Ätna mit Paroxysmus am 23. Juli 2024

Ätna erzeugt einen weiteren Paroxysmus aus der Voragine – Es ist der 4. Ausbruch in diesem Monat

Heute Nacht begann der Ätna auf Sizilien mit einem weiteren Paroxysmus aus dem Gipfelkrater Voragine. Es ist der vierte Ausbruch dieser Art seit dem 4. Juli. Die Hauptphase der Eruption begann gegen 3 Uhr UTC und erzeugte eine Lavafontäne nebst Aschewolke, die laut VAAC Toulouse bis auf eine Höhe von 4900 m aufstieg und in Richtung Süd-Südost driftete. Auf den Livecams ist die Eruption auch heute Morgen zu beobachten. Sie scheint ihren Höhepunkt noch nicht überschritten zu haben: Der Tremor bewegt sich im hohen roten Bereich und auf der Thermalcam kann man eine ausgeprägte thermische Anomalie beobachten. MIROVA detektierte bereits vor dem Beginn der Hauptphase eine hohe Thermalstrahlung von ca. 750 MW. Sie dürfte jetzt um einiges höher sein.

Wie das INGV berichtete, begann mit der Hauptphase des Paroxysmus auch ein Lavaüberlauf aus der Bocca Nova. Der Lavastrom scheint jedoch nicht so stark zu sein, wie es bei den Paroxysmen des Südostkraters der Fall war.

Die Eruption kam nicht überraschend, denn bereits in der letzten Nacht begannen strombolianische Eruptionen aus der Voragine. Im Tagesverlauf waren sie zeitweise sehr stark und bauten fast eine Lavafontäne auf, sodass der eine oder andere Vulkanbeobachter bereits von einem Paroxysmus gesprochen hatte.




Vulkanologen vom INGV hatten ebenfalls mit einem früheren Start der Hauptphase gerechnet und hatten sich mittags auf den Vulkan begeben, wo sie von einem starken Unwetter überrascht wurden und die höheren Ätnabereiche wieder verlassen mussten.

Die Quelle des steigenden Tremors identifizierten die Forscher auf einer Höhe zwischen 2600 m und 3000 m. Sie lag südöstlich der Voragine. Eine stärkere Bodendeformation wurde zunächst nicht registriert, aber möglicherweise werden Daten hierzu nachgereicht.

In den Tagen vor dem Einsetzen der Strombolianer war der Nordostkrater der aktivste der vier Krater der Ätna-Gipfelregion und erzeugte Ascheeruptionen.

Ätna-Paroxysmus am 15. Juli 2024

Dritter Ätna-Paroxysmus in Serie. © EtnaWalk

Weiterer Paroxysmus aus der Voragine am Ätna generierte hohe Lavafontäne

Wer gestern Abend das Glück hatte, den dritten Paroxysmus aus der Voragine in Serie beobachten zu dürfen, erblickte eine Lavafontäne, die mehrere Hundert Meter hoch aufstieg. Meiner Meinung nach war es die stärkste Lavafontäne der aktuellen Phase. Doch es blieb nicht bei der Lavafontäne, denn das VAAC Toulouse registrierte Vulkanasche in gut 6400 m Höhe. Der Wind verfrachtete sie in südöstlicher Richtung.

Natürlich war wieder die Voragine aktiv, während der Südostkrater ruhig blieb. Wie das INGV berichtete, lag die Tremorquelle unter dem Zentralkrater auf einem Höhenniveau zwischen 2800 und 3000 Metern.

Neben Lavafontäne und Aschewolke trat auch ein Lavastrom aus und floss über die Flanke der Bocca Nuova. Er war aber nicht so groß wie es bei den Lavaströmen der Fall war, die bei früheren Südostkrater-Paroxysmen austraten. MIROVA detektierte eine Wärmestrahlung von etwa 7200 MW. Sicherlich ein sehr hoher Wert, doch er lag eine Größenordnung unter dem, was man bei früheren Paroxysmen aus dem Südostkrater messen konnte.

Die Hangneigung versteilte sich im Vorfeld der Eruption um 0,1 µrad, als das Magma aufstieg. Gleichzeitig zeigte ein Bohrlochdilatomometer Dekompression an.

In den Ortschaften auf der Ätnaflanke und am Fuß des Vulkans, die in Windrichtung lagen, kam es zu starkem Asche- und Lapilliregen. Erfahrungsgemäß bedeckt er die Gegend zentimeterhoch, und die Beseitigung der Ablagerungen verursacht enorm viel Arbeit.

Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits nachmittags steigerten sich die strombolianischen Eruptionen, bis gegen 19:00 Uhr (UTC) die paroxysmale Hauptphase einsetzte. Diese dauerte gut vier Stunden und ließ dann relativ schnell nach.

Prognosen zu den Paroxysmen beruhen auf Erfahrungswerte

Wie es am Ätna weitergeht, lässt sich nicht wissenschaftlich vorhersagen. Die Erfahrungswerte zeigen, dass es zu einer langanhaltenden paroxysmalen Eruptionsserie kommen könnte, obwohl die Serien aus dem Zentralkrater oft nicht so lange anhielten wie jene aus dem Südostkrater. Wer überlegt, nach Sizilien aufzubrechen, sollte daher nicht zu lange warten, wobei natürlich jeder Paroxysmus bereits der letzte gewesen sein kann.

Mich selbst juckt es schon, zum Ätna zu fahren, doch ich befinde mich gerade im Südwesten der USA und bereite mich darauf vor, morgen Früh in den Arches Nationalpark aufzubrechen. Aufgrund meiner Reise gibt es hier aktuell nicht so häufige Updates, wie es sonst der Fall ist, was sich bald aber wieder ändern wird.

Eigentlich wollte ich heute über Stromboli schreiben, dessen Krater durch die starke Explosion enorme morphologische Veränderungen erlebte, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Ätna: Erneute Aktivität in der veränderten Voragine

Strombolianische Eruption aus der Voragine. ©Emilio Messina Photography

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine – Zugang zum Gipfel gesperrt

Der Ätna auf Sizilien steigerte in den letzten Tagen seine Aktivität, nachdem er nach dem Paroxysmus vom 7. Juli stiller geworden war. Wir wissen aber, dass diese Stille am Ätna in solchen Eruptionsphasen trügerisch sein kann und selten länger anhält. So setzten am 10. Juli wieder strombolianische Eruptionen in der Voragine ein, die sich am Folgetag deutlich steigerten. Zudem begann ein Intrakraterlavastrom zu fließen.

Der Tremor stieg schnell und man vermutete bereits den Start eines weiteren Paroxysmus, doch dieser blieb aus. Stattdessen erreichte der Tremor eine Plateauphase, die bis zum Folgetag anhielt. In dieser Zeit gab es starke strombolianische Eruptionen.
Drohnenaufnahmen zeigten einen sehr zähen Lavapool im Förderschlot, der im stark veränderten Krater brodelte und die Eruptionen hervorbrachte.

Der Tremor bewegte sich in dieser Zeit im roten Bereich. Am 12. Juli begann er in den gelben Bereich abzusinken und fluktuierte stark. Wie das INGV in einem Sonderbulletin mitteilte, verlagerte sich die Tremorquelle unter den Südostkrater. Magma bewegte sich auf einer Höhe zwischen 2400 und 2800 Höhenmetern und die Forscher begannen erneut, Infraschalltätigkeit zu registrieren. Diesmal nicht nur aus der Voragine, sondern auch vom Südostkrater. Es gab simultane Ascheeruptionen aus beiden Kratern.

Am 13. Juli verlagerte sich die Tremorquelle unter den Nordostkrater und tatsächlich setzten auch hier schwache Eruptionen ein, die Vulkanasche einige Hundert Meter hoch aufsteigen ließen.

Ätna-Aufstieg bis auf 2500 Höhenmeter limitiert

Den Verantwortlichen wurde die Situation am 14. Juli zu unübersichtlich: Offenbar entwickelte sich eine schwer einzuschätzende Dynamik und man beschloss, den Zugang zum Gipfelbereich weiter zu limitieren: Nach dem Paroxysmus war es bereits verboten worden, den Kraterbereich oberhalb von 2900 m zu besteigen. Nun reduzierte man das Höhenniveau auf 2500 m. Eine Begrenzung, die wir von früheren Ereignissen kennen. Man darf noch den Krater von 2001 besteigen und evtl. bis zum Rand des Valle del Bove vordringen. Natürlich ist das ein weiterer Tiefschlag für den Ätna-Tourismus, und das zur Hauptsaison. Hier gibt es einige Parallelen zu den Vorgängen auf Stromboli, dessen Besteigung ganz verboten wurde. Dort hat sich infolge der Explosion vom 11. Juli am Krater einiges getan!

Ätna erzeugt zweiten Paroxysmus aus der Voragine

Weitere paroxysmale Eruption am Ätna – Asche driftet Richtung Griechenland

Leise, still und heimlich kehrte heute Nacht die Aktivität in Ätnas Voragine zurück. Nach nicht einmal zwei Tagen Pause setzten nachts strombolianische Eruptionen ein, die sich in den frühen Morgenstunden schnell zu einem Paroxysmus steigerten: Der Tremor schoss in die Höhe, und glühende Tephra sowie eine Aschewolke stiegen laut VAAC Toulouse bis auf 10 Kilometer Höhe auf. Der Wind verfrachtet die Asche in einer weit aufgefächerten Wolke nach Osten über das Ionische Meer. Die Prognosen zur Ascheausbreitung sagen, dass die Aschewolke am späten Nachmittag die griechische Halbinsel Peloponnes erreichen soll. Die Vulkanasche bewegt sich auf gleicher Höhe wie viele Verkehrsflugzeuge und könnte wichtige Flugrouten kreuzen, sodass Flugzeuge umgeleitet werden müssen, was zu Verspätungen führen könnte.

Das INGV schrieb in einer Sondermitteilung, die gegen 8 Uhr MESZ veröffentlicht wurde, dass der Tremor sehr hohe Werte erreichte und weiter zunimmt. Seine Quelle liegt auf einem Höhenniveau von 2800 m und östlich des Zentralkraters. Ich vermute, dass sich Magma im Bereich zwischen Zentralkrater und Südostkrater akkumulierte. Vor einer Stunde sah man eine mehrere Hundert Meter hoch aufsteigende Lavafontäne und eine relativ dünne Aschewolke aufsteigen, doch mittlerweile ist diese zu einem schwarzen Monster mutiert, während sich der Anteil glühender Tephra reduziert zu haben scheint. Inzwischen hat der Tremor in seinem Diagramm wieder ein Plateau ausgebildet, so wie es bereits beim letzten Paroxysmus der Fall war. Die Eruptionen der Voragine scheinen etwas anders zu verlaufen als die der Pendanten aus dem Neuen Südostkrater, deren Hochphasen meistens gewaltiger waren, aber dafür nicht so lange anhielten.

Die Vulkanologen beobachteten nachts eine leichte Bodendeformation in Form einer Bodenhebung, die gegen 1 Uhr begann und von der Magmeninflation zeugte. Mit Einsetzen des Hauptausbruches wurde Deflation registriert. Außerdem nehmen die Infraschallsensoren starke Explosionssignale auf. MIROVA detektiert eine starke Thermalstrahlung mit einer Leistung von fast 1400 MW.

Es lässt sich nicht wissenschaftlich prognostizieren, wie viele Paroxysmen noch folgen werden. Oft halten solche paroxysmale Eruptionsphasen am Ätna wochenlang an. Manchmal gibt es aber auch nur einzelne Paroxysmen oder Phasen mit wenigen Eruptionen. Gelegentlich liegen zwischen den einzelnen Paroxysmen wochenlange Pausen, sodass man sie nicht als zusammenhängende Ereignisse sieht. Auf jeden Fall ist dieser Sommer auf Sizilien bereits jetzt besonders heiß.

Übrigens, entgegen meinen vorherigen Spekulationen hat es beim ersten Paroxysmus den neuen Krater in der Voragine nicht komplett zerlegt. Im Gegenteil, er soll inzwischen so hoch sein, dass er den neuen Gipfel des Ätnas markiert. Man wartet aber noch auf eine offizielle Bestätigung nach einer neuen Vermessung.

Update 13:00 Uhr: Der Paroxysmus ist praktisch vorbei und der Tremor ist bis in den gelben Bereich gefallen.

Ätna: Paroxymus endete in den frühen Morgenstunden

Ätna-Paroxysmus endete in den frühen Morgenstunden – Flughafen wurde gesperrt

Der Paroxysmus, der gestern Abend am Ätna begann, hielt fast die ganze Nacht an und endete in den frühen Morgenstunden. Die Hauptphase der Eruption dauerte für einen Paroxysmus ungewöhnlich lange. Der Paroxysmus entwickelte sich aus der sich langsam steigernden strombolianischen Aktivität, die Mitte Juni im Voragine-Krater begonnen hatte und zuletzt auch einen Lavastrom hervorbrachte, der in den Nachbarkrater Bocca Nuova floss. Während des Paroxysmus wurde eine mehrere Hundert Meter hohe Lavafontäne gefördert. Laut VAAC Toulouse stieg Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4600 Metern, was nur etwas mehr als 1200 Meter über Kraterhöhe entspricht. Meiner Meinung nach müsste die Asche deutlich höher aufgestiegen sein. Die Asche verbreitete sich über ein großes Areal und sorgte für Ascheregen in bewohnten Gebieten. Auch der Flughafen von Catania stellte seinen Betrieb zeitweise ein. Interessanterweise kam es bereits in den Morgenstunden zur Schließung des Flughafens, als die Eruption noch langsam anfing sich aufzubauen. Offenbar wehte der Wind die Asche in Richtung Catania. Am Nachmittag, als die Eruption stärker wurde, drehte der Wind und der Flughafen nahm seinen Betrieb langsam wieder auf. Dennoch mussten sich viele Fluggäste auf lange Verspätungen einstellen.

Am Morgen fiel der Tremor dann fast so schnell ab, wie er zuvor angestiegen war. Im Tagesverlauf nahm er noch weiter ab und bewegt sich nun in der unteren Hälfte des gelben Bereichs und hat wieder das Niveau erreicht, das für den Ätna typisch ist. Auf den Livecams ist keine Aktivität mehr auszumachen. Es wird spekuliert, dass der neue Schlackenkegel, der während der strombolianischen Eruptionsphase im Krater gewachsen ist, vom Paroxysmus ausgeblasen wurde.




Natürlich stellt sich jetzt die Frage, wie es am Ätna weitergeht. Oft kommen Paroxysmen in Serie, und es ist gut möglich, dass wir in einigen Tagen den nächsten Ausbruch sehen werden. Es ist auch nicht auszuschließen, dass die Aktivität auf den Neuen Südostkrater überspringt, so wie es in den letzten Jahren öfter vorkam. Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keine Daten, die eine längerfristige Prognose ermöglichen.

Ätna: Paroxysmus aus der Voragine

Der Ätna erzeugt aus dem Krater Voragine eine paroxysmale Eruption – Vulkanasche in mehreren Kilometern Höhe

Im Laufe des Nachmittags steigerte sich die strombolianische Aktivität im Gipfelkrater Voragine zu einem paroxysmalen Vulkanausbruch. Das VAAC Toulouse registrierte bereits um 17:00 UTC Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m Höhe. Zu diesem Zeitpunkt baute sich die Eruption noch auf. Aktuell dürfte die Aschewolke deutlich höher aufsteigen. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Rot“ erhöht. Die Vulkanasche driftete in südöstlicher Richtung, also nicht direkt auf den Flughafen Catania zu, dennoch könnte der Flugbetrieb gestört sein.

Nachdem es nachmittags am Ätna bewölkt war, lief die Aufbauphase der Eruption teilweise im Verborgenen ab, doch mittlerweile geben die Livecams den Blick frei und man sieht nicht nur Vulkanasche aufsteigen, sondern auch eine spektakuläre Lavafontäne, die glühende Tephra mehrere Hundert Meter hoch fördert.




Nachdem der Tremor in den letzten Tagen stetig stieg, fiel er gegen 14:30 UTC plötzlich ab (es wurde über einen Ausfall des Netzwerkes spekuliert), um eine halbe Stunde später in die Höhe zu schießen. Seitdem bewegt er sich seitwärts und beginnt ein Plateau auszubilden. Es sieht so aus, als wäre die Eruption vorerst stabil, und es besteht die Möglichkeit, dass es nicht nur ein kurzlebiger Paroxysmus ist, sondern ein länger anhaltender Ausbruch.

Mich erinnert es etwas an die Situation im Oktober 2000, als es aus dem Zentralkrater zu einer Phase starker Paroxysmen kam, die in den ruhigeren Phasen aber nie ganz aufhörten. Damals kollabierte auch ein Stück der Kraterwand, als sich ein Lavastrom hindurchschweißte, und es ging ein pyroklastischer Strom ab.

Ich bin sehr auf die Analysen der Lavaproben gespannt. Erst gestern schrieb ich, dass die reifere Lava-Art, die zu Anfang der Eruptionen vor zwei Wochen gefördert wurde, aus Restschmelze entstanden sein könnte, die von frisch aufsteigendem Magma vor sich her getrieben werden könnte. Paroxysmen werden für gewöhnlich von schnell aufsteigenden primitiven Magmen ausgelöst.

Update: Die Eruption endete in en frühen Morgenstunden und der Alarmcode wurde auf „Orange“ gesenkt.

Ätna: Aktivität der Voragine hält am 3. Juli an

Die Intrakratertätigkeit der Voragine am Ätna geht weiter – Erste Lavaproben analysiert

Der Vulkanausbruch, der am 13. Juni im Krater Voragine begann, hält an und hat sich weiter intensiviert. Aus dem anfänglichen Schlot ist ein richtiger Kraterkegel entstanden, aus dem zwei Schlote strombolianische Explosionen erzeugen. Glühende Tephra steigt bis zu hundert Meter hoch auf. Aus der Basis des neuen Kegels quillt ein Lavastrom, der in den Pitkrater der benachbarten Bocca Nuova stürzt. Der neue Kraterkegel war Ende Juni bereits gut 20 m hoch.

Die Vulkanologen vom INGV sammelten Lavaproben und veröffentlichten das Ergebnis in ihrem gestern erschienenen Bulletin für den Monat Juni. Die Analysen ergaben, dass die aktuell geförderte Lava weitaus reifer ist als bei den letzten Paroxysmen im Dezember 2023. Das zugrunde liegende Magma differenzierte sich über längere Zeiträume hinweg im Speichersystem des Ätna und veränderte sich chemisch und kristallografisch. Im Gegensatz dazu stieg das Magma, dessen Lava bei den Paroxysmen austrat, schnell auf, ohne länger im Vulkan zwischengespeichert zu werden. Man spricht hier von einem primitiven Magma. Das aktuelle Magma soll das am weitesten entwickelte sein, das am Ätna in diesem Jahrtausend gefördert wurde. Aus diesem Umstand schließen die Vulkanologen, dass in den letzten Monaten praktisch kein neues Magma aus größerer Tiefe mehr in das flacher liegende Speichersystem des Ätna strömte. Ein Umstand, der auch durch die Analyse der Tremorquellen gestützt wird. Bereits im letzten Monat wies ich darauf hin, dass sich seit einigen Wochen entsprechende Muster änderten und auch die Seismizität des Vulkans auf Hintergrundniveau abgesunken sei. Die INGV-Forscher sahen seit der Monatsmitte einen Anstieg der Seismizität und attestierten ihr zum Monatsende hin hohe Werte. Weitere Lavaproben werden untersucht, um die Entwicklung der Schmelze im Auge zu behalten. Von anderen Vulkanen wissen wir, dass alte Restschmelze aus einem Speichersystem oft eruptiert wird, wenn neues Magma von unten seinen Aufstieg begonnen hat und eine neue Eruptionsphase bevorsteht. Dass im tieferen Untergrund des Ätna eine größere Magmenmenge auf ihren Aufstieg wartet, zeigen emittierte Helium-Isotope und eine hohe Kohlendioxid-Konzentration in den ausgestoßenen Vulkangasen.

Ätna mit Lavafall im Krater

Fantastisches Naturschauspiel am Ätna: Intrakrater-Lavastrom der Voragine generiert Lavafall in die Bocca Nuova

Am Ätna auf Sizilien lässt sich seit dem Wochenende ein seltenes Naturspektakel beobachten, wenigstens, wenn man bereit ist, den anstrengenden Aufstieg bis in den Gipfelbereich des Vulkans auf sich zu nehmen. Aus einem neuen Schlot an der Basis des Kegels, der sich Mitte Juni am Rand des Kraters Voragine gebildet hat, fließt ein Lavastrom in Richtung der tiefer gelegenen Bocca Nuova und verschwindet dort im Pit. Die Aktivität gleicht somit jener, die wir in der letzten Aktivitätsphase dieses Kraters im Jahr 2019/20 gesehen haben. Auch der Tremor gleicht sich den Daten von damals an, denn er schwingt nun im unteren roten Bereich. Auf einem aktuellen Satellitenfoto ist die Aktivität anhand ihrer Thermalsignatur im Infrarotbereich sichtbar.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Aufnahmen, die aus nächster Nähe von dem Spektakel geschossen wurden und werden. Viele Bilder und Videos werden in unserer FB-Gruppe geteilt. Leider immer öfter als Reels, die man auf anderen Websites nicht einbinden kann.

Die Erdbebenaktivität hat in den letzten Tagen wieder etwas nachgelassen, allerdings gab es gestern dann wieder ein paar Erschütterungen im Norden des Vulkans. Die Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 1,5. Das Hypozentrum wird mit einer Tiefe von -0,33 km angegeben, was bedeutet, dass sich der Erdbebenherd bereits im Vulkan oberhalb des Meeresspiegels befand. Ein weiterer schwacher Erdstoß manifestierte sich sogar -1,59 km Tiefe und lag somit nahe der Oberfläche. In der Region verläuft die bekannte Pernicana-Störungszone, so dass es sich wahrscheinlich um tektonische Erdbeben gehandelt hat, wobei die Möglichkeit besteht, dass die Störungszone auf geänderte Spannungsverhältnisse aufgrund von Magmenaufstieg mit Erdbeben reagiert hat.

Erdbeben an der Pernicana-Störungszone ereigneten sich früher oft vor großen Flankeneruptionen. Allerdings waren sie kurz vor einer Eruption deutlich stärker als sie es bis jetzt sind. Dennoch, es kann nicht Schaden, ein Auge auf Mama Etna gerichtet zu halten.

Ätna: Hohe Thermalstrahlung infolge Lavastroms

Strombolianische Eruptionen am Ätna halten an – Lavastrom fließt im Zentralkrater und emittiert hohe Wärmestrahlung

Die strombolianische Aktivität aus den neuen Förderschloten im Hang der Voragine geht nicht nur weiter, sondern hat sich in den letzten Tagen deutlich intensiviert. Diese Aktivität erklärt jedoch nicht die hohe Wärmestrahlung, die heute Nacht von Satelliten detektiert wurde: MIROVA zeigt eine Leistung von 173 MW an. Außerdem nahm die Tremoramplitude weiter zu und erreichte den Grenzbereich zwischen Gelb und Rot. Es liegt nahe, dass im Krater mehr Aktivität abläuft, als man von außen sehen kann, wobei die Strombolianer mittlerweile so hoch auswerfen, dass die glühende Lava weithin sichtbar ist, was im Allgemeinen bei vergleichbaren Eruptionen am Ätna nicht so häufig vorkommt, da die Strombolianer, die von Schloten am Kraterboden aufsteigen, selten über den Rand des Kraters auswerfen.

Bereits auf einem drei Tage alten Sentinel-Foto sind zwei Hotspots in der Voragine zu erkennen, die zeigten, dass nicht nur der neue Schlot aktiv ist, sondern auch im Hauptschlot am Kraterboden Lava stand.

Licht ins Dunkel der hohen Thermalstrahlung bringt ein Update der INGV-Vulkanologen, die schreiben, dass es zur Bildung eines Lavastroms gekommen ist, der im Krater unterwegs ist. Er fließt von der Voragine in Richtung Bocca Nuova und dort in den tiefen Pitkrater. Insofern ähneln die aktuellen Vorgänge der Eruption von 2019/20. Sie hielt mehrere Monate an und füllte die Krater der Bocca Nuova zum größten Teil auf. Vergleicht man die Tremoramplitude von damals mit der heutigen, sieht man, dass diese konstant im unteren roten Bereich verlief. Aktuell ist also noch Platz nach oben und die Stärke der Eruption könnte sich weiter steigern.

Im Unterschied zu heute war die Seismizität im Vorfeld der Eruption von 2019 deutlich höher als es jetzt der Fall ist. Der Ausbruch begann ohne erkennbare Vorzeichen, es sei denn, man betrachtet eben genau die geringe Seismizität als solche. In den letzten Wochen war die Tätigkeit des Ätnas so gering, dass das INGV seine wöchentlichen Berichte einstellte und nur noch einmal im Monat ein Bulletin veröffentlichte. Sehr wahrscheinlich wird sich das jetzt wieder ändern.