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Campi Flegrei: Neuer Monatsbericht online

Monatsbericht enthüllt höhen Gasausstoß – Seismizität gering

In den letzten Wochen ist es um den süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei ruhiger geworden, nicht nur aus vulkanotektonischer Sicht, sondern auch aus medialer. Der Höhepunkt der Berichterstattung im Oktober hätte wohl nur noch infolge einer Eruption getoppt werden können. Doch genauso ungerechtfertigt die Panikmache zu dieser Zeit war, so ungerechtfertigt ist nun das Ignorieren der Thematik in der Öffentlichkeit. Zwar sehen wir momentan deutlich weniger Erdbeben als im genannten Zeitraum, vorbei ist die zugrundeliegende Aktivität aber nicht und das generelle Eruptionsrisiko steigt mit jedem Millimeter Bodenhebung weiter, insbesondere da man ja der Meinung ist, dass diese letztendlich durch magmatische Prozesse in Tiefen unter dem Hydrothermalsystem verursacht werden.

Im aktuell erschienen INGV-Bulletin für den Monat Dezember berichten die Forscher, dass sie 159 schwache Erdbeben detektierten. Wie das Säulenhistorgramm zeigt, war das der geringste Wert des laufenden Jahres und nur ein Bruchteil dessen, was man im September/Oktober an Beben registrierte. Ein anderes Diagramm stellt die Tiefe der Hypozentren dar, und hier ist eindeutig der Trend auszumachen, dass es immer mehr Erdbeben mit Tiefen von mehr als 3 km gibt. Diese Erdbeben sind es, die Besorgnis erregen und einen Hinweis liefern, dass Magma aus einem tiefer gelegenen Magmenkörper aufstiegen könnte.

Die Bodenhebung stieg im November nach einem kurzweiligen Rückgang im Oktober, als sie nur noch 4 mm pro Monat betrug, wieder an. Aktuell liegt sie bei 10 mm im Monat. Seit dem Beginn der Hebungsphase in 2005 summierte sich die Hebung auf 118 cm. Betrachtet man die letzten 7 Jahre, dann hob sich der Boden in dieser Zeit um 85 mm. Neben dem Boden steigen auch Druck und Temperatur im Hydrothermalsystem immer weiter an. Der Kohlendioxid-Ausstoß aus der Solfatara war auch im November mit 3500 Tonnen am Tag hoch und lag auf dem Niveau eines eruptierenden Vulkans.

Campi Flegrei: Neuer Umweltalarm diskutiert

Behörden diskutieren Einführung eines neuen Umweltalarms für die Campi Flegrei

Während die geologisch bedingten Unruhen im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei weitergehen, diskutieren die verantwortlichen Behörden die Einführung eines neuen Umweltalarms. Presseberichten zufolge wurde bislang das Risiko der Gesundheitsgefährdung durch die Luftverschmutzungen infolge der Emission magmatischer Gase in der Caldera nicht genug beachtet. Besonders Kinder, Alte und kranke Menschen sind schon von geringen Konzentrationen magmatischer Gase in der Atemluft gefährdet.

Zeitweise berichten die Anwohner über den starken Geruch nach Schwefelwasserstoff, der uns allen gut bekannt ist, wenn es nach „verfaulten Eiern“ riecht. Schwefelwasserstoff ist eine der Verbindungen, die von Vulkanen ausgestoßen werden, aber auch durch Faulungsprozesse entstehen können. Dabei ist der Schwefelwasserstoff nur eines von vielen Gasen, die von den Fumarolen im Bereich der Solfatara gefördert werden. Weitestgehend geruchslos sind Gase wie Schwefeldioxid und Kohlendioxid, die am Vulkan in großen Mengen austreten können und giftig sind bzw. eine Gesundheitsgefährdung darstellen, weil etwas Kohlenstoffgase schwerer als Sauerstoff sind und diesen in Bodennähe verdrängen. Dadurch herrscht dann Erstickungsgefahr insbesondere, wenn sich Kohlendioxid in Niederungen oder Kellern ansammelt. Daher wurde nun die Einführung eines Umweltalarms diskutiert, der die Bevölkerung vor Gasemissionen warnen und informieren soll. In welcher Form die Warnungen kommuniziert werden sollen, wurde bis jetzt nicht mitgeteilt.

Die ausgestoßenen Gase sind magmatischen Ursprungs und entströmen einem Magmenkörper. Über die Tiefe des Magmenkörpers wird in der letzten Zeit heiß debattiert. Als gesichert gilt die Erkenntnis, dass in Tiefen jenseits von 8 Kilometern eine große Magmaansammlung vorhanden ist. Uneins sind sich die Geoforscher über die Existenz einer kleineren Magmansammlung in 4 Kilometern Tiefe. Sollte sich hier eine größere Menge Schmelze akkumulieren, droht ein Vulkanausbruch.

Anwohner der Solfatara berichten in den Sozialen Medien darüber, dass das INGV mittlerweile fast täglich im Krater aufschlägt und Inspektionen durchführt. Ein Indiz dafür, wie ernst man die Lage momentan einschätzt.

Einstweilen geht die Erdbebenaktivität im Bereich der Campi Flegrei weiter, wenn auch nicht auf Schwarmbebenniveau. Seit gestern wurden vom INGV knapp 30 Beben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7 und manifestierte sich heute Morgen. Mit einem Abklingen der Aktivität ist nicht zu rechnen.

Campi Flegrei: Neues Erdbeben Mb 3,6

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,6 in der Campi Flegrei – Gefängnis wurde evakuiert

Datum: 22.05.2024 | Zeit: 06:28:00 UTC | Lokation: 40.8075 ; 14.1103 | Tiefe: 2,5 km | Mb 3,6

Gestern Abend verkündete das INGV das offizielle Ende des Erdbebenschwarms, der am Montag begonnen hatte und für viel Aufregung gesorgt hatte. Die stärkste Erschütterung hatte eine Magnitude von 4,4 und war das stärkste Erdbeben, das in der Caldera gemessen wurde. Das heißt nicht, dass es nicht zuvor stärkere Erdbeben gegeben haben kann, etwa im Vorfeld der Monte-Nuovo-Eruption. Die Magnitude dieser Beben lässt sich im Nachhinein jedoch nicht mehr exakt bestimmen. Der Erdbebenschwarm bestand aus 168 Erschütterungen. Dabei kam es zu einer relativ großen Streuung einzelner Beben.

Nach einer relativ ruhigen Nacht ereignete sich heute Morgen ein weiteres Erdbeben, das weithin spürbar war und eine Magnitude von 3,6 hatte. Die Tiefe des Hypozentrums wurde mit 2,5 Kilometern angegeben. Das Epizentrum befand sich im Westen des Golfs von Pozzuoli und manifestierte sich an einer lokalen Störungszone, die in den vergangenen Wochen öfter ähnliche Erschütterungen hervorbrachte. Ein größerer Erdbebenschwarm ist bis jetzt ausgeblieben.

In Pozzuoli glätten sich die Wogen langsam nach den Ereignissen vom Montag, doch es wurden weitere Schäden an Gebäuden gemeldet. Laut einem Video von Local Team wurde gestern das Frauengefängnis von Pozzuoli vorsorglich evakuiert. Alle 140 Insassen wurden in andere Einrichtungen verlegt. Als Grund wurde die Erdbebentätigkeit genannt.

Die Ereignisse der letzten Tage werden von Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Auch wenn man in den Wochen zuvor erkennen konnte, dass immer mehr Forscher die Seiten gewechselt haben und eine Eruption für möglich halten, gibt es immer noch ein Lager, das dies nicht denkt. Hier lautet der Grundtenor, dass die Existenz des Magmenkörpers, der sich nach einer neuen Studie in 5 Kilometern Tiefe befinden soll, erst noch durch weitere Studien bestätigt werden muss. Allerdings gab es bereits vor der neuen Studie wissenschaftliche Arbeiten, die Magma in 4-5 Kilometern Tiefe zumindest vermuten ließen. Die Forscher, die nicht an einen Magmenkörper in geringer Tiefe glauben, gehen von der Existenz eines größeren Magmenreservoirs in größeren Tiefen jenseits von 8 Kilometern aus. Von dort sollen die magmatischen Fluide aufsteigen, die für den Bradyseismos verantwortlich sind. Die Gretchenfrage ist jedoch, ob in diesen Magmenkörper weiterhin Magma aus noch größeren Tiefen aufsteigt oder nicht.

Da es, wie so oft, wenn es um die Prozesse im Erdinneren geht, vieles im Verborgenen bleibt und niemals Klarheit besteht, ob und wann z.B. ein großes Erdbeben kommt oder ein Vulkan ausbricht, muss man sich natürlich fragen, ob es empfehlenswert ist, mitten in einer aktiven Caldera zu siedeln.

Campi Flegrei: Neues Modell zu aktuellen Vorgängen

Staat: Italien | Koordinaten: 40.826, 14.138 | Eruption: Fumarolisch

Der süditalienische Caldera-Vulkan Campi Flegrei steht häufig in den News, da sich der Boden seit einigen Jahren hebt, was viele schwache Erdbeben verursacht. Es besteht die Sorge, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Daher wird die Aktivität des Vulkans genaustens beobachtet. Geowissenschaftler der verschiedensten Disziplinen forschen am Vulkan und fühlen ihm den Puls.

Aktueller Status der Campi Flegrei

Alleine in der Woche vom 28. Februar bis zum 6. März 2022, wurden von den Sensoren des INGVs 33 schwache Erdbeben registriert. Die stärkste Magnitude lag im Bereich um M 0.9. Die Bodenhebung belief sich auf 13 mm im Monat. Ein deutlicher Anstieg gegenüber der Hebungsperiode bis zum November 2021. Seit 2011 hob sich der Boden stellenweise um bis zu 86,5 cm Darüber hinaus gab es konstante Dampfemissionen. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole belief sich auf 95 Grad Celsius.

Sichtbare Auswirkungen der Bodenhebung

In den letzten Wochen wurden die Veränderungen am Vulkan immer stärker sichtbar und beschränkten sich nicht nur auf die Messwerte der Vulkanologen. Am ausgeprägtesten sind die Veränderungen im Bereich des Hafens von Pozzuoli, wo Teile des Hafenbeckens nun bei Ebbe auf dem Trockenen liegen. Außerdem kommt es gelegentlich zu stärkeren Erschütterungen, die von den Anwohnern gespürt werden. All diese Symptome beunruhigen die Anwohner der Caldera immer mehr.

Neue Forschungen zur Campi Flegrei

Die bislang jüngste Studie zum Vulkan, die unter Schirmherrschaft des INGVs im Rahmen des Projekts LOVE-CF durchgeführt wurde, kombinierte eine Reihe von Beobachtungen aus den Bereichen der Petrologie und Geochemie und erstellte damit numerische Simulationen zur Vulkandynamik. Die Studie kam zu dem Schluss, dass neues Tiefenmagma in ein flach liegendes Reservoire aufgestiegen ist. Es befindet sich in 8 km Tiefe, unter einer Deckschicht aus kristallinem Gestein. Dieses Gestein wurde geschwächt und es entstanden Risse, bei deren Bildung nicht nur Erdbeben ausgelöst wurden, sondern auch Gas aufsteigen konnte. Es kam zur Bodenhebung und zur Aufheizung des Hydrothermalsystems, was wiederum Erdbeben und Gasemissionen verursachte. (Quelle: https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2021JB023773)

Campi Flegrei: Neues Schwarmbeben

Der italienische Caldera-Vulkan Campi Flegrei wurde von einem neuerlichen Schwarmbeben erschüttert. Heute Morgen zeichneten die Seismometer des INGVs 21 Beben auf. Sie hatten alle geringe Magnituden kleiner als 1. Die Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 0,98 und 2,67 km. Die Epizentren streuten in einem bereich östlich und südlich der Solfatara. Einige Beben manifestierten auch direkt unter dem Krater. Der letzte Erdbebenschwarm ereignete sich erst vor 14 Tagen. Es wird davon ausgegangen, dass die Beben durch die Bewegung magmatischer Fluide ausgelöst werden. Das können hydrothermale Tiefenwässer, Gase, oder auch Magma sein.

Campi Flegrei: Neues Schwarmbeben und weitere Studie

Weitere Studie bestätigt hohe Fluiddynamik in geringer Tiefe

Erst heute Morgen habe ich über eine neue Studie berichtet, die einen flach liegenden Magmenkörper unter dem Yellowstone-Vulkan identifizierte. Hierbei wurde das Bildgebungsverfahren der seismischen Tomografie eingesetzt. Einem neuen Bericht beim IGNV zufolge hat man eine vergleichbare Studie auch in den Campi Flegrei durchgeführt. Und ähnlich wie unter der Yellowstone-Caldera wurde auch hier ein Magmenkörper in nur 3,9 Kilometern Tiefe entdeckt.

Die INGV-Forscher untersuchten den Untergrund der Caldera Campi Flegrei in zwei Kampagnen, die 2020–22 und 2023–24 durchgeführt wurden, und verglichen die computergenerierten Modelle des Untergrunds, die dadurch entstanden, dass das Wellenverhalten tausender Erdbeben untersucht wurde. Die Forscher entdeckten unter der Caldera zwei Gebiete, in denen es zu einer anomalen Erhöhung der Ausbreitungsgeschwindigkeit der seismischen Wellen kam. Die erste Anomalie kommt durch eine erhöhte P-Wellen-Geschwindigkeit (Vp) in 3–4 km Tiefe unter Pozzuoli und dem angrenzenden Meer zustande. Die zweite zeigt sich in einer erhöhten S-Wellen-Geschwindigkeit (Vs) in rund 2 km Tiefe unter dem Fumarolengebiet Solfatara-Pisciarelli. Diese Anomalien stehen im Zusammenhang mit der beobachteten Bodenhebung und einer Zunahme der Seismizität. Der Vergleich der Daten der beiden Kampagnen belegte eine hohe Dynamik in dem Gebiet.

Die Vp-Anomalie kann entweder auf eine moderate magmatische Intrusion (< 1 km³), die überkritische Fluide enthält, oder auf die Ansammlung dichter Fluide wie Hochdruckwasser oder Gase zurückzuführen sein. Beide Prozesse erhöhen die seismische Geschwindigkeit gegenüber dem umgebenden porösen Gestein. Einige Studien deuten zudem auf einen Magmaaufstieg von 6 km auf etwa 3,9 km Tiefe hin. Diese Menge des aufgestiegenen Magmas ist jedoch zu gering, um tomographisch sicher nachweisbar zu sein.

Weitere Schwarmbeben unter der Caldera

Seit gestern kommt es auch wieder zu einem weiteren Erdbebenschwarm, der bis jetzt aus gut 30 Erschütterungen besteht. Er ist Ausdruck der dynamischen Prozesse unter den Campi Flegrei. Das stärkste Beben des Schwarms ereignete sich heute Morgen um 06:28:55 UTC und hatte eine Magnitude von 2,7. Der Erdbebenherd lag in 3,7 Kilometer Tiefe, Das Epizentrum wurde nordwestlich der Solfatara an der Tangentiale verortet. Die Bewohner der Region reagieren immer genervter auf die Beben. Es gibt Medienberichte, in denen die Anwohner mit den Worten zitiert werden, dass sie die Beben nicht mehr ertragen könnten.

Ein Ende der Hebungsphase ist indes nicht in Sicht und das INGV bestätigte in seinem jüngsten Wochenbericht ein Anhalten der Bodenhebung mit einer Geschwindigkeit von 20 mm pro Monat. Es gibt Hinweise auf eine leichte Reduzierung der Hebegeschwindigkeit. Dennoch hält der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung an.

Campi Flegrei: News am 09.04.23

Mehr als 600 Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei

Im Monat März ereigneten sich mehr als 600 schwache Erdbeben unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei. Diese Rekordmeldung der aktuellen Hebungsphase, die im Jahr 2005 begann, geht aus dem Monatsbulletin des INGV-Neapel hervor. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich am 13. März. Darüber hinaus ereigneten sich 3 Schwarmbeben, die wie folgt beschrieben werden:

● Das Erste, ab 03:26 UTC am 02/03/2023 bestehend aus 12 Erdbeben mit -0,3≤Md≤1,5 (±0,3)
die in der Gegend von Pozzuoli auftraten.
● Das Zweite, um 05:24 UTC am 24/03/2023, bestehend aus 38 Erdbeben mit -0,5≤Md≤2,6
(±0,3), die in der Region Solfatara-Pisciarelli auftraten.
● Das Dritte, ab 13:05 UTC am 31.03.2023, bestehend aus 14 Erdbeben mit -1,1≤Md≤1,8 (±0,3)
ereignete sich im Solfatara-Gebiet.

Von den insgesamt 612 registrierten Erschütterungen waren die meisten zu schwach, um sie genau zu lokalisieren. Es handelte sich also um sehr schwache Mikrobeben mit zum Teil negativen Magnitudenwerten. Bei 238 Erschütterungen gelang die Lokalisierung von Epi- und Hypozentrum. Das sind die Beben, die auf der Shakemap des INGV eingezeichnet werden und über die vnet für gewöhnlich berichtet. Neben der reinen Anzahl der Beben erreichte auch die kumulierte Energie einen neuen Höchstwert. Er lag bei fast 1,2 GJ.

Die Epizentren der meisten Beben konzentrierten sich auf den zentralen Bereich der Campi Flegrei in dessen Mitte sich die Solfatara befindet. Die meisten Beben lagen in Tiefen von einigen Hundert Metern bis zu 4 km. Damit spielte sich das Beben-Geschehen zum größten Teil in der hydrothermalen Zone ab. Dennoch spricht die Aktivität dafür, dass der Magmenkörper, der in mehr als 5 km Tiefe sitzt, auflädt und das Hydrothermalsystem befeuert. Dafür spricht auch die anhaltend hohe Inflation von ca. 15 mm pro Monat.

Die restlichen geophysikalischen und geochemischen Parameter bewegten sich auf erhöhtem Niveau. Besonders auffällig ist der weiter steigende Anteil an magmatischem Kohlendioxid in den fluiden des Hydrothermalsystems. Der geschätzte CO2-Fluss aus dem Boden für das gesamte Solfatara-Gebiet beträgt etwa 3000 Tonnen am Tag. Das ist mehr, als zuletzt vom Lavasee des Vulkans Kilauea emittiert wurde.

Campi Flegrei: Notfallübung verlief entäuschend

Notfallübung zu einem simulierten Erdbeben in der Campi Flegrei stieß auf wenig Interesse bei der Bevölkerung

Die Erde bebt, Häuser und Straßen werden beschädigt und giftige Vulkangase treten aus. Menschen rennen in Panik auf die Straßen und versuchen, aus einstürzenden Altbauten zu flüchten. Dabei stürzen Fassadenteile und Dachziegel auf die Straßen. Flüchtende werden am Kopf getroffen und rennen blutüberströmt durch die engen Gassen der Stadt Richtung Meer, wo in Windeseile Notunterkünfte und Evakuierungszentren eingerichtet werden. Durch geborstene Gasleitungen strömt Gas und es kommt zu Explosionen, Glassplitter fliegen umher und verletzen zahlreiche Personen.

So ähnlich könnte es sich abspielen, sollte sich in Pozzuoli und umliegenden Gemeinden im Einzugsbereich des Calderavulkans Campi Flegrei ein stärkeres Erdbeben ereignen. Das bisher stärkste Erdbeben der aktuellen Bodenhebungsphase in den Phlegräischen Feldern manifestierte sich im Mai und hatte eine Magnitude von 4,4. Erdbeben dieser Stärke verursachen meistens nur geringe Schäden. Anders sieht es bei Erschütterungen mit Magnituden im Fünferbereich aus, die durch vulkanische Prozesse durchaus ausgelöst werden können. Daher luden Kommunalverwaltung und Zivilschutz zu einer Notfallübung ein, die am Dienstag und Mittwoch dieser Woche durchgeführt wurde. Tagelang wurde in den Medien und vor Ort dafür geworben, und es lagen Listen aus, in denen sich bis zu 250 Bürger registrieren konnten, die an der Übung teilnehmen wollten. Einige Anwohner wurden von den Behörden direkt zur Teilnahme eingeladen.

Die Übung startete dann am Dienstag bei schönstem Wetter. Zuerst übte man die internen Abläufe bei den Behörden und Verwaltungen, die im Notfall in Kraft treten. Später sollten dann die Bürger in die Übung einbezogen werden. Doch leider lag man lieber am Strand, als sich in einem stickigen Zelt versorgen zu lassen oder mit einem Bus aus dem simulierten Erdbebengebiet evakuiert zu werden. Je nach Quelle ist von 30 bis 60 Freiwilligen die Rede, die der Aufforderung zur Übungsteilnahme folgten. Informationszelte an der Küstenpromenade registrierten lediglich vier Besucher. In den Medien wurde die Übung als Reinfall bezeichnet. Auch Fabrizio Curcio, der Leiter des Zivilschutzes, zeigte sich enttäuscht und machte mangelnde Aufklärungsarbeit für das geringe Interesse an der Übung verantwortlich. In Pozzuoli leben 81.000 Einwohner in der direkten Gefahrenzone, und da ist es tatsächlich deprimierend, wenn nicht einmal ein Promille der Bevölkerung an den Übungen teilnahm. Vielleicht lag das geringe Interesse aber auch an dem geprobten Szenario, denn schließlich lebt man in einem Vulkangebiet und fürchtet sich weniger vor Erdbeben als vor einer Eruption und hier gilt es zu evakuieren, bevor die Katastrophe beginnt. Ein Vulkanausbruch soll in der nächsten Übung simuliert werden, die für Oktober dieses Jahres geplant ist.

Campi Flegrei: Nur wenige Anwohner wollen Kontrollen der Häuser

Wenige Anwohner der Campi Flegrei fragen Schadenskontrollen an – Angst vor Wohnungslosigkeit

Nach dem starken Schwarmbeben der vergangenen Woche ist es in den letzten Tagen aus seismischer Sicht etwas ruhiger in den Campi Flegrei, obgleich es weiterhin täglich mehrere Erdbeben gibt. Ihre Anzahl liegt in dem Bereich dessen, der typisch für den Normalzustand der Hebungsphase ist. Die Bodenhebung geht indes weiter und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich die Krise abschwächt.



Schäden am Haus

Grund für dieses Update ist jedoch ein Bericht italienischer Medien, nach dem der Zivilschutz nur wenige Anfragen an die Techniker des Katastrophenschutzes erhält, um Schwachstellenanalysen für private Wohngebäude durchzuführen. Der Bericht lässt zudem vermuten, dass auch nicht alle Gebäudeschäden den Behörden gemeldet werden. Bei jedem Schwarmbeben veröffentlicht die Kommune Pozzuoli entsprechende Kontaktdaten, unter denen Schäden gemeldet und Inspektionen beantragt werden können.

Die Gründe für die geringe Nachfrage nach Inspektionen liegen in der Sorge der Bürger, dass ihre Häuser und Wohnungen als nicht sicher deklariert werden und diese dann geräumt werden müssen. Außerdem meinten mehrere Hausbesitzer im Interview, dass sie Angst vor hohen Sanierungskosten hätten. Im Falle von Sicherungs- und Renovierungsarbeiten gibt es zwar staatliche Förderungen und Zuschüsse, doch bis Gelder fließen, vergehen Monate und Jahre, wenn versprochene Leistungen überhaupt gezahlt werden. Hausbesitzer und Wohnungseigentümer müssen in Vorkasse treten. In den meisten Fällen fehlt das Geld hierfür.

Wer seine Wohnung räumen muss und nicht bei Verwandten oder Freunden in der Nähe unterkommt, muss meistens in ein Hotel ziehen oder das Gebiet komplett verlassen, was für ortsgebundene Berufstätige kaum machbar ist. Es soll zwar auch hier staatliche Zuschüsse geben, doch diese decken nicht die vollen Kosten für einen dauerhaften Umzug oder für das Hotel.

Aus diesen Gründen bleiben viele Gebäudeschäden unentdeckt oder werden sogar verheimlicht. Das bedingt natürlich, dass der tatsächliche Zustand vieler Gebäude in Pozzuoli falsch eingeschätzt wird. Viele Menschen leben in unsicheren Gebäuden, die im Falle stärkerer Erdbeben einsturzgefährdet sein könnten.

Zuverlässige, wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Krise in den Campi Flegrei können nicht getroffen werden. Die Szenarien reichen von einem Abklingen der Aktivität bis hin zu einer Verstärkung der Seismizität, und sogar ein Vulkanausbruch lässt sich letztendlich nicht ausschließen. Auch der Zeitrahmen, in dem das alles geschehen kann, ist völlig offen.

Generell muss man sich die Frage stellen, ob es überhaupt sinnvoll ist, vor dem Ende der Krise Gebäude aufwendig zu sanieren oder sogar Neubauten zuzulassen. Auf lange Sicht erscheint es mir ratsam, die Besiedlung der Caldera aufzugeben.

Campi Flegrei: Professor schlägt Entlastungsbohrungen vor

Fumarolentemeratur bei Pisciarelli gestiegen – Professor schlägt Bohrungen zur Druckentlastung vor

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei steht aktuell wieder verstärkt im Fokus der Berichterstattung, sowohl auf Vnet als auch in der Lokalpresse von Pozzuoli und Neapel. Grund dafür ist der Bradyseismus, der sich durch eine anhaltende Bodenhebung von 10 mm pro Monat bemerkbar macht, wie der jüngste INGV-Wochenbericht bestätigt. So hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 16 Zentimeter. Im Bericht für den Zeitraum 7. bis 13. Oktober wird zudem hervorgehoben, dass der Vulkan weiterhin vermehrt Kohlendioxid ausstößt, wobei die Werte fast die Höchststände von Ende 2022 erreichen. Auch die Temperatur der Fumarolen bei Pisciarelli ist um ein Grad auf 96 °C gestiegen. Die Erdbebenaktivität hat im Vergleich zur Vorwoche zugenommen: Es wurden 30 Erschütterungen verzeichnet, die stärkste davon mit einer Magnitude von 2,6. Zwar liegt die Erdbebentätigkeit noch deutlich unter den Höchstständen, doch wächst die Besorgnis über eine erneut zunehmende Aktivität.

Die Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 wurde inzwischen abgeschlossen, und die Behörden werten zusammen mit dem Katastrophenschutz die gesammelten Erfahrungen aus. Im Vorfeld der Übung gab es Kritik vom Vulkanologen Dr. Mastrolorenzo, der anmerkte, dass die Ausgangsbedingungen der Simulation zu optimistisch seien und dass Vulkanausbrüche nicht so präzise vorhergesagt werden könnten, wie es in der Übung suggeriert wurde.

Ein weiterer Wissenschaftler, der die Übung beobachtete, erneuerte seinen Vorschlag, eine Serie von Bohrungen bis in 3 Kilometer Tiefe durchzuführen, ähnlich wie bei Geothermiekraftwerken. Robert J. Bodnar, Professor an der Geowissenschaftsabteilung des Virginia Polytechnic Institute, vertritt die Ansicht, dass solche Bohrungen das Hydrothermalsystem entlasten und dadurch die Bodenhebung sowie die Erdbebenaktivität verringert werden könnten. Dies setzt jedoch voraus, dass der Bradyseismus durch das Hydrothermalsystem und nicht durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Neuere Studien zeigen, dass zumindest ein Teil des Bradyseismus durch Magmaakkumulation in 4-5 Kilometern Tiefe bedingt ist. Kritiker des Vorschlags warnen vor unvorhersehbaren Umweltauswirkungen für den Golf von Pozzuoli, da die geförderten Fluide giftige Stoffe enthalten könnten und die Entsorgung des Schlammwassers ungeklärt sei. Bodnar argumentiert hingegen, dass die Fluide auch wertvolle Rohstoffe wie Lithium enthalten könnten. Für die Umsetzung des Projekts seien mindestens 10 Bohrungen nötig, einige davon auch offshore. Diese Idee wurde bereits vor Jahren diskutiert und offenbar abgelehnt.