdeten Ländern am Pazifischen Feuerring, wobei Kolumbien eine Sonderstellung einnimmt, weil hier gleich mehrere Erdkrustenplatten aufeinandertreffen und interagieren. Die wichtigsten Platten sind die Südamerikanische Platte, die Nazca-Platte, die Karibische Platte, die Cocos-Platte und der Panamablock. Diese Platten treffen im Nordwesten Kolumbiens zusammen, wo es an den Plattengrenzen überwiegend zur Konvergenz kommt. An der Plattengrenze zum Panamablock gibt die seitwärts-gerichtete Plattenkollision einer Transformstörung. Das Erdbeben ereignete sich ebenfalls an einer Transformstörung weiter im Landesinneren. Bei ihr handelt es sich um das East Andean Fault System, das den Nord-Andenblock vom Rest Südamerikas trennt.

Die komplexe Tektonik der Region bedingt auch einen ausgeprägten Vulkanismus, der sich im Bereich der Anden manifestiert. Fünfzehn Vulkane werden als aktiv eingestuft. Besonders der Nevado del Ruiz war in den letzten Monaten aktiv gewesen, doch seit gut einem Monat ist die Aktivität rückläufig. Vielleicht ändert das Erdbeben diesen Umstand wieder. Auch der Galeras konnte auf das Erdbeben reagieren.

Vulkan Stromboli am 17.08.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Stromboli mit Tremor-Peak

Betrachtet man den Stromboli-Tremorgraphen des LGS, dann stellt man fest, dass es dort seit gestern 4 Peaks in der Grafik zu sehen gibt, die bis in den hohen „orangenen Bereich“ hineinragen. Außerdem gibt es Berichte über Lavaspattering, das sich auch seit dem Ende der letzten Lavastromtätigkeit in der letzten Woche fortsetzte. Tremor und Lavaspattering signalisieren, dass sich der Stromboli derzeit in einer Phase erhöhter Aktivität befindet und man jederzeit mit größeren Ereignissen rechnen muss. Bei diesen Ereignissen kann es sich um stärkere Explosionen handeln, aber auch um Lavaüberläufe und paroxysmalen Eruptionen, bei denen es zu Kollaps-Ereignissen und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommt.

Der August ist normalerweise der besucherstärkste Monat auf Stromboli, und entsprechend viele Touristen wollen den Vulkan besichtigen. Momentan ist der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern noch frei, letzterer Punkt darf aber nur in geführten Gruppen angesteuert werden, was sicherlich eine politische Entscheidung zugunsten der Bergführer ist und nichts mit einem echten Sicherheitsaspekt zu tun hat. Im Frühjahr und damit außerhalb der Reisesaison war der Aufstieg zu beiden Aussichtspunkten komplett gesperrt und es wurden sogar drastische Geldstrafen von bis zu 500 € pro Person verhängt, wenn man im Sperrgebiet erwischt wurde. Damals war die Aktivität vergleichbar mit der aktuellen, mit dem Unterschied, dass es bereits zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen war, was sich jetzt auch ohne weitere Vorwarnungen zutragen könnte. Wir sehen deutlich, wie sehr Katastrophenschutz von anderen Umständen geprägt werden kann. Oftmals versagt er leider auch und es werden entweder keine vorsorglichen Maßnahmen getroffen oder übertriebene. Es ist scheinbar schwer, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jetzt werden zahlreiche Touristen zu den Aussichtpunkten geschafft, wobei natürlich auch mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist, sollte es widererwartend zur Katastrophe kommen. Außerhalb der Saison, wenn wenig oder kein Geld zu verdienen ist, wird der Zugang zum Berg einfach mal komplett gesperrt. Das Argument des Sicherheitsaspektes in Bezug auf Bergführern, die per Funk mit den Vulkanologen in Verbindung stehen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen, da es am Stromboli praktisch keine Vorwarnzeit für größere Ereignisse gibt. Insbesondere größere Explosionen können sich jederzeit ereignen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Vorwarnzeit von 2 Minuten. In denen wird es einem Bergführer kaum möglich sein, 20 Personen in Sicherheit zu bringen. Lavaspattering, Lavaüberläufe und Tremorpeaks warnen im übrigen davor, dass es kurz bis mittelfristig zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen kann.