Island: Bodenhebung trotz Vulkanausbruch von IMO bestätigt

Eruption Nr. 9 bei Svartsengi in Island geht weiter – IMO bestätigt Bodenhebung

Reykjavik, 30.07.2025Es ist Tag 14 des neunten Vulkanausbruchs im Svartsengigebiet auf Reykjanes und die Eruption am neu gebildeten Kegel auf der Sundhnúkur-Kraterreihe geht weiter. Gegenüber gestern hat sich die Aktivität kaum verändert und der Ausbruch kann als stabil betrachtet werden. Die gestern kollabierte Spitze des Kraterkegels hat sich neu gebildet und sogar weiter geschlossen. Über den Kraterrand hinaus sieht man regelmäßig Lavaspritzen. Dieses Spattering ist für den schnellen Aufbau des Kegels verantwortlich.

Die Forscher von IMO schrieben gestern, dass sich innerhalb des Kraterkegels ein zweiter Schlackenkegel gebildet hätte. Auf den Livecamaufnahmen ist das nicht schwer zu erkennen. In dem Update wird nun auch von Seiten der Wissenschaftler anerkannt, dass es bereits wieder eine leichte Bodenhebung im Bereich von Svartsengi gibt. Zuletzt hatte man das noch dementiert. Die Geschwindigkeit der Hebung beläuft sich auf ca. 20 mm pro Woche. Die neuesten Messungen zeigen eine Hebung von insgesamt 30 mm an. Die erneute Hebung ist ein Indiz dafür, dass die aktuelle Eruption den Magmenaufstieg aus der Tiefe nicht beeinflusst hat. Das eröffnet zwei Szenarien: Die aktuelle Eruption könnte mehrere Wochen lang anhalten und sich ggf. wieder verstärken. Sollte der Ausbruch bald enden, bereitet sich die nächste Eruption bereits wieder vor.

Die Mächtigkeit des Lavafelds nimmt weiter zu, auch dort, wo an der Oberfläche keine glühende Lava fließt. Das zeigt, dass die Lava unterirdisch fließt. Das erhöht die Gefahr spontaner Lavadurchbrüche an Orten, die man möglicherweise als sicher ansieht. Die Vulkanologen warnen explizit davor, das neue Lavafeld zu betreten, da die Gefahr groß ist, mit frischer Lava in Kontakt zu kommen.

Die Gasverschmutzung bleibt hoch. Schwefeldioxid aus dem aktiven Krater gelangt weiterhin in Siedlungen im Südwesten Islands. Laut Wettervorhersage könnte das Gas heute und morgen nicht nur Reykjanesbær und Umgebung, sondern auch die Hauptstadtregion erreichen. SO₂ kann besonders bei Menschen mit Atemwegserkrankungen Reizungen hervorrufen.

Island: Eruptionspuls während der Nacht

Vulkanausbruch Nr. 9 geht weiter – Lavapuls in der Nacht

Reykjavik, 29.07.2025Auf Island geht der 9. Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet auf Reykjanes weiter. Dreizehn Tage nach Eruptionsbeginn hat sich der Lavaausstoß generell abgeschwächt, wobei es in der Nacht einen Lavapuls gab, der durch kontinuierliche strombolianische Eruptionen aus dem neu gebildeten Kraterkegel im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe gekennzeichnet war. Glühende Tephra deckte die Flanken des kleinen Schlackenkegels ein. Dabei steigerte sich auch die Fließgeschwindigkeit des Lavastroms. Der Puls spiegelte sich in einer leichten Erhöhung der Tremoramplitude wider.

Am frühen Morgen ließ die Aktivitätssteigerung nach, doch auf dem Tremor erkennt man, dass es gegen Mittag wieder einen kleinen Puls gab. Die intervallartige Verstärkung der Tätigkeit ist noch nicht so hoch, wie es bei der ersten Fagradalsfjall-Eruption war, aber die Tätigkeit hat das Potenzial, sich weiterzuentwickeln, obwohl der Ausbruch auch innerhalb weniger Stunden enden könnte.

Ein neues Drohnenvideo vom Wochenende verdeutlicht, dass wenigstens zu diesem Zeitpunkt die Aktivität aus der Nähe betrachtet stärker war, als auf den Livecams ersichtlich. Insbesondere erstaunte mich beim Betrachten des Videos die Größe des neuen Schlackenkegels, die aus der Ferne weniger beeindruckend erscheint. Leider lässt sich das Video hier nicht einbinden.

Heute Mittag kam es zum Kollaps der Kegelspitze bzw. der oberen Kraterwände. Der Kegel hatte sich zuletzt immer weiter geschlossen: Gute Voraussetzungen für hohe Lavajets, sollte es zu stärkeren Pulsen kommen.

Bodenhebung bei Svartsengi detektiert

Bodenhebung. © IMO

Weitere GNSS-Messungen bestätigen, dass es bereits wieder eine Bodenhebung infolge von Inflation neuen Magmas in das flache Reservoir unter Svartsengi gibt. Variationen in der Hebegeschwindigkeit spiegeln die Pulse wider, wobei zu beachten gilt, dass es insbesondere bei den IMO-Messungen eine 1 bis 2-tägige Verzögerung zwischen Messzeitpunkt und Veröffentlichung der Messpunkte gibt. Ich bevorzuge diese zeitlich weniger gut aufgelösten Messungen, weil sie den Anstieg besser verdeutlichen. In den letzten Tagen gab es zwar einige Fehlmessungen, aber inzwischen kristallisiert sich wieder eine gute Bodenhebungslinie heraus. Ein Ende der Eruptionsphase auf Reykjanes ist damit nicht in Sicht.

Island: Kleiner Seitenschlot am aktiven Krater entstanden

Vulkanausbruch auf Island hält seit 12 Tagen an – Am Krater bildete sich ein kleiner Seitenschlot

Reykjavik, 28.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur im Svartsengi-Gebiet auch am 12. Tag nach Eruptionsbeginn weiter. Seit der Abschwächung des Lavaausstoßes am Samstag ist die Stärke der Eruption relativ konstant. Stärkere Pulse hat es bis jetzt nicht mehr gegeben. Dafür bildete sich gestern ein kleiner Seitenschlot an der Basis des neuen Schlackenkegels, aus dem nachts eine Minifontäne aufstieg. Auch der Hauptkrater ist aktiv geblieben und speist einen Lavastrom, der sich in Richtung Nordosten ausbreitet.

Auf einem Sentinel-Satellitenbild, das gestern akquiriert wurde, erkennt man im Infrarotspektrum die frische Lava. Sie verbreitet sich auf einem größeren Areal, als man anhand der Livecamaufnahmen vermuten würde. Auffällig ist, dass sie nicht nur in ost-südöstlicher Richtung fließt, sondern auch nach Norden. Dort fließt die Lava überwiegend durch eine Tube, um am nördlichen Rand des Lavafeldes zutage zu treten. Auf dem gleichen Bild im normalen Lichtspektrum erkennt man übrigens sehr schön den Verlauf der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Betrachtet man die GNSS-Messreihen genauer, kristallisiert sich wieder eine leichte Bodenhebung heraus, die sich mit dem Rückgang der Eruptionsstärke am Samstag etwas beschleunigte. Aus dem tiefen Magmenkörper unter Fagradalsfjall steigt also mehr Magma in das flachere Reservoir unter Svartsengi auf, als von dort aus in Richtung Krater.

Interessant ist, dass es im Bereich von Fagradalsfjall ein paar schwache Erdbeben gab. Die Bodenhebung in dem Bereich dieses Vulkans hat sich seit Beginn der Eruption nur geringfügig abgebaut. Ein Indiz dafür, dass die Hebung nicht nur ein Sekundäreffekt von den Vorgängen bei Sundhnúkur ist, sondern dass sich hier auch Magma ansammeln könnte. Die Erdbebentätigkeit bei Krysúvik bleibt erhöht. An der GNSS-Messstation MOHA beschleunigte sich seit Eruptionsbeginn die Subsidenz.

Fazit: Da von der Bodenhebung, die sich vor der Eruption aufgebaut hat, nur etwas über die Hälfte abgebaut wurde, ist noch genug Schmelze vorhanden, damit die Eruption länger weitergeht oder sich sogar wieder verstärkt. Gleichzeitig steigt weiteres Magma aus der Tiefe auf und auch bei Fagradalsfjall könnte es eine eigenständige Magmenakkumulation geben, die in einigen Monaten zu einer Eruption dort führen könnte. Ein bevorstehendes Ende der gesamten Eruptionsphase, so wie es der eine oder andere Wissenschaftler propagandierte, erkenne ich anhand der Daten nicht.

Island: Erdbeben Mb 5,2 unter Bardarbunga

Bardarbunga erneut von stärkerem Erdbeben heimgesucht – Wahrnehmungsmeldungen aus dem Norden

Datum: 27.07.2025 | Zeit: 23:39:59 UTC | Koordinaten: 64.618 ; -17.388 | Tiefe: 2,4 km | Mb 5,2

Akureyri, 28.07.2025Gestern Nacht ereignete sich um 23:39:59 UTC ein mittelstarkes bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 unter dem subglazialen Calderavulkan Bardarbunga. Der Erdbebenherd lag in nur 2400 m Tiefe und wirkte sich an der Oberfläche dadurch stärker aus. Der Erdstoß war bis nach Nordisland zu spüren gewesen, wo er auch in Akureyri registriert wurde. Ein weiteres Beben hatte die Magnitude 3,1.

Erdbeben unter Bardarbunga. © IMO

Erdbeben ähnlicher Stärke sind unter Bardarbunga nicht ungewöhnlich, aber auch nicht alltäglich: Den letzten Erdstoß vergleichbarer Magnitude gab es zuletzt im Februar. Damals gab es innerhalb weniger Wochen mehrere stärkere Erdstöße und es wurde darüber spekuliert, dass sich der Vulkan nicht nur langfristig, sondern sogar mittelfristig auf eine erneute Eruption vorbereiten könnte. Man hatte bereits Versammlungen der Bevölkerungen organisiert, um Notfallpläne zu besprechen. Zuletzt war Bardarbunga im Jahr 2014 ausgebrochen und schuf das zweitgrößte Lavafeld seit der Besiedlung Islands.

Das Epizentrum des Bebens lag im nordöstlichen Randbereich der Caldera, dort, wo größere Randstörungen verlaufen, die das Calderadach durchziehen. Die Störungen geraten infolge von Bodendeformationen unter Spannungen und bauen diese in Form der Beben ab. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei den Bodendeformationen um Bodenhebungen infolge von Magmenintrusion, was auf ein weiteres Aufladen des gigantischen Vulkans hindeutet.

Es wird angenommen, dass Bardarbunga im Kernbereich des Island-Mantelplumes liegt. Dieser ortstabile Magmaschlauch pumpt Schmelze aus dem Erdmantel Richtung Erdoberfläche und speist einen Großteil der isländischen Vulkane mit Magma. Der Mantelplume wölbt zudem die Erdkruste auf, was dazu beitrug, dass sich Island über der Wasseroberfläche erheben konnte. Inwiefern der Mantelplume den Vulkanismus auf Reykjanes beeinflusst, ist Gegenstand von Spekulationen. Ganz im Süden und Norden Islands dominiert der Einfluss des Mittelatlantischen Rückens das tektonische und vulkanische Geschehen auf Island. Doch es könnte sein, dass der Mantelplume seine Finger bis in die Randbereiche der Insel ausstreckt und zumindest Einfluss auf die Aktivität nimmt, auch wenn er sie nicht maßgeblich steuert.

Island: Vulkanausbruch auf niedrigem Niveau

Vulkanausbruch auf Island geht abgeschwächt weiter – Touristen auf dem Lavafeld gefilmt

Reykjavik, 27.07.2025Auf Island geht der Vulkanausbruch deutlich abgeschwächt weiter und die Lavafront bewegt sich in ca. 1 Km Entfernung zum Krater. Seitdem der Tremor gestern Morgen schnell ein Stück abgefallen war, ist er bis jetzt nicht wieder angestiegen. Dennoch befindet sich weiterhin reichlich Schmelze im Reservoir und es ist möglich, dass sich die Eruption wieder pulsartig verstärkt.

Die GNSS-Messdaten zur Bodenhebung zeigen noch keine nennenswerte Bodenhebung an, was ein Anzeichen dafür sein könnte, dass sich in der Tiefe etwas verändert hat und der Magmennachschub aus dem tiefen in das flache Reservoir ins Stocken geraten ist. Es ist nicht auszuschließen, dass die Eruptionsphase bei Svartsengi bzw. Sundhnúkur tatsächlich ihrem Ende entgegenstrebt. Doch generell ist die Seismizität auf Reykjanes erhöht, wobei es in den letzten Wochen überwiegend unter dem benachbarten Krysúvik-System bebt. Nicht ausgeschlossen, dass sich die Aktivität hierin verlagern wird.

Heute gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm bei Raufarhólshellir, wo es einen großen Lavatunnel gibt. In der Nähe liegt auch der Vulkan Thrihnukagigur, wo es eine vertikale Kaverne gibt, die als Magmakammer beworben wird, in die man gegen ein enormes Eintrittsgeld mit einem frei schwebenden gläsernen Aufzug fahren kann. Eine klassische Magmakammer ist das meiner Meinung nach allerdings nicht, denn diese liegen nicht direkt unter der Erdoberfläche. Die Kaverne ist vielmehr Teil des Fördersystems des Vulkans, direkt unterhalb eines alten Eruptionszentrums.

Touristen wagten sich aufs Lavafeld hinaus

Doch zurück zur Eruption: In den sozialen Medien sorgt derzeit ein Video für Aufsehen, das drei junge Leute zeigt, die schlecht ausgerüstet in der Nähe der des Kraters auf dem frischen Lavafeld unterwegs sind. In Rissen sieht man noch glühende Lava, die allerdings nicht mehr erkennbar floss. Die Kommentare zu den Aufnahmen lassen meistens kein gutes Haar an der Aktion und kommen einem Shitstorm nahe.

Auch Offizielle äußerten sich kritisch. So meint Bogi Adolfsson, der Vorsitzende des Rettungsteams Þorbjörn in Grindavík, dass in solchen Fällen keine Hilfe durch Einsatzkräfte zu erwarten sei. Einsätze in diesen Bereichen seien zu riskant, da unter der scheinbar erstarrten Oberfläche gefährliche Hohlräume oder heiße Stellen verborgen sein könnten. Einar Sveinn Jónsson, der Feuerwehrchef in Grindavík, teilt diese Einschätzung. Er weist darauf hin, dass sich Rettungskräfte nicht in Lebensgefahr bringen, um Personen zu bergen, die sich leichtsinnig in solche Situationen begeben. Solches Verhalten wird von ihm als besonders leichtfertig bezeichnet. Zwar komme es selten vor, dass Menschen tatsächlich auf glühende Lava hinausgehen, doch sei die Gefahr offenbar nicht allen bewusst.

Ich persönlich finde es traurig, wenn die Menschen so schlecht aufgeklärt sind, dass sie Vulkangefahren nicht einschätzen können. Das gilt für die Akteure auf dem Lavafeld genauso wie für die Kommentatoren. Hier besteht ein gesellschaftliches Versagen, das zeigt, wie oberflächlich solche Themen in der Schule durchgenommen werden und dass es in Regionen mit aktivem Vulkanismus offenbar zu wenig Aufklärung gibt. Letztendlich sollte aber auch jeder Mensch selbst entscheiden dürfen, welchen Risiken er sich aussetzt, ohne gleich einen Shitstorm ausgesetzt zu werden. Last but not least, sollte man auch bedenken, dass selbst leichtsinnige Menschen ein Recht auf Datenschutz haben und nicht öffentlich an den Pranger gestellt werden sollten.

Sicherlich ist es riskant, auf ein frisches Lavafeld hinauszulaufen: Das Material ist instabil und Aa-Lava besteht aus nicht miteinander verschweißten Lavabrocken, die nachgeben und an Wällen schnell ins Rutschen geraten. Wer hier stürzt, riskiert Schürfwunden und Schnitte. Wer mit heißer Lava in Kontakt kommt, verbrennt sich. Tückisch sind auch Hohlräume, die sich vor allem unter dünnen Krusten von Pahoehoe-Lava verbergen, in die man einbrechen kann. Gas ist an Vulkanen immer gefährlich. Zudem können aus Rissen und Hohlräumen glühend heiße Gase aufsteigen, die Verbrennungen verursachen. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass besonders bei pulsartiger Tätigkeit ein dünnflüssiger und schnell fließender Lavastrom aus einer Tube hervorbricht. Ferner können sich über heißen Lavafeldern Windhosen bilden. In Lava zu versinken muss man indes nicht fürchten, denn aufgrund ihrer hohe Dichte träg langsam fließende Lava durchaus einen Menschen. Heiß ist sie trotzdem!

Übrigens, so geht es richtig!

Wer auf Lavafelder rausläuft, sollte wenigstens stabile Wanderstiefel und Lederhandschuhe tragen. Wanderstöcke sind aus meiner Sicht unabdingbar, Gasmaske und Helm obligatorisch. Doch auch wer Schutzkleidung trägt, ist nicht vor Unfällen mit Todesfolge sicher. Eigentlich nichts für einen netten Urlaubsausflug.

Island: Status der Eruption am 26. Juli

Vulkanausbruch auf Island geht am 10 Tag weiter – Leichtes Pulsieren beobachtet

Reykjavik, 26.07.2025Der Vulkanausbruch auf Island hält nun seit 10 Tagen an. Im Großen und Ganzen verläuft die Eruption recht konstant, wobei es zu einigen Phasen kam, während derer man kaum noch Aktivität auf den Livecams beobachten konnte, was aber auch daran liegen kann, dass man im hellen Tageslicht keine Rotglut ausmachen kann. Dafür konnte man am späten Nachmittag eine Phase deutlich gesteigerter Aktivität beobachten, als eine kleine Lavafontäne erzeugt wurde – ein Indiz dafür, dass es zu einem Pulsieren der Aktivität kommen könnte, wie wir es vom Fagradalsfjall her kennen.

Ein weiteres Indiz hierfür liefert der Tremorverlauf, der jenem aus der Frühphase der pulsierenden Tätigkeit während der ersten Fagradalsfall-Eruption ähnelt. Natürlich kann es sein, dass ich hier meinem Wunschdenken aufliege und dass sich die Eruption bereits in der Schlussphase befindet, so wie es der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gegenüber MBL meinte. Allerdings liegt Þorvaldur mit seinen Hypothesen oft daneben, die offenbar noch mehr auf Wunschdenken beruhen, als es bei mir der Fall ist.

Fakt ist, dass echte wissenschaftlich basierte Prognosen schwierig sind. Betrachtet man die reine Datenlage, so müsste sich im oberen Magmenkörper noch genug Schmelze befinden, um die Eruption bei der aktuellen Förderrate lange am Leben zu erhalten. Die starken Entgasungen der letzten Woche könnten den Gasdruck im Speichersystem so weit reduziert haben, dass es tatsächlich erstmal zu einem Stopp der Eruption kommt. In diesem Fall würde man erwarten, dass die nächste Aufladungsphase nicht so lange dauert wie zuletzt, vorausgesetzt, der Magmenaufstieg aus der Tiefe hält wie gehabt an.

Eine nennenswerte Bodenhebung gibt es im Svartsengigebiet aktuell nicht. Magmenaufstieg und Lavaausstoß halten sich die Waage. Eine gute Gelegenheit, die Aufstiegsrate indirekt über den Lavaausstoß zu bestimmen. Meinen Einschätzungen nach liegt der Lavaausstoß heute aber unter dem, was wir zuletzt an Magmenaufstieg gesehen haben. Das waren zuletzt ca. 3-4 Kubikmeter pro Sekunde. Sollte der Magmenaufstieg aus dem tiefen Speicher anhalten, müsste langsam wieder eine leichte Bodenhebung einsetzen.

Island: Neue Daten zur Eruption im Sundhnúkur-Gebiet

Der Vulkanausbruch im Sundhnúkur-Gebiet auf Island geht weiter – Neue Daten vorhanden

Reykjavik, 25.07.2025 Die Eruption auf Island dauert auch am neunten Tag nach ihrem Beginn an und verläuft weiterhin relativ konstant, wobei die Magmaförderung bestenfalls als moderat einzustufen ist.

Ausbreitung des Lavafeldes. © IMO

Neue Daten des Isländischen Wetterdienstes (IMO), die vor zwei Tagen erhoben wurden, zeigen, dass die durchschnittliche Förderrate zwischen dem 18. und 23. Juli bei etwa 12 Kubikmetern pro Sekunde lag. In diesem Zeitraum wurden rund 5,1 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Seit Beginn der Eruption am 16. Juli wurden insgesamt 26,8 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen, die eine Fläche von etwa 3,3 Quadratkilometern bedecken.

IMO erstellte zudem eine Karte, die die Ausbreitung des Lavafeldes dokumentiert. Der Großteil der Lava floss ostwärts und erreichte die Basis des Fagradalsfjall.

Den vorliegenden Daten zufolge handelt es sich bei der aktuellen Eruption um die schwächste seit Februar 2024. Dennoch wurde mehr Lava gefördert als bei den Ausbrüchen während der frühen Eruptionsphase. Im Vergleich zu den unmittelbar vorausgegangenen Eruptionen ist die derzeitige Aktivität bislang nur etwa halb so stark. Dies spiegelt sich auch in der Bodenhebung wider: Durch die laufende Eruption wurde bisher lediglich etwas mehr als die Hälfte der vorab registrierten Hebung abgebaut. Es befindet sich also weiterhin ausreichend Schmelze im flach gelegenen Magmareservoir unter Svartsengi, um die Eruption auf dem aktuellen Niveau über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten. Ob jedoch das gesamte vorhandene Magma auch diesmal eruptiert wird, bleibt ungewiss.

Leichte Tremorschwankungen beobachtet

Bei genauer Beobachtung zeigen sich leichte Schwankungen in der Eruptionsintensität, die sich auch im Tremorverhalten niederschlagen. So wurde gestern Morgen ein kurzfristiger Tremorrückgang registriert, der mit einem merklichen Rückgang der Förderrate einherging. Dieses Verhalten erinnert an das eruptive Muster des Fagradalsfjall im Jahr 2021: Damals traten nach einigen Wochen pulsartige Phasen verstärkter Aktivität auf, die sich mit zunehmend längeren Ruhephasen abwechselten.




Gasemissionen und Luftqualität

Auch die Schwefeldioxid-Emissionen (SO₂) gingen gestern zurück. Messungen ergaben Werte zwischen 25 und 44 Kilogramm pro Sekunde – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vortag, was zu einer spürbaren Verbesserung der Luftqualität führte. Dennoch wird weiterhin vor mäßiger Luftverschmutzung gewarnt.

Island: Eruption geht nach kurzem Stopp weiter

Vulkanausbruch auf Island geht nach kurzem Stopp weiter – Möglicherweise erstes Anzeichen auf pulsierende Aktivität

Reykjavik, 24.07.2025 – Die Eruption hält seit 8 Tagen an und zeigt keine Anstalten, sich abzuschwächen. Gestern kam es am späten Nachmittag zu einem kurzzeitigen Stopp des Lava-Ausstoßes, doch nach einer kurzen Pause setzte die Aktivität am Abend wieder ein. Der Tremor sackte indes nicht ab, zeigte aber einige markante Zackenmuster, die darauf hindeuten, dass die unterirdischen Lavabewegungen nicht ganz so gleichmäßig sind, sondern fluktuieren. Dieses Wellenmuster besteht auch heute noch.

Fluktuierender Tremor. © IMO

Dieses fluktuierende Wellenmuster des Tremors erinnert mich ein wenig an die erste Fagradalsfjall-Eruption im Frühjahr 2023, die den Start der Aktivitätsphase auf der Reykjanes-Halbinsel markierte. Damals kam es nach einigen Wochen der Aktivität zu starken Fluktuationen, in deren Folge sich ruhigere Phasen mit äußerst starken Eruptionsphasen abwechselten. In einem relativ frühen Stadium dieser Tätigkeit wurden starke Lavajets erzeugt, die bis zu 800 m hoch aufstiegen. In der späteren Entwicklung wurden die Pausen zwischen den Pulsen länger und anstelle von hoch aufsteigenden Lavafontänen gab es regelrechte Lavafluten, die aus dem neu entstandenen Kraterkegel hervorsprudelten. Es ist aber auch möglich, dass es gestern einfach zu einer Blockade des Fördersystems kam, die sich schnell wieder löste. Die Tremorfluktuationen könnten auch dem Ende der Eruption vorangehen. Die nächsten Tage werden zeigen, in welcher Richtung sich die Aktivität entwickelt.

Seismizität und Bodendeformation entlang von Sundhnúkur und Svartsengi sind gering. Nachdem die ersten Messdaten nach der Initialphase der Eruption eine beschleunigte Bodenhebung andeuteten, zeigen die weiteren Werte, dass es nur eine minimale Bodenerhebung gibt. Magmaaufstieg aus der Tiefe und Lavaabfluss an der Eruption halten sich in etwa die Waage. Eine gute Gelegenheit für die Vulkanologen, die Lavaflussrate zu bestimmen und damit auch einen recht genauen Wert für den Magmenaufstieg aus der Tiefe in das flache Reservoir zu erhalten. Daten hierzu wurden vom IMO bislang nicht veröffentlicht, obwohl es bei den anderen Eruptionen erste Daten wenige Tage nach Beginn der Eruption gab. Offenbar ist man zur Ferienzeit personell unterbesetzt, insbesondere, da man zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit einer Eruption gerechnet hatte.

Die Warnung vor der Luftverschmutzung wird aufrechterhalten. Heute soll das Gebiet nordwestlich von Sundhnúkur besonders von den Gasen heimgesucht werden.

Island: VOG verteilt sich über die Insel

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – VOG verbreitet sich in Island

Seit einer Woche hält die Eruption auf Island nun an und ein Ende ist nicht in Sicht. Aus einem der neu gebildeten Kraterkegel im Zentralbereich der Eruptionsspalte wird weiterhin Lava ausgestoßen. Die Höhe der Lavafontäne scheint geringer geworden zu sein, allerdings kann das täuschen, da der Kraterrand immer höher wird und man nur den oberen Teil der Fontäne über den Rand spritzen sieht. Der Lavastrom fließt überwiegend nach Osten in Richtung Fagradalsfjall. Der Tremor ist stabil, was auf eine gewisse Konstanz der Eruptionsstärke hindeutet.

In einem IMO-Bericht, der gestern nur auf der isländischen Version der Website veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Lavastrom sehr langsam fließt. Die Lavafront scheint kaum voranzukommen und stagniert mehr oder weniger.

Die GNSS-Daten der letzten Tage stagnieren ebenfalls und bei Svartsengi ist keine Bodendeformation festzustellen. Soweit kann ich mit den Beobachtungen der Forscher mitgehen. Doch dann heißt es sinngemäß, dass die Stagnation der Bodenhebung ein Anzeichen dafür sei, dass die Schmelze, die aktuell gefördert wird, nicht aus dem Speicherreservoir unter Svartsengi kommt, sondern direkt aus größerer Tiefe. Meiner Interpretation nach zeigt die Stagnation der Hebung aber gerade, dass die Schmelze aus dem flach liegenden Reservoir kommt und die Förderrate am Eruptionszentrum in etwa der Magmenaufstiegsrate aus dem tief gelegenen Reservoir in das flachere entspricht. Aber vielleicht drückten sich die Isländer nur ungenau aus und meinten, dass das aus der Tiefe kommende Magma das Svartsengi-Reservoir direkt durchfließt und nicht, dass es einen anderen Aufstiegsweg direkt aus dem tiefen Reservoir gefunden hat, wie es meiner Meinung nach bei dem Ereignis Anfang April der Fall war. Was aber auch nicht richtig sein kann, denn da die Subsidenz im Svartsengigebiet bei weitem nicht so groß war wie die Hebung vor der Eruption, ist dort noch zuvor akkumulierte Schmelze vorhanden. Steigt nun Magma von unten auf, wird erst das ältere Material im Oberbereich des Magmenkörpers wie Zahnpasta aus der Tube gedrückt. Solche ungenau formulierten Betrachtungen führen letztendlich zu Fehlprognosen, wie wir sie in Bezug auf die völlig schiefgegangene IMO-Prognose zur aktuellen Eruption gesehen haben.

Schwefeldioxid-Gas breitet sich über Island aus und bildet VOG

Die Luftqualität in Windrichtung ist und bleibt schlecht, aber nicht nur dort ist das ein Problem, denn über weite Teile der Insel hat sich VOG gebildet. Dieser vulkanisch bedingte SMOG enthält hohe Schwefeldioxid-Konzentrationen und stellt insbesondere für Menschen mit Atemwegserkrankungen, aber auch für Kinder und Alte ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko dar. Die Behörden rufen auch Vulkanspotter und Reisende in Vulkannähe zur Vorsicht auf.

Derweil zieht der Vulkanausbruch zahlreiche Neugierige an, die Richtung Eruptionsspalte pilgern. Sicherheitskräfte kontrollieren das Gebiet und haben wieder alle Hände voll zu tun, in Not Geratenen zu helfen.