Island: IMO bestätigt Störung der GNSS-Messungen

Störung der GNSS-Messungen auf Island von IMO bestätigt – Ursache unklar

Reykjavik 12.07.2025Wer in den letzten Tagen die GNSS-Daten zur Bodenhebung auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel betrachtete, wird sich vielleicht über den starken Sprung zur Bodenhebung gewundert haben, der auf den Grafiken abgebildet ist und fast 50 mm ausmachte. Da sich dieser Sprung auf allen Stationen der Gegend bemerkbar macht, ist klar, dass es sich nicht um einen realen Wert handelt, sondern um einen Messfehler. IMO hat in einem gestern veröffentlichten Bericht diesen Fehler eingestanden. Seine Ursache ist noch unklar.

Wie die Forscher des isländischen Wetterdienstes mitteilten, wurde eine ungewöhnliche Signalstörung festgestellt, die das gesamte Messnetz betrifft. Sie äußert sich in einem sprunghaften Anstieg der vertikalen Bewegung – ein Muster, das einer plötzlichen Landhebung ähnelt. Da dieses Signal jedoch gleichzeitig an allen Stationen auftrat, kann eine tatsächliche Hebung der Erdoberfläche ausgeschlossen werden.

Interne Fehler im Messsystem oder in den Datenübertragungen wurden ebenfalls ausgeschlossen. Es handelt sich daher um eine externe Störung, deren Ursache bis jetzt unklar ist.

Die Messung von Landhebungen basiert auf der Berechnung der Zeit, die Signale von Satelliten benötigen, um GPS-Empfänger am Boden zu erreichen. Eine verkürzte Laufzeit deutet auf eine Anhebung der Erdoberfläche hin. Diese Signale können jedoch durch verschiedene äußere Einflüsse gestört werden.

Spekulativ ist, dass es sich um eine Störung der Satellitensysteme handelt. Es könnte zu Bahnabweichungen der künstlichen Trabanten gekommen sein, etwa durch gravitative Kräfte oder durch Sonnenstürme, wie es bereits im Mai vorkam. Allerdings wurde zwar ein außergewöhnlich großes koronales Loch der Sonne beobachtet, ungewöhnlich starke Sonnenstürme wurden aber nicht registriert.

IMO betont, dass die derzeitige Störung die Fähigkeit des isländischen Wetterdienstes nicht beeinträchtigt, potenzielle Magmaintrusionen oder Vulkanausbrüche frühzeitig zu erkennen und entsprechende Warnungen auszugeben.

Nach dem Sprung Anfang der Woche kam es zu einem deutlichen Absacken der Hebung. Mittlerweile scheint sich aber wieder der ursprüngliche Trend der kontinuierlichen Bodenhebung aus den Messungen ablesen zu lassen. Man muss halt die 50-mm-Phantomhebung von den Werten abziehen, um die tatsächliche Hebung zu erfassen.

Die Bodenhebung wird von aufsteigendem Magma verursacht, das sich unter Svartsengi akkumuliert. Seit Anfang April hob sich der Boden um gut 320 mm. Die Erdbeben gehen weiter: In den letzten 24 Stunden gab es entlang von Sundhnúkur 6 schwache Erschütterungen.

Island: Gletscherlauf am Mýrdalsjökull hat Höhepunkt überschritten

Die Gletscherfut zu ihrem Höhepunkt. ©Njáll Fannar Reynisson/ IMO

Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach – trotzdem Erdbeben unter Katla

Vík í Mýrdal, 11.07.2025Der Gletscherlauf am Mýrdalsjökull lässt nach und hatte seinen Höhepunkt bereits am Donnerstagabend erreicht. Gestern und im Laufe des heutigen Tages sanken die Pegel der Flüsse Leirá Syðri und Skálm, ebenso nahmen die konduktive Leitfähigkeit und der Tremor am Austmannsbunga ab.

Obwohl der Tremor nachgelassen hat und sich auf niedrigem Niveau bewegt, treten weiterhin schwache Erdbeben unter der Katla auf: Laut dem isländischen Wetterdienst (IMO) wurden seit dem 8. Juli im Gebiet des Mýrdalsjökull fast 100 Erschütterungen registriert. Das bislang stärkste Beben ereignete sich am 10. Juli um 7:00 Uhr mit einer Magnitude von 2,7. Heute wurden 13 schwache Erdbeben gemeldet.

Die Forscher des IMO gehen davon aus, dass das Hochwasser weiter zurückgeht und die Wasserstände der Flüsse wieder das übliche Sommerniveau erreichen. Aufgrund des Druckabfalls nach dem Gletscherlauf besteht jedoch die Möglichkeit, dass es in den geothermischen Systemen unter dem Gletscher zu einem Anstieg des Wärmeflusses kommt. Solche Prozesse könnten erneut Gletscherschmelze auslösen und zu einem kurzfristigen Anstieg des Abflusses führen.

Die Flutwelle dürfte ihren Ursprung in geothermischen Vertiefungen südlich von Austmannsbunga unter dem Mýrdalsjökull haben, insbesondere in den Kesseln 13 und 14 des Kötlukettle-Systems. Diese waren bereits im Juli des Vorjahres Auslöser einer starken Flut. Radarmessungen von Eyjólfur Magnússon vom Institut für Geowissenschaften der Universität Island aus dem Mai deuten darauf hin, dass sich unter diesen Kesseln ein subglazialer Wasserspeicher gebildet haben könnte, der als Quelle des aktuellen Hochwassers infrage kommt.

An der Gletscheroberfläche sind bislang keine sichtbaren Auswirkungen des Gletscherlaufs zu erkennen. Insbesondere gibt es keine Hinweise auf Eisabsenkungen über den geothermischen Kesseln.

In der Umgebung von Skálm wurde jedoch Schwefelgeruch gemeldet. Der isländische Wetterdienst rät Reisenden zu besonderer Vorsicht in Flussnähe, da dort mit Gasemissionen zu rechnen ist. Auch abseits der Flüsse ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.

Situation bei Svartsengi

Aufmerksamkeit ist meiner Meinung nach auch im Svartsengi-Gebiet auf der Reykjanes-Halbinsel geboten. Nachdem gestern kaum Erdbeben aufgrund von starken Regenfällen registriert wurden, gab es heute bereits 10 Erdbeben im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Ein leichter, aber deutlicher Anstieg gegenüber der Aktivität Anfang der Woche. Die Daten zur Bodenhebung sind ungenau und aktuell nicht zu gebrauchen.

Island: zwei Beben unter der Hekla

Zwei Erschütterungen unter dem Gipfelbereich der Hekla detektiert

Selfoss, 10.07.2025Unter der Hekla im Süden Islands ereigneten sich heute Morgen zwei weitere schwache Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Sie manifestierten sich gegen 05:25 Uhr UTC und folgten nur eineinhalb nacheinander. Die Herdtiefen wichen stark voneinander ab: Während sich ein Beben in 10 Kilometern Tiefe ereignete, befand sich das Hypozentrum des anderen Bebens in nur 500 m Tiefe unter dem Meeresspiegel.

An den meisten anderen Vulkanen der Welt wären diese zwei Mikrobeben keine Erwähnung wert, doch da es unter Hekla selten bebt und seismische Krisen normalerweise nur unmittelbar vor einer Eruption auftreten, könnten die vereinzelten Beben der letzten Tage und insbesondere das Schwarmbeben in der Nähe des Vulkans, das sich am Sonntag ereignet hatte, auf Fluidbewegungen hindeuten. Die Bodenhebung der dem Gipfelbereich am nächsten gelegenen Station, die online ist, zeigte in den vergangenen Tagen einen leichten Aufwärtstrend, den es ähnlich aber auch an der Katla zu sehen gab. Daher könnte es sich um ein messtechnisches Phänomen handeln.

Im langjährigen Mittel eruptierte Katla alle 10 Jahre, wobei es auch längere Perioden ohne Aktivität gab. In einer solchen scheinen wir uns zu befinden, denn der letzte Ausbruch ist 25 Jahre her. Bereits vor 10 Jahren gab es eine deutliche Bodenhebung an der Hekla und damals rechnete man bereits mit einem Ausbruch des überfälligen Vulkans, doch dieser blieb aus. Vielleicht braut sich aber jetzt langsam was zusammen.

Zusammenbrauen tut sich unter Reykjanes etwas mit Gewissheit, doch der genaue Zeitpunkt des nächsten Ereignisses bei Svartsengi bleibt unklar. Während ich von einer Eruption Ende Juli ausgehe, rechnen die isländischen Forscher mit einem neuen Ereignis erst im Herbst. Die Bodenhebung geht indes munter weiter. An der Messstation SKSH liegt sie bei gut 350 mm und hat damit den höchsten Wert seit November 2023 angenommen.

Auf der Shakemap oben sieht man auch, dass es weitere Erdbeben unter dem Myrdalsjökull und der Katla gab. Dort ist ein Gletscherlauf in Progress.

Island: Gletscherlauf am Myrdalsjökull und der Katla hat begonnen

Gletscherlauf vom Mýrdalsjökull: Anstieg von Wasserstand und Leitfähigkeit der Flüsse Leirá Syðri und Skálm

Vík í Mýrdal, 09.07.2025Der erwartete Gletscherlauf am Mýrdalsjökull hat begonnen. In mehreren Flüssen am Südrand des Gletschers, unter dem der mächtige Vulkan Katla verborgen liegt, sind in den vergangenen Tagen deutliche Anzeichen für verstärkten Gletscherwasserabfluss festgestellt worden. Besonders betroffen sind die Flüsse Leirá Syðri und Skálm. Messungen vor dem Sandfellsjökull zeigen einen Anstieg von Wasserstand und elektrischer Leitfähigkeit im Leirá Syðri. Auch an der Brücke der Ringstraße über den Skálm wurde eine ähnliche Entwicklung registriert. Der Leirá Syðri fließt oberhalb dieser Brücke in den Skálm.

Derzeit handelt es sich um einen vergleichsweise kleinen Gletscherlauf. Dennoch steigen die Messwerte weiterhin an. IMO hat Berichte über Schwefelgeruch aus dem Gebiet erhalten und mahnt zur Vorsicht, insbesondere in der Nähe der Flussquellen am Gletscherrand. Dort kann es aufgrund geothermischer Aktivität zur Freisetzung von schädlichen Gasen kommen.

Solche Gletscherabflüsse aus geothermisch aktiven Zonen am Gletscherfuß sind in der Region nicht ungewöhnlich. Vergleichbare Phänomene wurden bereits in Flüssen wie dem Múlakvísl und Fremri-Emstruá dokumentiert. Der Leirá erlebte in der Vergangenheit mehrfach kleinere Überschwemmungen, zuletzt im Dezember 2024. Die stärkste Überflutung ereignete sich Ende Juli 2024, als ein plötzlicher Wasserstrom einen Abschnitt der Ringstraße zerstörte. Ursache war damals Schmelzwasser aus zwei Kavernen im südlichen Teil des Gletschers, das sich durch geothermische Erwärmung angesammelt hatte.

Der Schwefelgeruch des Wassers legt nahe, dass es zu einer erhöhten geothermischen Aktivität der Katla gekommen ist. Am Wochenende gab es dort einen Erdbebenschwarm und eine leichte Bodenhebung. Möglicherweise ist es auch zu einer schwachen Eruption unter dem Eis gekommen.

Auffällig war heute ein sprunghafter Anstieg der Bodenhebung an mehreren GNSS-Messstationen im Katla-Gebiet. Hierbei handelte es sich meiner Meinung nach um einen Messfehler.

Die derzeitige Situation wird rund um die Uhr überwacht. Fachleute gehen davon aus, dass sich unter dem Gletscher erneut größere Wassermengen angesammelt haben könnten. Die weitere Entwicklung bleibt daher ungewiss. Der Wetterdienst kündigt an, aktuelle Informationen bereitzustellen, sobald sich die Lage verändert.

Island: Starke Erdbebentätigkeit entlang der VZ

Zahlreiche Erdbeben entlang der Vulkanzonen auf Island – Norden und Südwesten besonders stark betroffen

Reykjavik, 08.07.2025Gestern Nachmittag manifestierten sich auf Island zahlreiche Erdbeben, von denen die Störungs- und Vulkanzonen entlang der divergenten Naht zwischen Europa und Nordamerika besonders betroffen waren. Am ausgeprägtesten war die Seismizität offshore, entlang der Fortsätze des Mittelatlantischen Rückens im Südwesten und im Norden der Insel. Insgesamt gab es unter Island innerhalb von 48 Stunden 224 Erdbeben, wobei Erschütterungen in einiger Entfernung zur Insel nicht mitgerechnet wurden.

Am anschaulichsten präsentieren sich die Beben auf der Vafri-Shakemap, wenn man den Zoomfaktor so weit verkleinert, dass ein möglichst großer Ausschnitt angezeigt wird. Man erkennt, dass es im Norden Erdbeben gab, die sich ausgehend von der Tjörnes-Fracture-Zone entlang des Kolbeinsey-Ridge erstrecken. Auf einer Strecke von gut 500 Kilometern reihen sich die Erdbeben wie auf einer Perlenkette auf, wobei das nördlichste Endglied von einem Erdbeben der Magnitude 3,4 gebildet wird.

Am südwestlichen Pendant -dem Reykjanes-Ridge- ereignete sich ein Erdbebenschwarm mit fast 100 Beben, rund 13 Kilometer von Eldey entfernt. Hier wurden sogar fünf Beben mit Magnituden im Dreierbereich festgestellt. Auf der Reykjanes-Halbinsel blieb die Seismizität mit 55 Erschütterungen innerhalb von 48 Stunden moderat. Die meisten Beben trugen sich bei Krýsuvík zu.

Ähnlich viele Beben gab es im Bereich des Mýrdalsjökull, wo sich Erdbeben unter der Katla, aber auch nahe der Hekla ereigneten, über die ich bereits gestern berichtet habe. Darüber hinaus ist der Erdbebenschwarm am Grjótárvatn (Snæfellsnes) weiter aktiv. Einige Erschütterungen zeigen sich auch im Bereich von Bárðarbunga.

Ob es zwischen diesen Erdbeben einen Zusammenhang gibt, ist ungewiss. Die Erdbebengebiete sind über den Mittelatlantischen Rücken gekoppelt, auf dem Island liegt. Die Insel entstand durch vulkanische Aktivität entlang des Rückens, wobei der Island-Mantelplume die Erdkruste zusätzlich aufwölbte. Entlang der Plattengrenze entfernen sich die beiden Teile Islands mit einer Geschwindigkeit von 20 bis 30 Millimetern pro Jahr voneinander. Diese Bewegung erzeugt Zugspannungen, die ein Ausdünnen der Kruste und Erdbeben bewirken. Dieser Prozess kann schubweise erfolgen, sodass es möglich ist, dass einer dieser Schübe gestern die Erdbeben im Norden ausgelöst hat. Die Beben in Südisland hängen meiner Meinung nach eher mit magmatischen Prozessen zusammen, die aber ebenfalls ein Zeugnis der Divergenz entlang der kontinentalen Naht darstellen.

Hekla: Erdbebenschwarm in der Nähe

Schwarmbeben nahe Vulkan Hekla auf Island – Stärkste Erschütterung Mb 3,4

Selfoss, 07.07.2025Südwestlich der Hekla ereignete sich ein Erdbebenschwarm, der sich aus 27 Einzelbeben zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung war auch das erste der Beben und hatte eine Magnitude von 3,4 und ein Hypozentrum in 7500 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 11 km ost-südöstlich von Árnes bei Selfoss verortet. Der Fuß der Hekla liegt ca. 10 Kilometer entfernt.

Genaugenommen müssten man von einem Hauptbeben und einem Nachbebenschwarm sprechen, da die meisten der folgenden Erschütterungen deutlich schwächer als Mb 3,4 waren. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen den Erdbeben und dem Vulkan gibt ist ungewiss. Wahrscheinlich waren es tektonische Beben an einer Störungszone, die mit dem Vulkan assoziiert ist. So könnte aufsteigendes Magma Spannungen verursacht haben, die auf die Störungszone wirkten und letztendlich die Beben auslöste. In den vergangenen Tagen ereigneten sich vereinzelte Erdbeben unter dem Kraterbereich des Vulkans. Die Hekla gilt statistisch als überfällig. Typisch für ihre Ausbrüche ist es, dass der Vulkan fast erschütterungsfrei auflädt. eine seismische Krise setzt oft nur Minuten vor Eruptionsbeginn ein, weswegen selbst vereinzelte Erschütterungen auffällig sind.

An der GNNS-Messtation FEDG, die nördlich der Hekla liegt, gibt es eine schwache Bodenhebung von 20 mm. Es ist aber noch kein wirklicher Trend zu erkennen und es könnte sich um eine Messungenauigkeit handeln. Nichtsdestotrotz kann es nicht schaden, ein Auge gen Hekla gerichtet zu halten.

Der 1.491 Meter hohe Stratovulkan liegt im Süden der Insel, etwa 120 Kilometer von Reykjavik entfernt. Hekla wird oft als „Tor zur Hölle“ bezeichne, eine Bezeichnung aus dem Mittelalter, als ihre häufigen Ausbrüche große Furcht auslösten. Im Schnitt brach Hekla alle 10 Jahre aus. Der letzte Ausbruch ist aber schon länger her und manifestierte sich im Jahr 2000.

Natürlich gab es in den letzten 48 Stunden auch an anderen Lokationen auf Island Erdbeben. Insgesamt registrierte das seismische Netzwerk 200 Beben im Inselgebiet. Während 81 Beben im Bereich von Myrdalsjökull festgestellt wurden, zu dem auch die Hekla gehört, wurden im Bereich von Reykjanes gut 90 Beben festgestellt. Dazu zählt ein Schwarmbeben vor der Südwestküste, gut 20 Kilometer von Eldey entfernt. Diese Beben auf dem Reykjanes-Rücken traten in den letzten Monaten immer dann auf, wenn der Vulkanausbruch bei Svartsengi näher rückte. Tatsächlich wurden auch 4 Beben in und um Grindavik herum registriert. Die Bodenhebung geht indes weiter.

Katla: Schwarmbeben und Bodenhebung am 06. Juli

Der Calderavulkan Katla liegt unter dem Eisschild des Myrdalsjökull. © Marc Szeglat

Schwarmbeben unter der Katla – 30 Erschütterungen und Bodenhebung detektiert

Vík í Mýrdal, 06.07.2025Unter dem subglazialen Calderavulkan Katla ereignet sich seit gestern ein Erdbebenschwarm. Auf dem IMO-Kartenblatt „Mýrdalsjökull“ sind 40 Erdbeben eingetragen. Ca. 30 dieser Beben traten direkt im Bereich der Katla auf, die unter dem Gletscher liegt.

Erdbeben Katla. © IMO

Die Erschütterungen hatten geringe Magnituden und lagen in sehr geringer Tiefe. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 1,5 in nur 100 Metern Tiefe. Solche Schwarmbeben sind nicht besonders ungewöhnlich und normalerweise kein Grund zur Sorge. Doch GNSS-Daten zeigen eine rasche Bodenhebung, die in der letzten Juniwoche einsetzte und bislang etwa 30 Millimeter im Zentrum der Caldera beträgt. Bereits im Mai war eine leicht steigende Tendenz erkennbar. Auch am Rand der Caldera lässt sich dieser Trend beobachten.

Solche kurzfristigen Hebungen wurden auch im vergangenen Jahr registriert und bildeten sich meist schnell wieder zurück, ohne dass es zu einer stärkeren Eruption kam. Wie ich bereits in meinem letzten Update zur Katla schrieb, könnten Schwarmbeben in Kombination mit Bodenhebungen jedoch Hinweise auf schwache Eruptionen oder intensive hydrothermale Aktivität unter dem Eis geben. Die Aktivität könnte mit einer Schmelzwasseransammlung unter dem Gletscher zusammenhängen, was das Risiko eines Gletscherlaufs erhöht. In den vergangenen Jahren kam es bereits zu vergleichbaren Szenarien, bei denen Teile der Ringstraße und mehrere Brücken durch Schmelzwasserströme beschädigt wurden. Reisende in Südisland sollten daher besondere Vorsicht walten lassen und auf mögliche Sturzfluten in der Nähe des Mýrdalsjökull achten. Gletscherläufe stellen ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar.

Einige der Erdbeben im Bereich des Mýrdalsjökull wurden auch in anderen Vulkanregionen des Areals registriert. So kam es zu Beben unter dem Eyjafjallajökull, der Torfajökull-Caldera und sogar unter Hekla. Dieses Phänomen trat auch in der Vergangenheit wiederholt auf und deutet darauf hin, dass zumindest ein Teil der Seismizität mit Spannungen entlang des Ostarms der isländischen Hauptstörungszone zusammenhängt – oder dass sich Spannungen von der Katla aus über diese Störungszonen weiträumig übertragen.

Die Situation auf der Reykjanes-Halbinsel ist unverändert. Die Bodenhebung unter Svartsengi hält an und zeigt sogar eine leichte Beschleunigung.

Island: Erdbeben Mb 3,6 unter Bardarbunga

Erdbeben erschütterte Gletschervulkan Bardarbunga – Bodenhebung bei Svartsengi leicht beschleunigt

Reykjavik, 05.07.2025Der isländische Vulkan Bardarbunga, der unter dem Gletscher Vatnajökull verborgen liegt, wurde gestern erneut von einem Beben mit einer Magnitude größer 3 erschüttert. Konkret brachte es der Erdstoß, der sich um 12:27:00 Uhr UTC ereignete, auf eine Magnitude von 3,6. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m Tiefe unter dem Meeresspiegel. Es gab weitere Beben geringerer Magnituden.

Solche Beben treten in den letzten Jahren immer wieder unter dem Vulkan auf und zeugen davon, dass sich unter dem Bardarbunga Magma akkumuliert. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans, der zuletzt 2014 ausbrach, liegt aber wohl noch in weiter Ferne.

Bodenhebung SENG. © IMO

Zeitlich vermutlich nur Wochen entfernt ist hingegen ein möglicher Ausbruch bei Svartsengi auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich die Bodenhebung in den letzten 2 Wochen leicht beschleunigte. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang Mai hob sich der Boden an der Messstation SENG um 30 Zentimeter (SKSH sogar um 33 cm) und hat damit wieder den Schwellenwert erreicht, ab dem ein erhöhtes Eruptionsrisiko erreicht ist. Die Vulkanologen von IMO sehen das allerdings noch nicht so, denn sie argumentieren, dass bei der Eruption Anfang April, die mit der Bildung eines neuen Rifts einherging, deutlich mehr Magma in dieses Rift floss, als bei den vorherigen Eruptionen austrat. Dadurch soll sich der obere Magmakörper mehr entleert haben als bei den vorherigen Ereignissen, weshalb es jetzt länger dauern soll, bis wieder so viel Schmelze und Druck vorhanden sind, dass es zu einem neuen Ereignis kommen kann. Zudem ziehen sie Parallelen zu den Krafla-Feuern, bei denen sich vor einer Eruption immer mehr Schmelze ansammeln musste, bevor eine neue Eruption begann.

Ich bin da teilweise anderer Auffassung, denn der Boden bei Svartsengi senkte sich Anfang April nicht weiter ab, als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen ist. Meine These ist, dass das zusätzliche Magma, das in das Rift floss und einen Gang bildete, der bis zum Keilir reicht, nicht aus dem flach liegenden Magmareservoir unter Svartsengi stammte, sondern aus dem tiefen Schmelzkörper unter Fagradalsfjall. Sollte dem so gewesen sein, wird man auf Island deutlich früher mit einer weiteren Eruption konfrontiert sein, als man im Allgemeinen meint. Die Vulkanologen rechnen nicht vor Herbst mit einem weiteren Ausbruch.

Island: Sundhnúkur bereit zur Eruption

Bodenhebung bei Svartsengi erreicht Gleichstand mit Zustand vor der letzten Eruption

Reykjavik, 01.07.2025Am 30. Juni war es soweit und die Bodenhebung erreichte nun auch volumenmäßig in etwa den Gleichstand mit dem Zustand vor der letzten Eruption Anfang April. Der Boden hob sich an der Messstation SENG innerhalb von 3 Monaten um 300 mm, was eine Durchschnittsrate von 100 mm macht. Dafür brauchte es 5 Wochen weniger Zeit als beim letzten Aufladen des Magmareservoirs unter Svartsengi. Das Eruptionsrisiko steigt noch einmal deutlich an und der nächste Ausbruch könnte jederzeit beginnen.

Bodenhebung bei Svartsengi ist groß

Die Vorwarnzeit könnte extrem kurz ausfallen: Vor den letzten Eruptionen verkürzte sie sich immer weiter und auch die Signale wurden schwächer. So gab es im April nur einen vergleichsweise schwachen Erdbebenschwarm, der ca. 30 Minuten vor der Eruption einsetzte. In den Tagen zuvor stieg die Seismizität nur allmählich an. Ein wenig mehr Vorwarnzeit verschafft die Druckerhöhung und eine schwache Temperaturzunahme in den Bohrlöchern des Geothermalkraftwerks Svartsengi, wo man in einem Bohrloch spezielle Sensoren installiert hat.

Die Seismizität entlang von Sundhnúkur hat in den letzten Tagen bereits leicht zugenommen. So manifestieren sich täglich ca. 4 schwache Erschütterungen. Vergleicht man die Seismizität mit jener vor den letzten Eruptionen, scheint der Ausbruch noch nicht unmittelbar bevorzustehen und es könnte noch einige Tage bis Wochen dauern.

Die Seismizität am benachbarten Krysúvik-System ist hingegen bereits hoch. Vermutlich reagieren hier lokale Störungen auf die Spannungen durch die Bodenhebung bei Svarstengi.

Eine leicht erhöhte Seismizität gab es in den letzten 2 Tagen auch unter anderen Bereichen Islands, etwa unter der Katla, die unter dem Gletscher Mýrdalsjökull verborgen liegt.

Das stärkste Erdbeben, das sich in den letzten Stunden in Island ereignete, manifestierte sich unter dem Bardarbunga und hatte eine Magnitude von 3,5. Die Herdtiefe betrug 2,3 Kilometer. Hier und unter dem benachbarten Calderavulkan Grimsvötn ereigneten sich auch einige schwächere Beben. Im Bereich des Vatnajökulls waren es 29 innerhalb von 2 Tagen.