Naturkatastrophen: Unwetter in Österreich und dem Mittelmeerraum

Gestern wüteten in Teilen von Österreich, Italien und Frankreich starke Unwetter. Es gab mehrere Todesopfer und zahlreiche Verletzte. Die Sachschäden gehen in die Millionen. Die Unwetter begannen im nordwestlichen Mittelmeerraum, trafen Korsika und die Toskana und zogen im Eiltempo nach Österreich weiter. Als einer der Gründe für die Unwetter gilt das ungewöhnlich warme Wasser des Mittelmeeres. Bereits Anfang Juli empfand ich das Wasser als viel zu warm und warnte vor Stürmen.

Als erstes wurde die französische Mittelmeerinsel Korsika von den Stürmen getroffen. Dort starben 6 Menschen. Es gab mehrere Verletzte, 12 Personen wurden im Krankenhaus behandelt. Für 45.000 Haushalte fiel der Strom aus. Es kam zu Überflutungen, voll gelaufenen Kellern und umgestürzten Bäumen. Windböen erreichten Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h. Der französische Präsident versammelte an seinem Urlaubsort einen Krisenstab um sich, um zu beraten, wie man den Menschen am schnellsten helfen kann. Auch in anderen Gebieten Frankreichs kam es zu Unwettern.

Unwetter in Italien und Österreich

Die Unwetter zogen nach Norditalien weiter und forderten in der Toskana 2 Menschenleben. Bei Lucca und an der Küstenstadt Carrara stürzten Bäume um und trafen eine Frau und einen Mann tödlich. Umstürzende Bäume verletzten mehrere Menschen auf einem Campingplatz bei Marina di Massa. Als die Stürme Venetien erreichten, wurden mehrere Gebäude beschädigt. Darunter der berühmte Markusdom in der Lagunenstadt Venedig. Steine brachen von der Fassade ab und fielen auf den Platz vor dem Dom. Die starken Sturmböen wirbelten Tische und Stühle der Restaurants umher. Die Unwetter brachten regional auch Hagel mit sich, der die Ernte vernichtete.
Der Süden Österreichs wurde ebenfalls nicht verschont. Hier traf es das Bundesland Kärnten am stärksten. Es kam zu 139 km/h schnellen Sturmböen. Scherwinde ließen Strommasten und Bäume abknicken. In der Steiermark fiel der Strom für Zehntausende Haushalte aus. Besonders tragisch ist der Tot von zwei Mädchen im Alter von 4 und 8 Jahren. Sie starben, als ein einem Badesee in St. Andrä mehrere Bäume umstürzten. Dabei wurden auch einige Personen verletzt.

Wetter wie zu Zeiten der Dinosaurier droht

Die Unwetter kamen nicht ohne Vorwarnung, bereits vorgestern wurden sie angekündigt. Dennoch war man vielerorts von der schwere der Stürme überrascht. Augenzeugen berichten, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten. Wie seit Jahren prognostiziert, kommt es aufgrund des Klimawandels zu immer häufigeren Extremwetter-Ereignissen. Es ist nur ein Unterschied darüber zu reden, oder dann tatsächlich mit der neuen Situation konfrontiert zu sein. Wir stecken zwar bereits mitten im Klimawandel, doch erleben erst die Anfänge dramatischer Entwicklungen. Innerhalb weniger Jahrzehnte zerstört der Mensch, was die Natur über Jahrmillionen vorbereitete. Das Klima entwickelt sich in die Richtung, wie es war, als die Dinosaurier die Welt beherrschten. Nicht ohne Grund gab es damals Riesenwuchs von Flora und Fauna. Zu dieser Zeit bildeten sich auch die Lagerstätten fossiler Brennstoffe und entzogen so der Atmosphäre Unmengen vulkanisches Kohlendioxid, das wir nun durch die Verbrennung des eingelagerten organischen Materials (Kohle, Öl, Gas) wieder freisetzten. Optimistisch, wer glaubt, das würde ohne Folgen bleiben!

Fagradalsfjall: Eruption schwächelt

In den letzten Stunden hat der Vulkanausbruch am isländischen Vulkan Fagradalsfjall weiter nachgelassen. Während gestern Morgen noch nette Fontänen zu sehen waren und ein Lavastrom unterwegs war, der teilweise gedeckelt floss, trat gestern Mittag kaum noch Lava aus dem Krater aus. Im Laufe der Nacht beschränkte sich die Aktivität immer mehr auf kleine Fontänen im Krater. Heute Morgen ist es neblig und es gibt nur wenige Blicke auf den Ausbruch. Es wird noch glühende Tephra ausgestoßen, diese steigt aber kaum noch über den Kraterrand auf. Eigentlich könnte man die Tätigkeit als starkes Lavaspattering bezeichnen. Natürlich sind Ferndiagnosen per LiveCam anders, als wenn man vor Ort ist, vielleicht ergibt sich für Augenzeugen noch ein anderes Bild. Neue Daten der Universität Island gibt es nicht, die letzten sind vom 16. August, als der Lavaausstoß noch bei 2 Kubikmeter pro Sekunde lag. Der Tremor hat etwas nachgelassen, ist aber immer noch höher, als man bei der aktuell sichtbaren Aktivität annehmen würde. Das lässt Grund zur Hoffnung, dass die Aktivität nur schwächelt und bald wieder stärker wird. Vielleicht fangen wieder Pulse an, oder es öffnen sich neue Spalte. Das ist aber nur Spekulatius und Wunschdenken.

Die GPS-Daten vom Fagradalsfjall zeigen keine größeren Veränderungen seit Eruptionsbeginn an. Mit Einsetzten der Seismischen Krise kam es zu einer größeren horizontalen Verschiebung, während nur eine geringe Bodenhebung gemessen wurde. Seitdem streuen die Werte, doch im Mittel bleiben sie recht stabil. Die Messstation GONH liefert aktuell keine neuen Daten.

Erdbeben am Reykjanes Ridge

Die Seismizität bewegt sich auf vergleichsweise moderatem Niveau. IMO registrierte im Bereich der Reykjanes Halbinsel 87 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden. Die wenigsten Erdbeben manifestieren sich direkt am Fagradalsfjall. Das stärkste Erdbeben brachte es auf M 3,2 und lag am Mittelatlantischen Rücken vor Island, genauer, 113 km südwestlich von Grindavik. Dieses Erdbeben steht wahrscheinlich nicht in direktem Zusammenhang zur Magmenintrusion.

Der erste Volcanonaut unseres Vulkanvereins macht sich heute auf den Weg nach Island, im Verlauf der nächsten Tage folgen weitere Mitglieder. Sollte der Vulkan ausgehen, wird das eine etwas gedrückte Vulkanparty.

Naturkatastrophen: Zwischen Wasserhose und Feuertornado

In den letzten Tagen ereigneten sich so viele Naturphänomene und Katastrophen, dass es mir fast unmöglich ist, allen den entsprechenden Raum auf vnet einzuräumen. Daher hier eine kleine Zusammenfassung der Geschehnisse, mit Schwerpunkt auf einer Wasserhose und einem Feuertornado.

Wasserhose in Florida

Die Wasserhose manifestierte sich vor der Nordwestküste des US-Bundesstaates Florida, genauer, bei der Stadt Destin. Das Naturspektakel wurde mit zahlreichen Smartphones auf Video gebannt und über die sozialen Medien in Windeseile verbreitet. Zum Glück blieb die Windhose über dem Wasser. Wäre sie auf Land gestoßen, hätte sich die Windhose in einen Tornado verwandelt und wäre zur Naturkatastrophe mutiert. Ein verwandtes, aber doch sehr unterschiedliches Phänomen verursachte eine Naturkatastrophe in Algerien.

Feuertornado fordert Todesopfer

In Algerien starben mindestens 39 Menschen in einem großen Waldbrand, der außer Kontrolle geraten war. Mehr als 200 Personen wurden verletzt. Er ereignete sich in der Provinz El Tarf im Norden des Landes. Mitten im Waldbrand entstand ein Feuertornado, der laut einem lokalen Journalisten alles auf seinem Weg sekundenschnell verbrannte. Auf Fotos ist ein ausgebrannter Bus zu sehen, der auf einer Straße zwischen verbrannten Bäumen steht. Wahrscheinlich befanden sich in dem Bus viele der Todesopfer. Die meisten Menschen verbrannten in einem bewaldeten Tierpark, als sie von den Flammen eingeschlossen wurden. Entsprechend schnell muss sich das Feuer ausgebreitet haben, da die Menschen offenbar nicht evakuiert wurden. Bereits im letzten Jahr starben 90 Menschen den Flammentot in Algerien.

Nicht nur in Algerien wüten Waldbrände. Von ihnen wird auch das europäische Spanien heimgesucht. Hier vernichteten 2 Waldbrände in der Region Valencia 21.000 Hektar Wald. In der Provinz Saragossa mussten über 1500 Menschen vor einem Flammenmeer flüchten. Das Jahr 2022 gilt bereits jetzt als das schlimmste Waldbrandjahr in der Geschichte des Landes. Dabei haben wir gerade einmal Mitte August. Zu dieser Zeit beginnt normalerweise in vielen Feuer-geplagten Staaten erst die Waldbrandsaison. Die zahlreichen Waldbrände sind der Dürre geschuldet, die ihre Ursache im anthropogenen Klimawandel finden dürfte.

Vulkanischen Zeitbomben: VEI 7 Vulkanausbrüche häufiger als angenommen

Zahl besonders starker Vulkanausbrüche unterschätzt

Besonders starke Vulkanausbrüche mit einem VEI 7 oder 8 können das Weltklima stark beeinflussen und sogar einen globalen Winter verursachen. Die Häufigkeit solcher Ereignisse wurde bislang unterschätzt. Wissenschaftler sehen die Welt schlecht auf so eine Katastrophe vorbereitet. Dabei könnte eine besonders starke Eruption die Welt härter treffen und dramatischere wirtschaftliche Folgen haben, als die Corona-Pandemie. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Wissenschaftlern des Centre for the Study of Existential Risk (CSER) an der Universität Cambridge und von der Uni Birmingham, die jüngst in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde.

Die Studie fußt auf die Untersuchung von Eisbohrkernen aus den Regionen der beiden Pole. Das Eis wurde auf Spuren des vulkanischen Gases Schwefeldioxid untersucht. Große Konzentrationen des Gases weisen auf starke Eruptionen hin. Gelangen Schwefeldioxid-Aerosole in die obere Atmosphäre, dann können sie eine Abkühlung der Erde verursachen. Den gleichen Effekt hat Vulkanasche, die infolge großer Eruptionen bis in die Stratosphäre aufsteigt und um die Erde verteilen kann. Es kommt zu einem vulkanischen Winter, der im Extremfall eine Kaltzeit auslösen könnte.

Wahrscheinlichkeit einer VEI 7 Eruption bei 1:625

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb von 100 Jahren eine starke Eruptionen mit einem VEI 7 oder größer ereignet, liegt bei einem Sechstel. Statistisch gesehen treten solche Ausbrüche alle 625 Jahre auf. Eruptionen mit einem VEI 8 sollen sich alle 14.300 Jahre ereignen. Bislang ging man davon aus, dass sich VEI 7 Ausbrüche in Zeitabständen von mehr als 1000 Jahren wiederholen. VEI 8-Eruptionen sollten sich in Zeitabständen von mehr als 10.000 Jahren ereignen. Genauere Forschungen ermittelten früher Wiederholungsintervalle von 1.200 Jahren für VEI 7 Eruptionen und 17.000 Jahren für Eruptionen mit einem VEI 8. Die neuen Forschungen zeigen also, dass VEI 7 Eruptionen fast doppelt so häufig vorkommen, als man bislang dachte.

Die Forscher untersuchten auch die klimatischen Auswirkungen von Serien kleinerer Eruptionen und kamen zu dem Schluss, dass auch sie das Weltklima beeinflussen können. Andere Studien untersuchten in letzter Zeit den Einfluss der weltweiten Gletscherschmelze und des Meeresspiegelanstiegs auf Häufigkeit und Stärke von Vulkanausbrüchen und kamen zum Ergebnis, dass beide Phänomene Eruptionen verstärken können. Zugleich müssen künftige Studien zum Klimawandel die Effekte von Eruptionen besser berücksichtigen.

Die Forscher kritisieren, dass Hunderte Millionen Dollar in die Erforschung der Asteroiden-Abwehr investiert werden, aber praktisch keine Anstrengungen unternommen werden, um die Folgen großer Vulkaneruptionen abzumildern. Dabei ist das Risiko einer klimaverändernden Eruption 100 Mal größer als ein Asteroideneinschlag mit ähnlichen Folgen. Eine VEI 8 Eruptionen würde sich auf unsere Zivilisation dramatisch auswirken und könnte deren Ende einläuten. Auf jeden Fall käme es zu einem Wirtschaftskollaps. Die Studie blieb allerdings die Antwort schuldig, wie denn eine bessere Vorbereitung auf einen Vulkanausbruch globalen Ausmaßes aussehen soll?

Der letzte Vulkanausbruch mit einem VEI 7 ereignete sich im Jahr 1815 am indonesischen Vulkan Tambora. Bislang unklar ist der genaue VEI der Eruption des Hunga Tonga-Hunga Haʻapai, die im Dezember 2021 begann und ihren Höhepunkt im Januar 2022 erreichte. Dieser Ausbruch wird als die stärkste Eruption seit Krakatau im Jahr 1883 angesehen. Da es sich um eine submarine Eruption handelte sind die Folgen nicht 1:1 vergleichbar. Krakatau brachte es auf einen VEI 6. Statistisch gesehen hätten wir also noch etwas Zeit, bis zur nächsten VEI 7-Katastrophe, aber Naturphänomene halten sich selten an Statistiken.

Meteorit explodiert über USA

  • Gestern wurden über den USA 2 große Meteoriten gesichtet
  • Einer explodierte über Utah, der andere erzeugte eine Leuchterscheinung über Hawaii
  • Die Meteoriten stehen mit den Perseiden-Sternschnuppenstrom in Verbindung

Meteorit über Utah

Am Morgen des 13. August kam es in den USA zu einem jener seltenen Ereignissen, die großes Aufsehen verursachen. Mehrere US-Medien berichten, dass es um 08:32 Uhr Ortszeit über Utah ein lauter Explosionsknall zu hören war. Zuerst dachte man an ein Erdbeben, doch die Seismographen zeigten keins an. Ein wenig später teilte der National Weather Service mit, dass 2 rote Blitze am Morgenhimmel zu sehen gewesen waren. Nach und nach trudelten Aufnahmen von Überwachungskameras ein und es wurde klar, dass ein Meteorit in die Atmosphäre eingetreten war, über Teile der USA hinweg schoss und explodierte. Schäden entstanden offenbar nicht, so dass die Menschen mit dem Schrecken davon kamen. Da das Gebiet der Meteoriten-Explosion bekannt ist, konnte ein Areal lokalisiert werden, in dem möglicherweise Meteoriten-Bruchstücke niedergegangen sind. Meteoriten-Jäger machen sich auf den Weg und suchen die Gegend nach Bruchstücken des Himmelskörpers ab.

Lichtblitz über Hawaii

Ein ähnliches Ereignis erschreckte die Anwohner von Hawaii. Gestern Abend um 21:01:11 Uhr gab es dort einen hellen Lichtblitz. Auf Bildern astronomischer Überwachungskameras erschien ein helles Objekt, das den Mond überstrahlte. Es war im südlichen Sektor des Nachthimmels über Big Island zu sehen und wurde auch von Inselbewohnern beobachtet. Auch hierbei handelte es sich wahrscheinlich um einen Meteorit, der in der Atmosphäre verglühte.

Perseiden-Meteorstrom verantwortlich für die Himmelserscheinungen

Zwei solche Himmelserscheinungen innerhalb weniger Tage kommen selten vor, stellen aber keinen Grund zur Beunruhigung dar: aktuelle passiert die Erde die kosmische Trümmerwolke von Komet 109P/Swift-Turtle, die wir jedes Jahr im August passieren. Die Trümmer dringen als Meteoriten in die Atmosphäre ein und lösen den Perseiden-Meteorschauer aus. Normalerweise verglühen die Meteoriten in der Atmosphäre und leuchten als Sternschnuppen kurz auf. Größere Brocken verursachen die beschriebenen Effekte, die über den USA beobachtet wurden.

Fagradalsfjall am 17. August: Zugang gesperrt

Heute soll der Zugang zur Eruption am Fagradalsfjall gesperrt sein. Grund hierfür ist das schlechte Wetter, denn ein Sturm zieht über Reykjanes hinweg und bringt Regen, Wind und Wolken. Der Vulkanausbruch lässt sich dementsprechend schlecht via LiveCam beobachten, aber die Kameras im Westen des Meradalir-Tals erlauben Blicke auf die Eruption. Dabei wird klar, wie stark der Wind ist, denn das Bild wackelt enorm. Es zeigt Lavafontänen aus 2 Schloten im Krater, die glühende Tephra etwas höher auswerfen als es in den letzten Tagen der Fall war. Dafür scheint die Lavastromtätigkeit weiter rückläufig zu sein. Die Geologen der Universität Island veröffentlichten heute Morgen neue Daten, die meine Beobachtung bestätigen: Demnach betrug die Förderrate nur noch 2 Kubikmeter pro Sekunde. Wahrscheinlich wurde der Wert gestern Abend ermittelt. Natürlich wird nun spekuliert, ob die Eruption bereits ihrem Ende entgegensteuert, oder ob es nur ein Zwischentief ist. Es gibt derzeit 4 Szenarien:

  • Der Ausbruch geht auf niedrigem Niveau weiter.
  • Die Eruption wird immer schwächer und endet in den nächsten Stunden/Tagen.
  • Die Eruption verstärkt sich am gleichen Ort wieder.
  • Das Eruptionszentrum verlagert sich und es entstehen neue Spalten.

Gegen ein baldiges Ende des Vulkanausbruchs spricht der recht stabile Tremor. Es sieht nicht so aus, als hätte sich die Menge der Schmelze im Fördersystem relevant reduziert. Normalerweise nimmt der Tremor zum Ende einer Eruption hin ab und verringert sich entsprechend zur Fördermenge, was aktuell nicht der Fall ist. Von daher halte ich die letzten beiden Szenarien für wahrscheinlich. Bei der Eruption im vergangenen Jahr schwächelte der Vulkan zwischenzeitlich ebenfalls, bevor sich an anderen Stellen neue Spalten öffneten. Im späteren Verlauf kam es dann zu einem Pulsieren der Eruption, wo sich mehrstündige Pausen mit stärkeren Eruptionsphasen abwechselten. Damals fiel in den Pausen der Tremor stark ab, um mit dem aufsteigendem Magma wieder anzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt war der horizontale Teil des Magmatischen Gangs leer und das Magma stieg direkt aus größerer Tiefe auf. Natürlich gibt es keine Garantie dafür, dass es sich diesmal genauso verhält. Da ich aber die nächste Woche über auf Island sein werde -sofern alles klappt- hoffe ich natürlich auf ein Anhalten der Tätigkeit.

Vulkan-News 17.08.22: Anak Krakatau

Anak Krakatau mit Rotglut

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Eruption: Ejektiv

In den vergangenen Tagen war Anak Krakatau recht ruhig. Das bezieht sich nicht nur auf die sichtbare Aktivität, sondern auch auf die Seismizität, die fast nicht vorhanden war. Gestern zog sie aber wieder an und es wurden mehr als 60 vulkanisch-bedingte Erdbeben registriert. Ein Livecam Bild zeigt, dass es zu einer kleineren Eruption gekommen ist, bei der rotglühende Tephra ausgestoßen wurde. Eine größere Aschewolke wurde nicht gemeldet. Sollte die Seismik weiter erhöht bleiben, ist in den nächsten Tagen mit einer Zunahme der eruptiven Tätigkeit zur rechnen.


Erta Alé mit 2 aktiven Kratern

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

Sentinel-Bilder des Erta Alé zeigen 2 thermische Anomalien. Die Kleinere befindet sich im Südkrater, der für seinen Lavasee bekannt ist. Dieser scheint aktuell entweder ziemlich klein zu sein, oder ist zum größten Teil gedeckelt. Im Nordkrater gibt es eine größere Anomalie, die auf einen aktiven Hornito hindeutet.


Ol Doinyo Lengai mit thermischen Signal

Staat: Tansania | Koordinaten: -2.76 ; 39.91 | Eruption: Effusiv

Seit gut zwei Wochen scheint der Vulkan in Tansania verstärkt aktiv zu sein, denn er zeigt auf Satellitenfotos ständig ein thermisches Signal, das vom zentralen Hornitokomplex ausgeht. Auf einem Sentinel-Bild vom 11. August sieht man in der Echtfarbendarstellung, dass fast der halbe Kraterboden von frischer Lava bedeckt ist. Das letzte Foto von gestern zeigt eine ausgeprägte thermische Anomalie, die sogar durch dünne Wolken hindurch sichtbar wird. Der Vulkan scheint also aktiver zu sein, als es sonst der Fall ist.


Taal mit Tremor

Staat: Philippinen | Lokation: 14.002; 120.99 | Eruption: Fumarolisch

Während der Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal Vulkan in den letzten Tagen als verhältnismäßig moderat bezeichnet werden kann -es werden zwischen 4000 und 5000 Tonnen am Tag registriert-  zog die Seismizität an. Heute wurden 28 Tremorphasen gemeldet, die eine Dauer zwischen 4 und 12 Minuten hatten. Magmatische Fluide erschüttern den Untergrund. Es wird Inflation detektiert. Dampf steigt bis zu 2800 m hoch auf.

Amerikanisch Samoa: Schwarmbeben seit Ende Juli

  • Amerikanisch Samoa wird von einem Schwarmbeben erschüttert.
  • Sie könnten vulkanischen Ursprungs sein und vom Unterwasservulkan Vailulu’u ausgehen.
  • Eine große Eruption wie auf Tonga soll nicht zu befürchten sein.

Der zu den USA gehörende Teil des Samoa-Archipels wird seit dem 26. Juli von Schwarmbeben erschüttert. Einige der Beben sind von den Bewohnern der Manu’a-Inseln gespürt worden und sorgen dort für Besorgnis. Diese liegt darin begründet, dass die Erdbeben entweder einen stärkeren Erdstoß vorweg gehen, oder dass es einen Zusammenhang mit dem Vulkanismus der Inseln geben könnte.

Schwarmbeben auf Samoa könnte vulkanischen Ursprungs sein

Die auf den Plan gerufenen Geowissenschaftler des USGS gehen von einem vulkanischen Zusammenhang aus und haben ein Expertenteam auf den Weg gebracht, um den Vulkanen den Puls zu fühlen. Als Kandidaten kommen 2 Vulkane infrage: Ta’u oder der nahe gelegenen Unterwasservulkan Vailulu’u. Das USGS schreibt in einem Bulletin, dass ähnliche Erdbeben auch vor der Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai auf Tonga registriert wurden, bevor es zum verheerenden Vulkanausbruch im Dezember letzten Jahres kam. Doch die Vulkanologen beruhigen, dass es sich hier um unterschiedliche Vulkantypen handelt und rechnen in Samoa mit einer weniger gewaltigen Eruption. Während es sich beim Tonga-Vulkan um einen Feuerberg an einer Subduktionszone handelt, sollen die Vulkane Samoas ihre Existenz einem Hotspot verdanken, obwohl das Archipel ebenfalls an einer Subduktionszone liegt. Bei dieser handelt es sich um das Nordende des Tonga-Grabens, der hier im letzten Jahr häufig in den Erdbeben-News stand. Tatsächlich wurde Samoa im Jahr 2009 von einem Starkbeben der Magnitude 8,1 heimgesucht, wodurch auch ein Tsunami entstand. Entsprechend unsicher ist man sich, ob die Beben nicht doch tektonischen Ursprungs ein könnten.

Die aktuellen Erdbeben werden vom EMSC nicht erfasst. Die letzten 3 Erdbeben, die das EMSC bei Samoa registrierte wurden am 12 Juli detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 5,7. Normalerweise geht man davon aus, dass wahrnehmbare Erdbeben mindestens eine Magnitude von 3,0 haben. Diese Erdbeben müssten beim EMSC eigentlich angezeigt werden. Gelegentlich kann man schwächere Erdbeben spüren, wenn sie in geringen Tiefen liegen, was auf einen vulkanischen Ursprung hindeutet.

Sollte es zu einem Vulkanausbruch auf Samoa kommen, so rechnet Professor Shane Cronin (Universität Auckland) mit einer relativ harmlosen Eruption vom Hawaii-Typ. Sollte es zu einer Unterwassereruption kommen, dann wird sie sich an der Oberfläche nur schwach auswirken, denn der Gipfel des Vailulu’u liegt 600 m unter der Wasseroberfläche. Dort gibt es hydrothermal Schlote. Der Vulkan wurde erst 1975 entdeckt. Der 931 m hohe Schildvulkan Ta’u ist die größte vulkanische Manifestation des Archipels und beherbergt an seinem Gipfel eine Caldera, deren Südflanke kollabiert ist. Wann der Vulkan zuletzt ausbrach ist unbekannt.

Neue Daten zum Fagradalsfjall am 16.08.22

Während die Meradalir-Eruption weiter geht, wurden gestern neue Daten zum Vulkanausbruch veröffentlicht. Es wurde auch vorgeschlagen, die beiden Eruptionen von 2021 und 2022 als Fagradalsfjall-Feuer zu bezeichnen, während die einzelnen Ausbrüche nach den Tälern benannt werden, in denen die Hauptspalten lagen. Die 2021 Eruption wäre demnach der Geldingadalir-Ausbruch, die aktuelle Eruption würde man als Meradalir-Eruption bezeichnen, also genauso, wie ich es hier bereits praktiziere. Doch nun zu den Daten: Das neuen Lavafeld bedeckt eine Fläche von 1,224 Quadratkilometer und das geförderte Lavavolumen wird mit etwas über 10 Millionen Kubikmeter angegeben. Zum Wochenende betrug die Förderrate noch 10,4 Kubikmeter pro Sekunde und erreichte damit etwa ein Drittel des Ausstoßes der Initialphase. Die durchschnittliche Mächtigkeit des Lavafeldes liegt bei ca. 8 m. An einigen Stellen liegt der Wert bei 22 m. Es hat sich also in kurzer Zeit viel Lava akkumuliert. Der Tremor ist stabil und die Seismizität ist rückläufig. Die Aufstiegswege des Magmas sind frei.

Wer auf die LiveCam blickt, sieht, dass sich der Kraterwall inzwischen geschlossen hat und ein Kegel formt. Auch die Bresche hat sich im Laufe der Nacht geschlossen, ist allerdings noch ein wenig flacher als der restliche Kraterrand, so dass der Lavastrom dort abfließen kann. Ansonsten brodelt ein Lava-Teich im Krater und es werden vergleichsweise kleine Lavafontänen gefördert. Sie könnten höher aufsteigen, wenn sich die Krateröffnung verkleinern sollte. Die Förderrate hat sich weiter reduziert.

Gestern Abend verstärkte sich der Lava-Ausstoß kurzzeitig und der Lavastrom nahm an Fahrt auf. Er floss wieder in Richtung Osten und näherte sich dem Pass am Talausgang, allerdings ohne ihn zu Überschreiten. Als die Lava im Letzten Jahr über vergleichbare Pässe floss, entstanden spektakuläre Lavafälle. Natürlich ist es ungewiss, ob sich entsprechendes wiederholen wird. Vulkanausbrüche sind sehr dynamisch, verlaufen aber selten exakt gleich. Ein Umstand, der die Sache spannend macht.

Update 14.00 Uhr: Gerade wurden von der Universität Island aktuelle Daten veröffentlicht. Der Lava-Ausstoß ist auf 4,1 Kubikmeter pro Sekunde geschrumpft.