Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.

Island: Seismizität nimmt deutlich zu

Erdbebenaktivität auf Reykjanes steigt – Mehr als 250 Beben registriert

Die Erdbebenaktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat seit gestern weiter zugenommen: In den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 253 schwache Erdbeben. Viele der Erschütterungen manifestierten sich entlang des Rifts vom 10. November und konzentrierten sich auf einen Bereich zwischen Thorbjörn und Grindavik. Unklar ist, ob die Beben nur eine Folge der erhöhten Spannungen infolge der Bodenhebungen sind, oder ob sich tatsächlich wieder neues Magma im Gang bewegt. Wurden in den vergangenen Tagen täglich zwischen 60 und 80 Beben entlang des Rift registriert, so waren es gestern ca. 90. Heute gesellte sich zu den Beben am Rift noch ein kleiner Schwarm kurz vor der Küste bei Reykjanestá. Auch die Beben in den Systemen von Fagradalsfjall und Krysuvik durften nicht fehlen.

Der Boden hebt sich mit der gleichen Geschwindigkeit, die wir bereits in den letzten Tagen beobachten konnten, sieht man von kleineren Variationen ab, die auch auf andere Einflüssen als auf einen veränderten Magmenfluss in aus der Tiefe zurückzuführen sein könnten.

IMO-Forscher wiesen in einem MBL-Interview einmal mehr darauf hin, dass ein neuer Vulkanausbruch oder eine Intrusion in Form einer Gangbildung jederzeit und ohne lange Vorwarnrzeit durch eine seismische Krise beginnen könnte. Eine Meinung, der ich mich gerne anschließe. Wahrscheinlich ist ein erneuter Ausbruch entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, doch wenn ich mir so die Beben nordwestlich von Grindavik so anschaue, ist es nicht komplett abwegig, wenn man annimmt, dass auch hier eine Eruptionsspalte aufgehen könnte.

Heute Nacht gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm an der Tjörnes-Fracture-Zone nördlich von Island. Gut 40 Erschütterungen wurden 20 Kilometer nordwestlich von Gjögurtá detektiert. 21 Erschütterungen wurden im Bereich des Vatnajökulls festgestellt. Hierzu zählte auch eine rege Bebentätigkeit am Herdubreid. Vereinzelte Beben gab es an der Askja, wo die Bodenhebung in leichte Subsidenz umgeschlagen ist. Der letzte Messpunkt bei der Messstation OLAC liegt bei knapp 79 cm Bodenhebung. Knapp 4 cm unter dem Spitzenwert von Anfang April.

Island: Erdbeben am Reykjanes-Ridge

Erdbeben Mb 3,5 erschütterte Ozeanrücken vor Reykjanes-Halbinsel auf Island

Datum 16.05.2024 | Zeit: 04:01:48 UTC | Lokation: 63.406 ; -24.052 | Tiefe: 10 km | Mb 3,5

Heute Morgen erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 3,5 den mittelatlantischen Rücken vor Island. Das Beben ereignete sich um 04:01:48 UTC und hatte einen Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag offshore, genauer 54 Kilometer vor der Südwestspitze von Reykjanes, und wurde 15,4 Kilometer südwestlich von Eldeyjarboði verortet. Dort ereignete sich im Jahr 1830 ein submariner Vulkanausbruch. Es folgte ein gutes Dutzend weiterer Erdstöße.

Das Erdbeben weckte auch das Interesse der isländischen Medien und MBL fragte die IMO-Naturgefahrenexpertin Sigríðar Magneu Óskarsdóttur, ob der Erdstoß mit den Ereignissen auf Reykjanes zusammenhängt. Die Forscherin erwiderte, dass man das nicht mit Sicherheit sagen könnte. Denkbar wäre, dass die Magmenbewegungen und Bodenhebungen bei Svartsengi Spannungen verursachen, die sich auch auf weiter entfernte Störungen auswirken und tektonische Erdbeben verursachen. Darüber hinaus gab es in jüngster Zeit bei Eldey starke Schwarmbeben, die möglicherweise mit Magmenintrusionen im Zusammenhang standen. Nicht auszuschließen ist natürlich auch ein rein tektonisches Erdbeben an der kontinentalen Naht des Mittelatlantischen Rückens ohne direkten Bezug zum Magmatismus.

Sigríðar meinte im Bezug zur Aktivität im Bereich von Svartsengi, dass sich seit dem 16. März mittlerweile mehr als 14 Millionen Kubikmeter Schmelze im Untergrund angesammelt haben. Ein Wert, der seit über 2 Wochen immer wieder in Statements der Wissenschaftler genannt wird. Sollte sich vor 2 Wochen tatsächlich schon so viel Schmelze im Magmenkörper befunden haben, müsste er mittlerweile eigentlich um ca. 18 Millionen Kubikmeter Schmelze beinhalten.

Im Bereich der Reykjaneshalbinsel bebte es in den letzten 48 Stunden insgesamt 149 Mal. Viele Erdbeben gab es nordwestlich von Grindavik und um den Sundhnukur-Krater. Die Verlagerung der Bebentätigkeit in den Bereich nordwestlich von Grindavik finde ich besonders spannend. Hier zeigten die GPS-Messungen an der Messstation GRVM gestern einen Sprung in der Bodenhebung, während der heutige Messpunkt wieder den normalen Anstieg anzeigt. Auf jeden Fall reicht die Bodenhebung bis in diesen Bereich hinein und es akkumuliert sich Magma vor den Toren der Stadt. Auch wenn es in den letzten Wochen ruhiger um Grindavik geworden ist, heißt es nicht, dass sich der Ort und seine Bewohner in Sicherheit wiegen können.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 13. Mai

Erdbeben und Bodenhebung bei Svartsengi halten an – Sonnensturm störte Messinstrumente auf Island

Zwischen Svartsengi und Grindavik bleibt die Erdbebentätigkeit hoch, und innerhalb von zwei Tagen wurden auf der Reykjaneshalbinsel 127 Beben detektiert, was einem ähnlichen Niveau wie am Vortag entspricht. In der letzten Woche wurden täglich zwischen 50 und 80 Erdbeben registriert, hauptsächlich in den Gebieten zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell sowie südlich von Þorbjarna. Die meisten Erdbeben hatten eine Stärke unter 1,0, jedoch wurden gelegentlich Beben mit einer Stärke von fast 2,0 registriert.

Die Bodenhebung setzt sich fort, und die IMO warnt vor der Möglichkeit eines neuen Vulkanausbruchs oder einer Gangintrusion in den kommenden Tagen. Seit dem 16. März hat sich der Boden bei Svartsengi um gut 20 Zentimeter gehoben.

Frühere Eruptionen begannen, wenn zwischen den Ereignissen 8 bis 13 Millionen Kubikmeter Magma dem Speichersystem unter Svartsengi hinzugefügt wurden, bevor es zu einem Ausbruch in der Sundhnúkur-Kraterreihe kam. Die seit dem 16. März hinzugefügte Menge hat nun vermutlich diese Grenze erreicht oder sogar überschritten.

Anzeichen für einen neuen Magmafluss wären ähnlich wie zuvor: lokale kleine Erdbeben im und um den Magmatunnel, Verformungsbeschleunigung und Druckänderungen in Bohrlöchern in der Umgebung.

Es besteht die Möglichkeit, dass sich neue Spalten zwischen Stóra-Scógfell und Hagafell öffnen, und der Lavastrom könnte ähnlich wie in den Anfangsphasen früherer Vulkanausbrüche in der Gegend sein. Dies könnte sehr kurzfristig oder gar nicht eintreten.

Die Grafik zeigt die geschätzte Menge an Magma, die unter Svartsengi seit den Eruptionen oder Gangbildungen hinzugefügt wurde. IMO merkte an, dass eine kürzliche Fehlmessung aufgrund eines Sonnensturms am Wochenende auftrat, der die GPS-Sensoren beeinflusste. Die Messungen basieren auf der Berechnung von Zeitänderungen für das Signal zwischen Satelliten und bodengestützten GPS-Messgeräten. Starke Sonnenwinde können diese Signalübertragung beeinflussen und scheinbare Veränderungen der Magmaansammlung verursachen, obwohl tatsächlich keine Veränderung stattgefunden hat.

Die Fähigkeit des Observatoriums, kurzfristig vor einem beginnenden Ausbruch zu warnen, bleibt von solchen Störungen unbeeinträchtigt, da hauptsächlich die Seismik zur Erkennung verwendet wird.

Island: Erdbeben nördlich von Grindavik

Hohe Erdbebenaktivität auf Reykjanes in Island – Beben nördlich von Grindavik

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel gab es in den letzten 48 Stunden laut IMO 136 Erdbeben. Seit dem Ende der Eruption am Sundhnukur-Krater kehrte die Seismizität in dieser Gegend verstärkt zurück und konzentrierte sich heute am südlichen Ende des Spaltensystems, das nördlich von Grindavik liegt. Auffallend viele Beben werden auch wieder im Bereich zwischen Thorbjörn und Grindavik verortet.

Es treten gleiche Erdbebenmuster auf, wie wir sie seit Ende Oktober oft einige Tage vor einem neuen Ereignis gesehen haben. Bei diesem Ereignis kann es sich um die Entstehung eines magmatischen Gangs handeln oder aber um eine weitere Eruption. Beides kann sich für Grindavik – das ja bereits stark in Mitleidenschaft gezogen wurde – fatal auswirken. Einerseits würde eine erneute Gangintrusion bis unter die Stadt starke Erdbewegungen verursachen, die viele der bereits beschädigten Gebäude weiter schädigen könnten. Andererseits stellt sich die Frage, ob bei einer erneuten Eruption im Bereich der Sundhnukur-Kraterreihe die Lavaströme durch die Befestigungsanlagen erneut abgelenkt werden können. Besonders nördlich von Grindavik ist das Lavafeld so mächtig geworden, dass es an einigen Stellen die Dämme um mehrere Meter überragt. Ein starker Lavaschub könnte sie schnell überwinden. Es könnten kleine Lavafälle entstehen, die die Geschwindigkeit der Lavaströme letztendlich steigern.

Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi geht weiter, wobei die letzten Messungen wieder ein Abflachen der Hebungsrate andeuten. Unklar ist, ob es sich um Messungenauigkeiten handelt oder ob wirklich weniger Magma in den Untergrund eindringt, was letztendlich die Bodenhebung verursacht. Oft wurde ein Nachlassend er Hebungsrate als ein Signal betrachtet, dass ein Ausbruch in Kürze folgt.

Ach wie schön, wenn man sicher sein kann, dass hier Magma der Grund für die Hebung ist und nicht wie im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei rätseln muss, ob nicht andere Fluide den Boden heben.

Betrachtet man die GPS-Daten über einen längeren Zeitraum, dann erkennt man, dass sich der Boden seit dem 16. März nicht mehr ganz so schnell hebt wie in den vorherigen Phasen. Auch nach Beendigung der Eruption gab es keinen signifikanten Anstieg. Das lässt die Vermutung zu, dass die Eruption in den letzten Wochen aus einem anderen Magmenkörper gespeist wurde als jenem unter Svartsengi.

Sonnenaktivität und ihr Einfluss auf Vulkanausbrüche

Übrigens: Auf Island gab es in den letzten Tagen ebenfalls fantastische Polarlichter. Tatsächlich gibt es Spekulationen darüber, dass die Sonnenaktivität Vulkanausbrüche beeinflussen könnte, und zwar umgekehrt proportional: In Zeiten des solaren Minimus soll es laut einer Theorie stärkere vulkanische Aktivität geben als zu Zeiten des Maximums, dem die Sonne nun entgegenstrebt. Grund hierfür soll die hochenergetische kosmische Strahlung sein, von der mehr auf die Erde einprasselt, je weniger aktiv die Sonne ist. Die geladenen Teilchen der Strahlung sollen dann tief bis ins Erdinnere eindringen und dort die Temperatur erhöhen, was mehr Schmelze entstehen lässt. Entsprechende wissenschaftliche Beweise zu liefern, ist schwierig. Zwar wurden wohl mehr Strahlungspartikel in einem Experiment in einem Bergwerk nachgewiesen, doch ob sie einen Einfluss auf die Magmenentstehenung haben, darf man bezweifeln. Einstweilen können wir uns dieser Tage vielleicht wieder an Polarlichtern erfreuen, denn es gab weitere starke Sonnenstürme.

Island: Gefahrenkarte wurde aktualisiert

Sichtbare Aktivität am Krater lässt nach – Trotzdem Erhöhung der Gefahrenstufe für Grindavik

Heute wird das Wetter auf der isländischen Reykjaneshalbinsel vom Nebel dominiert, und nicht jede LiveCam zeigt einen freien Blick auf den noch aktiven Krater bei Sundhnukar, denn die Kameras auf den Erhebungen liegen teilweise in den Wolken. Dort, wo der Blick möglich ist, sieht man ein wenig glühende Tephra über den Kraterrand spritzen, doch wir sind ein gutes Stück von der Aktivität entfernt, wie wir sie in den letzten Wochen sehen durften. Inzwischen ist auch der sichtbare Teil des Lavastroms zum Erliegen gekommen. Heute Nacht gab es einen kurzen Lavadurchbruch an der Basis des Kegels, doch er währte nicht lange. Drohnenaufnahmen zeigten gestern einen deutlichen Rückgang des Lavaspiegels im Krater, und es sieht so aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten und seine Aktivität in den nächsten Tagen einstellen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einem Schub frischer Schmelze. Damit rechnen die Vulkanologen auf Island bereits seit Tagen.

In einem IMO-Bericht vom 30. April – der bis jetzt nur auf der isländischen Seite veröffentlicht wurde – heißt es, dass sich die Förderrate der Lava bereits in der Vorwoche auf etwa 1 Kubikmeter pro Sekunde reduziert hatte. Zuvor war die Rede davon, dass sie nach wie vor bei 3 Kubikmetern pro Sekunde gelegen haben soll, was ich bezweifelte.

Es liegen auch neue Daten zum Lavafeld vor: Es bedeckt eine Fläche von 6,16 Quadratkilometern, hat eine Mächtigkeit von durchschnittlich 5,5 Metern und ein Volumen von 34 Millionen Kubikmetern, wobei die Toleranz bei fast 2 Millionen Kubikmetern liegt.

Die Auswertung der aktuellen Daten bestätigt einen weiteren Magmenaufstieg in das flach gelegene Reservoir unter Svartsengi. In dem Bericht heißt es noch, dass die Bodenhebung nachgelassen habe. Bei gleicher Rate des Magmenaufstiegs würde das dann eine zusätzliche Komprimierung der Schmelze im Speichersystem bedeuten, wodurch der Druck steigt und das Eruptionsrisiko zunimmt. Inzwischen zeigen die GPS-Messungen aber, dass sich der Boden mit ähnlicher Geschwindigkeit hebt wie vor dem vermeintlichen Nachlassen der Hebung. Wie dem auch sei, inzwischen haben sich mehr als 10 Millionen Kubikmeter Magma im Reservoir angesammelt, und das Zeug wird über kurz oder lang raus wollen.

Die Risikobewertung wurde wieder aktualisiert. Die IMO-Forscher sehen ein geringeres Risiko, dass durch den Auswurf von Pyroklastika in der Nähe des Kraters besteht. Dafür wurde die Risikoeinschätzung für Grindavik in Bezug auf Lavaströme im Stadtgebiet erhöht. Grund hierfür lieferte am Wochenende die kleine Lavazunge, die über den Damm geflossen war. An einigen Stellen überragt die Lava die Schutzwälle um bis zu 4 Meter. Es stellt sich die Frage, ob unterirdisch noch Lava durch Tunnel fließt.

Island: Lavastrom überwindet Damm

Lavastrom überwindet Damm nördlich von Grindavik – Noch keine neue Bedrohungslag in der Stadt

Obwohl man auf den Livecams nicht viel Aktivität am Krater auf der Sundhnukar-Spalte sieht, fließt unterirdisch mehr Lava, als man es meinen könnte. Einer dieser unterirdisch fließenden Lavaströme erreichte heute den Damm L12, der nördlich von Grindavik liegt und die Stadt vor Lava schützen soll. Klammheimlich hatte die Lava das Lavafeld immer weiter anwachsen lassen, bis es so mächtig war, wie der Damm hoch. Heute kam es dann zu einem Durchbruch der Lava an der Front auf Höhe der Deichkrone der Befestigungsanlage und überfloss diese. Doch der Lavavorstoß ist noch relativ klein und es besteht augenblicklich keine Gefahr, dass die Lava die Stadt erreicht.

Lovísa Mjöll Guðmundsdóttir, Naturgefahrenexpertin beim Isländischen Meteorologischen Amt, bestätigt dies in einem Interview mit einer Nachrichtenagentur. Sie sagt, dass die Angelegenheit in den Händen des Aktionskomitees in der Region liege und dass die Situation genau überwacht werde.

Laut Lovísa brodelt der Krater immer noch und die Situation ist weitgehend unverändert. Es besteht jedoch mehr Unsicherheit über die Zukunft, da die Bodenhebung trotz des anhaltenden Ausbruchs stetig zunimmt. So ein Phänomen wurde bis jetzt noch an keinem isländischen Vulkan beobachtet und stellt die Forscher vor einem Rätsel.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sich ein Spalt ohne große seismische Aktivität öffnen könnte“, sagt Lovísa und fordert die Menschen dringend auf, nicht zum Ausbruchszentrum zu gehen.

Bodenhebung bei anhaltender Eruption gibt Forschern Rätsel auf

Ähnlich äußerte sich heute der bekannte Geophysiker Páll Einarsson in einem RUV-Interview. Er meinte, dass sich bei anhaltender Eruption der Boden so stark hebt, sei sehr ungewöhnlich. „Wenn der Druck in der Kammer, die ihn versorgt, zunimmt, würde man erwarten, dass die Eruption allmählich zunimmt, aber das ist nicht der Fall.“ Damit geht eine große Unsicherheit einher und die Forscher müssen ihr Modell des Magmenkörpers und des Fördersystems überdenken. „Das haben wir noch nie gesehen, weder bei den aktuellen Unruhen auf der Reykjanes-Halbinsel noch als Krafla solch ähnliche Rhythmen zeigte“, meinte der Geophysiker weiter. Ähnlich wie Lovísa hält es auch Páll für wahrscheinlich, dass sich bald etwas am Vulkan tun wird, und warnt Schaulustige eindringlich davor, sich dem Gebiet zu nähern.

Island: Zugang zum Vulkan

Zugang zum Vulkanausbruch soll ermöglicht werden – Behörden prüfen Optionen

Während die Eruption von Sundhnukar bei Svartsengi weitergeht, prüft der Tourismusverband auf Island, ob und wie man die Eruption für Touristen zugänglich machen könnte. Nach langem Zögern verfolgt man nun wohl ein ähnliches Konzept wie seinerzeit am Fagradalsfjall. Es werden wohl schon Gespräche mit Grundbesitzern in Vulkannähe geführt, um mit diesen kostenpflichtige Parkplätze zu schaffen. Die Idee besteht darin, es Touristen zu ermöglichen, das Eruptionsgebiet vom Grindavikurvegur aus zugänglich zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man einen Aussichtspunkt auf einen der umliegenden Hügel einrichtet. Vor einigen Tagen sollen bereits die Zugangsbeschränkungen für Journalisten weiter gelockert worden sein.

Um das Vorhaben voranzutreiben, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, zu der Vertreter der Stadt Grindavík, der Umweltbehörde, der Polizei, dem Rettungsteam und der regionalen Entwicklungsagentur für die Halbinsel Reykjanes gehören. Es scheint also mehr dahinter zu stecken, als nur eine Idee der Touristikindustrie.

Es werden auch Pläne eruiert, ob in Grindavik wieder einige Restaurants öffnen können, damit dort geführte Touristengruppen einen Zwischenstopp einlegen können. Bisher verfolgte man vor Ort eine strikte Doktrin der Abschottung, weil keine Katastrophentouristen durch die Stadt stromern sollten. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass es in der Gegend schon ein gewisses Gefahrenpotenzial gibt. Schließlich können jederzeit neue Erdbeben und Vulkanausbrüche stattfinden und sich Erdspalten auftun.

Meiner Meinung nach ist es eine gute Idee, der Öffentlichkeit den Zugang zum Vulkan zu ermöglichen. Allerdings kommt das Vorhaben zu einer eher ungünstigen Zeit, in der das Gefahrenpotenzial wieder zunimmt, da die Bodenhebung bei Svartsengi wieder fast so groß ist wie vor der Eruption. Damit steigt die Gefahr, dass sich in den nächsten Wochen entweder neue Eruptionsspalten auftun oder sich der aktuelle Ausbruch verstärkt.

Momentan sieht es so aus, als würden sich etwas stärkere Eruptionsphasen mit schwächeren abwechseln, wobei der Trend generell etwas rückläufig zu sein scheint. Betrachtet man das Geschehen via Livecam, so sieht man nicht viel Bewegung im Lavastrom und es wird vergleichsweise wenig Lava über den Kraterrand hinaus ausgeworfen.

Island: Vulkanausbruch, Erdbeben und Bodenhebung

Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen

Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.

Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.

Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.

Immobilienpreis auf Island steigen kräftig

Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.