Vulkanausbruch am Ätna auf Sizilien

Wie bereits berichtet setzte gestern Abend Tremor am Vulkan Ätna ein. Aus dem Pitkrater an der Ostflanke des SE-Krater-Kegels fanden kleine strombolianische Eruptionen statt und ein Lavastrom floß Richtung Valle del Bove. Andrea Ercolani berichtete von 2 kleinen Hornitos, die sich im Pitkrater bildeten und aus denen die strombolianischen Eruptionen stattfanden.

Heute Morgen ist auf der Thermalcam eine Lavafontäne sichtbar. Der Tremor steigt weiterhin und erreicht sehr hohe Werte. Starke Dampfentwicklung aus dem Pitkrater und dem NE-Krater sind zu sehen. Möglicherweise baut sich gerade eine länger anhaltende Eruption auf.

Update 11.13 Uhr: Die Aktivität steigert sich zusehends. Jetzt sind 2 Lavafontänen sichtbar. Die größere Fontäne erreicht eine Höhe von ca. 150 m. Der Lavastrom wird länger und fließt Richtung Valle del Bove.

Update 12.13 Uhr: Der Paroxysmus ist voll im Gang! Das Thermische Signal steigt bis weit über Gipfelhöhe des SE-Krater-Kegels auf. Was davon heißes Gas und was Vulkanasche ist, lässt sich schwer beruteilen. Der Tremor steigt weiterhin stark an. Boris Behncke und Andrea Ercolani sind am Vulkan unterwegs und dürften uns abends mit neuen Informationen und Fotos versorgen.

Update 15.20 Uhr: Der bisherige Höhepunkt der Eruption war gegen 14.15 Uhr. Inzwischen ist der Lava-Auswurf zurück gegangen. Der Tremor lässt ebenfalls nach und fällt genauso schnell ab, wie er anstieg. Das Ende des Paroxysmus scheint in Sicht zu sein.

Update 19.20 Uhr: Der 3. Paroxysmus in diesem Jahr ist vorbei. Auf der Thermal-Cam sieht man nur noch die sich abkühlende Thepra am Boden. Tremor und Seismik sind auf normalem Niveau. Das ungewöhnliche an diesem Paroxysmus war das lange Vorspiel, dass bereits vor 2 Tagen mit milder strombolianischer Tätigkeit begann. Die Art der Vulkanausbrüche ist vergleichbar mit den Paroxysmen im Jahr 2000. Damals endete diese Tätigkeitsphase in der großen Flankeneruption im Sommer 2001.

Bevorstehender Paroxysmus am Ätna?!

Soeben sehe ich auf der Ätna-Seismik eine steil ansteigende Tremorkurve. Das deutet auf einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch hin! Die Vulkanologen des INGV erwarten bereits seit Tagen einen erneuten Paroxysmus, wie er sich zuletzt im Februar dieses Jahres ereignete. Es könnte heute nacht spannend sein die Ätna-Livecam zu beobachten.

Update 23.34 Uhr: Auf der LiveCam ist ein kleiner Lavastrom zu erkennen, der vom Pitkrater auf der Ostflanke des SE-Krater-Kegels ausgeht. Vermutlich finden zugleich strombolianische Eruptionen statt.

Strombolianische Aktivität am Ätna

Dr. Boris Behncke berichtet von winzigen strombolianischen Vulkanausbrüchen im neuen Pitkrater, an der Flanke des SE-Krater Kegels. Behncke unternahm heute eine Exkursion zum schwer zugänglichen Pitkrater und beobachtete im Kraterinneren den Auswurf glühender Schlacken. Die kleinen Explosionen waren wohl erstaunlich laut.

Die Vulkanologen rechneten in diesen Tagen mit einem neuen Paroxysmus, der allerdings ausblieb. Die jetzige Aktivität könnte sich in den nächsten Tagen durchaus steigern. Fotos gibt es auf Boris Flickerstream.

Kleine Ascheerptionen am Ätna

Laut Dr. Boris Behncke gab es in den letzten Tagen vereinzelte kleine Ascheausbrüche am Südost-Krater des Vulkans Ätna. Viele Vulkanophile hoffen auf einen weitern größeren Vulkanausbruch wie dem Paroxysmus in Februar dieses Jahres.

Der Südost-Krater feiert in diesen Tagen seinen 40. Geburtstag. 1996 bestieg ich ihn zum ersten Mal. Damals glich er noch einer flachen Schüssel, in deren Mitte ein kleiner Kegel wuchs.

Mikroseismik am Ätna

Am Vulkan Ätna auf Sizilien registieren die Seismometer derzeit Signale kleiner Amplitude, die auf tief sitzende Explosionen in einem der Hauptkrater hindeuten. In den letzten Monaten war der Nordost-Krater Ursprung solcher Signale.

Tremor am Ätna

Der Tremor am Ätna befindet sich in den letzten Tagen auf leicht erhöhtem Niveau. Zudem zeigt die Seismik Mikrobeben, die auf Explosionen in einem Förderschlot hindeuten. Insgesamt sieht es so aus, als würde Magma in geringer Tiefe brodeln und auf ihren Ausbruch warten.

Review Vulkanausbruch Ätna: Paroxysmus am 13.01.2011

Das INGV Catania veröffentlichte einen ausführlicheren Bericht über den Vulkanausbruch, der sich in der Nacht zum 13.01 am Ätna ereignete. Die Eruption begann mit strombolianischen Eruptionen und steigerte sich um 22.48 Uhr zu konstanten Lavafontänen die eine Höhe von 500 m erreichten. Zudem stieg eine Aschewolke mehrere Kilometer hoch, was zur Sperrung des Flughafens Catania führte.

Ein massiver Lavastrom teilte sich in 3 Arme und floss in das Valle del Bove. In sehr kurzer Zeit erreichte er den Talboden und stagnierte hinter dem Mt. Centenarie. Normalerweise benötigen Lavaströme mehrere Tage um diese Distanz zurückzulegen. Das lässt vermuten, dass die Lava sehr dünnflüssig gewesen sein muss und die Förderrate extrem hoch gewesen war.

Gesteinsanalysen zeigen, dass die Lava aus einem „primitiven“ Magma entstanden ist, dass große Ähnlichkeiten mit dem Magma der Paroxysmen im Jahr 2000 aufweist. Primitiv bedeutet hier wenig differenziert, also ein basaltisches Stamm-Magma, dass schnell aufgestiegen ist. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei nicht um ein Einzelevent handeln wird und weitere Ausbrüche in den nächsten Wochen folgen könnten.

Der Pitkrater an der Ostflanke des SE-Krater-Kegels hat nun damit begonnen einen eigenen Kegel aufzubauen.

Vulkanische Blitze und Gewitter

Vulkanische Gewitter entstehen besonders in den Eruptionswolken vulcanischer und plinianischer Vulkanausbrüchen. Vereinzelt treten Blitze aber auch bei kleineren Eruptionen auf.  Bei verschiedenen Gelegenheiten auf Anak Krakatau, am Ätna, Sinabung und Sakura-jima konnte ich schon vulkanische Blitze beobachten. Sie bildeten sich in den Aschewolken strombolianischer Eruptionen. Die Blitze entstanden meistens zwischen 5 und 10 Sekunden nach der Explosion.

Bei diesen vulkanischen Gewittern stören die neuen Oberflächen der fragmentierten Lava das elektrostatische Gleichgewicht. Neben der Anzahl der Partikel scheint die Anfangsgeschwindigkeit der aufsteigenden Tephra entscheidend für die Bildung von vulkanischen Blitzen zu sein. Zumindest bei den strombolianischen Eruptionen traten die Blitze vornehmlich auf, wenn die Eruptionswolke ungewöhnlich schnell aufstieg, der Gasdruck der Explosion also besonders hoch war.

Tagsüber sind elektrischen Entladungen in einer Eruptionswolke kaum zu sehen, wohl aber zu hören! An Gewittergrollen kann ich mich nur schwach erinnern, was in meinem Gedächtnis haften geblieben ist, ist das knisternde Geräusch statischer Elektrizität, das einem die Nackenhaare aufstellt.

Indes sind wissenschaftliche Untersuchungen dieses Naturphänomens recht selten, denn auch bei großen Eruptionen treten Blitze nicht zwangsläufig auf. So scheint es auch auf die atmosphärischen Bedingungen anzukommen, ob vulkanische Gewitter entstehen, oder nicht. Ronald Thomas vom NMT in Socorro ging dieser Frage im Januar 2006  am Mount St. Augustine in Alaska nach und installierte in 100 km Entfernung zum Vulkan zwei Messgeräte. Diese zeichneten die Richtung der Radiowellen-Emissionen auf, die bei elektrischen Entladungen entstehen. Am 28 Januar brach der Augustine aus und produzierte 4 größere Eruptionen, von denen Aschewolken, mehrere Kilometer hoch aufstiegen. Die Detektoren registrierten gleich in der ersten Eruptionswolke zwei Phasen elektrischer Entladungen. Als erstes wurden zu Beginn der Eruption direkt über dem Krater unzählige Mikroentladungen registriert, die in einigen sehr energiereichen Blitzen gipfelten. Daraus folgerten die Forscher, dass die heiße Tephra bereits im Förderschlot eine starke positive Ladung aufwies.

Während einer zweiten Blitzphase, die ca. 3 Minuten nach der ersten Explosion begann, registrierte Thomas über 300 Blitze, die von der Eruptionswolke ausgingen. Der längste Blitz war dabei 15 km lang. Dieses vulkanische Gewitter ähnelte einem Konventionellen. Neben der elektrischen Restladung der Tephra aus dem Initialstadium der Eruption, bauten sich in der Aschewolke elektrische Ladungen durch den Zusammenstoß der Aschepartikel auf. Ähnliches geschieht bei normalen Gewittern in Wolken, wenn Eiskristalle aufeinander treffen.

Zusätzlich registrierten die Messgeräte einen ca. 4 km langen Blitz, der vom Gipfel des Vulkans senkrecht in den Himmel schoss, um dann horizontal in die abdriftende Aschewolke  abzuknicken. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass sich am Gipfel selbst negativ Ladungen aufbauten, die sich hin zu einer positiv geladenen Aschewolke entluden.

Vulkanische Blitze spielen auch eine Rolle bei einer Theorie zur Entstehung des Lebens auf der Erde. Die Prozesse, bei denen aus anorganischer Materie organische Moleküle entstehen, wurden mittlerweile zum Teil in Laborversuchen nachempfunden. Bereits 1953 wiesen die Chemiker Miller und Urey in ihrem „Ursuppen-Experiment“ nach, dass aus Ammoniak, Wasserstoff und Methan Aminosäuren und Fettsäuren entstehen, wenn ihnen Energie in Form von Blitzen zugeführt wird. Das funktioniert aber nur unter dem Einfluss eines reduzierenden Milieus, also einer Atmosphäre – ohne freien Sauerstoff. Allerdings zerfallen die empfindlichen Bausteine des Lebens unter solchen Bedingungen schnell. Damit sie stabil bleiben, ist eines notwendig: Wasser.

Bedingungen, wie sie zur Entstehung von Leben notwendig sind, gab es nur in der Nähe urzeitlicher Vulkane. Dort konzentrierten sich nicht nur die erforderlichen anorganischen Verbindungen, sondern es herrschte auch das notwendige reduzierende Milieu vor. Zudem spien die Vulkane Wasser in Form von Wasserdampf aus, der schnell an feinen Partikeln kondensierte. Unter Energiezufuhr in Form von Blitzen, die häufig mit Vulkanausbrüchen einhergehen, entstehen unter diesen Bedingungen tatsächlich stabile organische Moleküle.

Fantastische Fotos eines vulkanischen Gewitters am Eyjafjallajökull stammen von Thorsten Böckel. Er hat sie bei den Geonauten gepostet.

Vulkanausbruch am Ätna auf Sizilien

Der gestern beschriebene Tremor endete tatsächlich in einem Vulkanausbruch am Ätna: Abends setzte strombolianische Tätigkeit aus dem Pitkrater auf der Flanke des SE-Krater-Kegels ein. Gegen 21 Uhr begann Lava überzufliessen und ein Lavastrom ergoss sich über den Hang Richtung Valle del Bove. Die strombolianische Tätigkeit hielt bis in die frühen Morgenstunden des heutigen Tages an. Der Tremor nahm nachts plötzlich ab und bewegt sich nun wieder auf normalem Niveau.

Auf der Thermalkamera des INGV sieht man die Hitzeanomalie des Lavastroms. Vulkanologe Boris Behncke berichtet auf seiner Flicker-Seite über die aktuellen Geschehnisse. Auf seinen Bildern sieht man, dass der Lavastrom sehr groß war. Auf anderen Aufnahmen ist zu sehen, dass die Lava tatsächlich bis weit hinab in das Valle del Bove gefloßen ist. Unglücklicher Weise ist die Website des INGV derzeit offline, möglicherweise aufgrund zu großem Ansturm. Daher hier eine Link zu einer alternativen WebCam.