Ätna: Erdbeben und Tremorspitzen am 13. Juni

Tremor am Ätna wird nach Tiefphase unruhig – Weitere Erdbeben im Osten des Vulkans

Catania, 13.06.2025Viele Augen richten sich dieser Tage voller Spannung in Richtung Ätna, da man nach dem spektakulären Abgang des pyroklastischen Stroms vom 2. Juni auf einen weiteren Paroxysmus wartet. Es gibt erste schwache Anzeichen, dass sich tatsächlich einer ereignen könnte.

Diese Anzeichen sind bis jetzt aber noch mit Vorsicht zu betrachten, denn es ist keinesfalls sicher, dass zeitnah ein weiterer Vulkanausbruch erfolgen wird. Die Anzeichen ergeben sich in erster Linie aus einer Analyse des Verhaltens der Tremoramplitude, die in den letzten Tagen einem ähnlichen Muster folgt, wie wir es vor den Eruptionen der vergangenen Monate gesehen haben: Nach einer eruptiven Periode verblieb der Tremor eine Weile im gelben Bereich, bevor er dann in den grünen Bereich absackte. Nachdem er dort ein paar Tage verweilte, begann er wieder, in den gelben Bereich zu steigen, und erzeugte schnell Tremorspitzen, so wie es jetzt auch wieder der Fall ist. Diese Tremorspitzen sind sehr schön auf dem Seismogramm der Messstation ECPN zu sehen, die nach langem Ausfall wieder seit ein paar Tagen online ist.

Einen Unterschied gibt es allerdings doch: Während die Seismizität zwischen März und Mai niedrig war, zeigt sie aktuell eine leicht steigende Tendenz. Besonders im Osten des Vulkans gibt es flach liegende Erdbeben in Tiefen ab 5 Kilometern, über die ich bereits im letzten Update zum Ätna berichtet habe. Seitdem sind aber noch einige Erschütterungen im Valle del Bove dazugekommen.

Auf den Webcams erkennt man aktuell keine Besonderheiten, allerdings hüllt sich der Vulkan auch viel in Wolken, obwohl weiterhin schönstes Sommerwetter vorausgesagt ist. Tatsächlich herrscht auf Sizilien gerade die erste Hitzewelle des Jahres. Oft ist es am Ätna aber so, dass tagsüber am Gipfel und im Valle del Bove Wolken aufziehen, die einem die Sicht auf einen Vulkanausbruch vermiesen könnten.

Ätna: Erdbeben und interessante Tremorverlagerung

Leicht erhöhte Erdbebenaktivität am Ätna – Verlagerung der Tremorquellen Richtung Osten

Catania,10.06.2025Eine Woche nach dem Paroxysmus und dem Abgang eines pyroklastischen Stroms ist eine leichte Zunahme der Seismizität zu beobachten. Vor allem im Osten des Vulkans kam es zu einer Häufung flache liegender Erdbeben geringer Magnituden. Interessant ist auch eine Verlagerung der Tremorquellen östlich der Krater.

Letzteres geht aus dem jüngsten Wochenbericht des INGV zum Ätna hervor, der heute für die Beobachtungsperiode 02. – 06. Juni veröffentlicht wurde. Der beigefügten Grafik ist zu entnehmen, dass sich der Tremor von einem Bereich am Ostrand der Bocca Nuova bis östlich der Basis des Südostkraterkegels und somit bereits im Randgebiet des Valle del Bove reicht. Dort interessanterweise nahe der Oberfläche auftrat. Leider ist die Grafik zeitlich nicht gut aufgelöst, sodass es sein kann, dass dieser Tremor zeitgleich mit dem Paroxysmus vom 2. Juni auftrat. Sollte er sich erst danach verlagert haben, ist es möglich, dass wir in Kürze Lavaströme im Valle del Bove oder weitere Paroxysmen sehen werden. Dafür, dass sich aktuell Magma unter dem Ätna bewegt, sprechen die erwähnten Erdbeben in Tiefen weniger als 5 Kilometer, wie sie in den letzten Tagen vom seismischen Netzwerk des INGV registriert wurden. Besonders die Erschütterungen unter den Gipfelkratern und im Valle del Bove lassen vermuten, dass Magma Spannungen erzeugt, die auf lokale Störungszonen wirken.

Daten zum pyroklastischen Strom am 2. Juni

Natürlich gingen die Vulkanologen auch genauer auf den erwähnten Paroxysmus ein und lieferten konkrete Daten: Wie bereits von mir vermutet entstand er infolge einer Frakturbildung im oberen Bereich der Nordflanke des Südostkraterkegels, an der heiße Lava beteiligt war. Der pyroklastische Strom erreichte eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und glitt gut 3 Kilometer weit. Er stoppte am Monte Simone im Osten des Valle del Bove. Der pyroklastische Strom wurde durch 2 phreatische Explosionen verstärkt, als er unterhalb der Südostkraterbasis über ein Eisfeld floss, dass mit Lapilli bedeckt war. Im Zuge des Paroxysmus hatte es nur eine geringe Bodendeformation gegeben.

Die aktuellen geophysikalischen Parameter lassen ansonsten keine konkreten Vorhersagen zu unmittelbar bevorstehenden Ereignissen treffen.

Mikrobeben am Stromboli

Bemerkenswert ist, dass es auch unter dem Stromboli ein Mikrobeben gegeben hat. Am Stromboli liefern selbst vereinzelt auftretende Erdbeben Hinweise darauf, dass eine Aktivitätssteigerung bevorstehen könnte. Solche Phasen fangen für gewöhnlich mit Lavaspattering an.

Nördlich vom Stromboli und östlich vom Marsili Seamount ereignete sich zudem ein Erdbeben Mb 3,5. Das Hypozentrum lag in fast 300 Kilometern Tiefe.

Ätna: Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Vulkanausbruch

Massentourismus am Ätna: Auf 2500 m wartet man an der Seilbahnstation geduldig auf den Geländebus. © Marc Szeglat

Aufreger des Tages: Behörden und Seilbahnchef regen sich über unvorsichtige Touristen auf und veröffentlichen Schuldzuweisungen

Catania, 05.06.2025Nach dem paroxysmalen Vulkanausbruch am 2. Juni, bei dem ein pyroklastischer Strom entstand, der ins Valle del Bove abfloss und Touristengruppen gefährlich nahekam, veröffentlichten Behördenvertreter sowie der Betreiber der Seilbahn Schuldzuweisungen – und zwar gegen Touristen, denen sie unverantwortliches Verhalten vorwarfen.

Die Stellungnahmen, die zuerst in italienischen Medien erschienen, sind aus meiner Sicht eine beispiellose Frechheit. Sie zeugen vom Versagen der Behörden und scheinen vor allem aus der Angst geboren zu sein, dass es zu signifikanten Einschränkungen des Tourismusbetriebs am Ätna kommen könnte, die dem Massentourismus abträglich wären.

Seilbahnbetreiber Ätna Süd macht Touristen und Führern von Ätna Nord Vorwürfe

Konkret erklärte Francesco Russo Morosoli, Leiter der Seilbahn am Ätna-Süd, es sei „nicht hinnehmbar“, dass dem Image des sizilianischen Tourismussektors ein derart großer Schaden zugefügt worden sei. Er spielte damit auf die Videos und Bilder an, die Touristen auf dem Grat der Serra delle Concazze zeigen, wie sie vor dem pyroklastischen Strom flüchten. Morosoli sagte wörtlich:

Die im Internet kursierenden Fotos und Videos versetzen unserem Ruf einen schweren Schlag. Die Behörden müssen unbedingt eingreifen, um dem Mangel an Regeln am Nordhang unseres Vulkans Einhalt zu gebieten. Die Regeln gelten für alle, und wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht missachtet werden.“

Er betonte zudem, dass sich die Verantwortlichen der Touristenstation auf Ätna-Süd an sämtliche Vorschriften gehalten hätten und der Seilbahnbetrieb sofort eingestellt worden sei, als der Vulkanausbruch bekannt wurde. Allerdings verschwieg er, wann genau ihm der Ausbruch gemeldet wurde. Die Eruption begann bereits in den frühen Morgenstunden – streng genommen hätte die Seilbahn an diesem Tag gar nicht erst öffnen dürfen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Selbst während laufender Paroxysmen werden noch Touristen auf den Berg gebracht. Ich selbst habe bisher nur eine einzige Evakuierung der Zone oberhalb von 2500 Metern Höhe erlebt – und das auch nur, weil sich ein Paroxysmus und ein Unwetter gleichzeitig ereigneten. Unter normalen Umständen besteht dort tatsächlich kaum Gefahr – bis zu einer Höhe von etwa 2700 Metern gilt das Gelände als relativ sicher. Außer, es herrschen außergewöhnliche Umstände – wie an jenem Montag.

Dem Tourismus auf der Nordseite des Ätna nun Anarchie vorzuwerfen, halte ich für völlig überzogen. Dort gibt es keine Seilbahn, die Gruppen werden mit geländegängigen Fahrzeugen bis zum Observatorium am Pizzo Deneri gebracht. Auch dort bedarf es außergewöhnlicher Umstände, um in ernste Gefahr zu geraten.

Zwar existieren im Bereich der Serra delle Concazze beliebte Wanderrouten, die sowohl von Individualtouristen als auch von kleinen Gruppen mit Führern begangen werden, aber Hinweise auf etwaige Zugangsbeschränkungen sucht man entlang der Wege vergeblich. An manchen Parkplätzen stehen zwar allgemeine Schilder, die auf den aktiven Vulkanismus hinweisen, doch eine Webadresse oder Telefonnummer, unter der man sich tagesaktuell informieren könnte, fehlen. Von einem funktionierenden Informations- oder Warnsystem ganz zu schweigen. Wo, bitte schön, sollen sich Touristen erkundigen?

Katastrophenschutzchef delegiert Verantwortung an Touristen

Und dennoch meinte Salvo Cocina, Generaldirektor des sizilianischen Katastrophenschutzes, gegenüber der Presse:

Der Zugang zur Vulkanspitze war bereits seit Montag um 5:30 Uhr verboten. Leider haben sich viele nicht daran gehalten.“ Er ergänzte noch, „zum Glück ist nichts passiert“.

Für mich ist diese Bemerkung ein No-Go. Zum einen hielten sich die Flüchtenden nicht auf der Vulkanspitze auf, sondern waren kilometerweit davon entfernt. Zum anderen hat der Zivilschutz keine einzige öffentliche Warnung ausgesprochen, sondern die Einschätzungen der Vulkanologen schlicht ignoriert. Vielleicht wurden einige Bürgermeister rund um den Ätna informiert – aber nicht die Vulkanwanderer am Vulkan. Die Vorgänge zeigen, dass sich die Verantwortlichen auf Sizilien mental näher an behördlichen Vorgängen in Nordafrika orientieren als an Europa: Man ist weder bereit Verantwortung zu übernehmen, noch in der Lage bzw. Willens ein vernünftiges Warn- und Informationssystem aufzubauen, damit Vulkanwanderer eigenverantwortlich entscheiden können ob sie eine Tour antreten wollen oder nicht. Letztendlich droht die Gefahr, dass der Zugang wie am Stromboli einfach dauerhaft untersagen wird, und das man selbst Anfängertouren nur noch mit Führer unternehmen darf, als Kompromiss, dass man vor Ort wenigstens noch etwas Geld an den Touristen verdienen kann.

Ätna: Nach Vulkanausbruch Diskussion um Sicherheit entbrannt

Dramatische Videos zeigen Flucht: Paroxysmale Eruption und pyroklastischer Strom werfen Frage nach der Sicherheit am Ätna auf

Nach dem starken paroxysmalen Vulkanausbruch am Ätna, in dessen Folge ein pyroklastischer Strom entstand, der erst ins Valle del Leone und dann ins Valle del Bove floss, sind nun Diskussionen um die Sicherheit am Vulkan entbrannt. Diese werden vor allem in den sozialen Netzwerken geführt, dürften hinter verschlossenen Türen aber auch in den zuständigen Behörden und bei Tourenanbietern geführt werden. Grund für diese Diskussionen ist nicht allein die Tatsache, dass es einen Vulkanausbruch gab, sondern dass bei schönstem Wetter viele Vulkanwanderer unterwegs waren, denen der pyroklastische Strom sehr nahe gekommen ist. Teils dramatisch wirkende Videos wurden veröffentlicht, die zahlreiche flüchtende Wanderer zeigen.

Ein Videoclip -den ich gestern schon zeigte- dokumentiert die panische Flucht einer großen Gruppe bzw. mehrere geführter Wandergruppen in unmittelbarer Nähe zum pyroklastischen Strom. In Anbetracht dieser Bilder grenzt es an ein Wunder, dass es keine Todesopfer oder ernsthaft verletzten Personen jenseits von verstauchten Knöcheln gab. Wenn ich es richtig interpretiere flüchteten die Menschen über die Ascherutsche unterhalb des Pizzo Deneri und waren nicht unmittelbar in Lebensgefahr, doch zum Zeitpunkt des Abganges des pyroklastischen Stroms konnte man das sicherlich nur schwer einschätzen und die Fluchtreaktion war gerechtfertigt.

Im Jahr 2006 bin ich am Ätna in eine ähnliche Situation geraten, mit dem Unterschied, dass ich direkt vor dem Südostkraterkegel stand. Zum Glück erkannte ich die Gefährlichkeit der Situation und habe ca. 10 Minuten vor dem Abgang eines größeren pyroklastischen Stroms -der aber deutlich kleiner war als der aktuelle- die Gefahrenzone rennend verlassen und war gerade außer Reichweite des Stroms, als er abging.

Das INGV veröffentlichte heute einen Artikel nebst ausführlicher Erklärung, nach der die Vulkanologen des Observatoriums durchaus in der Lage sind, Paroxysmen in einem sehr frühen Aufbaustadium zu erkennen und auch davor zu warnen. Nur leider werden diese Warnungen nicht an die Öffentlichkeit weitergegeben, sondern versickern unbeachtet beim Zivilschutz. Ein System, diese Warnungen an Anwohner und Touristen auszugeben, fehlt.

Das Früherkennungssystem des INGV basiert auf einer KI, die Messdaten der 160 Überwachungsstationen auswertet, die am Ätna installiert sind. Damit zählt der Vulkan zu den am besten überwachten Feuerbergen der Welt. Es gibt auch ein teils automatisiertes Warnsystem, das die Informationen an den Zivilschutz weiterleitet, so dass die Öffentlichkeit bereits einige Stunden vor einem Paroxysmus vor dem Ausbruch gewarnt werden könnte.

KI-Basiertes Frührwarnsystem am Ätna.

Das schreibt das INGV zu den Vorgängen am 2. Juni (Zusammenfasung):

Bereits vor dem Ereignis schlug das Frühwarnsystem ETNAS (ETna iNtegrated Alert System) des INGV-Observatoriums Alarm. Es zählt zu den modernsten seiner Art weltweit und kombiniert Daten aus über 160 geophysikalischen und geochemischen Messstationen am Ätna. Das System basiert auf einem Machine-Learning-Algorithmus, der Veränderungen in Echtzeit erkennt und je nach Gefahrenlage verschiedene Warnstufen (F1, F2, I0, I1) ausgibt.

ETNAS unterscheidet dabei zwischen zwei Eruptionsszenarien: Lavafontänen (F-Warnungen) und magmatische Intrusionen (I-Warnungen). Bei letzterem wird ein möglicher Bruch an der Oberfläche durch aufsteigendes Magma angezeigt. So konnte etwa 2018 ein Eruptionsspalt 20 Minuten vor dem tatsächlichen Aufbrechen korrekt vorhergesagt werden.

Im aktuellen Fall wurde frühzeitig die höchste Warnstufe F2 aktiviert, was auf eine unmittelbar bevorstehende oder bereits laufende paroxysmale Eruption hinweist. Die automatische Alarmierung erfolgte über E-Mail und SMS an Katastrophenschutz und regionale Behörden – ein entscheidender Zeitvorsprung, um Schutzmaßnahmen einzuleiten.


Allerdings gibt es auch jenseits des KI-basierten Warnsystems Hinweise auf einen Paroxysmus, die selbst von ambitionierten Vulkanspottern und Hobbyvulkanologen erkannt werden: In der Regel gehen Paroxysmen mit strombolianischen Explosionen einher, die oft Stunden oder sogar Tage im Voraus beginnen. Jedoch gipfelt nicht jede strombolianische Aktivität in einem Paroxysmus mit Lavafontänen, Aschewolken und Lavaströmen. Ein relativ verlässlicher Indikator ist ein rapider Anstieg des seismischen Tremors. Um Fehldeutungen zu vermeiden, wurde ein Schwellenwert definiert, der den „Point of no Return“ markiert – jenen Bereich, ab dem fast sicher mit einem größeren Ausbruch zu rechnen ist. Diese Erkenntnisse sind in der Szene seit etwa 2014 bekannt, werden nun aber durch die KI automatisch erkannt und verarbeitet.

Das trügerische an dem Paroxysmus vom 2. Juni bestand darin, dass sich der Ausbruch drei Wochen nach einer vergleichsweise mild verlaufenden Eruptionsserie manifestierte. So dachten auch erfahrene Vulkanbeobachter, es würde sich um eine Fortsetzung dieser Aktivität handeln. Wäre ich selbst am Vulkan gewesen, wäre ich auch ziemlich nahe herangegangen um gute Fotos zu schießen. Unklar bleibt bis jetzt, ob das Früherkennungssystem des INGV es besser wusste und die Gefahr erkannte: der pyroklastische Strom ging ziemlich unvermittelt ab ohne dass es zuvor eine paroxysmale Hauptphase gegeben hätte. Diese baute sich erst im Zuge des Abgangs auf.

Wichtig wäre es nun, die Informationen über den Vulkanzustand an die Öffentlichkeit zu transportieren, am besten mit den Systemen, die ich schon in meinem letzten Artikel beschrieb. Cellbroadcast ist da meiner Meinung nach das zeitgemäße System der ersten Wahl. Darüber hinaus müssten besonders gefährdete Regionen deutlich markiert werden, damit Vulkanwanderer wissen auf was sie sich einlassen. Tatsächlich wurden jüngst vor dem Gipfelbereich neue Warnschilder aufgestellt, doch anderorts fehlen diese. Nach wie vor bin ich gegen generelle Besteigungsverbote und allumfassende Sperrungen, aber für mehr Information und Aufklärung.

Ätna: Nachlese zum Paroxysmus vom 2. Juni

Satellitenaufnahmen des Geschehens am Ätna: © Copernicus

Teilkollaps der nördlichen Südostkraterflanke verursachte pyroklastischen Strom – Wanderer am Ätna flüchteten panisch

Catania, 03.06.2025 – Paroxysmus und pyroklastischer Strom sorgten gestern am Ätna für Alarmstimmung: Als es gegen 09:24 Uhr zum Teilkollaps der Nordflanke des Südostkraters kam und der pyroklastische Strom durch das Valle del Bove floss, befanden sich zahlreiche Wanderer auf dem Grat der Serra delle Concazze, die das Valle del Bove nach Norden begrenzt. Von dem Grat aus hat man einen schönen Überblick über das Tal und auf die Gipfelkrater und befindet sich doch in relativer Sicherheit – relativ, weil es im Extremfall doch zu Auswirkungen an den Rändern der großen Depression im Osten des Ätnas kommen kann.

Bei besonders starken Eruptionen und starkem Südwind sind auf der Serra und auch im darunterliegenden Wald bereits große Lavabrocken eingeschlagen, die Autoscheiben zerstört und Menschen in arge Bedrängnis gebracht haben. Gestern dann der pyroklastische Strom, der so weit floss, dass er den Fuß der Klippen des Grates erreichte, auf dem sich die Wanderer befanden. Videoaufnahmen dokumentieren ihre Flucht vor der herannahenden Glutwolke, deren oberer, aschebeladener Teil drohte, über den Grat zu schwappen.

Doch in welcher Gefahr befanden sich die Menschen wirklich? Die Steilwände zum Valle del Bove hin sind gut 200 Meter hoch und stellen ein ernstzunehmendes Hindernis für pyroklastische Ströme dar – obgleich wirklich große Ströme auch solche Hindernisse überwinden könnten. In der Größenordnung des aufgetretenen Stroms bestand zumindest nicht die Gefahr, dass der besonders heiße basale Teil des pyroklastischen Stroms die Wanderer erreichte. So hätten sie in erster Linie mit der Aschewolke Bekanntschaft machen können – was aber auch mehr als unangenehm ausgehen kann.

Doch das Gefährlichste an einem pyroklastischen Strom ist der brandheiße untere Teil, in dem es bis zu 1000 Grad heiß sein kann – eine Temperatur, die alles Leben in Sekundenschnelle auslöscht. Nicht umsonst wird eine spezielle Form der pyroklastischen Ströme auch Glutwolke genannt. 1000 Grad dürfte der Strom am Ätna gestern nicht erreicht haben, aber Temperaturen von über 400 Grad sind durchaus realistisch. Forscher des INGV wollen demnächst in das Gebiet vordringen, um Proben zu sammeln – vielleicht weiß man anschließend Genaueres.

In den sozialen Medien wurden die unterschiedlichsten Kommentare geteilt, und auf Facebook postete ein Ortsansässiger, dass sogar ein Verwandter umgekommen sein soll, der sich in 100 bis 200 Metern Entfernung zum pyroklastischen Strom aufgehalten habe. Seine Lungen sollen verbrannt und mit Wasser gefüllt gewesen sein. Meiner Meinung nach handelt es sich um eine Fakenews. Das Profil der Person ist jedenfalls verriegelt und nicht öffentlich zugänglich. Bestätigungen über Opfer gab es in der Presse nicht.

Das andere Extrem stellen Kommentare von Vertretern der Touristikbranche dar, die sinngemäß meinten, es habe keine Gefahr bestanden und sie hätten die Situation unter Kontrolle gehabt. Wer so etwas schreibt, hat das Wesen des Vulkanismus nicht verstanden und keine Ahnung von Vulkangefahren. Natürlich stehen hier in erster Linie Sorgen vor Gewinneinbußen und darüber im Raum, dass die Zugangsregeln zum Vulkan verschärft werden könnten.

Ich persönlich bin prinzipiell dagegen, den Zugang zu Vulkanen zu sperren, doch ich bin ebenso der Meinung, dass Massentourismus auf aktiven Vulkanen nichts zu suchen hat. Im Brennpunkt meiner Kritik stehen insbesondere die Bustouren, die man im Süden des Vulkans veranstaltet. Hier werden Hundertschaften von Touristen bis 300 Höhenmeter Meter unterhalb der Gipfelkrater gefahren, ohne dass man die Menschen vorher vernünftig über die Vulkangefahren aufklärt. Dabei stolpert dann jeder – auch kleine Kinder, Alte und Kranke – schlecht ausgerüstet und ungeachtet des Wetters durchs vulkanische Hochgebirge, die nicht geringste Ahnung davon zu haben, dass man in Gefahr geraten kann und wie man sich dann richtig verhält. So etwas wird allein des Geldes wegen gestattet. Individualtouristen, die auf eigene Faust den Vulkan erkunden wollen und vergleichsweise wenig Geld einbringen, werden unter dem fadenscheinigen Sicherheitsargument hingegen schnell vom Berg verbannt.

Tatsächlich fehlt auch ein funktionierendes Warnsystem. Vulkanampeln könnten Touristen schon an den Aufstiegsrouten signalisieren, ob ein Aufstieg relativ gefahrlos ist. Zudem wäre ein Cell-Broadcast-System sinnvoll, das automatisch per Smartphone vor gefährlichen Situationen warnt. Unsere vulkanologische Gesellschaft plante vor gut zehn Jahren ein Projekt, Informationstafeln am Ätna aufzustellen, doch es scheiterte am behördlichen Desinteresse und einer gewissen Blockadehaltung vor Ort. Man wollte sich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich hineinreden lassen.

Die Vulkanologen vom INGV berichteten gestern zeitnah über die Entwicklungen am Ätna und sprechen bei Gelegenheiten wie dieser allgemeine Warnhinweise aus. Nur: Wer nicht aktiv auf die Website des INGV schaut, wird in der Regel davon nichts erfahren. Dabei wäre es natürlich ein Leichtes, an touristischen Hotspots Monitore zu betreiben oder wenigstens QR-Codes zu installieren, die auf die Seite des INGV verlinken.

Was trotz aller Fortschritte in der Vulkanologie nach wie vor fehlt, sind längerfristige Warnungen vor größeren Eruptionen. Eine Warnung vor dem Paroxysmus, in dessen Zuge der pyroklastische Strom gestern auftrat, gab es nicht – oder praktisch erst, als sich dieser bereits aufbaute. Längerfristig betrachtet lassen sich solche Ausbrüche bislang nicht prognostizieren.

Erste Daten zum pyroklastischen Strom

Die Vulkanologen posteten gestern Abend, dass es im Zuge der Eruption eine leichte Bodenhebung von 0,2 µrad gab und eine Dehnungsvariation an der Station Monte Ruvolo von etwa 120 Nanostrain. Zudem wurde eine Tremorquelle in 2500 Metern Tiefe unter den Gipfelkratern ausgemacht. Der pyroklastische Strom entstand durch einen Teilkollaps der nördlichen Südostkraterflanke, wo nun eine tiefe Scharte klafft. Doch das kalte Material der Kraterflanke hätte bei einem normalen Kollaps nur eine Schuttlawine bzw. einen Bergsturz ausgelöst. Damit ein pyroklastischer Strom entstehen konnte, muss ein nicht unerheblicher Teil des Materials aus heißer Lava bestanden haben, die reich an Gasen war. Diese Gase wurden während des Kollapses explosionsartig freigesetzt und fragmentierten das Gestein. Auf Videoaufnahmen ist zu erkennen, dass das teilweise erst geschah, als die Massen bereits unterwegs waren. Wahrscheinlich drückte sich ein zäher Lavastrom durch die Flanke, was den Kollaps und den pyroklastischen Strom auslöste. Luftbilder nach dem Ereignis zeigen die neu entstandene Narbe im Südostkraterkegel. Große pyroklastische Ströme können übrigens spielend Entfernungen von 10 Kilometern und mehr zurücklegen. In so einem Fall wären am Ätna auch die Orte unterhalb des Valle del Bove gefährdet. Die Länge des Stroms gestern schätze ich auf ca. 3,5 Kilometer.

 

Ätna: Abgang eines Pyroklastischen Stroms

Pyroklastischer Strom am Ätna. © Jochen Felkl/ Skylienwebcam

Großer Pyroklastischer Strom auf der Ostflanke des Ätnas – Südostkrater war der Ausgangspunkt

Catania, 02.06.2025/ 11:45 UhrDie 14. eruptive Phase, die man als milden Paroxysmus bezeichnen kann, nahm eine unerwartete Wendung, als gegen 11:24 Uhr MESZ von der Nordostflanke des Südostkraterkegels ein pyroklastischer Strom abging, der das Valle del Bove hinabfloss und auch das Valle del Leone nicht ausließ. Unser Vereinsmitglied Jochen Felkl war gerade an der Livecam und erstellte die hier gezeigten Screenshots.

Pyroklastischer Strom am Ätna. © Skyline

Ich versuche noch den genauen Hergang des Geschehens zu eruieren. Vermutlich kam es zum Kollaps eines Lavastroms oder eines Flankenabschnitts des Kraterkegels infolge der aktuellen Aktivität. Pyroklastische Ströme entstehen am Ätna häufig, wenn sich ein Lavastrom durch die Flanke des Kegels brennt, wodurch die berühmten Scharten bzw. Frakturen entstehen.

Ersten Einschätzungen zufolge handelte es sich um einen der größten pyroklastischen Ströme am Ätna, über die ich bis jetzt berichten durfte. Selbst gesehen habe ich am Ätna bisher zwei. Einer ging von der Bocca Nuova ab und floss Richtung Westen, der andere manifestierte sich ebenfalls vom Südostkrater.

Update 12:15 Uhr: Inzwischen hat das INGV ein Update herausgegeben, in dem es heißt, dass der pyroklastische Strom wahrscheinlich nicht über die Begrenzung des Valle del Leone hingeflossen ist. Sollte das der Fall sein, wäre das ein Worst-Case-Szenario, denn auf dieser Begrenzung  -der Serra delle Concazze- halten sich oft Wanderer auf. Doch auch im Valle del Bove gibt es Wanderwege. Sollten sich hier morgens bereits Wanderer aufgehalten haben, stehen ihre Überlebenschancen nicht sonderlich gut. Das Video unten zeigt, dass ein großer Teil des oberen Valle del Bove vom pyroklastischen Strom überrollt wurde.

Der pyroklastische Strom soll durch einen Kollaps im oberen nordöstlichen Flankenbereich entstanden sein. Zeitgleich verstärkte sich die kontinuierliche strombolianische Tätigkeit zu einer Lavafontäne. Unklar ist, ob ein plötzlicher Druckanstieg den Kollaps verursachte oder ob die Druckentlastung durch den Kollaps das Magma explosionsartig aufsteigen ließ.

Eine VONA-Warnung des VAAC Toulouse zeigt einen Roten Alarmstatus des Ätnas. Nach Nordwesten driftende Vulkanasche wurde in 6400 m Höhe detektiert.

In meinem letzten Update schrieb ich darüber, dass sich Magma in einer Nord-Süd-orientierten Zone unter dem Südostkrater angesammelt hat und Richtung Norden strebt. Bei den vorherigen Eruptionen hatte sich auch eine neue Förderschlotreihe im Nordwesten des Kraterkegels gebildet, was eine potenzielle Schwächezone markiert.

Das Geschehen zeigt, wie unberechenbar und gefährlich Vulkane sind. Zugleich liefert der Abgang des pyroklastischen Stroms Denkanstöße, wie es um die Sicherheit der Touristen bestellt ist, die in Hundertschaften via Seilbahn und Bus auf den Vulkan gekarrt werden. Da man bestenfalls mit einem milden Paroxysmus rechnete, wage ich zu bezweifeln, dass die Region oberhalb von 2500 m, wo sich die obere Seilbahnstation befindet, evakuiert wurde. Sollte ein größerer pyroklastischer Strom in Richtung Süden abgehen, könnte es schnell in einem Desaster enden. Interessant auch die Überlegung, mit welch unterschiedlichem Maß man urteilt: Der Aufstieg zum Stromboli ist dauerhaft gesperrt, selbst in Zeiten normaler Aktivität, während man am viel stärker eruptierenden Ätna die Leute bis 300 m unterhalb der Kraterkegel schafft.

Ätna: Eruptive Episode Nr. 14

Die 14. Ausbruchsepisode am Ätna begann heute Nacht  Intensive strombolianische Tätigkeit hält an

Catania. 02.06.2025  Am Ätna hat heute Nacht die 14. eruptive Episode der Ausbruchsserie begonnen, die ihren Anfang am 12. März nahm. Die letzte Eruption manifestierte sich am 12. Mai. Es gab also ein ungewöhnlich langes Pausenintervall von 3 Wochen und ich hatte schon nicht mehr mit einem weiteren Ausbruch gerechnet. 

Eruption am Ätna. © INGV
Wie bei den anderen Ausbrüchen auch begann der Tremor einige Stunden vor den ersten sichtbaren strombolianischen Eruptionen zu steigen, was gegen 23:00 UTC der Fall war. Um 01:23 UTC brachte das INGV/VAAC eine erste VONA-Warnung heraus und erhöhte den Alarmcode für den Flugverkehr auf „Gelb“. Zu dieser Zeit gab es noch keine Aschewolke, aber es wurde vor Unruhen am Vulkan gewarnt. Von da an kletterte die Alarmstufe ziemlich schnell, bis um 03:32 UTC die Alarmstufe „Rot“ ausgerufen wurde. In dem Kommuniqué hieß es, dass starke strombolianische Eruptionen im Gang seien. Die Höhe einer potenziellen Aschewolke ließ sich nicht bestimmen. Heute Morgen um 06:30 UTC sieht man auf einem Livestream kontinuierliche strombolianische Eruptionen aus 2 Förderschlote des Südostkraters aufsteigen, von denen eine Asche-Dampf-Wolke geringer Dichte aufsteigt.

Wie lange der Ausbruch anhalten wird, lässt sich nicht sagen. Normalerweise hält diese Form der milden Paroxysmen einige Stunden an. Der Tremor fluktuiert seit gut 4 Stunden auf hohem Niveau und erzeugte einige Peaks. Zuletzt stieg er noch ein wenig an, dürfte aber langsam seinen Höhepunkt erreicht haben.

Auf den Thermalcams erkennt man im Infrarotbereich, dass sich auf der Ostflanke des Südostkraters ein kurzer Lavastrom formiert, der in Richtung des Valle del Bove fließt und in etwa das Höhenniveau der Basis des Kraterkegels erreicht hat. Die vorherigen Eruptionen erzeugten deutlich größere Lavaströme. Es kann also sein, dass wir noch am Anfang der Lavastromphase stehen oder dass sich der Charakter der Tätigkeit gegenüber den letzten Eruptionen geändert hat.

Ätna: Zunahme der Erdbebentätigkeit Ende Mai

Vermehrt schwache Erdbeben am Ätna – neue Schote an der Nordwestseite des Südostkraters

Catania, 30.05.2025Am Ätna auf Sizilien ist es zuletzt ruhiger geworden und die eruptive Phase des Südostkraters scheint vorbei zu sein. Wir erinnern uns: Zwischen dem 12. März und 12. Mai erzeugte der Ätna 13 Episoden, die mit strombolianischen Eruptionen begannen und sich dann wie ein Paroxysmus steigerten, so dass kleine Lavafontänen entstanden und auch Lavaströme gefördert wurden. 

Erdbeben am Ätna. © INGV

Diese Eruptionen erreichten nicht die Gewalt eines normalen Paroxysmus, weshalb nur wenige Autoren diesen Begriff auf diese Ausbrüche anwendeten. Anzeichen für eine weitere Eruption gibt es aktuell nicht, allerdings nahm in den letzten Tagen die Seismizität am Ätna leicht zu: In der letzten Woche wurden 29 schwache Erschütterungen registriert, die sich in einem gut 5 Kilometer Umkreis um den Gipfel verteilen. Auffällig ist die Tiefenverteilung der Beben: Im Westen des Vulkans sind sie am tiefsten und im Osten am flachsten. Im Monatsverlauf wurden 98 Beben detektiert. Jetzt, wo die Eruptionen beendet zu sein scheinen, baut sich wieder ein höherer Druck im Speichersystem des Vulkans auf, der Spannungen im Gestein verursacht und vermehrt zu den Beben führt. Man kann davon ausgehen, dass die Ruhe am Ätna nicht lange währen wird.

Neue Schlote im Nordwesten des Südostkraterkegels

Die neuen Schlote. © INGV

Im letzten Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum vom 19. bis zum 25. Mai präsentieren die Vulkanologen vom INGV eine Karte der Lavaströme, die bei den letzten beiden eruptiven Episoden gefördert wurden. Sie flossen durch die beiden Scharten im Südostkraterkegel, die in Richtung Osten und Süden zeigen. Die beiden Ströme im Osten kamen besonders weit und flossen in das Valle del Bove, wo sie die 2500-m-Höhenlinie erreichten. Interessant ist auch der Umstand, dass sich im Nordwesten des Südostkegels neue Förderschlote auf der Außenseite des Kegels auftaten, die in Richtung Bocca Nuova weisen. Hier könnte im Laufe der Zeit eine weitere Scharte entstehen.

Die meisten geophysikalischen Parameter zeigten sich in der letzten Woche relativ unauffällig. Die Konzentrationen von Schwefeldioxid und Kohlendioxid sind vergleichsweise niedrig gewesen, einzig das Helium-Isotopenverhältnis ist auffällig und zeigt, dass sich in der Tiefe Magma akkumuliert. Einen Hinweis auf eine Magmenansammlung in geringer Tiefe liefert die Analyse der Tremorquellen: In wenigen hundert Metern Tiefe unter dem Südostkrater scheint sich ein Magmenkörper zu befinden, der sich in Nord-Südrichtung erstreckt und nicht mehr, wie es früher oft der Fall war, seine Finger bis unter die Bocca Nuova ausstreckt. Dafür reicht er aber bis unter den Nordostkrater und es ist möglich, dass dieser demnächst aktiv werden wird.

Die Vulkanologen halten ihre Warnung aufrecht, dass es jederzeit zu Paroxysmen kommen, die starken Aschefall verursachen könnten. Sie Bildung pyroklastischer Ströme schließen sie nicht aus. Der Alarmstatus bleibt auf „Gelb“.

Ätna: Steigender Tremor und gelber Alarm

Steigender Tremor am Ätna deutet vulkanische Aktivität an – Alarmstufe Gelb für den Flugverkehr

Am Ätna auf Sizilien steigt der Tremor seit dem Nachmittag an, was darauf hindeutet, dass sich wieder strombolianische Eruptionen am Südostkrater aufbauen könnten. Der Gipfel hüllt sich allerdings (noch) in Wolken, daher gibt es keine visuellen Beobachtungen des Geschehens. Ascheneiderschlag wurde noch nicht gemeldet, doch vorsorglich hat das INGV die Flugverkehrs-Alarmstufe „Gelb“ ausgerufen. Prognosemodelle zeigen, dass sich eine potenzielle Aschewolke in Richtung Osten ausbreiten würde. Stay tuned!

Update: Die Anfänglich keinen strombolianischen Eruptionen steigerten sich im Laufe des Abends weiter, so dass die Ausbrüche so schnell hintereinander kamen, dass man sie defacto als kleine Lavafontäne bezeichnen konnte.

Das Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV), bestätigte die Tätigkeit in einem Sonderbulletin, dass um 21:54 UTC veröffentlicht wurde. Danach kam es zu heftigen und häufigen Explosionen am Südostkrater. Darüber hinaus bildeten sich zwei kleinere Lavaströme, die sich in südliche und östliche Richtung ausbreitete. Eine Eruptionswolke zog ost-südöstlich über das Gebiet hinweg – in einigen Ortschaften unter der Aschwolke kam es zu Ascheregen.

Auch aus seismologischer Sicht wurde die Lage als dynamisch bezeichnet: Die Amplitude des vulkanischen Tremors erreichte ihren Höchststand gegen 20:10 Uhr UTC und bewegte sich auf hohem Niveau. Das Zentrum der Tremorquellen befand sich unterhalb des Südostkraters, in etwa 2900 Metern Höhe.

Neben der seismischen Aktivität wurde auch eine deutliche Infraschallaktivität registriert – mit zahlreichen, energiereichen Signalen, die ebenfalls dem Südostkrater zugeordnet wurden.

Messungen der Bodenverformung zeigten keine größeren Veränderungen. Dennoch wurde am Dilatometer der Station DRUV eine moderate Spannungsänderung von rund 24 Nanostrain festgestellt – ein Anzeichen dafür, dass das vulkanische System unter Druck stand.

Es waren auch wieder Fotografen am Vulkan unterwegs, die ihre Fotos in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt haben.