Rincón de la Vieja: Phreatische Eruption förderte Dampfwolke

Phreatische Eruption am Rincón de la Vieja – 3000 m hohe Dampfwolke

San José, 01.06.2025In Costa Rica kam es zu einer phreatischen Explosion am Rincón de la Vieja. Wie das zuständige Observatorium OVISCORI UNA berichtete, stieg eine nach Westen driftende Dampfwolke gut 3000 m über Kraterhöhe auf. Die Eruption manifestierte sich um 15:46 Uhr Lokalzeit und erzeugte ein ausgeprägtes seismisches Signal. Eine VONA-Warnung gab es nicht.

Rincón de la Vieja. © Eliecer Duarte

Kurz vor der Eruption veröffentlichten die Vulkanologen ein technisches Bulletin zum Status des Vulkans in der letzten Woche. Daraus geht hervor, dass man bereits Stunden vor der Explosion Tremor registrierte. Beim Tremor handelt es sich um ein lange anhaltendes seismisches Signal, das durch ein beständiges Zittern des Bodens verursacht wird. Tremor wird für gewöhnlich durch Fluidbewegungen im Untergrund ausgelöst, ähnlich den Vibrationen, die kochendes Wasser auf einen Topf überträgt. Bei den Fluiden kann es sich direkt um Magma handeln oder um Gase und Lösungen, die vom Magma freigesetzt werden.

Auffällig ist, dass am Rincón de la Vieja seit Monaten Tornillos auf den Seismogrammen auftauchen. Hierbei handelt es sich um schraubenförmige Erdbebensignale, deren Ursprung nicht zur Gänze geklärt ist. Vermutlich werden Tornillos von Fluidbewegungen in engen Förderkanälen verursacht und gelten als Vorboten vulkanischer Eruptionen. Im Gegensatz zu den Erdbebensignalen im letzten Jahr ist die Tornilloaktivität in den letzten Wochen leicht rückläufig gewesen.

Der 1016 m hohe Komplexvulkan ist Teil des Nationalparks Rincón de la Vieja, der jedes Jahr von zahlreichen Touristen besucht wird. Neben einem Kratersee am Gipfel des Vulkans gibt es an seinem Fuß einen Trockenwald, der nicht nur mit Schlammpools und heißen Quellen aufwarten kann, sondern auch mit zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Hier lassen sich Brüllaffen, Pizoten, Faul- und Gürteltiere beobachten. Leider gibt es auch zahlreiche stechende Insekten, die mich bei meinem Besuch dort vor etlichen Jahren massakrierten.

Deutschland: Starke Unwetter im Süden und Westen

Blitz über Oberhausen. © Marc Szeglat

Schwere Unwetter über mehreren Bundesländern – Starkregen, Hagel und Sturmböen verursachen zahlreiche Feuerwehreinsätze

NRW, 01.06.2025Am Samstag sind heftige Unwetter mit Starkregen, Gewittern und Hagel über weite Teile Deutschlands hinweggezogen. Besonders betroffen waren Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte vor gefährlichen Wetterlagen mit Sturmböen und Überflutungen – vielerorts musste die Feuerwehr zu hunderten Einsätzen ausrücken.

In Nordrhein-Westfalen kam es ab Samstagnachmittag zu starken Gewittern. Laut der WDR-Wetterredaktion wurden über 70.000 Blitze registriert, mit mehr als 10.000 Bodeneinschlägen. Blitze werden von speziellen Detektoren per Satellit erfasst und gezählt. Besonders intensiv war die Lage am Abend rund um Grevenbroich und den Tagebau Garzweiler, wo es zu gut 500 Blitzeinschlägen kam. Verletzt oder getötet wurde aber niemand. In Krefeld berichtete die Polizei von zahlreichen Notrufen wegen überfluteter Keller, blockierter Straßen und umgestürzter Bäume. In Erftstadt stand das Wasser teils bis zu einem halben Meter hoch, der Ortsteil Herrig war zeitweise ohne Strom. Die Gewitter brachten auch Hagel von Golfballgröße mit sich. Entsprechende Bilder wurden in unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen“ geteilt.

Auch Rheinland-Pfalz war stark betroffen. In der Region Trier rückten Feuerwehr und Rettungskräfte zu über 40 Einsätzen aus. Auf mehreren Regionalbahnstrecken kam es zu Unterbrechungen, da umgestürzte Bäume die Gleise blockierten. In Idar-Oberstein schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein – eine Frau erlitt ein Knalltrauma und musste ins Krankenhaus gebracht werden.

In Baden-Württemberg, Hessen und Teilen Bayerns sorgten Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel für weitere Einsätze. In Wiesbaden wurde das „Pride“-Festival wegen Starkregens kurzzeitig unterbrochen.

Im Süden Deutschlands wurden vereinzelt Straßen überflutet und Keller liefen voll. Der DWD warnte in Bayern vor großen Hagelkörnern und Starkregen von bis zu 40 Litern Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit.

Größere Schäden blieben bislang aus, doch die Behörden warnen: Auch am Sonntag ist erneut mit lokalen Unwettern zu rechnen. In den nächsten Stunden wandern die Unwetter in Richtung Osten. Dort wird Regen sehnlichst erwartet, da in den Gebieten der neuen Bundesländer der Boden besonders trocken ist. Doch gerade deshalb könnte es bei Starkregen besonders schnell zu Überflutungen kommen, da der ausgetrocknete, verhärtete Boden das Wasser nicht aufnimmt, sondern oberflächlich abfließen lässt.

Bis jetzt unterbrachen immer wieder Tage mit starken Unwettern die vielfach prognostizierte Dürre in Deutschland. Dennoch ist die Sorge groß, dass es wieder zu einem ausgewachsenen Dürresommer kommt. Da Extremwetterlagen immer häufiger werden, halte ich ein durchdachtes Wassermanagement für eminent. Besonders in bergigen Regionen braucht es mehr Stauseen. Flussufer und Gewässerläufe müssen renaturiert werden und brauchen Platz, um sich ausbreiten zu können. In Städten müssen versiegelte Flächen zurückgebaut und begrünt werden.

Kamtschatka: 3 Vulkane auf Alarmstufe Orange

Ascheablagerungen am Karymsky. © Copernicus

Mehrere Vulkane Kamtschatkas sind gleichzeitig aktiv – 3 auf Alarmstufe „Orange“

Petropavlovsk, 31.05.2025Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka erzeugten heute 2 Vulkane Aschewolken. Insgesamt sind aktuell 4 Vulkane in Eruption begriffen. Drei der Vulkane stehen auf Alarmstufe „Orange“, einer auf „Gelb“.

Hotspots an 2 Vulkanen. © Copernicus

Letztere Alarmstufe hat der Bezymianny inne, der zuletzt Ende April Aschewolken und pyroklastische Ströme generiert. Derzeit baut er weiter an seinem Lavadom und emittiert eine schwache Wärmestrahlung. Auf dem Sentinel-Satellitenbild links ist im Infrarotbereich ein kleiner Hotspot an diesem Vulkan zu erkennen.

Oberhalb vom Bezyimanny liegt der Klyuchevskoy, in dessen Krater man ebenfalls eine schwache thermische Anomalie erkennen kann. Diese steht im Zusammenhang mit strombolianischen Eruptionen, deren Intensität sich in den letzten Tagen steigerte. Bei den Eruptionen wird vermehrt nicht nur glühende Tephra gefördert, sondern auch Vulkanasche. Eine VONA-Meldung vom VAAC Tokio bestätigte heute, dass Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 m aufstieg, was etwa 300 m über Kraterhöhe entspricht. Gestern wurde in den sozialen Medien ein Foto vom Klyuchevskoy gezeigt, das angeblich einen aktuell erzeugten pyroklastischen Strom zeigen sollte. Tatsächlich handelte es sich um ein älteres Foto, das eine Aschewolke zeigt, die aus einem Krater an der unteren Vulkanflanke entströmt.

Der zweite Vulkan Kamtschatkas mit einer Alarmstufe „Orange“ ist der Shiveluch. Er baut an zwei Domen gleichzeitig, doch auf den Satellitenaufnahmen sind keine Hotspots zu erkennen. KVERT berichtet aber von thermischen Anomalien, die per Messungen nachgewiesen werden können. Auch der Shiveluch eruptierte heute Aschewolken, die VONA-Warnungen auslösten. Hier stieg die Asche bis auf 4300 m Höhe.

Der Dritte im Bunde der „orangenen“ Vulkane ist der Karymsky. Hier verhält es sich ähnlich wie am Shiveluch, denn auf den Satellitenfotos ist auch im Infrarotspektrum kein Hotspot auszumachen. Im sichtbaren Lichtspektrum hingegen erkennt man Spuren von Ascheablagerungen im Schnee. Wer sich das Satellitenfoto oben  genau anguckt, der erkennt das blaue Auge eines Kratersees. Hierbei handelt es sich um den Kratersee des Maly Semjatschik.

Tatsächlich fällt mir zum Maly Semjatschik eine nette Anekdote ein, die mir Vulkanfreund Manfred erst am letzten Woche bei unserem Treffen der Vulkanologischen Gesellschaft erzählte: Auf der ersten Expedition nach Kamtschatka, an der Vereinsmitglieder beteiligt waren, ließ sich die Gruppe Abenteurer mit einem Hubschrauber am Gipfel des Maly Semjatschik absetzen. Nach der Besichtigung des Kratersees wanderte man Richtung Karymsky. Ein strapaziöser Marsch durch dichte Vegetation. Die Gruppe musste einen Fluss überqueren, fand im Dunkeln aber die Fußgängerbrücke nicht. So watete man hüfttief durch das eiskalte Wasser, nur um auf der anderen Flussseite zu bemerken, dass die Brücke knapp 50 m entfernt war.

Japan: Erdbeben Mw 6,1 östlich von Hokkaido

Starkes Erdbeben MW 6,1 vor der Küste von Hokkaido in Japan – Vulkane in der Nähe

Datum: 31.05.2025 | Zeit: 08:37:15 UTC | Koordinaten: 42.330 ; 144.580 | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

Sapporo, 31.05.2025Heute Morgen ereignete sich vor der Südostküste der japanischen Insel Hokkaido ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1. Der Erdstoß manifestierte sich um 08:37:15 UTC (17:37:15 Uhr Lokalzeit). Das Epizentrum befand sich 74 km süd-südöstlich von Kushiro. Zur Herdtiefe gibt es unterschiedliche Angaben: Während das EMSC die Tiefe mit 10 Kilometern angibt, wird beim GFZ eine Tiefe von 32 Kilometern angezeigt. Die Herdtiefe spielt eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Tsunamigefahr und auch darauf, wie stark sich ein Beben an der Oberfläche auswirkt. Bei Tiefen von mehr als 10 Kilometern ist die Tsunamigefahr generell gering und auch das Schadensrisiko ist reduziert.

Erdbeben Hokaido. © GFZ

Beim EMSC gibt es bislang nur eine Wahrnehmungsmeldung, die aus einem Ort in 320 Kilometern Entfernung zum Epizentrum abgegeben wurde. Der Bebenzeuge beschreibt seine Wahrnehmung als stark: Möbel schwankten, Türen und Fenster schlugen und Wasserflaschen tanzten auf dem Tisch.

Aus tektonischer Sicht zeichnet sich die Subduktionszone des Japangrabens für das Beben verantwortlich. Hierbei handelt es sich um eine Subduktionszone, entlang der sich die Pazifische Platte in westlicher Richtung bewegt und unter die Okhotsk-Platte abtaucht Diese vergleichsweise kleine Platte wird von manchen Autoren manchmal als Teil der Nordamerikanischen Platte betrachtet. Im Jahr 2023 ereignete sich in der Region das Tokachi-Oki-Beben. Es hatte eine Magnitude von 8,3 und verursachte einen Tsunami von 4 Metern Höhe. Es entstanden große Schäden auf der Insel und es gab mindestens 800 Verletzte.

Die Subduktion ist auch die Hauptursache für den Vulkanismus auf Hokkaido. Zuletzt aktiv war der Meakan-dake, der im Akan-Massiv östlich von Kushiro liegt. Hier gab es einen Ausbruch im Jahr 2008. Der Tokachi-dake eruptierte 1989 und Tarumae-zan war 8 Jahre zuvor tätig. Es gibt also einige potenziell aktive Vulkane, deren Verhalten von starken Erdbeben beeinflusst werden könnte.

Liparische Inseln: Erdbeben zwischen den Inseln

Die Inseln Salina und Alicudi (Hintergrund) von Lipari aus gesehen. © Marc Szeglat

Mehrere Erdbeben zwischen den Liparischen Insel – Stärkste Erschütterung Mb 3,0

Lipari, 31.05.2025Das süditalienische Archipel der Liparischen Inseln wurde in den letzten Tagen von mehreren schwachen Erdbeben erschüttert. Das stärkste Beben ereignete sich am 29. Mai und hatte eine Magnitude von 3,0. Das Epizentrum wurde vom INGV 7.700 m westlich von Leni auf Salina verortet. Das Hypozentrum befand sich in rund 12 Kilometern Tiefe. Zwei weitere Beben brachten es auf Mb 1,9 und 1,8 und ereigneten sich zwischen den Inseln Salina und Alicudi.

Erdbeben ab M 2,0 im Mai. © EMSC

Im Verlauf des Monats wurden auf den Liparischen Inseln insgesamt 16 Erdbeben registriert, von denen sich 6 Beben im Bereich von Vulcano ereigneten. Diese Mikrobeben sind auf der Shakemap hier nicht eingezeichnet. Hingegen sind in den Statistiken des INGV die Beben ausgeschlossen, die sich zwischen dem Archipel und Kalabrien unter dem Tyrrhenischen Meer manifestierten und hier grün und gelb markiert sind. Gerade diese Beben lieferten in der Vergangenheit Hinweise auf eine bevorstehende Aktivitätssteigerung des Inselvulkans Stromboli. Wie man in der Monatsdarstellung auf der Shakemap sieht, gab es im Mai 7 dieser Beben. daher vermute ich, dass es auf Stromboli nicht lange ruhig bleiben wird.

Die Aktivität des Strombolis bewegt sich aktuell auf normalem Niveau, dennoch bleibt der Zugang zum Gipfel weiterhin gesperrt. Sorgen bereiten die immer wieder auftretenden Lahare, die zuletzt in der letzten Woche abgingen und Schäden im Ort Stromboli verursachten. Die Deutsche Welle veröffentlichte jüngst eine Videoreportage, die nicht nur die Auswirkungen der Lahare dokumentierte, sondern auch Aufnahmen der Schlammströme beinhaltete.

Die Lahare treten vermehrt seit dem Vegetationsbrand im Frühjahr 2022 auf. Wir erinnern uns: Das Feuer wurde für Filmaufnahmen eines Films über den Zivilschutz absichtlich gelegt, geriet aber schnell außer Kontrolle. In der Folge brannte ein Großteil des Macchia- und Schilfgürtels ab, der die Vulkanhänge bis dato vor Erosion schützte. Aus der DW-Dokumentation geht hervor, dass die oberen 2 Zentimeter der Bodenschicht fest verbacken sind und praktisch kein Wasser durchlassen, weswegen es bei starken Regenfällen abläuft und sich mit Geröll und Vulkanasche, die auf dem Hang abgelagert sind, vermischt. Zudem sind die 5 Bachläufe, die das Wasser normalerweise durch Stromboli Ort ableiten, nicht gepflegt worden und verstopft, wodurch die Schlammmassen unkontrolliert durch die Gassen der Stadt strömen. Die Probleme auf Stromboli sind also teilweise menschengemacht. Inzwischen wurden von der Regierung 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um die Infrastruktur auf Stromboli zu schützen und instand zu setzen. Doch die Arbeiten verzögerten sich aufgrund der Bürokratie. Vermutlich stehen auf der Insel auch nicht genug Fachkräfte zur Verfügung.

Merapi: Domwachstum und Schuttlawinenabgänge

Aschewolke vom Merapi im Jahr 2010. © Marc Szeglat

Domwachstum und Schuttlawinenabgänge am Merapi – Seismizität erhöht

Yogyakarta, 31.05.2025Am indonesischen Vulkan Merapi setzen sich Domwachstum und Steinschlagaktivität weiter fort. Wie aus aktuellen Beobachtungen des vulkanologischen Beobachtungspostens Babadan hervorgeht, wurden gestern 62 Schuttlawinenabgänge beobachtet. Vor einigen Monaten waren doppelt so viele Abgänge üblich. Einer der Abgänge gestern war allerdings besonders spektakulär und hätte beinahe einen pyroklastischen Strom verursacht. Die Geröllmassen legten eine Entfernung von gut 1500 m zurück.

Schuttlawine am Merapi. © VSI

Auf Livecamaufnahmen sieht es so aus, als wäre der Lavadom weiterhin deutlich gewachsen. Laut den zuletzt veröffentlichten Daten aus der Analyse von Luftbildern vom 26. April betrug das Volumen des südwestlichen Doms zu diesem Zeitpunkt 3,93 Millionen Kubikmeter. Ein deutlicher Zuwachs von rund 300.000 Kubikmetern gegenüber dem Vormonat. Die zentrale Kuppel zeigte hingegen weiterhin keine Veränderungen und umfasste Ende April ein Volumen von rund 2,37 Millionen Kubikmetern.

Die Seismizität bewegt sich seit Monaten auf hohem Niveau, mit durchschnittlich 120 Hybriderdbeben pro Tag. Die Verformungen des Vulkangebäudes hielten sich in Grenzen und die Vulkanologen vom VSI bezeichnen die Lage als stabil. Dennoch sieht es so aus, als würde weiterhin Magma aufsteigen, das den Südwestdom wachsen lässt. Daher wird vor einer anhaltend bekannten Aktivität gewarnt. Es besteht eine erhöhte Gefahr von Kollapsereignissen, bei denen heißes Material in Form pyroklastischer Ströme talwärts stürzt. „Die südwestliche Kuppel bleibt durch die wiederkehrenden Lavaabgänge in Bewegung – die Instabilität steigt mit jeder Schicht frischer Lava“, erklärt ein Sprecher des geologischen Instituts.

Pyroklastische Ströme könnten bis zu 7 Kilometer weit in die Täler der Flüsse Bebeng, Krasak und Bedog vordringen. Auch im südöstlichen Sektor sind Gefahrenbereiche entlang der Flüsse Woro (3 km) und Gendol (5 km) ausgewiesen. Explosive Ausbrüche mit Materialauswurf bis in 3 Kilometer Entfernung um den Gipfel gelten ebenfalls als möglich.

Der Alarmstatus „3“ (von 4) bleibt aufrechterhalten. Die Behörden rufen dazu auf, sich nicht in den ausgewiesenen Gefahrenzonen aufzuhalten.

Kreta: Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,4

Mittelstarkes Erdbeben im Zentrum von Kreta – Bodensenkungsgebiet in der Nähe

Datum: 3005.2025 | Zeit: 12:40:15 UTC | Koordinaten: 35.070 ; 25.207 | Tiefe: 6 km | Mb 4,4

Heraklion, 31.05.2025Die griechische Insel Kreta wurde gestern Nachmittag erneut von einem Erdbeben durchgerüttelt. Diesmal lag das Epizentrum der Erschütterung nicht an einer der großen Störungszonen vor der Küste, sondern im Zentrum der Insel und wurde 19 km süd-südöstlich von Ano Arhane verortet. Die Inselhauptstadt Heraklion liegt 29 Kilometer nördlich. Das Hypozentrum wurde vom EMSC in nur 6 Kilometern Tiefe ausgemacht, wobei es von anderen Erdbebendiensten deutliche Abweichungen gibt. Beim GFZ wird die Tiefe mit 10 Kilometern angegeben, der Erdbebendienst Griechenlands gab sie sogar mit 12 Kilometern an. Es gab 10 Nachbeben.

Erdbeben auf Kreta. © EMSC

Es gab vergleichsweise viele Wahrnehmungsmeldungen. Die Bebenzeugen beschreiben, dass der Erdstoß bis zu 10 Sekunden dauerte. Die am weitesten vom Epizentrum entfernte Meldung kam aus einer Entfernung von 55 Kilometern. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, dürften viele Menschen erschrocken gewesen sein und sich an das starke Erdbeben vom September 2021 erinnert haben, das die gleiche Region mit einer Magnitude Mw 5,8 erschütterte. Damals wurden 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt. Eine Person kam um und 36 Menschen erlitten Verletzungen. Professor Efthymios Lekkas äußerte sich gegenüber lokalen Medien, dass es sich bei dem aktuellen Erdbeben auch um ein Nachbeben des starken Bebens handeln könnte. Vergleicht man allerdings die Shakemap von damals mit der heutigen, stellt man fest, dass das Beben von 2021 zwar an der gleichen Störungszone stattfand, aber weiter nördlich lag. So könnte es auch sein, dass der aktuelle Erdstoß ein eigenständiges Beben war und weitere stärkere Beben folgen könnten.

Um welche Störungszone es sich genau handelt, ist unklar, denn auf den tektonischen Karten Kretas sind genau an dieser Lokation keine eingezeichnet. Das Gebiet liegt auf einer Ebene zwischen zwei Gebirgen im Westen und Osten, entlang deren die Störungszonen von Psiloritis und Kastelli verlaufen. In der Ebene ist eine kurze Störung namens Giouchtas bekannt, die aber westlich des Epizentrums liegt. So wird es hier eine lokale Abschiebung geben, die noch nicht kartiert wurde. Die Ebene ist Teil des ost-west-verlaufenden Dehnungsregimes, an dem sich die Erdkruste Kretas ausdünnt.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die Bodensenkungen im westlichen Gebirge nahe der Psiloritis-fault-zone, die im letzten Monat zu Gebäudeschäden in mehreren Dörfern führten. Im Zentrum Kretas scheinen größere tektonisch bedingte Erdbewegungen im Gang zu sein, die zu Erdrutschen und/oder starken Erdbeben führen könnten.

Island: Erdbeben und Gletscherlauf

Hohe Erdbebentätigkeit auf Reykjanes – Tremor am Grimsfjall vermutlich durch Gletscherlauf

Reykjavik, 30.05.2025Auf Island ist aus seismischer Sicht einiges los: In den letzten 48 Stunden wurden 242 Erdbeben unter der Insel registriert. 156 davon alleine unter der Reykjanes-Halbinsel. Praktisch jedes der 5 Spaltensysteme der Halbinsel ist betroffen.

Besonders erwähnen möchte ich die Beben im Bereich vom Fagradalsfjall, wo es 11 Beben gab, und 4 Beben im Norden von Grindavik. Dort, am Ende des Rifts bzw. des magmatischen Gangs, ist die Erdbebentätigkeit in den letzten Tagen höher als in anderen Bereichen des Svartsengigebiets. Dennoch geht die Bodenhebung im Zentrum des Areals beim Geothermalkraftwerk Svartsengi und der Blauen Lagune unvermindert weiter. Seit Ende der letzten Eruption Anfang April hob sich der Boden um 220 mm. Es fehlen nur noch 40 mm bis zum Gleichstand mit der Bodenhebung vor der Eruption. Dieser sollte in der ersten Junihälfte erreicht werden. Ab dann steigt die Eruptionsgefahr deutlich. Mit einem Ausbruch rechne ich ab Juli, obgleich natürlich jederzeit ein Ausbruch oder eine Gangintrusion einsetzen kann. Die Gefahr ist immer vorhanden.

Gletscherlauf am Grimsvötn/ Grimsfjall

Auf Island droht aber noch eine andere Gefahr: Am Grimsfjall unter dem Vatnajökull wird nicht harmonischer Tremor registriert, der aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Gletscherlauf verursacht wird. Der Gletscherlauf könnte von einer erhöhten geothermischen Aktivität unter dem Gletscher verursacht worden sein. Der letzte Gletscherlauf war erst im Januar und es ist ungewöhnlich, dass zwei Gletscherläufe in so einem kurzen zeitlichen Abstand aufeinanderfolgen. Meistens kommt es in einem Abstand von gut einem Jahr zu den Läufen.

Normalerweise entstehen sie, wenn eine der beiden Schmelzwasserkavernen im Bereich des Grimsvötn-Vulkans voll ist und eine subglaziale Eisbarriere bricht. Gelegentlich sollen durch die Druckentlastung infolge des Wasserabflusses Eruptionen des Vulkans getriggert worden sein.

Aktuell rechnet man eher mit einem kleinen Gletscherlauf, der dann auch keine Schäden anrichten dürfte. Große Gletscherläufe, besonders solche, die von Eruptionen unter dem Eis ausgelöst werden, haben ein großes Zerstörungspotenzial. Oft werden die Ringstraße und Brücken über die Flüsse im Sander beschädigt.

Sakurajima eruptierte am 30. Mai glühende Tephra

Mehrere Eruptionen am Sakurajima beobachtet – glühende Tephra eruptiert

Kagoshima, 30.05.2025In Japan kam es zu weiteren Ausbrüchen des Vulkans Sakurajima, der ca. 10 Kilometer von Kagoshima entfernt liegt. Laut dem VAAC Tokio stieg bei einem Ausbruch um 11:58 UTC Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4300 m über dem Meer auf. Zu diesem Zeitpunkt war es in Japan bereits 20:58 Uhr. Auf Livecamaufnahmen ist zu sehen, dass glühende Tephra mehrere Hundert Meter hoch über den Krater ausgestoßen wurde und in gut 1000 m Entfernung auf dem Vulkanhang niederging.

Glühende Tephra am Saku. ©Zaihoch

Wie das JMA berichtete, gab es auch zuvor mehrere Eruptionen. Bereits gestern ereignete sich um 15:37 Uhr eine größere Explosion am Gipfelkrater Minami-dake. Dabei stieg eine Eruptionswolke bis auf etwa 1.500 Meter über Kraterhöhe auf und erreichte die Wolkendecke. Vulkanische Gesteinsbrocken wurden in ballistischer Flugbahn etwa 700 m weit geschleudert und gingen in der Nähe der 7. Messstation nieder. Zwischen den explosiven Eruptionen kommt es zu lange anhaltenden Phasen, bei denen Dampfwolken emittiert werden, die auch etwas Vulkanasche enthalten.

Vom 28. Mai bis heute um 15 Uhr Ortszeit wurden am Sakurajima insbesondere im südlichen Kraterbereich zusätzlich zu den oben beschriebenen Phänomenen mehrere kleine Eruptionen beobachtet.

Obgleich die explosive Aktivität gestern wieder anzog, wurden nur wenig vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Dem steht eine sehr hohe Schwefeldioxid-Emission von etwa 3.500 Tonnen pro Tag gegenüber.

Messungen mit Neigungs- und Dehnungssensoren auf der Insel zeigen, dass sich der Berg weiterhin in einem leicht aufgeblähten Zustand befindet. Offenbar hat aber die weitere Expansion des Vulkans gestoppt, denn es heißt, dass keine auffälligen Veränderungen festgestellt wurden, die auf eine verstärkte Expansion hinweisen würden. Im letzten Update las sich das noch anders, wobei es bei den Übersetzungen aus dem Japanischen immer wieder zu Ungenauigkeiten kommt.

Das JMA warnt vor dem Anhalten der Aktivität: Es besteht die Möglichkeit, dass künftige Ausbrüche von pyroklastischen Strömen begleitet werden. Die Zugangsbeschränkungen zum Sakurajima bleiben bestehen und es muss mit weiteren Eruptionen gerechnet werden.