Island: 3 Erdbeben im Dreierbereich bei Katla und Keilir

Erdbeben unter der Katla – stärkstes Erdbeben des Jahres

Die Erde auf Island bleibt unruhig: Seit gestern Abend gab es an 2 verschiedenen Orten 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Das stärkste Erdbeben M 3,6 manifestierte sich heute Morgen unter dem subglazialen Vulkan Katla in einer Tiefe von nur 0,2 Kilometer. Das Epizentrum wurde 6,4 km nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Damit befand es sich am Nordrand der Caldera unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Ein Zusammenhang mit dem Gletscherlauf vom Wochenende kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn das Beben für ein Eisbruchbeben eigentlich zu stark war. Außerdem gab es drei schwächere Nachbeben.

Laut IMO-Expertin Bjarki Kaldalóns Friis war es das stärkste Beben, das sich dieses Jahr unter Katla manifestiert hat. Das Zweitstärkte ereignete sich im Februar und hatte eine Magnitude von 3,4. Sie hält diese Beben für normal und sagte gegenüber MBL: Es würde kein Grund zur Sorge bestehen.

Interessant finde ich ein schwaches Beben, das sich unter dem Hekla-Gipfel ereignete, der in Sichtweite vom Myrdalsjökull liegt. Hier kommt es in den letzten Monaten immer häufiger zu Erschütterungen. Ein mögliches Anzeichen für ein langsames Aufheizen des Vulkans.

Zwei Erdbeben in Sichtweite von Keilir im Krysuvik-System

Bereits gestern Abend bebte es gleich zweimal im Bereich des Spaltensystems von Krysuvik und dem Kegel des vulkanischen Keilir. Die Beben hatten die Magnituden 3,6 und 3,3 und Hypozentren um 5 km Tiefe. Die Epizentren wurden knapp 5 Kilometer östlich vom Keilir lokalisiert. Damit lagen sie etwa auf halbem Weg zwischen Keilir und dem Kleifarvatn im Ridge des Krysuvik-Systems. In diesem Bereich gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben und es stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Wahrscheinlich sind es tektonische Erschütterungen, die möglicherweise Reaktionen auf das geänderte Spannungsfeld infolge der Magmenintrusion bei Svartsengi und Fagradalsfjall darstellen. Der erste magmatische Gang, der 2021 beim Fagradalsfjall intrudierte, streckte seine Finger bis an den Südrand des Keilir aus. Aktuell wird hier aber keine nennenswerte Bodendeformation festgestellt. Diese Beben hatte ich bereits gestern am Rande erwähnt.

Ätna mit strombolianischen Eruptionen am 30. September

Strombolianische Eruptionen aus dem Nordostkrater am Ätna – Tremor im roten Bereich

Der Tremor am Ätna ist seit einigen Tagen erhöht und verläuft zeitweise im unteren roten Bereich. Im Gegensatz zu den Phasen mit erhöhtem Tremor, die sich Mitte des Monats ereigneten, gab es bislang keine Meldung des INGVs hierzu. Offenbar rechnet man nicht unbedingt mit dem Einsetzen eines Paroxysmus. Doch gestern Abend wurden in den sozialen Medien Bilder geteilt, die eine schwache strombolianische Tätigkeit aus dem Nordostkrater heraus dokumentierten. Glühende Tephra stieg dabei einige Zehnermeter über den Kraterrand hinaus, und vereinzelt landeten glühende Brocken auf der Außenseite des Kraterkegels. Vergleichbare Eruptionen gab es bereits vor einer Woche aus dem Nordostkrater.

Die meisten Aufnahmen stammen von Salvatore Lo Giudice, der in Linguaglossa im Norden des Ätnas wohnt und von Zuhause aus insbesondere den Nordostkrater im Blick hat. Bereits tagsüber gab es Berichte von explosionsartigen Entgasungen, die zudem Donnergrollen verursachten, das bis in den Ort hinein zu hören war. Beschreibungen lesen sich so, als wären auch sichtbare Druckwellen durch die Dampfwolken gelaufen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es bereits zu dieser Zeit tief im Schlot stattfindende strombolianische Eruptionen, die praktisch keine Asche ausstießen, sondern rotglühende Tephra, die man tagsüber aus der Ferne nicht sehen konnte bzw. gar nicht über den Kraterrand hinaus flogen.

Im Wochenbericht des INGVs ist zu lesen, dass im Beobachtungszeitraum vom 16. bis 22. September 2024 nur relativ wenig Infraschalltätigkeit auftrat. Wenn es welche kam, dann schien sie aus Richtung des Südostkraters zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Seismizität als relativ schwach beschrieben, mit nur wenigen vulkanotektonischen Beben mit Magnituden ab 2,0. Die Tremorquellen lagen in 2800 bis 3000 m Höhe unter dem Südrand des Zentralkraters und erstreckten sich bis unter den Südostkrater. Unter dem Nordostkrater gab es keinen Tremor. Offenbar akkumulierte sich ein kleiner Magmenkörper unter dem beschriebenen Bereich. Tiefer sitzende Tremorquellen sind auf der zugehörigen Karte nicht aufgezeichnet. Offenbar gab es keinen Magmenaufstieg, oder entsprechende Signale konnten aufgrund des starken Winds nicht registriert werden. Der Schwefeldioxid-Ausstoß bewegte sich auf mittelhohen Werten mit leicht steigender Tendenz. Die Werte gaben keinen Hinweis darauf, dass strombolianische Eruptionen am Nordostkrater einsetzen würden.

Aktuell registriert MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 70 MW. Es ist die höchste Wärmestrahlung seit den Paroxysmen im Sommer. Es scheint sich einige an heißer Lava im Nordostkrater zu akkumulieren.

Katla: 4. Gletscherlauf seit Juli

Auf Island findet ein weiterer Gletscherlauf des Myrdalsjökull statt – Subglazialer Vulkan Katla Mitverursacher

Gestern berichtete ich über eine erhöhte seismische Tätigkeit des Vulkans Katla, der sich unter dem isländischen Gletscher Myrdalsjökull verbirgt. Wie sich heute herausstellte, wurden einige der flacher gelegenen Erdbeben von einem kleinen Gletscherlauf verursacht, der heute aber schon wieder fast vorbei ist. Es war bereits der dritte kleine Gletscherlauf, der seit dem Großen im Juli registriert wurde. Bei dem großen Gletscherlauf wurde eine Brücke der Ringstraße beschädigt, die über den Fluss Skálm führt. In diesem Fluss manifestierte sich auch die aktuelle Gletscherflut.

Heute Abend haben die Messwerte im Fluss Skálm wieder fast normale Werte erreicht, was darauf hindeutet, dass die Gletscherflut dort so gut wie beendet ist. Zuvor waren die elektrische Leitfähigkeit und der Wasserstand des Flusses deutlich gestiegen, allerdings ohne katastrophale Werte zu erreichen.

IMO Expertin für Naturkatastrophen Minney Sigurðardóttir meinte in einem Interview mit MBL, dass diese kleinen Gletscherläufe nichts Ungewöhnliches für die Sommermonate seien, ergänzte aber, dass die vom Vulkan verursachte Erdwärme unter dem Gletscher die Eisschmelzen beschleunigt, was zu kleinen Schmelzwasserläufen führt.

In einer Mitteilung des isländischen Wetteramts wurden die Menschen aufgefordert, in der Nähe des Flusses vorsichtig zu sein, da in der Region eine mögliche Gasverschmutzung droht. Sie merkte jedoch an, dass die Warnung voraussichtlich im Laufe des Tages zurückgezogen wird.

Die Wetterlage und Windverhältnisse spielen dabei eine Rolle, wobei die mögliche Gasbelastung hauptsächlich die Flussquelle am Gletscherfuß betrifft. Bisher seien jedoch keine Berichte über Vorfälle eingegangen.

Im Bereich des größten Gletschers Europas -Vatnajökull- ereigneten sich über das Wochenende auch auffällig fiele Beben, die weit über den Gletscher streuten. Mein Spekulatius dazu ist, dass sich hier vielleicht auch ein Gletscherlauf anbahnt, doch dafür liegen die meisten Beben eigentlich zu tief.

Erdbeben auf Reykjanes

Die Bebentätigkeit im Bereich der Katla war heute gering. Anders sah es allerdings auf Reykjanes aus, wo es weiterhin eine erhöhte Seismizität in den Systemen von Krysúvik und Fagradalsfjall gibt. Ganz aktuell tauchten gerade auf der IMO Erdbebenkarte zwei grüne Sternchen im Bereich von Keilir auf. Den ersten Werten zufolge kamen die Beben auf die Magnituden 3,6 und 3,3. Die Hypozentren wurden in 5 km Tiefe festgestellt. Das sind aber automatisch erstellte Werte, die noch korrigiert werden könnten.

Kilauea: Interferogramm zeigt Bodendeformationen

Interferogramm vom Kilauea visualisiert Bodenhebungen im Zuge der letzten Eruption

Seitdem der letzte Ausbruch am Kilauea vor 9 Tagen änderte, hat sich die Seismizität auf einem mittelstarkem Niveau eingependelt: täglich gibt es etwa 50 Erdbeben unter dem Vulkan. Die meisten davon ereignen sich unter der Küstenebene bei Pahala, wo Magma aus der Tiefe aufsteigt und sich in einem flacher gelegenen Reservoire speichert. Im Gipfelbereich gibt es nur wenige Erdbeben, die mit einer sehr schwachen Bodenhebung einhergehen.

Anders sah es noch vor dem Ende der Eruption aus, als es täglich hunderte Erdbeben und starke Bodendeformationen gab. Diesbezüglich hat das HVO ein neues Interferogramm veröffentlicht, das die Bodendeformation zwischen dem 14. und 26. September wiedergibt. Jeder Farbringdurchgang entspricht einer Bodendeformation von 2,8 Zentimetern – je mehr Linien, desto größer die Deformation. Farbringe, die von außen betrachtet von Blau nach Orange übergehen, zeigen eine Bodensenkung. Umgekehrt verhält es sich bei den Farbringen, die von Orange nach Blau übergehen. Auf dem Interferogramm ist zu erkennen, dass es im Bereich der Gipfelcaldera zu einer Bodensenkung kam, als das Magma unterirdisch aus einem flach gelegenen Speicherreservoir in das Ostrift abfloss, wo es im Gegenzug zur Bodenhebung kam.

Im Bereich des Nāpau-Kraters erkennt man zudem an den Farbringen, die sich entlang einer Linie aneinanderreihen, die Dehnung der Erdkruste infolge der Intrusion eines magmatischen Gangs, entlang dem es dann auch zur Eruption kam.

Der Ausbruch verlief in 4 Phasen ab und förderte ein Lavafeld, das eine Fläche von etwa 631.310 Quadratmetern bedeckt. Lavaströme und Eruptionsspalten werden auf der Karte rosa bzw. hellviolett dargestellt.

Hier eine Zusammenfassung der Eruptionsphasen:

  • Phase 1 (15. September 2024): Ein kurzer Ausbruch westlich des Nāpau-Kraters wurde durch Infraschallsensoren und seismische Messungen erkannt, obwohl Regen eine visuelle Bestätigung verhinderte. Es wurden Gas- und Schwefelgerüche gemeldet, woraufhin die Alarmstufe auf ORANGE/WATCH erhöht wurde. Ein 480 Meter langer Riss bedeckte 16.500 Quadratmeter mit Lava, die sich anschließend unterirdisch weiterbewegte.
  • Phase 2 (16. September): Gegen 18 Uhr wurde eine erneute Aktivität durch Satelliten- und Webcamdaten registriert. Lavafontänen und -ströme schwächten sich im Laufe der Nacht ab.
  • Phase 3 (17. September): Zwischen 4 und 5 Uhr verstärkte sich die Eruption erneut, mit Lavafontänen von 10 Metern Höhe. Die Aktivität dauerte bis zum Nachmittag, wobei die Lavaströme 18 Hektar bedeckten.
  • Phase 4 (18. September): Neue Eruptionsspalten öffneten sich, und Lavafälle stürzten die Wände des Nāpau-Kraters hinunter. Bis zum 19. September waren zwei Drittel des Kraterbodens mit Lava bedeckt, bevor die Aktivität am 20. September endete.

Natürlich stellt sich die Frage, wie es am Kilauea aus vulkanischer Sicht weitergehen wird. Anhand der starken Bodenabsenkung im Gipfelbereich erkennt man, dass das Speicherreservoir gut entleert ist. Wahrscheinlich wird es einige Monate dauern, bis wir einen neuen Ausbruch auf Hawaii sehen werden.

Griechenland: Mittelstarkes Erdbeben bei Zakynthos

Erdbeben Mb 4,7 erschüttert Ionisches Meer vor Griechenland – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 28.09.24 | Zeit: 12:18:14 UTC | 37.368 ; 21.328 | Tiefe: 14 km | Mb 4,7

Vor der Westküste der griechischen Halbinsel Peleponnes ereignete sich gestern Mittag um 12:18 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,7. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 14 Kilometern. Das Epizentrum wurde 36 km südlich von Pýrgos verortet. Die bekannte Insel Zakynthos liegt etwa 60 Kilometer nördlich des Epizentrums. Von dort stammen die meisten Wahrnehmungsmeldungen, die beim EMSC eingingen. Wegen der häufigen Erdbeben dort ist man entsprechend sensibilisiert und achtet auf Erschütterungen. Dort war der Erdstoß allerdings nur vergleichsweise schwach zu spüren gewesen: Türen fielen zu und Lampen schwankten. Anders lesen sich die Meldungen aus Pýrgos, wo vor allem höhere Gebäude deutlich schwankten. Nachts gab es ein Nachbeben der Magnitude 2,2.

Erdbeben im Mittelmeerraum stehen übergeordnet mit der Plattenkollision von Afrika mit Eurasien in Verbindung. Im aktuellen Fall manifestierte sich das Beben am Hellenischen Graben, der von Rhodos im östlichen Mittelmeer ausgehend einen Bogen beschreibt, der südlich von Kreta lang führt und sich auf Höhe der Halbinsel Peleponnes den Ionischen Inseln nähert. Südlich der Insel trifft der hellenische Graben auf eine andere Störungszone und bildet ein Kreuzungssystem mit dieser. Hierbei handelt es sich um das Mittelmeer-Ridge.

Erdbeben vor Sizilien

Auf der anderen Seite des Ionischen Meeres liegt Sizilien, wo es vor der Südwestküste ebenfalls bebte. Der Erdstoß hier brachte es auf eine Magnitude von 3,1 und wurde nordwestlich von Trapani verortet. Damit befand sich das Epizentrum bereits im Grenzbereich zum Tyrrhenischen Meer. In der Region gab es bereits in der letzten Woche ein Erdbeben der Magnitude 4,1. Das aktuelle Erdbeben ereignete sich aber aller Wahrscheinlichkeit an einer anderen Störungszone und kann daher nicht als Nachbeben interpretiert werden. Darüber hinaus gab es auch noch zwei weitere Erschütterungen im Tyrrhenischen Meer, die sich im Bereich der Liparischen Insel abspielten und Magnituden im Zweierbereich hatten.

Erwähnenswert sind noch zwei Mikrobeben, die sich in den letzten Tagen westlich von Lipari und nördlich von Vulcano zutrugen.

Manam eruptiert Aschewolke am 29.09.24

Vulkan in Papua Neuguinea eruptiert Aschewolke bis auf 2400 m Höhe

Laut einer Vulkanasche-Warnung des VAAC Darwin kam es zu einer kleinen Eruption am Inselvulkan Manam vor der Küste von Papua Neuguinea. Die Aschewolke erreicht eine Höhe von 2400 m und driftete in Richtung Nordwesten.

Nach einigen Erdbeben in der Region ist der Manam wieder aktiver geworden, der zuvor mehrere Monate lang ruhte.

Hier die Einzelheiten der VONA-Meldung die automatisch übersetzt wurde:

  • Vulkan: Manam (ID: 251020)
  • Standort: Koordinaten 4,05∘S,145,02∘O4,05^\circ S, 145,02^\circ O, Papua-Neuguinea
  • Gipfelhöhe: 1807 Meter
  • Warnnummer: 2024/19
  • Informationsquelle: Himawari-9 (Satellitenbilder)
  • Luftfahrt-Farbcode: Orange, was erhöhte vulkanische Aktivität mit möglichen Eruptionen oder verstärkten Ascheemissionen anzeigt, jedoch keine unmittelbare Bedrohung für Flugzeuge darstellt.
  • Eruptionsdetails: Vulkanasche wurde auf Flugfläche FL080 (ca. 8.000 Fuß) um 28/2000Z (20:00 UTC am 28. September) beobachtet und bewegt sich nordwestlich (NW).
  • Beobachtungszeit: 28/2210Z (22:10 UTC am 28. September)
  • Vulkanasche-Wolke: In den neuesten Satellitendaten nicht identifizierbar.
  • Windinformationen: Bodenwinde bis FL080 wehen aus 130° mit 15 Knoten (kommend aus südöstlicher Richtung).

Popocatepetl eruptiert Vulkanasche auf 6700 m Höhe

Popocatepetl stößt Vulkanasche aus – Tremor gestiegen

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl eruptierte heute Morgen eine Aschewolke, die laut VAAC Darwin bis auf eine Höhe von 6700 m aufstieg und nach Westen driftete. Zudem wurde eine Zunahme des Tremors beobachtet, dessen Signal von den Seismometern 99 Minuten lang registriert wurde. Das ist ein mittelhoher Wert. Am Vortag lag die Tremordauer noch bei 57 Minuten. Zudem gab es Asche-Dampf-Exhalationen, von denen am 27. September 10 Stück aufgezeichnet wurden, was vergleichsweise wenig ist. Am Folgetag waren es 58 Exhalationen. 18 Minuten lang wurden starke Entgasungen registriert.

Gegenüber dem Vorjahr hat die Aktivität am Popocatepetl deutlich abgenommen. Es gibt aber Fluktuation in der Intensität der Tätigkeit, bei der es immer wieder zu Steigerungen kommt, so wie es gestern und heute der Fall ist. In den vergangenen Tagen war das Wetter auch extrem schlecht, was die Wahrnehmung der Tätigkeit reduziert. Zum Einen werden Aschewolken von meteorologischen Wolken verdeckt und vielleicht gar nicht von den Beobachtern wahrgenommen. Zum Anderen werden die Sensoren und Seismometer von starkem Wind beeinflusst, so dass z.B. schwache Erschütterungen nicht registriert werden. Die tatsächliche Aktivität könnte also auch in den letzten Tagen stärker gewesen sein, als es beobachtet wurde. Das verhält sich in Mexiko ähnlich, wie wir es auch von der instrumentalen Beobachtung auf Island her kennen.

Beim Popocatepetl handelt es sich um den aktivsten Vulkan in Mexiko. Er liegt unweit der Hauptstadt Mexico City. Große Eruptionen könnten sich auf diese auswirken und insbesondere den Flugverkehr beeinträchtigen, der auf dem internationalen Flughafen von Mexiko Stadt abgewickelt wird. Der Popocatepetl hat eine Höhe von 5452 m, wobei die Höhenangaben unterschiedlicher Quellen stark voneinander abweichen können. Die letzten großen Eruptionen ereigneten sich 1996 (VEI3) und 2005 (VEI2).

Zusammenfassung:

  • Laut VONA-Meldung eruptierte der Popocatepetl eine Aschewolke bis auf 6700 m Höhe
  • Es wurden Tremorsignale mit einer Gesamtdauer von 99 Minuten registriert
  • Es gab 58 Asche-Dampf Exhalationen und starke Entgasungen von 18 Minuten Dauer

Island: Status der Erdbebenaktivität am 28.09.24

Weitere Erdbeben unter isländischen Vulkanregionen auf Reykjanes und am Vatnajökull

In den letzten 48 Stunden wurden unter ganz Island 147 Erdbeben detektiert. Die meisten davon konzentrieren sich unter den Vulkansystemen, die sich entlang der beiden divergenten Störungszonen des verlängerten Mittelatlantischen Rückens erstrecken, die durch Island verlaufen. Auffallend viele Beben gab es im Bereich von Bardarbunga, jenem subglazialen Vulkan, der sich 2014 für die Holuhraun-Eruption verantwortlich zeigte. Aber auch an den anderen Vulkanen unter dem Gletscher gab es Beben. Sie machten auch keinen Halt vor der nördlich des Gletschers gelegenen Askja-Caldera. Insgesamt gab es im Vatanjökull-Gebiet 34 Beben.

Einige Erschütterungen manifestierten sich unter Katla, der Torfajökull-Caldera und sogar unter dem Gipfel der Hekla gab es einen Erdstoß. Darüber hinaus streuten Erdbeben an mehreren weniger prominenten Vulkanen in Südisland.

Die mit Abstand meisten Erdbeben gab es wieder im Bereich der allseits bekannten Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO 84 schwache Erschütterungen, die sich hauptsächlich im Krysuvik-System und im Westen des Fagradalsfjall abspielten. Die Magnituden lagen allesamt im Bereich der Mikroseismizität. Weiterhin ist es entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe aus seismischer Sicht ruhig. Dafür hält die Bodenhebung mit relativ konstanter Geschwindigkeit an. Die Aufstiegswege der Schmelze scheinen offen zu sein und das Deckgebirge über den Reservoirs ist inzwischen so ausgeleiert, dass es erst vermehrt Beben geben wird, wenn sich der Boden doppelt so weit gehoben hat, wie es aktuell der Fall ist. Auf Island gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Bodenhebung in einigen Wochen in eine weitere Eruption gipfeln wird. Dem Trend der letzten Eruptionen folgend, befürchtet man, dass die nächste Eruption noch stärker sein wird als die vorangegangene.

IMO befürchtet größeren Ausbruch nahe Vogar

Isländische Medien berichten heute, dass die IMO-Forscher nicht nur den bislang größten Ausbruch der Serie befürchten, sondern dass sich eine Eruptionsspalte weiter nördlich des letzten Eruptionsortes öffnen könnte. In diesem Fall, in Kombination mit einem noch stärkeren Lavaausstoß, könnte Infrastruktur im Bereich des Küstenortes Vogar gefährdet sein. Auf jeden Fall müsste man mit einer hohen Gasverschmutzung der Luft rechnen. Es werden Überlegungen angestellt, Schutzwälle südlich von Vogar zu errichten, genauso wie man es bei Grindavik tat.

Äthiopien: Erdbebenserie nahe Vulkan Fentale

Drei Erdbeben mit Magnitude über 4 im äthiopischen Riftvalley nahe Vulkan Fentale – Anwohner sprechen von Schwarmbeben

Datum 27.09.24 | Zeit: 04:36:21 UTC | 9.057 ; 40.099 | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In Äthiopien ereignete sich eine kleinere Erdbebenserie mit drei Beben, deren Magnituden im Bereich von 4 lagen. Das stärkste Beben trat gestern um 04:36:21 UTC auf und erreichte eine Magnitude von 4,9. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 10 Kilometern verortet, möglicherweise lag es jedoch flacher, was nicht exakt bestimmt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km nordwestlich von Āwash lokalisiert. Der Nationalpark liegt am südlichen Ende des Afar-Dreiecks, einer Region mit aktivem Vulkanismus und intensiver tektonischer Aktivität am auslaufenden Ostafrikanischen Rift. Die Erdbeben traten in unmittelbarer Nähe des Fentale-Vulkans auf, der durch eine große Caldera geprägt ist.

Berichte von Anwohnern, die in sozialen Medien geteilt wurden, deuten darauf hin, dass die von den Seismografen erfassten Beben nur die stärksten eines Erdbebenschwarms waren, der bereits seit einer Woche andauern soll. Es liegen keine mir bekannten Seismogramme zu diesen Ereignissen vor, jedoch ist das seismische Netzwerk in dieser Region nicht besonders dicht ausgebaut, sodass schwächere Erdbeben möglicherweise nicht erfasst werden. In unserer Facebook-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, der Fotos von Erdspalten zeigt, die angeblich durch den Erdbebenschwarm entstanden sind. Die Authentizität dieser Fotos lässt sich aus der Ferne jedoch nicht überprüfen. Sollte dies zutreffen, könnte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmaintrusion handeln, was auf einen drohenden Vulkanausbruch hindeuten könnte. Es sind jedoch auch rein tektonische Beben möglich, da die Region in der Dehnungszone des Riftvalleys liegt. Bei tektonischen Beben dieser Stärke würde man jedoch eher Risse in Hauswänden und auf asphaltierten Straßen erwarten als größere Bodenspalten, da solche Spalten in der Regel auf zusätzliche Bodendeformationen hinweisen.

Laut dem Global Volcanism Program (GVP) ist Fentale ein großer Stratovulkan mit einer 2,5 x 4,5 km großen Gipfelcaldera, der am nördlichen Ende des äthiopischen Teils des Riftvalleys liegt. Nach der Bildung der Caldera, die durch Ablagerungen pyroklastischer Ströme geprägt ist, eruptierte der Vulkan Lavaströme aus Obsidian, die heute am Grund der Caldera zu finden sind. Der letzte Ausbruch ereignete sich im Jahr 1820, als basaltische Lavaströme aus einer Eruptionsspalte an der Flanke des Vulkans austraten. Der Fentale zeichnet sich also durch ein großes chemisches Spektrum der eruptierten Lava-Art aus.  Die letzte Eruption, bei der basaltische Lava gefördert wurde, könnte der erste Ausbruch eines neuen Eruptionszyklus gewesen sein, nachdem zuvor rhyolithische Lava gefördert wurde, die einen langen Reifungsprozess hinter sich hatte.

Zuletzt gab es in der gleichen Gegend im Oktober 2023 ein Erdbeben Mb 4,8, ohne dass es kurzfristig erkennbare Auswirkungen hatte.