Island: Wissenschaftler schwört auf lange Eruptionsphase ein

Bodenhebung im Bereich Fagradalsfjall

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die Bodenhebung weiter und ein Ende des Magmenaufstiegs ist bis jetzt nicht in Sicht. Er hält seit Oktober ununterbrochen an und seitdem kam es zu 5 Gangbildungen und 3 Eruptionen im Svartsengisytem. Zu diesen Ereignissen gesellen sich drei Vulkanausbrüche und ebenfalls mehrere Intrusionen, die wir in den letzten Jahren am benachbarten Fagradalsfjallsystem gesehen haben. Auch dort wird seit Anfang des Jahres wieder eine vergleichsweise schwache, aber stetige Bodenhebung festgestellt, die mittlerweile bei 3-4 cm liegt. So erscheint es mir möglich, dass wir am Fagradalsfjall bald wieder einen Vulkanausbruch sehen werden. Nach der Litli-Hrútur-Eruption sagten die statistischen Prognosen, dass es im Mai wieder soweit sein könnte.

Isländischer Geoforscher sagt langjährige Eruptionsphase voraus

In diesen Kontext passt die Aussage von Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson, dass dem Svartsengi-System eine mehrjährige Eruptionsphase bevorsteht und dass man sich auf Reykjanes und insbesondere in Grindavik darauf einstellen müsse. Bis jetzt wurden 10 bis 15 % der Schmelze eruptiert, die vor ca. 2000 Jahren ausgestoßen wurde, als die Sundhnúka-Kraterreihe entstand. Die geologische Geschichte der Region zeigt, dass Eruptionsphasen auf Reykjanes mehrere Jahrzehnte dauern und ca. alle 800 Jahre einsetzten. Aus der Tiefe scheint also periodisch eine ähnlich große Magmamenge aufzusteigen. Welcher Mechanismus dafür verantwortlich ist, konnte bis jetzt noch nicht erforscht werden. Der Geophysikprofessor sprach vorgestern vor einer Arbeitgeberversammlung in Grindavik. Die Unternehmer versuchen natürlich abzuschätzen, wie es in der Region weitergehen soll und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die geschäftlichen Tätigkeiten auf lange Sicht aufrechtzuerhalten. Einfach dürfte sich in der Region wohl kein Geld verdienen lassen, es sei denn, man ist Bauunternehmer und damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die von den Erdgewalten permanent verursacht werden. Jeder, der einen Bagger hat, muss in Grindavik wohl nicht um seine finanzielle Existenz bangen.

Länge des magmatischen Gangs vom letzten Samstag bestimmt

Bei der Intrusion vom 2. März bildete sich ein 3 Kilometer langer Dyke zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell, der jetzt auf einer neuen Karte von IMO eingetragen wurde. Das Volumen der Intrusion wurde bereits früher bestimmt und lag bei 1,3 Millionen Kubikmetern. Eine doppelt so große Menge dürfte inzwischen wieder ins Speichersystem aufgestiegen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neues Ereignis eintritt, ist groß. Je mehr Zeit es sich lässt, desto stärker könnte es ausfallen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das wieder nur etwas Dampf abgelassen wird, so wie es am letzten Samstag der Fall gewesen ist.

Übrigens, die Erdbebentätigkeit hält weiter an und gestern kam es zu einem Erdbeben Mb 2,8 am Thorbjörn-Vulkan im Svartsengisystem.

Island: deutlicher Abfall der Bodenhebung im Westen

Signifikanter Rückgang der Bodenhebung an Messstationen im Westen

An einigen GPS-Messstationen auf Island erkennt man einen deutlichen Rückgang der Bodenhebung, die mit der Gangbildung am Samstag begann. Vorausgesetzt, die Messwerte sind korrekt, könnte diese Subsidenz anzeigen, dass Magma unterirdisch abfließt. Ähnliches sahen wir kurz vor der einen oder anderen Eruption, allerdings war der Rückgang der Bodenhebung nicht so stark wie aktuell: An der Messstation ELDC (Eldvörp) beträgt der Abfall 30 mm. An der Messstation SKSH (Skipastigshraun) sind es fast 20 mm. Diese beiden Messstationen liegen westlich der Messstation SENG (Svartsengi) die beim Geothermalkraftwerk steht, unter dem der Hauptaufstiegskanal der Schmelze vermutet wird. Bei Svartsengi ist die Bodenhebung stabil, ohne dass es in den letzten Tagen zu einem größeren Abfall der Bodenhebung gekommen wäre. Hier steigt weiterhin Schmelze auf und sammelt sich in 4 bis 5 Kilometer Tiefe an. Im westlichen Teil des Magmaspeichersystems könnte sich allerdings etwas geändert haben. Welche Auswirkungen das haben wird ist bis jetzt nicht abzusehen.

Die Seismizität befindet sich in etwa auf dem erhöhten Niveau der letzten Tage, wobei sich die Beben eher östlich von Svartsengi, als im Westen manifestieren. Auffällig sind weiterhin die Beben im Bereich vom Fagradalsfjall. Hier scheint sich ebenfalls Magma anzusammeln, denn an der GPS-Messstation FEFC (Festarfjall) gibt es eine leichte Inflation, die mittlerweile gut 40 mm beträgt.

Erdbeben gibt es auch im Krysuvik-System und insbesondere nahe dem Geothermalkraftwerk Hellisheiði, das im Hengil-Spaltensystem liegt. Hier könnten die Erbeben menschengemacht sein, obwohl einige isländische Geowissenschaftler auch hier Anzeichen einer möglichen Magmaakkumulation sehen.

Blaue Lagune hat Badebetrieb wieder aufgenommen

Den geologischen Manifestationen der Erdgewalten zum Trotz hat man im Thermalressort der Blauen Lagune den Badebetrieb wieder aufgenommen. Tatsächlich gilt die Öffnung nicht nur fürs Bad, sondern auch für die angeschlossenen Restaurants und Hotels. Wer ein gültiges Onlineticket gekauft hat, darf mit dem Privatwagen anreisen und offenbar auch den Grindavíkurvegur (die Hauptstraße nach Grindavik) passieren.

Evakuierung der Blauen Lagune auf Island

Magmenintrusion schuf neuen Dyke auf Island – Blaue Lagune wurde evakuiert

Nachdem es gestern auf Island zu einer weiteren Intrusion eines magmatischen Gangs kam, die von zahlreichen Erdbeben begleitet wurde, herrscht heute ein wenig Katerstimmung bei Vulkanologen und Vulkanspottern, denn eigentlich hatte man mit einem neuen Vulkanausbruch gerechnet gehabt. Trotzdem lösten Intrusion und Schwarmbeben einige Unannehmlichkeiten aus, denn das Thermalressort der Blauen Lagune wurde evakuiert.

Zur Zeit als das Schwarmbeben einsetzte, befanden sich rund 800 (!) Gäste in dem Thermalresort. Laut Aussage der Betreibergesellschaft war die Evakuierung nach 40 Minuten abgeschlossen. Stellt sich die Frage, ob die Gäste in dieser Zeit das Ressort verlassen hatten, oder ob sie tatsächlich auf sicheren Boden standen?

Dass es gestern nicht zum Ausbruch kam, zeigt, wie ungenau die Prognosemodelle sind. Genauso können sie versagen, wenn es zu einem Ausbruch kommt, mit dem man eigentlich nicht gerechnet hatte. Im Untergrund des Areals befinden sich zahlreiche magmatische Gänge, und es könnte auch zu Eruptionen kommen, die sich nur wenige Minuten vorher durch Erdbeben ankündigen. Zudem kann es ebenfalls zu einer massiven Intrusion kommen, bei der starke Erdbeben zerstörerische Wirkung entfalten. Ein gewagtes Spiel, das man da in der Blauen Lagune treibt!

Katerstimmung nach ausgebliebenen Vulkanausbruch

In Zeitungen und sozialen Medien gab es im Vorfeld der Ereignisse einige Spekulationen über Zeitpunkt und Ort der erwarteten Eruption. Nun ist die Enttäuschung groß, weil man mit den Prognosen falsch lag. In einigen Foren wurde sogar gewettet und Tipps angenommen, wann es zu einem Ausbruch kommt, wobei natürlich viele auf dieses Wochenende tippten, was ja noch nicht vorbei ist. Doch was war Geschehen?  Nachdem morgens die Seismizität auf der Reykjaneshalbinsel bereits erhöht war, setzte am Nachmittag ein Schwarmbeben ein, das auf eine Magmenintrusion entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe in geringer Tiefe hindeutete. Gegen 16 Uhr UTC erreichte der Schwarm seinen Höhepunkt, nur um gut 2 Stunden später wieder abzuflauen. Auch ich hatte damit gerechnet, dass sich spätestens am Abend eine Eruptionsspalte öffnen würde, doch der Vulkan hat anders entschieden und beließ es bei der Intrusion. Besonders groß kann diese nicht gewesen sein, denn die GPS-Daten zeigen nur an wenigen Messtationen eine leichte Subsidenz an, wenn sie denn überhaupt Abweichungen anzeigen. Weiterhin ungeklärt ist die Frage, ob es auch unter dem Kleifarvatn eine Intrusion gegeben haben könnte, denn dort hatte bereits am Morgen ein Schwarmbeben stattgefunden.
Übrigens gab es nachts nur die üblichen Erdbeben im Gebiet des erwarteten Ausbruchs. Die Bodenhebung hält unvermindert an und es besteht weiterhin ein hohes Eruptionsrisiko. Einige Vulkanologen meinen, dass es jetzt erstmal ein paar Tage braucht, bis wieder genug Druck im System herrscht, dass es zu einem neuen Ausbruchsversuch kommen kann. Da es aber nur eine kleine Intrusion war, sollte dieser Druckaufbau schnell erledigt sein.

Island: Anstieg der Erdbebentätigkeit bei Svartsengi

Signifikante Zunahme der Seismizität bei Svartsengi und im Krysuvik-System- Vulkanausbruch könnte kurz bevorstehen

Gegen 16:00 UTC setzte auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bei Svartsengi ein Schwarmbeben ein, das dem erwarteten Vulkanausbruch unmittelbar vorausgehen könnte. Die Epizentren konzentrieren sich im Bereich von Sýlingarfell, Stóra-Skógfell und der Sundhnúkur-Kraterreihe, also dort, wo man mit einer neuen Spaltenöffnung rechnen muss. IMO schreibt nur einen knappen Kommentar dazu und warnt davor, dass 1 Kilometer östlich von Sýlingarfell eine Magmenintrusion begonnen hätte und dass die Wahrscheinlichkeit für eine Eruption hoch ist.

Bis jetzt werden auf der gesamten Reykjaneshalbinsel 239 Beben angezeigt, die sich in den letzten 48 Stunden ereigneten.

Interessanterweise begann die Seismizität bereits heute Morgen zu steigen und konzentrierte sich da noch auf einen Bereich, der ca. 5 Kilometer nordöstlich von Krýsuvík verortet wurde. Die meisten Beben manifestierten sich dort unter dem Kleifarvatn. Ob es unter dem See ebenfalls zu einer Magmenintrusion kommt ist ungewiss. Die Beben könnten auch tektonischer Art sein und im Zusammenhang mit Spannungen im Erdboden stehen, die durch den Magmenaufstieg bei Svartsengi verursacht werden.

Der Tremorgraph zeigt bis jetzt das typische Bild eines Schwarmbebens, schießt aber noch nicht in die Höhe, wie es für eine Eruption typisch ist. Von daher gehe ich davon aus, dass sich das Magma in ca. 1 Kilometer Tiefe noch horizontal ausbreitet. Auch wenn eine Eruption sehr wahrscheinlich ist, muss es nicht zwingend dazu kommen. Theoretisch könnte die Schmelze auch noch stecken bleiben. Bedenkt man allerdings, dass sich seit dem 8. Februar wieder gut 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, dann ist ein Ausbruch schon recht wahrscheinlich.

Die Livecams sind auf jeden Fall auf das Gebiet der möglichen Spaltenöffnung ausgerichtet, und das bei schönstem Wetter!

Nun beginnt der Tremor zu steigen und die Schmelze könnte sich weiter der Oberfläche nähern. Erdbeben reichen vergleichsweise nahe an Grindavik heran, aber momentan sieht es noch nicht danach aus, als würde die Intrusion den Ort erreichen. Noch stoppt die Ausbreitung des Gangs ca. 2000 m nördlich von Grindavik. Es sieht auch danach aus, als würde sich die Situation langsamer entwickeln, als es vor den letzten Eruptionen der Fall war. Noch kann man es nicht als gesichert ansehen, dass wir heute Abend tatsächlich eine Eruption sehen werden.

Update 20:00 Uhr: Die Erdbebentätigkeit hat widererwartend abgenommen und momentan sieht es so aus, als wäre der Vulkanausbruch für heute abgesagt. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte auf RUV, dass sich durch die oberflächennahe Magmenintrusion der Druck im Magmenkörper unter Svartsengi reduziert habe und es nun einige Tage dauern könnte, bis die Schmelze einen neuen Ausbruchsversuch unternehmen wird.

Island: Neue Eruption in den nächsten Tagen erwartet

Bodenhebung und Erdbeben halten an – Neuer Vulkanausbruch wird immer wahrscheinlicher

Bodenhebung und Erdbebentätigkeit sind auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weiterhin erhöht. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 188 Erschütterungen. Die meisten davon manifestierten sich entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. So ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auch am höchsten: Seit der Gangbildung vom 10. November hob sich der Boden an der Messstation SENG um mehr als 600 mm an! Seit der letzten Eruption am 8. Februar waren es 120 mm. Das entsprechen fast 10 Millionen Kubikmeter Magma, die sich im Untergrund akkumuliert haben. Die letzten Events (Gangbildung oder Eruption) starteten bei einer Magmenansammlung zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmetern. So muss man nun jederzeit mit einem vergleichbaren Ereignis rechnen. Aber natürlich stecken wir alle nicht selbst im Erdboden fest und wissen nicht genau, was da unten vor sich geht. So könnte sich auch noch über längere Zeit Magma ansammeln, bevor es raus will, oder der Magmenaufstieg versiegt, was ich aber für weniger Wahrscheinlich halte. Nach allem, was die Experten an Wissen zusammengetragen haben, sieht es so aus, als würde man sich auf Island auf eine lang anhaltende Tätigkeitsphase einstellen müssen. Sie könnte mehrere Jahrzehnte andauern und auch auf andere Spaltensysteme übergreifen. Momentan halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass wieder das Fagradalsfjallsystem in die Eruptionen einstimmen wird, denn hier gab es in den letzten Tagen wieder einen Anstieg der Seismizität und auch eine leichte Bodendeformation.

In den letzten Stunden ereigneten sich einige Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla. Hier wurden 10 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9. Am Grimsvötn gab es zwei Beben mit den Magnituden 2,7 und 2,6.

Bodenhebung am Vatnajökull infolge von Eisschwund

Der gesamte Bereich des Vatnajökulls, unter dem mehrere große Zentralvulkane liegen, hebt sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 Millimeter, worüber ich bereits am Montag geschrieben hatte. Nun ist in den sozialen Medien das zugehörige Interferogramm aufgetaucht. Vulkanologe Thorvaldur Þórðarson hält es für gut möglich, dass die Bodenhebung durch eine gesteigerte Tätigkeit des Islandmantelplumes verursacht wird. Dem widersprach nun ein anderer Forscher: Sig­ur­jón Jóns­son meint, dass die großflächige Landhebung eher durch eine Verringerung der Eislast des Gletschers verursacht wird.

Thorvaldur Þórðarson war es übrigens auch, der in einem Interview meinte, dass heute mit einem neuen Vulkanausbruch bei Svartsengi zu rechnen sein soll. Nun, ein paar Stunden haben wir noch, um die Prognose wahr werden zu lassen.

Island: Neue Schutzwälle für Grindavik

Neue Deichanlagen um Grindavik – Bodenhebung auf Höchststand

Der Kampf um Grindavik geht nicht nur weiter, sondern wird intensiviert. Gestern wurde mit dem Bau weiterer Befestigungsanlagen begonnen und bereits existierende Wälle, die die Stadt gegen Lavaströme schützen sollen, werden verstärkt und erhöht. Die Wälle sind bis zu 4 Meter hoch und eine Anlage im Nordosten der Stadt hat ihren Nutzen bereits unter Beweis gestellt, als sie bei der Eruption vom 14. Januar einen Lavastrom umgelenkt hat. Aktuell arbeiten bis zu 50 Personen an dem Ausbau der Lavaschutzdämme und es wird schweres Gerät eingesetzt, um die enormen Landmassen zu bewegen. Natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass man hier massiv gegen den Naturschutz arbeitet, denn es wird großflächig Material bewegt und keine Rücksicht auf etwaige Vegetation genommen, die auf den weiten Lavaflächen sehr lange braucht, um Fuß zu fassen. Außerdem ist es mehr als fraglich, ob Grindavik gerettet werden kann, denn es könnten sich auch Spalten innerhalb der Befestigungsanlage öffnen. Falls Straßen unterbrochen werden, haben die Deiche dann den Effekt, dass sie evtl. Fluchtwege über flaches Land blockieren. Aber klar: Aufgeben liegt nicht in der Natur der Isländer.

Einige Anwohner von Grindavik, die trotz anders lautender Empfehlungen in ihre Häuser zurückgekehrt sind, beschweren sich öffentlich über Touristen, die nun durch Grindavik fahren dürfen, wenn sie ein Ticket für die Blaue Lagune haben. Sie würden schamlos zerstörte Häuser fotografieren und auf der frischen Lava rumklettern. Ja, alles hat seine Schattenseiten: Island profitiert vom Tourismus, und wenn man das auch im Katastrophenfall tut, dann muss man halt auch ihre Neugierde aushalten.

Derweilen gab es gestern einen Erdbebenschwarm entlang des Rifts vom 10. November. Die Beben konzentrierten sich auf einen Bereich vor der nördlichen Stadtgrenze von Grindavik. Täglich fließen bis zu 0,4 Millionen Kubikmeter Magma in das Speichersystem unter Svartsengi und man rechnet praktisch ständig mit dem Start eines neuen Vulkanausbruchs. Wann er letztendlich losgeht, weiß niemand. Gewiss ist nur, dass die Bodenhebung an der Messstation SKSH einen neuen Rekordwert eingenommen hat. Seit der letzten Eruption am 8. Februar hob sich der Boden um 120 mm.

Prognosen zum erwarteten Vulkanausbruch auf Island gestellt

IMO-Wissenschaftler veröffentlichen Prognosemodell zum erwarteten Vulkanausbruch – Hoher Lavaausstoß vorhergesagt

Etwas, das in den letzten Wochen selten geworden ist, wurde nun von den IMO-Wissenschaftlern veröffentlicht: Die Rede ist von einer recht detaillierten Prognose zum erwarteten Vulkanausbruch im Svartsengi-System, der praktisch zu jeder Zeit beginnen kann. Die Forscher weisen darauf hin, dass es u. U. nur eine sehr kurze Vorwarnzeit von 30 Minuten geben könnte, die durch eine seismische Krise gekennzeichnet ist. Diese Information ist vor allem für Besucher der Blauen Lagune von Bedeutung, und auch die Bewohner von Grindavik, die in ihre Häuser zurückgekehrt sind, könnten von einem Vulkanausbruch heimgesucht werden, der ihnen schneller näher kommen könnte, als ihnen lieb sein dürfte. Zwar gilt es als relativ unwahrscheinlich, dass sich direkt im Gebiet der Blauen Lagune eine Eruptionsspalte öffnen wird, doch ausschließen lässt sich so ein Szenario nicht. Nach wie vor scheint es am Wahrscheinlichsten, dass sich eine neue Eruptionsspalte im Gebiet der Sundhnúks-Kraterreihe öffnen wird, wobei es auch möglich ist, dass sich eine Spalte innerhalb der Befestigungsanlege auftun wird, die Grindavik eigentlich vor Lava schützen soll.

Die Lavastrommodelle sagen für den nächsten Ausbruch einen konstanten Lavafluss von 600 Kubikmeter pro Sekunde voraus, die aus einem 800 Meter langen Spalt fließen sollen. Dieses Modell wurde gestern Abend von der Geoforscherin Kristín Jónsdóttir vorgestellt. Aktuell haben sich gut 7,6 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund von Svartsengi angesammelt. Sollte sich eine Eruptionsspalte im gebiet Gebiet zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell öffnen, dann würde die Lava wieder den Weg Richtung Südwesten einschlagen, den es bei der letzten Eruption nahm. Dann könnte Lava dann Grindavíkurvegu in weniger als vier Stunden erreichen.

Man hält auch eine Spaltenöffnung südlich der Erhebung von Hagafell für möglich. In diesem Fall würde die Lava nach Süden fließen, wo sich Grindavik befindet. Der Lavaström könnte den Schutzwall um den Ort binnen einer Stunde erreichen. Eine Eruption hier würde in Grindavik wieder für große Erdverschiebungen sorgen.

Im Prinzip zeigen uns die Vorhersagemodelle nichts anderes als das an, was bei den letzten Eruptionen in diesem Gebiet bereits geschah, und zeigen wenig Überraschendes.

Was mich dann doch überraschte, war, dass heute eine detaillierte Analyse zu den unterschiedlichen Magmen-Akkumulierungsprozessen veröffentlicht wurde, die zu den beiden Eruptionsserien auf Reykjanes führte, die wir seit 2021 am Fagradalsfjall und Svartsengi sahen und sehen. Darüber schreibe ich mehr in meinem nächsten Blogbeitrag über Island.

Erdbeben auf Reykjanes

Übrigens, gestern kam es am Kleifarvatn im Krysuviksystem zu einem Erdbeben Mb 3,4. Außerdem gab es ein Schwarmbeben am Brennisteinsfjöll nahe Reykjavik. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte, dass hier entweder Spannungen durch die Bodenhebung bei Svartsengi abgebaut wurden oder dass es eine Magmaakkumulation an diesem Vulkansystem geben könnte.

Island: Neue Daten zur Magmenansammlung

Bodenhebung bei Svartsengi geht weiter – Neue Daten zur Magmenakkumulation

Im Bereich von Svartsengi gab es heute wieder mehrere Erdbeben. Sie gehen einher mit der Anhebung des Bodens, der mit einer täglichen Rate zwischen 5 und 10 mm ansteigt. Heute wurde wieder das gleiche Bodenhebungsniveau wie vor der letzten Eruption vor 2 Wochen erreicht, in dessen Folge der Boden um einige Zentimeter abgesackt war.

Modellrechnungen, die von Spezialisten der Isländischen Meteorologiebehörde durchgeführt wurden, zeigen, dass sich unter Svartsengi seit dem 9. Februar rund 5 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Die Geoforscher rechnen mit einer steigenden Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs, wenn das Volumen 8 bis 13 Millionen Kubikmeter erreicht. Nach den Ergebnissen der Modellrechnung wird diese Menge nächste Woche erreicht, vorausgesetzt, der Magmenaufstieg geht im gleichen Tempo weiter. Es besteht jedoch Unsicherheit, ob die Entwicklung sich wie bei vorherigen Ausbrüchen verhalten wird. Es besteht auch die Möglichkeit, dass das Magma zur Sundhnúks-Kraterreihe fließt, ohne dass es zu einem Ausbruch kommt.

Die Grafik vergleicht die Magmaansammlung unter Svartsengi und ihre Bewegung zur Sundhnúks-Kraterreihe. Die aktuelle Position des Magmas ist rot markiert, während die violette Linie die Menge vor der Entstehung des Magmatunnels am 10. November darstellt.

Die IMO-Wissenschaftler betonen, dass der wahrscheinlichste Ort für eine Eruption wieder im Bereich der Sundhnúk-Kraterreihe liegt. Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch wären intensive seismische Aktivitäten. Die Geschwindigkeit der Lavabewegung variiert je nach Ort. Ein Ausbruch könnte sehr kurzfristig beginnen, und u.U. bleiben weniger als 30 Minuten Vorwarnzeit. Diese Warnung ist nicht nur an die Bewohner von Grindavik gerichtet, die in ihre Häuser trotz der Gefahrenlage zurückkehrten, sondern auch an die Besucher der Blauen Lagune.

Wetterbedingungen können die Überwachung beeinträchtigen, insbesondere die Empfindlichkeit von Erdbeben- und GPS-Messungen. Die Risikobewertung berücksichtigt nicht alle Einflussfaktoren. Es ist wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein, insbesondere in den Überwachungsgebieten.

Die Forscher veröffentlichten auch neue Daten zu den bisherigen Eruptionen. Während des Ausbruchs am 8. Februar wurden bis zu 400 Kubikmeter Lava pro Sekunde ausgestoßen, was in etwa ähnlich viel war, wie während der stärksten Eruptionsphase der Holuhraun-Eruption. Am Fagradalsfjall betrug der stärkste Lavaausstoß 50 Kubikmeter pro Sekunde.

Von Erdbeben, Bodenhebungen und Wasserleitungen bei Grindavik

Erdbebenaktivität auf Island bleibt hoch – Forscher rechnen mit baldigen Vulkanausbruch

Schaut man sich heute die Erdbebenkarte des Isländischen Wetteramtes an, erkennt man zahlreiche Erdbeben, die sich entlang der großen Störungssysteme auf Island verteilen, die häufig auch mit Zentralvulkanen gekoppelt sind. Besonders auffällig sind die Beben unter dem Vatnajökull, wo der Fokus auf Grimsvötn liegt. Hier ist die Seismizität seit Tagen leicht erhöht, doch seit Anfang Januar tritt die Bodenhebung auf der Stelle. Erdbeben gab es auch am Askja-System und unter der Katla, die mit dem Myrdalsjökull vergletschert ist. Während es hier keinen nennenswerten Bodendeformationen gibt, findet im Bereich der Askja noch eine moderate Inflation statt. Allerdings ist dieser Vulkan aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten, denn spätestens seit November sind alle Augen auf die Reykjaneshalbinsel gerichtet, die weiterhin moderat seismisch aktiv ist. In den letzten 48 Stunden wurden 60 Erschütterungen registriert. Das ist ein gutes Stück von den Werten entfernt, die wir noch zum Jahresanfang dort sahen, trotzdem hält die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi unvermindert an.

Die IMO-Wissenschaftler veröffentlichten gestern Abend eine Notiz, nach der sich das Magmenreservoire bei Svartsengi im Eiltempo füllt. Sie rechnen damit, dass Ende Februar/ Anfang März wieder 10 Millionen Kubikmeter Magma aufgestiegen sein werden, was in etwa der Menge entspricht, die beim letzten Ausbruch ausgestoßen wurde. Ab dann steigt das Ausbruchsrisiko wieder signifikant an. Das soll allerdings nicht heißen, dass es vorher nicht zu einer Eruption kommen könnte, oder dass es zwingend zu einer Eruption kommen muss.

Trinkwasserleitungen von Grindavik werden unter Druck gesetzt

Während sich die Natur also auf eine weitere Manifestation der Erdgewalten vorbereitet, versuchen die Menschen von Grindavik weiterhin die bereits entstandenen Schäden in ihrer Stadt zu reparieren. Seit Tagen arbeitete ein Team daran, die Trinkwasserversorgung in Grindavik wiederherzustellen. Die geborstene Leitung scheint nun repariert zu sein und man hat damit begonnen, langsam wieder Druck im Leitungssystem aufzubauen. Nach und nach wird die Wasserversorgung in den verschiedenen Stadtgebieten wiederhergestellt. Eine gute Nachricht für jene, die nicht aufgeben.