Erneuter Lavaüberlauf aus dem Stromboli-Nordkrater – Tendenz zur steigenden Aktivität mit erhöhter Paroxysmen-Gefahr
Am äolischen Inselvulkan Stromboli kam es gestern Abend zu einem weiteren Lavaüberlauf aus dem Nordkrater. Das geht aus einer Notiz des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) hervor, das anhand von Aufnahmen der Überwachungskameras den Lavastrom beobachtete. Der Überlauf begann gegen 19:30 Uhr UTC aus dem nördlichen Kraterbereich und speiste einen Lavastrom im oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Bei diesem Steilhang handelt es sich um die nordwestliche Vulkanflanke, die vom Krater direkt ins Meer abfällt. Dort bildete sich bei vergleichbaren Gelegenheiten eine tief eingeschnittene Abflussrinne, durch die die Lavaströme fließen. Die Aktivität wurde von einer mäßigen, aber anhaltenden Spritz- und Schlackenbildung aus mindestens zwei Öffnungen im nördlichen Kraterareal begleitet.

Im südlichen Kraterbereich setzt sich die explosive Aktivität fort und folgt dabei dem üblichen Stil des Strombolianischen Vulkanismus, der durch rhythmische Auswürfe von glühender Schlacke, Lavabomben und Asche gekennzeichnet ist.
Die seismischen Daten zeigten eine durchschnittliche Amplitude des vulkanischen Tremors, ohne auffällige Schwankungen in Häufigkeit oder Stärke der explosiven Ereignisse. Auch die Bodenverformungsmessungen wiesen keine signifikanten Änderungen auf, was darauf hinweist, dass sich der Magmenzustrom im Moment im gewohnten Rahmen bewegt. Warum es ohne messbare Auffälligkeiten dennoch zu Lavaüberlauf gekommen ist, wurde nicht kommuniziert. Generell verhält sich Stromboli oft seismisch unauffällig, doch bei früheren Lavaüberläufen gab es oft eine Phase mit Spattering und erhöhtem Tremor.
Die Daten vom LGS sind ähnlich unauffällig: Einzig die Anzahl der VLP-Erdbeben war mit 15 pro Stunde gestern relativ hoch und deutet auf häufige Explosionen hin. Der Schwefeldioxidausstoß soll sich auf nur 38 Tonnen belaufen. Der Aktivitätsindex stand auf „Medium“.
Der INGV-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 03. bis 09.11.2025 attestierte dem Stromboli allerdings einen steigenden Schwefeldioxidausstoß und ein hohes Niveau an Kohlendioxid-Emissionen. Die Anzahl der Explosionen schwankte zwischen 13 und 22 Ereignissen pro Stunde, während die Stärke der Eruptionen als schwach bis mittelstark eingestuft wurde. Der Bericht verweist auch auf die Lavastromtätigkeit vom 9. November.
Alles in allem sieht es so aus, als wäre Stromboli erneut in eine Phase mit Lavaüberläufen eingetreten. In diesen Zeiten ist die Gefahr von paroxysmalen Eruptionen mit Abgängen pyroklastischer Ströme höher als sonst. Vulkanbeobachter müssen sich darauf einstellen, dass bei steigender Aktivität der Zugang zu den Aussichtspunkten am Rand der Sciara limitiert oder ganz gesperrt wird.
Der Stromboli gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt und zeigt nahezu kontinuierliche Aktivität, weshalb er oft als „Leuchtturm des Mittelmeers“ bezeichnet wird.