Erdbeben Türkei: News am 07.02.23

Mehr als 4900 Tote in der Türkei und Syrien

Nach der starken Erdbebenserie gestern wird langsam das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar, wobei von Anfang an klar war, dass die Region von einer der schlimmsten Erdbebenkatastrophen der letzten Jahrzehnte heimgesucht wurde. Bis jetzt wurden in der Türkei und in Syrien mehr als 4900 Todesopfer bestätigt. Hinzu wurden über 20.000 Verletzte gemeldet. Es ist davon auszugehen, dass die Todeszahlen weiter steigen werden: unter den Trümmern der zahlreichen eingestürzten Hochhäuser werden noch viele Opfer verschüttet sein. Noch ist es das Ziel, nach Verschütteten zu suchen, die noch unter den Trümmern am Leben sein könnten, doch die Chance sie zu retten sinkt von Stunde zu Stunde.

Inzwischen sind großangelegte Hilfsaktionen angelaufen. Die Türkei hatte kurz nach der Katastrophe um internationale Hilfe gebeten. Wer helfen möchte, kann bei einer der vielen Organisationen spenden.

Was war geschehen? Gestern um 01:17:36 UTC begann eine Serie starker Erdbeben. Das Initialbeben hatte eine Momentmagnitude von 7,8. Das Epizentrum lag 30 km west-nordwestlich der Millionenstadt Gaziantep. Nur wenige Minuten später folgte ein weiter starker Erdstoß Mw 6,7. Er manifestierte sich ca. 11 Minuten nach dem ersten Beben. Das Epizentrum lag in der gleichen Region. Während sich das Hypozentrum des ersten Bebens in 10 km Tiefe befand, lag das zweite Beben 40 km tief. Aufgrund der geringeren Magnitude und der größeren Tiefe war es an der Erdoberfläche weniger stark zu spüren gewesen. Trotzdem versetzte es vielen bereits beschädigten Gebäuden den Todesstoß. Dem nicht genug, ereignete sich um 10:24:49 UTC ein weiteres starkes Erdbeben der Magnitude Mw 7,5. Es wurde in den Medien als Nachbeben bezeichnet, doch dieser Meinung bin ich nicht. Hierbei handelte es sich um ein weiteres Starkbeben, das vom EMSC in gut 90 km Entfernung von den anderen Beben lokalisiert wurde. Demnach befand es sich nordwestlich des eigentlichen Bebenclusters. Sein Epizentrum wurde 11 km süd-südöstlich von Elbistan ausgemacht. Der Erdbebenherd lag auch hier 10 km tief. Der Erdstoß wirkte sich natürlich auch auf die Erdbebenzone aus und verursachte weitere Schäden. Insofern war der Appell der Behörden, der nach dem ersten Erdstoß ausgegeben wurde, die Häuser nicht mehr zu betreten, das Gebot der Stunde!

Neben diesen 3 Beben, die ich als Bebenserie bezeichnen würde, gab es Hunderte Nachbeben entlang des unteren Bereichs der Ostanatolischen Verwerfung. In dem betroffenen Bereich teilt sie sich in 2 Arme auf, deren Verlauf sehr gut anhand des geteilten Bebenclusters auf der Shakemap zu sehen ist. Die meisten Erschütterungen gab es entlang des südlichen Arms, der nahe der Grenze zu Syrien verläuft. Das dritte Beben Mw 7,5 lag am Nordarm der Störung und verursachte dort die Nachbeben. Das EMSC registrierte 25 Nachbeben mit Magnituden ab 5. Alleine diese Beben hatten schon ein moderates Zerstörungspotenzial. Aktuell nehmen Häufigkeit und Intensität der Nachbeben ab.

Sehr starkes Erdbeben erschüttert Türkei am 06.02.23

Erdbeben MW 7,8 erschüttert Südwesten der Türkei

Datum: 06.02.23 | Zeit: 01:17:32 UTC | 37.23 N ; 37.02 E | Tiefe: 10 km | Mw 7,8

Im Südwesten der Türkei hat es ein sehr starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 7,8 gegeben. Das Hypozentrum lag in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 26 km ost-nordöstlich von Nurdağı verortet. In dem Ort leben 12.800 Menschen. Die Großstadt Gaziantep mit mehr als 1 Millionen Bewohnern liegt nur 37 km vom Epizentrum entfernt. Es hat große Schäden und zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Bilder zeigen, dass die Häuser ganzer Straßenzüge eingestürzt sind. Das Hauptbeben manifestierte sich zu nachtschlafender Zeit und riss viele Menschen aus dem Schlaf, die es nicht mehr schafften, ihre Häuser zu verlassen. Das Beben ereignete sich um 04:17:32 Lokalzeit bzw. um 01:17:32 UTC.

Medienberichten zufolge gab es im Mittelmeer einen kleinen Tsunami, obwohl das Epizentrum nicht an der Küste lag, sondern gut

Das Erdbeben ereignete sich in der Grenzregion zu Syrien. Die bekannte Stadt Aleppo, die im Syrienkrieg zum großen Teil zerstört wurde, liegt ebenfalls im Wirkungskreis des Erdbebens. Nach vorläufigen Zahlen sind in der Türkei mindestens 280 Personen ums Leben gekommen. In Syrien wurden bis jetzt mehr als 300 Todesfälle bestätigt. Außerdem gab es Hunderte Verletzte. Die Opferzahlen werden weiter steigen, denn man befindet sich noch ganz am Anfang der Bergungsarbeiten.

Es gibt sehr viele starke Nachbeben, die über ein großes Gebiet entlang der Störungszone streuen. Das stärkste Nachbeben hatte eine Magnitude von 6,7. Die Menschen wurden aufgefordert im Freien zu bleiben, denn viele der Gebäude, die vielleicht nur leicht beschädigt wurden, könnten durch ein starkes Nachbeben zum Einsturz gebracht werden.

Das Erdbeben ereignete sich an der Ostanatolischen Verwerfung. Bei ihr handelt es sich um eine große Blattverschiebung, an der die Anatolische Platte und die Arabische Platte aneinander vorbeigleiten. Steht man auf der Arabischen Platte und blickt nach Norden, dann bewegt sich die Anatolische Platte relativ gesehen nach links und die Arabische Platte nach rechts. Daher spricht man auch von einer sinistralen (linkshändigen) Verschiebung. Da ein großes Segment der Ostanatolischen Verschiebung derzeit bebt, sind weitere starke Erdbeben in anderen Regionen entlang der Störung nicht auszuschließen.

Update 12:00: Uhr: Es gab ein weiteres starkes Erdbeben mit der Magnitude 7,5. Das Hypozentrum lag wieder in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 6 km östlich von Ekinözü verortet.

Vulkan-News 05.02.23: Ecuador

Die drei aktiven Vulkan Ecuadors -Cotopaxi, Sangay und Reventador- bleiben recht munter, wobei es die interessantesten Meldungen aktuelle vom Reventador gibt. Daher sortiere ich die Meldungen in reverser alphabetischer Anordnung.

Das VAAC registriert nordwestlich driftende Vulkanasche in 4600 m Höhe. Das IGEPN berichtet von Ascheeruptionen, die das Material bis zu 1000 m über die Kraterhöhe aufsteigen lassen. Bei den explosiven Eruptionen wird auch glühende Tephra ausgeworfen. Bei einigen Explosionen wird der obere Bereich des Schlackenkegels mit glühender Tephra eingedeckt. Sie reicht bis zu 700 m unterhalb des Kraterrandes hinab. Am 03. Februar wurden 15 Explosionen registriert. Dazu gesellten sich 39 langperiodische Erdbeben und mehrere Tremorphasen.

Der Sangay emittiert heute wieder eine hohe Thermalstrahlung mit 155 MW Leistung. Laut IGEPN steigt Tephra bis zu 800 m über Kraterhöhe auf. Am Freitag wurden 65 seismische Explosionssignale gemeldet. Zudem gab es 5 langperiodische Erdbeben.

Am Cotopaxi steigt die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 7300 m auf und driftet in Richtung Südosten. Die Vulkanologen des Nationalen Instituts meldeten Vulkanasche in 1500 m Höhe über dem Krater. Außerdem gab es 15 langperiodische Erdbeben.

An allen drei Vulkanen deuten die langperiodischen Erdbeben auf Fluidbewegungen im Untergrund hin. Bei den Fluiden wird es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Magma und vulkanische Gase handeln, die sich im Fördersystem bewegen. Der registrierte Tremor ist typisch für Vulkane im Eruptionsstadium und steht oft in Verbindung mit starken Entgasungen bei explosiven Eruptionen. Dass an keinem der drei Vulkane Signale vulkanotektonischer Erdbeben aufgefangen wurden, lässt den Schluss zu, dass aus größerer Tiefe entweder keine neue Schmelze aufsteigt oder dass die Aufstiegswege frei sind und sich das Magma keine neuen Wege bahnen muss. Die VT-Erdbeben entstehen für gewöhnlich durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen. Am Reventador ist die Seismizität aktuell am höchsten, was darauf hindeutet, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen weiter steigern könnte. An den beiden anderen Vulkanen schaut es derzeit nicht so aus, als würden großartige Änderungen anstehen. Diese Betrachtungen stellen allerdings nur eine Momentaufnahme dar, morgen kann sich schon wieder ein völlig anderes Bild bieten.

Erdbeben-News 05.02.23: PNG

Papua-Neuguinea: Erdbeben MW 5,9

Datum: 04.02.23 | Zeit: 12:22:37 UTC | 6.36 S ; 146.25 E | Tiefe: 100 km | Mw 5,9

Das stärkste Erdbeben der letzten Stunden ereignete sich im Nordosten der Hauptinsel von Papua Neuguinea. Es hatte einen Erdbebenherd in 100 km Tiefe und ein Epizentrum, das 43 km östlich von Kainantu festgestellt wurde. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. In der Nähe liegen mehrere aktive Vulkane. Zu ihnen zählen Mount Giluwe, Manam und Kadovar. Die letzten beiden Vulkane eruptierten in den letzten Monaten sporadisch. Eine Meldung vom Kadovar gab es erst im Januar, als der Inselvulkan eine Aschewolke ausspie.

Tektonische Situation im Gebiet des Epizentrums

Die tektonische Situation in Papua Neuguinea ist komplex und dementsprechend zählt das Land zu den erdbebengefährdetsten Regionen der Erde. PNG liegt auf der Plattengrenze zwischen dem Pazifik und Indoaustralien. Generell wird die ozeanische Platte unter der kontinentalen Platte subduziert und die Tiefe des Hypozentrums des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Platte ereignete, die bis in die Asthenosphäre abgetaucht ist. Allerdings liegt das Epizentrum im Bereich des Schnittpunktes zweier Störungszonen. Bei diesen handelt es sich um die Ramu-Markham-Störungszone und den Aure Fold-and-Thrust Gürtel. Daher ist es auch möglich, dass das Beben direkt mit den Bewegungen entlang dieser Störungszonen stand. Interpretationsversuche der Beben in diesem Bereich sind generell schwierig, da nicht nur die beiden großen Erdkrustenplatten des Pazifiks und Indoaustraliens kollidieren, sondern weil hier an den Plattenbewegungen mehrere Mikroplatten beteiligt sind. So sind der Aure-Moresby-Faltenthrust-Gürtel und das Aure-Moresby-Vorlandbecken das Ergebnis einer großräumigen, gegen den Uhrzeigersinn gerichteten Rotation der 355.000 km2 großen Woodlark-Mikroplatte. Diese Rotation begann bereits im Miozän und dauert bis heute an.


Erdbeben Mw 5,8 erschüttert japanische Inselgruppe

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:03:20 UTC | 32.70 N ; 141.68 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,8

Das japanische Izu-Archipel wurde von einem Erdbeben der Magnitude 5,8 erschüttert. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 304 km südöstlich von Tateyama erschüttert. Die vulkanische Inselgruppe südlich der japanischen Hauptstadt erstreckt sich über eine Länge von mehr als 1000 km und beherbergt mehrere Unterwasservulkane, von denen zwei in diesem Monat in den Schlagzeilen standen. Außerdem ist mit dem Nishinoshima ein junger Inselvulkan aktiv.


Chile: Erdstoß Mw 5,5

Datum: 05.02.23 | Zeit: 01:02:45 UTC | 29.65 S ; 71.12 W | Tiefe: 60 km | Mw 5,5

Ein Erdbeben der Magnitude 5,5 ereignete sich in Chile. Es hatte einen Erdbebenherd in 60 km Tiefe und ein Epizentrum, das 40 km nord-nordöstlich von Coquimbo verortet wurde. Der Ort liegt an der Küste in relativer Nähe zu Valparaiso, das für seine Starkbeben berüchtigt ist. Das Epizentrum des Bebens befand sich nicht direkt an der Küste, sondern ein wenig landeinwärts. In der Region gibt es aktuell zahlreiche Erschütterungen.


Campi Flegrei: Erdbeben Md 3,0

Datum: 05.02.23 | Zeit: 00:45:36 UTC | 40.80 N ; 14.11 E | Tiefe: 4 km | Md 3,0

Heute Nacht manifestierte sich unter den Phlegräischen Feldern ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Der Erdbebenherd lag in nur 4 km Tiefe. das Epizentrum befand sich im Golf von Pozzuoli und wurde vom EMSC 15 km südwestlich von Neapel verortet. Erst gestern hatte ich einen kleinen Erdbebenschwarm unter der Solfatara gemeldet.

Vulkan Bromo heizt auf am 04.02.23

Bromo auf Java steht möglicherweise kurz vor einer Eruption

Der indonesische Vulkan Bromo liegt in der javanesischen Tengger-Caldera und steht offenbar kurz vor einem Vulkanausbruch oder hat mit diesem bereits begonnen. Das PVMGB brachte heute eine entsprechende Warnung heraus, nachdem Mitarbeiter des örtlichen Feldobservatoriums eine starke Dampfentwicklung gemeldet hatten. Demnach steigt der Dampf bis zu 900 m hoch auf und riecht stark nach schwefligen Gasen. In dem Bericht ist von „Feuer“ die Rede, das im Krater lodern soll. Also vermute ich, dass bereits Lava im Schlot steht oder dass sogar bereits geringe Mengen rotglühende Tephra gefördert wurden.

Laut dem Erdbeben-Histogram beim VSI/MAGMA wurden in den letzten zwei Wochen drei vulkanotektonische Erdbeben registriert, anhand derer man allerdings nicht an einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch denken würde. In einem Newsartikel heißt es hingegen, dass Tremor mit einer Amplitude zwischen 0,5 und 1 mm registriert wird, dazu kommen tiefe vulkanotektonische Erdbeben. Das wirft natürlich die Frage auf, wie genau der Bromo tatsächlich beobachtet wird. Bei meinem letzten Besuch im Feldobservatorium, das in einer Hütte am Calderarand untergebracht war, verfügte man lediglich über einen alten mobilen Trommelseismograf. Das ist aber nun auch wieder fast 13 Jahre her und die Zeit ist dort auch nicht stehen geblieben.

Weitere Recherchen zeigten, dass es tatsächlich bereits zu kleinen Eruptionen mit Lavaspattering gekommen ist. Auf einem Bild erkennt man einzelne glühende Schlacken, die über dem Kraterrand aufgestiegen sind. Satellitenfotos geben nicht viel her, da es in den letzten Tagen bewölkt war. Auf Aufnahmen des letzten Monats kann man aber eine kleine thermische Anomalie im Krater erkennen.

Es ist nicht komplett auszuschließen, dass die beginnende Eruption durch Erdbeben ausgelöst wurde, die sich im Dezember (Mw 5,9) und Januar (Mw 5,3) vor der Südküste Javas ereigneten. Da sich vergleichbare Erdbeben aber recht oft ind er Region zutragen, ist ein Zusammenhang praktisch nicht zu beweisen.

Vulkan Campi Flegrei: Neueröffnung der Solfatara?

Solfatara-Krater wird trotz anhaltender Seismizität scheinbar wieder zugänglich gemacht

Seit gestern ist die Erdbebentätigkeit im Bereich der Solfatara wieder etwas erhöht. Die Seismometer des INGV registrierten seit gestern 15 Erdbeben geringer Magnituden. Die beiden Stärksten brachten es auf M 1,1 und lagen in Tiefen von 3,7 und 1,4 km. Während das tiefere Beben im Golf von Pozzuoli lag, manifestierte sich das flacher liegende Erdbeben unter dem Solfatara-Krater. Dort befanden sich auch die meisten anderen Beben des Schwarms.

Im letzten Wochenbericht des zuständigen Observatoriums in Neapel hieß es, dass sich die Bodenhebung weiter auf hohem Niveau befindet. Zwar konnte kein exakter Wert ermittelt werden, da sich die Bodenhebung nach einer Flaute im Dezember wieder beschleunigte, doch man geht davon aus, dass sie wieder im Bereich von 15 mm im Monat liegt. Seit 2011 hob sich der Boden um ca. 97.5 cm und wenn es so weitergeht, wird bald die 1-m-Marke geknackt werden. Die Gastemperatur an der Fumarole von Pisciarelli war ebenfalls hoch und lag im Durchschnitt bei 92 Grad Celsius.

Solfatara soll wiedereröffnet werden

Trotz der weiterhin hohen hydrothermalen Aktivität und der Gefahr, dass sich phreatische Eruptionen ereignen könnten, arbeitet man gerade daran, den Solfatara-Krater wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für mich kommt das einer kleinen Sensation gleich, denn ich finde diesen Platz im Herzen Südeuropas geradezu magisch: ein Kleinod für alle Vulkanspotter und eine vergleichsweise ruhige Oase in der Nähe des quirligen Neapels. Mir ist zwar noch kein offizieller Eröffnungstermin bekannt geworden, doch in unserer FB-Gruppe wurde ein Beitrag gepostet von jemandem, der dort gerade an den Aufräumarbeiten beteiligt ist. Und so wie es aussieht, wird auch der Campingplatz wieder hergestellt. Vielleicht kann man also dort bald wieder übernachten, was die Sache noch interessanter machen würde.

Die Anlage wurde im Jahr 2017 geschlossen, nachdem mehrere Mitglieder einer Familie in eine fumarolisch aktive Grube gestiegen sind und erstickten. Sie versuchten ein Kind ihrer Familie zu retten, das offenbar in einem abgesperrten Bereich unterwegs war und dort durch die dünne Kruste gebrochen ist.

Erdbeben News 04.02.23: Neuseeland

Erdbeben Mw 5,0 erschüttert neuseeländische Taupo-Caldera

Datum: 03.02.23 | Zeit: 23:14:20 UTC |  38.94 S ; 175.88 E | Tiefe: 90 km | Mw 5,0

Gestern Nacht (vor Ort war es Mittag) manifestierte sich am Südostrand der Taupo-Caldera in Neuseeland ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Hypozentrum lag in 90 km Tiefe und befand sich damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 8 km nordöstlich von Turangi verortet. Diese Daten stammen vom EMSC. Geonet verortete das Beben in 20 km Entfernung zum Ort und in 81 km Tiefe.

Geonet und lokale Medien berichteten über das Erdbeben. Bei Geonet gingen mehr als 2200 Wahrnehmungsmeldungen von Menschen ein, die das Erdbeben spürten. Nur zwei Bebenzeugen beschrieben das Ereignis als extrem stark. Die Allermeisten empfanden es als schwach. Das Beben war auf der gesamten neuseeländischen Nordinsel zu spüren gewesen. Interessanterweise gab es kaum Meldungen von Personen, die nahe des Epizentrums wohnen. Diesen Umstand erklären die Seismologen mit der Tiefe des Hypozentrums und dem Verlauf der tektonischen Platten unter Neuseeland. In einem Geonet-Statement heißt es: „Dies ist auf die Tiefe und die Lage auf der subduzierenden tektonischen Platte unter der Nordinsel zurückzuführen – die meiste Energie des Bebens wandert nach oben und entlang der Platte zur Oberfläche im Osten und Süden der Nordinsel. Das Beben steht nicht in Zusammenhang mit dem Taupō-Vulkan.“

Es handelte sich also um ein tektonisches Erdbeben, dass sich an einem Stück subduzierter Kruste ereignete. Die Subduktionszone verläuft vor der Nordinsel östlich der Küste und schneidet dann die Südinsel, um dort vor die Westküste zu wechseln. Dabei verändert die Störungszone auch ihren Charakter und wandelt sich in eine Transformstörung. Vor der Nordinsel wird die Pazifische Platte subduziert, die unter die Indoaustralische Platte abtaucht. Im Bereich der Taupo-Caldera hat sie offenbar eine Tiefe von ca. 90 km erreicht und wurde am weiteren Abtauchen gehindert, indem sie sich an der indoaustralischen Platte verhakte. Es entstanden Spannungen, die sich in dem Erdbeben entluden.

Die Taupo-Caldera stand im Herbst letzten Jahres im Fokus der Berichterstattung, weil sich dort ein Schwarmbeben vulkanischen Ursprungs manifestierte. Diese Aktivität schwächte sich inzwischen deutlich ab, doch die Seismizität liegt immer noch etwas über dem üblichen Niveau. Im letzten Geonet-Bericht von vor 3 Wochen hieß es, dass es auch noch Bodendeformation geben würde. Das stärkste Ereignis manifestierte sich am 30. November, als es zu einem Erdbeben M 5,7 kam, in dessen Folge sich der Boden um 18 cm hob. Der Alarmstatus steht auf „1“.

Erdbeben-News 03.02.23: China

Erdbeben Mw 5,1 erschüttert den Norden Chinas

Datum: 03.02.23 | Zeit: 12:04:20 UTC |  37.05 N ; 96.98 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,1

Ein Erdbeben der Magnitude 5,1 erschütterte erneut den Norden der chinesischen Region Qinghai. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 233 km süd-südwestlich von Yanglong lokalisiert. In dem Ort am Nordrand des Qinghai–Tibet Plateaus leben nur ca. 2400 Menschen. Nur 10 Minuten später folgte ein zweites Erdbeben Mw 5,0. Man kann also von einem Doppelwumms sprechen.

Das Hochland des Qinghai–Tibet Plateaus wird von zahlreichen Seen geprägt. Einer dieser Seen ist der Qinghai-See in dessen Nähe das Erdbeben lag. Ein paar Hundert Kilometer weiter liegt ein riesenhaftes Wüstengebiet, zu dem auch die Wüsten Taklamkan und Gobi gehören. Stellt man sich eine Linie zwischen den beiden Wüsten vor, dann lag das Epizentrum etwas südlich einer dieser Linie und zwar in der Mitte zwischen den Wüsten. Das Beben manifestierte sich also in einer sehr entlegenen Region Chinas, die dennoch (oder gerade deswegen) zu den faszinierendsten Landschaften der Erde zählt.

Das Wüstengebiet liegt im Windschatten des Himalaya-Gebirges, an das sich das Qinghai–Tibet-Plateau anschließt. Das Plateau war jüngst Forschungsgegenstand zahlreicher Geowissenschaftler, die übereingekommen sind, dass hier ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Plattentektonik liegt. Bislang nahm man an, dass das Plateau aus mehreren Blöcken des Urkontinents Gondwana besteht, die sich bei der Schließung des urzeitlichen Tethys-Meeres im Plateau akkumulierten. Neue Studien ergeben aber, dass hier mehrere Generationen von Inselbogen-Beckensystemen zusammengeschoben wurden, die sich in verschiedenen Phasen der Schließung der Tehtys-See bildeten.

Die Region um das Epizentrum des aktuellen Bebens liegt auf dem Eastern Kunlun-Quaidam-Block, der im Norden von der Haiyuan-Störung und im Süden von der Kunlun-Störung begrenzt wird. Bei beiden Strukturen handelt es sich um große Blattverschiebungen. Der Erdstoß ereignete sich an einer lokalen Störung, die wahrscheinlich mit der South Qilian Störungszone assoziiert ist, die parallel zu den beiden großen Blattverschiebungen verläuft.

Vulkan Ätna mit neuem 3d Bild am 03.02.23

Neues 3d Bild zeigt Lavastrom am Ätna

Der Lavastrom am Ätna ist weiterhin aktiv und emittiert eine Wärmestrahlung mit 312 MW Leistung. Damit liegt sie ein gutes Stück hinter den bisherigen Spitzenwerten der Eruption, als im Januar zweimal mehr als 1000 MW Leistung registriert wurde. Damals wurden die Werte als sehr hoch eingestuft, heute liegen sie im moderaten hohen Bereich. Da die Leistung proportional zur emittierenden Wärmefläche ist, kann man davon ausgehen, dass der Lavastrom deutlich weniger Fläche einnimmt als es Anfang Januar der Fall war. Zur Stunde fließt die Lava entlang des Valle del Leone und man kann den Lavastrom auf der Thermalcam nur angeschnitten sehen. Es ergießt sich keine frische Lava ins Valle del Bove. Anders verhielt es sich am 1. Februar, als die oben gezeigte Satellitenaufnahme erstellt wurde. Auf der räumlich wirkenden 3D-Visualisierung, die aus mehreren Satellitenfotos am Rechner erstellt wurde, erkennt man den Lavastrom, wie er ins Valle del Bove fließt. Der Lavastrom wurde auf der Tagesaufnahme sichtbar, indem man das Licht im SWIR-Band filterte.

Auf der Visualisierung erkennt man sehr schön das zweigeteilte Lavafeld, das im Zuge der Eruption erzeugt wurde. Der Ausbruch begann am 27. November 2022. Zuerst wurde der nördlichere (rechte) Teil des Lavafelds erzeugt. Nach einer kurzen Pause verlagerte sich die Aktivität südwärts. Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass man auf dem Bild vom Osten aus in Richtung Westen guckt und das Bild nicht wie üblich eingenordet ist. Grund hierfür ist, dass man gut das Valle del Bove erkennen kann, das von 2 steilen Rändern eingefasst wird. Im Laufe der Eruption erreichte die Lava den Fuß der Steilwand des Tals. Gut zu erkennen ist auch der frische Lavastrom, der im Mai/Juni floss und ein Stück auf der Talsohle des Valle del Bove unterwegs war.

Die Visualisierung visualisiert auch schön, dass der Lavastrom nicht ganz so einfach zu erreichen ist und an einem recht unzugänglichen Ort liegt. In den letzten 10 Jahren hat sich der Südostkrater soweit vergrößert, dass sein Osthang praktisch ins Valle del Bove übergeht. Früher konnte man da noch prima drumherum laufen.