Vulkan Sakurajima mit Blitzen am 03.12.22

Sakurajima generiert vulkanisches Gewitter

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Seit Monatsanfang eruptierte der Sakurajima mehrmals Aschewolken, in denen es zu vulkanischen Gewittern kam. Die Eruptionen wurden vom VAAC registriert und erzeugten VONA-Warnungen, nach denen die Asche eine Höhe von 4300 m erreichte und nach Südosten driftete. Die ersten Eruptionen werden im JMA-Tätigkeitsbericht vom 2. Dezember beschrieben. Dort heißt es, dass eine Eruption Vulkanasche bis zu 3200 m über der Kraterhöhe förderte und dass Lapilli und vulkanische Bomben in 1100 m Entfernung zum Minima-dake niedergingen. Es sollen kleinere pyroklastische Dichteströme entstanden sein. Die Vulkanologen warnen weiterhin vor der Möglichkeit, dass es zu stärkeren Eruptionen kommen könnte, die große pyroklastische Ströme erzeugen könnten.

Während die Anzahl vulkanotektonischer Erdbeben gering war, wurde Tremor registriert. Außerdem stieg der Schwefeldioxid-Ausstoß an. Dieser Anstieg spiegelt sich allerdings noch nicht in der öffentlich zugänglichen Grafik zum Schwefeldioxid-Ausstoß wieder. Dort zeigte der letzte Messwert den niedrigsten Schwefeldioxid-Ausstoß seit dem Sommer an.

Bodendeformation wurde nicht registriert, dennoch geht man beim JMA davon aus, dass sich in tieferen Schichten der Aira-Caldera eine größere Magmenansammlung befindet.

Zu den vulkanischen Gewittern gibt es kein Statement im Tätigkeitsbericht der Vulkanologen. Nach wie vor ist der Sakurajima der Vulkan, bei dem vulkanische Blitze überdurchschnittlich oft in Eruptionswolken gesichtet werden, obwohl auch andere Vulkane mehr oder weniger daueraktiv sind und Aschewolken eruptieren. Ein Grund hierfür wird sein, dass der Sakurajima stärkere vulkanianische Eruptionen erzeugt, während die meisten anderen daueraktiven Feuerberge eher strombolianisch eruptieren. Ein weiterer Grund könnte der Fragmentierungsgrad der Tephra sein. Spekulativ ist, ob nicht auch meteorologische Bedingungen eine Rolle bei der Entstehung vulkanischer Gewitter spielen.

Sakurajima liegt in der Bucht von Kagoshima und bildet dort eine Halbinsel. Weiter südlich, genauer, im Ryukyu-Archipel befindet sich der Inselvulkan Suwanose-jima. Auch dieser Vulkan ist noch aktiv und löst sporadisch VONA-Meldungen aus. Doch im Vergleich zum Sommer ist seine Aktivität stark zurückgegangen.

Vulkan Mauna Loa am 02.12.22

Aktivität am Vulkan auf Hawaii hält an

Am Mauna Loa auf Big Island Hawaii geht die vulkanische Aktivität weiter. Hauptquelle der Eruption ist die Spalte 3, aus der mehrere Lavafontänen schießen, die bis zu 25 m hoch werden. Sie speien einen Lavastrom mit mehreren Armen. Die Lavafront befand sich gestern Abend noch 5,2 km von der Sattelstraße entfernt. Der Lavastrom erreichte flacheres Gebiet und verlangsamte sich auf 40 m pro Stunde. Das USGS/HVO revidierte nun seine Einschätzung von gestern, nach der die Lava die Sattelstraße innerhalb von 2 Tagen erreicht haben sollte und geht nun davon aus, dass das mindestens noch eine Woche dauern wird. Derweilen haben auch die US-Behörden Erbarmen mit schaulustigen Vulkanspottern und wollen an der Sattelstraße einen Aussichtspunkt einrichten, auf dem sich Besucher bis zu 90 Minuten aufhalten dürfen. Das ermöglicht zumindest einen Fernblick auf das eruptive Geschehen.

Die Vulkanologen analysierten inzwischen auch die ersten Lavaproben vom Lavastrom. Nahe des Förderschlotes kühlte die sehr heiße Lava, die mit einer Temperatur von 1156 Grad eruptiert wird, so schnell ab, dass sie eine glasartige Struktur annahm und praktisch keine Kristalle enthielt. Proben, die weiter Strom abwärts genommen wurden, zeigten hingegen kleine Kristallbildungen, da die Lava langsamer abkühlte. Bei den Kristallen handelte es sich um Plagioklas und Olivin, die typisch für Basalt-Lava sind. Es konnte bestimmt werden, dass die Lava 6-6.8% MgO enthält. Damit liegt der Magnesiumanteil der Lava in einem Bereich, der typisch für OIBs (Ocean-Island-Basalt) ist. Die zugrunde liegende Schmelze stieg direkt aus größerer Tiefe auf. Die Vulkanologen schließen aus, dass es sich um eine etwaige Restschmelze der letzten Eruption von 1984 handelt.

Betrachtet man die Livedaten zur Bodenhebung, stellt man fest, dass sich die Hangneigung langsam abflacht. Dennoch kann man daraus noch kein baldiges Ende der Eruption ableiten. Das HVO registriert immer noch Tremor an der Eruptionsstelle. Andererseits gibt es momentan keine Anzeichen dafür, dass sich die Aktivität noch steigern könnte.

Auf der Website des USGS werden zahlreiche Medien präsentiert. Ich möchte euch auf die Videoseite aufmerksam machen.

Vulkan Villarrica mit Aktivitätssteigerung am 02.12.22

Villarrica mit Lava-Pond im Schlot

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Eruption: Hawaiianisch

In den letzten Tagen steigerte sich die Aktivität des chilenischen Vulkans Villarrica weiter. Am 25. November unternahmen die Vulkanologen von SERNAGEOMIN einen Überwachungsflug und kreisten über den Vulkankrater, der auf einer Höhe von 2847 m liegt. Sie beobachteten starke Entgasungen aus dem Krater und konnten einen Blick auf die Lava werfen, die tief unten im Schlot brodelt. Mit der Wärmebildkamera wurden Temperaturmessungen durchgeführt. Sie hatten zum Ergebnis, dass die Lava 1043 Grad heiß ist. Die Vulkanologen von SERNAGEOMIN schreiben von einem Lavasee im Schlot. Aufgrund der doch eher geringe Größe würde ich von einem Lavateiche (Lava-Pond) sprechen. Im letzten Update heißt es, dass man nachts rot illuminierte Dampfwolken gesehen hat, die bis zu 220 m über den Krater aufsteigen. Diese glühenden Wolken sieht man sehr schön auf Fotos und Zeitrafferaufnahmen, die in den Sozialen Medien geteilt wurden.

Geteilt werden auch die Daten der Vulkanologen. Parallel zu den visuellen Beobachtungen, kann man auch Veränderungen der geophysikalischen Parameter feststellen. Besonders die Zahl langperiodischer Erdbeben stieg signifikant an. So wurden in den vergangenen Tagen teilweise mehr als 800 Beben pro Tag festgestellt. Langperiodische Erdbeben stehen in Verbindung mit Fluidbewegungen und werden in diesem Fall vom entgasenden Magma hervorgerufen. Außerdem ereignen sich täglich einige vulkanotektonische Erdbeben. Während im September teilweise mehr als 4000 Tonnen Schwefeldioxid pro Tag ausgestoßen wurden, reduzierte sich der Wert auf unter 500 Tonnen am Tag. Dafür nahm die Anzahl der thermischen Anomalien zu. MIROVA detektierte heute eine Thermalstrahlung mit 14 MW Leistung.

Alles in allem sieht es so aus, als würde der Villarrica wieder in ein Stadium mit einem permanenten Lavateich eintreten, wie es für den Vulkan bis 2018 typisch war. Damals gab es auch immer wieder strombolianische Phasen und gelegentliche Paroxysmen. Die Alarmstufe steht auf „gelb“ und es gibt eine 500 m Sperrzone um den Kratermittelpunkt.

Vulkan Mauna Loa am 01.12.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Hawaiianisch

Eruption auf Hawaii geht weiter

Der Vulkanausbruch auf Big Island Hawaii geht weiter und Lava fließt aus dem Nordostrift des Vulkans Mauna Loa. Im gestrigen Tagesverlauf reduzierte sich die Höhe der Lavafontänen aus Spalte 3 auf maximal 25 m. Auf der LiveCam ist zu erkennen, dass die Lavafontänen auch heute noch aktiv sind. Um den aktive Teil der Spalte 3 bildet sich langsam ein Wall aus Schlacke. Die Fontänen speisen einen Lavastrom mit mehreren Armen. Der am weitesten Fortgeschrittene bewegte sich gestern Mittag mit einer Geschwindigkeit von 24 Metern pro Stunde in Richtung Sattelstraße und befand sich noch 5800 m von ihr entfernt. Die Hangneigung nimmt in diesem Bereich langsam ab, sodass sich der Lavastrom weiter verlangsamen wird. Zugleich wird die Lavafront breiter. Das USGS schrieb in seinem letzten Update, dass der Lavastrom noch ca. 2 Tage brauchen wird, bis er die Sattelstraße erreichen wird. Ich vermute, das wird noch länger dauern, doch wenn die Straße von der Lava unterbrochen wird, ist eine der Hauptverkehrsadern zwischen dem Inselosten und dem Westen von Big Island unterbrochen. Autofahrer müssen dann einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen.

Auch Riss 4 ist immer noch aktiv. Die Lavaströme bewegen sich in Richtung Nordosten. Ein kleiner Nebenarm bewegt sich von Spalt 4 aus in Richtung Osten, allerdings langsamer als der Hauptstrom.

Von der Lava geht eine extrem hohe Wärmestrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von mehr als 32.700 MW! So hohe Werte werden sehr selten erreicht.

Das seismische Netzwerk registriert Tremor im Bereich der derzeit aktiven Risse. Dies deutet darauf hin, dass immer noch Magma nachgeliefert wird, und die Aktivität wird wahrscheinlich anhalten, solange der Tremor anhält.

In der Moku’āweoweo-Caldera gibt es keine Aktivität, und auch die südwestliche Riftzone bleibt ruhig. Die Vulkanologen erwarten keine eruptive Aktivität außerhalb der nordöstlichen Riftzone. Derzeit besteht keine Gefahr für die Anwohner des Vulkans.

Vulkan-News am 01.12.22: Ätna

Lavastrom am Ätna weiter aktiv

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Effusiv

Der Lavastrom, der seit Sonntag aus der nordöstlichen Basis des Südostkraterkegels fließt, bleibt aktiv. Das geht aus einem INGV-Bericht und aus LiveCam-Aufnahmen hervor. Der Schlot liegt auf einer Höhe von 2800 m. Der daraus eruptierte Lavastrom breitet sich nur langsam aus. Er hat eine Länge von einigen Hundert Metern und seine Front erreichte das Valle del Leone. In den letzten Tagen gab es viel Neuschnee am Ätna und das entlegene Tal auf der steilen Ostflanke ist nur schwer zu erreichen, daher gibt es keine genauen Daten zum Lavastrom. Die Vulkanologen schrieben aber, dass es noch temporär kleinere Lavaströme gab, die dem neuen Schlot entsprangen.

Es wird ein leicht erhöhter vulkanischer Tremor registriert, dessen Ursprung in einem Gebiet zwischen dem Südostkrater und der Bocca Nuova liegt. Dort befindet sich in einer Tiefe zwischen 2000 und 2600 m über dem Meeresspiegel ein Magmenkörper. Die Infraschallaktivität bleibt derzeit auf einem niedrigen Niveau und ist hauptsächlich auf die Aktivität des Kraters Bocca Nuova zurückzuführen. Dort gibt es entweder starke Entgasungen oder schwache Explosionen, die tief im Förderschlot sitzen. Die derzeit verfügbaren Signale der Bodenverformungsmessnetze haben in den letzten Stunden keine signifikanten Veränderungen gezeigt.

Wie es weitergeht, ist praktisch nicht wissenschaftlich vorherzusagen. Die Erfahrung zeigt aber, dass es in den letzten Jahren häufig zu größeren Eruptionen kam, nachdem Magma in geringer Tiefe aufgestiegen war und erste kleine Lavaströme zu fließen begannen. Entweder folgten nach einigen Tagen größere Lavaströme und strombolianische Eruptionen oder es kam zu Paroxysmen. Unklar ist, ob nach der Paroxysmus-Serie im vergangenen Jahr bereits wieder genug Druck im Kessel ist, um neue Ausbrüche dieser Art zu erzeugen. Die nächsten Tage werden es zeigen.

Erdbeben unter Taupo am 01.12.22

Weitere Informationen zum Erdbeben Mw 5.4

Datum: 30.11.22 | Zeit: 10:47:59 UTC | 38.84 S ; 175.91 E | Tiefe: 9 km | Mw 5,4

Wie berichtet gab es gestern ein Erdbeben der Moment-Magnitude 5,4 (Ml 5,6) unter der neuseeländischen Caldera Taupo. GeoNet veröffentlichte heute weitere Informationen dazu. Das Erdbeben manifestierte sich um 10:47:59 UCT. Auf Neuseeland war es 23:47 Uhr, also zur nachtschlafenden Zeit. So schreckten auch die Anwohner der Caldera aus dem Schlaf, als sie hart durchgerüttelt wurden. Doch bei einem Rüttler blieb es nicht, denn es gab leichte Schäden, als Gegenstände aus den Regalen fielen und einige Dachteile von einem Geschäft herabstürzten. Es gab mehr als 180 Nachbeben, von denen 30 gespürt werden konnten. Das stärkste Nachbeben brachte es auf M 4,5.

Das Hauptbeben war das stärkste seit einem M 5,0 Erdbeben im Jahr 2019. Seit Mai 2022 beobachtete man unter dem Taupo-See eine Zunahme der Seismizität. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die Erdbebenserie durch Aktivitäten im Zusammenhang mit Magma und hydrothermalen Fluiden im Inneren des Vulkans verursacht wird. Diese Aktivität könnte in den kommenden Wochen oder Monaten mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Intensität anhalten.

Aktuell wird untersucht, ob es einen Mini-Tsunami im Taupo-See gab. Offenbar wurden ungewöhnliche Wellen beobachtet. Sie könnten von einem unterseeischen Erdrutsch verursacht worden sein. Hinweise darauf lieferten Bimssteine, die auf einer Wiese am Ufer abgelagert wurden.

Die Wissenschaftler schließen nicht aus, dass ein noch stärkerer Erdstoß folgen könnte. Die Anwohner der Gegend sollen sich vorsichtshalber auf weitere Erdstöße einstellen. Am wahrscheinlichsten sind Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich. Man errechnete eine 26 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb von einer Woche ein weiteres Erdbeben im 5-er-Bereich geben könnte.

Was uns im Zusammenhang mit den Vulkanen am meisten interessiert, ist, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Vulkanausbruchs am Taupo sein könnte. Dazu schreibt GeoNet, dass Caldera-Vulkane wie der Taupo oft Unruhen erleben, die Monate bis Jahre dauern, ohne dass es zu einem Ausbruch kommt. Der Taupo hatte in den letzten 150 Jahren 17 Unruhen, von denen keine zu einem Ausbruch führte.

Erdbeben-News 30.11.22: Iran

Starkes Erdbeben Mb 5,7 im Südiran

Datum: 30.11.22 | Zeit: 15:17:39 UTC | 26.46 N ; 55.47 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,7

Vor der Südküste des Irans bebte es mit einer Magnitude von 5,7. Das Hypozentrum lag in nur 10 km Tiefe. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden. Das Epizentrum lag 60 km östlich von Bandar-e Lengeh. Dubai in den Emiraten liegt ca. 110 km südlich des Epizentrums. Der Erdstoß wurde in einem großen Umkreis gespürt, wahrscheinlich auch in Dubai. Meldungen über Schäden liegen noch nicht vor. Sollten die Daten bestätigt werden, sind Zerstörungen möglich.


Neuseeland: Erdbeben Mw 5,4 unter Taupo

Datum: 30.11.22 | Zeit: 10:47:59 UTC | 38.84 S ; 175.91 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,4

Unter der neuseeländischen Taupo-Caldera gab es heute ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,4. Es hatte ein Hypozentrum in 10 km Tiefe und wurde 23 km süd-südwestlich von Taupo-Stadt verortet. Es gab mehrere Vor- und Nachbeben. Bis jetzt ist es unklar, ob es sich um ein magmatisch-bedingtes Erdbeben handelte oder um ein tektonisches. Die Vulkanologen von GeoNet hatte letzten Monat allerdings schon Magmen-Akkumulation unter dem Supervulkan bestätigt.

Mauna Loa am 30.11.22

Staat: USA | Lokation: 19.47, -155.59 | Aktivität: Lavastrom

Eruption am Mauna Loa geht weiter

Der Vulkanausbruch am Mauna Loa geht weiter. Wie das HVO schreibt, sind mehrere Spalten aktiv, die mehrere Lavaströme füttern. Am aktivsten ist die Spalte 3. Hier steigen Lavafontänen bis zu 50 m hoch auf. An der Spalte 4 erreichen schleudern die Fontänen die Lava ca. 10 m hoch. Gestern Abend unterbrach der Lavastrom aus Spalte 3 die Straße, die zum Mauna Loa Wetterobservatorium führt. Nachmittags war die Lavafront noch 7,5 km von der Sattelstraße zwischen dem Mauna Loa und dem Mauna Kea entfernt. Im oberen Bereich bewegte sich der Lavastrom mit einer Geschwindigkeit von ca. 8 km/h. Weiter untern verlangsamte er sich deutlich, da die Pahoehoe-Lava abkühlte und zu einem Aa-Lavastrom wurde.

In der Moku’āweoweo-Caldera gibt es keine aktive Lava mehr. Auch die südwestliche Riftzone blieb bislang ruhig. Die Vulkanologen erwarten keine eruptive Aktivität außerhalb der nordöstlichen Riftzone. Derzeit ist kein besiedeltes Land in Gefahr. Von den ausbrechenden Spaltfontänen und Lavaströmen geht eine sichtbare Gasfahne aus, die hauptsächlich in Richtung Norden geblasen wird. Am 28. November 2022 wurden Schwefeldioxidemissionen von etwa 250.000 (!) Tonnen pro Tag gemessen.

Über Nacht hat die Seismizität deutlich abgenommen und es sieht so aus, als wären die Bruchprozesse, die durch aufsteigendes Magma verursacht worden sind, größtenteils abgeschlossen. Das kann bedeuten, dass die Förderwege offen sind, oder dass aus der Tiefe kein neues Material nachkommt. Die Bodenverformung bleibt konstant, als scheint zumindest doch noch so viel Magma nachzuströmen, wie eruptiert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich neue Risse außerhalb des Nordostrifts öffnen werden, ist gering.

Anders als am Fagradalsfjall auf Island schafft man für neugierige Vulkanspotter keine neuen Parkplätze. Im Gegenteil: Parken und Anhalten sind auf der Sattelstraße in Sichtweite der Lava verboten. Tatsächlich erlebte ich vergleichbares während der Leilani-Eruption in 2018, als man auf der Straße hinter der Halema’uma’u-Caldera nicht halten durfte. Patrouillen kontrollierten das damals. Generell gibt es keinen offiziellen Zugang zur Eruptionsstelle.

Vulkan Campi Flegrei mit neuen Erdbeben am 30.11.22

Erdbeben Mb 2,6 an der Solfatara

Datum: 30.11.22 | Zeit: 02:34:39 UTC | 40.8313 ; 14.1488 | Tiefe: 2 km | Mb 2,6

Letzte Nacht gab es wieder einige Erdbeben unter dem italienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,6 und ein Hypozentrum in 2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich auf dem nordöstlichen Kraterrand der Solfatara nahe der Pisciarelli-Fumarole. Zwei weitere Erdbeben hatten die Magnituden 2,3 und 2,0. Insgesamt wurden 7 Erschütterungen detektiert.

Gestern erschien auch das neue Wochenbulletin beim INGV. In der vergangenen Woche wurden 30 schwache Erdbeben registriert. In der Vorwoche waren es 195 Beben, da es einen seismischen Schwarm gegeben hatte. Das Bemerkenswerteste ist allerdings, dass die Bodenhebung deutlich angezogen hat, was ich aufgrund des Schwarmbebens bereits vermutet hatte. Die Hebungsrate steigerte sich auf 15±3 mm im Monat. Damit verdoppelte sie sich gegenüber der vorherigen Beobachtungsperiode. Der Wert wird als vorläufig betrachtet, da weitere Messungen nötig erscheinen. An der Messstation RITE wurde seit 2011 eine Bodenhebung von gut 95 cm beobachtet. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole stieg von 87 auf 93 Grad und liegt nahe des Kondensationspunktes.

Die Aktivität der Campi Flegrei steht im Zusammenhang mit dem Bradyseismos. Seit Jahrtausenden hebt und senkt sich die Küste im Golf von Pozzuoli. Zu Zeiten der Römer hoben und senkten sich die Küsten um gut 2,5 m. Der Motor hinter dem Bradyseismos ist sehr wahrscheinlich Magma, das sich in einem 5 km tiefen Magmenkörper sammelt und das Hydrothermalsystem des Vulkans befeuert.

Die Campi Flegrei verbergen den größten Calderavulkan Europas. Sie hat einen Durchmesser von 15 x 11 km. Damit übertrifft sie sogar die 11 km durchmessende Santorin-Caldera. Beide Vulkane brachen in historischen Zeiten aus, wobei die bronzezeitliche Eruption von Santorin (Thera) stärker war als die letzte Eruption der Campi Flegrei im 16. Jahrhundert. Blickt man weiter zurück, wendet sich das Blatt: Vor 39.000 Jahren erzeugte die italienische Caldera einen Ausbruch mit einem VEI 7-8. Sollte sich heute so eine Eruption widerholen, dann hätte Europa mit massiven Problemen zu kämpfen.