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Vulkan Anak Krakatau mit hoher Seismizität am 04.01.24

Staat: Indonesien | Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken

Zahlreiche Erdbeben und Tremor am Krakatau – Ausbruchswahrscheinlichkeit groß

Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau war im letzten Jahr oft eruptiv aktiv, wobei überwiegend strombolianische Eruptionen erzeugt wurden. Die Ausbruchsphasen kündigten sich meistens durch Erdbeben an, von denen täglich in Spitzenzeiten bis zu 150 Stück registriert wurden. Die letzte Ausbruchsphase sahen wir Mitte Dezember. Danach war es für einige Tage auch seismisch ruhig, bis Ende Dezember wieder einige Erdbeben registriert wurden. Ihre Zahl schnellte in den letzten Tagen in ungeahnte Höhen und kumulierte gestern in eine beachtliche Anzahl: Es wurden 263 Tremorphasen festgestellt. Dazu gesellten sich 95 Erdbeben mit niedrigen Frequenzen und 21 weitere vulkanisch bedingte Erschütterungen. Am Vortag waren es 43 Tremorphasen, 134 Niedrigfrequenzerdbeben, 30 Hybriderdbeben und 38 vulkanotektonische Erdbeben. Die hohe Seismizität wird durch die Bewegung magmatischer Fluide im Untergrund hervorgerufen und lässt vermuten, dass ich einiges an Schmelze im Untergrund angesammelt hat. Denkbar wäre auch das Eindringen von Meerwasser ins Fördersystem, das aufheizt und den Druck ansteigen lässt. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir bald eine sichtbare Reaktion des Vulkans erleben werden. Der Alarmstatus steht auf „Orange“ bzw. „Phase 3“.  Es gilt eine Sperrzone und die Insel darf nicht betreten werden.

Spätestens seit dem Flankenkollaps im Jahr 2018 weiß man aber, dass sich Eruptionen auch in einem deutlich größeren umkreis um die Insel auswirken können: Die Flanke kollabierte infolge einer starken Eruption. Der Flankenkollaps löste einen Tsunami aus, der gegen die Küsten von Sumatra und Java brandete. Mindestens 439 Menschen starben durch die Monsterwelle, die eigentlich nicht ganz so groß war. Die Angst ist groß, dass sich so ein Ereignis wiederholen könnte.

Anak Krakatau ist nicht der einzige aktive Vulkan des indonesischen Archipels. Neben den Dauerbrennern Dukono, Ibu und Semru liegen Tätigkeitsberichte von den Vulkanen Lewotobi, Marapi und Merapi vor. Letzterer zeigte in den letzten Tagen auch wieder einige Erdbeben. Ihre Anzahl ist im Vergleich zu der Phase erhöhter seismischer Aktivität, die bis Anfang Dezember anhielt, gering. Dafür gehen weiter glühende Schuttlawinen ab. Eine davon wurde in einem Livecamvideo dokumentiert.

Am Marapi auf Sumatra gibt es sporadische Explosionen, die kleine Aschewolken fördern. Zudem wird Dampf ausgestoßen.

Vom Leweotobi steigen Asche-Dampfwolken auf, die eine Höhe von bis zu 2700 m erreichen. Die Seismizität ist leicht erhöht.

Indonesien gilt als das Land mit den meisten aktiven Vulkanen der Welt. Je nach Quelle unterscheidet sich ihre Anzahl, aber man kann von gut 130 Vulkanen ausgehen, die als aktiv eingestuft werden. Generell werden Vulkane, die innerhalb der letzten 10.000 Jahre eruptierten, als aktiv eingestuft.

 

Vulkan Merapi – News am 01.06.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Merapi mit glühenden Schuttlawinen und Domwachstum

In den letzten Tagen wurde in indonesischen Lokalmedien wieder öfter über die Aktivität am Vulkan Merapi berichtet. Fotos und Videos zeigen Abgänge glühender Schuttlawinen, die teilweise Strecken von mehr als zwei Kilometer zurücklegen. Dass es jetzt zu vermehrter Sichtung dieser Phänomene kommt, dürfte vor allem der besseren Sichtbarkeit nach der Regenzeit geschuldet sein, denn die Statistiken zu den Abgängen fluktuieren seit Mitte März wenig. Täglich werden um die 100 Abgänge von Schuttlawinen gemeldet. Gelegentlich entsteht anstelle einer Schuttlawine auch mal ein kleiner pyroklastischer Strom. Die Seismizität ist an den meisten Tagen vergleichsweise gering mit leicht steigender Tendenz. Am 27. Mai kam es zu einer kurzweiligen Phase mit knapp 80 Hybriderdbeben, die mit Fluidbewegungen im Untergrund zusammen hingen. Trotz der eher bescheidenen Seismizität steigt frisches Magma auf, dass den Dom am südwestlichen Kraterrand mit Material versorgt, das zum großen Teil über die Schuttlawinen abgeführt wird. Trotzdem kam es in den letzten Wochen zu Domwachstum, wie neue Daten vom VSI belegen, denn am 17. Mai 2023 wurden die Dome mit Hilfe einer Drohne neu kartografiert und vermessen. Dabei kam heraus, dass das Volumen des südwestlichen Doms 2.372.800 Kubikmeter beträgt. Bei der vorherigen Messung im März betrug das Volumen noch 1.686.200 Kubikmeter. Es wurden auch morphologische Veränderungen festgestellt. Der zentrale Lavadom präsentiert sich hingegen nur wenig verändert und sein Volumen beläuft sich auf 2.337.300 Kubikmeter. Im März waren es 2.312.100 Kubikmeter, es gab also nur ein geringes Wachstum.

Dem wöchentlichen Bulletin der indonesischen Bergbaubehörde ist auch zu entnehmen, dass es im Beobachtungszeitraum 19.-25. Mai zu 236 Lawinenabgänge kam, die eine Strecke von mehr als 2 km zurück legten. Sie gingen vom südwestlichen Dom ab und flossen durch die Rinnen von Kali Bebeng und Kali Boyong. Das Geräusch von Lawinen war vom Babadan-Posten aus 25 mal mit geringer bis mäßiger Intensität zu hören gewesen. Die Bodendeformation war schwach.

Vulkan Merapi – News am 18.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Kleiner pyroklastischer Strom am Merapi

Gestern ging vom Südwestdom im Krater des Vulkans Merapi ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er wurde auf Aufnahmen der Livecams dokumentiert, findet aber keine Erwähnung in den Updates vom VSI/MAGMA. Daher sind auch keine genauen Daten bekannt. Die Gleitstrecke würde ich auf weniger als 2 km schätzen. Die Vulkanologen berichten dafür von zahlreichen Schuttlawinenabgängen vom Dom. Nachts hinterlassen die Abgänge häufig Spuren der Rotglut auf den Vulkanflanken. Gestern wurden 112 seismische Signale detektiert, die von diesen Abgängen zeugen. Sie dauerten zwischen 11,16 und 201,64 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 35 mm. Ich vermute einmal, dass die Spitzenwerte dieser Angaben dem Dichtestrom zuzuordnen sind. Bereits in der letzten Woche gab es ein vergleichbares Ereignis. Sie zeugen davon, dass immer noch Magma aufsteigt und den Lavadom mit Material versorgt. Ob der Dom tatsächlich wächst oder ob sich frisch gefördertes Material und die Abgänge die Waage halten ist unklar. Im letzten Wochenbericht vom BPPTK heißt es, dass es morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben habe, während sich der Zentraldom unverändert zeigte. Die letzten Messungen der Dome stammen aus dem März. Damals hatte der Zentraldom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern. Der Südwestdom brachte es auf 1.686.200 Kubikmeter.

Die Seismizität ist vergleichsweise gering, sieht man einmal von den zahlreichen Signalen der Schuttlawinen ab. Gestern wurde nur ein vulkanisch-bedingtes Erdbeben registriert, das von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen wurde. Es sieht mir nicht nach massivem Magmenaufstieg aus und der Südwestdom wird nur langsam wachsen. Dennoch kann es jeder Zeit auch zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme kommen, die eine ernste Gefahr für die Anwohner des Vulkans darstellen. Vorsichtig müssen natürlich auch Vulkanbeobachter sein. Vulkanologen und Zivilschutz fordern dazu auf, die Sperrzonen um den Vulkan zu respektieren.

Vulkan Merapi am 01.09.23

Seismizität am Merapi weiter erhöht

Am indonesischen Vulkan Merapi ist die Seismizität weiterhin signifikant erhöht. Das seismische Netzwerk des VSI zeichnete gestern 228 Hybriderdbeben auf. Dieser Erdbebentyp ändert im Zeitverlauf seine Frequenz und kann vulkanotektonische aber auch rein tektonische Prozesse abbilden. Sie treten häufig an dombildenden Vulkanen während einer Domwachstumsphase auf. Am Merapi trifft das sehr gut zu. Die aktuelle Phase begann bereits am 9. August. Seitdem wurden an 5 Tagen mehr als 200 Hybriderdbeben festgestellt. Darüber hinaus gab es gestern 18 vulkanotektonische Erschütterungen. Im genannten Zeitraum ist auch bei diesem Erdbebentyp eine Häufung festzustellen. Darüber hinaus wurden gestern 145 Signale detektiert, die von Steinschlägen und Schuttlawinen erzeugt wurden.

Im Wochenbericht des BPPTKG, der den Zeitraum18.-24. August betrachtet,  heißt es, dass die Vulkanologen morphologische Veränderungen am südwestlichen Lavadom beobachten konnten, während es am zentral gelegenen Lavadom keine sichtbaren Veränderungen gab. Die Veränderungen am Südwestdom werden durch Domwachstum und dem Abgang der Schuttlawinen verursacht. Zuletzt wurde das Volumen der beiden Dome am 10. August bestimmt und man kam auf ein Volumen der südwestlichen Kuppel von 2.764.300 Kubikmetern. Das Volumen der mittleren Kuppel betrug 2.369.800 Kubikmeter. Bestimmt wurden die Volumina mittels Luftbildanalyse.

Am Merapi wird auch eine Bodendeformation in Form einer Absenkung festgestellt. Wenn ich die Übersetzung aus dem indonesischen richtig interpretiere, beträgt die Absenkung 2 cm am Tag und hat sich gegenüber dem Vortag erhöht. Wörtlich heißt es im Bericht „Die Verformung des Mount Merapi, die diese Woche mit EDM überwacht wurde, zeigt eine durchschnittliche Verkürzung der Schrägstrecke um 2 cm pro Tag, was im Vergleich zur Vorwoche eine Zunahme darstellt.“ Das würde bedeuten, dass man Dom mehr Schmelze austritt, als aus der Tiefe aufsteigt und das es eine Subsidenz des Vulkans gibt.

Das BPPTKG weist weiterhin auf die unterschiedlichen Vulkangefahren hin und hebt das Risiko hervor, dass von potenziellen pyroklastischen Strömen und Laharen ausgeht. Die asymmetrische Sperrzone mit einem maximalen Radius von 7 km gilt weiterhin. Die Alarmstufe steht auf „orange“.

Vulkan Merapi am 06.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Glühende Schuttlawinen am Merapi in Indonesien

In den letzten Wochen ist der Merapi in der Berichterstattung auf Vnet ein wenig ins Abseits geraten, was daran lag, dass der Fokus auf den Vulkanausbruch in Island lag. Nun, da der Fagradalsfjall seine Aktivität vorerst wieder eingestellt hat, kann ich auch wieder mehr über andere Vulkane berichten. Heute veröffentlichte Vulkanguide Andi neue Bilder vom Merapi. Sie zeigen, dass nach wie vor glühende Schuttlawinen vom Dom abgehen. Laut Andi hat sich die Aktivität wieder ein wenig intensiviert, und er befürchtet, dass pyroklastische Ströme abgehen könnten.

Im letzten Wochenbericht der Vulkanologen vom BPPTG heißt es, dass innerhalb des Beobachtungszeitraums 194 Abgänge heißer Schuttlawinen registriert wurden. Sie flossen durch die Schluchten von Boyong und Bebeng und kamen bis zu 2000 m weit. Außerdem kam es zu einem pyroklastischen Dichtestrom. Am 26. Juli wurden die beiden Lavadome mittels einer Drohne neu kartografiert. Es wurden morphologische Veränderungen des südwestlichen Doms festgestellt. Von ihm gehen maßgeblich die Schuttlawinen ab, was seine Größe und Form stetig verändert. Sein Volumen belief sich zum Zeitpunkt der Kartografie auf 2.573.600 Kubikmeter. Die zentrale Staukuppel veränderte sich in den letzten Monaten kaum. Ihr Volumen lag bei 2.369.800 Kubikmeter.

Die Seismizität des Mount Merapi zeigte sich von ihrer moderaten Seite. 19 Mal gab es flache vulkanotektonische Beben, und es wurden 115 Mal Mehrphasenbeben registriert. Bei 2 Beben handelte es sich um Niederfrequenzbeben.

Das aktuelle Gefahrenpotenzial besteht in Form von Lavalawinen und pyroklastischen Dichteströmen im Südsüdwestsektor des Merapis. Besonders hoch ist die Gefahr im Bereich der Schluchten Boyong, Bedog, Krasak und Bebeng. Dort ist der Gefahrenbereich durch eine ausgedehnte Sperrzone von 7 km abgesichert. Im südöstlichen Sektor misst die Sperrzone 3 km entlang des Flussbettes des Woro-Flusses und 5 km am Gendol-Fluss. Der Auswurf von vulkanischem Material im Falle einer explosiven Eruption kann einen Radius von 3 km vom Gipfel erreichen.

Vulkan Merapi am 11.03.23: Pyroklastischer Strom

Domkollaps verursacht pyroklastischen Strom am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Heute kam es am indonesischen Vulkan Merapi zum partiellen Kollaps des Doms am südwestlichen Kraterrand, in dessen Folge ein großer pyroklastischer Strom entstand. Das VAAC Darwin registrierte Vulkanasche in einer Höhe von 6100 m Höhe, die westwärts driftete und Asche bis in einer Entfernung von 33 km niederregnen ließ. Unser Vereinsmitglied und Vulkan-Guide Andi befand sich am Merapi auf Beobachtungsposten, als der pyroklastische Strom abging. Er teilte mir mit, dass der Abgang ohne Vorwarnung erfolgte und überraschend kam. Vorzeichen hätte es nicht gegeben. Er empfand den pyroklastischen Strom als gewaltig und war froh noch am Leben zu sein, da die Glutwolke im Nachbartal abging und er nur durch einen Grat von dem Strom getrennt war. Opfer gab es offenbar nicht zu beklagen, denn der Strom floss über den Hang innerhalb des Sperrgebiets. Der Alarmstatus des Vulkans stand noch auf „3“.

Das VSI/MAGMA registrierte bis heute Abend 18 Uhr Ortszeit 29 seismische Signale, die mit Abgängen pyroklastischer Ströme assoziiert waren. Sie dauerten zwischen 87 und 459 Sekunden an und hatten Amplituden zwischen 30-75 mm. Angaben über die Gleitstrecken wurden bislang nicht gemacht. Darüber hinaus wurden innerhalb von 6 Stunden 69 Abgänge von Schuttlawinen registriert. Obwohl die beiden Lavadome zuletzt nicht wuchsen, war und ist die seismische Aktivität erhöht. Besonders auffällig sind die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben, die sich jeden Tag unter dem Vulkan ereignen. So könnte eine neue Magmaintrusion den Kollaps des Doms ausgelöst haben.

Dem letzten Wochenbericht vom BPPTKG war zu entnehmen gewesen, dass die beiden Lavadome im Krater des Merapis Volumina von 1.598.700 Kubikmetern (Südwestkuppel) und 2.267.400 (zentraler Dom) Kubikmetern hatten. In den letzten Wochen sind sie praktisch nicht mehr gewachsen.

Was nun letztendlich den partiellen Kollaps des Lavadoms verursachte, ist unbekannt. Neben der erwähnten Magmaintrusion könnte der Dom einfach instabil geworden sein. Vor 3 Tagen gab es ein Erdbeben Mb 4,3 vor der Küste der Merapi-Region. Möglicherweise destabilisierten die Erschütterungen den Dom zusätzlich.

Vulkan Merapi am 12.03.23: Pyroklastische Ströme

Weitere pyroklastische Ströme am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Am indonesischen Vulkan Merapi gingen auch in den letzten Stunden weitere pyroklastische Ströme ab. Das VSI registrierte in der ersten Tageshälfte 12 Abgänge. Die pyroklastischen Ströme hatten Gleitstrecken von bis zu 2 km. Zudem wurden 75 seismische Signale registriert, die von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen verursacht wurden. Es ist also noch viel Bewegung im südwestlichen Lavadom und es kommt zu partiellen Kollapsereignissen bzw. Abbrüchen großer Lavapakete.

Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass es an den Abbruchstellen rot glüht und frische Lava zutage tritt. Das Innere des Lavadoms ist also bei weitem nicht abgekühlt und es kommt zur Fragmentation abbrechender Lavablöcke, die durch Gasfreisetzung verursacht wird.

Zum initialen pyroklastischen Strom, der sich gestern um 12:12 Uhr (WIB) zutrug, wurde bekannt, dass er eine Gleitstrecke von mindestens 4 km hatte. Nachdem ich bereits gestern über die Ursache der Serie pyroklastischer Ströme spekulierte, bin ich mir heute relativ sicher, dass sie durch einen neuen Magmenaufstieg ausgelöst wurde und nicht nur durch Instabilität des Lavadoms. Für die erste These sprechen auch die zahlreichen vulkanotektonischen Erdbeben der letzten Monate, auf die ich in meinen Updates immer wieder hingewiesen habe. Ihre Anzahl hat in den letzten Stunden nachgelassen, ist aber immer noch erhöht. Hier hat es wohl ein Magmaschub geschafft, sich einen Weg bis an die Domoberfläche zu bahnen, doch weiteres Magma steht bereit und versucht aufzusteigen, wobei es das umliegende Gestein zerbricht und die vulkanotektonischen Erdbeben auslöst. Gegen dieses Szenario sprechen hingegen die Beobachtungen der ortsansässigen Vulkanologen, nach denen in den vergangenen Monaten keine Inflation festgestellt wurde. Diese würde man erwarten, wenn ein Magmenkörper aufsteigt. Der Alarmstatus wurde bis jetzt nicht erhöht und steht weiterhin auf „3“ (orange). Meiner Meinung nach sollte er erhöht und die Sperrzone ausgeweitet werden. Offenbar schätzt man vor Ort die Lage anders ein als ich es tue und glaubt an einen Domkollaps ohne neue Magmenintrusion.

Vulkan Merapi am 14.10.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Seismik am Merapi weiterhin hoch

Der indonesische Vulkan Merapi liegt auf der Insel Java und zeigt weiterhin eine sehr hohe seismische Aktivität. Gestern verzeichnete das VSI 336 Hybriderdbeben und ein vulkanotektonisches Erdbeben. Zusätzlich wurden 126 seismische Signale registriert, die auf Schuttlawinen und Steinschläge hindeuten. Dieses Verhalten entspricht dem, was der Vulkan in den vergangenen Tagen gezeigt hat.

Im wöchentlichen Bericht des BPPTKG für die 40. Kalenderwoche wurde festgehalten, dass es insgesamt 2135 Hybriderdbeben gab. Diese Erdbeben deuten auf einen Magmaaufstieg und eine Ausdehnung des Vulkanbaus hin. Agus Budi Santoso, der Leiter des BPPTKG, überwacht die Verformung des Mount Merapi mittels EDM und hat eine durchschnittliche Verkürzung der Sichtlinie um 0,5 Zentimeter pro Tag festgestellt. In einer Stellungnahme erklärte er, dass die geophysikalischen Daten darauf hindeuten, dass sich in einer Tiefe von etwa 1,5 km unter dem Gipfel eine beträchtliche Menge Magma angesammelt hat.

Es wird vermutet, dass dieses Magma wahrscheinlich weiter in Richtung des Gipfels drängen wird und somit den Lavadom weiter anwachsen lässt. Falls dies eintritt, könnte es zu einer erheblichen Verschärfung des Ausbruchs kommen, bei dem auch größere pyroklastische Ströme entstehen könnten.

Die letzte Messung der beiden Lavadom-Volumina, die Ende September durchgeführt wurde, ergab, dass der südwestliche Lavadom auf fast 3.100.000 Kubikmeter angewachsen ist, während der Zentraldom ein Volumen von 2.358.500 Kubikmetern aufwies. Die letzten Werte von Ende August lagen bei 2.858.600 Kubikmetern und 2.355.100 Kubikmetern. Dies lässt darauf schließen, dass der Zentraldom nicht weiter gewachsen ist und sogar etwas an Volumen verloren hat. Möglicherweise sind Schrumpfungsprozesse durch die Abkühlung der Lava für diesen Volumenverlust verantwortlich.

Der Alarmstatus des Vulkans bleibt weiterhin auf Orange und es wurde eine asymmetrische Sperrzone festgelegt, die am Fluss Bebeng mit 7 km den größten Radius aufweist.

Übrigens ist die Seismizität unter dem Inselvulkan Anak Krakatau ebenfalls deutlich erhöht. Es würde mich nicht überraschen, wenn wir dort demnächst neue Explosionen sehen würden.

Vulkan Merapi am 15.03.23

Weitere pyroklastische Ströme am Merapi

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Pyroklastische Ströme

Der indonesische Vulkan Merapi ist weiterhin unruhig: Gestern gingen drei weitere pyroklastische Ströme ab. Sie erzeugten seismische Signale mit Maximalamplituden von 70 mm und einer Laufzeit von bis zu 159 Sekunden. Die Gleitstrecken schätze ich aufgrund der Laufzeiten auf 1500 m bis 2000 m. Darüber hinaus wurden 140 Abgänge von Schuttlawinen und größeren Steinschlägen registriert. Auf nächtlichen Aufnahmen ist zu sehen, dass die Schuttlawinen eine Glutspur hinterließen. Die Asche der pyroklastischen Ströme stieg bis auf einer Höhe von 4300 m auf und löste VONA-Alarm aus.

Die seismische Aktivität deutet auf eine Steigerung der vulkanischen Aktivität infolge von Magmenaufstieg hin. Meiner Meinung nach ist nicht einzig eine Dom-Instabilität Grund für die Abgänge von pyroklastischen Strömen und Schuttlawinen. Darauf weisen insbesondere der starke Rückgang vulkanotektonischer Erdbeben bei gleichzeitiger Zunahme von Hybriderdbeben hin. Monatelang versuchte das Magma aus größerer Tiefe aufzusteigen, schaffte es aber nicht in ausreichendem Maße, sich einen Weg zu Bahnen. Letztendlich sind die Blockaden dann aber doch überwunden worden und frisches Magma stieg bis zum Lavadom aus und verursachte den partiellen Kollaps des südwestlichen Doms. In Abhängigkeit der Förderrate neuen Materials im Verhältnis zu den Abgängen werden wir in den nächsten Tagen vermutlich wieder Domwachstum erleben.

Im Wochenbericht des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum 03.-09. März, der gestern veröffentlicht wurde, heißt es, dass die beiden Lavadome nicht gewachsen sind. Für die südwestliche Kuppel wurde ein Volumen von 1.598.700 m3 festgestellt. Der zentrale Dom brachte es auf ein Volumen von 267.400 m3. Der Haken hierbei liegt allerdings darin, dass die Volumenbestimmungen anhand von Luftaufnahmen vom 13. Januar 2023 ermittelt wurden. Der Öffentlichkeit werden seit Wochen alte Daten präsentiert. Angeblich gab es auch keine signifikante Veränderung in Bezug auf die Bodenhebung, obwohl sich die GPS-Daten von Woche zu Woche schon um einige Zentimeter unterscheiden.


Weitere Meldungen:

Arenal mit Dampfentwicklung

Staat: Costa Rica | Koordinaten: 10.46, -84.70 | Aktivität: Fumarolisch

Die Anwohner des costa-ricanischen Vulkans Arenal reagierten laut lokalen Medienberichten besorgt über eine Dampfentwicklung, die seit einigen Tagen vom Vulkan Arenal ausgeht. Doch das zuständige Observatorium beschwichtigte, dass der Dampf durch starke Regenfälle verursacht wird. Das Regenwasser versickert im Katerbereich, der von früheren Eruptionen aber noch warm ist. Das Wasser verdampft schnell und in der Folge bildet sich durch Kondensation eine Dampffahne. Anzeichen einer bevorstehenden Eruption gibt es demnach nicht.


Vulkan Lascar mit erhöhter Seismizität

Staat: Chile | Koordinaten: -23.36, -67.73 | Aktivität: Seismizität

In der chilenischen wüste Atacama ist es der Vulkan Lascar, der wegen erhöhter Seismizität Sorgen bereitet. Gestern gab es ein neuerliches Schwarmbeben, das durch aufsteigendes Magma getriggert worden sein könnte. Daher wird der Alarmstaus „orange“ aufrecht erhalten. Der Lascar war zuletzt im Dezember 2022 ausgebrochen.

Vulkan Merapi am 15.07.22

  • Am Merapi wurden 2 glühende Schuttlawinen beobachtet
  • Sie legten Strecken von bis zu 1800 m zurück
  • Der Alarmstatus steht auf „orange“

Merapi erzeugt glühende Schuttlawinen

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Auf der indonesischen Insel Java ist der Merapi weiter effusiv aktiv. Gestern wurden 2 glühende Schuttlawinen beobachtet, die eine Gleitstrecke von bis zu 1800 m hatten. Das VSI meldete darüber hinaus 82 seismische Signale, die auf weitere Lawinen-Abgänge, bzw. Steinschläge hindeuteten. Aufgrund der Bewölkung konnten aber nur die beiden erwähnten Schuttlawinen visuell bestätigt werden. Darüber hinaus wurden 9 Hybriderdbeben und 4 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Die Seismizität ist also ehr gering. Vor einer Woche gab es eine Phase erhöhter Seismizität, als gut 130 Hybriderdbeben detektiert wurden. Solche Phasen deuten auf verstärkten Magmentransport aus der Tiefe hin. Mittelfristig betrachtet war das Domwachstum recht bescheiden und Magmanachschub und Abgänge in Form der Schuttlawinen hielten sich die Waage, sodass sich die Volumina der Dome kaum veränderten. Das Volumen des südwestlichen Doms wurde mit 1.645 Millionen Kubikmetern angegeben, während das Volumen des zentralen Doms 2.582 Millionen Kubikmeter betrug. Während Aktivitäts-Hochphasen umfasste das Volumen des Zentraldoms bereits mehr als 3 Millionen Kubikmeter. Damals entstanden mehrere Pyroklastische Ströme, die das Material abtrugen und den Dom verkleinerten.

Gefahrenszenarien am Merapi

Obwohl die Aktivität des Vulkans schwach bis moderat ist, steht die Alarmstufe des Merapis auf „orange“. Die Vulkanologen vom VSI warnen davor, dass es jeder Zeit zur Generierung Pyroklastischer Ströme kommen könnte. Am Wahrscheinlichsten würden sie durch die südlichen und südwestlichen Schluchten der Flüsse Boyong, Bedog, Krasak und Bebeng gleiten. Dort könnten auch Lahare entstehen. Das vulkanische Material könnte sich auch auf den südöstlichen Sektor auswirken, der die Flüsse Woro und Gendol umfasst. Die Gefahrenzone ist asymmetrisch und kann bis zu 7 km betragen. Bei größeren Explosionen könnte größere Tephra in einem 3 km Radius um den Krater niedergehen und gefährlich werden.

Der Merapi grenzt an die Metropolregion Yogyakarta und zählt -aufgrund der dichten Besiedlung und seinen Eruptionsarten- zu den gefährlichsten Vulkanen der Welt.